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Marburger Zeitung. Nr. 48, Marburg, 22.04.1913.

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Marburger Zeitung Nr. 48, 22. April 1913

[Spaltenumbruch]

Zugleich setzten die Tonkünstler des Herren-
sextettes mit dem Marsche ein und als das Eger-
länder Kirchweihlied dran kam, dessen Text vorlag.
wurde es ohne Probe und trotz der schwierigen
fremden Mundart von allen Sängern jubelnd mit-
gesungen. Meister Schönherr und die Seinen
mußten das wohlgelungene Tonwerk wiederholen
und wieder wurde das Kirchweihlied, diesmal schon
kräftiger und tex[t]sicherer, mitgesungen -- Herr
Nonner, ebenfalls ein Egeraner, mit gutem Bei-
spiele voran. Freudig überrascht und gerührt nahm
Herr Futter, ein alter, seiner Heimat treuer Egerer
Bürgerssohn, die Widmung und die ihm gebrachte
Ovation entgegen.

Herr Platzer sprach dann in überaus lau-
niger Weise auf die alten Herren des Vereines. Von
ihnen ist Herr Pfeifer 50, Herr Weingerl
47, Herr Müller 48 und Herr Ketz 39 Jahre
Vereinsmitglied. Der von Herrn Platzer ausge-
brachte Trinkspruch auf die alten Herren, von denen
die Genannten auf eine Mitgliedschaft von zusammen
184 Jahren zurückblicken können, fand stürmische
Zustimmung.

Herr Ruß dankte noch im Namen des Vereines
der Marburger Zeitung für die Förderung und
Unterstützung, welche sie dem Männergesangvereine
angedeihen lasse und auf den Schriftleiter, Herrn
Norbert Jahn, welcher trotz der vielen Versamm-
lungsansprüche anderer Vereine jedesmal beim
Marburger Männergesangverein anwesend sei. Nach-
dem der Redner unter allgemeinen Heilrufen geschlossen
hatte, war die Reihe der offiziellen Ansprachen er-
schöpft und es begann der zwanglose Teil des
Festabends, der durch die prächtigen Leistungen des
Herrensextettes, dem Herr Ullrich Worte des
Dankes widmete, durch humoristische Vorträge der
Herren Wurzer und Richter sowie durch ver-
schiedene frohe Chöre verschönt wurde.




Marburger Nachrichten.
Festmahl zu Ehren der neuen Ehren-
bürger.

Die Anmeldungen für den am nächsten
Samstage zu Ehren der Herren Dr. Joh. Schmi-
derer
und Dr. Artur Mally stattfindenden
Festabend müssen morgen, Mittwoch, mittags abge-
schlossen werden. Wer sich also bis Mittwoch
mittags nicht gemeldet hat, kann später nicht mehr
berücksichtigt werden. Der Beginn des Festabends
ist auf 8 Uhr festgesetzt worden.

Dr. Mallys siebzigster Geburtstag.

Einer, den die ganze deutsche Stadt Marburg lieb
hat, feiert übermorgen seinen siebzigsten Geburtstag:
Kaiserlicher Rat Dr. Artur Mally. Weit wird
der Kreis sein, der an diesem Tage des Herrn Dr.
Mally mit ganz besonderer Herzlichkeit und mit den
innigsten Wünschen für sein Wohlergehen gedenken
wird. Weit wird dieser Kreis sein, denn er umschließt
nicht nur unsere Draustadt, sondern das ganze
deutsche Volkstum im Unterlande, das in Herrn
Dr. Mally ein mit den schönsten deutschen Herzens-
und Gemütsgaben gesegnetes Vorbild erblickt. Schon
mehrmals hatten wir bei hervorragenden Anlässen
Gelegenheit, auf die Herzenswärme dieses Mannes
und die Verehrung, die er überall genießt, in der
Marburger Zeitung zu verweisen und wir müßten
heute alles wiederholen und würden doch sein lau-
teres, voranleuchtendes Wesen nicht ausschöpfen
können. Hier tuns nicht Worte, hier können
nur stillinnerliche Gefühle sprechen, die ihm überall
und in der überreichsten Fülle dargebracht werden,
aus allen Kreisen, aus allen Schichten der Bevöl-
kerung. Das hat er gemein mit unserem Bürgermeister
Herrn Dr. Schmiderer, mit der ihn ja auch seit
Jahren die wärmste Freundschaft und die gemein-
same Arbeit zum Wohle der Stadt vereint. Liebe
und Treue, die seines sonnigen Wesens feste Grund-
lagen sind, werden ihn an seinem siebzigsten Ge-
burtstage mit verdoppelter Wärme und Herzin-
nigkeit umgeben; alle frohen Wünsche, deren
Gegenstand er übermorgen sein wird, werden sich
in den einen Ruf zusammendrängen lassen: Heil
unseren Dr. Artur Mally! -- Aus dem Lebens-
laufe des Jubilars sei folgendes hervorgehoben.
Dr. Artur Mally wurde am 24. April 1843 in
Marburg als Sohn des Arztes Dr. Anton Mally
(der auch ein geborener Marburger war) und dessen
Gattin Frau Agnes, geb. Fraß aus Ilz in der
Oststeiermark, geboren. Er besuchte die Knabenschule
am Domplatze, trat mit 9 Jahren ins Marburger
Gymnasium ein und maturierte 1860. Dann
[Spaltenumbruch] wandte er sich dem ärztlichen Studium zu. Wie
sein Vater, war auch schon sein Großvater Arzt
und sein jüngerer Bruder Egon sowie seine zwei
Vettern beschritten dieselbe Laufbahn -- eine
richtige, ausgesprochene Ärztefamilie. Artur Mallys
schon damals ausgesprochene Neigung zum ärztlichen
Berufe läßt sich wohl auf diesen Umstand zurück-
führen. Mit 17 einhalb Jahren bezog er im Oktober
1860 die medizinische Fakultät der Wiener Hoch-
schule, die sich damals eines besonders hervor-
ragenden Rufes erfreute. Seine große Anhänglichkeit
an seine Vaterstadt trat schon damals kräftig hervor;
die Weihnachts- und Osterfeiertage sowie die großen
Ferien verbrachte er stets im Elternhause, ungeachtet
damals das Reisen, zumal im Winter, nicht so
bequem war als heute. Am 17. April 1866 wurde
er zum Doktor der Medizin und ein Jahr später
zum Doktor der Chirurgie promoviert. Nach
beendetem Hochschulstudium und einem kurzen
Erholungsurlaub trat er als Aspirant in das
Allgemeine Krankenhaus in Wien ein,
wo er der chirurgischen Abteitlung, die unter der
Leitung des Primararztes Dr. Lewinsky stand, zu-
geteilt wurde. Im Kriegsjahre 1866 wurde eine
große Anzahl Verwundeter dem Wiener Allgemeinen
Krankenhause zugewiesen; von früh morgens bis in
den späten Abend mußten die Äczte ihre Kunst den
armen Verwundeten angedeihen lassen. Zu Beginn
des Wintersemesters 1867--68 wurde Dr. Mally
Operationszögling auf Professor Billroths Klinik.
-- Ende 1868 gab der Bahnarzt am Marburger
Kärntnerbahnhofe, Herr Dr. Modriniak, seine
Stelle auf; Dr. Mally bewarb sich um sie und
vom Dezember 1868 an wurde ihm diese Stelle
verliehen. Hiemit war ein entscheidender Schritt in
seinem Leben getan, da er von dieser Zeit an un-
unterbrochen in seiner Vaterstadt seine Kräfte der
leidenden Menschheit widmen und später auch der
Stadt Marburg und ihrer Entwicklung sich weihen
konnte. Im Herbste 1871 vermählte er sich zu Eben-
tal bei Klagenfurt mit Fannt van Moser. In
Marburg hatte sich Dr. Mally bald Vertrauen,
Liebe und Achtung erworben. Schon am 14. März
1872 wurde er zum Marburger Stadtarzte ernannt,
weshalb er die Bahnarztstelle niederlegte; bis 1897
war er als Stadtarzt in der umsichtigsten Weise
tätig und insbesondere auf die Hebung der gesund-
heitlichen Verhältnisse in der Stadt im allgemeinen
bedacht. Von 1874 bis 1875 war er auch substi-
tuierender Bezirksarzt und am 17. Jänner 1879
wurde er zum Primarius im Allgemeinen Kranken-
hause ernannt; Jahrzehnte, bis zum 30. Juni 1909,
wirkte er in der segensreichsten Weise an dieser An-
stalt. -- Aber auch das öffentliche Leben stellte
rasch seine Ansprüche an ihn. Schon 1870 wurde
er in den Ausschuß des Theater- und Kasinovereins,
dem er heute noch angehört, gewählt; vor drei
Jahren wurde seine 40jährige Tätigkeit in diesem
Ausschusse feierlich geehrt, worüber wir seinerzeit
berichteten. Am 1. März 1871 wurde er bei der
Gemeinderatsergänzungswahl zum erstenmale und
zwar vom 1. Wahlkörper in die Stadtvertretung
gewählt und am 6. April 1871 wurde er in den
Stadtschulrat entsandt. Während seiner Tätigkeit
als Stadtarzt war eine Kandidatur in den Gemeinde-
rat untunlich; seit 1903 gehörte er diesem Ver-
tretungskörper an. Von diesem Jahre an bis Ende
1912 bekleidete er die Stelle des Bürgermeisterstell-
vertreters. Eine Wiederwahl als Bürgermeister-
stellvertreter lehnte er nach den letzten Gemeinde-
ratsneuwahlen wegen vorgeschrittenen Alters ab.
Kurz vor Beendigung der letzten Gemeinderatsperiode
wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Marburg
ernannt. Seine Liebe zur Stadt veranlaßte ihn,
sich hauptsächlich bei der Lösung jener Fragen zu
betätigen, die mit der Ausgestaltung unserer
Stadt im Zusammenhange stehen. Große Ver-
dienste erwarb er sich auch um das Schulwesen
(Dr. Mally ist auch derzeit Stadtschulratsmitglied), um
die Kindergärten und das Armenwesen, in welches er
als früherer Armenarzt ganz besonderen Einblick
hatte. Vor 26 Jahren gründete Dr. Mally den
Zweig Marburg des Deutschen Sprachvereines;
er wurde sogleich zu dessen Obmann gewählt, als
welcher er heute noch tätig ist. Auch als Ausschuß-
mitglied des Stadtverschönerungsvereines erwarb er
sich um Marburg viele Verdienste. Die Männer-
ortsgruppe der Südmark verehrt in ihm ihren
Obmann, der Verein Deutsches Studentenheim
sein liebes Ausschußmitglied, wie er überhaupt in
allen völkischen Vereinen Marburgs Mitglied und
mittätig ist. Auch die Haushaltungsschule kann
ihn zu ihren Ausschußmitgliedern zählen. Durch
die Herausgabe des Gassen-, Straßen- und Plätze-
[Spaltenumbruch] buches von Marburg hat Dr. Mally einen wert-
vollen Beitrag für die Geschichte der Stadt ge-
schaffen. Nach dem Okkupationsfeldzuge von 1878,
in dessen Verlauf viele Verwundete nach Marburg
gebracht wurden, wurde Dr. Mally mit dem
goldenen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet
und 1898 wurde er zum kais. Rat ernannt. Möge
Dr. Artur Mally noch so manches Jahrzehnt
uns allen frohgemut erhalten bleiben -- dies unser
Wunsch zu seinem siebzigsten Geburtstage. Heil
Dr. Artur Mally!

Konzert Marianne de Kleno und
Franck Christian.

Unstreitig zu den schönsten
musikalischen Veranstaltungen der heurigen Satson
gehören die beiden Abende, die das Künstlerpaar
am 15. November v. J., sowie gestern im großen
Kasinosaale gaben. Schon die jedesmalige Vortrags-
folge zeigte, daß es sich hier um feingebildete
Künstler handelt, deren Repertoire sich nicht nur
auf gewohnte und erfolgsichere Nummern beschränkt,
sondern die auch interessante und neuere Literatur
zu propagieren verstehen. Da bekam man gestern
u. a. zwei moderne Meister: Mors und Degner
zum erstenmal zu hören. Herr Frank vermochte es,
sich mit feinem Gefühl derart in den Dienst des
Ausdruckes zu stellen, daß auch das jedenfalls
tief und innig empfundene Lied "Morgenständchen"
des anderswo bereits anerkannten erstgenannten
Meisters, das aber an die Zuhörer ganz bedeutende
Anforderungen stellt, eine verständnisvolle Auf-
nahme fand. Und gar noch das eine verzehrende
Leidenschaftlichkeit, verbunden mit einer seltenen
Gemütstiefe, bergende Degnersche Lied "Schau
her", das Frau von Kleno so schön und mit so
vieler Wärme vortrug. Obwohl die beiden Künstler
in erster Linie dramatische Sänger sind, fühlt man
es dennoch bald, daß sie auch herzhaft empfindende
Naturen sind, die kein Lied so obenhin gesungen
bringen, sondern sich mit der größten Aufmerksam-
keit in dasselbe zu vertiefen verstehen. So boten
ihre Interpretationen auch einen höheren Genuß,
als manche der oft leider viel zu sehr an Äußerlich-
keiten haftenden Darbietungen vieler Gesangs-
virtuosen. Mit dem Vortrage des Straußschen
Gesangswalzers "Frühlingsstimmen" zeigte die
Sängerin außerdem noch ihr Naturell für das
zierliche und heitere. Eine sicher geführte Technik
eines vorzüglich geschulten und geschmeidigen Organes
kam hier zur Geltung. Den größten Teil der
Vortragsfolge nahmen jedoch Bruchstücke aus
dramatischen Kompositionen ein. Vertreten waren
Wagner, Verdi, Puccini und Bizet. Davon die
beiden erstgenannten Meister mehrfach. Die Art
der Einzelvorträge, sowie der gemeinsamen Leistungen
war eine ernste und sachliche, verbunden mit einer
kräftigen Empfindung und einer sicheren inhaltlichen
Auffassung. Zudem besitzen beide Vortragskünstler
die Gabe, so zu singen, daß man, je öfter man sie
hört, desto begieriger wird, sie wieder zu hören.
Dies bewies am besten der reiche und sich stetig
steigernde, ja oft geradezu stürmisch sich äußernde
Be[i]fall der gestern ausnehmend zahlreich erschienenen
Zuhörerschaft. Diese erzwang sich auch schließlich
einige Zugaben und Wiederholungen. Gewiß aber
wären beide Künstler schon früher mit Freuden
derartig geäußerten Wünschen nachgekommen, hätte
sie beide nicht eine Indisposition zur notwendigen
Zurückhaltung gezwungen. Ein trefflicher Begleiter
saß am Klaviere: Herr Köle.

Gedenkfeier der Pragmatischen Sank-
tion am Staatsgymnasium.

Am 19. d. M.
hätten die Eltern die Gymnasialjugend im Turn-
saal versammelt sehen sollen! An der Stirnwand
die Büste des Kaisers, sich vornehm abhebend vom
Hintergrunde immergrüner, hoher Blattpflanzen,
davor gelagert die Mitglieder der Gymnasialschul-
orchesters, erst die Instrumente stimmend und die
schwierigeren Takte noch einmal ausprobierend;
neben ihnen der Männerchor und dann, den Saal
bis auf jeden Quadratzentimeter füllend, Kopf an
Kopf die sechs Hundertschaften des Gymnasiasten,
an der Vorderseite abgeschlossen durch die Mitglieder
des Lehrkörpers, äußerlich ruhig, aber die leuchtenden
Augen zeugen von der inneren Anteilnahme. "Der
Kaiser", "Musik", "Festreden"! Das junge Blut
kann der Anziehungskraft dieser Dreiheit nicht
widerstehen! -- Punkt 9 Uhr wird das Zeichen
zum Beginn gegeben und die melodiöse Jubiläums-
ouvertüre von Schönfelsen durchflutet den Saal.
Nur wenige Tage hatte das Gymnasiastenschulorchester
Zeit zur Einübung und doch war das Zusammen-
spiel ein musterhaftes; das Orchester, eine so junge
Schöpfung, fängt eben an, der Stolz des Gymnasiums
zu werden. Hierauf besteigt Professor Franz Otto

Marburger Zeitung Nr. 48, 22. April 1913

[Spaltenumbruch]

Zugleich ſetzten die Tonkünſtler des Herren-
ſextettes mit dem Marſche ein und als das Eger-
länder Kirchweihlied dran kam, deſſen Text vorlag.
wurde es ohne Probe und trotz der ſchwierigen
fremden Mundart von allen Sängern jubelnd mit-
geſungen. Meiſter Schönherr und die Seinen
mußten das wohlgelungene Tonwerk wiederholen
und wieder wurde das Kirchweihlied, diesmal ſchon
kräftiger und tex[t]ſicherer, mitgeſungen — Herr
Nonner, ebenfalls ein Egeraner, mit gutem Bei-
ſpiele voran. Freudig überraſcht und gerührt nahm
Herr Futter, ein alter, ſeiner Heimat treuer Egerer
Bürgersſohn, die Widmung und die ihm gebrachte
Ovation entgegen.

Herr Platzer ſprach dann in überaus lau-
niger Weiſe auf die alten Herren des Vereines. Von
ihnen iſt Herr Pfeifer 50, Herr Weingerl
47, Herr Müller 48 und Herr Ketz 39 Jahre
Vereinsmitglied. Der von Herrn Platzer ausge-
brachte Trinkſpruch auf die alten Herren, von denen
die Genannten auf eine Mitgliedſchaft von zuſammen
184 Jahren zurückblicken können, fand ſtürmiſche
Zuſtimmung.

Herr Ruß dankte noch im Namen des Vereines
der Marburger Zeitung für die Förderung und
Unterſtützung, welche ſie dem Männergeſangvereine
angedeihen laſſe und auf den Schriftleiter, Herrn
Norbert Jahn, welcher trotz der vielen Verſamm-
lungsanſprüche anderer Vereine jedesmal beim
Marburger Männergeſangverein anweſend ſei. Nach-
dem der Redner unter allgemeinen Heilrufen geſchloſſen
hatte, war die Reihe der offiziellen Anſprachen er-
ſchöpft und es begann der zwangloſe Teil des
Feſtabends, der durch die prächtigen Leiſtungen des
Herrenſextettes, dem Herr Ullrich Worte des
Dankes widmete, durch humoriſtiſche Vorträge der
Herren Wurzer und Richter ſowie durch ver-
ſchiedene frohe Chöre verſchönt wurde.




Marburger Nachrichten.
Feſtmahl zu Ehren der neuen Ehren-
bürger.

Die Anmeldungen für den am nächſten
Samstage zu Ehren der Herren Dr. Joh. Schmi-
derer
und Dr. Artur Mally ſtattfindenden
Feſtabend müſſen morgen, Mittwoch, mittags abge-
ſchloſſen werden. Wer ſich alſo bis Mittwoch
mittags nicht gemeldet hat, kann ſpäter nicht mehr
berückſichtigt werden. Der Beginn des Feſtabends
iſt auf 8 Uhr feſtgeſetzt worden.

Dr. Mallys ſiebzigſter Geburtstag.

Einer, den die ganze deutſche Stadt Marburg lieb
hat, feiert übermorgen ſeinen ſiebzigſten Geburtstag:
Kaiſerlicher Rat Dr. Artur Mally. Weit wird
der Kreis ſein, der an dieſem Tage des Herrn Dr.
Mally mit ganz beſonderer Herzlichkeit und mit den
innigſten Wünſchen für ſein Wohlergehen gedenken
wird. Weit wird dieſer Kreis ſein, denn er umſchließt
nicht nur unſere Drauſtadt, ſondern das ganze
deutſche Volkstum im Unterlande, das in Herrn
Dr. Mally ein mit den ſchönſten deutſchen Herzens-
und Gemütsgaben geſegnetes Vorbild erblickt. Schon
mehrmals hatten wir bei hervorragenden Anläſſen
Gelegenheit, auf die Herzenswärme dieſes Mannes
und die Verehrung, die er überall genießt, in der
Marburger Zeitung zu verweiſen und wir müßten
heute alles wiederholen und würden doch ſein lau-
teres, voranleuchtendes Weſen nicht ausſchöpfen
können. Hier tuns nicht Worte, hier können
nur ſtillinnerliche Gefühle ſprechen, die ihm überall
und in der überreichſten Fülle dargebracht werden,
aus allen Kreiſen, aus allen Schichten der Bevöl-
kerung. Das hat er gemein mit unſerem Bürgermeiſter
Herrn Dr. Schmiderer, mit der ihn ja auch ſeit
Jahren die wärmſte Freundſchaft und die gemein-
ſame Arbeit zum Wohle der Stadt vereint. Liebe
und Treue, die ſeines ſonnigen Weſens feſte Grund-
lagen ſind, werden ihn an ſeinem ſiebzigſten Ge-
burtstage mit verdoppelter Wärme und Herzin-
nigkeit umgeben; alle frohen Wünſche, deren
Gegenſtand er übermorgen ſein wird, werden ſich
in den einen Ruf zuſammendrängen laſſen: Heil
unſeren Dr. Artur Mally! — Aus dem Lebens-
laufe des Jubilars ſei folgendes hervorgehoben.
Dr. Artur Mally wurde am 24. April 1843 in
Marburg als Sohn des Arztes Dr. Anton Mally
(der auch ein geborener Marburger war) und deſſen
Gattin Frau Agnes, geb. Fraß aus Ilz in der
Oſtſteiermark, geboren. Er beſuchte die Knabenſchule
am Domplatze, trat mit 9 Jahren ins Marburger
Gymnaſium ein und maturierte 1860. Dann
[Spaltenumbruch] wandte er ſich dem ärztlichen Studium zu. Wie
ſein Vater, war auch ſchon ſein Großvater Arzt
und ſein jüngerer Bruder Egon ſowie ſeine zwei
Vettern beſchritten dieſelbe Laufbahn — eine
richtige, ausgeſprochene Ärztefamilie. Artur Mallys
ſchon damals ausgeſprochene Neigung zum ärztlichen
Berufe läßt ſich wohl auf dieſen Umſtand zurück-
führen. Mit 17 einhalb Jahren bezog er im Oktober
1860 die mediziniſche Fakultät der Wiener Hoch-
ſchule, die ſich damals eines beſonders hervor-
ragenden Rufes erfreute. Seine große Anhänglichkeit
an ſeine Vaterſtadt trat ſchon damals kräftig hervor;
die Weihnachts- und Oſterfeiertage ſowie die großen
Ferien verbrachte er ſtets im Elternhauſe, ungeachtet
damals das Reiſen, zumal im Winter, nicht ſo
bequem war als heute. Am 17. April 1866 wurde
er zum Doktor der Medizin und ein Jahr ſpäter
zum Doktor der Chirurgie promoviert. Nach
beendetem Hochſchulſtudium und einem kurzen
Erholungsurlaub trat er als Aſpirant in das
Allgemeine Krankenhaus in Wien ein,
wo er der chirurgiſchen Abteitlung, die unter der
Leitung des Primararztes Dr. Lewinsky ſtand, zu-
geteilt wurde. Im Kriegsjahre 1866 wurde eine
große Anzahl Verwundeter dem Wiener Allgemeinen
Krankenhauſe zugewieſen; von früh morgens bis in
den ſpäten Abend mußten die Äczte ihre Kunſt den
armen Verwundeten angedeihen laſſen. Zu Beginn
des Winterſemeſters 1867—68 wurde Dr. Mally
Operationszögling auf Profeſſor Billroths Klinik.
— Ende 1868 gab der Bahnarzt am Marburger
Kärntnerbahnhofe, Herr Dr. Modriniak, ſeine
Stelle auf; Dr. Mally bewarb ſich um ſie und
vom Dezember 1868 an wurde ihm dieſe Stelle
verliehen. Hiemit war ein entſcheidender Schritt in
ſeinem Leben getan, da er von dieſer Zeit an un-
unterbrochen in ſeiner Vaterſtadt ſeine Kräfte der
leidenden Menſchheit widmen und ſpäter auch der
Stadt Marburg und ihrer Entwicklung ſich weihen
konnte. Im Herbſte 1871 vermählte er ſich zu Eben-
tal bei Klagenfurt mit Fannt van Moſer. In
Marburg hatte ſich Dr. Mally bald Vertrauen,
Liebe und Achtung erworben. Schon am 14. März
1872 wurde er zum Marburger Stadtarzte ernannt,
weshalb er die Bahnarztſtelle niederlegte; bis 1897
war er als Stadtarzt in der umſichtigſten Weiſe
tätig und insbeſondere auf die Hebung der geſund-
heitlichen Verhältniſſe in der Stadt im allgemeinen
bedacht. Von 1874 bis 1875 war er auch ſubſti-
tuierender Bezirksarzt und am 17. Jänner 1879
wurde er zum Primarius im Allgemeinen Kranken-
hauſe ernannt; Jahrzehnte, bis zum 30. Juni 1909,
wirkte er in der ſegensreichſten Weiſe an dieſer An-
ſtalt. — Aber auch das öffentliche Leben ſtellte
raſch ſeine Anſprüche an ihn. Schon 1870 wurde
er in den Ausſchuß des Theater- und Kaſinovereins,
dem er heute noch angehört, gewählt; vor drei
Jahren wurde ſeine 40jährige Tätigkeit in dieſem
Ausſchuſſe feierlich geehrt, worüber wir ſeinerzeit
berichteten. Am 1. März 1871 wurde er bei der
Gemeinderatsergänzungswahl zum erſtenmale und
zwar vom 1. Wahlkörper in die Stadtvertretung
gewählt und am 6. April 1871 wurde er in den
Stadtſchulrat entſandt. Während ſeiner Tätigkeit
als Stadtarzt war eine Kandidatur in den Gemeinde-
rat untunlich; ſeit 1903 gehörte er dieſem Ver-
tretungskörper an. Von dieſem Jahre an bis Ende
1912 bekleidete er die Stelle des Bürgermeiſterſtell-
vertreters. Eine Wiederwahl als Bürgermeiſter-
ſtellvertreter lehnte er nach den letzten Gemeinde-
ratsneuwahlen wegen vorgeſchrittenen Alters ab.
Kurz vor Beendigung der letzten Gemeinderatsperiode
wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Marburg
ernannt. Seine Liebe zur Stadt veranlaßte ihn,
ſich hauptſächlich bei der Löſung jener Fragen zu
betätigen, die mit der Ausgeſtaltung unſerer
Stadt im Zuſammenhange ſtehen. Große Ver-
dienſte erwarb er ſich auch um das Schulweſen
(Dr. Mally iſt auch derzeit Stadtſchulratsmitglied), um
die Kindergärten und das Armenweſen, in welches er
als früherer Armenarzt ganz beſonderen Einblick
hatte. Vor 26 Jahren gründete Dr. Mally den
Zweig Marburg des Deutſchen Sprachvereines;
er wurde ſogleich zu deſſen Obmann gewählt, als
welcher er heute noch tätig iſt. Auch als Ausſchuß-
mitglied des Stadtverſchönerungsvereines erwarb er
ſich um Marburg viele Verdienſte. Die Männer-
ortsgruppe der Südmark verehrt in ihm ihren
Obmann, der Verein Deutſches Studentenheim
ſein liebes Ausſchußmitglied, wie er überhaupt in
allen völkiſchen Vereinen Marburgs Mitglied und
mittätig iſt. Auch die Haushaltungsſchule kann
ihn zu ihren Ausſchußmitgliedern zählen. Durch
die Herausgabe des Gaſſen-, Straßen- und Plätze-
[Spaltenumbruch] buches von Marburg hat Dr. Mally einen wert-
vollen Beitrag für die Geſchichte der Stadt ge-
ſchaffen. Nach dem Okkupationsfeldzuge von 1878,
in deſſen Verlauf viele Verwundete nach Marburg
gebracht wurden, wurde Dr. Mally mit dem
goldenen Verdienſtkreuze mit der Krone ausgezeichnet
und 1898 wurde er zum kaiſ. Rat ernannt. Möge
Dr. Artur Mally noch ſo manches Jahrzehnt
uns allen frohgemut erhalten bleiben — dies unſer
Wunſch zu ſeinem ſiebzigſten Geburtstage. Heil
Dr. Artur Mally!

Konzert Marianne de Kleno und
Franck Chriſtian.

Unſtreitig zu den ſchönſten
muſikaliſchen Veranſtaltungen der heurigen Satſon
gehören die beiden Abende, die das Künſtlerpaar
am 15. November v. J., ſowie geſtern im großen
Kaſinoſaale gaben. Schon die jedesmalige Vortrags-
folge zeigte, daß es ſich hier um feingebildete
Künſtler handelt, deren Repertoire ſich nicht nur
auf gewohnte und erfolgſichere Nummern beſchränkt,
ſondern die auch intereſſante und neuere Literatur
zu propagieren verſtehen. Da bekam man geſtern
u. a. zwei moderne Meiſter: Mors und Degner
zum erſtenmal zu hören. Herr Frank vermochte es,
ſich mit feinem Gefühl derart in den Dienſt des
Ausdruckes zu ſtellen, daß auch das jedenfalls
tief und innig empfundene Lied „Morgenſtändchen“
des anderswo bereits anerkannten erſtgenannten
Meiſters, das aber an die Zuhörer ganz bedeutende
Anforderungen ſtellt, eine verſtändnisvolle Auf-
nahme fand. Und gar noch das eine verzehrende
Leidenſchaftlichkeit, verbunden mit einer ſeltenen
Gemütstiefe, bergende Degnerſche Lied „Schau
her“, das Frau von Kleno ſo ſchön und mit ſo
vieler Wärme vortrug. Obwohl die beiden Künſtler
in erſter Linie dramatiſche Sänger ſind, fühlt man
es dennoch bald, daß ſie auch herzhaft empfindende
Naturen ſind, die kein Lied ſo obenhin geſungen
bringen, ſondern ſich mit der größten Aufmerkſam-
keit in dasſelbe zu vertiefen verſtehen. So boten
ihre Interpretationen auch einen höheren Genuß,
als manche der oft leider viel zu ſehr an Äußerlich-
keiten haftenden Darbietungen vieler Geſangs-
virtuoſen. Mit dem Vortrage des Straußſchen
Geſangswalzers „Frühlingsſtimmen“ zeigte die
Sängerin außerdem noch ihr Naturell für das
zierliche und heitere. Eine ſicher geführte Technik
eines vorzüglich geſchulten und geſchmeidigen Organes
kam hier zur Geltung. Den größten Teil der
Vortragsfolge nahmen jedoch Bruchſtücke aus
dramatiſchen Kompoſitionen ein. Vertreten waren
Wagner, Verdi, Puccini und Bizet. Davon die
beiden erſtgenannten Meiſter mehrfach. Die Art
der Einzelvorträge, ſowie der gemeinſamen Leiſtungen
war eine ernſte und ſachliche, verbunden mit einer
kräftigen Empfindung und einer ſicheren inhaltlichen
Auffaſſung. Zudem beſitzen beide Vortragskünſtler
die Gabe, ſo zu ſingen, daß man, je öfter man ſie
hört, deſto begieriger wird, ſie wieder zu hören.
Dies bewies am beſten der reiche und ſich ſtetig
ſteigernde, ja oft geradezu ſtürmiſch ſich äußernde
Be[i]fall der geſtern ausnehmend zahlreich erſchienenen
Zuhörerſchaft. Dieſe erzwang ſich auch ſchließlich
einige Zugaben und Wiederholungen. Gewiß aber
wären beide Künſtler ſchon früher mit Freuden
derartig geäußerten Wünſchen nachgekommen, hätte
ſie beide nicht eine Indispoſition zur notwendigen
Zurückhaltung gezwungen. Ein trefflicher Begleiter
ſaß am Klaviere: Herr Köle.

Gedenkfeier der Pragmatiſchen Sank-
tion am Staatsgymnaſium.

Am 19. d. M.
hätten die Eltern die Gymnaſialjugend im Turn-
ſaal verſammelt ſehen ſollen! An der Stirnwand
die Büſte des Kaiſers, ſich vornehm abhebend vom
Hintergrunde immergrüner, hoher Blattpflanzen,
davor gelagert die Mitglieder der Gymnaſialſchul-
orcheſters, erſt die Inſtrumente ſtimmend und die
ſchwierigeren Takte noch einmal ausprobierend;
neben ihnen der Männerchor und dann, den Saal
bis auf jeden Quadratzentimeter füllend, Kopf an
Kopf die ſechs Hundertſchaften des Gymnaſiaſten,
an der Vorderſeite abgeſchloſſen durch die Mitglieder
des Lehrkörpers, äußerlich ruhig, aber die leuchtenden
Augen zeugen von der inneren Anteilnahme. „Der
Kaiſer“, „Muſik“, „Feſtreden“! Das junge Blut
kann der Anziehungskraft dieſer Dreiheit nicht
widerſtehen! — Punkt 9 Uhr wird das Zeichen
zum Beginn gegeben und die melodiöſe Jubiläums-
ouvertüre von Schönfelſen durchflutet den Saal.
Nur wenige Tage hatte das Gymnaſiaſtenſchulorcheſter
Zeit zur Einübung und doch war das Zuſammen-
ſpiel ein muſterhaftes; das Orcheſter, eine ſo junge
Schöpfung, fängt eben an, der Stolz des Gymnaſiums
zu werden. Hierauf beſteigt Profeſſor Franz Otto

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[4/0004] Marburger Zeitung Nr. 48, 22. April 1913 Zugleich ſetzten die Tonkünſtler des Herren- ſextettes mit dem Marſche ein und als das Eger- länder Kirchweihlied dran kam, deſſen Text vorlag. wurde es ohne Probe und trotz der ſchwierigen fremden Mundart von allen Sängern jubelnd mit- geſungen. Meiſter Schönherr und die Seinen mußten das wohlgelungene Tonwerk wiederholen und wieder wurde das Kirchweihlied, diesmal ſchon kräftiger und textſicherer, mitgeſungen — Herr Nonner, ebenfalls ein Egeraner, mit gutem Bei- ſpiele voran. Freudig überraſcht und gerührt nahm Herr Futter, ein alter, ſeiner Heimat treuer Egerer Bürgersſohn, die Widmung und die ihm gebrachte Ovation entgegen. Herr Platzer ſprach dann in überaus lau- niger Weiſe auf die alten Herren des Vereines. Von ihnen iſt Herr Pfeifer 50, Herr Weingerl 47, Herr Müller 48 und Herr Ketz 39 Jahre Vereinsmitglied. Der von Herrn Platzer ausge- brachte Trinkſpruch auf die alten Herren, von denen die Genannten auf eine Mitgliedſchaft von zuſammen 184 Jahren zurückblicken können, fand ſtürmiſche Zuſtimmung. Herr Ruß dankte noch im Namen des Vereines der Marburger Zeitung für die Förderung und Unterſtützung, welche ſie dem Männergeſangvereine angedeihen laſſe und auf den Schriftleiter, Herrn Norbert Jahn, welcher trotz der vielen Verſamm- lungsanſprüche anderer Vereine jedesmal beim Marburger Männergeſangverein anweſend ſei. Nach- dem der Redner unter allgemeinen Heilrufen geſchloſſen hatte, war die Reihe der offiziellen Anſprachen er- ſchöpft und es begann der zwangloſe Teil des Feſtabends, der durch die prächtigen Leiſtungen des Herrenſextettes, dem Herr Ullrich Worte des Dankes widmete, durch humoriſtiſche Vorträge der Herren Wurzer und Richter ſowie durch ver- ſchiedene frohe Chöre verſchönt wurde. Marburger Nachrichten. Feſtmahl zu Ehren der neuen Ehren- bürger. Die Anmeldungen für den am nächſten Samstage zu Ehren der Herren Dr. Joh. Schmi- derer und Dr. Artur Mally ſtattfindenden Feſtabend müſſen morgen, Mittwoch, mittags abge- ſchloſſen werden. Wer ſich alſo bis Mittwoch mittags nicht gemeldet hat, kann ſpäter nicht mehr berückſichtigt werden. Der Beginn des Feſtabends iſt auf 8 Uhr feſtgeſetzt worden. Dr. Mallys ſiebzigſter Geburtstag. Einer, den die ganze deutſche Stadt Marburg lieb hat, feiert übermorgen ſeinen ſiebzigſten Geburtstag: Kaiſerlicher Rat Dr. Artur Mally. Weit wird der Kreis ſein, der an dieſem Tage des Herrn Dr. Mally mit ganz beſonderer Herzlichkeit und mit den innigſten Wünſchen für ſein Wohlergehen gedenken wird. Weit wird dieſer Kreis ſein, denn er umſchließt nicht nur unſere Drauſtadt, ſondern das ganze deutſche Volkstum im Unterlande, das in Herrn Dr. Mally ein mit den ſchönſten deutſchen Herzens- und Gemütsgaben geſegnetes Vorbild erblickt. Schon mehrmals hatten wir bei hervorragenden Anläſſen Gelegenheit, auf die Herzenswärme dieſes Mannes und die Verehrung, die er überall genießt, in der Marburger Zeitung zu verweiſen und wir müßten heute alles wiederholen und würden doch ſein lau- teres, voranleuchtendes Weſen nicht ausſchöpfen können. Hier tuns nicht Worte, hier können nur ſtillinnerliche Gefühle ſprechen, die ihm überall und in der überreichſten Fülle dargebracht werden, aus allen Kreiſen, aus allen Schichten der Bevöl- kerung. Das hat er gemein mit unſerem Bürgermeiſter Herrn Dr. Schmiderer, mit der ihn ja auch ſeit Jahren die wärmſte Freundſchaft und die gemein- ſame Arbeit zum Wohle der Stadt vereint. Liebe und Treue, die ſeines ſonnigen Weſens feſte Grund- lagen ſind, werden ihn an ſeinem ſiebzigſten Ge- burtstage mit verdoppelter Wärme und Herzin- nigkeit umgeben; alle frohen Wünſche, deren Gegenſtand er übermorgen ſein wird, werden ſich in den einen Ruf zuſammendrängen laſſen: Heil unſeren Dr. Artur Mally! — Aus dem Lebens- laufe des Jubilars ſei folgendes hervorgehoben. Dr. Artur Mally wurde am 24. April 1843 in Marburg als Sohn des Arztes Dr. Anton Mally (der auch ein geborener Marburger war) und deſſen Gattin Frau Agnes, geb. Fraß aus Ilz in der Oſtſteiermark, geboren. Er beſuchte die Knabenſchule am Domplatze, trat mit 9 Jahren ins Marburger Gymnaſium ein und maturierte 1860. Dann wandte er ſich dem ärztlichen Studium zu. Wie ſein Vater, war auch ſchon ſein Großvater Arzt und ſein jüngerer Bruder Egon ſowie ſeine zwei Vettern beſchritten dieſelbe Laufbahn — eine richtige, ausgeſprochene Ärztefamilie. Artur Mallys ſchon damals ausgeſprochene Neigung zum ärztlichen Berufe läßt ſich wohl auf dieſen Umſtand zurück- führen. Mit 17 einhalb Jahren bezog er im Oktober 1860 die mediziniſche Fakultät der Wiener Hoch- ſchule, die ſich damals eines beſonders hervor- ragenden Rufes erfreute. Seine große Anhänglichkeit an ſeine Vaterſtadt trat ſchon damals kräftig hervor; die Weihnachts- und Oſterfeiertage ſowie die großen Ferien verbrachte er ſtets im Elternhauſe, ungeachtet damals das Reiſen, zumal im Winter, nicht ſo bequem war als heute. Am 17. April 1866 wurde er zum Doktor der Medizin und ein Jahr ſpäter zum Doktor der Chirurgie promoviert. Nach beendetem Hochſchulſtudium und einem kurzen Erholungsurlaub trat er als Aſpirant in das Allgemeine Krankenhaus in Wien ein, wo er der chirurgiſchen Abteitlung, die unter der Leitung des Primararztes Dr. Lewinsky ſtand, zu- geteilt wurde. Im Kriegsjahre 1866 wurde eine große Anzahl Verwundeter dem Wiener Allgemeinen Krankenhauſe zugewieſen; von früh morgens bis in den ſpäten Abend mußten die Äczte ihre Kunſt den armen Verwundeten angedeihen laſſen. Zu Beginn des Winterſemeſters 1867—68 wurde Dr. Mally Operationszögling auf Profeſſor Billroths Klinik. — Ende 1868 gab der Bahnarzt am Marburger Kärntnerbahnhofe, Herr Dr. Modriniak, ſeine Stelle auf; Dr. Mally bewarb ſich um ſie und vom Dezember 1868 an wurde ihm dieſe Stelle verliehen. Hiemit war ein entſcheidender Schritt in ſeinem Leben getan, da er von dieſer Zeit an un- unterbrochen in ſeiner Vaterſtadt ſeine Kräfte der leidenden Menſchheit widmen und ſpäter auch der Stadt Marburg und ihrer Entwicklung ſich weihen konnte. Im Herbſte 1871 vermählte er ſich zu Eben- tal bei Klagenfurt mit Fannt van Moſer. In Marburg hatte ſich Dr. Mally bald Vertrauen, Liebe und Achtung erworben. Schon am 14. März 1872 wurde er zum Marburger Stadtarzte ernannt, weshalb er die Bahnarztſtelle niederlegte; bis 1897 war er als Stadtarzt in der umſichtigſten Weiſe tätig und insbeſondere auf die Hebung der geſund- heitlichen Verhältniſſe in der Stadt im allgemeinen bedacht. Von 1874 bis 1875 war er auch ſubſti- tuierender Bezirksarzt und am 17. Jänner 1879 wurde er zum Primarius im Allgemeinen Kranken- hauſe ernannt; Jahrzehnte, bis zum 30. Juni 1909, wirkte er in der ſegensreichſten Weiſe an dieſer An- ſtalt. — Aber auch das öffentliche Leben ſtellte raſch ſeine Anſprüche an ihn. Schon 1870 wurde er in den Ausſchuß des Theater- und Kaſinovereins, dem er heute noch angehört, gewählt; vor drei Jahren wurde ſeine 40jährige Tätigkeit in dieſem Ausſchuſſe feierlich geehrt, worüber wir ſeinerzeit berichteten. Am 1. März 1871 wurde er bei der Gemeinderatsergänzungswahl zum erſtenmale und zwar vom 1. Wahlkörper in die Stadtvertretung gewählt und am 6. April 1871 wurde er in den Stadtſchulrat entſandt. Während ſeiner Tätigkeit als Stadtarzt war eine Kandidatur in den Gemeinde- rat untunlich; ſeit 1903 gehörte er dieſem Ver- tretungskörper an. Von dieſem Jahre an bis Ende 1912 bekleidete er die Stelle des Bürgermeiſterſtell- vertreters. Eine Wiederwahl als Bürgermeiſter- ſtellvertreter lehnte er nach den letzten Gemeinde- ratsneuwahlen wegen vorgeſchrittenen Alters ab. Kurz vor Beendigung der letzten Gemeinderatsperiode wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Marburg ernannt. Seine Liebe zur Stadt veranlaßte ihn, ſich hauptſächlich bei der Löſung jener Fragen zu betätigen, die mit der Ausgeſtaltung unſerer Stadt im Zuſammenhange ſtehen. Große Ver- dienſte erwarb er ſich auch um das Schulweſen (Dr. Mally iſt auch derzeit Stadtſchulratsmitglied), um die Kindergärten und das Armenweſen, in welches er als früherer Armenarzt ganz beſonderen Einblick hatte. Vor 26 Jahren gründete Dr. Mally den Zweig Marburg des Deutſchen Sprachvereines; er wurde ſogleich zu deſſen Obmann gewählt, als welcher er heute noch tätig iſt. Auch als Ausſchuß- mitglied des Stadtverſchönerungsvereines erwarb er ſich um Marburg viele Verdienſte. Die Männer- ortsgruppe der Südmark verehrt in ihm ihren Obmann, der Verein Deutſches Studentenheim ſein liebes Ausſchußmitglied, wie er überhaupt in allen völkiſchen Vereinen Marburgs Mitglied und mittätig iſt. Auch die Haushaltungsſchule kann ihn zu ihren Ausſchußmitgliedern zählen. Durch die Herausgabe des Gaſſen-, Straßen- und Plätze- buches von Marburg hat Dr. Mally einen wert- vollen Beitrag für die Geſchichte der Stadt ge- ſchaffen. Nach dem Okkupationsfeldzuge von 1878, in deſſen Verlauf viele Verwundete nach Marburg gebracht wurden, wurde Dr. Mally mit dem goldenen Verdienſtkreuze mit der Krone ausgezeichnet und 1898 wurde er zum kaiſ. Rat ernannt. Möge Dr. Artur Mally noch ſo manches Jahrzehnt uns allen frohgemut erhalten bleiben — dies unſer Wunſch zu ſeinem ſiebzigſten Geburtstage. Heil Dr. Artur Mally! Konzert Marianne de Kleno und Franck Chriſtian. Unſtreitig zu den ſchönſten muſikaliſchen Veranſtaltungen der heurigen Satſon gehören die beiden Abende, die das Künſtlerpaar am 15. November v. J., ſowie geſtern im großen Kaſinoſaale gaben. Schon die jedesmalige Vortrags- folge zeigte, daß es ſich hier um feingebildete Künſtler handelt, deren Repertoire ſich nicht nur auf gewohnte und erfolgſichere Nummern beſchränkt, ſondern die auch intereſſante und neuere Literatur zu propagieren verſtehen. Da bekam man geſtern u. a. zwei moderne Meiſter: Mors und Degner zum erſtenmal zu hören. Herr Frank vermochte es, ſich mit feinem Gefühl derart in den Dienſt des Ausdruckes zu ſtellen, daß auch das jedenfalls tief und innig empfundene Lied „Morgenſtändchen“ des anderswo bereits anerkannten erſtgenannten Meiſters, das aber an die Zuhörer ganz bedeutende Anforderungen ſtellt, eine verſtändnisvolle Auf- nahme fand. Und gar noch das eine verzehrende Leidenſchaftlichkeit, verbunden mit einer ſeltenen Gemütstiefe, bergende Degnerſche Lied „Schau her“, das Frau von Kleno ſo ſchön und mit ſo vieler Wärme vortrug. Obwohl die beiden Künſtler in erſter Linie dramatiſche Sänger ſind, fühlt man es dennoch bald, daß ſie auch herzhaft empfindende Naturen ſind, die kein Lied ſo obenhin geſungen bringen, ſondern ſich mit der größten Aufmerkſam- keit in dasſelbe zu vertiefen verſtehen. So boten ihre Interpretationen auch einen höheren Genuß, als manche der oft leider viel zu ſehr an Äußerlich- keiten haftenden Darbietungen vieler Geſangs- virtuoſen. Mit dem Vortrage des Straußſchen Geſangswalzers „Frühlingsſtimmen“ zeigte die Sängerin außerdem noch ihr Naturell für das zierliche und heitere. Eine ſicher geführte Technik eines vorzüglich geſchulten und geſchmeidigen Organes kam hier zur Geltung. Den größten Teil der Vortragsfolge nahmen jedoch Bruchſtücke aus dramatiſchen Kompoſitionen ein. Vertreten waren Wagner, Verdi, Puccini und Bizet. Davon die beiden erſtgenannten Meiſter mehrfach. Die Art der Einzelvorträge, ſowie der gemeinſamen Leiſtungen war eine ernſte und ſachliche, verbunden mit einer kräftigen Empfindung und einer ſicheren inhaltlichen Auffaſſung. Zudem beſitzen beide Vortragskünſtler die Gabe, ſo zu ſingen, daß man, je öfter man ſie hört, deſto begieriger wird, ſie wieder zu hören. Dies bewies am beſten der reiche und ſich ſtetig ſteigernde, ja oft geradezu ſtürmiſch ſich äußernde Beifall der geſtern ausnehmend zahlreich erſchienenen Zuhörerſchaft. Dieſe erzwang ſich auch ſchließlich einige Zugaben und Wiederholungen. Gewiß aber wären beide Künſtler ſchon früher mit Freuden derartig geäußerten Wünſchen nachgekommen, hätte ſie beide nicht eine Indispoſition zur notwendigen Zurückhaltung gezwungen. Ein trefflicher Begleiter ſaß am Klaviere: Herr Köle. —r— Gedenkfeier der Pragmatiſchen Sank- tion am Staatsgymnaſium. Am 19. d. M. hätten die Eltern die Gymnaſialjugend im Turn- ſaal verſammelt ſehen ſollen! An der Stirnwand die Büſte des Kaiſers, ſich vornehm abhebend vom Hintergrunde immergrüner, hoher Blattpflanzen, davor gelagert die Mitglieder der Gymnaſialſchul- orcheſters, erſt die Inſtrumente ſtimmend und die ſchwierigeren Takte noch einmal ausprobierend; neben ihnen der Männerchor und dann, den Saal bis auf jeden Quadratzentimeter füllend, Kopf an Kopf die ſechs Hundertſchaften des Gymnaſiaſten, an der Vorderſeite abgeſchloſſen durch die Mitglieder des Lehrkörpers, äußerlich ruhig, aber die leuchtenden Augen zeugen von der inneren Anteilnahme. „Der Kaiſer“, „Muſik“, „Feſtreden“! Das junge Blut kann der Anziehungskraft dieſer Dreiheit nicht widerſtehen! — Punkt 9 Uhr wird das Zeichen zum Beginn gegeben und die melodiöſe Jubiläums- ouvertüre von Schönfelſen durchflutet den Saal. Nur wenige Tage hatte das Gymnaſiaſtenſchulorcheſter Zeit zur Einübung und doch war das Zuſammen- ſpiel ein muſterhaftes; das Orcheſter, eine ſo junge Schöpfung, fängt eben an, der Stolz des Gymnaſiums zu werden. Hierauf beſteigt Profeſſor Franz Otto

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 48, Marburg, 22.04.1913, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger48_1913/4>, abgerufen am 27.04.2024.