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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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daneben mercantile Speculationen. 1795 erhielt er die Erlaubniß zur Rückkehr, wurde 1797 Minister des Auswärtigen, gewann ein großes Vermögen durch Speculationen in Staatspapieren, schloß sich Bonaparten an, weil er das baldige Ende der Republik voraussah und wirkte zum 18. Brumaire mit. Er blieb Napoleons I. Minister des Auswärtigen bis 1808, wurde Fürst von Benevent, war selbst noch mit in Bayonne, wo er von der Occupation des span. Thrones abrieth, zog sich dann zurück u. sagte den Sturz der Napoleonischen Militärherrschaft voraus. 1814 wirkte er mit allen Mitteln für die Restauration, wurde Ludwigs XVIII. Gesandter in Wien, u. obwohl anfangs nicht beachtet gewann er bald mächtigen Einfluß und verhinderte für Frankreich manchen Nachtheil. 1815 wurde er Minister des Auswärtigen, gab jedoch diese Stelle bald auf, kam seit 1820 nicht mehr an den Hof und trat bald darauf, namentlich 1823 bei der Intervention in Spanien, in Opposition gegen die Bourbons. Zuletzt war er Rathgeber des Herzogs von Orleans, ging nach der Julirevolution als Gesandter nach London, wo er an den Verhandlungen, welche das Schicksal Europas bestimmten (Londoner Conferenzen), wesentlichen Antheil hatte u. 1834 die Quadrupelallianz schloß; 1835 zog er sich zurück u. st. 17. Mai 1838.


Tallien (Talliäng), Jean Lambert, ein Schreckensmann der ersten französ. Revolution, geb. 1769 zu Paris, vor 1789 Haushofmeister, Advokatenschreiber, Sekretär, Faktor in der Druckerei des Moniteur, dann aber Jakobiner, 1792 Redactor des l'ami des citoyens, für seine Dienste am 10. August Generalsekretär des Pariser Gemeinderathes u. bald darauf Conventsdeputirter, als solcher ein wüthender Gegner des Königthums. Nach Bordeaux gesandt, um am Rest der Gironde den Henker zu machen, wüthete er längere Zeit ganz im Sinne Robespierres, ließ sich aber durch die schöne Frau von Fontenay, geborne Cabarrus, zähmen. Im Convente deßhalb angeklagt, fand er für gut, mit Robespierre und dessen Anhang in terroristischen Vorschlägen wiederum zu wetteifern. Allein Robespierre war u. blieb sein geheimer Feind, die schöne Fontenay bot ihm ihre Hand an, wenn er wider das Ungeheuer auftrete, sie wurde verhaftet und T. auf diese Weise zu einem Haupthelden des 9. Thermidor. Er heirathete die Fontenay, machte ein großes Haus, setzte die Verfolgung der Schreckensmänner fort und kam allmälig bei allen Parteien in Mißkredit. Mit Bonaparten zog T. 1798 nach Aegypten und erhielt eine Beamtenstelle zu Kairo, bekam später Streitigkeiten mit Menou und wurde auf der Heimfahrt nach Frankreich Kriegsgefangener der Engländer, was er bis 1806 blieb. Seine Frau verließ ihn und heirathete einen Prinzen von Chimay, bei Napoleon I. kam er nicht zu Gnaden, durfte nach der Restauration in Paris bleiben, obwohl er einst für den unbedingten u. schleunigen Tod Ludwigs XVI. ohne Appellation gestimmt u. am Hinrichtungstage dem Convent präsidirt hatte; er wurde deßhalb als Regierungsspion verdächtigt und st. 1820 arm u. verachtet.


Tallipotbaum, die Schirmpalme, von ihren großen Blättern so genannt.


Tallith, s. Taleth.


Talma, Francois Joseph, der Lieblingsschauspieler Napoleons I., als tragischer Schauspieler ein Künstler im wahren Sinne des Wortes, geb. 1763 zu Paris, studierte Medicin, ließ sich aber bestimmen Schauspieler zu werden, nachdem er 1787 als Seide im Mahomet von Voltaire einen großartigen Beifallssturm erregt u. von der Regierung eine Anstellung am Theatre francais erhalten hatte. Er begründete eine neue Epoche für das französ. Trauerspiel und seine auf außerordentliche Anlagen und tüchtige Studien gegründeten Ansichten waren Orakel für die Schauspieler der ganzen civilisirten Welt, namentlich in der Zeit des ersten Kaiserreichs. Er st. 1826 u. hinterließ Schriften (Reponse au memoire de la Comedie-Francaise, Paris an II.; reflexions sur l'art theatrale), die seines Rufes würdig waren. Unter vielen Schriften, die über T. veröffentlicht wurden, heben wir die bereits mehrfach ins Deutsche übersetzten Memoiren von Alex. Dumas (Paris 1849-50) hervor.

daneben mercantile Speculationen. 1795 erhielt er die Erlaubniß zur Rückkehr, wurde 1797 Minister des Auswärtigen, gewann ein großes Vermögen durch Speculationen in Staatspapieren, schloß sich Bonaparten an, weil er das baldige Ende der Republik voraussah und wirkte zum 18. Brumaire mit. Er blieb Napoleons I. Minister des Auswärtigen bis 1808, wurde Fürst von Benevent, war selbst noch mit in Bayonne, wo er von der Occupation des span. Thrones abrieth, zog sich dann zurück u. sagte den Sturz der Napoleonischen Militärherrschaft voraus. 1814 wirkte er mit allen Mitteln für die Restauration, wurde Ludwigs XVIII. Gesandter in Wien, u. obwohl anfangs nicht beachtet gewann er bald mächtigen Einfluß und verhinderte für Frankreich manchen Nachtheil. 1815 wurde er Minister des Auswärtigen, gab jedoch diese Stelle bald auf, kam seit 1820 nicht mehr an den Hof und trat bald darauf, namentlich 1823 bei der Intervention in Spanien, in Opposition gegen die Bourbons. Zuletzt war er Rathgeber des Herzogs von Orleans, ging nach der Julirevolution als Gesandter nach London, wo er an den Verhandlungen, welche das Schicksal Europas bestimmten (Londoner Conferenzen), wesentlichen Antheil hatte u. 1834 die Quadrupelallianz schloß; 1835 zog er sich zurück u. st. 17. Mai 1838.


Tallien (Talliäng), Jean Lambert, ein Schreckensmann der ersten französ. Revolution, geb. 1769 zu Paris, vor 1789 Haushofmeister, Advokatenschreiber, Sekretär, Faktor in der Druckerei des Moniteur, dann aber Jakobiner, 1792 Redactor des l'ami des citoyens, für seine Dienste am 10. August Generalsekretär des Pariser Gemeinderathes u. bald darauf Conventsdeputirter, als solcher ein wüthender Gegner des Königthums. Nach Bordeaux gesandt, um am Rest der Gironde den Henker zu machen, wüthete er längere Zeit ganz im Sinne Robespierres, ließ sich aber durch die schöne Frau von Fontenay, geborne Cabarrus, zähmen. Im Convente deßhalb angeklagt, fand er für gut, mit Robespierre und dessen Anhang in terroristischen Vorschlägen wiederum zu wetteifern. Allein Robespierre war u. blieb sein geheimer Feind, die schöne Fontenay bot ihm ihre Hand an, wenn er wider das Ungeheuer auftrete, sie wurde verhaftet und T. auf diese Weise zu einem Haupthelden des 9. Thermidor. Er heirathete die Fontenay, machte ein großes Haus, setzte die Verfolgung der Schreckensmänner fort und kam allmälig bei allen Parteien in Mißkredit. Mit Bonaparten zog T. 1798 nach Aegypten und erhielt eine Beamtenstelle zu Kairo, bekam später Streitigkeiten mit Menou und wurde auf der Heimfahrt nach Frankreich Kriegsgefangener der Engländer, was er bis 1806 blieb. Seine Frau verließ ihn und heirathete einen Prinzen von Chimay, bei Napoleon I. kam er nicht zu Gnaden, durfte nach der Restauration in Paris bleiben, obwohl er einst für den unbedingten u. schleunigen Tod Ludwigs XVI. ohne Appellation gestimmt u. am Hinrichtungstage dem Convent präsidirt hatte; er wurde deßhalb als Regierungsspion verdächtigt und st. 1820 arm u. verachtet.


Tallipotbaum, die Schirmpalme, von ihren großen Blättern so genannt.


Tallith, s. Taleth.


Talma, François Joseph, der Lieblingsschauspieler Napoleons I., als tragischer Schauspieler ein Künstler im wahren Sinne des Wortes, geb. 1763 zu Paris, studierte Medicin, ließ sich aber bestimmen Schauspieler zu werden, nachdem er 1787 als Seïde im Mahomet von Voltaire einen großartigen Beifallssturm erregt u. von der Regierung eine Anstellung am Théâtre français erhalten hatte. Er begründete eine neue Epoche für das französ. Trauerspiel und seine auf außerordentliche Anlagen und tüchtige Studien gegründeten Ansichten waren Orakel für die Schauspieler der ganzen civilisirten Welt, namentlich in der Zeit des ersten Kaiserreichs. Er st. 1826 u. hinterließ Schriften (Réponse au mémoire de la Comédie-Française, Paris an II.; réflexions sur l'art théâtrale), die seines Rufes würdig waren. Unter vielen Schriften, die über T. veröffentlicht wurden, heben wir die bereits mehrfach ins Deutsche übersetzten Memoiren von Alex. Dumas (Paris 1849–50) hervor.

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[407/0408] daneben mercantile Speculationen. 1795 erhielt er die Erlaubniß zur Rückkehr, wurde 1797 Minister des Auswärtigen, gewann ein großes Vermögen durch Speculationen in Staatspapieren, schloß sich Bonaparten an, weil er das baldige Ende der Republik voraussah und wirkte zum 18. Brumaire mit. Er blieb Napoleons I. Minister des Auswärtigen bis 1808, wurde Fürst von Benevent, war selbst noch mit in Bayonne, wo er von der Occupation des span. Thrones abrieth, zog sich dann zurück u. sagte den Sturz der Napoleonischen Militärherrschaft voraus. 1814 wirkte er mit allen Mitteln für die Restauration, wurde Ludwigs XVIII. Gesandter in Wien, u. obwohl anfangs nicht beachtet gewann er bald mächtigen Einfluß und verhinderte für Frankreich manchen Nachtheil. 1815 wurde er Minister des Auswärtigen, gab jedoch diese Stelle bald auf, kam seit 1820 nicht mehr an den Hof und trat bald darauf, namentlich 1823 bei der Intervention in Spanien, in Opposition gegen die Bourbons. Zuletzt war er Rathgeber des Herzogs von Orleans, ging nach der Julirevolution als Gesandter nach London, wo er an den Verhandlungen, welche das Schicksal Europas bestimmten (Londoner Conferenzen), wesentlichen Antheil hatte u. 1834 die Quadrupelallianz schloß; 1835 zog er sich zurück u. st. 17. Mai 1838. Tallien (Talliäng), Jean Lambert, ein Schreckensmann der ersten französ. Revolution, geb. 1769 zu Paris, vor 1789 Haushofmeister, Advokatenschreiber, Sekretär, Faktor in der Druckerei des Moniteur, dann aber Jakobiner, 1792 Redactor des l'ami des citoyens, für seine Dienste am 10. August Generalsekretär des Pariser Gemeinderathes u. bald darauf Conventsdeputirter, als solcher ein wüthender Gegner des Königthums. Nach Bordeaux gesandt, um am Rest der Gironde den Henker zu machen, wüthete er längere Zeit ganz im Sinne Robespierres, ließ sich aber durch die schöne Frau von Fontenay, geborne Cabarrus, zähmen. Im Convente deßhalb angeklagt, fand er für gut, mit Robespierre und dessen Anhang in terroristischen Vorschlägen wiederum zu wetteifern. Allein Robespierre war u. blieb sein geheimer Feind, die schöne Fontenay bot ihm ihre Hand an, wenn er wider das Ungeheuer auftrete, sie wurde verhaftet und T. auf diese Weise zu einem Haupthelden des 9. Thermidor. Er heirathete die Fontenay, machte ein großes Haus, setzte die Verfolgung der Schreckensmänner fort und kam allmälig bei allen Parteien in Mißkredit. Mit Bonaparten zog T. 1798 nach Aegypten und erhielt eine Beamtenstelle zu Kairo, bekam später Streitigkeiten mit Menou und wurde auf der Heimfahrt nach Frankreich Kriegsgefangener der Engländer, was er bis 1806 blieb. Seine Frau verließ ihn und heirathete einen Prinzen von Chimay, bei Napoleon I. kam er nicht zu Gnaden, durfte nach der Restauration in Paris bleiben, obwohl er einst für den unbedingten u. schleunigen Tod Ludwigs XVI. ohne Appellation gestimmt u. am Hinrichtungstage dem Convent präsidirt hatte; er wurde deßhalb als Regierungsspion verdächtigt und st. 1820 arm u. verachtet. Tallipotbaum, die Schirmpalme, von ihren großen Blättern so genannt. Tallith, s. Taleth. Talma, François Joseph, der Lieblingsschauspieler Napoleons I., als tragischer Schauspieler ein Künstler im wahren Sinne des Wortes, geb. 1763 zu Paris, studierte Medicin, ließ sich aber bestimmen Schauspieler zu werden, nachdem er 1787 als Seïde im Mahomet von Voltaire einen großartigen Beifallssturm erregt u. von der Regierung eine Anstellung am Théâtre français erhalten hatte. Er begründete eine neue Epoche für das französ. Trauerspiel und seine auf außerordentliche Anlagen und tüchtige Studien gegründeten Ansichten waren Orakel für die Schauspieler der ganzen civilisirten Welt, namentlich in der Zeit des ersten Kaiserreichs. Er st. 1826 u. hinterließ Schriften (Réponse au mémoire de la Comédie-Française, Paris an II.; réflexions sur l'art théâtrale), die seines Rufes würdig waren. Unter vielen Schriften, die über T. veröffentlicht wurden, heben wir die bereits mehrfach ins Deutsche übersetzten Memoiren von Alex. Dumas (Paris 1849–50) hervor.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/408>, abgerufen am 21.11.2024.