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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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bedeckt, der Kopf gepanzert mit spitzer Schnauze und mit Bartfäden unter dieser, das kleine Maul zahnlos u. vorstreckbar; die sehr große Schwimmblase steht durch ein Loch mit dem Munde in Verbindung. Die S.e sind Meerfische, meist von bedeutender Größe u. steigen zur Laichzeit in ungeheuren Schaaren in gewissen Flüssen weit aufwärts (so wurden sogar schon in der Oosbach bei Baden-Baden solche gefangen). Aus ihrem Rogen wird der Caviar (s. d.), u. aus der Schwimmblase die Hausenblase bereitet, deßhalb u. wegen ihres guten Fleisches wird ihr Fang stark betrieben. Der gemeine S. (A. Sturio), in allen europ. Meeren, oben blaugrau, unten grauweiß, wird gegen 6' lang u. bis 2 Ctr. schwer, nährt sich von kleinen Fischen u. wird besonders in Rußland stark gefangen. Der Sterlet (A. Ruthenus), 2 bis höchstens 5' lang, gibt den besten Caviar. Der Hausen (s. d.).


Stoff, soviel als Materie; Ursache; Gewebe.


Stofflet (-le), Nicolas, geb. 1752 zu Luneville, von niederer Herkunft, diente 15 Jahre als Gemeiner u. Unteroffizier, wurde dann Förster seines Obersten auf dessen Gütern in Anjou, stellte sich 1793 an die Spitze eines Haufens von Landleuten, die sich gegen die gräuelhafte Republik empörten, und zeigte sich als einen der gewandtesten Anführer im Vendeekriege. Am 2. Mai 1795 schloß er mit Hoche eine Capitulation, griff 1796 wieder zu den Waffen, wurde gefangen und mit seinem Adjutanten Lichtenheim, einem Deutschen, zu Angers erschossen.


Stoffwechsel, s. Nahrungsmittel u. Reproduction.


Stoicismus, stoische Philosophie, Stoa, Stoiker (lauter Bezeichnungen hergenommen von dem Umstande, daß Zeno, der Stifter der stoischen Schule, in der Stoa Poikile d. h. bunten Halle, einer mit Malereien des Polygnot ausgeschmückten Säulenhalle zu Athen seinen Lehrsitz aufschlug), bezeichnet die achtungswertheste philosophische Richtung u. Schule aus der Zeit des sinkenden Hellenenthums u. zugleich diejenige, in deren Ansichten und Grundsätzen sich jene Zerrissenheit und Hilflosigkeit am erschütterndsten ausspricht, in welche die vorchristliche Welt trotz dem Entgegenringen der Besten u. Vernünftigsten verfiel. Der erste Stifter Zeno war wegen seinen Tugenden im Alterthum gefeiert; sein Denkmal enthielt das seltene Lob, sein Leben sei mit seiner Philosophie in vollkommener Harmonie gestanden, obwohl er sich hochbetagt noch selber entleibt haben soll. Ihm folgte als Haupt der Schule Kleanthes (um 260 v. Chr.), kein großer Geist aber ein Charakter, der zäh an der Lehre des Meisters festhielt, dann Chrysippus (st. um 208 v. Chr.), von dem man sagte: "wenn Chrysipp nicht wäre, so würde auch die Stoa nicht sein." Spätere Häupter, wie Panätius, dessen Werk von den Pflichten Cicero zu einem eigenen verarbeitete, Posidonius, der Lehrer des Cicero und Pompejus, u. a. m. waren nicht sowohl strenge Stoiker als Eklektiker; der edelste Stoiker war Epiktet, der letzte für die Literatur wichtige der Kaiser Marcus Aurelius Antoninus (161-180 n. Chr.); s. über die Namen die betreff. Art. - Der wenig später als der Epikuräismus sich erbebende S. wollte dem Verderben des einzelnen Menschen ein Gegengewicht verschaffen durch die Anweisung, wie man zur Weisheit, Wissenschaft und Männlichkeit gelange, allein wie wenig er dazu befähigt war, geht am besten aus seinen Lehren hervor. Die Stoiker faßten die Philosophie als Weisheitslehre u. Uebung der Tugend auf, Wissenschaft und Tugend waren ihnen so sehr eins, daß sie eine physische, ethische u. logische Tugend unterschieden. Das Bemerkenswertheste aus ihrer Logik war: 1) daß sie lediglich die Erkenntniß vermittelst der Sinne als Erkenntniß gelten ließen; 2) die Sinnenerkenntniß für subjectiv hielten, nach einem subjectiven Kennzeichen der Wahrheit forschten und dasselbe 3) eben in der Macht des sinnlichen Eindruckes fanden - also Sensualismus. In der Physik schlossen sie sich vielfach an Heraklit an; in Uebereinstimmung mit ihrer Erkenntnißtheorie aber behaupteten

bedeckt, der Kopf gepanzert mit spitzer Schnauze und mit Bartfäden unter dieser, das kleine Maul zahnlos u. vorstreckbar; die sehr große Schwimmblase steht durch ein Loch mit dem Munde in Verbindung. Die S.e sind Meerfische, meist von bedeutender Größe u. steigen zur Laichzeit in ungeheuren Schaaren in gewissen Flüssen weit aufwärts (so wurden sogar schon in der Oosbach bei Baden-Baden solche gefangen). Aus ihrem Rogen wird der Caviar (s. d.), u. aus der Schwimmblase die Hausenblase bereitet, deßhalb u. wegen ihres guten Fleisches wird ihr Fang stark betrieben. Der gemeine S. (A. Sturio), in allen europ. Meeren, oben blaugrau, unten grauweiß, wird gegen 6' lang u. bis 2 Ctr. schwer, nährt sich von kleinen Fischen u. wird besonders in Rußland stark gefangen. Der Sterlet (A. Ruthenus), 2 bis höchstens 5' lang, gibt den besten Caviar. Der Hausen (s. d.).


Stoff, soviel als Materie; Ursache; Gewebe.


Stofflet (–le), Nicolas, geb. 1752 zu Luneville, von niederer Herkunft, diente 15 Jahre als Gemeiner u. Unteroffizier, wurde dann Förster seines Obersten auf dessen Gütern in Anjou, stellte sich 1793 an die Spitze eines Haufens von Landleuten, die sich gegen die gräuelhafte Republik empörten, und zeigte sich als einen der gewandtesten Anführer im Vendéekriege. Am 2. Mai 1795 schloß er mit Hoche eine Capitulation, griff 1796 wieder zu den Waffen, wurde gefangen und mit seinem Adjutanten Lichtenheim, einem Deutschen, zu Angers erschossen.


Stoffwechsel, s. Nahrungsmittel u. Reproduction.


Stoicismus, stoische Philosophie, Stoa, Stoiker (lauter Bezeichnungen hergenommen von dem Umstande, daß Zeno, der Stifter der stoischen Schule, in der Stoa Poikile d. h. bunten Halle, einer mit Malereien des Polygnot ausgeschmückten Säulenhalle zu Athen seinen Lehrsitz aufschlug), bezeichnet die achtungswertheste philosophische Richtung u. Schule aus der Zeit des sinkenden Hellenenthums u. zugleich diejenige, in deren Ansichten und Grundsätzen sich jene Zerrissenheit und Hilflosigkeit am erschütterndsten ausspricht, in welche die vorchristliche Welt trotz dem Entgegenringen der Besten u. Vernünftigsten verfiel. Der erste Stifter Zeno war wegen seinen Tugenden im Alterthum gefeiert; sein Denkmal enthielt das seltene Lob, sein Leben sei mit seiner Philosophie in vollkommener Harmonie gestanden, obwohl er sich hochbetagt noch selber entleibt haben soll. Ihm folgte als Haupt der Schule Kleanthes (um 260 v. Chr.), kein großer Geist aber ein Charakter, der zäh an der Lehre des Meisters festhielt, dann Chrysippus (st. um 208 v. Chr.), von dem man sagte: „wenn Chrysipp nicht wäre, so würde auch die Stoa nicht sein.“ Spätere Häupter, wie Panätius, dessen Werk von den Pflichten Cicero zu einem eigenen verarbeitete, Posidonius, der Lehrer des Cicero und Pompejus, u. a. m. waren nicht sowohl strenge Stoiker als Eklektiker; der edelste Stoiker war Epiktet, der letzte für die Literatur wichtige der Kaiser Marcus Aurelius Antoninus (161–180 n. Chr.); s. über die Namen die betreff. Art. – Der wenig später als der Epikuräismus sich erbebende S. wollte dem Verderben des einzelnen Menschen ein Gegengewicht verschaffen durch die Anweisung, wie man zur Weisheit, Wissenschaft und Männlichkeit gelange, allein wie wenig er dazu befähigt war, geht am besten aus seinen Lehren hervor. Die Stoiker faßten die Philosophie als Weisheitslehre u. Uebung der Tugend auf, Wissenschaft und Tugend waren ihnen so sehr eins, daß sie eine physische, ethische u. logische Tugend unterschieden. Das Bemerkenswertheste aus ihrer Logik war: 1) daß sie lediglich die Erkenntniß vermittelst der Sinne als Erkenntniß gelten ließen; 2) die Sinnenerkenntniß für subjectiv hielten, nach einem subjectiven Kennzeichen der Wahrheit forschten und dasselbe 3) eben in der Macht des sinnlichen Eindruckes fanden – also Sensualismus. In der Physik schlossen sie sich vielfach an Heraklit an; in Uebereinstimmung mit ihrer Erkenntnißtheorie aber behaupteten

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[342/0343] bedeckt, der Kopf gepanzert mit spitzer Schnauze und mit Bartfäden unter dieser, das kleine Maul zahnlos u. vorstreckbar; die sehr große Schwimmblase steht durch ein Loch mit dem Munde in Verbindung. Die S.e sind Meerfische, meist von bedeutender Größe u. steigen zur Laichzeit in ungeheuren Schaaren in gewissen Flüssen weit aufwärts (so wurden sogar schon in der Oosbach bei Baden-Baden solche gefangen). Aus ihrem Rogen wird der Caviar (s. d.), u. aus der Schwimmblase die Hausenblase bereitet, deßhalb u. wegen ihres guten Fleisches wird ihr Fang stark betrieben. Der gemeine S. (A. Sturio), in allen europ. Meeren, oben blaugrau, unten grauweiß, wird gegen 6' lang u. bis 2 Ctr. schwer, nährt sich von kleinen Fischen u. wird besonders in Rußland stark gefangen. Der Sterlet (A. Ruthenus), 2 bis höchstens 5' lang, gibt den besten Caviar. Der Hausen (s. d.). Stoff, soviel als Materie; Ursache; Gewebe. Stofflet (–le), Nicolas, geb. 1752 zu Luneville, von niederer Herkunft, diente 15 Jahre als Gemeiner u. Unteroffizier, wurde dann Förster seines Obersten auf dessen Gütern in Anjou, stellte sich 1793 an die Spitze eines Haufens von Landleuten, die sich gegen die gräuelhafte Republik empörten, und zeigte sich als einen der gewandtesten Anführer im Vendéekriege. Am 2. Mai 1795 schloß er mit Hoche eine Capitulation, griff 1796 wieder zu den Waffen, wurde gefangen und mit seinem Adjutanten Lichtenheim, einem Deutschen, zu Angers erschossen. Stoffwechsel, s. Nahrungsmittel u. Reproduction. Stoicismus, stoische Philosophie, Stoa, Stoiker (lauter Bezeichnungen hergenommen von dem Umstande, daß Zeno, der Stifter der stoischen Schule, in der Stoa Poikile d. h. bunten Halle, einer mit Malereien des Polygnot ausgeschmückten Säulenhalle zu Athen seinen Lehrsitz aufschlug), bezeichnet die achtungswertheste philosophische Richtung u. Schule aus der Zeit des sinkenden Hellenenthums u. zugleich diejenige, in deren Ansichten und Grundsätzen sich jene Zerrissenheit und Hilflosigkeit am erschütterndsten ausspricht, in welche die vorchristliche Welt trotz dem Entgegenringen der Besten u. Vernünftigsten verfiel. Der erste Stifter Zeno war wegen seinen Tugenden im Alterthum gefeiert; sein Denkmal enthielt das seltene Lob, sein Leben sei mit seiner Philosophie in vollkommener Harmonie gestanden, obwohl er sich hochbetagt noch selber entleibt haben soll. Ihm folgte als Haupt der Schule Kleanthes (um 260 v. Chr.), kein großer Geist aber ein Charakter, der zäh an der Lehre des Meisters festhielt, dann Chrysippus (st. um 208 v. Chr.), von dem man sagte: „wenn Chrysipp nicht wäre, so würde auch die Stoa nicht sein.“ Spätere Häupter, wie Panätius, dessen Werk von den Pflichten Cicero zu einem eigenen verarbeitete, Posidonius, der Lehrer des Cicero und Pompejus, u. a. m. waren nicht sowohl strenge Stoiker als Eklektiker; der edelste Stoiker war Epiktet, der letzte für die Literatur wichtige der Kaiser Marcus Aurelius Antoninus (161–180 n. Chr.); s. über die Namen die betreff. Art. – Der wenig später als der Epikuräismus sich erbebende S. wollte dem Verderben des einzelnen Menschen ein Gegengewicht verschaffen durch die Anweisung, wie man zur Weisheit, Wissenschaft und Männlichkeit gelange, allein wie wenig er dazu befähigt war, geht am besten aus seinen Lehren hervor. Die Stoiker faßten die Philosophie als Weisheitslehre u. Uebung der Tugend auf, Wissenschaft und Tugend waren ihnen so sehr eins, daß sie eine physische, ethische u. logische Tugend unterschieden. Das Bemerkenswertheste aus ihrer Logik war: 1) daß sie lediglich die Erkenntniß vermittelst der Sinne als Erkenntniß gelten ließen; 2) die Sinnenerkenntniß für subjectiv hielten, nach einem subjectiven Kennzeichen der Wahrheit forschten und dasselbe 3) eben in der Macht des sinnlichen Eindruckes fanden – also Sensualismus. In der Physik schlossen sie sich vielfach an Heraklit an; in Uebereinstimmung mit ihrer Erkenntnißtheorie aber behaupteten

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/343>, abgerufen am 21.11.2024.