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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Versucher zu überwinden u. das Böse, womit er droht, das er aber nicht schafft und worüber er nur in Folge von Gottes Zulassung verfügen kann, fern zu halten. Bereits das A. T. weist den T.n oder Dämonen die Wüste als Wohnsitz an, läßt sie gegen den Menschen kämpfen durch Verleitung zur Sünde (1. Chron. 21,1; 2. Kön. 19,22), Verkleinerung, Verläumdung und Denunciation (Job 1 und 2; Zach. 3,1) und Zufügung natürlicher Uebel (Job 3,8; Tob. 6,14. 17) und bezeichnet namentlich die Götzen der Heiden als T. (Dämonen). Von den Zeiten der Kirchenväter bis tief ins Mittelalter hinein beschäftigte man sich viel 1) mit der Gestalt, 2) ersten Sünde und 3) dem Aufenthalte der T. in der Zeit zwischen ihrem Falle u. dem jüngsten Gerichte. Hinsichtlich der Gestalt wurde in der lat. Kirche die Meinung herrschend, die T. wie die Engel überhaupt seien rein geistige, körperlose Substanzen, die griech. dagegen blieb dabei, wenn auch nicht die guten Engel so seien doch die T. materieller Natur; das Volk hielt es in diesem Punkte mit den Griechen, seine Einbildungskraft machte den T. zu einem möglichst grauenhaften u. häßlichen Wesen (Hörner, Klauen, Schweif, schwarze Farbe, während sich die Neger den T. weiß vorstellen) und ließ ihn in zahllosen Sagen und Ausgeburten des Aberglaubens wie des Lasters (T.sverschreibungen, Faustsage) Rollen übernehmen. Hinsichtlich der Ursünde der T. bezeichneten die einen als solche den unzüchtigen Umgang eines Theiles der Engel mit menschlichen Weibern, andere Neid, eine dritte Partei Hochmuth. Die Wahrheit möchte darin liegen, daß Hochmuth einen Theil der Engel noch vor der Schöpfung des Menschen zum Falle brachte, und daß der begonnene Widerspruch gegen Gott zu immer schwerern Sünden aller Art führte. Als Aufenthaltsort der T. ist die Hölle bekannt, doch haben die T. so lange mit dieser Welt zu schaffen als dieselbe bestehen wird, und erst nach dem Tage des Gerichts werden sie ausschließlich in der Hölle leben und ihre volle Strafe antreten. - Der prot. Rationalismus hat sich sehr bemüht, den T. und seine Legionen aus der Welt hinaus zu disputiren und zur persönlich gedachten Idee des absolut Bösen zu verdünnen. Schleiermacher stellte die Einwendungen gegen die Existenz des T.s zusammen, allein die Stellen der hl. Schrift lassen sich nicht gut drehen und deuteln u. noch weniger auslöschen. - Daß die T. nicht nur in der jüdischen, christlichen und mohammed. Religion eine Hauptrolle spielen, sondern fast in allen Religionen, daran erinnern die Namen Ahriman, Siwa, Loki u. a. m. sowie die mitunter sehr abergläubischen und seltsamen Vorstellungen der sog. Naturvölker. - Ueber die T. schrieben besondere Werke der griech. Mönch Psellus (zuerst herausgegeben 1615, zuletzt 1838), die Katholiken Miaskowsky (1730), Platina (Bologna 1740), der Abt Gerbert von St. Blasien (1776), Sambuga (1810); der Kantianer Erhard lieferte eine "Apologie des Tu" (1795), der Schellingianer Daub seinen "Judas Ischarioth" (1816-17). - Verteufelung, das Aehnlichwerden des Menschen mit dem T.; möglich, weil der Mensch einen freien Willen und die Sünde ihren Fortschritt hat.


Teufelsanbeter, Yeziden, religiöse Secte, die im 9. Jahrh. im heutigen Paschalik Wan entstanden sein soll, sich in Kurdistan, Armenien und Südkaukasien ausbreitete, jetzt aber fast ausgerottet ist. Ihre Ansichten sind ein Gemisch von Parsismus, Manichäismus u. Mohammedanismus; den Teufel (Satan - Schaitan) ehren sie, da er weder ewig verdammt noch der Urheber aller Bosheit sei und ebenso nützen als schaden könne.


Teufelsbrücke, steinerne Brücke über die Reuß am Ausgange der Schöllenen, auf dem Gotthardspasse; die alte T., der Sage nach dem Teufel abgelistet, steht nur noch als Denkmal, indem die 1829 vollendete Straße oberhalb derselben über die neue T. führt (in den ältesten Urkunden heißt die T. die "stäubende Brücke"; vgl. Stäubi). - T. heißt auch die neue Brücke über die Sihl auf dem Etzel oberhalb Einsiedeln.


Teufelsdreck, s. Asa foetida.


Teufelsmauer, heißen in einigen Gegenden

Versucher zu überwinden u. das Böse, womit er droht, das er aber nicht schafft und worüber er nur in Folge von Gottes Zulassung verfügen kann, fern zu halten. Bereits das A. T. weist den T.n oder Dämonen die Wüste als Wohnsitz an, läßt sie gegen den Menschen kämpfen durch Verleitung zur Sünde (1. Chron. 21,1; 2. Kön. 19,22), Verkleinerung, Verläumdung und Denunciation (Job 1 und 2; Zach. 3,1) und Zufügung natürlicher Uebel (Job 3,8; Tob. 6,14. 17) und bezeichnet namentlich die Götzen der Heiden als T. (Dämonen). Von den Zeiten der Kirchenväter bis tief ins Mittelalter hinein beschäftigte man sich viel 1) mit der Gestalt, 2) ersten Sünde und 3) dem Aufenthalte der T. in der Zeit zwischen ihrem Falle u. dem jüngsten Gerichte. Hinsichtlich der Gestalt wurde in der lat. Kirche die Meinung herrschend, die T. wie die Engel überhaupt seien rein geistige, körperlose Substanzen, die griech. dagegen blieb dabei, wenn auch nicht die guten Engel so seien doch die T. materieller Natur; das Volk hielt es in diesem Punkte mit den Griechen, seine Einbildungskraft machte den T. zu einem möglichst grauenhaften u. häßlichen Wesen (Hörner, Klauen, Schweif, schwarze Farbe, während sich die Neger den T. weiß vorstellen) und ließ ihn in zahllosen Sagen und Ausgeburten des Aberglaubens wie des Lasters (T.sverschreibungen, Faustsage) Rollen übernehmen. Hinsichtlich der Ursünde der T. bezeichneten die einen als solche den unzüchtigen Umgang eines Theiles der Engel mit menschlichen Weibern, andere Neid, eine dritte Partei Hochmuth. Die Wahrheit möchte darin liegen, daß Hochmuth einen Theil der Engel noch vor der Schöpfung des Menschen zum Falle brachte, und daß der begonnene Widerspruch gegen Gott zu immer schwerern Sünden aller Art führte. Als Aufenthaltsort der T. ist die Hölle bekannt, doch haben die T. so lange mit dieser Welt zu schaffen als dieselbe bestehen wird, und erst nach dem Tage des Gerichts werden sie ausschließlich in der Hölle leben und ihre volle Strafe antreten. – Der prot. Rationalismus hat sich sehr bemüht, den T. und seine Legionen aus der Welt hinaus zu disputiren und zur persönlich gedachten Idee des absolut Bösen zu verdünnen. Schleiermacher stellte die Einwendungen gegen die Existenz des T.s zusammen, allein die Stellen der hl. Schrift lassen sich nicht gut drehen und deuteln u. noch weniger auslöschen. – Daß die T. nicht nur in der jüdischen, christlichen und mohammed. Religion eine Hauptrolle spielen, sondern fast in allen Religionen, daran erinnern die Namen Ahriman, Siwa, Loki u. a. m. sowie die mitunter sehr abergläubischen und seltsamen Vorstellungen der sog. Naturvölker. – Ueber die T. schrieben besondere Werke der griech. Mönch Psellus (zuerst herausgegeben 1615, zuletzt 1838), die Katholiken Miaskowsky (1730), Platina (Bologna 1740), der Abt Gerbert von St. Blasien (1776), Sambuga (1810); der Kantianer Erhard lieferte eine „Apologie des Tu“ (1795), der Schellingianer Daub seinen „Judas Ischarioth“ (1816–17). – Verteufelung, das Aehnlichwerden des Menschen mit dem T.; möglich, weil der Mensch einen freien Willen und die Sünde ihren Fortschritt hat.


Teufelsanbeter, Yeziden, religiöse Secte, die im 9. Jahrh. im heutigen Paschalik Wan entstanden sein soll, sich in Kurdistan, Armenien und Südkaukasien ausbreitete, jetzt aber fast ausgerottet ist. Ihre Ansichten sind ein Gemisch von Parsismus, Manichäismus u. Mohammedanismus; den Teufel (Satan – Schaitan) ehren sie, da er weder ewig verdammt noch der Urheber aller Bosheit sei und ebenso nützen als schaden könne.


Teufelsbrücke, steinerne Brücke über die Reuß am Ausgange der Schöllenen, auf dem Gotthardspasse; die alte T., der Sage nach dem Teufel abgelistet, steht nur noch als Denkmal, indem die 1829 vollendete Straße oberhalb derselben über die neue T. führt (in den ältesten Urkunden heißt die T. die „stäubende Brücke“; vgl. Stäubi). – T. heißt auch die neue Brücke über die Sihl auf dem Etzel oberhalb Einsiedeln.


Teufelsdreck, s. Asa foetida.


Teufelsmauer, heißen in einigen Gegenden

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[443/0444] Versucher zu überwinden u. das Böse, womit er droht, das er aber nicht schafft und worüber er nur in Folge von Gottes Zulassung verfügen kann, fern zu halten. Bereits das A. T. weist den T.n oder Dämonen die Wüste als Wohnsitz an, läßt sie gegen den Menschen kämpfen durch Verleitung zur Sünde (1. Chron. 21,1; 2. Kön. 19,22), Verkleinerung, Verläumdung und Denunciation (Job 1 und 2; Zach. 3,1) und Zufügung natürlicher Uebel (Job 3,8; Tob. 6,14. 17) und bezeichnet namentlich die Götzen der Heiden als T. (Dämonen). Von den Zeiten der Kirchenväter bis tief ins Mittelalter hinein beschäftigte man sich viel 1) mit der Gestalt, 2) ersten Sünde und 3) dem Aufenthalte der T. in der Zeit zwischen ihrem Falle u. dem jüngsten Gerichte. Hinsichtlich der Gestalt wurde in der lat. Kirche die Meinung herrschend, die T. wie die Engel überhaupt seien rein geistige, körperlose Substanzen, die griech. dagegen blieb dabei, wenn auch nicht die guten Engel so seien doch die T. materieller Natur; das Volk hielt es in diesem Punkte mit den Griechen, seine Einbildungskraft machte den T. zu einem möglichst grauenhaften u. häßlichen Wesen (Hörner, Klauen, Schweif, schwarze Farbe, während sich die Neger den T. weiß vorstellen) und ließ ihn in zahllosen Sagen und Ausgeburten des Aberglaubens wie des Lasters (T.sverschreibungen, Faustsage) Rollen übernehmen. Hinsichtlich der Ursünde der T. bezeichneten die einen als solche den unzüchtigen Umgang eines Theiles der Engel mit menschlichen Weibern, andere Neid, eine dritte Partei Hochmuth. Die Wahrheit möchte darin liegen, daß Hochmuth einen Theil der Engel noch vor der Schöpfung des Menschen zum Falle brachte, und daß der begonnene Widerspruch gegen Gott zu immer schwerern Sünden aller Art führte. Als Aufenthaltsort der T. ist die Hölle bekannt, doch haben die T. so lange mit dieser Welt zu schaffen als dieselbe bestehen wird, und erst nach dem Tage des Gerichts werden sie ausschließlich in der Hölle leben und ihre volle Strafe antreten. – Der prot. Rationalismus hat sich sehr bemüht, den T. und seine Legionen aus der Welt hinaus zu disputiren und zur persönlich gedachten Idee des absolut Bösen zu verdünnen. Schleiermacher stellte die Einwendungen gegen die Existenz des T.s zusammen, allein die Stellen der hl. Schrift lassen sich nicht gut drehen und deuteln u. noch weniger auslöschen. – Daß die T. nicht nur in der jüdischen, christlichen und mohammed. Religion eine Hauptrolle spielen, sondern fast in allen Religionen, daran erinnern die Namen Ahriman, Siwa, Loki u. a. m. sowie die mitunter sehr abergläubischen und seltsamen Vorstellungen der sog. Naturvölker. – Ueber die T. schrieben besondere Werke der griech. Mönch Psellus (zuerst herausgegeben 1615, zuletzt 1838), die Katholiken Miaskowsky (1730), Platina (Bologna 1740), der Abt Gerbert von St. Blasien (1776), Sambuga (1810); der Kantianer Erhard lieferte eine „Apologie des Tu“ (1795), der Schellingianer Daub seinen „Judas Ischarioth“ (1816–17). – Verteufelung, das Aehnlichwerden des Menschen mit dem T.; möglich, weil der Mensch einen freien Willen und die Sünde ihren Fortschritt hat. Teufelsanbeter, Yeziden, religiöse Secte, die im 9. Jahrh. im heutigen Paschalik Wan entstanden sein soll, sich in Kurdistan, Armenien und Südkaukasien ausbreitete, jetzt aber fast ausgerottet ist. Ihre Ansichten sind ein Gemisch von Parsismus, Manichäismus u. Mohammedanismus; den Teufel (Satan – Schaitan) ehren sie, da er weder ewig verdammt noch der Urheber aller Bosheit sei und ebenso nützen als schaden könne. Teufelsbrücke, steinerne Brücke über die Reuß am Ausgange der Schöllenen, auf dem Gotthardspasse; die alte T., der Sage nach dem Teufel abgelistet, steht nur noch als Denkmal, indem die 1829 vollendete Straße oberhalb derselben über die neue T. führt (in den ältesten Urkunden heißt die T. die „stäubende Brücke“; vgl. Stäubi). – T. heißt auch die neue Brücke über die Sihl auf dem Etzel oberhalb Einsiedeln. Teufelsdreck, s. Asa foetida. Teufelsmauer, heißen in einigen Gegenden

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/444>, abgerufen am 21.11.2024.