Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.die Grundlage desselben ist aber die Unterwerfung der Naturmächte unter die höhere göttliche Weltordnung. Titel, lat. titulus, Auf- od. Ueberschrift, Amts- od. Ehrenname; im Rechtswesen titulus, Rechtsgrund zum Erwerb dinglicher Rechte, neben bona fides und Zeitablauf noch nothwendig zur Ersitzung; justus t., guter, redlicher Rechtsgrund, der je nach dem Rechtsverhältniß, aus dem er entspringt, verschiedene Zunamen erhält (t. pro donato, pro date, pro autore, pro herede pro salute); Titular, dem Titel oder Namen nach; Titulatur, die volle Benennung. Titel, Tittel, Marktflecken in der slav. Militärgränze, mit 2000 E.; s. Tschaiken. Titicacasee, See auf der Hochfläche der Anden, zu Peru u. Bolivia gehörig, 12055' über dem Meere, 240 #M. groß, bis 672' tief, mit der Insel Titicaca, auf welcher ein st ein hochheilig gehaltener Sonnentempel stand. Der See fließt durch den Desaguadero ab u. wird wegen dem nahen Bergbaue mit Dampfschiffen befahren. Titisee, bad. See, 2 St. vom Feldberg, 2598' hoch gelegen, 1/4 St. lang, gegen 500' breit, fischreich, fließt durch die Wutach ab. Titlis, der höchste Berg Unterwaldens, hinter Engelberg, 10710' hoch. Titriren, das Sortiren der Seide nach der Feinheit des Fadens. Titteri, der südl. District der franz. Provinz Algier; der T.see wird von dem Schelif gebildet. Tittmann, Johann August Heinrich, ein gepriesener protestant. Theolog, geb. 1773 zu Langensalza, von 1795 an Professor zu Leipzig, gest. 1831, hat viel geschrieben, z. B. eine Encyklopädie der Theologie (1798), über Supranaturalismus, Rationalismus u. Atheismus (1816), eine pragmatische Darstellung der evangelischen Kirche i. J. 1530 und 1830 (1831), gab auch den Zonaras u. ein neues Testament heraus u. s. w. Eine Lieblingsidee von ihm, für die er bei hochgestellten Personen u. namentlich auf dem Wiener Congreß wirkte, war die Wiederaufrichtung eines Corpus Evangelicorum (s. d. Art.). Tittmann, Karl Ang., geb. 1775 zu Wittenberg, 1797 Professor zu Leipzig, dann bis 1831 in sächs. Staatsdienst, gest. 1834, war ein fruchtbarer criminalistischer Schriftsteller, namentlich war sein Handbuch der Strafrechtswissenschaft u. Strafrechtskunde (Halle 1807, 1822) seiner Zeit ziemlich verbreitet. Tittmann, Friedr. Wilh., geb. 1784 zu Wittenberg, Bruder des Vorigen, 1804-1822 Kanzlist beim geheimen Archiv zu Dresden, 1836 geh. Archivar, seit 1849 in Ruhestand, schrieb eine Geschichte Heinrichs des Erlauchten (Dresd. u. Leipz. 1845-1846), Ideen zur Politik und Geschichte der europ. Staatsgesellschaft, eine Darstellung der Verfassung des deutschen Bundes u. dgl. Titurel, der alte Gralkönig, der Held von 2 mittelalterlichen Gedichten, von denen nur Bruchstücke vorhanden sind u. welche beide die Liebe der Sigune, der Enkelin T.s, zu Schionatulander behandeln; im älteren T. hat der Dichter, Wolfram von Eschenbach, vielleicht den Parzival übertroffen, der um 1270 von Albrecht von Scharfenberg u. einem ungenannten Reimkünstler verfaßte jüngere T. dagegen ist sehr lang und so geistlos als möglich. Ersterer wurde von Lachmann 1833 herausgegeben und von Simrock 1842 ins heutige Deutsch übersetzt, letzteren entzog 1842 Hahn der verdienten Vergessenheit, der er seit dem ersten Druck von 1477 anheimgefallen war. Titus, St., Schüler u. Gehilfe des Apostels Paulus, in der Apostelgeschichte nirgends erwähnt, laut den Briefen Pauli höchst wahrscheinlich von Paulus vom Heidenthume bekehrt, wurde von diesem zum Apostelconcil nach Jerusalem mitgenommen, traf mit ihm auf der zweiten Missionsreise in Macedonien zusammen, überbrachte den Korinthern den 2. Brief des Weltapostels u. erhielt dann die Leitung der Christengemeinde auf der Insel Kreta. T. soll auch in Dalmatien gewesen sein und den hl. Domius zum ersten Bischof von Salona eingesetzt haben; gewiß ist, daß T. als Apostel Dalmatiens verehrt wird. Die Griechen schmückten das Leben des T. mit allerlei Sagen aus, machten ihn zu einem die Grundlage desselben ist aber die Unterwerfung der Naturmächte unter die höhere göttliche Weltordnung. Titel, lat. titulus, Auf- od. Ueberschrift, Amts- od. Ehrenname; im Rechtswesen titulus, Rechtsgrund zum Erwerb dinglicher Rechte, neben bona fides und Zeitablauf noch nothwendig zur Ersitzung; justus t., guter, redlicher Rechtsgrund, der je nach dem Rechtsverhältniß, aus dem er entspringt, verschiedene Zunamen erhält (t. pro donato, pro date, pro autore, pro herede pro salute); Titular, dem Titel oder Namen nach; Titulatur, die volle Benennung. Titel, Tittel, Marktflecken in der slav. Militärgränze, mit 2000 E.; s. Tschaiken. Titicacasee, See auf der Hochfläche der Anden, zu Peru u. Bolivia gehörig, 12055' über dem Meere, 240 □M. groß, bis 672' tief, mit der Insel Titicaca, auf welcher ein st ein hochheilig gehaltener Sonnentempel stand. Der See fließt durch den Desaguadero ab u. wird wegen dem nahen Bergbaue mit Dampfschiffen befahren. Titisee, bad. See, 2 St. vom Feldberg, 2598' hoch gelegen, 1/4 St. lang, gegen 500' breit, fischreich, fließt durch die Wutach ab. Titlis, der höchste Berg Unterwaldens, hinter Engelberg, 10710' hoch. Titriren, das Sortiren der Seide nach der Feinheit des Fadens. Titteri, der südl. District der franz. Provinz Algier; der T.see wird von dem Schelif gebildet. Tittmann, Johann August Heinrich, ein gepriesener protestant. Theolog, geb. 1773 zu Langensalza, von 1795 an Professor zu Leipzig, gest. 1831, hat viel geschrieben, z. B. eine Encyklopädie der Theologie (1798), über Supranaturalismus, Rationalismus u. Atheismus (1816), eine pragmatische Darstellung der evangelischen Kirche i. J. 1530 und 1830 (1831), gab auch den Zonaras u. ein neues Testament heraus u. s. w. Eine Lieblingsidee von ihm, für die er bei hochgestellten Personen u. namentlich auf dem Wiener Congreß wirkte, war die Wiederaufrichtung eines Corpus Evangelicorum (s. d. Art.). Tittmann, Karl Ang., geb. 1775 zu Wittenberg, 1797 Professor zu Leipzig, dann bis 1831 in sächs. Staatsdienst, gest. 1834, war ein fruchtbarer criminalistischer Schriftsteller, namentlich war sein Handbuch der Strafrechtswissenschaft u. Strafrechtskunde (Halle 1807, 1822) seiner Zeit ziemlich verbreitet. Tittmann, Friedr. Wilh., geb. 1784 zu Wittenberg, Bruder des Vorigen, 1804–1822 Kanzlist beim geheimen Archiv zu Dresden, 1836 geh. Archivar, seit 1849 in Ruhestand, schrieb eine Geschichte Heinrichs des Erlauchten (Dresd. u. Leipz. 1845–1846), Ideen zur Politik und Geschichte der europ. Staatsgesellschaft, eine Darstellung der Verfassung des deutschen Bundes u. dgl. Titurel, der alte Gralkönig, der Held von 2 mittelalterlichen Gedichten, von denen nur Bruchstücke vorhanden sind u. welche beide die Liebe der Sigune, der Enkelin T.s, zu Schionatulander behandeln; im älteren T. hat der Dichter, Wolfram von Eschenbach, vielleicht den Parzival übertroffen, der um 1270 von Albrecht von Scharfenberg u. einem ungenannten Reimkünstler verfaßte jüngere T. dagegen ist sehr lang und so geistlos als möglich. Ersterer wurde von Lachmann 1833 herausgegeben und von Simrock 1842 ins heutige Deutsch übersetzt, letzteren entzog 1842 Hahn der verdienten Vergessenheit, der er seit dem ersten Druck von 1477 anheimgefallen war. Titus, St., Schüler u. Gehilfe des Apostels Paulus, in der Apostelgeschichte nirgends erwähnt, laut den Briefen Pauli höchst wahrscheinlich von Paulus vom Heidenthume bekehrt, wurde von diesem zum Apostelconcil nach Jerusalem mitgenommen, traf mit ihm auf der zweiten Missionsreise in Macedonien zusammen, überbrachte den Korinthern den 2. Brief des Weltapostels u. erhielt dann die Leitung der Christengemeinde auf der Insel Kreta. T. soll auch in Dalmatien gewesen sein und den hl. Domius zum ersten Bischof von Salona eingesetzt haben; gewiß ist, daß T. als Apostel Dalmatiens verehrt wird. Die Griechen schmückten das Leben des T. mit allerlei Sagen aus, machten ihn zu einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0488" n="487"/> die Grundlage desselben ist aber die Unterwerfung der Naturmächte unter die höhere göttliche Weltordnung.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Titel</hi>, lat. <hi rendition="#i">titulus</hi>, Auf- od. 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Titel, Tittel, Marktflecken in der slav. Militärgränze, mit 2000 E.; s. Tschaiken.
Titicacasee, See auf der Hochfläche der Anden, zu Peru u. Bolivia gehörig, 12055' über dem Meere, 240 □M. groß, bis 672' tief, mit der Insel Titicaca, auf welcher ein st ein hochheilig gehaltener Sonnentempel stand. Der See fließt durch den Desaguadero ab u. wird wegen dem nahen Bergbaue mit Dampfschiffen befahren.
Titisee, bad. See, 2 St. vom Feldberg, 2598' hoch gelegen, 1/4 St. lang, gegen 500' breit, fischreich, fließt durch die Wutach ab.
Titlis, der höchste Berg Unterwaldens, hinter Engelberg, 10710' hoch.
Titriren, das Sortiren der Seide nach der Feinheit des Fadens.
Titteri, der südl. District der franz. Provinz Algier; der T.see wird von dem Schelif gebildet.
Tittmann, Johann August Heinrich, ein gepriesener protestant. Theolog, geb. 1773 zu Langensalza, von 1795 an Professor zu Leipzig, gest. 1831, hat viel geschrieben, z. B. eine Encyklopädie der Theologie (1798), über Supranaturalismus, Rationalismus u. Atheismus (1816), eine pragmatische Darstellung der evangelischen Kirche i. J. 1530 und 1830 (1831), gab auch den Zonaras u. ein neues Testament heraus u. s. w. Eine Lieblingsidee von ihm, für die er bei hochgestellten Personen u. namentlich auf dem Wiener Congreß wirkte, war die Wiederaufrichtung eines Corpus Evangelicorum (s. d. Art.).
Tittmann, Karl Ang., geb. 1775 zu Wittenberg, 1797 Professor zu Leipzig, dann bis 1831 in sächs. Staatsdienst, gest. 1834, war ein fruchtbarer criminalistischer Schriftsteller, namentlich war sein Handbuch der Strafrechtswissenschaft u. Strafrechtskunde (Halle 1807, 1822) seiner Zeit ziemlich verbreitet.
Tittmann, Friedr. Wilh., geb. 1784 zu Wittenberg, Bruder des Vorigen, 1804–1822 Kanzlist beim geheimen Archiv zu Dresden, 1836 geh. Archivar, seit 1849 in Ruhestand, schrieb eine Geschichte Heinrichs des Erlauchten (Dresd. u. Leipz. 1845–1846), Ideen zur Politik und Geschichte der europ. Staatsgesellschaft, eine Darstellung der Verfassung des deutschen Bundes u. dgl.
Titurel, der alte Gralkönig, der Held von 2 mittelalterlichen Gedichten, von denen nur Bruchstücke vorhanden sind u. welche beide die Liebe der Sigune, der Enkelin T.s, zu Schionatulander behandeln; im älteren T. hat der Dichter, Wolfram von Eschenbach, vielleicht den Parzival übertroffen, der um 1270 von Albrecht von Scharfenberg u. einem ungenannten Reimkünstler verfaßte jüngere T. dagegen ist sehr lang und so geistlos als möglich. Ersterer wurde von Lachmann 1833 herausgegeben und von Simrock 1842 ins heutige Deutsch übersetzt, letzteren entzog 1842 Hahn der verdienten Vergessenheit, der er seit dem ersten Druck von 1477 anheimgefallen war.
Titus, St., Schüler u. Gehilfe des Apostels Paulus, in der Apostelgeschichte nirgends erwähnt, laut den Briefen Pauli höchst wahrscheinlich von Paulus vom Heidenthume bekehrt, wurde von diesem zum Apostelconcil nach Jerusalem mitgenommen, traf mit ihm auf der zweiten Missionsreise in Macedonien zusammen, überbrachte den Korinthern den 2. Brief des Weltapostels u. erhielt dann die Leitung der Christengemeinde auf der Insel Kreta. T. soll auch in Dalmatien gewesen sein und den hl. Domius zum ersten Bischof von Salona eingesetzt haben; gewiß ist, daß T. als Apostel Dalmatiens verehrt wird. Die Griechen schmückten das Leben des T. mit allerlei Sagen aus, machten ihn zu einem
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