Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.W. zum Bisthumsverweser, der Großherzog von Baden war damit einverstanden, allein der Papst verwarf durch ein Breve vom 15. März 1817 die Wahl und hob durch die Bulle Provida solersque vom 16. Aug. 1821 das uralte Bisthum Konstanz ganz auf, doch kam die Errichtung der oberrheinischen Kirchenprovinz erst 1827 zu Stande. W. hatte in seinem großen Wirkungskreise sehr thätig und vielfach vortrefflich gewirkt, dabei aber auch Verordnungen und Einrichtungen im Geiste des sog. Josefinismus getroffen, auch gehörte er zu denjenigen, welche der Staatsgewalt die Durchführung der bereits 1819 von Rom verworfenen Grundsätze der sog. Kirchenpragmatik versprochen hatten. Seit 1827 lebt W. als Privatmann in Konstanz den Musen und der Wohlthätigkeit. Als Dichterist W. als ein zarter und sinniger Lyriker anerkannt, dagegen wird seinen epischen (Fenelon, Napoleon) und religiösen Dichtung en der Kunstwerth abgesprochen (die zu Stuttgart 1834-1844 in 6 Bändchen gesammelten Gedichte sind seitdem um ein weiteres Bändchen vermehrt worden); als prosaischer Schriftsteller lieferte er das Hauptwerk: "Die großen Kirchenversammlungen des 15. u. 16. Jahrh. in Beziehung auf Kirchenverbesserung" (Konstanz 1840, 4 B.); dazu außer strengtheologischen Schriften auch solche über die Schwärmerei, Reform der Universitäten, Betrachtungen über die wichtigsten Gegenstände im Bildungsgange der Menschheit u. dgl. m. Wessex, d. h. Westsachsen, angelsächsisches Reich in Britannien, mit der Hauptstadt Witankeaster (Winchester); s. Angelsachsen. Wessobrunner Gebet, Name eines etwa um 800 n. Chr. im Kloster Weißenbrunn gedichteten kurzen aber erhabenen Gebetes, wichtig als hochdeutsches Sprachdenkmal; die Handschrift liegt derzeit in München. Ausgabe durch die Gebrüder Grimm mit dem Hildebrandslied, auch in Wackernagels Lesebuch. West, Benjamin, berühmter Maler, geb. 1738 zu Springfield in Pennsylvanien, war einige Jahre in Italien u. ging dann nach London, wo er besonders vom Könige viel beschäftigt wurde. Mehr als durch seine Gemälde, an denen besonders das Colorit getadelt wird, machte er sich verdient durch Gründung der königl. Kunstakademie in London sowie durch seine Betheiligung an der Stiftung der 1805 gegründeten British Institution. St. zu London 1820. West, s. Schreivogel. West s. Himmelsgegenden. Westaustralien engl. Western Australia, engl. Kolonie auf Neuholland, seit 1829 der Kolonisation er öffnet, hat fruchtbaren Boden, gesundes Klima. Hauptstadt u. Sitz eines kathol. Bischofs ist Perth am Mündungsbusen des Schwanenflusses (Swan River). Westbromwich (Ueströmmuitsch), engl. Stadt in der Grafschaft Stafford, mit 18000 E., Nagelfabrikation. Westenrieder, Lorenz von, ein vielseitiger Schriftsteller und als "Historiker der Aufklärung in Bayern" gepriesen, geb. 1748 zu München, Jesuitenschüler, 1773 Priester, Professor der Poesie in Landshut, bald in München, wurde 1775 durch den Kurfürsten wider Verfolgungen beschützt, welche ihm sein "Inbegriff der Religion" zugezogen hatte. Schon 1776 wurde W. Büchercensurrath, 1777 Akademiker, 1786 geistlicher Rath, 1813 geadelt und st. 1829; 1848 ward sein 100ster Geburtstag in seiner Vaterstadt feierlich begangen. Als Theologe gehörte W. der aufklärungssüchtigen Richtung des vorigen Jahrh. an, aus diesem Grunde sind auch seine pädagogischen Verdienste sehr zweifelhaft, dagegen hat er sich um die deutsche Sprache und bayer. Geschichte mannigfache Verdienste erworben. (Bayer. Beiträge und Jahrbuch der Menschengeschichte in Bayern, 1779 ff.; Geschichte von Bayern für die Jugend und das Volk, 1785; bayer. historischer Kalender, 1787 ff.; Glossarium germanico-latinum vocum obsoletarum etc., 1819; Gedächtnißreden auf Oefele, Lipowsky u. a. m.) Westeräs, Theil der alten Provinz Westermanland in Mittelschweden, von zahlreichen Seen und Flüssen bewässert, mit 96000 E. auf 126 #M., welche hauptsächlich von Ackerbau, Viehzucht, Bergbau und Fischerei leben. Die W. zum Bisthumsverweser, der Großherzog von Baden war damit einverstanden, allein der Papst verwarf durch ein Breve vom 15. März 1817 die Wahl und hob durch die Bulle Provida solersque vom 16. Aug. 1821 das uralte Bisthum Konstanz ganz auf, doch kam die Errichtung der oberrheinischen Kirchenprovinz erst 1827 zu Stande. W. hatte in seinem großen Wirkungskreise sehr thätig und vielfach vortrefflich gewirkt, dabei aber auch Verordnungen und Einrichtungen im Geiste des sog. Josefinismus getroffen, auch gehörte er zu denjenigen, welche der Staatsgewalt die Durchführung der bereits 1819 von Rom verworfenen Grundsätze der sog. Kirchenpragmatik versprochen hatten. Seit 1827 lebt W. als Privatmann in Konstanz den Musen und der Wohlthätigkeit. Als Dichterist W. als ein zarter und sinniger Lyriker anerkannt, dagegen wird seinen epischen (Fenelon, Napoleon) und religiösen Dichtung en der Kunstwerth abgesprochen (die zu Stuttgart 1834–1844 in 6 Bändchen gesammelten Gedichte sind seitdem um ein weiteres Bändchen vermehrt worden); als prosaischer Schriftsteller lieferte er das Hauptwerk: „Die großen Kirchenversammlungen des 15. u. 16. Jahrh. in Beziehung auf Kirchenverbesserung“ (Konstanz 1840, 4 B.); dazu außer strengtheologischen Schriften auch solche über die Schwärmerei, Reform der Universitäten, Betrachtungen über die wichtigsten Gegenstände im Bildungsgange der Menschheit u. dgl. m. Wessex, d. h. Westsachsen, angelsächsisches Reich in Britannien, mit der Hauptstadt Witankeaster (Winchester); s. Angelsachsen. Wessobrunner Gebet, Name eines etwa um 800 n. Chr. im Kloster Weißenbrunn gedichteten kurzen aber erhabenen Gebetes, wichtig als hochdeutsches Sprachdenkmal; die Handschrift liegt derzeit in München. Ausgabe durch die Gebrüder Grimm mit dem Hildebrandslied, auch in Wackernagels Lesebuch. West, Benjamin, berühmter Maler, geb. 1738 zu Springfield in Pennsylvanien, war einige Jahre in Italien u. ging dann nach London, wo er besonders vom Könige viel beschäftigt wurde. Mehr als durch seine Gemälde, an denen besonders das Colorit getadelt wird, machte er sich verdient durch Gründung der königl. Kunstakademie in London sowie durch seine Betheiligung an der Stiftung der 1805 gegründeten British Institution. St. zu London 1820. West, s. Schreivogel. West s. Himmelsgegenden. Westaustralien engl. Western Australia, engl. Kolonie auf Neuholland, seit 1829 der Kolonisation er öffnet, hat fruchtbaren Boden, gesundes Klima. Hauptstadt u. Sitz eines kathol. Bischofs ist Perth am Mündungsbusen des Schwanenflusses (Swan River). Westbromwich (Ueströmmuitsch), engl. Stadt in der Grafschaft Stafford, mit 18000 E., Nagelfabrikation. Westenrieder, Lorenz von, ein vielseitiger Schriftsteller und als „Historiker der Aufklärung in Bayern“ gepriesen, geb. 1748 zu München, Jesuitenschüler, 1773 Priester, Professor der Poesie in Landshut, bald in München, wurde 1775 durch den Kurfürsten wider Verfolgungen beschützt, welche ihm sein „Inbegriff der Religion“ zugezogen hatte. Schon 1776 wurde W. Büchercensurrath, 1777 Akademiker, 1786 geistlicher Rath, 1813 geadelt und st. 1829; 1848 ward sein 100ster Geburtstag in seiner Vaterstadt feierlich begangen. Als Theologe gehörte W. der aufklärungssüchtigen Richtung des vorigen Jahrh. an, aus diesem Grunde sind auch seine pädagogischen Verdienste sehr zweifelhaft, dagegen hat er sich um die deutsche Sprache und bayer. Geschichte mannigfache Verdienste erworben. (Bayer. Beiträge und Jahrbuch der Menschengeschichte in Bayern, 1779 ff.; Geschichte von Bayern für die Jugend und das Volk, 1785; bayer. historischer Kalender, 1787 ff.; Glossarium germanico-latinum vocum obsoletarum etc., 1819; Gedächtnißreden auf Oefele, Lipowsky u. a. m.) Westeräs, Theil der alten Provinz Westermanland in Mittelschweden, von zahlreichen Seen und Flüssen bewässert, mit 96000 E. auf 126 □M., welche hauptsächlich von Ackerbau, Viehzucht, Bergbau und Fischerei leben. Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0704" n="703"/> W. zum Bisthumsverweser, der Großherzog von Baden war damit einverstanden, allein der Papst verwarf durch ein Breve vom 15. 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W. zum Bisthumsverweser, der Großherzog von Baden war damit einverstanden, allein der Papst verwarf durch ein Breve vom 15. März 1817 die Wahl und hob durch die Bulle Provida solersque vom 16. Aug. 1821 das uralte Bisthum Konstanz ganz auf, doch kam die Errichtung der oberrheinischen Kirchenprovinz erst 1827 zu Stande. W. hatte in seinem großen Wirkungskreise sehr thätig und vielfach vortrefflich gewirkt, dabei aber auch Verordnungen und Einrichtungen im Geiste des sog. Josefinismus getroffen, auch gehörte er zu denjenigen, welche der Staatsgewalt die Durchführung der bereits 1819 von Rom verworfenen Grundsätze der sog. Kirchenpragmatik versprochen hatten. Seit 1827 lebt W. als Privatmann in Konstanz den Musen und der Wohlthätigkeit. Als Dichterist W. als ein zarter und sinniger Lyriker anerkannt, dagegen wird seinen epischen (Fenelon, Napoleon) und religiösen Dichtung en der Kunstwerth abgesprochen (die zu Stuttgart 1834–1844 in 6 Bändchen gesammelten Gedichte sind seitdem um ein weiteres Bändchen vermehrt worden); als prosaischer Schriftsteller lieferte er das Hauptwerk: „Die großen Kirchenversammlungen des 15. u. 16. Jahrh. in Beziehung auf Kirchenverbesserung“ (Konstanz 1840, 4 B.); dazu außer strengtheologischen Schriften auch solche über die Schwärmerei, Reform der Universitäten, Betrachtungen über die wichtigsten Gegenstände im Bildungsgange der Menschheit u. dgl. m.
Wessex, d. h. Westsachsen, angelsächsisches Reich in Britannien, mit der Hauptstadt Witankeaster (Winchester); s. Angelsachsen.
Wessobrunner Gebet, Name eines etwa um 800 n. Chr. im Kloster Weißenbrunn gedichteten kurzen aber erhabenen Gebetes, wichtig als hochdeutsches Sprachdenkmal; die Handschrift liegt derzeit in München. Ausgabe durch die Gebrüder Grimm mit dem Hildebrandslied, auch in Wackernagels Lesebuch.
West, Benjamin, berühmter Maler, geb. 1738 zu Springfield in Pennsylvanien, war einige Jahre in Italien u. ging dann nach London, wo er besonders vom Könige viel beschäftigt wurde. Mehr als durch seine Gemälde, an denen besonders das Colorit getadelt wird, machte er sich verdient durch Gründung der königl. Kunstakademie in London sowie durch seine Betheiligung an der Stiftung der 1805 gegründeten British Institution. St. zu London 1820.
West, s. Schreivogel.
West s. Himmelsgegenden.
Westaustralien engl. Western Australia, engl. Kolonie auf Neuholland, seit 1829 der Kolonisation er öffnet, hat fruchtbaren Boden, gesundes Klima. Hauptstadt u. Sitz eines kathol. Bischofs ist Perth am Mündungsbusen des Schwanenflusses (Swan River).
Westbromwich (Ueströmmuitsch), engl. Stadt in der Grafschaft Stafford, mit 18000 E., Nagelfabrikation.
Westenrieder, Lorenz von, ein vielseitiger Schriftsteller und als „Historiker der Aufklärung in Bayern“ gepriesen, geb. 1748 zu München, Jesuitenschüler, 1773 Priester, Professor der Poesie in Landshut, bald in München, wurde 1775 durch den Kurfürsten wider Verfolgungen beschützt, welche ihm sein „Inbegriff der Religion“ zugezogen hatte. Schon 1776 wurde W. Büchercensurrath, 1777 Akademiker, 1786 geistlicher Rath, 1813 geadelt und st. 1829; 1848 ward sein 100ster Geburtstag in seiner Vaterstadt feierlich begangen. Als Theologe gehörte W. der aufklärungssüchtigen Richtung des vorigen Jahrh. an, aus diesem Grunde sind auch seine pädagogischen Verdienste sehr zweifelhaft, dagegen hat er sich um die deutsche Sprache und bayer. Geschichte mannigfache Verdienste erworben. (Bayer. Beiträge und Jahrbuch der Menschengeschichte in Bayern, 1779 ff.; Geschichte von Bayern für die Jugend und das Volk, 1785; bayer. historischer Kalender, 1787 ff.; Glossarium germanico-latinum vocum obsoletarum etc., 1819; Gedächtnißreden auf Oefele, Lipowsky u. a. m.)
Westeräs, Theil der alten Provinz Westermanland in Mittelschweden, von zahlreichen Seen und Flüssen bewässert, mit 96000 E. auf 126 □M., welche hauptsächlich von Ackerbau, Viehzucht, Bergbau und Fischerei leben. Die
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