Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.werden die Gegenstände geformt, theils mittelst der Drehscheibe, theils aus freier Hand oder aber durch Abdrücken in besonderen Formen, und hierauf an der Luft getrocknet. Jetzt folgt das Glasiren u. Brennen der Waare im Ofen. Gewöhnliche Töpferwaare wird gleich nach dem Trocknen an der Luft mit Farbe und Glasurmasse überzogen u. im Ofen gar gebrannt; feinere Waare wird zuerst halb gebrannt, dann erst glasirt u. bemalt, hierauf wieder in den Ofen gebracht in besondern Kapseln und völlig gar gebrannt. Im erstern Falle wird die Malerei somit unmittelbar auf den Thon, im 2. auf die Glasur aufgetragen. Töpffer, Rudolf, geb. 1799 zu Genf, gest. 1846 als Professor der Aesthetik an der Akademie zu Genf, Maler und Novellist. Gesammelte Schriften, deutsch übersetzt, Leipzig 1847 ff. Töplitz, s. Teplitz. Töß, Fluß im Kanton Zürich, entspringt im toggenburg. Gebirge, nimmt die Eulach auf, mündet oberhalb Eglisau in den Rhein. Toga, das altröm. Oberkleid, ein weißes, wollenes, breites Tuch, über der tunica auf dem linken Arm u. unter dem rechten getragen, durch eine Schnalle an der Brust festgehalten, von unten bis an die Brust zugenäht. Senatoren und höhere Magistrate sowie die freigebornen Knaben bis zum 17. Jahre trugen eine mit einem Purpurstreif verbrämte t. (t. praetexta); mit dem Eintritte in das Activbürgerrecht legte der junge Römer die gewöhnliche t. (t. virilis) an; nur Römer durften die t. tragen. Toggenburg, Tockenburg, Schloßruine am thurgau. Hörnliberge (Alt-T.) und im st. gall. Thurthale, gab einem alten Grafengeschlechte den Namen, das 1436 ausstarb, sowie einer Landschaft im Kanton St. Gallen, die das obere Thurthal umfaßt; diese ist eine sehr industrielle Gegend und umfaßt gegenwärtig die Bezirke Ober-, Neu-, Alt- u. Unter-T. Nach dem Aussterben der Grafen erbte T. an den Freiherrn von Raron, von diesem erkaufte es gegen Ende des 15. Jahrh. der Abt von St. Gallen; ein Theil der Bewohner trat später zur Reformation über, und dieses Verhältniß sowie das Verlangen nach mehr Freiheit führte zu vielen Streitigkeiten zwischen Abt u. Unterthanen, welche 1712 zu einem schweiz. Bürgerkrieg Veranlassung gaben; das Jahr 1798 beseitigte mit der Abtei auch deren Herrschaft. Toile (toal), frz., Leinezeug oder Leinezeug ähnliches Gewebe. Toilette (toalett), frz., Putztisch, Putzgeräth, Putz und Anzug. Toise (toas), altfranz. Maß = 6 Par. Fuß. Tokat, türk. Stadt im kleinasiat. Ejalet Siwas, am Jeschil Irmak (Iris), schöne Stadt, mit 100000 E., darunter viele Armenier, Fabrikation von Leder, Seide, Teppiche, Kupferwaaren, Handel mit Safran und Blei; T. ist Karawanenstation für Trebisonde, Smyrna, Erzerum, Bagdad. Tokay Tokaj, ungar. Marktflecken an der Theiß, im Comitat Zemplin, mit 5900 E., ist durch seinen Wein weltbekannt; der eigentliche T. er wächst auf dem isolirten Hügel Mezes Male (d. h. Honigseim); vgl. Hegyalja. Tokologie, griech.-dtsch., Geburtslehre. Toland, John, ein engl. Freidenker, geb. 1670 in Irland von kath. Eltern, wurde früh Presbyterianer u. ein Verächter der Geistlichkeit, die er bereits 1691 in der Satire: the tribe of Levi (Stamm Levi) geißelte. Er litt an der Großmannssucht, machte in der damaligen Zeit gewaltiges Aufsehen mit paradoxen und kecken Behauptungen: das Christenthum enthalte keine Geheimnisse u. überhaupt nichts, was über die Vernunft sei; Gottesläugner seien dem Staate bei weitem nicht so gefährlich als Abergläubige; die Aechtheit der Evangelien sei stark zu bezweifeln, weil es gar viele Evangelien (vergl. Apokryphen) gebe, Christen seien aber alle, die überhaupt ein Evangelium besäßen, auch die Juden und Türken u. dergl. m., lauter Dinge, die seitdem von Rationalisten tausendfältig behauptet, aber so wenig als von T. bewiesen worden sind. Als politischer Schriftsteller spielte T. eine zweideutige u. charakterlose Rolle, war als ein höchst unsittlicher Mensch verschrieen und st. 1722 am gelben Fieber. werden die Gegenstände geformt, theils mittelst der Drehscheibe, theils aus freier Hand oder aber durch Abdrücken in besonderen Formen, und hierauf an der Luft getrocknet. Jetzt folgt das Glasiren u. Brennen der Waare im Ofen. Gewöhnliche Töpferwaare wird gleich nach dem Trocknen an der Luft mit Farbe und Glasurmasse überzogen u. im Ofen gar gebrannt; feinere Waare wird zuerst halb gebrannt, dann erst glasirt u. bemalt, hierauf wieder in den Ofen gebracht in besondern Kapseln und völlig gar gebrannt. Im erstern Falle wird die Malerei somit unmittelbar auf den Thon, im 2. auf die Glasur aufgetragen. Töpffer, Rudolf, geb. 1799 zu Genf, gest. 1846 als Professor der Aesthetik an der Akademie zu Genf, Maler und Novellist. Gesammelte Schriften, deutsch übersetzt, Leipzig 1847 ff. Töplitz, s. Teplitz. Töß, Fluß im Kanton Zürich, entspringt im toggenburg. Gebirge, nimmt die Eulach auf, mündet oberhalb Eglisau in den Rhein. Toga, das altröm. Oberkleid, ein weißes, wollenes, breites Tuch, über der tunica auf dem linken Arm u. unter dem rechten getragen, durch eine Schnalle an der Brust festgehalten, von unten bis an die Brust zugenäht. Senatoren und höhere Magistrate sowie die freigebornen Knaben bis zum 17. Jahre trugen eine mit einem Purpurstreif verbrämte t. (t. praetexta); mit dem Eintritte in das Activbürgerrecht legte der junge Römer die gewöhnliche t. (t. virilis) an; nur Römer durften die t. tragen. Toggenburg, Tockenburg, Schloßruine am thurgau. Hörnliberge (Alt-T.) und im st. gall. Thurthale, gab einem alten Grafengeschlechte den Namen, das 1436 ausstarb, sowie einer Landschaft im Kanton St. Gallen, die das obere Thurthal umfaßt; diese ist eine sehr industrielle Gegend und umfaßt gegenwärtig die Bezirke Ober-, Neu-, Alt- u. Unter-T. Nach dem Aussterben der Grafen erbte T. an den Freiherrn von Raron, von diesem erkaufte es gegen Ende des 15. Jahrh. der Abt von St. Gallen; ein Theil der Bewohner trat später zur Reformation über, und dieses Verhältniß sowie das Verlangen nach mehr Freiheit führte zu vielen Streitigkeiten zwischen Abt u. Unterthanen, welche 1712 zu einem schweiz. Bürgerkrieg Veranlassung gaben; das Jahr 1798 beseitigte mit der Abtei auch deren Herrschaft. Toile (toal), frz., Leinezeug oder Leinezeug ähnliches Gewebe. Toilette (toalett), frz., Putztisch, Putzgeräth, Putz und Anzug. Toise (toas), altfranz. Maß = 6 Par. Fuß. Tokat, türk. Stadt im kleinasiat. Ejalet Siwas, am Jeschil Irmak (Iris), schöne Stadt, mit 100000 E., darunter viele Armenier, Fabrikation von Leder, Seide, Teppiche, Kupferwaaren, Handel mit Safran und Blei; T. ist Karawanenstation für Trebisonde, Smyrna, Erzerum, Bagdad. Tokay Tokaj, ungar. Marktflecken an der Theiß, im Comitat Zemplin, mit 5900 E., ist durch seinen Wein weltbekannt; der eigentliche T. er wächst auf dem isolirten Hügel Mezes Male (d. h. Honigseim); vgl. Hegyalja. Tokologie, griech.-dtsch., Geburtslehre. Toland, John, ein engl. Freidenker, geb. 1670 in Irland von kath. Eltern, wurde früh Presbyterianer u. ein Verächter der Geistlichkeit, die er bereits 1691 in der Satire: the tribe of Levi (Stamm Levi) geißelte. Er litt an der Großmannssucht, machte in der damaligen Zeit gewaltiges Aufsehen mit paradoxen und kecken Behauptungen: das Christenthum enthalte keine Geheimnisse u. überhaupt nichts, was über die Vernunft sei; Gottesläugner seien dem Staate bei weitem nicht so gefährlich als Abergläubige; die Aechtheit der Evangelien sei stark zu bezweifeln, weil es gar viele Evangelien (vergl. Apokryphen) gebe, Christen seien aber alle, die überhaupt ein Evangelium besäßen, auch die Juden und Türken u. dergl. m., lauter Dinge, die seitdem von Rationalisten tausendfältig behauptet, aber so wenig als von T. bewiesen worden sind. Als politischer Schriftsteller spielte T. eine zweideutige u. charakterlose Rolle, war als ein höchst unsittlicher Mensch verschrieen und st. 1722 am gelben Fieber. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0495" n="494"/> werden die Gegenstände geformt, theils mittelst der Drehscheibe, theils aus freier Hand oder aber durch Abdrücken in besonderen Formen, und hierauf an der Luft getrocknet. Jetzt folgt das Glasiren u. Brennen der Waare im Ofen. 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werden die Gegenstände geformt, theils mittelst der Drehscheibe, theils aus freier Hand oder aber durch Abdrücken in besonderen Formen, und hierauf an der Luft getrocknet. Jetzt folgt das Glasiren u. Brennen der Waare im Ofen. Gewöhnliche Töpferwaare wird gleich nach dem Trocknen an der Luft mit Farbe und Glasurmasse überzogen u. im Ofen gar gebrannt; feinere Waare wird zuerst halb gebrannt, dann erst glasirt u. bemalt, hierauf wieder in den Ofen gebracht in besondern Kapseln und völlig gar gebrannt. Im erstern Falle wird die Malerei somit unmittelbar auf den Thon, im 2. auf die Glasur aufgetragen.
Töpffer, Rudolf, geb. 1799 zu Genf, gest. 1846 als Professor der Aesthetik an der Akademie zu Genf, Maler und Novellist. Gesammelte Schriften, deutsch übersetzt, Leipzig 1847 ff.
Töplitz, s. Teplitz.
Töß, Fluß im Kanton Zürich, entspringt im toggenburg. Gebirge, nimmt die Eulach auf, mündet oberhalb Eglisau in den Rhein.
Toga, das altröm. Oberkleid, ein weißes, wollenes, breites Tuch, über der tunica auf dem linken Arm u. unter dem rechten getragen, durch eine Schnalle an der Brust festgehalten, von unten bis an die Brust zugenäht. Senatoren und höhere Magistrate sowie die freigebornen Knaben bis zum 17. Jahre trugen eine mit einem Purpurstreif verbrämte t. (t. praetexta); mit dem Eintritte in das Activbürgerrecht legte der junge Römer die gewöhnliche t. (t. virilis) an; nur Römer durften die t. tragen.
Toggenburg, Tockenburg, Schloßruine am thurgau. Hörnliberge (Alt-T.) und im st. gall. Thurthale, gab einem alten Grafengeschlechte den Namen, das 1436 ausstarb, sowie einer Landschaft im Kanton St. Gallen, die das obere Thurthal umfaßt; diese ist eine sehr industrielle Gegend und umfaßt gegenwärtig die Bezirke Ober-, Neu-, Alt- u. Unter-T. Nach dem Aussterben der Grafen erbte T. an den Freiherrn von Raron, von diesem erkaufte es gegen Ende des 15. Jahrh. der Abt von St. Gallen; ein Theil der Bewohner trat später zur Reformation über, und dieses Verhältniß sowie das Verlangen nach mehr Freiheit führte zu vielen Streitigkeiten zwischen Abt u. Unterthanen, welche 1712 zu einem schweiz. Bürgerkrieg Veranlassung gaben; das Jahr 1798 beseitigte mit der Abtei auch deren Herrschaft.
Toile (toal), frz., Leinezeug oder Leinezeug ähnliches Gewebe.
Toilette (toalett), frz., Putztisch, Putzgeräth, Putz und Anzug.
Toise (toas), altfranz. Maß = 6 Par. Fuß.
Tokat, türk. Stadt im kleinasiat. Ejalet Siwas, am Jeschil Irmak (Iris), schöne Stadt, mit 100000 E., darunter viele Armenier, Fabrikation von Leder, Seide, Teppiche, Kupferwaaren, Handel mit Safran und Blei; T. ist Karawanenstation für Trebisonde, Smyrna, Erzerum, Bagdad.
Tokay Tokaj, ungar. Marktflecken an der Theiß, im Comitat Zemplin, mit 5900 E., ist durch seinen Wein weltbekannt; der eigentliche T. er wächst auf dem isolirten Hügel Mezes Male (d. h. Honigseim); vgl. Hegyalja.
Tokologie, griech.-dtsch., Geburtslehre.
Toland, John, ein engl. Freidenker, geb. 1670 in Irland von kath. Eltern, wurde früh Presbyterianer u. ein Verächter der Geistlichkeit, die er bereits 1691 in der Satire: the tribe of Levi (Stamm Levi) geißelte. Er litt an der Großmannssucht, machte in der damaligen Zeit gewaltiges Aufsehen mit paradoxen und kecken Behauptungen: das Christenthum enthalte keine Geheimnisse u. überhaupt nichts, was über die Vernunft sei; Gottesläugner seien dem Staate bei weitem nicht so gefährlich als Abergläubige; die Aechtheit der Evangelien sei stark zu bezweifeln, weil es gar viele Evangelien (vergl. Apokryphen) gebe, Christen seien aber alle, die überhaupt ein Evangelium besäßen, auch die Juden und Türken u. dergl. m., lauter Dinge, die seitdem von Rationalisten tausendfältig behauptet, aber so wenig als von T. bewiesen worden sind. Als politischer Schriftsteller spielte T. eine zweideutige u. charakterlose Rolle, war als ein höchst unsittlicher Mensch verschrieen und st. 1722 am gelben Fieber.
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