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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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täuschte sich aber in seiner Hoffnung, an der Mittelelbe einen allgemeinen Aufstand gegen die Franzosen bewirken zu können. Unter glücklichen Gefechten wandte er sich in das Mecklenburgische, dann von der Uebermacht gedrängt, 2000 Mann stark nach Stralsund; ein dänisch-holländ. Corps erstürmte den Platz. S. selbst mit den meisten Gefährten fiel im Kampfe, getreu seinem Wahlspruche "lieber ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende". Die Gefangenen ließ Napoleon I. vor Braunschweig erschießen, wo ihnen 1837 ein Denkmal errichtet wurde; bei dieser Gelegenheit erinnerte man sich auch endlich. daß S.s Kopf, den ein holländ. Feldchirurg 1809 in Stralsund abgeschnitten hatte, im Leydner Museum in Weingeist aufbewahrt werde, forderte ihn zurück und begrub ihn zu den Gebeinen seiner Kameraden.


Schiller, Wein aus rothen u. weißen Trauben: schillert gelbröthlich.


Schiller, Joh. Christoph Friedrich von, der größte Dichter der neueren Zeit nach Göthe, hinsichtlich der natürlichen Anlagen, Schicksale, Lebensrichtung und dichterischen Schöpfungen vielfach der Gegensatz, zugleich aber auch die glückliche Ergänzung desselben, dabei wohl von noch weitergreifendem Einflusse als dieser, weil als Dichter des Fortschrittes u. als Vertreter der deutschen Gemüthlichkeit, Ueberschwänglichkeit und hohen Sittlichkeit der Liebling der Jugend u. Frauenwelt, geb. am 11. Novbr. 1759 im württemb. Städtlein Marbach, war der Sohn von Kaspar S., der als Offizier bis zum Range eines Hauptmanns emporstieg und zuletzt Inspector des herzogl. Schlosses Solitude bei Stuttgart wurde, und der Elisabetha Dorothea S., geb. Kodweiß, einer frommen und gemüthreichen Mutter. 1768-1773 besuchte S. die lateinische Schule zu Ludwigsburg und gedachte sich der Theologie zu widmen, aber der Wunsch des Herzogs Karl von Württemberg machte ihn zum Schüler der neugegründeten u. hinsichtlich der Schulzucht in die strengsten Formen militärischer Disciplin eingezwängten Karlsschule, aus der übrigens außer S. noch viele tüchtige Männer hervorgegangen sind. Er sollte Jurist werden, setzte aber durch. daß er die trockene Rechtswissenschaft mit der seinem poetischen Gemüthe immerhin noch mehr zusagenden Medicin vertauschen durfte. Bereits in die Karlsschule hatte er große Liebe für Klopstock und andere deutsche Dichter mitgebracht und sehr früh poetische Versuche angestellt, vom Lesen und Dichten vermochten ihn und einige Schulkameraden alle Verbote und Strafen nicht abzubringen. Wie aber die eiserne Schulzucht u. erzwungene Standeswahl, das Studium der Geschichte u. die Lectüre von Plutarch, Shakesspeare, J. J. Rousseau, Leisewitz, Göthe u. s. w. auf das tiefinnige und idealreiche Dichtergemüth des Jünglings einwirkten, das donnerte er in den "Räubern" in die Welt hinaus, die bereits 1777 gedichtet wurden, 1781 gedruckt erschienen u. sofort einen unerhörten Sturm des Beifalls wie des Tadels hervorriefen. Bereits 1780 hatte er die Karlsschule mit Ehren verlassen u. war Regimentsarzt geworden; der Freiherr von Dalberg in Mannheim ließ die bühnengerecht umgearbeiteten Räuber 1782 aufführen, S. wohnte der Aufführung bei. Weil er Urlaub zu dieser Reise doch nimmermehr erhalten hätte, war er ohne solchen nach Mannheim gekommen, dafür wurde er 14 Tage eingesteckt und als ein bornirter Graubündner im Namen seiner Landsleute gegen eine Stelle der Räuber Klage erhob, untersagte man dem Dichter alle Schriftstellerei. Dieser forderte seine Entlassung, wurde abschlägig beschieden u. floh im September 1782; unter einem angenommenen Namen, von Geldnoth bedrängt und vom Herzog bedroht, lebte er einige Zeit zu Oggersheim bei Mannheim, dann aber als Gast auf dem Gute der Frau von Wolzogen, Bauerbach bei Meiningen; wie vortheilhaft die sorglose Lage u. der Umgang mit gebildeten Frauen auf ihn einwirkte, ist aus dem Fiesco u. aus Kabale u. Liebe herauszulesen, obwohl S. im Gegensatz zu Göthe sein Lebenlang Männercharaktere weit besser schilderte als Frauencharaktere. 1783 Theaterdichter in Mannheim, suchte er den großen Gedanken

täuschte sich aber in seiner Hoffnung, an der Mittelelbe einen allgemeinen Aufstand gegen die Franzosen bewirken zu können. Unter glücklichen Gefechten wandte er sich in das Mecklenburgische, dann von der Uebermacht gedrängt, 2000 Mann stark nach Stralsund; ein dänisch-holländ. Corps erstürmte den Platz. S. selbst mit den meisten Gefährten fiel im Kampfe, getreu seinem Wahlspruche „lieber ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende“. Die Gefangenen ließ Napoleon I. vor Braunschweig erschießen, wo ihnen 1837 ein Denkmal errichtet wurde; bei dieser Gelegenheit erinnerte man sich auch endlich. daß S.s Kopf, den ein holländ. Feldchirurg 1809 in Stralsund abgeschnitten hatte, im Leydner Museum in Weingeist aufbewahrt werde, forderte ihn zurück und begrub ihn zu den Gebeinen seiner Kameraden.


Schiller, Wein aus rothen u. weißen Trauben: schillert gelbröthlich.


Schiller, Joh. Christoph Friedrich von, der größte Dichter der neueren Zeit nach Göthe, hinsichtlich der natürlichen Anlagen, Schicksale, Lebensrichtung und dichterischen Schöpfungen vielfach der Gegensatz, zugleich aber auch die glückliche Ergänzung desselben, dabei wohl von noch weitergreifendem Einflusse als dieser, weil als Dichter des Fortschrittes u. als Vertreter der deutschen Gemüthlichkeit, Ueberschwänglichkeit und hohen Sittlichkeit der Liebling der Jugend u. Frauenwelt, geb. am 11. Novbr. 1759 im württemb. Städtlein Marbach, war der Sohn von Kaspar S., der als Offizier bis zum Range eines Hauptmanns emporstieg und zuletzt Inspector des herzogl. Schlosses Solitude bei Stuttgart wurde, und der Elisabetha Dorothea S., geb. Kodweiß, einer frommen und gemüthreichen Mutter. 1768–1773 besuchte S. die lateinische Schule zu Ludwigsburg und gedachte sich der Theologie zu widmen, aber der Wunsch des Herzogs Karl von Württemberg machte ihn zum Schüler der neugegründeten u. hinsichtlich der Schulzucht in die strengsten Formen militärischer Disciplin eingezwängten Karlsschule, aus der übrigens außer S. noch viele tüchtige Männer hervorgegangen sind. Er sollte Jurist werden, setzte aber durch. daß er die trockene Rechtswissenschaft mit der seinem poetischen Gemüthe immerhin noch mehr zusagenden Medicin vertauschen durfte. Bereits in die Karlsschule hatte er große Liebe für Klopstock und andere deutsche Dichter mitgebracht und sehr früh poetische Versuche angestellt, vom Lesen und Dichten vermochten ihn und einige Schulkameraden alle Verbote und Strafen nicht abzubringen. Wie aber die eiserne Schulzucht u. erzwungene Standeswahl, das Studium der Geschichte u. die Lectüre von Plutarch, Shakesspeare, J. J. Rousseau, Leisewitz, Göthe u. s. w. auf das tiefinnige und idealreiche Dichtergemüth des Jünglings einwirkten, das donnerte er in den „Räubern“ in die Welt hinaus, die bereits 1777 gedichtet wurden, 1781 gedruckt erschienen u. sofort einen unerhörten Sturm des Beifalls wie des Tadels hervorriefen. Bereits 1780 hatte er die Karlsschule mit Ehren verlassen u. war Regimentsarzt geworden; der Freiherr von Dalberg in Mannheim ließ die bühnengerecht umgearbeiteten Räuber 1782 aufführen, S. wohnte der Aufführung bei. Weil er Urlaub zu dieser Reise doch nimmermehr erhalten hätte, war er ohne solchen nach Mannheim gekommen, dafür wurde er 14 Tage eingesteckt und als ein bornirter Graubündner im Namen seiner Landsleute gegen eine Stelle der Räuber Klage erhob, untersagte man dem Dichter alle Schriftstellerei. Dieser forderte seine Entlassung, wurde abschlägig beschieden u. floh im September 1782; unter einem angenommenen Namen, von Geldnoth bedrängt und vom Herzog bedroht, lebte er einige Zeit zu Oggersheim bei Mannheim, dann aber als Gast auf dem Gute der Frau von Wolzogen, Bauerbach bei Meiningen; wie vortheilhaft die sorglose Lage u. der Umgang mit gebildeten Frauen auf ihn einwirkte, ist aus dem Fiesco u. aus Kabale u. Liebe herauszulesen, obwohl S. im Gegensatz zu Göthe sein Lebenlang Männercharaktere weit besser schilderte als Frauencharaktere. 1783 Theaterdichter in Mannheim, suchte er den großen Gedanken

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[80/0081] täuschte sich aber in seiner Hoffnung, an der Mittelelbe einen allgemeinen Aufstand gegen die Franzosen bewirken zu können. Unter glücklichen Gefechten wandte er sich in das Mecklenburgische, dann von der Uebermacht gedrängt, 2000 Mann stark nach Stralsund; ein dänisch-holländ. Corps erstürmte den Platz. S. selbst mit den meisten Gefährten fiel im Kampfe, getreu seinem Wahlspruche „lieber ein Ende mit Schrecken als einen Schrecken ohne Ende“. Die Gefangenen ließ Napoleon I. vor Braunschweig erschießen, wo ihnen 1837 ein Denkmal errichtet wurde; bei dieser Gelegenheit erinnerte man sich auch endlich. daß S.s Kopf, den ein holländ. Feldchirurg 1809 in Stralsund abgeschnitten hatte, im Leydner Museum in Weingeist aufbewahrt werde, forderte ihn zurück und begrub ihn zu den Gebeinen seiner Kameraden. Schiller, Wein aus rothen u. weißen Trauben: schillert gelbröthlich. Schiller, Joh. Christoph Friedrich von, der größte Dichter der neueren Zeit nach Göthe, hinsichtlich der natürlichen Anlagen, Schicksale, Lebensrichtung und dichterischen Schöpfungen vielfach der Gegensatz, zugleich aber auch die glückliche Ergänzung desselben, dabei wohl von noch weitergreifendem Einflusse als dieser, weil als Dichter des Fortschrittes u. als Vertreter der deutschen Gemüthlichkeit, Ueberschwänglichkeit und hohen Sittlichkeit der Liebling der Jugend u. Frauenwelt, geb. am 11. Novbr. 1759 im württemb. Städtlein Marbach, war der Sohn von Kaspar S., der als Offizier bis zum Range eines Hauptmanns emporstieg und zuletzt Inspector des herzogl. Schlosses Solitude bei Stuttgart wurde, und der Elisabetha Dorothea S., geb. Kodweiß, einer frommen und gemüthreichen Mutter. 1768–1773 besuchte S. die lateinische Schule zu Ludwigsburg und gedachte sich der Theologie zu widmen, aber der Wunsch des Herzogs Karl von Württemberg machte ihn zum Schüler der neugegründeten u. hinsichtlich der Schulzucht in die strengsten Formen militärischer Disciplin eingezwängten Karlsschule, aus der übrigens außer S. noch viele tüchtige Männer hervorgegangen sind. Er sollte Jurist werden, setzte aber durch. daß er die trockene Rechtswissenschaft mit der seinem poetischen Gemüthe immerhin noch mehr zusagenden Medicin vertauschen durfte. Bereits in die Karlsschule hatte er große Liebe für Klopstock und andere deutsche Dichter mitgebracht und sehr früh poetische Versuche angestellt, vom Lesen und Dichten vermochten ihn und einige Schulkameraden alle Verbote und Strafen nicht abzubringen. Wie aber die eiserne Schulzucht u. erzwungene Standeswahl, das Studium der Geschichte u. die Lectüre von Plutarch, Shakesspeare, J. J. Rousseau, Leisewitz, Göthe u. s. w. auf das tiefinnige und idealreiche Dichtergemüth des Jünglings einwirkten, das donnerte er in den „Räubern“ in die Welt hinaus, die bereits 1777 gedichtet wurden, 1781 gedruckt erschienen u. sofort einen unerhörten Sturm des Beifalls wie des Tadels hervorriefen. Bereits 1780 hatte er die Karlsschule mit Ehren verlassen u. war Regimentsarzt geworden; der Freiherr von Dalberg in Mannheim ließ die bühnengerecht umgearbeiteten Räuber 1782 aufführen, S. wohnte der Aufführung bei. Weil er Urlaub zu dieser Reise doch nimmermehr erhalten hätte, war er ohne solchen nach Mannheim gekommen, dafür wurde er 14 Tage eingesteckt und als ein bornirter Graubündner im Namen seiner Landsleute gegen eine Stelle der Räuber Klage erhob, untersagte man dem Dichter alle Schriftstellerei. Dieser forderte seine Entlassung, wurde abschlägig beschieden u. floh im September 1782; unter einem angenommenen Namen, von Geldnoth bedrängt und vom Herzog bedroht, lebte er einige Zeit zu Oggersheim bei Mannheim, dann aber als Gast auf dem Gute der Frau von Wolzogen, Bauerbach bei Meiningen; wie vortheilhaft die sorglose Lage u. der Umgang mit gebildeten Frauen auf ihn einwirkte, ist aus dem Fiesco u. aus Kabale u. Liebe herauszulesen, obwohl S. im Gegensatz zu Göthe sein Lebenlang Männercharaktere weit besser schilderte als Frauencharaktere. 1783 Theaterdichter in Mannheim, suchte er den großen Gedanken

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/81>, abgerufen am 21.11.2024.