Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

ein es mit Widerhacken versehenen Nagels in das Zündloch eines Geschützes, wodurch dieses unbrauchbar gemacht wird. Beim Hufbeschläge das Eintreiben eines Nagels in den fleischigen Theil des Hufs.


Vernal, lat.-deutsch, den Frühling betreffend, frühlingsmäßig; Vernation, die Frühlingshäutung gewisser Thiere.


Vernet (Wernä), Name dreier berühmter franz. Maler: Claude Josephe V., geb. 1714 zu Avignon, lernte bei seinem Vater, ging nach Rom, wo er über 20 Jahre blieb, kehrte dann nach Frankreich zurück, ward 1753 Mitglied der Akademie, und st. zu Paris 1789. Er war besonders geschickt in naturgetreuer und kräftiger Darstellung der verschiedenen Zustände des Meeres; außerdem werden an seinen Seestücken und Landschaften geistreiche Composition, vortreffliche Zeichnung und meisterhafte Beleuchtung gerühmt, weniger das Colorit. - Antoine Charles Horace V., bekannt als Carle V., berühmter Schlachten-, Thier- und Genremaler, Sohn des Vorigen, geb. 1758 zu Bordeaux, bildete sich bei seinem Vater, hierauf in Rom, ward 1787 Mitglied der Akademie und st. zu Paris 1836; außer seinen Schlachtgemälden werden besonders seine Genrestücke bewundert sowie seine Thierdarstellungen, namentlich Pferde n. Hunde. - Horace V., einer der größten und vielseitigsten neueren Maler u. Gründer der neueren franz. Kunstrichtung, des Vorigen Sohn, geb. 1789 zu Paris, bildete sich unter seinem Vater, machte sich aber bald los von der frühern franz. Schule und betrat eine neue eigene Bahn. Zuerst machte er sich berühmt durch seine Darstellungen neuerer Schlachten u. durch meisterhafte Genrebilder aus den Feldzügen Napoleons I., ward 1827 in die Akademie aufgenommen. 1828 Director der franz. Akademie in Rom. Daselbst malte er hauptsächlich historische Bilder und Porträts, und nach einer Reise in Afrika höchst gelungene Genrebilder aus dem afrikan. Leben. Seit 1836 wandte er sich wieder mehr der Schlachtenmalerei zu, und lieferte hierin namentlich die großartigen Bilder für das historische Museum zu Versailles, wie die Belagerung von Antwerpen, die Schlachten bei Fontenay, Jena und Wagram, das Gefecht bei Affroun, Scenen aus der Belagerung von Constantine, die Schlacht bei Isly etc. Seine Bilder, von denen mehre auch in ungewöhnlich großem Maßstabe ausgeführt sind, imponiren durch großartige und charakteristische Auffassung, lebendige und ergreifende Darstellung und meisterhafte Gruppirungen. Unübertroffen sind auch seine Darstellungen des Pferdes.


Vernier (Wernieh), Pierre, franz. Geistlicher, erfand um 1630 das nach ihm benannte mathematische Theilungsinstrument, das allgemein zur Bestimmung der Bruchabtheilungen der Zirkelgrade benutzt wird; es besteht aus einem eingetheilten Lineal, welches längs einem zweiten, gleichfalls eingetheilten, verschiebbar ist, so daß durch den Vergleich beider sich die Unterschiede leicht herausstellen lassen.


Vernunft (von vernehmen, lat. ratio woher das ital. ragione, franz. raison, engl. reason), die das Uebersinnliche, das Wesen der Dinge inne werdende Geisteskraft, das Vermögen der Ideen oder Principien, das Wesen des menschlichen Geistes, wodurch dieser ein Ebenbild Gottes und so hoch über die Thierwelt gestellt ist, als die Unendlichkeit über das Endliche. Sie liegt als Anlage in der Menschenseele, ihr archimedischer Punkt ist das geistige Selbstbewußtsein (s. Bewußtsein), endlich muß sie durch Erziehung, Leben und Wissenschaft entwickelt werden und ist einer Unzahl von Verkümmerungen u. Verirrungen fähig. Im gemeinen Verkehr werden die Ausdrücke V. und Verstand gleichbedeutend gebraucht, die Philosophen seit Aristoteles Zeit thaten dies gleichfalls und bezeichneten mit beiden Ausdrücken eben das Erkenntnißvermögen des Menschen in seiner höchsten Potenz, aber seit Kant unterschied man V. und Verstand sehr scharf, übrigens ohne die Unterscheidungen objectiv genügend zu begründen. Kant selber faßte den Verstand als das Vermögen der Begriffsbildung, die V. aber als Vermögen der Ideen; seine Nachfolger faßten den Verstand ähnlich, Fichte aber muthete der V. zu, rein aus sich selbst und völlig voraussetzungslos

ein es mit Widerhacken versehenen Nagels in das Zündloch eines Geschützes, wodurch dieses unbrauchbar gemacht wird. Beim Hufbeschläge das Eintreiben eines Nagels in den fleischigen Theil des Hufs.


Vernal, lat.-deutsch, den Frühling betreffend, frühlingsmäßig; Vernation, die Frühlingshäutung gewisser Thiere.


Vernet (Wernä), Name dreier berühmter franz. Maler: Claude Josephe V., geb. 1714 zu Avignon, lernte bei seinem Vater, ging nach Rom, wo er über 20 Jahre blieb, kehrte dann nach Frankreich zurück, ward 1753 Mitglied der Akademie, und st. zu Paris 1789. Er war besonders geschickt in naturgetreuer und kräftiger Darstellung der verschiedenen Zustände des Meeres; außerdem werden an seinen Seestücken und Landschaften geistreiche Composition, vortreffliche Zeichnung und meisterhafte Beleuchtung gerühmt, weniger das Colorit. – Antoine Charles Horace V., bekannt als Carle V., berühmter Schlachten-, Thier- und Genremaler, Sohn des Vorigen, geb. 1758 zu Bordeaux, bildete sich bei seinem Vater, hierauf in Rom, ward 1787 Mitglied der Akademie und st. zu Paris 1836; außer seinen Schlachtgemälden werden besonders seine Genrestücke bewundert sowie seine Thierdarstellungen, namentlich Pferde n. Hunde. – Horace V., einer der größten und vielseitigsten neueren Maler u. Gründer der neueren franz. Kunstrichtung, des Vorigen Sohn, geb. 1789 zu Paris, bildete sich unter seinem Vater, machte sich aber bald los von der frühern franz. Schule und betrat eine neue eigene Bahn. Zuerst machte er sich berühmt durch seine Darstellungen neuerer Schlachten u. durch meisterhafte Genrebilder aus den Feldzügen Napoleons I., ward 1827 in die Akademie aufgenommen. 1828 Director der franz. Akademie in Rom. Daselbst malte er hauptsächlich historische Bilder und Porträts, und nach einer Reise in Afrika höchst gelungene Genrebilder aus dem afrikan. Leben. Seit 1836 wandte er sich wieder mehr der Schlachtenmalerei zu, und lieferte hierin namentlich die großartigen Bilder für das historische Museum zu Versailles, wie die Belagerung von Antwerpen, die Schlachten bei Fontenay, Jena und Wagram, das Gefecht bei Affroun, Scenen aus der Belagerung von Constantine, die Schlacht bei Isly etc. Seine Bilder, von denen mehre auch in ungewöhnlich großem Maßstabe ausgeführt sind, imponiren durch großartige und charakteristische Auffassung, lebendige und ergreifende Darstellung und meisterhafte Gruppirungen. Unübertroffen sind auch seine Darstellungen des Pferdes.


Vernier (Wernieh), Pierre, franz. Geistlicher, erfand um 1630 das nach ihm benannte mathematische Theilungsinstrument, das allgemein zur Bestimmung der Bruchabtheilungen der Zirkelgrade benutzt wird; es besteht aus einem eingetheilten Lineal, welches längs einem zweiten, gleichfalls eingetheilten, verschiebbar ist, so daß durch den Vergleich beider sich die Unterschiede leicht herausstellen lassen.


Vernunft (von vernehmen, lat. ratio woher das ital. ragione, franz. raison, engl. reason), die das Uebersinnliche, das Wesen der Dinge inne werdende Geisteskraft, das Vermögen der Ideen oder Principien, das Wesen des menschlichen Geistes, wodurch dieser ein Ebenbild Gottes und so hoch über die Thierwelt gestellt ist, als die Unendlichkeit über das Endliche. Sie liegt als Anlage in der Menschenseele, ihr archimedischer Punkt ist das geistige Selbstbewußtsein (s. Bewußtsein), endlich muß sie durch Erziehung, Leben und Wissenschaft entwickelt werden und ist einer Unzahl von Verkümmerungen u. Verirrungen fähig. Im gemeinen Verkehr werden die Ausdrücke V. und Verstand gleichbedeutend gebraucht, die Philosophen seit Aristoteles Zeit thaten dies gleichfalls und bezeichneten mit beiden Ausdrücken eben das Erkenntnißvermögen des Menschen in seiner höchsten Potenz, aber seit Kant unterschied man V. und Verstand sehr scharf, übrigens ohne die Unterscheidungen objectiv genügend zu begründen. Kant selber faßte den Verstand als das Vermögen der Begriffsbildung, die V. aber als Vermögen der Ideen; seine Nachfolger faßten den Verstand ähnlich, Fichte aber muthete der V. zu, rein aus sich selbst und völlig voraussetzungslos

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0613" n="612"/>
ein es mit Widerhacken versehenen Nagels in das Zündloch eines Geschützes, wodurch dieses unbrauchbar gemacht wird. Beim Hufbeschläge das Eintreiben eines Nagels in den fleischigen Theil des Hufs.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Vernal</hi>, lat.-deutsch, den Frühling betreffend, frühlingsmäßig; <hi rendition="#g">Vernation</hi>, die Frühlingshäutung gewisser Thiere.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Vernet</hi> (Wernä), Name dreier berühmter franz. Maler: <hi rendition="#g">Claude Josephe</hi> V., geb. 1714 zu Avignon, lernte bei seinem Vater, ging nach Rom, wo er über 20 Jahre blieb, kehrte dann nach Frankreich zurück, ward 1753 Mitglied der Akademie, und st. zu Paris 1789. Er war besonders geschickt in naturgetreuer und kräftiger Darstellung der verschiedenen Zustände des Meeres; außerdem werden an seinen Seestücken und Landschaften geistreiche Composition, vortreffliche Zeichnung und meisterhafte Beleuchtung gerühmt, weniger das Colorit. &#x2013; <hi rendition="#g">Antoine Charles Horace</hi> V., bekannt als <hi rendition="#g">Carle</hi> V., berühmter Schlachten-, Thier- und Genremaler, Sohn des Vorigen, geb. 1758 zu Bordeaux, bildete sich bei seinem Vater, hierauf in Rom, ward 1787 Mitglied der Akademie und st. zu Paris 1836; außer seinen Schlachtgemälden werden besonders seine Genrestücke bewundert sowie seine Thierdarstellungen, namentlich Pferde n. Hunde. &#x2013; <hi rendition="#g">Horace</hi> V., einer der größten und vielseitigsten neueren Maler u. Gründer der neueren franz. Kunstrichtung, des Vorigen Sohn, geb. 1789 zu Paris, bildete sich unter seinem Vater, machte sich aber bald los von der frühern franz. Schule und betrat eine neue eigene Bahn. Zuerst machte er sich berühmt durch seine Darstellungen neuerer Schlachten u. durch meisterhafte Genrebilder aus den Feldzügen Napoleons I., ward 1827 in die Akademie aufgenommen. 1828 Director der franz. Akademie in Rom. Daselbst malte er hauptsächlich historische Bilder und Porträts, und nach einer Reise in Afrika höchst gelungene Genrebilder aus dem afrikan. Leben. Seit 1836 wandte er sich wieder mehr der Schlachtenmalerei zu, und lieferte hierin namentlich die großartigen Bilder für das historische Museum zu Versailles, wie die Belagerung von Antwerpen, die Schlachten bei Fontenay, Jena und Wagram, das Gefecht bei Affroun, Scenen aus der Belagerung von Constantine, die Schlacht bei Isly etc. Seine Bilder, von denen mehre auch in ungewöhnlich großem Maßstabe ausgeführt sind, imponiren durch großartige und charakteristische Auffassung, lebendige und ergreifende Darstellung und meisterhafte Gruppirungen. Unübertroffen sind auch seine Darstellungen des Pferdes.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Vernier</hi> (Wernieh), Pierre, franz. Geistlicher, erfand um 1630 das nach ihm benannte mathematische Theilungsinstrument, das allgemein zur Bestimmung der Bruchabtheilungen der Zirkelgrade benutzt wird; es besteht aus einem eingetheilten Lineal, welches längs einem zweiten, gleichfalls eingetheilten, verschiebbar ist, so daß durch den Vergleich beider sich die Unterschiede leicht herausstellen lassen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Vernunft</hi> (von <hi rendition="#g">vernehmen</hi>, lat. <hi rendition="#i">ratio</hi> woher das ital. <hi rendition="#i">ragione</hi>, franz. <hi rendition="#i">raison</hi>, engl. <hi rendition="#i">reason</hi>), die das Uebersinnliche, das Wesen der Dinge inne werdende Geisteskraft, das Vermögen der Ideen oder Principien, das Wesen des menschlichen Geistes, wodurch dieser ein Ebenbild Gottes und so hoch über die Thierwelt gestellt ist, als die Unendlichkeit über das Endliche. Sie liegt als Anlage in der Menschenseele, ihr archimedischer Punkt ist das geistige Selbstbewußtsein (s. Bewußtsein), endlich muß sie durch Erziehung, Leben und Wissenschaft entwickelt werden und ist einer Unzahl von Verkümmerungen u. Verirrungen fähig. Im gemeinen Verkehr werden die Ausdrücke V. und <hi rendition="#g">Verstand</hi> gleichbedeutend gebraucht, die Philosophen seit Aristoteles Zeit thaten dies gleichfalls und bezeichneten mit beiden Ausdrücken eben das Erkenntnißvermögen des Menschen in seiner höchsten Potenz, aber seit Kant unterschied man V. und Verstand sehr scharf, übrigens ohne die Unterscheidungen objectiv genügend zu begründen. Kant selber faßte den Verstand als das Vermögen der Begriffsbildung, die V. aber als Vermögen der Ideen; seine Nachfolger faßten den Verstand ähnlich, Fichte aber muthete der V. zu, rein aus sich selbst und völlig voraussetzungslos
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[612/0613] ein es mit Widerhacken versehenen Nagels in das Zündloch eines Geschützes, wodurch dieses unbrauchbar gemacht wird. Beim Hufbeschläge das Eintreiben eines Nagels in den fleischigen Theil des Hufs. Vernal, lat.-deutsch, den Frühling betreffend, frühlingsmäßig; Vernation, die Frühlingshäutung gewisser Thiere. Vernet (Wernä), Name dreier berühmter franz. Maler: Claude Josephe V., geb. 1714 zu Avignon, lernte bei seinem Vater, ging nach Rom, wo er über 20 Jahre blieb, kehrte dann nach Frankreich zurück, ward 1753 Mitglied der Akademie, und st. zu Paris 1789. Er war besonders geschickt in naturgetreuer und kräftiger Darstellung der verschiedenen Zustände des Meeres; außerdem werden an seinen Seestücken und Landschaften geistreiche Composition, vortreffliche Zeichnung und meisterhafte Beleuchtung gerühmt, weniger das Colorit. – Antoine Charles Horace V., bekannt als Carle V., berühmter Schlachten-, Thier- und Genremaler, Sohn des Vorigen, geb. 1758 zu Bordeaux, bildete sich bei seinem Vater, hierauf in Rom, ward 1787 Mitglied der Akademie und st. zu Paris 1836; außer seinen Schlachtgemälden werden besonders seine Genrestücke bewundert sowie seine Thierdarstellungen, namentlich Pferde n. Hunde. – Horace V., einer der größten und vielseitigsten neueren Maler u. Gründer der neueren franz. Kunstrichtung, des Vorigen Sohn, geb. 1789 zu Paris, bildete sich unter seinem Vater, machte sich aber bald los von der frühern franz. Schule und betrat eine neue eigene Bahn. Zuerst machte er sich berühmt durch seine Darstellungen neuerer Schlachten u. durch meisterhafte Genrebilder aus den Feldzügen Napoleons I., ward 1827 in die Akademie aufgenommen. 1828 Director der franz. Akademie in Rom. Daselbst malte er hauptsächlich historische Bilder und Porträts, und nach einer Reise in Afrika höchst gelungene Genrebilder aus dem afrikan. Leben. Seit 1836 wandte er sich wieder mehr der Schlachtenmalerei zu, und lieferte hierin namentlich die großartigen Bilder für das historische Museum zu Versailles, wie die Belagerung von Antwerpen, die Schlachten bei Fontenay, Jena und Wagram, das Gefecht bei Affroun, Scenen aus der Belagerung von Constantine, die Schlacht bei Isly etc. Seine Bilder, von denen mehre auch in ungewöhnlich großem Maßstabe ausgeführt sind, imponiren durch großartige und charakteristische Auffassung, lebendige und ergreifende Darstellung und meisterhafte Gruppirungen. Unübertroffen sind auch seine Darstellungen des Pferdes. Vernier (Wernieh), Pierre, franz. Geistlicher, erfand um 1630 das nach ihm benannte mathematische Theilungsinstrument, das allgemein zur Bestimmung der Bruchabtheilungen der Zirkelgrade benutzt wird; es besteht aus einem eingetheilten Lineal, welches längs einem zweiten, gleichfalls eingetheilten, verschiebbar ist, so daß durch den Vergleich beider sich die Unterschiede leicht herausstellen lassen. Vernunft (von vernehmen, lat. ratio woher das ital. ragione, franz. raison, engl. reason), die das Uebersinnliche, das Wesen der Dinge inne werdende Geisteskraft, das Vermögen der Ideen oder Principien, das Wesen des menschlichen Geistes, wodurch dieser ein Ebenbild Gottes und so hoch über die Thierwelt gestellt ist, als die Unendlichkeit über das Endliche. Sie liegt als Anlage in der Menschenseele, ihr archimedischer Punkt ist das geistige Selbstbewußtsein (s. Bewußtsein), endlich muß sie durch Erziehung, Leben und Wissenschaft entwickelt werden und ist einer Unzahl von Verkümmerungen u. Verirrungen fähig. Im gemeinen Verkehr werden die Ausdrücke V. und Verstand gleichbedeutend gebraucht, die Philosophen seit Aristoteles Zeit thaten dies gleichfalls und bezeichneten mit beiden Ausdrücken eben das Erkenntnißvermögen des Menschen in seiner höchsten Potenz, aber seit Kant unterschied man V. und Verstand sehr scharf, übrigens ohne die Unterscheidungen objectiv genügend zu begründen. Kant selber faßte den Verstand als das Vermögen der Begriffsbildung, die V. aber als Vermögen der Ideen; seine Nachfolger faßten den Verstand ähnlich, Fichte aber muthete der V. zu, rein aus sich selbst und völlig voraussetzungslos

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/613
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/613>, abgerufen am 03.12.2024.