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Neue Rheinische Zeitung. Nr. 280. Köln, 24. April 1849.

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ad 3, hinter die Worte "zulässig ist" zu setzen:

und den dringenden Wunsch ausspricht, daß die Staatsregierung diese Verfassung gleichfalls als rechtgültig anerkenne, und Se. Majestät der König auf Grund derselben die erbliche Kaiserwürde annehmen wolle.

Berlin, den 20. April 1849.

v. Salzwedell. v. Rohrscheidt. Schörplenberg. Hatzfeldt. Immermann. Daubert. Klein. Wentzel (Ratibor). Graf Hompesch. Fritsch. Naumann. Heyland. Koerber. Reuter

Im Abschnitt 3 nach den Worten - "beschlossen worden" - folgenden Passus einzuschalten:

unbeschadet der dem Großherzogthum Posen durch die Verträge vom Jahre 1815 und königliche Verheißungen garantirten besonderen Rechte.

Berlin, den 20. April 1849

Libelt. Lisiecki. Wedzicki. Lipski. Poninski (Wreschen). Kaliski. Janiszewski. Piegsa. Cybulski. Sulerzyski. Schaffranck. Palacz. Jackowski. Szumann. Richter (Berent, Stargard). Mielzynski. Bartoszkiewicz.

61 Wien, 18. April.

Aus nachstehendem Aufruf an die k. k. Armee in Ungarn vom Oberkommandanten Welden ersieht man, wie auf die niedrigste Weise er seine Feinde, die Ungarn, schimpft und schmäht, sie das Spielwerk feiler Polen nennt, vom Brennpunkte der ungarischen Bewegung, Kossuth, gänzlich schweigt, von Kampf auf Leben und Tod poltert, und dennoch wie ein Ohnmächtiger, diesem gehaßten Feinde gleich darauf versöhnend die Hand, dem irregeleiteten Bruder bietet.

"An die k. k. Armee in Ungarn!

Mit der Führung der militärischen Operationen der Armee in Ungarn von Sr. Majestät beauftragt, wird es die einzige Aufgabe meines Lebens bleiben, mich des Vertrauens unseres geliebten Kaisers würdig zu zeigen.

Mit Vertrauen trete ich auch unter Euch, meine braven Kriegsgefährten! Wird doch mein ganzes Wirken nur durch Eure Mithülfe bedingt; sie besteht in der Intelligenz, Umsicht und Entschlossenheit der einzelnen Führer, vorzüglich dort, wo sie selbstständig zu handeln haben; in dem Muthe, der unbegränzten Hingebung von Seiten der Offiziere und der Mannschaft. Doch zu wem spreche ich? Ihr seid ja Oesterreichs tapfere Soldaten, getreu in Noth und Tod, vom Ticino bis an die Donau dieselben von der halben Welt angestaunten Helden, die mit ihrem Herzblute die Monarchie gerettet.

Ihr könnt nur siegen oder sterben! Es ist die gerechte Sache, für welche wir fechten, und der Himmel wird sie nicht untergehen lasse.

Seht! was uns gegenübersteht; es sind verruchte Bösewichter; der Auswurf aller Völker, die eine ganze Nation betrügen und ihren selbstsüchtigen Plänen opfern, die ein gesegnetes Land, das sonst edle Ungarn, jetzt das Spielwerk feiler Polen, auf ein Jahrhundert in eine Wüste verwandeln. Mit ihnen also Kampf auf Leben und Tod! versöhnend aber noch einmal die Hand dem irregeleiteten Bruder geboten.

Bisher konnte der Krieg in Ungarn noch nicht so erfolgreich geführt werden, als es der heiße Wunsch des hohen Führers war, der die edelsten Proben unbegränzter Hingebung für den Staat gegeben; denn je ausgedehnter die Landesstrecke wurde, welche die Armee bei ihrem Vorrücken zu besetzen hatte, destomehr mußten unsere Streitkräfte jenen des Feindes nachstehen, als auch die bereits eroberten Punkte bei der noch immer durch die Rebellen erhaltenen Aufregung besetzt bleiben mußten.

Dagegen konnte der Feind sich nach allen Richtungen hin unbesorgt bewegen; er fand überall Verräther, welche die schlechte Sache unterstützten, und erhielt so selbst Auskünfte über unsere Pläne; in der Wahl der schändlichsten Mittel nie verlegen, Raub und Mord in seinem Gefolge, wußte er durch Schrecken selbst die Friedlichsten zur Beihülfe zu zwingen.

So bestehen wir, die wir nur auf der Bahn des Rechtes und der Ordnung vorgehen wollen, einen ungleichen Kampf, und doch, wir müssen siegen, wir setzen ja unser Leben, und was noch mehr ist, unsere Ehre ein!

Darum vorwärts! Meine getreuen Kameraden! Dies sei unser Wahlspruch!

Welden,

Feldzeugmeister und Armee-Oberkommandant.

61 Wien, 18. April.

Noch immer dasselbe Schweigen jedweden Organes über die neuesten Ereignisse in Ungarn. Die Bevölkerung Wiens wartet mit gespanntester Neugier auf befriedigende Nachrichten, so manche Familie ist in Angst um ein theures Leben, welches gegen seinen Willen mit in den unheilvollen Bruderkampf zu ziehen gezwungen wurde. Glaubwürdigen Nachrichten von reisenden Privaten zufolge dürfte es vor der Hand für die österreichischen Waffen sehr schlecht sich gestalten, da die Ungarn sich immer mehr vermehren, je weiter sie westwärts dringen, besonders schließt sich ihnen in jenen Gegenden und Orten alles Waffenfähige an, welche bereits die Militärherrschaft der österreichischen Soldateska gekostet haben; die ungarischen Heere sollen nicht im entferntesten so raub- und mordlustig, so disciplin- und gesetzlos sein, wie sie von den Regierungs- und Bourgeois-Organen ausgeposaunt werden. Natürlich requiriren sie an allen Orten ihres Erscheinens Lebensmittel, und Kämpfer, etwas unsanft, was sich aber von selbst versteht, es geht einmal nicht anders im Kriege, von der Luft können Armeen nicht leben, und zudem machen es die k. k. österreichischen Truppen nicht um ein Jota besser, wie wir in Wien die zeugendsten Beweise haben.

In den an Oesterreich angränzenden Komitaten wurde von Seiten der Behörden den Bewohnern wegen Annäherung der Insurgenten anempfohlen, ihre Habseligkeiten und werthvollen Effekten zu verstecken und zu verwahren.

Dem Vernehmen nach soll Kossuth jetzt viel Silbergeld prägen. Das Silber zu seiner Münze bezieht er von der polnischen Aristokratie und von den Kirchenschätzen in Ungarn. Bei einer religiösen Feierlichkeit, wo die Magyaren von Kossuth's Reden enthusiasmirt wurden, wollten sie ihn als König von Ungarn krönen, da er die ungarischen Reichsinsignien mit sich führt, was er jedoch nicht annahm, und erwiderte, daß er nie einen so frechen Griff nach der Krone des heil. Stefan machen werde. An Geschützen sollen die Ungarn den österreichischen Truppen weit überlegen sein. Die Sympathien für die Sache der Ungarn ist hier in Wien unbegränzt. Des Nachts vernimmt man häufig den Ruf: "Eljen Kossuth!!

Schuselka heirathet die Schauspielerin Madame Brüning. Dieselbe war zuletzt beim Direktor Carl, dessen Maitresse sie war, engagirt; sie ist schon ziemlich alt, häßlich, hat 5 Kinder, jedes von einem andern Liebhaber; ist eine von den Weibern mit schwarzem Gaumen, von denen man sagt, sie seien die bösesten. Es ist daher ganz Wien ob des Entschlusses des Schuselka erstaunt, da sie außerdem nicht einmal ein großes Vermögen besitzt, bis auf eine Villa in Hitzing bei Wien, welche sich die Kluge vom Schauspieldirektor Carl als Repressalie für ihre körperliche Hingebung zuschreiben ließ. Der große Geist scheint sich jedoch über alles das hinauszusetzen. Nach der Verehelichung sollen sie nach Hamburg reisen.

** Wien, 19. April.

Es verbreitet sich hier das Gerücht daß der Marschall Radetzki der Waffenstillstand mit Piemont gekündet hat, und am 20. die Feindseligkeiten wieder zu beginnen beabsichtigt. Die Veranlassung hierzu soll die Verweigerung der Aufnahme einer östreichischen Garnison in Alessandria, die Nichtzahlung der Kriegskontribution, die fortdauernde Anwesenheit Albini's im adriatischen Meere, und die Zurückberufung des zu den Friedensunterhandlungen bestimmten, angeblich zu östreichischgesinnten Grafen Revel, und dessen Ersetzung durch Licci, einen Anhänger Gioberti's sein. Obiges Gerücht entbehrt jedoch bis Dato noch jeder Bestätigung.

Nach einer Notiz des "Soldatenfreundes" beträgt das Jahresgehalt, welches Feldmarschall Radetzki als Feldmarschall aller russischen Heere zu beziehen hat, nicht weniger als 80,000 R. S. (130,000 Fl.)

Der Gemeinderath der Stadt Wien bildet die Wiener zu herrlichen Spitzl und Denuncianten heran, nämlich da er, der Gemeinderath, noch viele Waffen im Publikum vermuthet, so beschloß er, demjenigen, welcher ein verheimlichtes Waffendepot anzeigt, unter Verschweigung seines Namens, 10 pCt. des Werthes der vorgefundenen Waffen als Belohnung auszuzahlen, und selbe noch bedeutend zu erhöhen, wenn hierbei Umstände an's Tageslicht kommen, welche die Sicherheit Wiens gefährden könnten.

Venedig wird demnächst zu Lande und zu Wasser angegriffen werden. Der Vize-Admiral F.-M.-L. Dahlerup wird die Angriffe zur See im Einklange mit den Operationen des F.-M.-L- Baron Haynau am Land leiten. Das Hauptquartier des letztgenannten Generals wird in die nächste Umgebung von Mestre verlegt. Fürst Schwarzenberg hat den Vertreter der französischen Republik allhier amtlich vom Wiederbeginn der Blokade Venedigs in Kenntniß setzen lassen. Ferner um das Fort Malghera wird ein Armeekorps von 25,000 Mann mit einem Belagerungstrain von 80 schweren Geschützen konzentrirt. Man erwartet nur noch die Beischaffung des nöthigen Artilleriematerials, um unverzüglich zur Auswerfung der Laufgräben zu schreiten. Der Ingenieur, Oberstlieutenant Khautz, leitet die Belagerungsarbeiten.

61 Wien, 19. April.

Die Truppen-Konzentrirung nach Ungarn wird ununterbrochen fortgesetzt, Tag und Nacht nichts wie Trommelschlag und Trompetenstoß; aus Prag, Brünn, Olmütz, Linz, Salzburg und Innsbruck marschiren Truppen aller Waffengattungen hier durch nach Ungarn, um den letzten mitteleuropäischen Revolutionskampf zu unterdrücken. Der ungarische Kriegsschauplatz nähert sich immer mehr der östreichischen Gränze, namlich der Leitha, was sich dadurch bestätigt, daß von Seite der Militärbehörde die Befahrung der Wien-Bruckerbahn eingestellt ist. Zur gewissenhaften Befolgung dieser Maßregel bivouakiren beim Wiener Bahnhofe Truppenabtheilungen schon einige Tage im Freien. Ein Reisender von Pesth versicherte, daß von dort bis auf Schwechat bei Wien nichts wie Militär sammt Geschützen auf und neben den Straßen zu sehen ist. Trotz dieser angeblich anschwellenden Heeresmacht werden die Ungarn bei ihrem Heldenmuth und ihrer Ausdauer endlich dennoch siegen. Der Stand der k. k. Armee in Ungarn wird auf 90-100,000 Mann angegeben, davon stehen beiläufig 50,000 Mann bei Pesth; hinter Gran 7 Brigaden (?), die sich von Waitzen dorthin zurückgezogen haben. Diese 7 Brigaden stehen unter dem Kommando des F.-M.-L. Wohlgemuth, und sind beiläufig 25,000 Mann stark(!) Die 12 Bataillone, die aus Galizien nach Ungarn unter F.-M.-L. Vogel einrücken sollen, sind sicher 10,000 Mann stark. Rechnet man hiezu das Belagerungskorps von Komorn und die Truppen bei Peterwardein unter Rugent (die sich aber weit vom Schuß halten), so dürfte an 100,000 Mann wenig fehlen.

So eben erscheint folgende Kundmachung:

Da beunruhigende Gerüchte in Bezug der Cernirung der Festung Komorn zirkuliren, so findet man sich veranlaßt, zu versichern, das nicht nur die Cernirung besagter Festung und Beschießung fortgesetzt, sondern daß es auch gelungen ist, die Brücke, welche die Festung mit dem Brückenkopfe am rechten Donau-Ufer verbindet, zu zerstören. Hierdurch ward die Eroberung dieses Brückenkopfes bedeutend erleichtert, wonach auch der Fall der Festung als näher gerückt angesehen werden kann.

Wien, am 18. April 1849.

Kommandirender General in Nieder- und Ober-

Oestreich und Civil- und Militärgouverneur-

Stellvertreter, Fr. v. Böhm, F.-M.-L.

Wenn die Gefahr am größten ist, fängt man an, das Publikum zu trösten. Noch einmal, wie ich vorne bemerkte, warum wird die Wien-Bruckereisenbahn nicht befahren, und warum ist der Bahnhof in Wien besetzt??!

Ostrowo, 16. April.

Nach einer heute hier eingegangenen Nachricht wird in Warschau eine zweite Citadelle gebaut und schon stark daran gearbeitet.

Nach Kalisch ist gestern ein Pulvertransport von 150 Centnern eingegangen, es heißt, der Kaiser kommt nach Kalisch, wann, ist noch unbestimmt.

Posen, 18. April.

Unstreitig besitzt unsere Provinz noch viel zu viel Arbeitskräfte für seine Produktion, und viel zu wenig darbende und brodlose Familien; wenigstens ist das Kriegsdepartement in Berlin der Meinung, daß es ohne Schaden noch einige Landwehr für den deutsch-preußischen Krieg in Schleswig-Holstein stellen könne. Ein Theil der bei der letzten Einziehung hier noch zurückgebliebenen Landwehr hat jetzt nämlich die Aufforderung erhalten, sich am nächsten Montage zu stellen, und wie uns versichert wird, soll an diesem Tage auch sofort die Einkleidung und Absendung zu dem Reservekorps in Schleswig erfolgen. Bei der Lage des Krieges in Schleswig muß die Nachsendung von größeren Massen Landwehr allerdings auffallen und man ist wohl berechtigt, sie nicht als eine Kriegsnothwendigkeit, sondern als Präventivmaßregel gegen befürchtete politische Eventualitäten zu betrachten.

Altona, 19. April (Abends).

Ein Schreiben von einem bei unsern Vorposten an der Königsau stehenden Militär theilt in einem Postscript mit, daß bei Abgang des Schreibens die Marschorde nach Jütland ergangen sei.

   (N. Fr. P.)
* Aus Schleswig-Holstein, 17. April.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Stuttgart, 19. April.

Auch hier Ministerkrisis! Ursache: die sogenannte Reichsverfassung und der schwarzweiße Kaiserhomunculus. Das Ministerium Römer will Anerkennung aller Beschlüsse des Froschteichs, Ex-Fräulein Stubenrauch und der würtembergische Landesvater wollen nicht.

Wie's das heurige Jahr mitbringt, wird wohl ein auch in seinen Autecedentien makelloses Kabinet der Reaktion zu Stande kommen. Mit den Volksvertretern würde dann verfahren werden, wie in Baiern. Es bliebe dann blos der Spaß übrig zu untersuchen, wer die gottbegnadeten Fußtritte und Maulschellen ergebner und graziöser hingenommen: die Schwaben oder die Baiern?

Stuttgart, 19. April.

Ich zeige Ihnen in Eile an, daß unsere Hauptstadt in ungeheurer Aufregung ist. Das Ministerium Römer soll in Masse seine Entlassung eingereicht haben, da, nach einer höchst stürmischen Sitzung der König sich nicht unbedingt den Beschlüssen der Nationalversammlung unterordnen will. Der Wind weht von Norden, und die Prinzeß Marie soll namentlich ihren Einfluß geltend machen. Die Stimmung ist sehr düster und Einer läuft dem Andern entgegen, um Genaueres zu hören.

Der Volksverein in Stuttgart hat sich, als Centralverein, für permanent erklärt; der vaterländische Verein hat eine neue Bürgerversammlung zusammen berufen. Die Weingartenbesitzer sind besonders zu einer Berathung aufgefordert.

(Wie in Frankfurt einlaufende Gerüchte besagen, hätte sich der gottbegnadete Landesvater von Würtemberg aus Stuttgart entfernt.)

Mannheim, 20. April.

Bei der heute stattgehabten Wahl eines ersten Bürgermeisters unserer Stadt, an die Stelle des von der Regierung nicht bestätigten gewählten Bürgermeisters Brentano, ist Brentano abermals gewählt worden.

Polen.
Krakau, 16. April.

Die Vorgänge in Folge des Rekrutirungszwanges am Lande bei uns, besonders in dem Städtchen Chrzanow, die in unserer Stadt bereits seit mehreren Tagen unter dem Namen der Chrzanower Bauernrepublik das Stadtgespräch bilden, erhalten mit jedem Tage ein ernsteres Ansehen. Zwei Tausend Bauern sollen in dem bei 3 Meilen langen Walde bivouaquiren, - vier Personen, ein k. k. Offizier, ein Geistlicher und zwei Civilbeamten, die sie zur Nachgiebigkeit zu bewegen suchten, bekamen zur Antwort: "Wir wollen lieber hier, als in Ungarn sterben, was haben uns die Ungarn gethan!" Gestern brachte man von dort zwei todte und sechs verwundete Soldaten herein, und täglich schließen sich von hier aus eine Menge junger Leute, von verschiedenen Klassen, die sich hier nicht sicher fühlen, den Bauern an; denn auch bei uns in der Stadt scheint seit einigen Tagen das Ausnahmsgesetz für Krakau, die freiwillige Werbung nämlich, keine Geltung mehr zu haben, und ganz ungenirt werden junge Leute bei Nacht aus ihren warmen Betten gezogen und den andern Tag als Vaterlandsvertheidiger aus der Stadt geschafft; besonders beklagen sich die armen Juden, daß ihnen ihre Jungen nicht nur bei Nacht und Nebel zu Zwanzigen entführt, sondern seit gestern bei helllichtem Tage auf offener Straße zusammengefangen werden. - Soeben geht eine Kompagnie Soldaten und eine entsprechende Anzahl Kavallerie nach Chrzanow ab. - Vorgestern will man hier mehrere russische Offiziere gesehen haben, und heute spricht man davon, daß in der Stadt von mehreren Gutgesinnten und Furchtsamen Unterschriften zur Einladung der Kosaken gesammelt werden.

Französische Republik.
* Paris, 21. April.

Das sozial-demokratische Wahlcomite des Seinedepartements hat folgendes Manifest erlassen:

"Jeder Bürger, der von dem unterzeichneten Comite zum Kandidaten für die Nationalrepräsentation angenommen wird, erklärt sich durch die bloße Annahme seiner Kandidatur, im Angesicht des Volkes, ohne Rückhalt und Ausflüchte für die folgenden sechs Forderungen:

1) die Republik steht über dem Recht der Majorität;

2) wenn die Konstitution verletzt wird, haben die Repräsentanten mit dem Beispiel des Widerstandes voranzugehen;

3) zwischen den Völkern wie zwischen den Menschen herrscht Solidarität. Die Verwendung der bewaffneten Macht Frankreichs gegen die Freiheit der Völker ist ein Verbrechen, eine "Verletzung der Konstitution." (Siehe Nr. 2.) Frankreich ist den Nationen, welche die Tyrannei bekämpfen, zu Hülfe verpflichtet, und kann sie heute unverzüglich bethätigen;

4) das Recht auf Arbeit ist das oberste aller Rechte, das Lebensrecht. Die härteste aller Tyranneien ist die des Kapitals. Die Nationalvertretung kann und soll die Vernichtung dieser Tyrannei verfolgen;

5) in einer freien Nation muß die Erziehung für Alle frei, gemeinschaftlich, gleich und obligatorisch sein;

6) Die Rückforderung der Milliarde der Emigrirten ist eine gerechte, nützliche und ausführbare Maßregel.

"Der Candidat unterwirft sich ferner ohne Rückhalt und Ausflüchte folgenden Bedingungen:

1) Er verzichtet öffentlich und im Voraus auf jede Kaadidatur im Seine-Departement, falls das Comite ihn nicht in die Zahl der dem Volk vorzuschlagenden Candidaten aufnehmen kann;

2) Er gestattet für den Fall einer Doppelwahl, daß das Comite an seiner Statt das Vorzugsrecht ausübt."

Der Invaliden-Gouverneur Jerome Bonaparte hat den bonapartistischen Wahlcomites erklärt, daß er keine Kandidatur annehme: "sein Alter, seine Erinnerungen, sein Rang, machen es ihm nicht anders möglich." Der Ex-König von Westphalen müßte sich in der That sehr drollig zwischen Marrast und den Finanzjuden des "National" ausnehmen.

Der bekannte Clubredner Bonnard, (Ex-Präsident des früheren Redouten-Clubs der Rue Grenelle St. Honore) wurde heute vor den Assisen wegen einer Rede im Club des Brouillards zu einem Jahr Gefängniß und 1000 Frcs. Geldbuße verurtheilt.

090 Paris, 21. April.

Das demokratische Wahlcomite hatte für heute die Soldaten und Unteroffiziere zu einer Wahlversammlung in den Saal de la Fraternite, Rue Martel, eingeladen, damit dieselben zwei demokratische Candidaten aus der Armee wählten. Unsere Bourgeois- und Jesuitenregierung aber ist von dieser Angelegenheit wie von der Tarantel gestochen; alle Truppen sind in den Casernen consignirt, und 84 Unteroffiziere bereits verhaftet worden.

Die Versammlung sollte um 5 Uhr stattfinden, und ich kann Ihnen des Postschlusses wegen keine Nachrichten geben, ob sie durch die Maßregeln der Regierung, wie wahrscheinlich, vereitelt worden ist. Schaaren von Stadtsergeanten ziehen in diesem Augenblick nach dem Faubourg St. Denis; das Lokal und die benachbarten Straßen sind von Truppen cernirt, und zahlreiche Haufen Neugieriger strömen dorthin.

Paris, 21. April.

Im Moniteur ein Rundschreiben des Kultusminister Falloux an sämmtliche Erzbischöfe und Bischöfe rücksichtlich besserer Verwaltung des Kirchenwesens (!).

- Napoleon (Jerome) Bonaparte, kaum in Madrid angelangt, ist wegen seines allzuunvorsichtigen Auftretens in Bordeaux, in Ungnade gefallen und abberufen worden. So melden mehrere Blätter.

Sein Vetter, Präsident Bonaparte, läßt zwar heute das Gerücht eines Unfriedens in der Familie widerlegen, indessen kann der Bruch nicht lange mehr ausbleiben; Napoleon (der Vetter) und seine Schwester, verehelichte Demidoff, intriguiren gar zu tölpelhaft für Gründung eines zweiten napoleonischen Weltreiches zu ihren Gunsten.

- Paris ist ruhig und doch sind alle Truppen konsignirt! .... um sie an der Theilnahme an der vorbereitenden Militärwahlversammlung im Fraternitätssaal zu hindern. Das demokratisch-soziale Comite hat ein Meeting ausgeschrieben, um dem Militär Gelegenheit zu geben, sich über die zwei Kandidaten zu verständigen, welche auf der Liste figuriren sollen. Zwei Unteroffiziere sind vorgeschlagen und ihre Namen gehen durch alle Regimenter; kein Zweifel, daß sie gewählt werden.

Wie wir hören, wollen mehrere Militärs die Configue forciren, und es könnte leicht Blut fließen.

- Der Poitierklub legt endlich dem Publikum Rechenschaft über

ad 3, hinter die Worte „zulässig ist“ zu setzen:

und den dringenden Wunsch ausspricht, daß die Staatsregierung diese Verfassung gleichfalls als rechtgültig anerkenne, und Se. Majestät der König auf Grund derselben die erbliche Kaiserwürde annehmen wolle.

Berlin, den 20. April 1849.

v. Salzwedell. v. Rohrscheidt. Schörplenberg. Hatzfeldt. Immermann. Daubert. Klein. Wentzel (Ratibor). Graf Hompesch. Fritsch. Naumann. Heyland. Koerber. Reuter

Im Abschnitt 3 nach den Worten ‒ „beschlossen worden“ ‒ folgenden Passus einzuschalten:

unbeschadet der dem Großherzogthum Posen durch die Verträge vom Jahre 1815 und königliche Verheißungen garantirten besonderen Rechte.

Berlin, den 20. April 1849

Libelt. Lisiecki. Wedzicki. Lipski. Poninski (Wreschen). Kaliski. Janiszewski. Piegsa. Cybulski. Sulerzyski. Schaffranck. Palacz. Jackowski. Szumann. Richter (Berent, Stargard). Mielzynski. Bartoszkiewicz.

61 Wien, 18. April.

Aus nachstehendem Aufruf an die k. k. Armee in Ungarn vom Oberkommandanten Welden ersieht man, wie auf die niedrigste Weise er seine Feinde, die Ungarn, schimpft und schmäht, sie das Spielwerk feiler Polen nennt, vom Brennpunkte der ungarischen Bewegung, Kossuth, gänzlich schweigt, von Kampf auf Leben und Tod poltert, und dennoch wie ein Ohnmächtiger, diesem gehaßten Feinde gleich darauf versöhnend die Hand, dem irregeleiteten Bruder bietet.

„An die k. k. Armee in Ungarn!

Mit der Führung der militärischen Operationen der Armee in Ungarn von Sr. Majestät beauftragt, wird es die einzige Aufgabe meines Lebens bleiben, mich des Vertrauens unseres geliebten Kaisers würdig zu zeigen.

Mit Vertrauen trete ich auch unter Euch, meine braven Kriegsgefährten! Wird doch mein ganzes Wirken nur durch Eure Mithülfe bedingt; sie besteht in der Intelligenz, Umsicht und Entschlossenheit der einzelnen Führer, vorzüglich dort, wo sie selbstständig zu handeln haben; in dem Muthe, der unbegränzten Hingebung von Seiten der Offiziere und der Mannschaft. Doch zu wem spreche ich? Ihr seid ja Oesterreichs tapfere Soldaten, getreu in Noth und Tod, vom Ticino bis an die Donau dieselben von der halben Welt angestaunten Helden, die mit ihrem Herzblute die Monarchie gerettet.

Ihr könnt nur siegen oder sterben! Es ist die gerechte Sache, für welche wir fechten, und der Himmel wird sie nicht untergehen lasse.

Seht! was uns gegenübersteht; es sind verruchte Bösewichter; der Auswurf aller Völker, die eine ganze Nation betrügen und ihren selbstsüchtigen Plänen opfern, die ein gesegnetes Land, das sonst edle Ungarn, jetzt das Spielwerk feiler Polen, auf ein Jahrhundert in eine Wüste verwandeln. Mit ihnen also Kampf auf Leben und Tod! versöhnend aber noch einmal die Hand dem irregeleiteten Bruder geboten.

Bisher konnte der Krieg in Ungarn noch nicht so erfolgreich geführt werden, als es der heiße Wunsch des hohen Führers war, der die edelsten Proben unbegränzter Hingebung für den Staat gegeben; denn je ausgedehnter die Landesstrecke wurde, welche die Armee bei ihrem Vorrücken zu besetzen hatte, destomehr mußten unsere Streitkräfte jenen des Feindes nachstehen, als auch die bereits eroberten Punkte bei der noch immer durch die Rebellen erhaltenen Aufregung besetzt bleiben mußten.

Dagegen konnte der Feind sich nach allen Richtungen hin unbesorgt bewegen; er fand überall Verräther, welche die schlechte Sache unterstützten, und erhielt so selbst Auskünfte über unsere Pläne; in der Wahl der schändlichsten Mittel nie verlegen, Raub und Mord in seinem Gefolge, wußte er durch Schrecken selbst die Friedlichsten zur Beihülfe zu zwingen.

So bestehen wir, die wir nur auf der Bahn des Rechtes und der Ordnung vorgehen wollen, einen ungleichen Kampf, und doch, wir müssen siegen, wir setzen ja unser Leben, und was noch mehr ist, unsere Ehre ein!

Darum vorwärts! Meine getreuen Kameraden! Dies sei unser Wahlspruch!

Welden,

Feldzeugmeister und Armee-Oberkommandant.

61 Wien, 18. April.

Noch immer dasselbe Schweigen jedweden Organes über die neuesten Ereignisse in Ungarn. Die Bevölkerung Wiens wartet mit gespanntester Neugier auf befriedigende Nachrichten, so manche Familie ist in Angst um ein theures Leben, welches gegen seinen Willen mit in den unheilvollen Bruderkampf zu ziehen gezwungen wurde. Glaubwürdigen Nachrichten von reisenden Privaten zufolge dürfte es vor der Hand für die österreichischen Waffen sehr schlecht sich gestalten, da die Ungarn sich immer mehr vermehren, je weiter sie westwärts dringen, besonders schließt sich ihnen in jenen Gegenden und Orten alles Waffenfähige an, welche bereits die Militärherrschaft der österreichischen Soldateska gekostet haben; die ungarischen Heere sollen nicht im entferntesten so raub- und mordlustig, so disciplin- und gesetzlos sein, wie sie von den Regierungs- und Bourgeois-Organen ausgeposaunt werden. Natürlich requiriren sie an allen Orten ihres Erscheinens Lebensmittel, und Kämpfer, etwas unsanft, was sich aber von selbst versteht, es geht einmal nicht anders im Kriege, von der Luft können Armeen nicht leben, und zudem machen es die k. k. österreichischen Truppen nicht um ein Jota besser, wie wir in Wien die zeugendsten Beweise haben.

In den an Oesterreich angränzenden Komitaten wurde von Seiten der Behörden den Bewohnern wegen Annäherung der Insurgenten anempfohlen, ihre Habseligkeiten und werthvollen Effekten zu verstecken und zu verwahren.

Dem Vernehmen nach soll Kossuth jetzt viel Silbergeld prägen. Das Silber zu seiner Münze bezieht er von der polnischen Aristokratie und von den Kirchenschätzen in Ungarn. Bei einer religiösen Feierlichkeit, wo die Magyaren von Kossuth's Reden enthusiasmirt wurden, wollten sie ihn als König von Ungarn krönen, da er die ungarischen Reichsinsignien mit sich führt, was er jedoch nicht annahm, und erwiderte, daß er nie einen so frechen Griff nach der Krone des heil. Stefan machen werde. An Geschützen sollen die Ungarn den österreichischen Truppen weit überlegen sein. Die Sympathien für die Sache der Ungarn ist hier in Wien unbegränzt. Des Nachts vernimmt man häufig den Ruf: „Eljen Kossuth!!

Schuselka heirathet die Schauspielerin Madame Brüning. Dieselbe war zuletzt beim Direktor Carl, dessen Maitresse sie war, engagirt; sie ist schon ziemlich alt, häßlich, hat 5 Kinder, jedes von einem andern Liebhaber; ist eine von den Weibern mit schwarzem Gaumen, von denen man sagt, sie seien die bösesten. Es ist daher ganz Wien ob des Entschlusses des Schuselka erstaunt, da sie außerdem nicht einmal ein großes Vermögen besitzt, bis auf eine Villa in Hitzing bei Wien, welche sich die Kluge vom Schauspieldirektor Carl als Repressalie für ihre körperliche Hingebung zuschreiben ließ. Der große Geist scheint sich jedoch über alles das hinauszusetzen. Nach der Verehelichung sollen sie nach Hamburg reisen.

** Wien, 19. April.

Es verbreitet sich hier das Gerücht daß der Marschall Radetzki der Waffenstillstand mit Piemont gekündet hat, und am 20. die Feindseligkeiten wieder zu beginnen beabsichtigt. Die Veranlassung hierzu soll die Verweigerung der Aufnahme einer östreichischen Garnison in Alessandria, die Nichtzahlung der Kriegskontribution, die fortdauernde Anwesenheit Albini's im adriatischen Meere, und die Zurückberufung des zu den Friedensunterhandlungen bestimmten, angeblich zu östreichischgesinnten Grafen Revel, und dessen Ersetzung durch Licci, einen Anhänger Gioberti's sein. Obiges Gerücht entbehrt jedoch bis Dato noch jeder Bestätigung.

Nach einer Notiz des „Soldatenfreundes“ beträgt das Jahresgehalt, welches Feldmarschall Radetzki als Feldmarschall aller russischen Heere zu beziehen hat, nicht weniger als 80,000 R. S. (130,000 Fl.)

Der Gemeinderath der Stadt Wien bildet die Wiener zu herrlichen Spitzl und Denuncianten heran, nämlich da er, der Gemeinderath, noch viele Waffen im Publikum vermuthet, so beschloß er, demjenigen, welcher ein verheimlichtes Waffendepot anzeigt, unter Verschweigung seines Namens, 10 pCt. des Werthes der vorgefundenen Waffen als Belohnung auszuzahlen, und selbe noch bedeutend zu erhöhen, wenn hierbei Umstände an's Tageslicht kommen, welche die Sicherheit Wiens gefährden könnten.

Venedig wird demnächst zu Lande und zu Wasser angegriffen werden. Der Vize-Admiral F.-M.-L. Dahlerup wird die Angriffe zur See im Einklange mit den Operationen des F.-M.-L- Baron Haynau am Land leiten. Das Hauptquartier des letztgenannten Generals wird in die nächste Umgebung von Mestre verlegt. Fürst Schwarzenberg hat den Vertreter der französischen Republik allhier amtlich vom Wiederbeginn der Blokade Venedigs in Kenntniß setzen lassen. Ferner um das Fort Malghera wird ein Armeekorps von 25,000 Mann mit einem Belagerungstrain von 80 schweren Geschützen konzentrirt. Man erwartet nur noch die Beischaffung des nöthigen Artilleriematerials, um unverzüglich zur Auswerfung der Laufgräben zu schreiten. Der Ingenieur, Oberstlieutenant Khautz, leitet die Belagerungsarbeiten.

61 Wien, 19. April.

Die Truppen-Konzentrirung nach Ungarn wird ununterbrochen fortgesetzt, Tag und Nacht nichts wie Trommelschlag und Trompetenstoß; aus Prag, Brünn, Olmütz, Linz, Salzburg und Innsbruck marschiren Truppen aller Waffengattungen hier durch nach Ungarn, um den letzten mitteleuropäischen Revolutionskampf zu unterdrücken. Der ungarische Kriegsschauplatz nähert sich immer mehr der östreichischen Gränze, namlich der Leitha, was sich dadurch bestätigt, daß von Seite der Militärbehörde die Befahrung der Wien-Bruckerbahn eingestellt ist. Zur gewissenhaften Befolgung dieser Maßregel bivouakiren beim Wiener Bahnhofe Truppenabtheilungen schon einige Tage im Freien. Ein Reisender von Pesth versicherte, daß von dort bis auf Schwechat bei Wien nichts wie Militär sammt Geschützen auf und neben den Straßen zu sehen ist. Trotz dieser angeblich anschwellenden Heeresmacht werden die Ungarn bei ihrem Heldenmuth und ihrer Ausdauer endlich dennoch siegen. Der Stand der k. k. Armee in Ungarn wird auf 90-100,000 Mann angegeben, davon stehen beiläufig 50,000 Mann bei Pesth; hinter Gran 7 Brigaden (?), die sich von Waitzen dorthin zurückgezogen haben. Diese 7 Brigaden stehen unter dem Kommando des F.-M.-L. Wohlgemuth, und sind beiläufig 25,000 Mann stark(!) Die 12 Bataillone, die aus Galizien nach Ungarn unter F.-M.-L. Vogel einrücken sollen, sind sicher 10,000 Mann stark. Rechnet man hiezu das Belagerungskorps von Komorn und die Truppen bei Peterwardein unter Rugent (die sich aber weit vom Schuß halten), so dürfte an 100,000 Mann wenig fehlen.

So eben erscheint folgende Kundmachung:

Da beunruhigende Gerüchte in Bezug der Cernirung der Festung Komorn zirkuliren, so findet man sich veranlaßt, zu versichern, das nicht nur die Cernirung besagter Festung und Beschießung fortgesetzt, sondern daß es auch gelungen ist, die Brücke, welche die Festung mit dem Brückenkopfe am rechten Donau-Ufer verbindet, zu zerstören. Hierdurch ward die Eroberung dieses Brückenkopfes bedeutend erleichtert, wonach auch der Fall der Festung als näher gerückt angesehen werden kann.

Wien, am 18. April 1849.

Kommandirender General in Nieder- und Ober-

Oestreich und Civil- und Militärgouverneur-

Stellvertreter, Fr. v. Böhm, F.-M.-L.

Wenn die Gefahr am größten ist, fängt man an, das Publikum zu trösten. Noch einmal, wie ich vorne bemerkte, warum wird die Wien-Bruckereisenbahn nicht befahren, und warum ist der Bahnhof in Wien besetzt??!

Ostrowo, 16. April.

Nach einer heute hier eingegangenen Nachricht wird in Warschau eine zweite Citadelle gebaut und schon stark daran gearbeitet.

Nach Kalisch ist gestern ein Pulvertransport von 150 Centnern eingegangen, es heißt, der Kaiser kommt nach Kalisch, wann, ist noch unbestimmt.

Posen, 18. April.

Unstreitig besitzt unsere Provinz noch viel zu viel Arbeitskräfte für seine Produktion, und viel zu wenig darbende und brodlose Familien; wenigstens ist das Kriegsdepartement in Berlin der Meinung, daß es ohne Schaden noch einige Landwehr für den deutsch-preußischen Krieg in Schleswig-Holstein stellen könne. Ein Theil der bei der letzten Einziehung hier noch zurückgebliebenen Landwehr hat jetzt nämlich die Aufforderung erhalten, sich am nächsten Montage zu stellen, und wie uns versichert wird, soll an diesem Tage auch sofort die Einkleidung und Absendung zu dem Reservekorps in Schleswig erfolgen. Bei der Lage des Krieges in Schleswig muß die Nachsendung von größeren Massen Landwehr allerdings auffallen und man ist wohl berechtigt, sie nicht als eine Kriegsnothwendigkeit, sondern als Präventivmaßregel gegen befürchtete politische Eventualitäten zu betrachten.

Altona, 19. April (Abends).

Ein Schreiben von einem bei unsern Vorposten an der Königsau stehenden Militär theilt in einem Postscript mit, daß bei Abgang des Schreibens die Marschorde nach Jütland ergangen sei.

   (N. Fr. P.)
* Aus Schleswig-Holstein, 17. April.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
* Stuttgart, 19. April.

Auch hier Ministerkrisis! Ursache: die sogenannte Reichsverfassung und der schwarzweiße Kaiserhomunculus. Das Ministerium Römer will Anerkennung aller Beschlüsse des Froschteichs, Ex-Fräulein Stubenrauch und der würtembergische Landesvater wollen nicht.

Wie's das heurige Jahr mitbringt, wird wohl ein auch in seinen Autecedentien makelloses Kabinet der Reaktion zu Stande kommen. Mit den Volksvertretern würde dann verfahren werden, wie in Baiern. Es bliebe dann blos der Spaß übrig zu untersuchen, wer die gottbegnadeten Fußtritte und Maulschellen ergebner und graziöser hingenommen: die Schwaben oder die Baiern?

Stuttgart, 19. April.

Ich zeige Ihnen in Eile an, daß unsere Hauptstadt in ungeheurer Aufregung ist. Das Ministerium Römer soll in Masse seine Entlassung eingereicht haben, da, nach einer höchst stürmischen Sitzung der König sich nicht unbedingt den Beschlüssen der Nationalversammlung unterordnen will. Der Wind weht von Norden, und die Prinzeß Marie soll namentlich ihren Einfluß geltend machen. Die Stimmung ist sehr düster und Einer läuft dem Andern entgegen, um Genaueres zu hören.

Der Volksverein in Stuttgart hat sich, als Centralverein, für permanent erklärt; der vaterländische Verein hat eine neue Bürgerversammlung zusammen berufen. Die Weingartenbesitzer sind besonders zu einer Berathung aufgefordert.

(Wie in Frankfurt einlaufende Gerüchte besagen, hätte sich der gottbegnadete Landesvater von Würtemberg aus Stuttgart entfernt.)

Mannheim, 20. April.

Bei der heute stattgehabten Wahl eines ersten Bürgermeisters unserer Stadt, an die Stelle des von der Regierung nicht bestätigten gewählten Bürgermeisters Brentano, ist Brentano abermals gewählt worden.

Polen.
Krakau, 16. April.

Die Vorgänge in Folge des Rekrutirungszwanges am Lande bei uns, besonders in dem Städtchen Chrzanow, die in unserer Stadt bereits seit mehreren Tagen unter dem Namen der Chrzanower Bauernrepublik das Stadtgespräch bilden, erhalten mit jedem Tage ein ernsteres Ansehen. Zwei Tausend Bauern sollen in dem bei 3 Meilen langen Walde bivouaquiren, ‒ vier Personen, ein k. k. Offizier, ein Geistlicher und zwei Civilbeamten, die sie zur Nachgiebigkeit zu bewegen suchten, bekamen zur Antwort: „Wir wollen lieber hier, als in Ungarn sterben, was haben uns die Ungarn gethan!“ Gestern brachte man von dort zwei todte und sechs verwundete Soldaten herein, und täglich schließen sich von hier aus eine Menge junger Leute, von verschiedenen Klassen, die sich hier nicht sicher fühlen, den Bauern an; denn auch bei uns in der Stadt scheint seit einigen Tagen das Ausnahmsgesetz für Krakau, die freiwillige Werbung nämlich, keine Geltung mehr zu haben, und ganz ungenirt werden junge Leute bei Nacht aus ihren warmen Betten gezogen und den andern Tag als Vaterlandsvertheidiger aus der Stadt geschafft; besonders beklagen sich die armen Juden, daß ihnen ihre Jungen nicht nur bei Nacht und Nebel zu Zwanzigen entführt, sondern seit gestern bei helllichtem Tage auf offener Straße zusammengefangen werden. ‒ Soeben geht eine Kompagnie Soldaten und eine entsprechende Anzahl Kavallerie nach Chrzanow ab. ‒ Vorgestern will man hier mehrere russische Offiziere gesehen haben, und heute spricht man davon, daß in der Stadt von mehreren Gutgesinnten und Furchtsamen Unterschriften zur Einladung der Kosaken gesammelt werden.

Französische Republik.
* Paris, 21. April.

Das sozial-demokratische Wahlcomité des Seinedepartements hat folgendes Manifest erlassen:

„Jeder Bürger, der von dem unterzeichneten Comité zum Kandidaten für die Nationalrepräsentation angenommen wird, erklärt sich durch die bloße Annahme seiner Kandidatur, im Angesicht des Volkes, ohne Rückhalt und Ausflüchte für die folgenden sechs Forderungen:

1) die Republik steht über dem Recht der Majorität;

2) wenn die Konstitution verletzt wird, haben die Repräsentanten mit dem Beispiel des Widerstandes voranzugehen;

3) zwischen den Völkern wie zwischen den Menschen herrscht Solidarität. Die Verwendung der bewaffneten Macht Frankreichs gegen die Freiheit der Völker ist ein Verbrechen, eine „Verletzung der Konstitution.“ (Siehe Nr. 2.) Frankreich ist den Nationen, welche die Tyrannei bekämpfen, zu Hülfe verpflichtet, und kann sie heute unverzüglich bethätigen;

4) das Recht auf Arbeit ist das oberste aller Rechte, das Lebensrecht. Die härteste aller Tyranneien ist die des Kapitals. Die Nationalvertretung kann und soll die Vernichtung dieser Tyrannei verfolgen;

5) in einer freien Nation muß die Erziehung für Alle frei, gemeinschaftlich, gleich und obligatorisch sein;

6) Die Rückforderung der Milliarde der Emigrirten ist eine gerechte, nützliche und ausführbare Maßregel.

„Der Candidat unterwirft sich ferner ohne Rückhalt und Ausflüchte folgenden Bedingungen:

1) Er verzichtet öffentlich und im Voraus auf jede Kaadidatur im Seine-Departement, falls das Comité ihn nicht in die Zahl der dem Volk vorzuschlagenden Candidaten aufnehmen kann;

2) Er gestattet für den Fall einer Doppelwahl, daß das Comité an seiner Statt das Vorzugsrecht ausübt.“

Der Invaliden-Gouverneur Jerome Bonaparte hat den bonapartistischen Wahlcomités erklärt, daß er keine Kandidatur annehme: „sein Alter, seine Erinnerungen, sein Rang, machen es ihm nicht anders möglich.“ Der Ex-König von Westphalen müßte sich in der That sehr drollig zwischen Marrast und den Finanzjuden des „National“ ausnehmen.

Der bekannte Clubredner Bonnard, (Ex-Präsident des früheren Redouten-Clubs der Rue Grenelle St. Honore) wurde heute vor den Assisen wegen einer Rede im Club des Brouillards zu einem Jahr Gefängniß und 1000 Frcs. Geldbuße verurtheilt.

090 Paris, 21. April.

Das demokratische Wahlcomite hatte für heute die Soldaten und Unteroffiziere zu einer Wahlversammlung in den Saal de la Fraternite, Rue Martel, eingeladen, damit dieselben zwei demokratische Candidaten aus der Armee wählten. Unsere Bourgeois- und Jesuitenregierung aber ist von dieser Angelegenheit wie von der Tarantel gestochen; alle Truppen sind in den Casernen consignirt, und 84 Unteroffiziere bereits verhaftet worden.

Die Versammlung sollte um 5 Uhr stattfinden, und ich kann Ihnen des Postschlusses wegen keine Nachrichten geben, ob sie durch die Maßregeln der Regierung, wie wahrscheinlich, vereitelt worden ist. Schaaren von Stadtsergeanten ziehen in diesem Augenblick nach dem Faubourg St. Denis; das Lokal und die benachbarten Straßen sind von Truppen cernirt, und zahlreiche Haufen Neugieriger strömen dorthin.

Paris, 21. April.

Im Moniteur ein Rundschreiben des Kultusminister Falloux an sämmtliche Erzbischöfe und Bischöfe rücksichtlich besserer Verwaltung des Kirchenwesens (!).

‒ Napoleon (Jerome) Bonaparte, kaum in Madrid angelangt, ist wegen seines allzuunvorsichtigen Auftretens in Bordeaux, in Ungnade gefallen und abberufen worden. So melden mehrere Blätter.

Sein Vetter, Präsident Bonaparte, läßt zwar heute das Gerücht eines Unfriedens in der Familie widerlegen, indessen kann der Bruch nicht lange mehr ausbleiben; Napoleon (der Vetter) und seine Schwester, verehelichte Demidoff, intriguiren gar zu tölpelhaft für Gründung eines zweiten napoleonischen Weltreiches zu ihren Gunsten.

‒ Paris ist ruhig und doch sind alle Truppen konsignirt! ‥‥ um sie an der Theilnahme an der vorbereitenden Militärwahlversammlung im Fraternitätssaal zu hindern. Das demokratisch-soziale Comité hat ein Meeting ausgeschrieben, um dem Militär Gelegenheit zu geben, sich über die zwei Kandidaten zu verständigen, welche auf der Liste figuriren sollen. Zwei Unteroffiziere sind vorgeschlagen und ihre Namen gehen durch alle Regimenter; kein Zweifel, daß sie gewählt werden.

Wie wir hören, wollen mehrere Militärs die Configue forciren, und es könnte leicht Blut fließen.

‒ Der Poitierklub legt endlich dem Publikum Rechenschaft über

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          <p><pb facs="#f0002" n="1582"/>
ad 3, hinter die Worte &#x201E;zulässig ist&#x201C; zu setzen:</p>
          <p>und den dringenden Wunsch ausspricht, daß die Staatsregierung diese Verfassung gleichfalls als rechtgültig anerkenne, und Se. Majestät der König auf Grund derselben die erbliche Kaiserwürde annehmen wolle.</p>
          <p>Berlin, den 20. April 1849.</p>
          <p>v. Salzwedell. v. Rohrscheidt. Schörplenberg. Hatzfeldt. Immermann. Daubert. Klein. Wentzel (Ratibor). Graf Hompesch. Fritsch. Naumann. Heyland. Koerber. Reuter</p>
          <p>Im Abschnitt 3 nach den Worten &#x2012; &#x201E;beschlossen worden&#x201C; &#x2012; folgenden Passus einzuschalten:</p>
          <p>unbeschadet der dem Großherzogthum Posen durch die Verträge vom Jahre 1815 und königliche Verheißungen garantirten besonderen Rechte.</p>
          <p>Berlin, den 20. April 1849</p>
          <p>Libelt. Lisiecki. Wedzicki. Lipski. Poninski (Wreschen). Kaliski. Janiszewski. Piegsa. Cybulski. Sulerzyski. Schaffranck. Palacz. Jackowski. Szumann. Richter (Berent, Stargard). Mielzynski. Bartoszkiewicz.</p>
        </div>
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          <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 18. April.</head>
          <p>Aus nachstehendem Aufruf an die k. k. Armee in Ungarn vom Oberkommandanten Welden ersieht man, wie auf die niedrigste Weise er seine Feinde, die Ungarn, schimpft und schmäht, sie das Spielwerk feiler Polen nennt, vom Brennpunkte der ungarischen Bewegung, Kossuth, gänzlich schweigt, von Kampf auf Leben und Tod poltert, und dennoch wie ein Ohnmächtiger, diesem gehaßten Feinde gleich darauf versöhnend die Hand, dem irregeleiteten Bruder bietet.</p>
          <p>&#x201E;An die k. k. Armee in Ungarn!</p>
          <p>Mit der Führung der militärischen Operationen der Armee in Ungarn von Sr. Majestät beauftragt, wird es die einzige Aufgabe meines Lebens bleiben, mich des Vertrauens unseres geliebten Kaisers würdig zu zeigen.</p>
          <p>Mit Vertrauen trete ich auch unter Euch, meine braven Kriegsgefährten! Wird doch mein ganzes Wirken nur durch Eure Mithülfe bedingt; sie besteht in der Intelligenz, Umsicht und Entschlossenheit der einzelnen Führer, vorzüglich dort, wo sie selbstständig zu handeln haben; in dem Muthe, der unbegränzten Hingebung von Seiten der Offiziere und der Mannschaft. Doch zu wem spreche ich? Ihr seid ja Oesterreichs tapfere Soldaten, getreu in Noth und Tod, vom Ticino bis an die Donau dieselben von der halben Welt angestaunten Helden, die mit ihrem Herzblute die Monarchie gerettet.</p>
          <p>Ihr könnt nur siegen oder sterben! Es ist die gerechte Sache, für welche wir fechten, und der Himmel wird sie nicht untergehen lasse.</p>
          <p>Seht! was uns gegenübersteht; es sind verruchte Bösewichter; der Auswurf aller Völker, die eine ganze Nation betrügen und ihren selbstsüchtigen Plänen opfern, die ein gesegnetes Land, das sonst edle Ungarn, jetzt das Spielwerk feiler Polen, auf ein Jahrhundert in eine Wüste verwandeln. Mit ihnen also Kampf auf Leben und Tod! versöhnend aber noch einmal die Hand dem irregeleiteten Bruder geboten.</p>
          <p>Bisher konnte der Krieg in Ungarn noch nicht so erfolgreich geführt werden, als es der heiße Wunsch des hohen Führers war, der die edelsten Proben unbegränzter Hingebung für den Staat gegeben; denn je ausgedehnter die Landesstrecke wurde, welche die Armee bei ihrem Vorrücken zu besetzen hatte, destomehr mußten unsere Streitkräfte jenen des Feindes nachstehen, als auch die bereits eroberten Punkte bei der noch immer durch die Rebellen erhaltenen Aufregung besetzt bleiben mußten.</p>
          <p>Dagegen konnte der Feind sich nach allen Richtungen hin unbesorgt bewegen; er fand überall Verräther, welche die schlechte Sache unterstützten, und erhielt so selbst Auskünfte über unsere Pläne; in der Wahl der schändlichsten Mittel nie verlegen, Raub und Mord in seinem Gefolge, wußte er durch Schrecken selbst die Friedlichsten zur Beihülfe zu zwingen.</p>
          <p>So bestehen wir, die wir nur auf der Bahn des Rechtes und der Ordnung vorgehen wollen, einen ungleichen Kampf, und doch, wir müssen siegen, wir setzen ja unser Leben, und was noch mehr ist, unsere Ehre ein!</p>
          <p>Darum vorwärts! Meine getreuen Kameraden! Dies sei unser Wahlspruch!</p>
          <p> <hi rendition="#g">Welden,</hi> </p>
          <p>Feldzeugmeister und Armee-Oberkommandant.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar280_003" type="jArticle">
          <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 18. April.</head>
          <p>Noch immer dasselbe Schweigen jedweden Organes über die neuesten Ereignisse in Ungarn. Die Bevölkerung Wiens wartet mit gespanntester Neugier auf befriedigende Nachrichten, so manche Familie ist in Angst um ein theures Leben, welches gegen seinen Willen mit in den unheilvollen Bruderkampf zu ziehen gezwungen wurde. Glaubwürdigen Nachrichten von reisenden Privaten zufolge dürfte es vor der Hand für die österreichischen Waffen sehr schlecht sich gestalten, da die Ungarn sich immer mehr vermehren, je weiter sie westwärts dringen, besonders schließt sich ihnen in jenen Gegenden und Orten alles Waffenfähige an, welche bereits die Militärherrschaft der österreichischen Soldateska gekostet haben; die ungarischen Heere sollen nicht im entferntesten so raub- und mordlustig, so disciplin- und gesetzlos sein, wie sie von den Regierungs- und Bourgeois-Organen ausgeposaunt werden. Natürlich requiriren sie an allen Orten ihres Erscheinens Lebensmittel, und Kämpfer, etwas unsanft, was sich aber von selbst versteht, es geht einmal nicht anders im Kriege, von der Luft können Armeen nicht leben, und zudem machen es die k. k. österreichischen Truppen nicht um ein Jota besser, wie wir in Wien die zeugendsten Beweise haben.</p>
          <p>In den an Oesterreich angränzenden Komitaten wurde von Seiten der Behörden den Bewohnern wegen Annäherung der Insurgenten anempfohlen, ihre Habseligkeiten und werthvollen Effekten zu verstecken und zu verwahren.</p>
          <p>Dem Vernehmen nach soll Kossuth jetzt viel Silbergeld prägen. Das Silber zu seiner Münze bezieht er von der polnischen Aristokratie und von den Kirchenschätzen in Ungarn. Bei einer religiösen Feierlichkeit, wo die Magyaren von Kossuth's Reden enthusiasmirt wurden, wollten sie ihn als König von Ungarn krönen, da er die ungarischen Reichsinsignien mit sich führt, was er jedoch nicht annahm, und erwiderte, daß er nie einen so frechen Griff nach der Krone des heil. Stefan machen werde. An Geschützen sollen die Ungarn den österreichischen Truppen weit überlegen sein. Die Sympathien für die Sache der Ungarn ist hier in Wien unbegränzt. Des Nachts vernimmt man häufig den Ruf: &#x201E;Eljen Kossuth!!</p>
          <p><hi rendition="#g">Schuselka</hi> heirathet die Schauspielerin Madame Brüning. Dieselbe war zuletzt beim Direktor Carl, dessen Maitresse sie war, engagirt; sie ist schon ziemlich alt, häßlich, hat 5 Kinder, jedes von einem andern Liebhaber; ist eine von den Weibern mit schwarzem Gaumen, von denen man sagt, sie seien die bösesten. Es ist daher ganz Wien ob des Entschlusses des Schuselka erstaunt, da sie außerdem nicht einmal ein großes Vermögen besitzt, bis auf eine Villa in Hitzing bei Wien, welche sich die Kluge vom Schauspieldirektor Carl als Repressalie für ihre körperliche Hingebung zuschreiben ließ. Der große Geist scheint sich jedoch über alles das hinauszusetzen. Nach der Verehelichung sollen sie nach Hamburg reisen.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar280_004" type="jArticle">
          <head><bibl><author>**</author></bibl> Wien, 19. April.</head>
          <p>Es verbreitet sich hier das Gerücht daß der Marschall Radetzki der Waffenstillstand mit Piemont gekündet hat, und am 20. die Feindseligkeiten wieder zu beginnen beabsichtigt. Die Veranlassung hierzu soll die Verweigerung der Aufnahme einer östreichischen Garnison in Alessandria, die Nichtzahlung der Kriegskontribution, die fortdauernde Anwesenheit Albini's im adriatischen Meere, und die Zurückberufung des zu den Friedensunterhandlungen bestimmten, angeblich zu östreichischgesinnten Grafen Revel, und dessen Ersetzung durch Licci, einen Anhänger Gioberti's sein. Obiges Gerücht entbehrt jedoch bis Dato noch jeder Bestätigung.</p>
          <p>Nach einer Notiz des &#x201E;Soldatenfreundes&#x201C; beträgt das Jahresgehalt, welches Feldmarschall Radetzki als Feldmarschall aller russischen Heere zu beziehen hat, nicht weniger als 80,000 R. S. (130,000 Fl.)</p>
          <p>Der Gemeinderath der Stadt Wien bildet die Wiener zu herrlichen Spitzl und Denuncianten heran, nämlich da er, der Gemeinderath, noch viele Waffen im Publikum vermuthet, so beschloß er, demjenigen, welcher ein verheimlichtes Waffendepot anzeigt, unter Verschweigung seines Namens, 10 pCt. des Werthes der vorgefundenen Waffen als Belohnung auszuzahlen, und selbe noch bedeutend zu erhöhen, wenn hierbei Umstände an's Tageslicht kommen, welche die Sicherheit Wiens gefährden könnten.</p>
          <p>Venedig wird demnächst zu Lande und zu Wasser angegriffen werden. Der Vize-Admiral F.-M.-L. Dahlerup wird die Angriffe zur See im Einklange mit den Operationen des F.-M.-L- Baron Haynau am Land leiten. Das Hauptquartier des letztgenannten Generals wird in die nächste Umgebung von Mestre verlegt. Fürst Schwarzenberg hat den Vertreter der französischen Republik allhier amtlich vom Wiederbeginn der Blokade Venedigs in Kenntniß setzen lassen. Ferner um das Fort Malghera wird ein Armeekorps von 25,000 Mann mit einem Belagerungstrain von 80 schweren Geschützen konzentrirt. Man erwartet nur noch die Beischaffung des nöthigen Artilleriematerials, um unverzüglich zur Auswerfung der Laufgräben zu schreiten. Der Ingenieur, Oberstlieutenant Khautz, leitet die Belagerungsarbeiten.</p>
        </div>
        <div xml:id="ar280_005" type="jArticle">
          <head><bibl><author>61</author></bibl> Wien, 19. April.</head>
          <p>Die Truppen-Konzentrirung nach Ungarn wird ununterbrochen fortgesetzt, Tag und Nacht nichts wie Trommelschlag und Trompetenstoß; aus Prag, Brünn, Olmütz, Linz, Salzburg und Innsbruck marschiren Truppen aller Waffengattungen hier durch nach Ungarn, um den letzten mitteleuropäischen Revolutionskampf zu unterdrücken. Der ungarische Kriegsschauplatz <hi rendition="#g">nähert sich immer mehr der östreichischen Gränze,</hi> namlich der Leitha, was sich dadurch bestätigt, daß von <hi rendition="#g">Seite der Militärbehörde die Befahrung der Wien-Bruckerbahn eingestellt ist.</hi> Zur gewissenhaften Befolgung dieser Maßregel bivouakiren beim Wiener Bahnhofe Truppenabtheilungen schon einige Tage im Freien. Ein Reisender von Pesth versicherte, daß von dort bis auf Schwechat bei Wien nichts wie Militär sammt Geschützen auf und neben den Straßen zu sehen ist. Trotz dieser angeblich anschwellenden Heeresmacht werden die Ungarn bei ihrem Heldenmuth und ihrer Ausdauer endlich dennoch siegen. Der Stand der k. k. Armee in Ungarn wird auf 90-100,000 Mann angegeben, davon stehen beiläufig 50,000 Mann bei Pesth; hinter Gran 7 Brigaden (?), die sich von Waitzen dorthin zurückgezogen haben. Diese 7 Brigaden stehen unter dem Kommando des F.-M.-L. Wohlgemuth, und sind beiläufig 25,000 Mann stark(!) Die 12 Bataillone, die aus Galizien nach Ungarn unter F.-M.-L. Vogel einrücken sollen, sind sicher 10,000 Mann stark. Rechnet man hiezu das Belagerungskorps von Komorn und die Truppen bei Peterwardein unter Rugent (die sich aber weit vom Schuß halten), so dürfte an 100,000 Mann wenig fehlen.</p>
          <p>So eben erscheint folgende Kundmachung:</p>
          <p>Da beunruhigende Gerüchte in Bezug der Cernirung der Festung Komorn zirkuliren, so findet man sich veranlaßt, zu versichern, das nicht nur die Cernirung besagter Festung und Beschießung fortgesetzt, sondern daß es auch gelungen ist, die Brücke, welche die Festung mit dem Brückenkopfe am rechten Donau-Ufer verbindet, zu zerstören. Hierdurch ward die Eroberung dieses Brückenkopfes bedeutend erleichtert, wonach auch der Fall der Festung als näher gerückt angesehen werden kann.</p>
          <p>Wien, am 18. April 1849.</p>
          <p>Kommandirender General in Nieder- und Ober-</p>
          <p>Oestreich und Civil- und Militärgouverneur-</p>
          <p>Stellvertreter, Fr. v. <hi rendition="#g">Böhm</hi>, F.-M.-L.</p>
          <p>Wenn die Gefahr am größten ist, fängt man an, das Publikum zu trösten. Noch einmal, wie ich vorne bemerkte, warum wird die Wien-Bruckereisenbahn nicht befahren, und warum ist der Bahnhof in Wien besetzt??!</p>
        </div>
        <div xml:id="ar280_006" type="jArticle">
          <head>Ostrowo, 16. April.</head>
          <p>Nach einer heute hier eingegangenen Nachricht wird in Warschau eine zweite Citadelle gebaut und schon stark daran gearbeitet.</p>
          <p>Nach Kalisch ist gestern ein Pulvertransport von 150 Centnern eingegangen, es heißt, der Kaiser kommt nach Kalisch, wann, ist noch unbestimmt.</p>
        </div>
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          <head>Posen, 18. April.</head>
          <p>Unstreitig besitzt unsere Provinz noch viel zu viel Arbeitskräfte für seine Produktion, und viel zu wenig darbende und brodlose Familien; wenigstens ist das Kriegsdepartement in Berlin der Meinung, daß es ohne Schaden noch einige Landwehr für den deutsch-preußischen Krieg in Schleswig-Holstein stellen könne. Ein Theil der bei der letzten Einziehung hier noch zurückgebliebenen Landwehr hat jetzt nämlich die Aufforderung erhalten, sich am nächsten Montage zu stellen, und wie uns versichert wird, soll an diesem Tage auch sofort die Einkleidung und Absendung zu dem Reservekorps in Schleswig erfolgen. Bei der Lage des Krieges in Schleswig muß die Nachsendung von größeren Massen Landwehr allerdings auffallen und man ist wohl berechtigt, sie nicht als eine Kriegsnothwendigkeit, sondern als Präventivmaßregel gegen befürchtete politische Eventualitäten zu betrachten.</p>
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          <head>Altona, 19. April (Abends).</head>
          <p>Ein Schreiben von einem bei unsern Vorposten an der Königsau stehenden Militär theilt in einem Postscript mit, daß bei Abgang des Schreibens die Marschorde nach Jütland ergangen sei.</p>
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          <bibl>(N. Fr. P.)</bibl>
        </div>
        <div xml:id="ar280_009_c" type="jArticle">
          <note type="editorial">Edition: <bibl>Friedrich Engels: Schleswig-holsteinische Armee jenseits von Ostorp, vorgesehen für: MEGA<hi rendition="#sup">2</hi>, I/9.         </bibl>                </note>
          <head><bibl><author>*</author></bibl> Aus Schleswig-Holstein, 17. April.</head>
          <gap reason="copyright"/>
        </div>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Stuttgart, 19. April.</head>
          <p>Auch hier Ministerkrisis! Ursache: die sogenannte Reichsverfassung und der schwarzweiße Kaiserhomunculus. Das Ministerium Römer will Anerkennung aller Beschlüsse des Froschteichs, Ex-Fräulein Stubenrauch und der würtembergische Landesvater wollen nicht.</p>
          <p>Wie's das heurige Jahr mitbringt, wird wohl ein auch in seinen Autecedentien makelloses Kabinet der Reaktion zu Stande kommen. Mit den Volksvertretern würde dann verfahren werden, wie in Baiern. Es bliebe dann blos der Spaß übrig zu untersuchen, wer die gottbegnadeten Fußtritte und Maulschellen ergebner und graziöser hingenommen: die Schwaben oder die Baiern?</p>
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          <head>Stuttgart, 19. April.</head>
          <p>Ich zeige Ihnen in Eile an, daß unsere Hauptstadt in ungeheurer Aufregung ist. Das Ministerium Römer soll in Masse seine Entlassung eingereicht haben, da, nach einer höchst stürmischen Sitzung der König sich nicht unbedingt den Beschlüssen der Nationalversammlung unterordnen will. Der Wind weht von Norden, und die Prinzeß Marie soll namentlich ihren Einfluß geltend machen. Die Stimmung ist sehr düster und Einer läuft dem Andern entgegen, um Genaueres zu hören.</p>
          <p>Der Volksverein in Stuttgart hat sich, als Centralverein, für permanent erklärt; der vaterländische Verein hat eine neue Bürgerversammlung zusammen berufen. Die Weingartenbesitzer sind besonders zu einer Berathung aufgefordert.</p>
          <p>(Wie in Frankfurt einlaufende Gerüchte besagen, hätte sich der gottbegnadete Landesvater von Würtemberg aus Stuttgart entfernt.)</p>
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          <head>Mannheim, 20. April.</head>
          <p>Bei der heute stattgehabten Wahl eines ersten Bürgermeisters unserer Stadt, an die Stelle des von der Regierung nicht bestätigten gewählten Bürgermeisters Brentano, ist Brentano abermals gewählt worden.</p>
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        <head>Polen.</head>
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          <p>Die Vorgänge in Folge des Rekrutirungszwanges am Lande bei uns, besonders in dem Städtchen Chrzanow, die in unserer Stadt bereits seit mehreren Tagen unter dem Namen der Chrzanower Bauernrepublik das Stadtgespräch bilden, erhalten mit jedem Tage ein ernsteres Ansehen. Zwei Tausend Bauern sollen in dem bei 3 Meilen langen Walde bivouaquiren, &#x2012; vier Personen, ein k. k. Offizier, ein Geistlicher und zwei Civilbeamten, die sie zur Nachgiebigkeit zu bewegen suchten, bekamen zur Antwort: &#x201E;Wir wollen lieber hier, als in Ungarn sterben, was haben uns die Ungarn gethan!&#x201C; Gestern brachte man von dort zwei todte und sechs verwundete Soldaten herein, und täglich schließen sich von hier aus eine Menge junger Leute, von verschiedenen Klassen, die sich hier nicht sicher fühlen, den Bauern an; denn auch bei uns in der Stadt scheint seit einigen Tagen das Ausnahmsgesetz für Krakau, die freiwillige Werbung nämlich, keine Geltung mehr zu haben, und ganz ungenirt werden junge Leute bei Nacht aus ihren warmen Betten gezogen und den andern Tag als Vaterlandsvertheidiger aus der Stadt geschafft; besonders beklagen sich die armen Juden, daß ihnen ihre Jungen nicht nur bei Nacht und Nebel zu Zwanzigen entführt, sondern seit gestern bei helllichtem Tage auf offener Straße zusammengefangen werden. &#x2012; Soeben geht eine Kompagnie Soldaten und eine entsprechende Anzahl Kavallerie nach Chrzanow ab. &#x2012; Vorgestern will man hier mehrere russische Offiziere gesehen haben, und heute spricht man davon, daß in der Stadt von mehreren Gutgesinnten und Furchtsamen Unterschriften zur Einladung der Kosaken gesammelt werden.</p>
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        <head>Französische Republik.</head>
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          <head><bibl><author>*</author></bibl> Paris, 21. April.</head>
          <p>Das sozial-demokratische Wahlcomité des Seinedepartements hat folgendes Manifest erlassen:</p>
          <p>&#x201E;Jeder Bürger, der von dem unterzeichneten Comité zum Kandidaten für die Nationalrepräsentation angenommen wird, erklärt sich durch die bloße Annahme seiner Kandidatur, im Angesicht des Volkes, ohne Rückhalt und Ausflüchte für die folgenden sechs Forderungen:</p>
          <p>1) die Republik steht über dem Recht der Majorität;</p>
          <p>2) wenn die Konstitution verletzt wird, haben die Repräsentanten mit dem Beispiel des Widerstandes voranzugehen;</p>
          <p>3) zwischen den Völkern wie zwischen den Menschen herrscht Solidarität. Die Verwendung der bewaffneten Macht Frankreichs gegen die Freiheit der Völker ist ein Verbrechen, eine &#x201E;Verletzung der Konstitution.&#x201C; (Siehe Nr. 2.) Frankreich ist den Nationen, welche die Tyrannei bekämpfen, zu Hülfe verpflichtet, und kann sie heute unverzüglich bethätigen;</p>
          <p>4) das Recht auf Arbeit ist das oberste aller Rechte, das Lebensrecht. Die härteste aller Tyranneien ist die des Kapitals. Die Nationalvertretung kann und soll die Vernichtung dieser Tyrannei verfolgen;</p>
          <p>5) in einer freien Nation muß die Erziehung für Alle frei, gemeinschaftlich, gleich und obligatorisch sein;</p>
          <p>6) Die Rückforderung der Milliarde der Emigrirten ist eine gerechte, nützliche und ausführbare Maßregel.</p>
          <p>&#x201E;Der Candidat unterwirft sich ferner ohne Rückhalt und Ausflüchte folgenden Bedingungen:</p>
          <p>1) Er verzichtet öffentlich und im Voraus auf jede Kaadidatur im Seine-Departement, falls das Comité ihn nicht in die Zahl der dem Volk vorzuschlagenden Candidaten aufnehmen kann;</p>
          <p>2) Er gestattet für den Fall einer Doppelwahl, daß das Comité an seiner Statt das Vorzugsrecht ausübt.&#x201C;</p>
          <p>Der Invaliden-Gouverneur Jerome Bonaparte hat den bonapartistischen Wahlcomités erklärt, daß er keine Kandidatur annehme: &#x201E;sein Alter, seine Erinnerungen, <hi rendition="#g">sein Rang,</hi> machen es ihm nicht anders möglich.&#x201C; Der Ex-König von Westphalen müßte sich in der That sehr drollig zwischen Marrast und den Finanzjuden des &#x201E;National&#x201C; ausnehmen.</p>
          <p>Der bekannte Clubredner Bonnard, (Ex-Präsident des früheren Redouten-Clubs der Rue Grenelle St. Honore) wurde heute vor den Assisen wegen einer Rede im Club des Brouillards zu einem Jahr Gefängniß und 1000 Frcs. Geldbuße verurtheilt.</p>
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          <head><bibl><author>090</author></bibl> Paris, 21. April.</head>
          <p>Das demokratische Wahlcomite hatte für heute die Soldaten und Unteroffiziere zu einer Wahlversammlung in den Saal de la Fraternite, Rue Martel, eingeladen, damit dieselben zwei demokratische Candidaten aus der Armee wählten. Unsere Bourgeois- und Jesuitenregierung aber ist von dieser Angelegenheit wie von der Tarantel gestochen; alle Truppen sind in den Casernen consignirt, und 84 Unteroffiziere bereits verhaftet worden.</p>
          <p>Die Versammlung sollte um 5 Uhr stattfinden, und ich kann Ihnen des Postschlusses wegen keine Nachrichten geben, ob sie durch die Maßregeln der Regierung, wie wahrscheinlich, vereitelt worden ist. Schaaren von Stadtsergeanten ziehen in diesem Augenblick nach dem Faubourg St. Denis; das Lokal und die benachbarten Straßen sind von Truppen cernirt, und zahlreiche Haufen Neugieriger strömen dorthin.</p>
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          <head>Paris, 21. April.</head>
          <p>Im Moniteur ein Rundschreiben des Kultusminister Falloux an sämmtliche Erzbischöfe und Bischöfe rücksichtlich besserer Verwaltung des Kirchenwesens (!).</p>
          <p>&#x2012; Napoleon (Jerome) Bonaparte, kaum in Madrid angelangt, ist wegen seines allzuunvorsichtigen Auftretens in Bordeaux, in Ungnade gefallen und abberufen worden. So melden mehrere Blätter.</p>
          <p>Sein Vetter, Präsident Bonaparte, läßt zwar heute das Gerücht eines Unfriedens in der Familie widerlegen, indessen kann der Bruch nicht lange mehr ausbleiben; Napoleon (der Vetter) und seine Schwester, verehelichte Demidoff, intriguiren gar zu tölpelhaft für Gründung eines zweiten napoleonischen Weltreiches zu ihren Gunsten.</p>
          <p>&#x2012; Paris ist ruhig und doch sind alle Truppen konsignirt! &#x2025;&#x2025; um sie an der Theilnahme an der vorbereitenden Militärwahlversammlung im Fraternitätssaal zu hindern. Das demokratisch-soziale Comité hat ein Meeting ausgeschrieben, um dem Militär Gelegenheit zu geben, sich über die zwei Kandidaten zu verständigen, welche auf der Liste figuriren sollen. Zwei Unteroffiziere sind vorgeschlagen und ihre Namen gehen durch alle Regimenter; kein Zweifel, daß sie gewählt werden.</p>
          <p>Wie wir hören, wollen mehrere Militärs die Configue forciren, und es könnte leicht Blut fließen.</p>
          <p>&#x2012; Der Poitierklub legt endlich dem Publikum Rechenschaft über
</p>
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[1582/0002] ad 3, hinter die Worte „zulässig ist“ zu setzen: und den dringenden Wunsch ausspricht, daß die Staatsregierung diese Verfassung gleichfalls als rechtgültig anerkenne, und Se. Majestät der König auf Grund derselben die erbliche Kaiserwürde annehmen wolle. Berlin, den 20. April 1849. v. Salzwedell. v. Rohrscheidt. Schörplenberg. Hatzfeldt. Immermann. Daubert. Klein. Wentzel (Ratibor). Graf Hompesch. Fritsch. Naumann. Heyland. Koerber. Reuter Im Abschnitt 3 nach den Worten ‒ „beschlossen worden“ ‒ folgenden Passus einzuschalten: unbeschadet der dem Großherzogthum Posen durch die Verträge vom Jahre 1815 und königliche Verheißungen garantirten besonderen Rechte. Berlin, den 20. April 1849 Libelt. Lisiecki. Wedzicki. Lipski. Poninski (Wreschen). Kaliski. Janiszewski. Piegsa. Cybulski. Sulerzyski. Schaffranck. Palacz. Jackowski. Szumann. Richter (Berent, Stargard). Mielzynski. Bartoszkiewicz. 61 Wien, 18. April. Aus nachstehendem Aufruf an die k. k. Armee in Ungarn vom Oberkommandanten Welden ersieht man, wie auf die niedrigste Weise er seine Feinde, die Ungarn, schimpft und schmäht, sie das Spielwerk feiler Polen nennt, vom Brennpunkte der ungarischen Bewegung, Kossuth, gänzlich schweigt, von Kampf auf Leben und Tod poltert, und dennoch wie ein Ohnmächtiger, diesem gehaßten Feinde gleich darauf versöhnend die Hand, dem irregeleiteten Bruder bietet. „An die k. k. Armee in Ungarn! Mit der Führung der militärischen Operationen der Armee in Ungarn von Sr. Majestät beauftragt, wird es die einzige Aufgabe meines Lebens bleiben, mich des Vertrauens unseres geliebten Kaisers würdig zu zeigen. Mit Vertrauen trete ich auch unter Euch, meine braven Kriegsgefährten! Wird doch mein ganzes Wirken nur durch Eure Mithülfe bedingt; sie besteht in der Intelligenz, Umsicht und Entschlossenheit der einzelnen Führer, vorzüglich dort, wo sie selbstständig zu handeln haben; in dem Muthe, der unbegränzten Hingebung von Seiten der Offiziere und der Mannschaft. Doch zu wem spreche ich? Ihr seid ja Oesterreichs tapfere Soldaten, getreu in Noth und Tod, vom Ticino bis an die Donau dieselben von der halben Welt angestaunten Helden, die mit ihrem Herzblute die Monarchie gerettet. Ihr könnt nur siegen oder sterben! Es ist die gerechte Sache, für welche wir fechten, und der Himmel wird sie nicht untergehen lasse. Seht! was uns gegenübersteht; es sind verruchte Bösewichter; der Auswurf aller Völker, die eine ganze Nation betrügen und ihren selbstsüchtigen Plänen opfern, die ein gesegnetes Land, das sonst edle Ungarn, jetzt das Spielwerk feiler Polen, auf ein Jahrhundert in eine Wüste verwandeln. Mit ihnen also Kampf auf Leben und Tod! versöhnend aber noch einmal die Hand dem irregeleiteten Bruder geboten. Bisher konnte der Krieg in Ungarn noch nicht so erfolgreich geführt werden, als es der heiße Wunsch des hohen Führers war, der die edelsten Proben unbegränzter Hingebung für den Staat gegeben; denn je ausgedehnter die Landesstrecke wurde, welche die Armee bei ihrem Vorrücken zu besetzen hatte, destomehr mußten unsere Streitkräfte jenen des Feindes nachstehen, als auch die bereits eroberten Punkte bei der noch immer durch die Rebellen erhaltenen Aufregung besetzt bleiben mußten. Dagegen konnte der Feind sich nach allen Richtungen hin unbesorgt bewegen; er fand überall Verräther, welche die schlechte Sache unterstützten, und erhielt so selbst Auskünfte über unsere Pläne; in der Wahl der schändlichsten Mittel nie verlegen, Raub und Mord in seinem Gefolge, wußte er durch Schrecken selbst die Friedlichsten zur Beihülfe zu zwingen. So bestehen wir, die wir nur auf der Bahn des Rechtes und der Ordnung vorgehen wollen, einen ungleichen Kampf, und doch, wir müssen siegen, wir setzen ja unser Leben, und was noch mehr ist, unsere Ehre ein! Darum vorwärts! Meine getreuen Kameraden! Dies sei unser Wahlspruch! Welden, Feldzeugmeister und Armee-Oberkommandant. 61 Wien, 18. April. Noch immer dasselbe Schweigen jedweden Organes über die neuesten Ereignisse in Ungarn. Die Bevölkerung Wiens wartet mit gespanntester Neugier auf befriedigende Nachrichten, so manche Familie ist in Angst um ein theures Leben, welches gegen seinen Willen mit in den unheilvollen Bruderkampf zu ziehen gezwungen wurde. Glaubwürdigen Nachrichten von reisenden Privaten zufolge dürfte es vor der Hand für die österreichischen Waffen sehr schlecht sich gestalten, da die Ungarn sich immer mehr vermehren, je weiter sie westwärts dringen, besonders schließt sich ihnen in jenen Gegenden und Orten alles Waffenfähige an, welche bereits die Militärherrschaft der österreichischen Soldateska gekostet haben; die ungarischen Heere sollen nicht im entferntesten so raub- und mordlustig, so disciplin- und gesetzlos sein, wie sie von den Regierungs- und Bourgeois-Organen ausgeposaunt werden. Natürlich requiriren sie an allen Orten ihres Erscheinens Lebensmittel, und Kämpfer, etwas unsanft, was sich aber von selbst versteht, es geht einmal nicht anders im Kriege, von der Luft können Armeen nicht leben, und zudem machen es die k. k. österreichischen Truppen nicht um ein Jota besser, wie wir in Wien die zeugendsten Beweise haben. In den an Oesterreich angränzenden Komitaten wurde von Seiten der Behörden den Bewohnern wegen Annäherung der Insurgenten anempfohlen, ihre Habseligkeiten und werthvollen Effekten zu verstecken und zu verwahren. Dem Vernehmen nach soll Kossuth jetzt viel Silbergeld prägen. Das Silber zu seiner Münze bezieht er von der polnischen Aristokratie und von den Kirchenschätzen in Ungarn. Bei einer religiösen Feierlichkeit, wo die Magyaren von Kossuth's Reden enthusiasmirt wurden, wollten sie ihn als König von Ungarn krönen, da er die ungarischen Reichsinsignien mit sich führt, was er jedoch nicht annahm, und erwiderte, daß er nie einen so frechen Griff nach der Krone des heil. Stefan machen werde. An Geschützen sollen die Ungarn den österreichischen Truppen weit überlegen sein. Die Sympathien für die Sache der Ungarn ist hier in Wien unbegränzt. Des Nachts vernimmt man häufig den Ruf: „Eljen Kossuth!! Schuselka heirathet die Schauspielerin Madame Brüning. Dieselbe war zuletzt beim Direktor Carl, dessen Maitresse sie war, engagirt; sie ist schon ziemlich alt, häßlich, hat 5 Kinder, jedes von einem andern Liebhaber; ist eine von den Weibern mit schwarzem Gaumen, von denen man sagt, sie seien die bösesten. Es ist daher ganz Wien ob des Entschlusses des Schuselka erstaunt, da sie außerdem nicht einmal ein großes Vermögen besitzt, bis auf eine Villa in Hitzing bei Wien, welche sich die Kluge vom Schauspieldirektor Carl als Repressalie für ihre körperliche Hingebung zuschreiben ließ. Der große Geist scheint sich jedoch über alles das hinauszusetzen. Nach der Verehelichung sollen sie nach Hamburg reisen. ** Wien, 19. April. Es verbreitet sich hier das Gerücht daß der Marschall Radetzki der Waffenstillstand mit Piemont gekündet hat, und am 20. die Feindseligkeiten wieder zu beginnen beabsichtigt. Die Veranlassung hierzu soll die Verweigerung der Aufnahme einer östreichischen Garnison in Alessandria, die Nichtzahlung der Kriegskontribution, die fortdauernde Anwesenheit Albini's im adriatischen Meere, und die Zurückberufung des zu den Friedensunterhandlungen bestimmten, angeblich zu östreichischgesinnten Grafen Revel, und dessen Ersetzung durch Licci, einen Anhänger Gioberti's sein. Obiges Gerücht entbehrt jedoch bis Dato noch jeder Bestätigung. Nach einer Notiz des „Soldatenfreundes“ beträgt das Jahresgehalt, welches Feldmarschall Radetzki als Feldmarschall aller russischen Heere zu beziehen hat, nicht weniger als 80,000 R. S. (130,000 Fl.) Der Gemeinderath der Stadt Wien bildet die Wiener zu herrlichen Spitzl und Denuncianten heran, nämlich da er, der Gemeinderath, noch viele Waffen im Publikum vermuthet, so beschloß er, demjenigen, welcher ein verheimlichtes Waffendepot anzeigt, unter Verschweigung seines Namens, 10 pCt. des Werthes der vorgefundenen Waffen als Belohnung auszuzahlen, und selbe noch bedeutend zu erhöhen, wenn hierbei Umstände an's Tageslicht kommen, welche die Sicherheit Wiens gefährden könnten. Venedig wird demnächst zu Lande und zu Wasser angegriffen werden. Der Vize-Admiral F.-M.-L. Dahlerup wird die Angriffe zur See im Einklange mit den Operationen des F.-M.-L- Baron Haynau am Land leiten. Das Hauptquartier des letztgenannten Generals wird in die nächste Umgebung von Mestre verlegt. Fürst Schwarzenberg hat den Vertreter der französischen Republik allhier amtlich vom Wiederbeginn der Blokade Venedigs in Kenntniß setzen lassen. Ferner um das Fort Malghera wird ein Armeekorps von 25,000 Mann mit einem Belagerungstrain von 80 schweren Geschützen konzentrirt. Man erwartet nur noch die Beischaffung des nöthigen Artilleriematerials, um unverzüglich zur Auswerfung der Laufgräben zu schreiten. Der Ingenieur, Oberstlieutenant Khautz, leitet die Belagerungsarbeiten. 61 Wien, 19. April. Die Truppen-Konzentrirung nach Ungarn wird ununterbrochen fortgesetzt, Tag und Nacht nichts wie Trommelschlag und Trompetenstoß; aus Prag, Brünn, Olmütz, Linz, Salzburg und Innsbruck marschiren Truppen aller Waffengattungen hier durch nach Ungarn, um den letzten mitteleuropäischen Revolutionskampf zu unterdrücken. Der ungarische Kriegsschauplatz nähert sich immer mehr der östreichischen Gränze, namlich der Leitha, was sich dadurch bestätigt, daß von Seite der Militärbehörde die Befahrung der Wien-Bruckerbahn eingestellt ist. Zur gewissenhaften Befolgung dieser Maßregel bivouakiren beim Wiener Bahnhofe Truppenabtheilungen schon einige Tage im Freien. Ein Reisender von Pesth versicherte, daß von dort bis auf Schwechat bei Wien nichts wie Militär sammt Geschützen auf und neben den Straßen zu sehen ist. Trotz dieser angeblich anschwellenden Heeresmacht werden die Ungarn bei ihrem Heldenmuth und ihrer Ausdauer endlich dennoch siegen. Der Stand der k. k. Armee in Ungarn wird auf 90-100,000 Mann angegeben, davon stehen beiläufig 50,000 Mann bei Pesth; hinter Gran 7 Brigaden (?), die sich von Waitzen dorthin zurückgezogen haben. Diese 7 Brigaden stehen unter dem Kommando des F.-M.-L. Wohlgemuth, und sind beiläufig 25,000 Mann stark(!) Die 12 Bataillone, die aus Galizien nach Ungarn unter F.-M.-L. Vogel einrücken sollen, sind sicher 10,000 Mann stark. Rechnet man hiezu das Belagerungskorps von Komorn und die Truppen bei Peterwardein unter Rugent (die sich aber weit vom Schuß halten), so dürfte an 100,000 Mann wenig fehlen. So eben erscheint folgende Kundmachung: Da beunruhigende Gerüchte in Bezug der Cernirung der Festung Komorn zirkuliren, so findet man sich veranlaßt, zu versichern, das nicht nur die Cernirung besagter Festung und Beschießung fortgesetzt, sondern daß es auch gelungen ist, die Brücke, welche die Festung mit dem Brückenkopfe am rechten Donau-Ufer verbindet, zu zerstören. Hierdurch ward die Eroberung dieses Brückenkopfes bedeutend erleichtert, wonach auch der Fall der Festung als näher gerückt angesehen werden kann. Wien, am 18. April 1849. Kommandirender General in Nieder- und Ober- Oestreich und Civil- und Militärgouverneur- Stellvertreter, Fr. v. Böhm, F.-M.-L. Wenn die Gefahr am größten ist, fängt man an, das Publikum zu trösten. Noch einmal, wie ich vorne bemerkte, warum wird die Wien-Bruckereisenbahn nicht befahren, und warum ist der Bahnhof in Wien besetzt??! Ostrowo, 16. April. Nach einer heute hier eingegangenen Nachricht wird in Warschau eine zweite Citadelle gebaut und schon stark daran gearbeitet. Nach Kalisch ist gestern ein Pulvertransport von 150 Centnern eingegangen, es heißt, der Kaiser kommt nach Kalisch, wann, ist noch unbestimmt. Posen, 18. April. Unstreitig besitzt unsere Provinz noch viel zu viel Arbeitskräfte für seine Produktion, und viel zu wenig darbende und brodlose Familien; wenigstens ist das Kriegsdepartement in Berlin der Meinung, daß es ohne Schaden noch einige Landwehr für den deutsch-preußischen Krieg in Schleswig-Holstein stellen könne. Ein Theil der bei der letzten Einziehung hier noch zurückgebliebenen Landwehr hat jetzt nämlich die Aufforderung erhalten, sich am nächsten Montage zu stellen, und wie uns versichert wird, soll an diesem Tage auch sofort die Einkleidung und Absendung zu dem Reservekorps in Schleswig erfolgen. Bei der Lage des Krieges in Schleswig muß die Nachsendung von größeren Massen Landwehr allerdings auffallen und man ist wohl berechtigt, sie nicht als eine Kriegsnothwendigkeit, sondern als Präventivmaßregel gegen befürchtete politische Eventualitäten zu betrachten. Altona, 19. April (Abends). Ein Schreiben von einem bei unsern Vorposten an der Königsau stehenden Militär theilt in einem Postscript mit, daß bei Abgang des Schreibens die Marschorde nach Jütland ergangen sei. (N. Fr. P.) * Aus Schleswig-Holstein, 17. April. _ * Stuttgart, 19. April. Auch hier Ministerkrisis! Ursache: die sogenannte Reichsverfassung und der schwarzweiße Kaiserhomunculus. Das Ministerium Römer will Anerkennung aller Beschlüsse des Froschteichs, Ex-Fräulein Stubenrauch und der würtembergische Landesvater wollen nicht. Wie's das heurige Jahr mitbringt, wird wohl ein auch in seinen Autecedentien makelloses Kabinet der Reaktion zu Stande kommen. Mit den Volksvertretern würde dann verfahren werden, wie in Baiern. Es bliebe dann blos der Spaß übrig zu untersuchen, wer die gottbegnadeten Fußtritte und Maulschellen ergebner und graziöser hingenommen: die Schwaben oder die Baiern? Stuttgart, 19. April. Ich zeige Ihnen in Eile an, daß unsere Hauptstadt in ungeheurer Aufregung ist. Das Ministerium Römer soll in Masse seine Entlassung eingereicht haben, da, nach einer höchst stürmischen Sitzung der König sich nicht unbedingt den Beschlüssen der Nationalversammlung unterordnen will. Der Wind weht von Norden, und die Prinzeß Marie soll namentlich ihren Einfluß geltend machen. Die Stimmung ist sehr düster und Einer läuft dem Andern entgegen, um Genaueres zu hören. Der Volksverein in Stuttgart hat sich, als Centralverein, für permanent erklärt; der vaterländische Verein hat eine neue Bürgerversammlung zusammen berufen. Die Weingartenbesitzer sind besonders zu einer Berathung aufgefordert. (Wie in Frankfurt einlaufende Gerüchte besagen, hätte sich der gottbegnadete Landesvater von Würtemberg aus Stuttgart entfernt.) Mannheim, 20. April. Bei der heute stattgehabten Wahl eines ersten Bürgermeisters unserer Stadt, an die Stelle des von der Regierung nicht bestätigten gewählten Bürgermeisters Brentano, ist Brentano abermals gewählt worden. Polen. Krakau, 16. April. Die Vorgänge in Folge des Rekrutirungszwanges am Lande bei uns, besonders in dem Städtchen Chrzanow, die in unserer Stadt bereits seit mehreren Tagen unter dem Namen der Chrzanower Bauernrepublik das Stadtgespräch bilden, erhalten mit jedem Tage ein ernsteres Ansehen. Zwei Tausend Bauern sollen in dem bei 3 Meilen langen Walde bivouaquiren, ‒ vier Personen, ein k. k. Offizier, ein Geistlicher und zwei Civilbeamten, die sie zur Nachgiebigkeit zu bewegen suchten, bekamen zur Antwort: „Wir wollen lieber hier, als in Ungarn sterben, was haben uns die Ungarn gethan!“ Gestern brachte man von dort zwei todte und sechs verwundete Soldaten herein, und täglich schließen sich von hier aus eine Menge junger Leute, von verschiedenen Klassen, die sich hier nicht sicher fühlen, den Bauern an; denn auch bei uns in der Stadt scheint seit einigen Tagen das Ausnahmsgesetz für Krakau, die freiwillige Werbung nämlich, keine Geltung mehr zu haben, und ganz ungenirt werden junge Leute bei Nacht aus ihren warmen Betten gezogen und den andern Tag als Vaterlandsvertheidiger aus der Stadt geschafft; besonders beklagen sich die armen Juden, daß ihnen ihre Jungen nicht nur bei Nacht und Nebel zu Zwanzigen entführt, sondern seit gestern bei helllichtem Tage auf offener Straße zusammengefangen werden. ‒ Soeben geht eine Kompagnie Soldaten und eine entsprechende Anzahl Kavallerie nach Chrzanow ab. ‒ Vorgestern will man hier mehrere russische Offiziere gesehen haben, und heute spricht man davon, daß in der Stadt von mehreren Gutgesinnten und Furchtsamen Unterschriften zur Einladung der Kosaken gesammelt werden. Französische Republik. * Paris, 21. April. Das sozial-demokratische Wahlcomité des Seinedepartements hat folgendes Manifest erlassen: „Jeder Bürger, der von dem unterzeichneten Comité zum Kandidaten für die Nationalrepräsentation angenommen wird, erklärt sich durch die bloße Annahme seiner Kandidatur, im Angesicht des Volkes, ohne Rückhalt und Ausflüchte für die folgenden sechs Forderungen: 1) die Republik steht über dem Recht der Majorität; 2) wenn die Konstitution verletzt wird, haben die Repräsentanten mit dem Beispiel des Widerstandes voranzugehen; 3) zwischen den Völkern wie zwischen den Menschen herrscht Solidarität. Die Verwendung der bewaffneten Macht Frankreichs gegen die Freiheit der Völker ist ein Verbrechen, eine „Verletzung der Konstitution.“ (Siehe Nr. 2.) Frankreich ist den Nationen, welche die Tyrannei bekämpfen, zu Hülfe verpflichtet, und kann sie heute unverzüglich bethätigen; 4) das Recht auf Arbeit ist das oberste aller Rechte, das Lebensrecht. Die härteste aller Tyranneien ist die des Kapitals. Die Nationalvertretung kann und soll die Vernichtung dieser Tyrannei verfolgen; 5) in einer freien Nation muß die Erziehung für Alle frei, gemeinschaftlich, gleich und obligatorisch sein; 6) Die Rückforderung der Milliarde der Emigrirten ist eine gerechte, nützliche und ausführbare Maßregel. „Der Candidat unterwirft sich ferner ohne Rückhalt und Ausflüchte folgenden Bedingungen: 1) Er verzichtet öffentlich und im Voraus auf jede Kaadidatur im Seine-Departement, falls das Comité ihn nicht in die Zahl der dem Volk vorzuschlagenden Candidaten aufnehmen kann; 2) Er gestattet für den Fall einer Doppelwahl, daß das Comité an seiner Statt das Vorzugsrecht ausübt.“ Der Invaliden-Gouverneur Jerome Bonaparte hat den bonapartistischen Wahlcomités erklärt, daß er keine Kandidatur annehme: „sein Alter, seine Erinnerungen, sein Rang, machen es ihm nicht anders möglich.“ Der Ex-König von Westphalen müßte sich in der That sehr drollig zwischen Marrast und den Finanzjuden des „National“ ausnehmen. Der bekannte Clubredner Bonnard, (Ex-Präsident des früheren Redouten-Clubs der Rue Grenelle St. Honore) wurde heute vor den Assisen wegen einer Rede im Club des Brouillards zu einem Jahr Gefängniß und 1000 Frcs. Geldbuße verurtheilt. 090 Paris, 21. April. Das demokratische Wahlcomite hatte für heute die Soldaten und Unteroffiziere zu einer Wahlversammlung in den Saal de la Fraternite, Rue Martel, eingeladen, damit dieselben zwei demokratische Candidaten aus der Armee wählten. Unsere Bourgeois- und Jesuitenregierung aber ist von dieser Angelegenheit wie von der Tarantel gestochen; alle Truppen sind in den Casernen consignirt, und 84 Unteroffiziere bereits verhaftet worden. Die Versammlung sollte um 5 Uhr stattfinden, und ich kann Ihnen des Postschlusses wegen keine Nachrichten geben, ob sie durch die Maßregeln der Regierung, wie wahrscheinlich, vereitelt worden ist. Schaaren von Stadtsergeanten ziehen in diesem Augenblick nach dem Faubourg St. Denis; das Lokal und die benachbarten Straßen sind von Truppen cernirt, und zahlreiche Haufen Neugieriger strömen dorthin. Paris, 21. April. Im Moniteur ein Rundschreiben des Kultusminister Falloux an sämmtliche Erzbischöfe und Bischöfe rücksichtlich besserer Verwaltung des Kirchenwesens (!). ‒ Napoleon (Jerome) Bonaparte, kaum in Madrid angelangt, ist wegen seines allzuunvorsichtigen Auftretens in Bordeaux, in Ungnade gefallen und abberufen worden. So melden mehrere Blätter. Sein Vetter, Präsident Bonaparte, läßt zwar heute das Gerücht eines Unfriedens in der Familie widerlegen, indessen kann der Bruch nicht lange mehr ausbleiben; Napoleon (der Vetter) und seine Schwester, verehelichte Demidoff, intriguiren gar zu tölpelhaft für Gründung eines zweiten napoleonischen Weltreiches zu ihren Gunsten. ‒ Paris ist ruhig und doch sind alle Truppen konsignirt! ‥‥ um sie an der Theilnahme an der vorbereitenden Militärwahlversammlung im Fraternitätssaal zu hindern. Das demokratisch-soziale Comité hat ein Meeting ausgeschrieben, um dem Militär Gelegenheit zu geben, sich über die zwei Kandidaten zu verständigen, welche auf der Liste figuriren sollen. Zwei Unteroffiziere sind vorgeschlagen und ihre Namen gehen durch alle Regimenter; kein Zweifel, daß sie gewählt werden. Wie wir hören, wollen mehrere Militärs die Configue forciren, und es könnte leicht Blut fließen. ‒ Der Poitierklub legt endlich dem Publikum Rechenschaft über

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Die angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Ausgabe: Neue Rheinische Zeitung. Organ der Demokratie. Bd. 2 (Nummer 184 bis Nummer 301) Köln, 1. Januar 1849 bis 19. Mai 1849. Glashütten im Taunus, Verlag Detlev Auvermann KG 1973.




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Zitationshilfe: Neue Rheinische Zeitung. Nr. 280. Köln, 24. April 1849, S. 1582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_nrhz280_1849/2>, abgerufen am 26.04.2024.