ihrer innern Organisation zusammenzuhängen. Es giebt keine microskopischen Fische [u.]und Säugethiere. Der kleinste Fisch des alten Continents ist der Stickling 11/2" groß. Später fand Ehrenberg im rothen Meer noch kleinere welche zum bovius [u.]undmetodon Geschlecht gehören, bunte [u.]und gold gefleckt [u.]und nur 8-9 Linien groß sind. Der Haifisch dagegen ist 30' lang, also im Verhältniß wie 1 : 700. So weite Gränzen finden sich nicht bei den Vögeln. Was die Säugethiere anlangt so meint Lacepede es gäbe welche von 200' doch Scoresby der 392 Wall- fische tödtete fand nie einen größer als 60'. Der Caschelot-Potfisch erreicht einzeln die Länge von 100'. Vergleicht man hiermit die kleinsten Nagethiere so kommt ein Verhältniß heraus von 1 : 700. Vergleicht man den Caschelotfisch mit dem kleinsten Thier überhaupt, so giebt dies ein Verhältniß von 1 : 23 Millionen.
Die Zahl der Individuen ist in den untern Klassen ohne Maaß groß. In der Milch eines großen Karpfen hat Blumenbach 250,000 Millionen lekarienIn Anonym 1934 geändert zu: ceskarien. gefunden.Vgl. Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 497: "Unser sel. Hollmann hat berechnet daß die Milch eines zweypfündigen Karpen über 253000, Millionen Samenthierchen halten kann." Was die Maßsse der Thiere höherer Organisation anlangt, so könnte man der ungeheuren Menge Ueberbleibsel wegen glauben, daß die Maßsse der Urbestien noch größer ge- wesen sei als der jetzt lebenden. Doch finden sich auch noch Elephan- ten in Heerden von 300 Stück und Bisonochsen von 10000 Stück. Die columbae peregrinatoriae bilden ganzen Wolken welche Nordamerika durchziehen.*) Das merkwürdigste Beispiel der Ausbreitung der Vögel zeigt die Südsee; hier sah ich manchmal 5 Stunden lang eine Wolke von Seevögeln über einen Punkt fortziehen; ihre Excremente bilden Schichten von 25 bis 30". Wenn man aber die Thiermaßsse mit der Pflanzenmaßsse vergleicht,
*) Die Bäume brechen zusammen, lassen sie sich auf einem nieder; denn schlagen sie die Bauern sie todt, und diese Tauben dienen zur Nahrung - den Schweinen.
ihrer innern Organisation zusammenzuhängen. Es giebt keine microskopischen Fische [u.]und Säugethiere. Der kleinste Fisch des alten Continents ist der Stickling 1½″ groß. Später fand Ehrenberg im rothen Meer noch kleinere welche zum bovius [u.]undmetodon Geschlecht gehören, bunte [u.]und gold gefleckt [u.]und nur 8–9 Linien groß sind. Der Haifisch dagegen ist 30′ lang, also im Verhältniß wie 1 : 700. So weite Gränzen finden sich nicht bei den Vögeln. Was die Säugethiere anlangt so meint Lacepede es gäbe welche von 200′ doch Scoresbÿ der 392 Wall- fische tödtete fand nie einen größer als 60′. Der Caschelot-Potfisch erreicht einzeln die Länge von 100′. Vergleicht man hiermit die kleinsten Nagethiere so kommt ein Verhältniß heraus von 1 : 700. Vergleicht man den Caschelotfisch mit dem kleinsten Thier überhaupt, so giebt dies ein Verhältniß von 1 : 23 Millionen.
Die Zahl der Individuen ist in den untern Klassen ohne Maaß groß. In der Milch eines großen Karpfen hat Blumenbach 250,000 Millionen lekarienIn Anonym 1934 geändert zu: ceskarien. gefunden.Vgl. Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Göttingen, 1814, S. 497: "Unser sel. Hollmann hat berechnet daß die Milch eines zweypfündigen Karpen über 253000, Millionen Samenthierchen halten kann." Was die Maßsse der Thiere höherer Organisation anlangt, so könnte man der ungeheuren Menge Ueberbleibsel wegen glauben, daß die Maßsse der Urbestien noch größer ge- wesen sei als der jetzt lebenden. Doch finden sich auch noch Elephan- ten in Heerden von 300 Stück und Bisonochsen von 10000 Stück. Die columbae peregrinatoriae bilden ganzen Wolken welche Nordamerika durchziehen.*) Das merkwürdigste Beispiel der Ausbreitung der Vögel zeigt die Südsee; hier sah ich manchmal 5 Stunden lang eine Wolke von Seevögeln über einen Punkt fortziehen; ihre Excremente bilden Schichten von 25 bis 30″. Wenn man aber die Thiermaßsse mit der Pflanzenmaßsse vergleicht,
*) Die Bäume brechen zusammen, lassen sie sich auf einem nieder; denn schlagen sie die Bauern sie todt, und diese Tauben dienen zur Nahrung – den Schweinen.
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[[302]/0308]
ihrer innern Organisation zusammenzuhängen. Es giebt
keine microskopischen Fische und Säugethiere. Der kleinste Fisch des
alten Continents ist der Stickling 1½″ groß. Später fand
Ehrenberg im rothen Meer noch kleinere welche zum bovius
und metodon Geschlecht gehören, bunte und gold gefleckt und nur
8–9 Linien groß sind. Der Haifisch dagegen ist 30′ lang,
also im Verhältniß wie 1 : 700. So weite Gränzen finden
sich nicht bei den Vögeln. Was die Säugethiere anlangt so meint
Lacepede es gäbe welche von 200′ doch Scoresbÿ der 392 Wall-
fische tödtete fand nie einen größer als 60′. Der Caschelot-Potfisch
erreicht einzeln die Länge von 100′. Vergleicht man hiermit die
kleinsten Nagethiere so kommt ein Verhältniß heraus von 1 : 700.
Vergleicht man den Caschelotfisch mit dem kleinsten Thier überhaupt,
so giebt dies ein Verhältniß von 1 : 23 Millionen.
59. Vorlesung, 23. April 1828
Die Zahl der
Individuen ist in den untern Klassen ohne Maaß groß. In der
Milch eines großen Karpfen hat Blumenbach 250,000 Millionen
lekarien gefunden. Was die Masse der Thiere höherer Organisation
anlangt, so könnte man der ungeheuren Menge Ueberbleibsel
wegen glauben, daß die Masse der Urbestien noch größer ge-
wesen sei als der jetzt lebenden. Doch finden sich auch noch Elephan-
ten in Heerden von 300 Stück und Bisonochsen von 10000 Stück.
Die columbae peregrinatoriae bilden ganzen Wolken welche
Nordamerika durchziehen. *) Das merkwürdigste Beispiel der
Ausbreitung der Vögel zeigt die Südsee; hier sah ich manchmal
5 Stunden lang eine Wolke von Seevögeln über einen Punkt
fortziehen; ihre Excremente bilden Schichten von 25 bis 30″.
Wenn man aber die Thiermasse mit der Pflanzenmasse vergleicht,
*) Die Bäume brechen zusammen, lassen sie sich auf einem nieder; denn
schlagen die Bauern sie todt, und diese Tauben dienen zur Nahrung
– den Schweinen.
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Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [302]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/308>, abgerufen am 22.02.2025.
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