Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

das vorige Jahrhundert; Z styl d. h. geschmackloser Styl in der Kunst.


Zoppot, preuß. Dorf, 3 Stund. von Danzig, mit 600 E., besuchtem Seebade.


Zorge, Dorf im Harze, mit berühmten Eisenwerken.


Zorn, die bekannte Aufregung des Gemüthes zum Widerstande gegen eine wirkliche oder scheinbare Beleidigung, sich äußernd durch Mienen- und Gebärdenspiel, durch Schreien, Fluchen, Lästern, Zuschlagen. Der leicht und schnell erregbare aber gewöhnlich rasch verrauchende Z. heißt der Jäh-Z. (von jach, jagen); den Z. nannte schon Seneca mit Recht eine kurze Wuth, insofern er dem Menschen mehr oder minder die Ueberlegung raubt und ihn zur zerstörungssüchtigen Bestie macht. Verhaltener, andauernder Z. heißt Groll, der höchste Grad des Z.es Wuth, Raserei (vgl. Berserker). An u. für sich ist der Z. so wenig gut od. böse als irgend ein Trieb, auch sind die Anlagen zur Z. müthigkeit je nach dem Temperamente des Menschen sehr verschieden, aber weil er weitaus in den meisten Fällen als verderbliche Aeußerung energischer Selbstsucht erscheint, kennt die christliche Moral fast nur als Grundlage des Lasters die Z. müthigkeit u. rechnet den Z. unter die 7 Haupt- oder Todsünden (Jak. 1,19). Gerechten Z. nennt man den in religiössittlichem Eifer wurzelnden Unwillen über etwas, wodurch wider Gott, die wahren Interessen der Nebenmenschen und der eigenen Person gesündiget wird.


Zorn Nebenfluß des Rheins im Elsaß, kommt von den Vogesen, mündet unweit Drusenheim.


Zorndorf Dorf im Reg.-Bez. Frankfurt a. d. O., in der Provinz Brandenburg; blutiger Sieg Friedrichs II. über die Russen am 25. Aug. 1758.


Zoroaster gräcisirter Name des Zarathustra (Goldgestirn), neupers. Zerduscht, welcher nicht sowohl als Stifter denn als Reformator des Parsismus betrachtet werden muß und als Verfasser der religiösen Hauptschriften der Parsen gilt; vergl. Parsen, Zend-avesta. Die Zeit, in welcher er wirkte, hat man bis auf 6000 J. vor Platon und 5000 vor dem trojan. Krieg hinausgerückt, wahrscheinlicher aber nimmt man das 6. Jahrh. vor Chr. an, so daß Z. so ziemlich ein Zeitgenosse des Confucius u. der 7 Weisen Griechenlands würde. Laut pers. Ueberlieferung war seine Heimath Adserbeidschan zwischen dem Urmiasee u. kasp. Meer; nach seinem 30. Lebensjahre bewog ihn höherer Einfluß die Lehre des Ormuzd (s. Ahriman) zu verkünden und er fand besonders Gehör am Hofe des Königs Gustasp zu Balk (Kyaxares I. von Medien?, der Vater von Darius I.?), wo ein Minister und dessen Bruder seine vorzüglichsten Jünger wurden. Gewiß ist, daß Z.s Religion zur Zeit des ersten Darius eine Frische zeigte, welche auf keinen allzufernen Ursprung schließen läßt, sich weithin über Asien verbreitete und vielfach wohlthätig einwirkte, so daß Asien unter ihrer Herrschaft einen ebenso erfreulichen Anblick darbot, als einen traurigen unter der des Islam; noch im 7. Jahrh. n. Chr. war der Parsismus herrschend im ganzen Reiche der Sassaniden, ja bei den Völkern Hochasiens, aber die Schlacht bei Kadesia 636 n. Chr. entschied die bis heute dauernde Gewaltherrschaft des Islam. Hinsichtlich der Lehre von Gott wird gewöhnlich Zeruane akarene (Zarvana akarama d. h. anfangslose, ursachlose Zeit) als Wurzel u. Urgrund aller Dinge, als höchste u. zwar durchaus unpersönliche Gottheit vorangestellt und der Grundcharakter des Parsismus als ein Dualismus in der Art betrachtet, als ob dem Ormuzd, dem Gotte des Lichtes oder des Guten, Ahriman gleichberechtiget gegenüberstände. Neuere Forscher aber, und darunter Haneberg, behaupten: 1) Ormuzd sei der höchste, mit Allwissenheit und Reinheit im ewigen Lichte wandelnde, schaffende u. kämpfende Gott, der allein höchste göttliche Verehrung genoß, und 2) der Parsismus insofern kein Dualismus, als auch Ahriman ursprünglich gut war, freiwillig böse und von den Parsen keineswegs angebetet, sondern vielmehr im Auftrage des Ormuzd in seinen Werken bekämpft wurde, endlich daß Ormuzd am Ende der Dinge über das Reich der Finsterniß siegen wird. Somit wäre der Grundcharakter des Parsismus wesentlich

das vorige Jahrhundert; Z styl d. h. geschmackloser Styl in der Kunst.


Zoppot, preuß. Dorf, 3 Stund. von Danzig, mit 600 E., besuchtem Seebade.


Zorge, Dorf im Harze, mit berühmten Eisenwerken.


Zorn, die bekannte Aufregung des Gemüthes zum Widerstande gegen eine wirkliche oder scheinbare Beleidigung, sich äußernd durch Mienen- und Gebärdenspiel, durch Schreien, Fluchen, Lästern, Zuschlagen. Der leicht und schnell erregbare aber gewöhnlich rasch verrauchende Z. heißt der Jäh-Z. (von jach, jagen); den Z. nannte schon Seneca mit Recht eine kurze Wuth, insofern er dem Menschen mehr oder minder die Ueberlegung raubt und ihn zur zerstörungssüchtigen Bestie macht. Verhaltener, andauernder Z. heißt Groll, der höchste Grad des Z.es Wuth, Raserei (vgl. Berserker). An u. für sich ist der Z. so wenig gut od. böse als irgend ein Trieb, auch sind die Anlagen zur Z. müthigkeit je nach dem Temperamente des Menschen sehr verschieden, aber weil er weitaus in den meisten Fällen als verderbliche Aeußerung energischer Selbstsucht erscheint, kennt die christliche Moral fast nur als Grundlage des Lasters die Z. müthigkeit u. rechnet den Z. unter die 7 Haupt- oder Todsünden (Jak. 1,19). Gerechten Z. nennt man den in religiössittlichem Eifer wurzelnden Unwillen über etwas, wodurch wider Gott, die wahren Interessen der Nebenmenschen und der eigenen Person gesündiget wird.


Zorn Nebenfluß des Rheins im Elsaß, kommt von den Vogesen, mündet unweit Drusenheim.


Zorndorf Dorf im Reg.-Bez. Frankfurt a. d. O., in der Provinz Brandenburg; blutiger Sieg Friedrichs II. über die Russen am 25. Aug. 1758.


Zoroaster gräcisirter Name des Zarathustra (Goldgestirn), neupers. Zerduscht, welcher nicht sowohl als Stifter denn als Reformator des Parsismus betrachtet werden muß und als Verfasser der religiösen Hauptschriften der Parsen gilt; vergl. Parsen, Zend-avesta. Die Zeit, in welcher er wirkte, hat man bis auf 6000 J. vor Platon und 5000 vor dem trojan. Krieg hinausgerückt, wahrscheinlicher aber nimmt man das 6. Jahrh. vor Chr. an, so daß Z. so ziemlich ein Zeitgenosse des Confucius u. der 7 Weisen Griechenlands würde. Laut pers. Ueberlieferung war seine Heimath Adserbeidschan zwischen dem Urmiasee u. kasp. Meer; nach seinem 30. Lebensjahre bewog ihn höherer Einfluß die Lehre des Ormuzd (s. Ahriman) zu verkünden und er fand besonders Gehör am Hofe des Königs Gustasp zu Balk (Kyaxares I. von Medien?, der Vater von Darius I.?), wo ein Minister und dessen Bruder seine vorzüglichsten Jünger wurden. Gewiß ist, daß Z.s Religion zur Zeit des ersten Darius eine Frische zeigte, welche auf keinen allzufernen Ursprung schließen läßt, sich weithin über Asien verbreitete und vielfach wohlthätig einwirkte, so daß Asien unter ihrer Herrschaft einen ebenso erfreulichen Anblick darbot, als einen traurigen unter der des Islam; noch im 7. Jahrh. n. Chr. war der Parsismus herrschend im ganzen Reiche der Sassaniden, ja bei den Völkern Hochasiens, aber die Schlacht bei Kadesia 636 n. Chr. entschied die bis heute dauernde Gewaltherrschaft des Islam. Hinsichtlich der Lehre von Gott wird gewöhnlich Zeruane akarene (Zarvana akarama d. h. anfangslose, ursachlose Zeit) als Wurzel u. Urgrund aller Dinge, als höchste u. zwar durchaus unpersönliche Gottheit vorangestellt und der Grundcharakter des Parsismus als ein Dualismus in der Art betrachtet, als ob dem Ormuzd, dem Gotte des Lichtes oder des Guten, Ahriman gleichberechtiget gegenüberstände. Neuere Forscher aber, und darunter Haneberg, behaupten: 1) Ormuzd sei der höchste, mit Allwissenheit und Reinheit im ewigen Lichte wandelnde, schaffende u. kämpfende Gott, der allein höchste göttliche Verehrung genoß, und 2) der Parsismus insofern kein Dualismus, als auch Ahriman ursprünglich gut war, freiwillig böse und von den Parsen keineswegs angebetet, sondern vielmehr im Auftrage des Ormuzd in seinen Werken bekämpft wurde, endlich daß Ormuzd am Ende der Dinge über das Reich der Finsterniß siegen wird. Somit wäre der Grundcharakter des Parsismus wesentlich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0792" n="791"/>
das vorige Jahrhundert; Z <hi rendition="#g">styl</hi> d. h. geschmackloser Styl in der Kunst.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Zoppot</hi>, preuß. Dorf, 3 Stund. von Danzig, mit 600 E., besuchtem Seebade.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Zorge</hi>, Dorf im Harze, mit berühmten Eisenwerken.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Zorn</hi>, die bekannte Aufregung des Gemüthes zum Widerstande gegen eine wirkliche oder scheinbare Beleidigung, sich äußernd durch Mienen- und Gebärdenspiel, durch Schreien, Fluchen, Lästern, Zuschlagen. Der leicht und schnell erregbare aber gewöhnlich rasch verrauchende Z. heißt der <hi rendition="#g">Jäh</hi>-Z. (von jach, jagen); den Z. nannte schon Seneca mit Recht eine kurze Wuth, insofern er dem Menschen mehr oder minder die Ueberlegung raubt und ihn zur zerstörungssüchtigen Bestie macht. Verhaltener, andauernder Z. heißt Groll, der höchste Grad des Z.es Wuth, Raserei (vgl. Berserker). An u. für sich ist der Z. so wenig gut od. böse als irgend ein Trieb, auch sind die Anlagen zur Z. <hi rendition="#g">müthigkeit</hi> je nach dem Temperamente des Menschen sehr verschieden, aber weil er weitaus in den meisten Fällen als verderbliche Aeußerung energischer Selbstsucht erscheint, kennt die christliche Moral fast nur als Grundlage des Lasters die Z. <hi rendition="#g">müthigkeit</hi> u. rechnet den Z. unter die 7 Haupt- oder Todsünden (Jak. 1,19). <hi rendition="#g">Gerechten</hi> Z. nennt man den in religiössittlichem Eifer wurzelnden Unwillen über etwas, wodurch wider Gott, die wahren Interessen der Nebenmenschen und der eigenen Person gesündiget wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Zorn</hi> Nebenfluß des Rheins im Elsaß, kommt von den Vogesen, mündet unweit Drusenheim.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Zorndorf</hi> Dorf im Reg.-Bez. Frankfurt a. d. O., in der Provinz Brandenburg; blutiger Sieg Friedrichs II. über die Russen am 25. Aug. 1758.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Zoroaster</hi> gräcisirter Name des <hi rendition="#g">Zarathustra</hi> (Goldgestirn), neupers. <hi rendition="#g">Zerduscht</hi>, welcher nicht sowohl als Stifter denn als Reformator des Parsismus betrachtet werden muß und als Verfasser der religiösen Hauptschriften der Parsen gilt; vergl. Parsen, Zend-avesta. Die Zeit, in welcher er wirkte, hat man bis auf 6000 J. vor Platon und 5000 vor dem trojan. Krieg hinausgerückt, wahrscheinlicher aber nimmt man das 6. Jahrh. vor Chr. an, so daß Z. so ziemlich ein Zeitgenosse des Confucius u. der 7 Weisen Griechenlands würde. Laut pers. Ueberlieferung war seine Heimath Adserbeidschan zwischen dem Urmiasee u. kasp. Meer; nach seinem 30. Lebensjahre bewog ihn höherer Einfluß die Lehre des Ormuzd (s. Ahriman) zu verkünden und er fand besonders Gehör am Hofe des Königs Gustasp zu Balk (Kyaxares I. von Medien?, der Vater von Darius I.?), wo ein Minister und dessen Bruder seine vorzüglichsten Jünger wurden. Gewiß ist, daß Z.s Religion zur Zeit des ersten Darius eine Frische zeigte, welche auf keinen allzufernen Ursprung schließen läßt, sich weithin über Asien verbreitete und vielfach wohlthätig einwirkte, so daß Asien unter ihrer Herrschaft einen ebenso erfreulichen Anblick darbot, als einen traurigen unter der des Islam; noch im 7. Jahrh. n. Chr. war der Parsismus herrschend im ganzen Reiche der Sassaniden, ja bei den Völkern Hochasiens, aber die Schlacht bei Kadesia 636 n. Chr. entschied die bis heute dauernde Gewaltherrschaft des Islam. Hinsichtlich der <hi rendition="#g">Lehre von Gott</hi> wird gewöhnlich Zeruane akarene (Zarvana akarama d. h. anfangslose, ursachlose Zeit) als Wurzel u. Urgrund aller Dinge, als höchste u. zwar durchaus <hi rendition="#g">unpersönliche</hi> Gottheit vorangestellt und der Grundcharakter des Parsismus als ein Dualismus in der Art betrachtet, als ob dem Ormuzd, dem Gotte des Lichtes oder des Guten, Ahriman gleichberechtiget gegenüberstände. Neuere Forscher aber, und darunter Haneberg, behaupten: 1) Ormuzd sei der höchste, mit Allwissenheit und Reinheit im ewigen Lichte wandelnde, schaffende u. kämpfende Gott, der allein höchste göttliche Verehrung genoß, und 2) der Parsismus insofern kein Dualismus, als auch Ahriman ursprünglich gut war, freiwillig böse und von den Parsen keineswegs angebetet, sondern vielmehr im Auftrage des Ormuzd in seinen Werken bekämpft wurde, endlich daß Ormuzd am Ende der Dinge über das Reich der Finsterniß siegen wird. Somit wäre der Grundcharakter des Parsismus wesentlich
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[791/0792] das vorige Jahrhundert; Z styl d. h. geschmackloser Styl in der Kunst. Zoppot, preuß. Dorf, 3 Stund. von Danzig, mit 600 E., besuchtem Seebade. Zorge, Dorf im Harze, mit berühmten Eisenwerken. Zorn, die bekannte Aufregung des Gemüthes zum Widerstande gegen eine wirkliche oder scheinbare Beleidigung, sich äußernd durch Mienen- und Gebärdenspiel, durch Schreien, Fluchen, Lästern, Zuschlagen. Der leicht und schnell erregbare aber gewöhnlich rasch verrauchende Z. heißt der Jäh-Z. (von jach, jagen); den Z. nannte schon Seneca mit Recht eine kurze Wuth, insofern er dem Menschen mehr oder minder die Ueberlegung raubt und ihn zur zerstörungssüchtigen Bestie macht. Verhaltener, andauernder Z. heißt Groll, der höchste Grad des Z.es Wuth, Raserei (vgl. Berserker). An u. für sich ist der Z. so wenig gut od. böse als irgend ein Trieb, auch sind die Anlagen zur Z. müthigkeit je nach dem Temperamente des Menschen sehr verschieden, aber weil er weitaus in den meisten Fällen als verderbliche Aeußerung energischer Selbstsucht erscheint, kennt die christliche Moral fast nur als Grundlage des Lasters die Z. müthigkeit u. rechnet den Z. unter die 7 Haupt- oder Todsünden (Jak. 1,19). Gerechten Z. nennt man den in religiössittlichem Eifer wurzelnden Unwillen über etwas, wodurch wider Gott, die wahren Interessen der Nebenmenschen und der eigenen Person gesündiget wird. Zorn Nebenfluß des Rheins im Elsaß, kommt von den Vogesen, mündet unweit Drusenheim. Zorndorf Dorf im Reg.-Bez. Frankfurt a. d. O., in der Provinz Brandenburg; blutiger Sieg Friedrichs II. über die Russen am 25. Aug. 1758. Zoroaster gräcisirter Name des Zarathustra (Goldgestirn), neupers. Zerduscht, welcher nicht sowohl als Stifter denn als Reformator des Parsismus betrachtet werden muß und als Verfasser der religiösen Hauptschriften der Parsen gilt; vergl. Parsen, Zend-avesta. Die Zeit, in welcher er wirkte, hat man bis auf 6000 J. vor Platon und 5000 vor dem trojan. Krieg hinausgerückt, wahrscheinlicher aber nimmt man das 6. Jahrh. vor Chr. an, so daß Z. so ziemlich ein Zeitgenosse des Confucius u. der 7 Weisen Griechenlands würde. Laut pers. Ueberlieferung war seine Heimath Adserbeidschan zwischen dem Urmiasee u. kasp. Meer; nach seinem 30. Lebensjahre bewog ihn höherer Einfluß die Lehre des Ormuzd (s. Ahriman) zu verkünden und er fand besonders Gehör am Hofe des Königs Gustasp zu Balk (Kyaxares I. von Medien?, der Vater von Darius I.?), wo ein Minister und dessen Bruder seine vorzüglichsten Jünger wurden. Gewiß ist, daß Z.s Religion zur Zeit des ersten Darius eine Frische zeigte, welche auf keinen allzufernen Ursprung schließen läßt, sich weithin über Asien verbreitete und vielfach wohlthätig einwirkte, so daß Asien unter ihrer Herrschaft einen ebenso erfreulichen Anblick darbot, als einen traurigen unter der des Islam; noch im 7. Jahrh. n. Chr. war der Parsismus herrschend im ganzen Reiche der Sassaniden, ja bei den Völkern Hochasiens, aber die Schlacht bei Kadesia 636 n. Chr. entschied die bis heute dauernde Gewaltherrschaft des Islam. Hinsichtlich der Lehre von Gott wird gewöhnlich Zeruane akarene (Zarvana akarama d. h. anfangslose, ursachlose Zeit) als Wurzel u. Urgrund aller Dinge, als höchste u. zwar durchaus unpersönliche Gottheit vorangestellt und der Grundcharakter des Parsismus als ein Dualismus in der Art betrachtet, als ob dem Ormuzd, dem Gotte des Lichtes oder des Guten, Ahriman gleichberechtiget gegenüberstände. Neuere Forscher aber, und darunter Haneberg, behaupten: 1) Ormuzd sei der höchste, mit Allwissenheit und Reinheit im ewigen Lichte wandelnde, schaffende u. kämpfende Gott, der allein höchste göttliche Verehrung genoß, und 2) der Parsismus insofern kein Dualismus, als auch Ahriman ursprünglich gut war, freiwillig böse und von den Parsen keineswegs angebetet, sondern vielmehr im Auftrage des Ormuzd in seinen Werken bekämpft wurde, endlich daß Ormuzd am Ende der Dinge über das Reich der Finsterniß siegen wird. Somit wäre der Grundcharakter des Parsismus wesentlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/792
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/792>, abgerufen am 03.12.2024.