Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite
Von anruffen der Heiligen.

DEn XXI. Artickel verdammen die Wiedersacher gantz / daß wir von anruffen der Heiligen nichts lehren / vnd sie handeln kein Stück so gar mit weitleufftigem Geschwetze / vnd richten doch nichts aus / denn daß sie sagen / Man solle die Heiligen ehren. Item / Sie probieren / Die lebendigen Heiligen beten einer für den andern / daraus schliessen sie / daß man die todten Heiligen solle vnd müsse anruffen.

Sie ziehen an Cyprianum, der hab Cornelium, da er noch gelebet / gebeten / daß er / wenn er gestorben were / für die Brüder bitten wolte. Damit beweisen sie / daß man die Todten Heiligen müsse anruffen. Auch ziehen sie an Hieronymum wieder Vigilantium, vnd sagen: In dieser Sache hat vor Tausent Jahren Hieronymus Vigilantium vberwunden.

Also gehen sie vberhin / meynen sie haben weit gewonnen / vnd sehen die groben Esel nicht / daß in Hieronymo wieder Vigilantium kein Syllabe stehet / von anruffen der Heiligen. Hieronymus redet nicht von anruffen der Heiligen / sondern von Heiligen ehren. Auch so haben die alten Lehrer vor Gregorius zeiten / des anruffens der Heiligen nicht gedacht. Vnd die Anruffung der Heiligen / wie auch die Applicatio des Verdiensts der Heiligen / dauon die Wiedersacher lehren / hat gar kein Grund in der Schrifft.

In vnser Confession leugnen wir nicht / daß man die Heiligen ehren sol. Denn dreyerley Ehre ist / damit man die Heiligen ehret. Für das erst / daß wir Gott dancksagen / daß er vns an den Heiligen Exempel seiner Gnaden hat dargestellet / daß er hat Lehrer in der Kirchen / vnd andere Gaben geben / vnd die gaben / weil sie gros seyn / sol man sie hoch preisen / auch die Heiligen selbs loben / die solcher Gaben wol gebraucht haben / wie CHristus im Euangelio lobet die trewen Knechte.

Die ander Ehre / so wir den Heiligen thun mügen / daß wir an jhrem Exempel vnsern Glauben stercken / als wenn ich sehe / daß Petro

Von anruffen der Heiligen.

DEn XXI. Artickel verdammen die Wiedersacher gantz / daß wir von anruffen der Heiligen nichts lehren / vnd sie handeln kein Stück so gar mit weitleufftigem Geschwetze / vnd richten doch nichts aus / denn daß sie sagen / Man solle die Heiligen ehren. Item / Sie probieren / Die lebendigen Heiligen beten einer für den andern / daraus schliessen sie / daß man die todten Heiligen solle vnd müsse anruffen.

Sie ziehen an Cyprianum, der hab Cornelium, da er noch gelebet / gebeten / daß er / wenn er gestorben were / für die Brüder bitten wolte. Damit beweisen sie / daß man die Todten Heiligen müsse anruffen. Auch ziehen sie an Hieronymum wieder Vigilantium, vnd sagen: In dieser Sache hat vor Tausent Jahren Hieronymus Vigilantium vberwunden.

Also gehen sie vberhin / meynen sie haben weit gewonnen / vnd sehen die groben Esel nicht / daß in Hieronymo wieder Vigilantium kein Syllabe stehet / von anruffen der Heiligen. Hieronymus redet nicht von anruffen der Heiligen / sondern von Heiligen ehren. Auch so haben die alten Lehrer vor Gregorius zeiten / des anruffens der Heiligen nicht gedacht. Vnd die Anruffung der Heiligen / wie auch die Applicatio des Verdiensts der Heiligen / dauon die Wiedersacher lehren / hat gar kein Grund in der Schrifft.

In vnser Confession leugnen wir nicht / daß man die Heiligen ehren sol. Denn dreyerley Ehre ist / damit man die Heiligen ehret. Für das erst / daß wir Gott dancksagen / daß er vns an den Heiligen Exempel seiner Gnaden hat dargestellet / daß er hat Lehrer in der Kirchen / vnd andere Gaben geben / vnd die gaben / weil sie gros seyn / sol man sie hoch preisen / auch die Heiligen selbs loben / die solcher Gaben wol gebraucht haben / wie CHristus im Euangelio lobet die trewen Knechte.

Die ander Ehre / so wir den Heiligen thun mügen / daß wir an jhrem Exempel vnsern Glauben stercken / als weñ ich sehe / daß Petro

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0529" n="251"/>
      </div>
      <div>
        <head>Von anruffen der Heiligen.</head><lb/>
        <p>DEn XXI. Artickel verdammen die Wiedersacher gantz / daß wir von anruffen der                      Heiligen nichts lehren / vnd sie handeln kein Stück so gar mit weitleufftigem                      Geschwetze / vnd richten doch nichts aus / denn daß sie sagen / Man solle die                      Heiligen ehren. Item / Sie probieren / Die lebendigen Heiligen beten einer für                      den andern / daraus schliessen sie / daß man die todten Heiligen solle vnd müsse                      anruffen.</p>
        <p>Sie ziehen an <hi rendition="#i">Cyprianum,</hi> der hab <hi rendition="#i">Cornelium,</hi> da er noch gelebet / gebeten / daß er / wenn er gestorben                      were / für die Brüder bitten wolte. Damit beweisen sie / daß man die Todten                      Heiligen müsse anruffen. Auch ziehen sie an <hi rendition="#i">Hieronymum</hi> wieder <hi rendition="#i">Vigilantium,</hi> vnd sagen: In dieser Sache hat vor                      Tausent Jahren <hi rendition="#i">Hieronymus Vigilantium</hi> vberwunden.</p>
        <p>Also gehen sie vberhin / meynen sie haben weit gewonnen / vnd sehen die groben                      Esel nicht / daß in <hi rendition="#i">Hieronymo</hi> wieder <hi rendition="#i">Vigilantium</hi> kein Syllabe stehet / von anruffen der Heiligen. <hi rendition="#i">Hieronymus</hi> redet nicht von anruffen der Heiligen /                      sondern von Heiligen ehren. Auch so haben die alten Lehrer vor Gregorius zeiten                      / des anruffens der Heiligen nicht gedacht. Vnd die Anruffung der Heiligen / wie                      auch die <hi rendition="#i">Applicatio</hi> des Verdiensts der Heiligen / dauon                      die Wiedersacher lehren / hat gar kein Grund in der Schrifft.</p>
        <p>In vnser Confession leugnen wir nicht / daß man die Heiligen ehren sol. Denn                      dreyerley Ehre ist / damit man die Heiligen ehret. Für das erst / daß wir Gott                      dancksagen / daß er vns an den Heiligen Exempel seiner Gnaden hat dargestellet /                      daß er hat Lehrer in der Kirchen / vnd andere Gaben geben / vnd die gaben / weil                      sie gros seyn / sol man sie hoch preisen / auch die Heiligen selbs loben / die                      solcher Gaben wol gebraucht haben / wie CHristus im Euangelio lobet die trewen                      Knechte.</p>
        <p>Die ander Ehre / so wir den Heiligen thun mügen / daß wir an jhrem Exempel vnsern                      Glauben stercken / als wen&#x0303; ich sehe / daß Petro
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[251/0529] Von anruffen der Heiligen. DEn XXI. Artickel verdammen die Wiedersacher gantz / daß wir von anruffen der Heiligen nichts lehren / vnd sie handeln kein Stück so gar mit weitleufftigem Geschwetze / vnd richten doch nichts aus / denn daß sie sagen / Man solle die Heiligen ehren. Item / Sie probieren / Die lebendigen Heiligen beten einer für den andern / daraus schliessen sie / daß man die todten Heiligen solle vnd müsse anruffen. Sie ziehen an Cyprianum, der hab Cornelium, da er noch gelebet / gebeten / daß er / wenn er gestorben were / für die Brüder bitten wolte. Damit beweisen sie / daß man die Todten Heiligen müsse anruffen. Auch ziehen sie an Hieronymum wieder Vigilantium, vnd sagen: In dieser Sache hat vor Tausent Jahren Hieronymus Vigilantium vberwunden. Also gehen sie vberhin / meynen sie haben weit gewonnen / vnd sehen die groben Esel nicht / daß in Hieronymo wieder Vigilantium kein Syllabe stehet / von anruffen der Heiligen. Hieronymus redet nicht von anruffen der Heiligen / sondern von Heiligen ehren. Auch so haben die alten Lehrer vor Gregorius zeiten / des anruffens der Heiligen nicht gedacht. Vnd die Anruffung der Heiligen / wie auch die Applicatio des Verdiensts der Heiligen / dauon die Wiedersacher lehren / hat gar kein Grund in der Schrifft. In vnser Confession leugnen wir nicht / daß man die Heiligen ehren sol. Denn dreyerley Ehre ist / damit man die Heiligen ehret. Für das erst / daß wir Gott dancksagen / daß er vns an den Heiligen Exempel seiner Gnaden hat dargestellet / daß er hat Lehrer in der Kirchen / vnd andere Gaben geben / vnd die gaben / weil sie gros seyn / sol man sie hoch preisen / auch die Heiligen selbs loben / die solcher Gaben wol gebraucht haben / wie CHristus im Euangelio lobet die trewen Knechte. Die ander Ehre / so wir den Heiligen thun mügen / daß wir an jhrem Exempel vnsern Glauben stercken / als weñ ich sehe / daß Petro

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/529
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/529>, abgerufen am 21.12.2024.