da wäre, so würde es in 24000' über dem Meere nicht kälter sein, als am Meere selbst, weil denn nur die Dilatation der Wärmestrahlen in Betracht käme, die man als Radien eines auf der Erdoberfläche aufstehenden Gewölbes betrachten kann: ein radius von 24000' würde sich zum Halbmesser der Erde verhalten wie 0,001 : 1. Leslie glaubt, daß die Kälte in den obern Schichten von der Ausdehnung der Luft herrühre: da man gefunden hat, daß die Wärmeceapacität der Luft mit der Dichtigkeit zunimmt. Eben daher erklärte er die wärmere Temperatur in den Berg- werken: allein er bedachte nicht, daß jeder aufsteigende Luft- strom einen niedersteigenden voraussetzt, daß daher für Kälte und Wärme eine Compensation, wenn gleich nicht eine ganz vollständige Statt finde.
Der Mythos vom Phaetonwecerweckte bei den Alten die falschen Begriffe, als ob es nach den obern Luftschichten zu wärmer wäre. Doch haben wir eine Stelle von Seneca über die relative Kleinheit der Berge im Verhältniß zur ganzen Erde, worin er deutlich ausspricht, daß die obere Luft kälter sei. Plutarch in der kleinen Schrift über die Ursachen der Kälte [u.]undTheophrast über die Winde, sahen sehr wohl die Wirkung des Luftkreises auf die Temperatur ein. Strabo erkannte den Einfluß, den die Höhe des Bodens auf die Kultur hat; er bemerkt, daß auf der Hochebene zwischen dem Taurus[u.]und Argaeus in Kleinasien kein Oel wächst, obgleich es 4° nördlicher bei Sinope wieder gedeiht.
Rumford war der irrigen Meinung, daß die Wärme im Wasser durch Bewegung seiner Theile von unten entstehe. Dagegen sprachen Pislet'sIn Anonym 1934 geändert zu: Pictet's.[u.]undLeslie's Versuche. Sie erwärmten
da wäre, so würde es in 24000′ über dem Meere nicht kälter sein, als am Meere selbst, weil denn nur die Dilatation der Wärmestrahlen in Betracht käme, die man als Radien eines auf der Erdoberfläche aufstehenden Gewölbes betrachten kann: ein radius von 24000′ würde sich zum Halbmesser der Erde verhalten wie 0,001 : 1. Leslie glaubt, daß die Kälte in den obern Schichten von der Ausdehnung der Luft herrühre: da man gefunden hat, daß die Wärmeceapacität der Luft mit der Dichtigkeit zunimmt. Eben daher erklärte er die wärmere Temperatur in den Berg- werken: allein er bedachte nicht, daß jeder aufsteigende Luft- strom einen niedersteigenden voraussetzt, daß daher für Kälte und Wärme eine Compensation, wenn gleich nicht eine ganz vollständige Statt finde.
Der Mÿthos vom Phaëtonwecerweckte bei den Alten die falschen Begriffe, als ob es nach den obern Luftschichten zu wärmer wäre. Doch haben wir eine Stelle von Seneca über die relative Kleinheit der Berge im Verhältniß zur ganzen Erde, worin er deutlich ausspricht, daß die obere Luft kälter sei. Plutarch in der kleinen Schrift über die Ursachen der Kälte [u.]undTheophrast über die Winde, sahen sehr wohl die Wirkung des Luftkreises auf die Temperatur ein. Strabo erkannte den Einfluß, den die Höhe des Bodens auf die Kultur hat; er bemerkt, daß auf der Hochebene zwischen dem Taurus[u.]und Argaeus in Kleinasien kein Oel wächst, obgleich es 4° nördlicher bei Sinope wieder gedeiht.
Rumford war der irrigen Meinung, daß die Wärme im Wasser durch Bewegung seiner Theile von unten entstehe. Dagegen sprachen Pislet’sIn Anonym 1934 geändert zu: Pictet’s.[u.]undLeslie’s Versuche. Sie erwärmten
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[[270]/0276]
da wäre, so würde es in 24000′ über dem Meere nicht kälter
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Wärmestrahlen in Betracht käme, die man als Radien eines auf
der Erdoberfläche aufstehenden Gewölbes betrachten kann: ein
radius von 24000′ würde sich zum Halbmesser der Erde verhalten
wie 0,001 : 1. Leslie glaubt, daß die Kälte in den obern Schichten
von der Ausdehnung der Luft herrühre: da man gefunden hat,
daß die Wärmecapacität der Luft mit der Dichtigkeit zunimmt.
Eben daher erklärte er die wärmere Temperatur in den Berg-
werken: allein er bedachte nicht, daß jeder aufsteigende Luft-
strom einen niedersteigenden voraussetzt, daß daher für
Kälte und Wärme eine Compensation, wenn gleich nicht eine
ganz vollständige Statt finde.
51. Vorlesung, 11. April 1828
Der Mÿthos vom Phaëton erweckte bei den Alten die falschen
Begriffe, als ob es nach den obern Luftschichten zu wärmer wäre.
Doch haben wir eine Stelle von Seneca über die relative Kleinheit
der Berge im Verhältniß zur ganzen Erde, worin er deutlich
ausspricht, daß die obere Luft kälter sei. Plutarch in der kleinen
Schrift über die Ursachen der Kälte und Theophrast über die Winde,
sahen sehr wohl die Wirkung des Luftkreises auf die Temperatur
ein. Strabo erkannte den Einfluß, den die Höhe des Bodens
auf die Kultur hat; er bemerkt, daß auf der Hochebene zwischen
dem Taurus und Argaeus in Kleinasien kein Oel wächst, obgleich
es 4° nördlicher bei Sinope wieder gedeiht.
Rumford war der irrigen Meinung, daß die Wärme
im Wasser durch Bewegung seiner Theile von unten entstehe.
Dagegen sprachen Pislet’s und Leslie’s Versuche. Sie erwärmten
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Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [270]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/276>, abgerufen am 22.02.2025.
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