Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Bayern und Oesterreich, geborner Ire, stand bei dem fränk. Majordomus Pipin in hohen Ehren; wahrscheinlich setzte er durch, daß der gefangene Bayerherzog Odilo die Freiheit und sein Herzogthum wieder erlangte; 745 n. Chr. wurde V. Bischof von Salzburg, zeigte sich als ein ebenso eifriger als kluger Hirte. ließ das Rupertmünster in Salzburg erbauen (767-773), drang als Glaubensbote bis zur ungar. Gränze, veranlaßte 777 die Gründung des berühmten Benedictinerstiftes Kremsmünster (s. d.), wirkte beim Bayerherzog stets im Interesse der Aufrechthaltung der fränk. Oberhoheit, st. 784 u. wurde 1233 canonisirt. Gedächtnißtag 27. Nov.


Virgilius Maro, Publius, von seiner Heimath Andes bei Mantua auch Andinus und Mantuanus genannt, geb. 70 v. Chr., wurde der gefeiertste epische und didactische Dichter der Römer, dessen Gedichte von Christi Zeit bis auf diese Stunde fast ununterbrochen in den Schulen gelesen u. erklärt werden; er erhielt zu Mantua, Cremona u. Mailand eine treffliche Schulbildung, verlor gelegentlich der Ackervertheilung durch die Triumvirn an Soldaten sein ererbtes Landgut und begab sich nach Rom, zunächst um dasselbe wieder zurückzuerhalten. Der geist- und kenntnißreiche Mann stand bald mit Octavianus (Augustus), Mäcenas, Asinius Pollio auf gutem Fuße, empfahl sich durch seine 10 Idyllen (er dichtete dieselben vor seinem 30. Lebensjahre nach dem Muster Hesiods mit unnachahmlicher Kunst, obwohl seine Hirten maskirte Hofleute sind u. die vielen Anspielungen auf staatliche u. persönliche Verhältnisse das Gemachte mitunter bis zur Widerlichkeit durchfühlen lassen) u. erhielt auch wirklich sein Landgut wieder. Ein Meisterwerk von Kunstpoesie der Form wie dem Inhalte nach, ein Nachklang aus jener altröm. Zeit, wo der Bürger es noch als eine Ehre erachtete, seine Felder selbst zu bebauen, sind V. 4 Bücher vom Landbau, die Georgica: den größten Ruhm aber ärntete er nicht durch diese, sondern durch die Aeneide, worin er die röm. Urgeschichte als Folie für Verherrlichung des Cäsar Augustus u. sein Vorbild Homer nach heutigen Begriffen bis zur Ungebühr benützte, aber zugleich so geschmackvoll und mit solch' poetisch selbständigem Geiste arbeitete, daß sein Heldengedicht zur Lieblingslectüre der Römer der Kaiserzeit werden mußte. Es wäre dem Dichter sicher ein Leichtes gewesen, sich zu hohen Staatsämtern emporzuschwingen, allein er wollte lieber ungestört der Muse sich widmen, und war zudem körperlich schwach und kränklich. In Griechenland selbst gedachte er seiner Aeneide die letzte Feile zu geben, allein er st. 19 v. Chr. zu Brundusium od. Tarent auf der Reise. Er wurde bei Neapel begraben, noch heute zeigt man auf der Straße nach Puteoli sein Grab; die Erfüllung des Wunsches aber, man möge sein noch der letzten Feile bedürftiges Heldengedicht vernichten, verhinderte Augustus, der dasselbe durch die Dichter Varius und Tucca bekannt machen ließ. Seit Erfindung der Buchdruckerkunst wurden V. Dichtungen einzeln u. gesammelt sehr oft herausgegeben, zuerst zu Rom 1467.9, dann zu Florenz 1487, Venedig 1507 u. s. f. Gesammtausgaben mit sehr guten Erklärungen sind die von de la Cerda (Leyden 1612-1619), Heinsius (Amsterdam 1676), Burmann (ebds. 1745), Heyne (Leipz. 1767 und oft), Wagner (ebds. 1830-32); neueste Uebersetzung in den zu Stuttgart herauskommenden "Classikern des Alterthums", 1853 ff.


Virgilius der Zauberer, ein Held mittelalterlicher Sagen, als deren historischer Kern der große altröm. Dichter erscheint, in dessen Werken man eine Geheimlehre witterte und die man zu Stichomantie (s. d.) mißbrauchte (sortes Virgilianae). Seit dem 13. Jahrh. begann man die Sagen aufzuschreiben, daraus wurde mit der Zeit ein Volksbuch, das verschiedene Bearbeitungen erlebte (deutsch von Spazier, Braunschw. 1830).


Virgilius , noch häufiger Vergilius genannt, Polydor, ein Gelehrter der Reformationszeit, gebürtig aus Urbino, st. 1555 daselbst, nachdem er päpstlicher Kammermeister zu Rom u. längere Zeit Archidiakon an der Kirche zu Wells in England gewesen war. Er hat manche wichtige Einrichtung der Kirche, namentlich

Bayern und Oesterreich, geborner Ire, stand bei dem fränk. Majordomus Pipin in hohen Ehren; wahrscheinlich setzte er durch, daß der gefangene Bayerherzog Odilo die Freiheit und sein Herzogthum wieder erlangte; 745 n. Chr. wurde V. Bischof von Salzburg, zeigte sich als ein ebenso eifriger als kluger Hirte. ließ das Rupertmünster in Salzburg erbauen (767–773), drang als Glaubensbote bis zur ungar. Gränze, veranlaßte 777 die Gründung des berühmten Benedictinerstiftes Kremsmünster (s. d.), wirkte beim Bayerherzog stets im Interesse der Aufrechthaltung der fränk. Oberhoheit, st. 784 u. wurde 1233 canonisirt. Gedächtnißtag 27. Nov.


Virgilius Maro, Publius, von seiner Heimath Andes bei Mantua auch Andinus und Mantuanus genannt, geb. 70 v. Chr., wurde der gefeiertste epische und didactische Dichter der Römer, dessen Gedichte von Christi Zeit bis auf diese Stunde fast ununterbrochen in den Schulen gelesen u. erklärt werden; er erhielt zu Mantua, Cremona u. Mailand eine treffliche Schulbildung, verlor gelegentlich der Ackervertheilung durch die Triumvirn an Soldaten sein ererbtes Landgut und begab sich nach Rom, zunächst um dasselbe wieder zurückzuerhalten. Der geist- und kenntnißreiche Mann stand bald mit Octavianus (Augustus), Mäcenas, Asinius Pollio auf gutem Fuße, empfahl sich durch seine 10 Idyllen (er dichtete dieselben vor seinem 30. Lebensjahre nach dem Muster Hesiods mit unnachahmlicher Kunst, obwohl seine Hirten maskirte Hofleute sind u. die vielen Anspielungen auf staatliche u. persönliche Verhältnisse das Gemachte mitunter bis zur Widerlichkeit durchfühlen lassen) u. erhielt auch wirklich sein Landgut wieder. Ein Meisterwerk von Kunstpoesie der Form wie dem Inhalte nach, ein Nachklang aus jener altröm. Zeit, wo der Bürger es noch als eine Ehre erachtete, seine Felder selbst zu bebauen, sind V. 4 Bücher vom Landbau, die Georgica: den größten Ruhm aber ärntete er nicht durch diese, sondern durch die Aeneide, worin er die röm. Urgeschichte als Folie für Verherrlichung des Cäsar Augustus u. sein Vorbild Homer nach heutigen Begriffen bis zur Ungebühr benützte, aber zugleich so geschmackvoll und mit solch' poetisch selbständigem Geiste arbeitete, daß sein Heldengedicht zur Lieblingslectüre der Römer der Kaiserzeit werden mußte. Es wäre dem Dichter sicher ein Leichtes gewesen, sich zu hohen Staatsämtern emporzuschwingen, allein er wollte lieber ungestört der Muse sich widmen, und war zudem körperlich schwach und kränklich. In Griechenland selbst gedachte er seiner Aeneide die letzte Feile zu geben, allein er st. 19 v. Chr. zu Brundusium od. Tarent auf der Reise. Er wurde bei Neapel begraben, noch heute zeigt man auf der Straße nach Puteoli sein Grab; die Erfüllung des Wunsches aber, man möge sein noch der letzten Feile bedürftiges Heldengedicht vernichten, verhinderte Augustus, der dasselbe durch die Dichter Varius und Tucca bekannt machen ließ. Seit Erfindung der Buchdruckerkunst wurden V. Dichtungen einzeln u. gesammelt sehr oft herausgegeben, zuerst zu Rom 1467.9, dann zu Florenz 1487, Venedig 1507 u. s. f. Gesammtausgaben mit sehr guten Erklärungen sind die von de la Cerda (Leyden 1612–1619), Heinsius (Amsterdam 1676), Burmann (ebds. 1745), Heyne (Leipz. 1767 und oft), Wagner (ebds. 1830–32); neueste Uebersetzung in den zu Stuttgart herauskommenden „Classikern des Alterthums“, 1853 ff.


Virgilius der Zauberer, ein Held mittelalterlicher Sagen, als deren historischer Kern der große altröm. Dichter erscheint, in dessen Werken man eine Geheimlehre witterte und die man zu Stichomantie (s. d.) mißbrauchte (sortes Virgilianae). Seit dem 13. Jahrh. begann man die Sagen aufzuschreiben, daraus wurde mit der Zeit ein Volksbuch, das verschiedene Bearbeitungen erlebte (deutsch von Spazier, Braunschw. 1830).


Virgilius , noch häufiger Vergilius genannt, Polydor, ein Gelehrter der Reformationszeit, gebürtig aus Urbino, st. 1555 daselbst, nachdem er päpstlicher Kammermeister zu Rom u. längere Zeit Archidiakon an der Kirche zu Wells in England gewesen war. Er hat manche wichtige Einrichtung der Kirche, namentlich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0632" n="631"/>
Bayern und Oesterreich, geborner Ire, stand bei dem fränk. Majordomus Pipin in hohen Ehren; wahrscheinlich setzte er durch, daß der gefangene Bayerherzog Odilo die Freiheit und sein Herzogthum wieder erlangte; 745 n. Chr. wurde V. Bischof von Salzburg, zeigte sich als ein ebenso eifriger als kluger Hirte. ließ das Rupertmünster in Salzburg erbauen (767&#x2013;773), drang als Glaubensbote bis zur ungar. Gränze, veranlaßte 777 die Gründung des berühmten Benedictinerstiftes Kremsmünster (s. d.), wirkte beim Bayerherzog stets im Interesse der Aufrechthaltung der fränk. Oberhoheit, st. 784 u. wurde 1233 canonisirt. Gedächtnißtag 27. Nov.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Virgilius Maro</hi>, Publius, von seiner Heimath Andes bei Mantua auch <hi rendition="#g">Andinus und Mantuanus</hi> genannt, geb. 70 v. Chr., wurde der gefeiertste epische und didactische Dichter der Römer, dessen Gedichte von Christi Zeit bis auf diese Stunde fast ununterbrochen in den Schulen gelesen u. erklärt werden; er erhielt zu Mantua, Cremona u. Mailand eine treffliche Schulbildung, verlor gelegentlich der Ackervertheilung durch die Triumvirn an Soldaten sein ererbtes Landgut und begab sich nach Rom, zunächst um dasselbe wieder zurückzuerhalten. Der geist- und kenntnißreiche Mann stand bald mit Octavianus (Augustus), Mäcenas, Asinius Pollio auf gutem Fuße, empfahl sich durch seine 10 Idyllen (er dichtete dieselben vor seinem 30. Lebensjahre nach dem Muster Hesiods mit unnachahmlicher Kunst, obwohl seine Hirten maskirte Hofleute sind u. die vielen Anspielungen auf staatliche u. persönliche Verhältnisse das <hi rendition="#g">Gemachte</hi> mitunter bis zur Widerlichkeit durchfühlen lassen) u. erhielt auch wirklich sein Landgut wieder. Ein Meisterwerk von Kunstpoesie der Form wie dem Inhalte nach, ein Nachklang aus jener altröm. Zeit, wo der Bürger es noch als eine Ehre erachtete, seine Felder selbst zu bebauen, sind V. 4 Bücher vom Landbau, die <hi rendition="#i">Georgica</hi>: den größten Ruhm aber ärntete er nicht durch diese, sondern durch die Aeneide, worin er die röm. Urgeschichte als Folie für Verherrlichung des Cäsar Augustus u. sein Vorbild Homer nach heutigen Begriffen bis zur Ungebühr benützte, aber zugleich so geschmackvoll und mit solch' poetisch selbständigem Geiste arbeitete, daß sein Heldengedicht zur Lieblingslectüre der Römer der Kaiserzeit werden mußte. Es wäre dem Dichter sicher ein Leichtes gewesen, sich zu hohen Staatsämtern emporzuschwingen, allein er wollte lieber ungestört der Muse sich widmen, und war zudem körperlich schwach und kränklich. In Griechenland selbst gedachte er seiner Aeneide die letzte Feile zu geben, allein er st. 19 v. Chr. zu Brundusium od. Tarent auf der Reise. Er wurde bei Neapel begraben, noch heute zeigt man auf der Straße nach Puteoli sein Grab; die Erfüllung des Wunsches aber, man möge sein noch der letzten Feile bedürftiges Heldengedicht vernichten, verhinderte Augustus, der dasselbe durch die Dichter Varius und Tucca bekannt machen ließ. Seit Erfindung der Buchdruckerkunst wurden V. Dichtungen einzeln u. gesammelt sehr oft herausgegeben, zuerst zu Rom 1467.9, dann zu Florenz 1487, Venedig 1507 u. s. f. Gesammtausgaben mit sehr guten Erklärungen sind die von de la Cerda (Leyden 1612&#x2013;1619), Heinsius (Amsterdam 1676), Burmann (ebds. 1745), Heyne (Leipz. 1767 und oft), Wagner (ebds. 1830&#x2013;32); neueste Uebersetzung in den zu Stuttgart herauskommenden &#x201E;Classikern des Alterthums&#x201C;, 1853 ff.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Virgilius</hi> der <hi rendition="#g">Zauberer</hi>, ein Held mittelalterlicher Sagen, als deren historischer Kern der große altröm. Dichter erscheint, in dessen Werken man eine Geheimlehre witterte und die man zu Stichomantie (s. d.) mißbrauchte <hi rendition="#i">(sortes Virgilianae)</hi>. Seit dem 13. Jahrh. begann man die Sagen aufzuschreiben, daraus wurde mit der Zeit ein Volksbuch, das verschiedene Bearbeitungen erlebte (deutsch von Spazier, Braunschw. 1830).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Virgilius</hi> , noch häufiger <hi rendition="#g">Vergilius</hi> genannt, Polydor, ein Gelehrter der Reformationszeit, gebürtig aus Urbino, st. 1555 daselbst, nachdem er päpstlicher Kammermeister zu Rom u. längere Zeit Archidiakon an der Kirche zu Wells in England gewesen war. Er hat manche wichtige Einrichtung der Kirche, namentlich
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[631/0632] Bayern und Oesterreich, geborner Ire, stand bei dem fränk. Majordomus Pipin in hohen Ehren; wahrscheinlich setzte er durch, daß der gefangene Bayerherzog Odilo die Freiheit und sein Herzogthum wieder erlangte; 745 n. Chr. wurde V. Bischof von Salzburg, zeigte sich als ein ebenso eifriger als kluger Hirte. ließ das Rupertmünster in Salzburg erbauen (767–773), drang als Glaubensbote bis zur ungar. Gränze, veranlaßte 777 die Gründung des berühmten Benedictinerstiftes Kremsmünster (s. d.), wirkte beim Bayerherzog stets im Interesse der Aufrechthaltung der fränk. Oberhoheit, st. 784 u. wurde 1233 canonisirt. Gedächtnißtag 27. Nov. Virgilius Maro, Publius, von seiner Heimath Andes bei Mantua auch Andinus und Mantuanus genannt, geb. 70 v. Chr., wurde der gefeiertste epische und didactische Dichter der Römer, dessen Gedichte von Christi Zeit bis auf diese Stunde fast ununterbrochen in den Schulen gelesen u. erklärt werden; er erhielt zu Mantua, Cremona u. Mailand eine treffliche Schulbildung, verlor gelegentlich der Ackervertheilung durch die Triumvirn an Soldaten sein ererbtes Landgut und begab sich nach Rom, zunächst um dasselbe wieder zurückzuerhalten. Der geist- und kenntnißreiche Mann stand bald mit Octavianus (Augustus), Mäcenas, Asinius Pollio auf gutem Fuße, empfahl sich durch seine 10 Idyllen (er dichtete dieselben vor seinem 30. Lebensjahre nach dem Muster Hesiods mit unnachahmlicher Kunst, obwohl seine Hirten maskirte Hofleute sind u. die vielen Anspielungen auf staatliche u. persönliche Verhältnisse das Gemachte mitunter bis zur Widerlichkeit durchfühlen lassen) u. erhielt auch wirklich sein Landgut wieder. Ein Meisterwerk von Kunstpoesie der Form wie dem Inhalte nach, ein Nachklang aus jener altröm. Zeit, wo der Bürger es noch als eine Ehre erachtete, seine Felder selbst zu bebauen, sind V. 4 Bücher vom Landbau, die Georgica: den größten Ruhm aber ärntete er nicht durch diese, sondern durch die Aeneide, worin er die röm. Urgeschichte als Folie für Verherrlichung des Cäsar Augustus u. sein Vorbild Homer nach heutigen Begriffen bis zur Ungebühr benützte, aber zugleich so geschmackvoll und mit solch' poetisch selbständigem Geiste arbeitete, daß sein Heldengedicht zur Lieblingslectüre der Römer der Kaiserzeit werden mußte. Es wäre dem Dichter sicher ein Leichtes gewesen, sich zu hohen Staatsämtern emporzuschwingen, allein er wollte lieber ungestört der Muse sich widmen, und war zudem körperlich schwach und kränklich. In Griechenland selbst gedachte er seiner Aeneide die letzte Feile zu geben, allein er st. 19 v. Chr. zu Brundusium od. Tarent auf der Reise. Er wurde bei Neapel begraben, noch heute zeigt man auf der Straße nach Puteoli sein Grab; die Erfüllung des Wunsches aber, man möge sein noch der letzten Feile bedürftiges Heldengedicht vernichten, verhinderte Augustus, der dasselbe durch die Dichter Varius und Tucca bekannt machen ließ. Seit Erfindung der Buchdruckerkunst wurden V. Dichtungen einzeln u. gesammelt sehr oft herausgegeben, zuerst zu Rom 1467.9, dann zu Florenz 1487, Venedig 1507 u. s. f. Gesammtausgaben mit sehr guten Erklärungen sind die von de la Cerda (Leyden 1612–1619), Heinsius (Amsterdam 1676), Burmann (ebds. 1745), Heyne (Leipz. 1767 und oft), Wagner (ebds. 1830–32); neueste Uebersetzung in den zu Stuttgart herauskommenden „Classikern des Alterthums“, 1853 ff. Virgilius der Zauberer, ein Held mittelalterlicher Sagen, als deren historischer Kern der große altröm. Dichter erscheint, in dessen Werken man eine Geheimlehre witterte und die man zu Stichomantie (s. d.) mißbrauchte (sortes Virgilianae). Seit dem 13. Jahrh. begann man die Sagen aufzuschreiben, daraus wurde mit der Zeit ein Volksbuch, das verschiedene Bearbeitungen erlebte (deutsch von Spazier, Braunschw. 1830). Virgilius , noch häufiger Vergilius genannt, Polydor, ein Gelehrter der Reformationszeit, gebürtig aus Urbino, st. 1555 daselbst, nachdem er päpstlicher Kammermeister zu Rom u. längere Zeit Archidiakon an der Kirche zu Wells in England gewesen war. Er hat manche wichtige Einrichtung der Kirche, namentlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/632
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/632>, abgerufen am 03.12.2024.