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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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man auch die Religion der Polarmenschen überhaupt S.thum; die gemeinsamen Grundzüge desselben aber sind: 1) der Glaube an einen obersten aber verborgenen Gott, an einen stellvertretenden Schöpfer, Erhalter und Regierer, an Gestirn- und Naturgottheiten, an Götter der menschlichen Beschäftigungen und Zustände sowie an Geister der S.; 2) der Glaube an den Satan mit vielen Unterteufeln, die aber den Guten nichts schaden, sondern denselben sogar dienstbar u. nützlich sein müssen; 3) an Unsterblichkeit der Seele; 4) Gottesverehrung durch Opfer; 5) Vermittlung zwischen den Menschen u. Göttern durch die S. Endlich sind diese Religionen alle mehr oder minder mit Christenthum zersetzt, wie z. B. die Lappen auch Christum und Maria, die Tungusen den hl. Nikolaus neben ihren Götzen verehren.


Schamo, s. Kobi.


Schamyl, der Imam und Prophet der kaukasischen Tschetschenzen in Daghestan, geb. 1797, schloß sich zuerst Kasi-Mollah an, der als mosleminischer Mystiker einen neuen Glaubenseifer bei den Bergvölkern und damit einen erbitterten Glaubenskrieg gegen die Russen entzündete. S. war Muride (Eingeweihter). wurde, nachdem Kasi-Mollah und dessen Nachfolger, Hamssad-Bei, umgekommen waren, 1834 Haupt der Sekte u. leitete bis 1853 den Widerstand gegen die russ. Uebermacht mit einer Energie und Einsicht. die ihn Abd-el-Kader gleich stellt, von dem Gebirge begünstigt, mit glücklicherem Erfolge als dieser. Auffallend ist es, daß er nach dem Ausbruche des engl.-franz.-türkisch. Kriegs gegen Rußland sich ruhig verhielt, wie das Gerücht sagt, durch russ. Dukaten bewogen.


Schandau, Stadt in der sächsisch. Schweiz, an der Elbe, mit 2000 E., Hauptzollamt; in der Nähe eine eisenhaltige Quelle.


Schandpfahl, so viel als Pranger.


Schanze, ein nach den Regeln der Befestigungskunst aufgeworfenes Werk mit Graben und Brustwehr. Vergl. Flesche, Lunette, Redoute etc. S., bei großen Schiffen ein Aufsatz auf dem Hintertheil des Oberdecks, in dem sich die große Kajüte und die Kammern der Offiziere befinden.


Scharbe, s. Cormoran.


Scharbock, s. Scorbut.


Scharfrichter (Nachrichter, carnifex), als Meister mit den ihm untergebenen Knechten (Freiknechte, Henker. speculatores) hat im Strafproceß die Hinrichtungen, körperlichen Züchtigungen und Torturen zu besorgen, mit bleibender Anstellung u. Besoldung oder auch nur patentirt und für den einzelnen Fall, meistens hoch, bezahlt; mancherorts, namentlich früher, ein ehrloses Gewerbe. Der Aberglaube schreibt den S.n allerlei geheime Künste zu, Krankheiten zu heilen u. s. w. Auf sie folgen, oft auch noch unter ihrer Aufsicht, die Schinder oder Abdecker, welche seuchekrankes Vieh, Pferde, wüthende od. alte Hunde abzuthun und in Schindgruben (im Schindanger) zu vergraben haben.


Scharfschützen, Theil der leichten Infanterie, mit Büchsen bewaffnet, im Schießen besonders geübt, vorzüglich zum Kampfe in durchschnittenem Terrain, zur Vertheidigung von Defiles etc. bestimmt.


Scharlach, lebhafte rothe Farbe mit einem Stich in's Gelbe, theils durch Kermes erzeugt, theils durch Cochenille mit Zinnbeize, letzteres bei Wolle- und Seidezeugen.


Scharlachfieber (scarlatina), fieberhafte Ausschlagskrankheit (exanthema) vorzugsweise der Kinderwelt, welche jedoch auch die übrigen Altersklassen unter Umständen nicht verschont. Dieselbe ist contagiös und tritt in der Regel epidemisch auf. Nach einer mehr oder weniger bestimmten Anzahl von Tagen, von dem Moment der Ansteckung an gerechnet, tritt meistens schnell, ohne deutliche Vorboten, die Krankheit unter Fiebersymptomen, die in der Mehrzahl der Fälle sehr heftig sind, auf. Der Ausschlag läßt oft nur wenige Stunden, manchmal 1-2 Tage auf sich warten. In Fällen, die als prototype gelten müssen, ist der ganze Körper von einer gleich förmigen intensiven Röthe, wobei die epidermis weder zu Pappeln noch Blasen od. Pusteln erhoben ist, überzogen. Das Gehirn ist stets ergriffen, leichte Delirien,

man auch die Religion der Polarmenschen überhaupt S.thum; die gemeinsamen Grundzüge desselben aber sind: 1) der Glaube an einen obersten aber verborgenen Gott, an einen stellvertretenden Schöpfer, Erhalter und Regierer, an Gestirn- und Naturgottheiten, an Götter der menschlichen Beschäftigungen und Zustände sowie an Geister der S.; 2) der Glaube an den Satan mit vielen Unterteufeln, die aber den Guten nichts schaden, sondern denselben sogar dienstbar u. nützlich sein müssen; 3) an Unsterblichkeit der Seele; 4) Gottesverehrung durch Opfer; 5) Vermittlung zwischen den Menschen u. Göttern durch die S. Endlich sind diese Religionen alle mehr oder minder mit Christenthum zersetzt, wie z. B. die Lappen auch Christum und Maria, die Tungusen den hl. Nikolaus neben ihren Götzen verehren.


Schamo, s. Kobi.


Schamyl, der Imam und Prophet der kaukasischen Tschetschenzen in Daghestan, geb. 1797, schloß sich zuerst Kasi-Mollah an, der als mosleminischer Mystiker einen neuen Glaubenseifer bei den Bergvölkern und damit einen erbitterten Glaubenskrieg gegen die Russen entzündete. S. war Muride (Eingeweihter). wurde, nachdem Kasi-Mollah und dessen Nachfolger, Hamssad-Bei, umgekommen waren, 1834 Haupt der Sekte u. leitete bis 1853 den Widerstand gegen die russ. Uebermacht mit einer Energie und Einsicht. die ihn Abd-el-Kader gleich stellt, von dem Gebirge begünstigt, mit glücklicherem Erfolge als dieser. Auffallend ist es, daß er nach dem Ausbruche des engl.-franz.-türkisch. Kriegs gegen Rußland sich ruhig verhielt, wie das Gerücht sagt, durch russ. Dukaten bewogen.


Schandau, Stadt in der sächsisch. Schweiz, an der Elbe, mit 2000 E., Hauptzollamt; in der Nähe eine eisenhaltige Quelle.


Schandpfahl, so viel als Pranger.


Schanze, ein nach den Regeln der Befestigungskunst aufgeworfenes Werk mit Graben und Brustwehr. Vergl. Flesche, Lunette, Redoute etc. S., bei großen Schiffen ein Aufsatz auf dem Hintertheil des Oberdecks, in dem sich die große Kajüte und die Kammern der Offiziere befinden.


Scharbe, s. Cormoran.


Scharbock, s. Scorbut.


Scharfrichter (Nachrichter, carnifex), als Meister mit den ihm untergebenen Knechten (Freiknechte, Henker. speculatores) hat im Strafproceß die Hinrichtungen, körperlichen Züchtigungen und Torturen zu besorgen, mit bleibender Anstellung u. Besoldung oder auch nur patentirt und für den einzelnen Fall, meistens hoch, bezahlt; mancherorts, namentlich früher, ein ehrloses Gewerbe. Der Aberglaube schreibt den S.n allerlei geheime Künste zu, Krankheiten zu heilen u. s. w. Auf sie folgen, oft auch noch unter ihrer Aufsicht, die Schinder oder Abdecker, welche seuchekrankes Vieh, Pferde, wüthende od. alte Hunde abzuthun und in Schindgruben (im Schindanger) zu vergraben haben.


Scharfschützen, Theil der leichten Infanterie, mit Büchsen bewaffnet, im Schießen besonders geübt, vorzüglich zum Kampfe in durchschnittenem Terrain, zur Vertheidigung von Defilés etc. bestimmt.


Scharlach, lebhafte rothe Farbe mit einem Stich inʼs Gelbe, theils durch Kermes erzeugt, theils durch Cochenille mit Zinnbeize, letzteres bei Wolle- und Seidezeugen.


Scharlachfieber (scarlatina), fieberhafte Ausschlagskrankheit (exanthema) vorzugsweise der Kinderwelt, welche jedoch auch die übrigen Altersklassen unter Umständen nicht verschont. Dieselbe ist contagiös und tritt in der Regel epidemisch auf. Nach einer mehr oder weniger bestimmten Anzahl von Tagen, von dem Moment der Ansteckung an gerechnet, tritt meistens schnell, ohne deutliche Vorboten, die Krankheit unter Fiebersymptomen, die in der Mehrzahl der Fälle sehr heftig sind, auf. Der Ausschlag läßt oft nur wenige Stunden, manchmal 1–2 Tage auf sich warten. In Fällen, die als prototype gelten müssen, ist der ganze Körper von einer gleich förmigen intensiven Röthe, wobei die epidermis weder zu Pappeln noch Blasen od. Pusteln erhoben ist, überzogen. Das Gehirn ist stets ergriffen, leichte Delirien,

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[64/0065] man auch die Religion der Polarmenschen überhaupt S.thum; die gemeinsamen Grundzüge desselben aber sind: 1) der Glaube an einen obersten aber verborgenen Gott, an einen stellvertretenden Schöpfer, Erhalter und Regierer, an Gestirn- und Naturgottheiten, an Götter der menschlichen Beschäftigungen und Zustände sowie an Geister der S.; 2) der Glaube an den Satan mit vielen Unterteufeln, die aber den Guten nichts schaden, sondern denselben sogar dienstbar u. nützlich sein müssen; 3) an Unsterblichkeit der Seele; 4) Gottesverehrung durch Opfer; 5) Vermittlung zwischen den Menschen u. Göttern durch die S. Endlich sind diese Religionen alle mehr oder minder mit Christenthum zersetzt, wie z. B. die Lappen auch Christum und Maria, die Tungusen den hl. Nikolaus neben ihren Götzen verehren. Schamo, s. Kobi. Schamyl, der Imam und Prophet der kaukasischen Tschetschenzen in Daghestan, geb. 1797, schloß sich zuerst Kasi-Mollah an, der als mosleminischer Mystiker einen neuen Glaubenseifer bei den Bergvölkern und damit einen erbitterten Glaubenskrieg gegen die Russen entzündete. S. war Muride (Eingeweihter). wurde, nachdem Kasi-Mollah und dessen Nachfolger, Hamssad-Bei, umgekommen waren, 1834 Haupt der Sekte u. leitete bis 1853 den Widerstand gegen die russ. Uebermacht mit einer Energie und Einsicht. die ihn Abd-el-Kader gleich stellt, von dem Gebirge begünstigt, mit glücklicherem Erfolge als dieser. Auffallend ist es, daß er nach dem Ausbruche des engl.-franz.-türkisch. Kriegs gegen Rußland sich ruhig verhielt, wie das Gerücht sagt, durch russ. Dukaten bewogen. Schandau, Stadt in der sächsisch. Schweiz, an der Elbe, mit 2000 E., Hauptzollamt; in der Nähe eine eisenhaltige Quelle. Schandpfahl, so viel als Pranger. Schanze, ein nach den Regeln der Befestigungskunst aufgeworfenes Werk mit Graben und Brustwehr. Vergl. Flesche, Lunette, Redoute etc. S., bei großen Schiffen ein Aufsatz auf dem Hintertheil des Oberdecks, in dem sich die große Kajüte und die Kammern der Offiziere befinden. Scharbe, s. Cormoran. Scharbock, s. Scorbut. Scharfrichter (Nachrichter, carnifex), als Meister mit den ihm untergebenen Knechten (Freiknechte, Henker. speculatores) hat im Strafproceß die Hinrichtungen, körperlichen Züchtigungen und Torturen zu besorgen, mit bleibender Anstellung u. Besoldung oder auch nur patentirt und für den einzelnen Fall, meistens hoch, bezahlt; mancherorts, namentlich früher, ein ehrloses Gewerbe. Der Aberglaube schreibt den S.n allerlei geheime Künste zu, Krankheiten zu heilen u. s. w. Auf sie folgen, oft auch noch unter ihrer Aufsicht, die Schinder oder Abdecker, welche seuchekrankes Vieh, Pferde, wüthende od. alte Hunde abzuthun und in Schindgruben (im Schindanger) zu vergraben haben. Scharfschützen, Theil der leichten Infanterie, mit Büchsen bewaffnet, im Schießen besonders geübt, vorzüglich zum Kampfe in durchschnittenem Terrain, zur Vertheidigung von Defilés etc. bestimmt. Scharlach, lebhafte rothe Farbe mit einem Stich inʼs Gelbe, theils durch Kermes erzeugt, theils durch Cochenille mit Zinnbeize, letzteres bei Wolle- und Seidezeugen. Scharlachfieber (scarlatina), fieberhafte Ausschlagskrankheit (exanthema) vorzugsweise der Kinderwelt, welche jedoch auch die übrigen Altersklassen unter Umständen nicht verschont. Dieselbe ist contagiös und tritt in der Regel epidemisch auf. Nach einer mehr oder weniger bestimmten Anzahl von Tagen, von dem Moment der Ansteckung an gerechnet, tritt meistens schnell, ohne deutliche Vorboten, die Krankheit unter Fiebersymptomen, die in der Mehrzahl der Fälle sehr heftig sind, auf. Der Ausschlag läßt oft nur wenige Stunden, manchmal 1–2 Tage auf sich warten. In Fällen, die als prototype gelten müssen, ist der ganze Körper von einer gleich förmigen intensiven Röthe, wobei die epidermis weder zu Pappeln noch Blasen od. Pusteln erhoben ist, überzogen. Das Gehirn ist stets ergriffen, leichte Delirien,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/65>, abgerufen am 21.11.2024.