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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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geb. 1797 zu Breslau, widmete sich orientalischen u. theologischen Studien, wurde in Berlin von Neander ganz für die Theologie gewonnen, machte 1825 mit Unterstützung der preußischen Regierung eine wissenschaftliche Reise nach England und Holland u. begann 1826 zu Halle seine theolog. Vorlesungen. Der Eifer, mit dem er für seine anfangs stark supranaturalistische Richtung wirkte, und die Theilnahme an Hengstenbergs evangelischer Kirchenzeitung hatte ihm heftige Gegner unter den Rationalisten erweckt, 1830 sagte sich T. von Hengstenbergs Zeitschrift los und ging seinen eigenen Weg. Er lehrt und wirkt noch jetzt als Professor und Consistorialrath in Halle und hat sich namentlich um die Exegese Verdienste erworben, indem er gleich Lücke und Olshausen theilweise auf die Kirchenväter zurückging u. das Sprachliche mehr oder minder berücksichtigte; auch als Dogmatiker ist er geschätzt (die Lehre von der Sünde und vom Versöhner 1823, 7. Aufl. 1851), ebenso als ascetischer Schriftsteller und besonders auch als Prediger; an seine orientalischen Studien erinnert namentlich seine "Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik" (Berl. 1825). Sein neuestes Werk ist eine "Vorgeschichte des Rationalismus", deren erste Abtheilung das Universitätsleben des 17. Jahrh. behandelt (Halle 1853 bis 1854, 2 B.).


Tholus, Thole, griech., in der Baukunst ein Kessel- od. Helmgewölbe.


Thomander, Joh. Heinr., protest. Theolog, geb. 1798 in der schwedischen Landschaft Schonen, Professor zu Lund, seit 1850 Domprobst in Gothenburg, ist als geistlicher und politischer Redner berühmt.


Thomas, St., eine der Jungferninseln, dänisch, 13/4 #M. groß mit 12000 E., darunter 4000 Sklaven, Zucker- u. Baumwollenbau. - T., St., portug. Insel im Meerbusen v. Guinea, 7 #M. groß, gebirgig u. waldig, führt Zucker, Indigo u. Baumwolle aus, hat 20000 E.


Thomas, St., auch Didymus (Zwilling) und laut Eusebius Judas genannt, einer der 12 Apostel Jesu, wahrscheinlich aus Galiläa gebürtig, als ungläubiger T. noch heute sprichwörtlich, weil er nicht an Christi Auferstehung glaubte, bis er seine Hand in die Wundmale Desselben gelegt hatte. Solch er Unglaube ist erklärlich aus früheren Vorgängen, welche dafür sprechen, daß dem T. die göttliche Wesenheit seines Herrn und Meisters bisher unklar gewesen. Wie ihm hierüber jedoch das rechte Licht aufging, beweist Joh. 20, 28-29; T. soll nach der Sendung des hl. Geistes den Thaddäus nach Edessa zu Abgar gesandt und das Evangelium den Parthern u. weit herum im Orient bis Ostindien verkündiget haben. Ob man die Nestorianer Indiens nach ihm oder nach T. Barsumas T. christen nannte, bleibt dahin gestellt. Zu Meliapur in Ostindien wird des Apostels Grab gezeigt; laut der kirchlichen Ueberlieferung wurde T. wirklich in Indien mit Lanzenstichen getödtet, sein Leichnam von da im 4. Jahrh. nach Edessa u. später nach Ortona im Königreich Neapel gebracht. Gedächtnißtag 21. Dezember, bei den Griechen der 3. Juni.


Thomas von Aquino, der heilige, vielleicht der größte Kirchenlehrer des Mittelalters, schon von seinen Zeitgenossen als Doctor universalis (Weltdoctor) u. wegen seiner engelgleichen Reinheit auch als Doctor angelicus (engelgleicher Lehrer, Engel der Schule) verehrt, 1567 durch Papst Pius V. feierlich als Doctor ecclesiae (Lehrer der Kirche) proclamirt, geb. 1226 oder 1227 im Schlosse Roccasecca im heutigen Königreich Neapel; er war der Sohn eines Grafen von Aquino und mit den Hohenstaufen verwandt, indem sein Großvater eine Schwester des Kaisers Friedrich Barbarossa zur Gemahlin gehabt hatte. Vom 5. Jahre an wurde T. in Monte-Casino erzogen und konnte bereits mit 11 Jahren die Universität Neapel beziehen, an welche Kaiser Friedrich II. die berühmtesten Lehrer berufen hatte. Mitten in der größten Sittenverwilderung blieb der Jüngling rein, fühlte sich aber zum Klosterleben berufen und trat 1243 plötzlich in den Dominikanerorden. Aus Furcht, seine Familie könnte ihn zurückverlangen, verweigerte man seiner Mutter den Zutritt zu ihm,

geb. 1797 zu Breslau, widmete sich orientalischen u. theologischen Studien, wurde in Berlin von Neander ganz für die Theologie gewonnen, machte 1825 mit Unterstützung der preußischen Regierung eine wissenschaftliche Reise nach England und Holland u. begann 1826 zu Halle seine theolog. Vorlesungen. Der Eifer, mit dem er für seine anfangs stark supranaturalistische Richtung wirkte, und die Theilnahme an Hengstenbergs evangelischer Kirchenzeitung hatte ihm heftige Gegner unter den Rationalisten erweckt, 1830 sagte sich T. von Hengstenbergs Zeitschrift los und ging seinen eigenen Weg. Er lehrt und wirkt noch jetzt als Professor und Consistorialrath in Halle und hat sich namentlich um die Exegese Verdienste erworben, indem er gleich Lücke und Olshausen theilweise auf die Kirchenväter zurückging u. das Sprachliche mehr oder minder berücksichtigte; auch als Dogmatiker ist er geschätzt (die Lehre von der Sünde und vom Versöhner 1823, 7. Aufl. 1851), ebenso als ascetischer Schriftsteller und besonders auch als Prediger; an seine orientalischen Studien erinnert namentlich seine „Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik“ (Berl. 1825). Sein neuestes Werk ist eine „Vorgeschichte des Rationalismus“, deren erste Abtheilung das Universitätsleben des 17. Jahrh. behandelt (Halle 1853 bis 1854, 2 B.).


Tholus, Thole, griech., in der Baukunst ein Kessel- od. Helmgewölbe.


Thomander, Joh. Heinr., protest. Theolog, geb. 1798 in der schwedischen Landschaft Schonen, Professor zu Lund, seit 1850 Domprobst in Gothenburg, ist als geistlicher und politischer Redner berühmt.


Thomas, St., eine der Jungferninseln, dänisch, 13/4 □M. groß mit 12000 E., darunter 4000 Sklaven, Zucker- u. Baumwollenbau. – T., St., portug. Insel im Meerbusen v. Guinea, 7 □M. groß, gebirgig u. waldig, führt Zucker, Indigo u. Baumwolle aus, hat 20000 E.


Thomas, St., auch Didymus (Zwilling) und laut Eusebius Judas genannt, einer der 12 Apostel Jesu, wahrscheinlich aus Galiläa gebürtig, als ungläubiger T. noch heute sprichwörtlich, weil er nicht an Christi Auferstehung glaubte, bis er seine Hand in die Wundmale Desselben gelegt hatte. Solch er Unglaube ist erklärlich aus früheren Vorgängen, welche dafür sprechen, daß dem T. die göttliche Wesenheit seines Herrn und Meisters bisher unklar gewesen. Wie ihm hierüber jedoch das rechte Licht aufging, beweist Joh. 20, 28–29; T. soll nach der Sendung des hl. Geistes den Thaddäus nach Edessa zu Abgar gesandt und das Evangelium den Parthern u. weit herum im Orient bis Ostindien verkündiget haben. Ob man die Nestorianer Indiens nach ihm oder nach T. Barsumas T. christen nannte, bleibt dahin gestellt. Zu Meliapur in Ostindien wird des Apostels Grab gezeigt; laut der kirchlichen Ueberlieferung wurde T. wirklich in Indien mit Lanzenstichen getödtet, sein Leichnam von da im 4. Jahrh. nach Edessa u. später nach Ortona im Königreich Neapel gebracht. Gedächtnißtag 21. Dezember, bei den Griechen der 3. Juni.


Thomas von Aquino, der heilige, vielleicht der größte Kirchenlehrer des Mittelalters, schon von seinen Zeitgenossen als Doctor universalis (Weltdoctor) u. wegen seiner engelgleichen Reinheit auch als Doctor angelicus (engelgleicher Lehrer, Engel der Schule) verehrt, 1567 durch Papst Pius V. feierlich als Doctor ecclesiae (Lehrer der Kirche) proclamirt, geb. 1226 oder 1227 im Schlosse Roccasecca im heutigen Königreich Neapel; er war der Sohn eines Grafen von Aquino und mit den Hohenstaufen verwandt, indem sein Großvater eine Schwester des Kaisers Friedrich Barbarossa zur Gemahlin gehabt hatte. Vom 5. Jahre an wurde T. in Monte-Casino erzogen und konnte bereits mit 11 Jahren die Universität Neapel beziehen, an welche Kaiser Friedrich II. die berühmtesten Lehrer berufen hatte. Mitten in der größten Sittenverwilderung blieb der Jüngling rein, fühlte sich aber zum Klosterleben berufen und trat 1243 plötzlich in den Dominikanerorden. Aus Furcht, seine Familie könnte ihn zurückverlangen, verweigerte man seiner Mutter den Zutritt zu ihm,

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[466/0467] geb. 1797 zu Breslau, widmete sich orientalischen u. theologischen Studien, wurde in Berlin von Neander ganz für die Theologie gewonnen, machte 1825 mit Unterstützung der preußischen Regierung eine wissenschaftliche Reise nach England und Holland u. begann 1826 zu Halle seine theolog. Vorlesungen. Der Eifer, mit dem er für seine anfangs stark supranaturalistische Richtung wirkte, und die Theilnahme an Hengstenbergs evangelischer Kirchenzeitung hatte ihm heftige Gegner unter den Rationalisten erweckt, 1830 sagte sich T. von Hengstenbergs Zeitschrift los und ging seinen eigenen Weg. Er lehrt und wirkt noch jetzt als Professor und Consistorialrath in Halle und hat sich namentlich um die Exegese Verdienste erworben, indem er gleich Lücke und Olshausen theilweise auf die Kirchenväter zurückging u. das Sprachliche mehr oder minder berücksichtigte; auch als Dogmatiker ist er geschätzt (die Lehre von der Sünde und vom Versöhner 1823, 7. Aufl. 1851), ebenso als ascetischer Schriftsteller und besonders auch als Prediger; an seine orientalischen Studien erinnert namentlich seine „Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik“ (Berl. 1825). Sein neuestes Werk ist eine „Vorgeschichte des Rationalismus“, deren erste Abtheilung das Universitätsleben des 17. Jahrh. behandelt (Halle 1853 bis 1854, 2 B.). Tholus, Thole, griech., in der Baukunst ein Kessel- od. Helmgewölbe. Thomander, Joh. Heinr., protest. Theolog, geb. 1798 in der schwedischen Landschaft Schonen, Professor zu Lund, seit 1850 Domprobst in Gothenburg, ist als geistlicher und politischer Redner berühmt. Thomas, St., eine der Jungferninseln, dänisch, 13/4 □M. groß mit 12000 E., darunter 4000 Sklaven, Zucker- u. Baumwollenbau. – T., St., portug. Insel im Meerbusen v. Guinea, 7 □M. groß, gebirgig u. waldig, führt Zucker, Indigo u. Baumwolle aus, hat 20000 E. Thomas, St., auch Didymus (Zwilling) und laut Eusebius Judas genannt, einer der 12 Apostel Jesu, wahrscheinlich aus Galiläa gebürtig, als ungläubiger T. noch heute sprichwörtlich, weil er nicht an Christi Auferstehung glaubte, bis er seine Hand in die Wundmale Desselben gelegt hatte. Solch er Unglaube ist erklärlich aus früheren Vorgängen, welche dafür sprechen, daß dem T. die göttliche Wesenheit seines Herrn und Meisters bisher unklar gewesen. Wie ihm hierüber jedoch das rechte Licht aufging, beweist Joh. 20, 28–29; T. soll nach der Sendung des hl. Geistes den Thaddäus nach Edessa zu Abgar gesandt und das Evangelium den Parthern u. weit herum im Orient bis Ostindien verkündiget haben. Ob man die Nestorianer Indiens nach ihm oder nach T. Barsumas T. christen nannte, bleibt dahin gestellt. Zu Meliapur in Ostindien wird des Apostels Grab gezeigt; laut der kirchlichen Ueberlieferung wurde T. wirklich in Indien mit Lanzenstichen getödtet, sein Leichnam von da im 4. Jahrh. nach Edessa u. später nach Ortona im Königreich Neapel gebracht. Gedächtnißtag 21. Dezember, bei den Griechen der 3. Juni. Thomas von Aquino, der heilige, vielleicht der größte Kirchenlehrer des Mittelalters, schon von seinen Zeitgenossen als Doctor universalis (Weltdoctor) u. wegen seiner engelgleichen Reinheit auch als Doctor angelicus (engelgleicher Lehrer, Engel der Schule) verehrt, 1567 durch Papst Pius V. feierlich als Doctor ecclesiae (Lehrer der Kirche) proclamirt, geb. 1226 oder 1227 im Schlosse Roccasecca im heutigen Königreich Neapel; er war der Sohn eines Grafen von Aquino und mit den Hohenstaufen verwandt, indem sein Großvater eine Schwester des Kaisers Friedrich Barbarossa zur Gemahlin gehabt hatte. Vom 5. Jahre an wurde T. in Monte-Casino erzogen und konnte bereits mit 11 Jahren die Universität Neapel beziehen, an welche Kaiser Friedrich II. die berühmtesten Lehrer berufen hatte. Mitten in der größten Sittenverwilderung blieb der Jüngling rein, fühlte sich aber zum Klosterleben berufen und trat 1243 plötzlich in den Dominikanerorden. Aus Furcht, seine Familie könnte ihn zurückverlangen, verweigerte man seiner Mutter den Zutritt zu ihm,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/467>, abgerufen am 21.11.2024.