erleiden kann, indem sie auf gleiche Weise in allen ihren Theilen angezogen wird. Auch die Sonne und der Mond ha- ben eine Tendenz die Schiefe der Eclyptik zu verändern; allein die Rotation hindert wieder das Zusammenfallen der Eclyptik und des Aequators. Die Vorrückung geschieht von Osten nach Westen und der Antheil welchen Sonne und Mond daran haben, verhält sich wie 3 : 1. Auch die Planeten haben solche Tendenz, aber die Wirkung derselben ist unabhän- gig von der Gestalt der Erde und fällt einige Jahrtausende mit der Tendenz der Sonne zusammen, wirkt ihr aber dann wieder entgegen.
Aus der Vorrückung der Nachtgleichen erklärt es sich, daß die Sternbilder der Eclyptik ihren Namen nicht mehr entspre- chen, weil die Vorrückung seit den 2000 Jahren daß diese Sternbilder benannt sind, ungefähr den Raum eines Stern- bildes ausmacht.
Hieraus glaubte man schließen zu können, daß der Kreis von Dendera mehre Tausend Jahr über unsere Zeitrechnung hinaus gehe; allein neuere Untersuchungen haben es wahrscheinlich gemacht, daß dieser Zodiacus älter, ja aus der Caesarn Zeit stammt. Da dieser Thierkreis, so wie ein anderer bei Theben gefundener, zirkelförmig ist, so würde man nicht den Anfang kennen; allein die Zei- ten sind nach Bildern in 2 Reihen im Porticus des Tempels aufgestellt; in dem zu Dendera eröffnet den Zug der Löwe, in dem bei Theben die Jungfrau. Da nun 2700 Jahr a. C. der Frühaufgang des Syrius (Thot) bis auf 2 Tage mit dem Sommersolstitium zusammenfiel, so hat man gemeint,
erleiden kann, indem sie auf gleiche Weise in allen ihren Theilen angezogen wird. Auch die Sonne und der Mond ha- ben eine Tendenz die Schiefe der Eclÿptik zu verändern; allein die Rotation hindert wieder das Zusammenfallen der Eclÿptik und des Aequators. Die Vorrückung geschieht von Osten nach Westen und der Antheil welchen Sonne und Mond daran haben, verhält sich wie 3 : 1. Auch die Planeten haben solche Tendenz, aber die Wirkung derselben ist unabhän- gig von der Gestalt der Erde und fällt einige Jahrtausende mit der Tendenz der Sonne zusammen, wirkt ihr aber dann wieder entgegen.
Aus der Vorrückung der Nachtgleichen erklärt es sich, daß die Sternbilder der Eclÿptik ihren Namen nicht mehr entspre- chen, weil die Vorrückung seit den 2000 Jahren daß diese Sternbilder benannt sind, ungefähr den Raum eines Stern- bildes ausmacht.
Hieraus glaubte man schließen zu können, daß der Kreis von Dendera mehre Tausend Jahr über unsere Zeitrechnung hinaus gehe; allein neuere Untersuchungen haben es wahrscheinlich gemacht, daß dieser Zodiacus älter, ja aus der Caesarn Zeit stammt. Da dieser Thierkreis, so wie ein anderer bei Theben gefundener, zirkelförmig ist, so würde man nicht den Anfang kennen; allein die Zei- ten sind nach Bildern in 2 Reihen im Porticus des Tempels aufgestellt; in dem zu Dendera eröffnet den Zug der Löwe, in dem bei Theben die Jungfrau. Da nun 2700 Jahr a. C. der Frühaufgang des Sÿrius (Thot) bis auf 2 Tage mit dem Sommersolstitium zusammenfiel, so hat man gemeint,
<TEI><text><body><divtype="session"n="21"><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0105"n="[99]"/>
erleiden kann, indem sie auf gleiche Weise in allen ihren<lb/>
Theilen angezogen wird. Auch die Sonne und der Mond ha-<lb/>
ben eine Tendenz die Schiefe der Eclÿptik zu verändern;<lb/>
allein die Rotation hindert wieder das Zusammenfallen<lb/>
der Eclÿptik und des Aequators. Die Vorrückung geschieht<lb/>
von Osten nach Westen und der Antheil welchen Sonne und<lb/>
Mond daran haben, verhält sich wie 3 : 1. Auch die Planeten<lb/>
haben solche Tendenz, aber die Wirkung derselben ist unabhän-<lb/>
gig von der Gestalt der Erde und fällt einige Jahrtausende<lb/>
mit der Tendenz der Sonne zusammen, wirkt ihr aber dann<lb/>
wieder entgegen.</p><lb/><p>Aus der Vorrückung der Nachtgleichen erklärt es sich, daß<lb/>
die Sternbilder der Eclÿptik ihren Namen nicht mehr entspre-<lb/>
chen, weil die Vorrückung seit den 2000 Jahren daß diese<lb/>
Sternbilder benannt sind, ungefähr den Raum eines Stern-<lb/>
bildes ausmacht.</p></div></div></div><lb/><divtype="session"n="22"><head><suppliedresp="#BF">22. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1828-01-19">19. Januar 1828</date></ref></supplied></head><lb/><divn="1"><divn="2"><p>Hieraus glaubte man schließen zu können,<lb/>
daß der Kreis von <hirendition="#aq">Dendera</hi> mehre Tausend Jahr über unsere<lb/>
Zeitrechnung hinaus gehe; allein neuere Untersuchungen<lb/>
haben es wahrscheinlich gemacht, daß dieser <hirendition="#aq">Zodiacus</hi> älter,<lb/>
ja aus der <orig><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118518275 http://d-nb.info/gnd/118518275">Caesar</persName></hi>n</orig> Zeit stammt. Da dieser Thierkreis,<lb/>
so wie ein anderer bei Theben gefundener, zirkelförmig<lb/><choice><sic>sind</sic><corrresp="#BF">ist</corr></choice>, so würde man nicht den Anfang kennen; allein die Zei-<lb/>
ten sind nach Bildern in 2 Reihen im Porticus des Tempels<lb/>
aufgestellt; in dem zu <hirendition="#aq">Dendera</hi> eröffnet den Zug der Löwe,<lb/>
in dem bei Theben die Jungfrau. Da nun 2700 Jahr <hirendition="#aq">a. C</hi>.<lb/>
der Frühaufgang des <hirendition="#aq">Sÿrius (Thot)</hi> bis auf 2 Tage mit dem<lb/>
Sommersolstitium zusammenfiel, so hat man gemeint,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[[99]/0105]
erleiden kann, indem sie auf gleiche Weise in allen ihren
Theilen angezogen wird. Auch die Sonne und der Mond ha-
ben eine Tendenz die Schiefe der Eclÿptik zu verändern;
allein die Rotation hindert wieder das Zusammenfallen
der Eclÿptik und des Aequators. Die Vorrückung geschieht
von Osten nach Westen und der Antheil welchen Sonne und
Mond daran haben, verhält sich wie 3 : 1. Auch die Planeten
haben solche Tendenz, aber die Wirkung derselben ist unabhän-
gig von der Gestalt der Erde und fällt einige Jahrtausende
mit der Tendenz der Sonne zusammen, wirkt ihr aber dann
wieder entgegen.
Aus der Vorrückung der Nachtgleichen erklärt es sich, daß
die Sternbilder der Eclÿptik ihren Namen nicht mehr entspre-
chen, weil die Vorrückung seit den 2000 Jahren daß diese
Sternbilder benannt sind, ungefähr den Raum eines Stern-
bildes ausmacht.
22. Vorlesung, 19. Januar 1828
Hieraus glaubte man schließen zu können,
daß der Kreis von Dendera mehre Tausend Jahr über unsere
Zeitrechnung hinaus gehe; allein neuere Untersuchungen
haben es wahrscheinlich gemacht, daß dieser Zodiacus älter,
ja aus der Caesarn Zeit stammt. Da dieser Thierkreis,
so wie ein anderer bei Theben gefundener, zirkelförmig
ist, so würde man nicht den Anfang kennen; allein die Zei-
ten sind nach Bildern in 2 Reihen im Porticus des Tempels
aufgestellt; in dem zu Dendera eröffnet den Zug der Löwe,
in dem bei Theben die Jungfrau. Da nun 2700 Jahr a. C.
der Frühaufgang des Sÿrius (Thot) bis auf 2 Tage mit dem
Sommersolstitium zusammenfiel, so hat man gemeint,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in
Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische
Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin
im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage
geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß
dem DTA-Basisformat
kodiert.
[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [99]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/105>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.