Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.Aufstände der V. hatten wenig mehr zu bedeuten, indem sich nicht mehr die Masse des Landvolks erhob, sondern die Agenten der Bourbons nur die Bedienten einiger Adeligen, junge Leute, welche sich der Conscription nicht unterwerfen wollten etc. zusammenbrachten (1815, 1832); in neuester Zeit scheint die V. sogar entschieden napoleonisch geworden zu sein. - Vergl. Chouans. Vendemiaire (wangdemiähr), Weinmonat, im franz. republ. Kalender ein Monat, 23. Sept. bis 21. Oct.; am 13. V. des Jahrs IV. (5. Oct. 1795) Sieg Bonapartes über den Aufstand der Pariser gegen den Convent. Vendetta, ital., die Blutrache. Vendidad, Vendidadsade, s. Zend-Avesta. Vendita, ital., Verkaufsort; Sammelplatz; venditio, lat., Verkauf. Vendome (Wangdohm), frz. Stadt im Depart. Loir-Cher, mit 9400 E., altem Schloß, Lederhandschuhfabrikation. - Von V. hatte eine altfranz. Grafschaft den Namen, die Franz I. zu einem Herzogthum zu Gunsten Karls v. Bourbon erhob. Heinrich IV. gab es seinem Bastarde Cesar (von der schönen Gabriele); dessen Enkel Louis Joseph Duc de V., geb. 1654, focht seit 1672 in den Kriegen Ludwigs XIV., commandirte 1702-5 gegen Eugen u. Starhemberg in Italien, 1808 gegen Marlborough in den Niederlanden, 1710-12 gegen Starhemberg in Spanien u. zeigte sich als ebenbürtiger Gegner dieser großen Feldherrn; sonst war er roh u. in seinen Sitten sogar gemein; st. 1712. Mit seinem Bruder Philipp, Großprior der Maltheser in Frankreich, erlosch 1727 das Geschlecht der V. Venedig, ital. Venezia, Hauptstadt des Gouvernements u. der Provinz V., Sitz eines kath. Patriarchen, eines armen. Erzbischofs, liegt auf 80 Inseln in den Lagunen des Golfs von V., hat 450 Brücken, unter denen Ponte Rialto, ein 90' weiter u. 30' hoher Marmorbogen über den Canale grande, u. die 4 Miglien lange Eisenbahnbrücke, welche V. mit dem Festlande verbindet, die merkwürdigsten sind. 149 Kanäle durchschneiden die Stadt, daher der Verkehr größtentheils durch Gondeln vermittelt wird u. die Fronte der Häuser in der Regel gegen die Kanäle gekehrt ist. Hauptplatz ist der St. Markusplatz, der Sammelplatz der Kaufleute u. Fremden, umgeben von Prachtgebäuden: der 335' hohe Markusthurm mit vergoldeter Kuppel; die St. Markuskirche mit 5 Kuppeln, 500 Marmorsäulen, herrlichem Mosaikboden, reichem, zum Theil aus Konstantinopel stammendem Kirchenschatze, den 4 antiken Bronzepferden über dem Hauptthore; der ehemalige Dogenpalast, jetzt k. k. Palast, mit den alten fürchterlichen Staatsgefängnissen, dem reichen Archive, Bibliothek, Museum; die Paläste Trevisani, Grimani, Tiepolo, Balbo, Cornaro, Pisani, Barbarigo; das Arsenal mit Kanonengießerei; das große Operntheater la Fenice. V. hat 1 Patriarchalseminar, 1 Lyceum, 3 Gymnasien, eine Akademie der schönen Künste mit herrlicher Gemäldesammlung, viele wohlthätige Anstalten, Schiffsbau, lebhafte Industrie in Seide, Gold und Silber, Wachs, Seife, Porzellan, Rosoglio etc., Fischerei, Seehandel, der zwar die Bedeutung nicht mehr haben kann wie vor der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien, aber unter der österr. Herrschaft seit 1815 sich bedeutend gehoben hat, namentlich durch den 1821 verliehenen Freihafen u. die Eisenbahnverbindung mit Verona u. Mailand. V. liegt zwischen den Mündungen der Piave u. Brenta, welche die Lagunen bilden, die nur von wenigen tiefen, flußähnlichen Strichen durchschnitten sind; nach der Seeseite wird das Lagunenbecken durch einen schmalen Streifen Landes, Lido, geschlossen, der 3 schmale u. nicht sehr tiefe Einfahrten hat; die Dämme und Durchstiche sind Meisterwerke der Wasserbaukunst, so daß V. gesunde Luft hat, die Lagunen nicht versanden und die Stadt eine Festung ersten Rangs ist, indem zahlreiche Forts die wenigen Zugänge von der Land- u. Seeseite her beherrschen. - Die Entstehung der Stadt V. führt man auf das Jahr 452 n. Chr. zurück, als bei der Zerstörung Aquilejas durch Attila sich eine Anzahl Römer auf die Inseln der Lagunen flüchtete. Diese Ansiedlung Aufstände der V. hatten wenig mehr zu bedeuten, indem sich nicht mehr die Masse des Landvolks erhob, sondern die Agenten der Bourbons nur die Bedienten einiger Adeligen, junge Leute, welche sich der Conscription nicht unterwerfen wollten etc. zusammenbrachten (1815, 1832); in neuester Zeit scheint die V. sogar entschieden napoleonisch geworden zu sein. – Vergl. Chouans. Vendémiaire (wangdemiähr), Weinmonat, im franz. republ. Kalender ein Monat, 23. Sept. bis 21. Oct.; am 13. V. des Jahrs IV. (5. Oct. 1795) Sieg Bonapartes über den Aufstand der Pariser gegen den Convent. Vendetta, ital., die Blutrache. Vendidad, Vendidadsade, s. Zend-Avesta. Vendita, ital., Verkaufsort; Sammelplatz; venditio, lat., Verkauf. Vendôme (Wangdohm), frz. Stadt im Depart. Loir-Cher, mit 9400 E., altem Schloß, Lederhandschuhfabrikation. – Von V. hatte eine altfranz. Grafschaft den Namen, die Franz I. zu einem Herzogthum zu Gunsten Karls v. Bourbon erhob. Heinrich IV. gab es seinem Bastarde César (von der schönen Gabriele); dessen Enkel Louis Joseph Duc de V., geb. 1654, focht seit 1672 in den Kriegen Ludwigs XIV., commandirte 1702–5 gegen Eugen u. Starhemberg in Italien, 1808 gegen Marlborough in den Niederlanden, 1710–12 gegen Starhemberg in Spanien u. zeigte sich als ebenbürtiger Gegner dieser großen Feldherrn; sonst war er roh u. in seinen Sitten sogar gemein; st. 1712. Mit seinem Bruder Philipp, Großprior der Maltheser in Frankreich, erlosch 1727 das Geschlecht der V. Venedig, ital. Venezia, Hauptstadt des Gouvernements u. der Provinz V., Sitz eines kath. Patriarchen, eines armen. Erzbischofs, liegt auf 80 Inseln in den Lagunen des Golfs von V., hat 450 Brücken, unter denen Ponte Rialto, ein 90' weiter u. 30' hoher Marmorbogen über den Canale grande, u. die 4 Miglien lange Eisenbahnbrücke, welche V. mit dem Festlande verbindet, die merkwürdigsten sind. 149 Kanäle durchschneiden die Stadt, daher der Verkehr größtentheils durch Gondeln vermittelt wird u. die Fronte der Häuser in der Regel gegen die Kanäle gekehrt ist. Hauptplatz ist der St. Markusplatz, der Sammelplatz der Kaufleute u. Fremden, umgeben von Prachtgebäuden: der 335' hohe Markusthurm mit vergoldeter Kuppel; die St. Markuskirche mit 5 Kuppeln, 500 Marmorsäulen, herrlichem Mosaikboden, reichem, zum Theil aus Konstantinopel stammendem Kirchenschatze, den 4 antiken Bronzepferden über dem Hauptthore; der ehemalige Dogenpalast, jetzt k. k. Palast, mit den alten fürchterlichen Staatsgefängnissen, dem reichen Archive, Bibliothek, Museum; die Paläste Trevisani, Grimani, Tiepolo, Balbo, Cornaro, Pisani, Barbarigo; das Arsenal mit Kanonengießerei; das große Operntheater la Fenice. V. hat 1 Patriarchalseminar, 1 Lyceum, 3 Gymnasien, eine Akademie der schönen Künste mit herrlicher Gemäldesammlung, viele wohlthätige Anstalten, Schiffsbau, lebhafte Industrie in Seide, Gold und Silber, Wachs, Seife, Porzellan, Rosoglio etc., Fischerei, Seehandel, der zwar die Bedeutung nicht mehr haben kann wie vor der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien, aber unter der österr. Herrschaft seit 1815 sich bedeutend gehoben hat, namentlich durch den 1821 verliehenen Freihafen u. die Eisenbahnverbindung mit Verona u. Mailand. V. liegt zwischen den Mündungen der Piave u. Brenta, welche die Lagunen bilden, die nur von wenigen tiefen, flußähnlichen Strichen durchschnitten sind; nach der Seeseite wird das Lagunenbecken durch einen schmalen Streifen Landes, Lido, geschlossen, der 3 schmale u. nicht sehr tiefe Einfahrten hat; die Dämme und Durchstiche sind Meisterwerke der Wasserbaukunst, so daß V. gesunde Luft hat, die Lagunen nicht versanden und die Stadt eine Festung ersten Rangs ist, indem zahlreiche Forts die wenigen Zugänge von der Land- u. Seeseite her beherrschen. – Die Entstehung der Stadt V. führt man auf das Jahr 452 n. Chr. zurück, als bei der Zerstörung Aquilejas durch Attila sich eine Anzahl Römer auf die Inseln der Lagunen flüchtete. 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Fremden, umgeben von Prachtgebäuden: der 335' hohe Markusthurm mit vergoldeter Kuppel; die St. Markuskirche mit 5 Kuppeln, 500 Marmorsäulen, herrlichem Mosaikboden, reichem, zum Theil aus Konstantinopel stammendem Kirchenschatze, den 4 antiken Bronzepferden über dem Hauptthore; der ehemalige Dogenpalast, jetzt k. k. Palast, mit den alten fürchterlichen Staatsgefängnissen, dem reichen Archive, Bibliothek, Museum; die Paläste Trevisani, Grimani, Tiepolo, Balbo, Cornaro, Pisani, Barbarigo; das Arsenal mit Kanonengießerei; das große Operntheater la Fenice. V. hat 1 Patriarchalseminar, 1 Lyceum, 3 Gymnasien, eine Akademie der schönen Künste mit herrlicher Gemäldesammlung, viele wohlthätige Anstalten, Schiffsbau, lebhafte Industrie in Seide, Gold und Silber, Wachs, Seife, Porzellan, Rosoglio etc., Fischerei, Seehandel, der zwar die Bedeutung nicht mehr haben kann wie vor der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien, aber unter der österr. Herrschaft seit 1815 sich bedeutend gehoben hat, namentlich durch den 1821 verliehenen Freihafen u. die Eisenbahnverbindung mit Verona u. Mailand. V. liegt zwischen den Mündungen der Piave u. Brenta, welche die Lagunen bilden, die nur von wenigen tiefen, flußähnlichen Strichen durchschnitten sind; nach der Seeseite wird das Lagunenbecken durch einen schmalen Streifen Landes, Lido, geschlossen, der 3 schmale u. nicht sehr tiefe Einfahrten hat; die Dämme und Durchstiche sind Meisterwerke der Wasserbaukunst, so daß V. gesunde Luft hat, die Lagunen nicht versanden und die Stadt eine Festung ersten Rangs ist, indem zahlreiche Forts die wenigen Zugänge von der Land- u. Seeseite her beherrschen. – Die Entstehung der Stadt V. führt man auf das Jahr 452 n. Chr. zurück, als bei der Zerstörung Aquilejas durch Attila sich eine Anzahl Römer auf die Inseln der Lagunen flüchtete. Diese Ansiedlung </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [593/0594]
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Vendémiaire (wangdemiähr), Weinmonat, im franz. republ. Kalender ein Monat, 23. Sept. bis 21. Oct.; am 13. V. des Jahrs IV. (5. Oct. 1795) Sieg Bonapartes über den Aufstand der Pariser gegen den Convent.
Vendetta, ital., die Blutrache.
Vendidad, Vendidadsade, s. Zend-Avesta.
Vendita, ital., Verkaufsort; Sammelplatz; venditio, lat., Verkauf.
Vendôme (Wangdohm), frz. Stadt im Depart. Loir-Cher, mit 9400 E., altem Schloß, Lederhandschuhfabrikation. – Von V. hatte eine altfranz. Grafschaft den Namen, die Franz I. zu einem Herzogthum zu Gunsten Karls v. Bourbon erhob. Heinrich IV. gab es seinem Bastarde César (von der schönen Gabriele); dessen Enkel Louis Joseph Duc de V., geb. 1654, focht seit 1672 in den Kriegen Ludwigs XIV., commandirte 1702–5 gegen Eugen u. Starhemberg in Italien, 1808 gegen Marlborough in den Niederlanden, 1710–12 gegen Starhemberg in Spanien u. zeigte sich als ebenbürtiger Gegner dieser großen Feldherrn; sonst war er roh u. in seinen Sitten sogar gemein; st. 1712. Mit seinem Bruder Philipp, Großprior der Maltheser in Frankreich, erlosch 1727 das Geschlecht der V.
Venedig, ital. Venezia, Hauptstadt des Gouvernements u. der Provinz V., Sitz eines kath. Patriarchen, eines armen. Erzbischofs, liegt auf 80 Inseln in den Lagunen des Golfs von V., hat 450 Brücken, unter denen Ponte Rialto, ein 90' weiter u. 30' hoher Marmorbogen über den Canale grande, u. die 4 Miglien lange Eisenbahnbrücke, welche V. mit dem Festlande verbindet, die merkwürdigsten sind. 149 Kanäle durchschneiden die Stadt, daher der Verkehr größtentheils durch Gondeln vermittelt wird u. die Fronte der Häuser in der Regel gegen die Kanäle gekehrt ist. Hauptplatz ist der St. Markusplatz, der Sammelplatz der Kaufleute u. Fremden, umgeben von Prachtgebäuden: der 335' hohe Markusthurm mit vergoldeter Kuppel; die St. Markuskirche mit 5 Kuppeln, 500 Marmorsäulen, herrlichem Mosaikboden, reichem, zum Theil aus Konstantinopel stammendem Kirchenschatze, den 4 antiken Bronzepferden über dem Hauptthore; der ehemalige Dogenpalast, jetzt k. k. Palast, mit den alten fürchterlichen Staatsgefängnissen, dem reichen Archive, Bibliothek, Museum; die Paläste Trevisani, Grimani, Tiepolo, Balbo, Cornaro, Pisani, Barbarigo; das Arsenal mit Kanonengießerei; das große Operntheater la Fenice. V. hat 1 Patriarchalseminar, 1 Lyceum, 3 Gymnasien, eine Akademie der schönen Künste mit herrlicher Gemäldesammlung, viele wohlthätige Anstalten, Schiffsbau, lebhafte Industrie in Seide, Gold und Silber, Wachs, Seife, Porzellan, Rosoglio etc., Fischerei, Seehandel, der zwar die Bedeutung nicht mehr haben kann wie vor der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien, aber unter der österr. Herrschaft seit 1815 sich bedeutend gehoben hat, namentlich durch den 1821 verliehenen Freihafen u. die Eisenbahnverbindung mit Verona u. Mailand. V. liegt zwischen den Mündungen der Piave u. Brenta, welche die Lagunen bilden, die nur von wenigen tiefen, flußähnlichen Strichen durchschnitten sind; nach der Seeseite wird das Lagunenbecken durch einen schmalen Streifen Landes, Lido, geschlossen, der 3 schmale u. nicht sehr tiefe Einfahrten hat; die Dämme und Durchstiche sind Meisterwerke der Wasserbaukunst, so daß V. gesunde Luft hat, die Lagunen nicht versanden und die Stadt eine Festung ersten Rangs ist, indem zahlreiche Forts die wenigen Zugänge von der Land- u. Seeseite her beherrschen. – Die Entstehung der Stadt V. führt man auf das Jahr 452 n. Chr. zurück, als bei der Zerstörung Aquilejas durch Attila sich eine Anzahl Römer auf die Inseln der Lagunen flüchtete. Diese Ansiedlung
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