[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.vnd gleubt dem Euangelio / das ist / werdet vnd machets anders / vnd gleubet meiner Verheissung. Vnd für jhm her Johannes wird genant / ein Prediger der Busse / doch zur Vergebung der Sünde / das ist / Er solt sie alle straffen / vnd zu Sündern machen / auff daß sie wüsten / was sie für GOtt weren / vnd sich erkenneten / als verlorne Menschen / vnd also dem HERRN bereit würden die Gnade zu empfahen / vnd der Sünden Vergebung von Ihm gewarten vnd annehmen. Also sagt auch Christus / Lucae 24. selbs: Man muß in meinem Nahmen in aller Welt predigen Bus vnd Vergebung der Sünden. Wo aber das Gesetz solch sein Ampt allein treibet / ohne zuthun des Euangelij / da ist der Tod vnd die Helle / vnd muß der Mensch verzweiffeln / wie Saul vnd Judas / wie S. Paulus sagt: Das Gesetz tödtet durch die Sünde. Wiederumb gibt das Euangelium nicht einerley weise / Trost vnd Vergebung / Sondern durchs Wort / Sacrament / vnd dergleichen / wie wir hören / auff daß die Erlösung ja reichlich sey bey Gott / wie der 130. Psalm sagt / wieder die grosse Gefengniß der Sünden. Aber jetzt müssen wir die falsche Busse der Sophisten gegen die rechte Busse halten / damit sie beyde desto baß verstanden werden. Von der falschen Busse der Papisten. VNmüglich ists gewest / daß sie solten recht von der Busse lehren / weil sie die rechten Sünde nicht erkenneten. Denn (wie droben gesagt) sie halten von der Erbsünde nicht recht / sondern sagen / Die Natürlichen Kreffte der Menschen seyen gantz vnd vnuerderbt blieben / die Vernunfft könne recht lehren / vnd der Wille könne recht darnach thun / daß Gott gewißlich seine Gnade gibt / wenn ein Mensch thut / so viel an jhm ist / nach seinem freyen Willen. Hieraus muste nu folgen / daß sie allein die wircklichen Sünde büsseten / als böse bewilligte Gedancken (denn böse bewegung / Lust / reitzung / war nicht Sünde) böse Wort / böse Wercke / die der Freye Wille wol hette kunt lassen. vnd gleubt dem Euangelio / das ist / werdet vnd machets anders / vnd gleubet meiner Verheissung. Vnd für jhm her Johannes wird genant / ein Prediger der Busse / doch zur Vergebung der Sünde / das ist / Er solt sie alle straffen / vnd zu Sündern machen / auff daß sie wüsten / was sie für GOtt weren / vnd sich erkenneten / als verlorne Menschen / vnd also dem HERRN bereit würden die Gnade zu empfahen / vnd der Sünden Vergebung von Ihm gewarten vnd annehmen. Also sagt auch Christus / Lucae 24. selbs: Man muß in meinem Nahmen in aller Welt predigen Bus vnd Vergebung der Sünden. Wo aber das Gesetz solch sein Ampt allein treibet / ohne zuthun des Euangelij / da ist der Tod vnd die Helle / vnd muß der Mensch verzweiffeln / wie Saul vnd Judas / wie S. Paulus sagt: Das Gesetz tödtet durch die Sünde. Wiederumb gibt das Euangelium nicht einerley weise / Trost vnd Vergebung / Sondern durchs Wort / Sacrament / vnd dergleichen / wie wir hören / auff daß die Erlösung ja reichlich sey bey Gott / wie der 130. Psalm sagt / wieder die grosse Gefengniß der Sünden. Aber jetzt müssen wir die falsche Busse der Sophisten gegen die rechte Busse halten / damit sie beyde desto baß verstanden werden. Von der falschen Busse der Papisten. VNmüglich ists gewest / daß sie solten recht von der Busse lehren / weil sie die rechten Sünde nicht erkenneten. Denn (wie droben gesagt) sie halten von der Erbsünde nicht recht / sondern sagen / Die Natürlichen Kreffte der Menschen seyen gantz vnd vnuerderbt blieben / die Vernunfft könne recht lehren / vnd der Wille könne recht darnach thun / daß Gott gewißlich seine Gnade gibt / wenn ein Mensch thut / so viel an jhm ist / nach seinem freyen Willen. Hieraus muste nu folgen / daß sie allein die wircklichen Sünde büsseten / als böse bewilligte Gedancken (denn böse bewegung / Lust / reitzung / war nicht Sünde) böse Wort / böse Wercke / die der Freye Wille wol hette kunt lassen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0628"/> vnd gleubt dem Euangelio / das ist / werdet vnd machets anders / vnd gleubet meiner Verheissung. Vnd für jhm her Johannes wird genant / ein Prediger der Busse / doch zur Vergebung der Sünde / das ist / Er solt sie alle straffen / vnd zu Sündern machen / auff daß sie wüsten / was sie für GOtt weren / vnd sich erkenneten / als verlorne Menschen / vnd also dem HERRN bereit würden die Gnade zu empfahen / vnd der Sünden Vergebung von Ihm gewarten vnd annehmen. 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Wo aber das Gesetz solch sein Ampt allein treibet / ohne zuthun des Euangelij / da ist der Tod vnd die Helle / vnd muß der Mensch verzweiffeln / wie Saul vnd Judas / wie S. Paulus sagt: Das Gesetz tödtet durch die Sünde. Wiederumb gibt das Euangelium nicht einerley weise / Trost vnd Vergebung / Sondern durchs Wort / Sacrament / vnd dergleichen / wie wir hören / auff daß die Erlösung ja reichlich sey bey Gott / wie der 130. Psalm sagt / wieder die grosse Gefengniß der Sünden.
Aber jetzt müssen wir die falsche Busse der Sophisten gegen die rechte Busse halten / damit sie beyde desto baß verstanden werden.
Von der falschen Busse der Papisten.
VNmüglich ists gewest / daß sie solten recht von der Busse lehren / weil sie die rechten Sünde nicht erkenneten. Denn (wie droben gesagt) sie halten von der Erbsünde nicht recht / sondern sagen / Die Natürlichen Kreffte der Menschen seyen gantz vnd vnuerderbt blieben / die Vernunfft könne recht lehren / vnd der Wille könne recht darnach thun / daß Gott gewißlich seine Gnade gibt / wenn ein Mensch thut / so viel an jhm ist / nach seinem freyen Willen.
Hieraus muste nu folgen / daß sie allein die wircklichen Sünde büsseten / als böse bewilligte Gedancken (denn böse bewegung / Lust / reitzung / war nicht Sünde) böse Wort / böse Wercke / die der Freye Wille wol hette kunt lassen.
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/628>, abgerufen am 03.03.2025. |