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Der Arbeitgeber. Nr. 705. Frankfurt a. M., 5. November 1870.

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[Spaltenumbruch] selben sehr gleichmäßig gehalten sind und ein einseitiges Auslaufen
nicht vorkömmt. Die Hrn. Wallis und Steevens erhielten für obige Ma-
schinen den einzigen Preis auf der Londoner Jndustrieausstellung 1862,
die Preismedaille in Paris 1867, im selben Jahre den ersten Preis
der Royal Agricultural Society of England in [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]Buryd verschiedene
andere Auszeichnungen.

* Gasregulator. Jn mehreren Spinnereien in der Nähe von
Manchester ist seit einiger Zeit ein neuer Gasregulator im Betrieb.
Derselbe dient dazu, dem unnöthigen Gasverbrauche durch das Ar-
beiterpersonal vor der Arbeitszeit und während der Frühstückstunden
vorzubeugen, und besteht aus einem kleinen Schwungkugelregulator,
der auf ein die Gasleitung abschließendes Ventil wirkt, ähnlich wie
der gewöhnliche Watt'sche Regulator bei Dampfmaschinen. Um die
Verbindungsstange abzudichten, genügen, anstatt einer Stopfbüchse, ein
paar Tropfen Quecksilber, die, in einen kleinen, in der Führungs-
büchse ausgedrehten Napf gegossen, die Stange umgeben. Es be-
findet sich ein solcher Regulator entweder auf der Hauptgasleitung
oder es wird ein besonderer Apparat für jeden Saal oder jede Flur
der Fabrik angebracht und durch Riemen von der Triebwelle aus in
Bewegung gesetzt. Ein kleines Rohr verbindet die Gasleitung über
und unter dem Ventil und kann durch einen Hahn mehr oder minder
abgesperrt werden. Letzterer ist so adjustirt, daß beim Stillstand des
Regulators die sämmtlichen Brenner des Raumes angezündet werden
und mit ganz kleinen Flammen brennen können. Sobald die Dampf-
maschine anfängt zu arbeiten, hebt sich das Regulatorventil und sämmt-
liche Flammen breiten sich zu ihrer vollen Größe aus und schwinden
wieder zusammen, wenn die Maschine zum Stehen kommt. Die
Durchgangsöffnung des gehobenen Ventils ist so regulirt, daß, wenn
die einzelnen Brennerhähne voll aufgedreht sind, die Flammen ihre
normale Größe nicht übersteigen. Es wird also dadurch der Gas-
verbrauch beim Anzünden und während der Pausen auf ein Minimum
reducirt und das übergroße Aufdrehen der Hähne, flackernde Flam-
men ec. vermieden. Bei durchgehender Einführung dieses Regulators
in die ganze Fabrik hat man eine beträchtliche Gasersparniß erzielt,
auch wird der Feuersgefahr durch beim Anzünden hoch aufbrennende
Flammen Abbruch gethan. Die Oeffnung des Verbindungshahnes ist
ausreichend, um einzelne Flammen während des Stehens der Maschine
voll aufbrennen zu lassen, zur Ausführung von Reparaturen, zum
Oelen ec. Nöthigenfalls kann die Oeffnung durch Abstützen der
Schwungkugeln in diesen Fällen vergrößert werden. D. Jnd. Z.

* Lettern aus Stahl. Die Lettern der Buchdrucker werden
bis jetzt aus einer besonderen Metallegirung dargestellt. Ein Herr
G. Bauer hat in Frankreich eine Maschine patentirt, vermittelst
welcher die Lettern aus Stahl gemacht werden. 35,000 Buchstaben
per Tag soll eine derartige Maschine mittelst einer Dampfmaschine
von 1 Pferdekraft darstellen können.

* Ueber die Bereitung des Kumis nach Art der Tartaren
von Dr. Adolph Oberstein. Der Kumis, ein aus Milch be-
reitetes alkoholisches Getränk, findet sowohl als diätetisches wie als
Heilmittel in verschiedenen Krankheiten, namentlich der Athmungs-
organe und des Nervensystems, in neuerer Zeit eine besondere Be-
achtung. Am besten eignet sich zur Darstellung von Kumis die
Pferdemilch, in zweiter Linie erst Kuhmilch. Man nimmt die Milch
eines Tages und verdünnt sie zunächst mit dem sechsten Theile
Wasser und dem achten Theile sehr saurer Kuhmilch. Als Gefäß,
in welchem der Kumis bereitet wird, dient am besten ein großer
Topf von gebranntem Thon, welcher mehr hoch als breit ist; die
Einmachtöpfe aus Steingut können hierzu recht gut verwendet wer-
den. Das Milchgemisch wird in die Töpfe bis zu 2 / 3 des Jnhaltes
eingeschüttet, worauf man dieselben mit einem Deckel aus Holz lose
bedeckt. Man stellt die Gefäße 24 Stunden lang an einen warmen
Ort, in welcher Zeit die gesammte Milch sauer geworden ist. Nach
Verlauf der angegebenen Zeit rührt man die Milch mit einem Quirl
tüchtig durch und läßt sie abermals 24 Stunden lang ruhig stehen.
Das Durchrühren wird dann wiederholt, und zwar so lange, bis die
Flüssigkeit eine völlig gleichartige Beschaffenheit angenommen hat.
Der Kumis ist alsdann zum Genuß fertig; jedes Mal, bevor man
ihn benutzen will, muß er tüchtig umgerührt oder geschlagen werden.
Hat man einmal fertigen Kumis, so setzt man statt der oben ange-
gebenen Quantität saurer Kuhmilch das gleiche Quantum Kumis zur
frischen Milch. Jm Keller aufbewahrt, hält sich der Kumis mehrere
Monate lang unversehrt. Der Kumis ist, wie bemerkt, ein alkoho-
lisches Getränk, indem durch Gährung ein Theil des Milchzuckers in
[Spaltenumbruch] Alkohol übergeht. Wird der Kumis destillirt, so erhält man einen
Branntwein, welchen die Tartaren gerne trinken. Allem Anschein
nach wird sich die Spekulation des Kumis bemächtigen, und durch
denselben dem Malzextrakt ec. Konkurrenz zu machen suchen. Was
besonders für den Genuß des Kumis angeführt wird, ist der Umstand,
daß die Völkerschaften, bei welchen der Kumis ein diätetisches Getränk
ist, von der Geißel der Lungenschwindsucht völlig verschont sein sollen.



Erfindungs=Patente für alle Länder vermitteln Wirth & Co.
in Frankfurt a. M.

Vermischtes.

* Japanische Vögel. Nebst verschiedenen Kunstschätzen hat die
östreichisch=ostasiatische Expedition auch ein recht nettes Spielzeug mit-
gebracht. Es sind dies Vögel in natürlicher Größe, deren Köpfe aus
Thon oder Gyps gebildet sind; Körper und Flügel sind aus Papier
und tragen natürliche Schwanzfedern. Der Vogel wird an einem
Faden, der am Halse befestigt ist, gehalten und perpendikulär hängend
nach Belieben langsam oder schnell im Kreise bewegt. Bei dieser
Bewegung, die auch durch den Luftzug selbst hervorgebracht werden
kann, flattert dieser buntbemalte Vogel auf so natürliche Weise mit
seinen Schwanzfedern, daß man die Augen von dieser Erscheinung
gar nicht wegwenden kann. Kinder wie Erwachsene erfreut dieses
Spielzeug, welches uns einfach das Gesetz der archimedischen Schraube
in neuer und origineller Anwendung veranschaulicht. Eine erfreuliche
Thatsache ist es nun, daß in Wien sogar eine kleine Fabrik dieses
überaus billigen Spielzeuges entstanden ist, welche ihr Entstehen der
Ausstellung ostasiatischer Gegenstände im nieder=östr. Gewerbeverein
zu verdanken hat.

* Ein Budget aus dem Jahre 1740. Bezeichnend für die
Zustände in Frankreich vor der Revolution und im höchsten Grade
naiv ist die Aufstellung des französischen Haushaltes damaliger Zeit.
Kolb theilt in seiner Vergl. Statistik einige davon mit: die eine be-
ginnt mit der königl. Tafel: 7,300,000 Frs., menues plaisirs
840,000 Frs., presents aux maitresses 800,000 Frs.,
Depenses inconnues ( Polizei, Verwaltung ) 44 Millionen Frs., Heer
55 Mill. Frs., Staatsschuld 49 Mill. Frs., Espions 1,400,000 Frs.

* Gefangene Franzosen. Die Zahl derselben beträgt jetzt nach
der Kapitulation von Metz 4 Marschälle, ca. 140 Generale, 10,000
Offiziere und 323,000 Mann, wohingegen die Zahl der von den
Franzosen bisher gefangen genommenen deutschen Soldaten nur etwa
2100 beträgt.

+ Dr. Ph. K. J. Kreuzberg ( ursprünglicher Familienname
Ascher ) , nationalökonomischer Schriftsteller, starb am 23. Oktober im
69. Jahre in Wien. Er entfaltete eine ausgebreitete Thätigkeit in
der Publizistik, war ständiger Mitarbeiter der Halle'schen Jahrbücher,
der Augsburger und der Leipziger Allgemeinen Zeitung, der Kölnischen
Zeitung, des Grenzboten ec.

* Neue Zeitung. Jn Wien ist die Probenummer einer neuen
Wochenschrift ausgegeben worden, " Der Reporter ", die alle Vor-
gänge auf den Gebieten des Bank=, Börsen=, Verkehrs= und Versiche-
rungswesens eingehend besprechen, und auch ein Feuilleton für Kunst
und Literatur enthalten wird.

* Das "Buch der Welt" enthält in seiner No. 14 einen
offenen Brief Auerbachs an seinen Kollegen Viktor Hugo, der, wie
uns scheint, zu ernsthaft ist. Auf so tolles Zeug, wie es eben die
Franzosen zu Tag fördern, ist es kaum möglich anders als ironisch
zu antworten.



Jm Jnteresse der aus Frankreich Ausgewiesenen ersuchen
wir alle Redaktionen, namentlich auch die der kleinen Blätter, um wieder-
holte Mittheilung, daß auf unserer Expedition fast alle auf sie be-
züglichen Gesuche um Arbeit frei zu erfahren sind.



* Berichtigung. Jn No. 704, S. 8791, die 30. Zeile von
oben soll es heißen: "Konkruenz" statt Konkurrenz.



Für Kapitalisten und Techniker.

Zur Ausbeutung einer höchst wichtigen Erfindung, die für jeden
Dampfmaschinen=Besitzer Bedürfniß ist, werden Kapitalisten oder Tech-
niker gesucht, welche die Fabrikation des Artikels übernehmen würden.
Näheres bei der Redaktion d. Bl.

[Spaltenumbruch] selben sehr gleichmäßig gehalten sind und ein einseitiges Auslaufen
nicht vorkömmt. Die Hrn. Wallis und Steevens erhielten für obige Ma-
schinen den einzigen Preis auf der Londoner Jndustrieausstellung 1862,
die Preismedaille in Paris 1867, im selben Jahre den ersten Preis
der Royal Agricultural Society of England in [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]Buryd verschiedene
andere Auszeichnungen.

* Gasregulator. Jn mehreren Spinnereien in der Nähe von
Manchester ist seit einiger Zeit ein neuer Gasregulator im Betrieb.
Derselbe dient dazu, dem unnöthigen Gasverbrauche durch das Ar-
beiterpersonal vor der Arbeitszeit und während der Frühstückstunden
vorzubeugen, und besteht aus einem kleinen Schwungkugelregulator,
der auf ein die Gasleitung abschließendes Ventil wirkt, ähnlich wie
der gewöhnliche Watt'sche Regulator bei Dampfmaschinen. Um die
Verbindungsstange abzudichten, genügen, anstatt einer Stopfbüchse, ein
paar Tropfen Quecksilber, die, in einen kleinen, in der Führungs-
büchse ausgedrehten Napf gegossen, die Stange umgeben. Es be-
findet sich ein solcher Regulator entweder auf der Hauptgasleitung
oder es wird ein besonderer Apparat für jeden Saal oder jede Flur
der Fabrik angebracht und durch Riemen von der Triebwelle aus in
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und unter dem Ventil und kann durch einen Hahn mehr oder minder
abgesperrt werden. Letzterer ist so adjustirt, daß beim Stillstand des
Regulators die sämmtlichen Brenner des Raumes angezündet werden
und mit ganz kleinen Flammen brennen können. Sobald die Dampf-
maschine anfängt zu arbeiten, hebt sich das Regulatorventil und sämmt-
liche Flammen breiten sich zu ihrer vollen Größe aus und schwinden
wieder zusammen, wenn die Maschine zum Stehen kommt. Die
Durchgangsöffnung des gehobenen Ventils ist so regulirt, daß, wenn
die einzelnen Brennerhähne voll aufgedreht sind, die Flammen ihre
normale Größe nicht übersteigen. Es wird also dadurch der Gas-
verbrauch beim Anzünden und während der Pausen auf ein Minimum
reducirt und das übergroße Aufdrehen der Hähne, flackernde Flam-
men ec. vermieden. Bei durchgehender Einführung dieses Regulators
in die ganze Fabrik hat man eine beträchtliche Gasersparniß erzielt,
auch wird der Feuersgefahr durch beim Anzünden hoch aufbrennende
Flammen Abbruch gethan. Die Oeffnung des Verbindungshahnes ist
ausreichend, um einzelne Flammen während des Stehens der Maschine
voll aufbrennen zu lassen, zur Ausführung von Reparaturen, zum
Oelen ec. Nöthigenfalls kann die Oeffnung durch Abstützen der
Schwungkugeln in diesen Fällen vergrößert werden. D. Jnd. Z.

* Lettern aus Stahl. Die Lettern der Buchdrucker werden
bis jetzt aus einer besonderen Metallegirung dargestellt. Ein Herr
G. Bauer hat in Frankreich eine Maschine patentirt, vermittelst
welcher die Lettern aus Stahl gemacht werden. 35,000 Buchstaben
per Tag soll eine derartige Maschine mittelst einer Dampfmaschine
von 1 Pferdekraft darstellen können.

* Ueber die Bereitung des Kumis nach Art der Tartaren
von Dr. Adolph Oberstein. Der Kumis, ein aus Milch be-
reitetes alkoholisches Getränk, findet sowohl als diätetisches wie als
Heilmittel in verschiedenen Krankheiten, namentlich der Athmungs-
organe und des Nervensystems, in neuerer Zeit eine besondere Be-
achtung. Am besten eignet sich zur Darstellung von Kumis die
Pferdemilch, in zweiter Linie erst Kuhmilch. Man nimmt die Milch
eines Tages und verdünnt sie zunächst mit dem sechsten Theile
Wasser und dem achten Theile sehr saurer Kuhmilch. Als Gefäß,
in welchem der Kumis bereitet wird, dient am besten ein großer
Topf von gebranntem Thon, welcher mehr hoch als breit ist; die
Einmachtöpfe aus Steingut können hierzu recht gut verwendet wer-
den. Das Milchgemisch wird in die Töpfe bis zu 2 / 3 des Jnhaltes
eingeschüttet, worauf man dieselben mit einem Deckel aus Holz lose
bedeckt. Man stellt die Gefäße 24 Stunden lang an einen warmen
Ort, in welcher Zeit die gesammte Milch sauer geworden ist. Nach
Verlauf der angegebenen Zeit rührt man die Milch mit einem Quirl
tüchtig durch und läßt sie abermals 24 Stunden lang ruhig stehen.
Das Durchrühren wird dann wiederholt, und zwar so lange, bis die
Flüssigkeit eine völlig gleichartige Beschaffenheit angenommen hat.
Der Kumis ist alsdann zum Genuß fertig; jedes Mal, bevor man
ihn benutzen will, muß er tüchtig umgerührt oder geschlagen werden.
Hat man einmal fertigen Kumis, so setzt man statt der oben ange-
gebenen Quantität saurer Kuhmilch das gleiche Quantum Kumis zur
frischen Milch. Jm Keller aufbewahrt, hält sich der Kumis mehrere
Monate lang unversehrt. Der Kumis ist, wie bemerkt, ein alkoho-
lisches Getränk, indem durch Gährung ein Theil des Milchzuckers in
[Spaltenumbruch] Alkohol übergeht. Wird der Kumis destillirt, so erhält man einen
Branntwein, welchen die Tartaren gerne trinken. Allem Anschein
nach wird sich die Spekulation des Kumis bemächtigen, und durch
denselben dem Malzextrakt ec. Konkurrenz zu machen suchen. Was
besonders für den Genuß des Kumis angeführt wird, ist der Umstand,
daß die Völkerschaften, bei welchen der Kumis ein diätetisches Getränk
ist, von der Geißel der Lungenschwindsucht völlig verschont sein sollen.



Erfindungs=Patente für alle Länder vermitteln Wirth & Co.
in Frankfurt a. M.

Vermischtes.

* Japanische Vögel. Nebst verschiedenen Kunstschätzen hat die
östreichisch=ostasiatische Expedition auch ein recht nettes Spielzeug mit-
gebracht. Es sind dies Vögel in natürlicher Größe, deren Köpfe aus
Thon oder Gyps gebildet sind; Körper und Flügel sind aus Papier
und tragen natürliche Schwanzfedern. Der Vogel wird an einem
Faden, der am Halse befestigt ist, gehalten und perpendikulär hängend
nach Belieben langsam oder schnell im Kreise bewegt. Bei dieser
Bewegung, die auch durch den Luftzug selbst hervorgebracht werden
kann, flattert dieser buntbemalte Vogel auf so natürliche Weise mit
seinen Schwanzfedern, daß man die Augen von dieser Erscheinung
gar nicht wegwenden kann. Kinder wie Erwachsene erfreut dieses
Spielzeug, welches uns einfach das Gesetz der archimedischen Schraube
in neuer und origineller Anwendung veranschaulicht. Eine erfreuliche
Thatsache ist es nun, daß in Wien sogar eine kleine Fabrik dieses
überaus billigen Spielzeuges entstanden ist, welche ihr Entstehen der
Ausstellung ostasiatischer Gegenstände im nieder=östr. Gewerbeverein
zu verdanken hat.

* Ein Budget aus dem Jahre 1740. Bezeichnend für die
Zustände in Frankreich vor der Revolution und im höchsten Grade
naiv ist die Aufstellung des französischen Haushaltes damaliger Zeit.
Kolb theilt in seiner Vergl. Statistik einige davon mit: die eine be-
ginnt mit der königl. Tafel: 7,300,000 Frs., menues plaisirs
840,000 Frs., présents aux maitresses 800,000 Frs.,
Depenses inconnues ( Polizei, Verwaltung ) 44 Millionen Frs., Heer
55 Mill. Frs., Staatsschuld 49 Mill. Frs., Espions 1,400,000 Frs.

* Gefangene Franzosen. Die Zahl derselben beträgt jetzt nach
der Kapitulation von Metz 4 Marschälle, ca. 140 Generale, 10,000
Offiziere und 323,000 Mann, wohingegen die Zahl der von den
Franzosen bisher gefangen genommenen deutschen Soldaten nur etwa
2100 beträgt.

† Dr. Ph. K. J. Kreuzberg ( ursprünglicher Familienname
Ascher ) , nationalökonomischer Schriftsteller, starb am 23. Oktober im
69. Jahre in Wien. Er entfaltete eine ausgebreitete Thätigkeit in
der Publizistik, war ständiger Mitarbeiter der Halle'schen Jahrbücher,
der Augsburger und der Leipziger Allgemeinen Zeitung, der Kölnischen
Zeitung, des Grenzboten ec.

* Neue Zeitung. Jn Wien ist die Probenummer einer neuen
Wochenschrift ausgegeben worden, „ Der Reporter “, die alle Vor-
gänge auf den Gebieten des Bank=, Börsen=, Verkehrs= und Versiche-
rungswesens eingehend besprechen, und auch ein Feuilleton für Kunst
und Literatur enthalten wird.

* Das „Buch der Welt“ enthält in seiner No. 14 einen
offenen Brief Auerbachs an seinen Kollegen Viktor Hugo, der, wie
uns scheint, zu ernsthaft ist. Auf so tolles Zeug, wie es eben die
Franzosen zu Tag fördern, ist es kaum möglich anders als ironisch
zu antworten.



Jm Jnteresse der aus Frankreich Ausgewiesenen ersuchen
wir alle Redaktionen, namentlich auch die der kleinen Blätter, um wieder-
holte Mittheilung, daß auf unserer Expedition fast alle auf sie be-
züglichen Gesuche um Arbeit frei zu erfahren sind.



* Berichtigung. Jn No. 704, S. 8791, die 30. Zeile von
oben soll es heißen: „Konkruenz“ statt Konkurrenz.



Für Kapitalisten und Techniker.

Zur Ausbeutung einer höchst wichtigen Erfindung, die für jeden
Dampfmaschinen=Besitzer Bedürfniß ist, werden Kapitalisten oder Tech-
niker gesucht, welche die Fabrikation des Artikels übernehmen würden.
Näheres bei der Redaktion d. Bl.

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[0006] selben sehr gleichmäßig gehalten sind und ein einseitiges Auslaufen nicht vorkömmt. Die Hrn. Wallis und Steevens erhielten für obige Ma- schinen den einzigen Preis auf der Londoner Jndustrieausstellung 1862, die Preismedaille in Paris 1867, im selben Jahre den ersten Preis der Royal Agricultural Society of England in _____Buryd verschiedene andere Auszeichnungen. * Gasregulator. Jn mehreren Spinnereien in der Nähe von Manchester ist seit einiger Zeit ein neuer Gasregulator im Betrieb. Derselbe dient dazu, dem unnöthigen Gasverbrauche durch das Ar- beiterpersonal vor der Arbeitszeit und während der Frühstückstunden vorzubeugen, und besteht aus einem kleinen Schwungkugelregulator, der auf ein die Gasleitung abschließendes Ventil wirkt, ähnlich wie der gewöhnliche Watt'sche Regulator bei Dampfmaschinen. Um die Verbindungsstange abzudichten, genügen, anstatt einer Stopfbüchse, ein paar Tropfen Quecksilber, die, in einen kleinen, in der Führungs- büchse ausgedrehten Napf gegossen, die Stange umgeben. Es be- findet sich ein solcher Regulator entweder auf der Hauptgasleitung oder es wird ein besonderer Apparat für jeden Saal oder jede Flur der Fabrik angebracht und durch Riemen von der Triebwelle aus in Bewegung gesetzt. Ein kleines Rohr verbindet die Gasleitung über und unter dem Ventil und kann durch einen Hahn mehr oder minder abgesperrt werden. Letzterer ist so adjustirt, daß beim Stillstand des Regulators die sämmtlichen Brenner des Raumes angezündet werden und mit ganz kleinen Flammen brennen können. Sobald die Dampf- maschine anfängt zu arbeiten, hebt sich das Regulatorventil und sämmt- liche Flammen breiten sich zu ihrer vollen Größe aus und schwinden wieder zusammen, wenn die Maschine zum Stehen kommt. Die Durchgangsöffnung des gehobenen Ventils ist so regulirt, daß, wenn die einzelnen Brennerhähne voll aufgedreht sind, die Flammen ihre normale Größe nicht übersteigen. Es wird also dadurch der Gas- verbrauch beim Anzünden und während der Pausen auf ein Minimum reducirt und das übergroße Aufdrehen der Hähne, flackernde Flam- men ec. vermieden. Bei durchgehender Einführung dieses Regulators in die ganze Fabrik hat man eine beträchtliche Gasersparniß erzielt, auch wird der Feuersgefahr durch beim Anzünden hoch aufbrennende Flammen Abbruch gethan. Die Oeffnung des Verbindungshahnes ist ausreichend, um einzelne Flammen während des Stehens der Maschine voll aufbrennen zu lassen, zur Ausführung von Reparaturen, zum Oelen ec. Nöthigenfalls kann die Oeffnung durch Abstützen der Schwungkugeln in diesen Fällen vergrößert werden. D. Jnd. Z. * Lettern aus Stahl. Die Lettern der Buchdrucker werden bis jetzt aus einer besonderen Metallegirung dargestellt. Ein Herr G. Bauer hat in Frankreich eine Maschine patentirt, vermittelst welcher die Lettern aus Stahl gemacht werden. 35,000 Buchstaben per Tag soll eine derartige Maschine mittelst einer Dampfmaschine von 1 Pferdekraft darstellen können. * Ueber die Bereitung des Kumis nach Art der Tartaren von Dr. Adolph Oberstein. Der Kumis, ein aus Milch be- reitetes alkoholisches Getränk, findet sowohl als diätetisches wie als Heilmittel in verschiedenen Krankheiten, namentlich der Athmungs- organe und des Nervensystems, in neuerer Zeit eine besondere Be- achtung. Am besten eignet sich zur Darstellung von Kumis die Pferdemilch, in zweiter Linie erst Kuhmilch. Man nimmt die Milch eines Tages und verdünnt sie zunächst mit dem sechsten Theile Wasser und dem achten Theile sehr saurer Kuhmilch. Als Gefäß, in welchem der Kumis bereitet wird, dient am besten ein großer Topf von gebranntem Thon, welcher mehr hoch als breit ist; die Einmachtöpfe aus Steingut können hierzu recht gut verwendet wer- den. Das Milchgemisch wird in die Töpfe bis zu 2 / 3 des Jnhaltes eingeschüttet, worauf man dieselben mit einem Deckel aus Holz lose bedeckt. Man stellt die Gefäße 24 Stunden lang an einen warmen Ort, in welcher Zeit die gesammte Milch sauer geworden ist. Nach Verlauf der angegebenen Zeit rührt man die Milch mit einem Quirl tüchtig durch und läßt sie abermals 24 Stunden lang ruhig stehen. Das Durchrühren wird dann wiederholt, und zwar so lange, bis die Flüssigkeit eine völlig gleichartige Beschaffenheit angenommen hat. Der Kumis ist alsdann zum Genuß fertig; jedes Mal, bevor man ihn benutzen will, muß er tüchtig umgerührt oder geschlagen werden. Hat man einmal fertigen Kumis, so setzt man statt der oben ange- gebenen Quantität saurer Kuhmilch das gleiche Quantum Kumis zur frischen Milch. Jm Keller aufbewahrt, hält sich der Kumis mehrere Monate lang unversehrt. Der Kumis ist, wie bemerkt, ein alkoho- lisches Getränk, indem durch Gährung ein Theil des Milchzuckers in Alkohol übergeht. Wird der Kumis destillirt, so erhält man einen Branntwein, welchen die Tartaren gerne trinken. Allem Anschein nach wird sich die Spekulation des Kumis bemächtigen, und durch denselben dem Malzextrakt ec. Konkurrenz zu machen suchen. Was besonders für den Genuß des Kumis angeführt wird, ist der Umstand, daß die Völkerschaften, bei welchen der Kumis ein diätetisches Getränk ist, von der Geißel der Lungenschwindsucht völlig verschont sein sollen. Erfindungs=Patente für alle Länder vermitteln Wirth & Co. in Frankfurt a. M. Vermischtes. * Japanische Vögel. Nebst verschiedenen Kunstschätzen hat die östreichisch=ostasiatische Expedition auch ein recht nettes Spielzeug mit- gebracht. Es sind dies Vögel in natürlicher Größe, deren Köpfe aus Thon oder Gyps gebildet sind; Körper und Flügel sind aus Papier und tragen natürliche Schwanzfedern. Der Vogel wird an einem Faden, der am Halse befestigt ist, gehalten und perpendikulär hängend nach Belieben langsam oder schnell im Kreise bewegt. Bei dieser Bewegung, die auch durch den Luftzug selbst hervorgebracht werden kann, flattert dieser buntbemalte Vogel auf so natürliche Weise mit seinen Schwanzfedern, daß man die Augen von dieser Erscheinung gar nicht wegwenden kann. Kinder wie Erwachsene erfreut dieses Spielzeug, welches uns einfach das Gesetz der archimedischen Schraube in neuer und origineller Anwendung veranschaulicht. Eine erfreuliche Thatsache ist es nun, daß in Wien sogar eine kleine Fabrik dieses überaus billigen Spielzeuges entstanden ist, welche ihr Entstehen der Ausstellung ostasiatischer Gegenstände im nieder=östr. Gewerbeverein zu verdanken hat. * Ein Budget aus dem Jahre 1740. Bezeichnend für die Zustände in Frankreich vor der Revolution und im höchsten Grade naiv ist die Aufstellung des französischen Haushaltes damaliger Zeit. Kolb theilt in seiner Vergl. Statistik einige davon mit: die eine be- ginnt mit der königl. Tafel: 7,300,000 Frs., menues plaisirs 840,000 Frs., présents aux maitresses 800,000 Frs., Depenses inconnues ( Polizei, Verwaltung ) 44 Millionen Frs., Heer 55 Mill. Frs., Staatsschuld 49 Mill. Frs., Espions 1,400,000 Frs. * Gefangene Franzosen. Die Zahl derselben beträgt jetzt nach der Kapitulation von Metz 4 Marschälle, ca. 140 Generale, 10,000 Offiziere und 323,000 Mann, wohingegen die Zahl der von den Franzosen bisher gefangen genommenen deutschen Soldaten nur etwa 2100 beträgt. † Dr. Ph. K. J. Kreuzberg ( ursprünglicher Familienname Ascher ) , nationalökonomischer Schriftsteller, starb am 23. Oktober im 69. Jahre in Wien. Er entfaltete eine ausgebreitete Thätigkeit in der Publizistik, war ständiger Mitarbeiter der Halle'schen Jahrbücher, der Augsburger und der Leipziger Allgemeinen Zeitung, der Kölnischen Zeitung, des Grenzboten ec. * Neue Zeitung. Jn Wien ist die Probenummer einer neuen Wochenschrift ausgegeben worden, „ Der Reporter “, die alle Vor- gänge auf den Gebieten des Bank=, Börsen=, Verkehrs= und Versiche- rungswesens eingehend besprechen, und auch ein Feuilleton für Kunst und Literatur enthalten wird. * Das „Buch der Welt“ enthält in seiner No. 14 einen offenen Brief Auerbachs an seinen Kollegen Viktor Hugo, der, wie uns scheint, zu ernsthaft ist. Auf so tolles Zeug, wie es eben die Franzosen zu Tag fördern, ist es kaum möglich anders als ironisch zu antworten. Jm Jnteresse der aus Frankreich Ausgewiesenen ersuchen wir alle Redaktionen, namentlich auch die der kleinen Blätter, um wieder- holte Mittheilung, daß auf unserer Expedition fast alle auf sie be- züglichen Gesuche um Arbeit frei zu erfahren sind. * Berichtigung. Jn No. 704, S. 8791, die 30. Zeile von oben soll es heißen: „Konkruenz“ statt Konkurrenz. Für Kapitalisten und Techniker. Zur Ausbeutung einer höchst wichtigen Erfindung, die für jeden Dampfmaschinen=Besitzer Bedürfniß ist, werden Kapitalisten oder Tech- niker gesucht, welche die Fabrikation des Artikels übernehmen würden. Näheres bei der Redaktion d. Bl.

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Zitationshilfe: Der Arbeitgeber. Nr. 705. Frankfurt a. M., 5. November 1870, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_arbeitgeber0705_1870/6>, abgerufen am 26.04.2024.