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Allgemeine Zeitung, Nr. 99, 9. April 1849.

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[Spaltenumbruch] dessen noch nicht erreichen; General Hammerstein hat sich von Lemberg
aus erst den 1 April mit 10 Bataillonen gegen die ungarische Gränze zu in
Bewegung gesetzt. Unterhalb Pesth haben die Operationen der Insurgen-
ten plötzlich eine andere Richtung genommen: sie ließen ein Beobachtungs-
corps gegen den Banus zurück, und wendeten sich mit dem Gros der Vet-
ter- Damianichischen Abtheilung über Therestopel gegen die Serhen, die
schon früher in einer andern Gegend bei Despa und Gyala eine große
Niederlage erlitten, nahmen Verpaß und Zombor, so daß wenn der Ba-
nus dem General Theodorowich nicht schleunigst zu Hülfe eilt, die soge-
nannte serbische Wojwodina bald in den Händen der Magyaren seyn könnte.
Die in einigen hiesigen Blättern verbreitete Nachricht daß der Banus ih-
nen wirklich nachgerückt und schon Szegedin besetzt hätte, ist ein noch nicht
bestätigtes Gerücht, das etwas unwahrscheinlich, da sein Corps mit dem
des Grafen Schlick vereinigt dem Angriffe der Insurgenten bei Gyöngyös
begegnen soll. Viel wahrscheinlicher dünkt uns daß Feldmarschall-Lieute-
nant Rukawina, der die willkürlichen Anmaßungen des serbischen Comite
kräftig zurückwies, mit den kaiserlichen Truppen die Insurgenten im Schach
halten oder zurückdrängen, und den Serben beweisen wird daß sie nur un-
ter kaiserlichem Schutze dem Uebergewichte der Magyaren widerstehen kön-
nen. Aus Siebenbürgen fehlen noch immer bestimmte Nachrichten; so viel
ist gewiß daß die in Wien als bestimmt gegebene Nachricht, Bems Corps
wäre zersprengt, fünf Officiere durch die Russen aufgehängt, durchaus
falsch war, wie dieß in Ihrem Blatte vom 2 April, an welchem Tage hier
noch immer daran geglaubt wurde, sehr richtig angezeigt war. Die kai-
serlichen Truppen, 20,200 Mann Infanterie und 3000 Mann Cavallerie
-- die aber in vereinzelten Abtheilungen mit keinem Erfolge operiren
konnten -- zogen sich mit 30 Geschützen aus Siebenbürgen in die Wala-
chei zurück, wohin auch die russischen Hülfstruppen abmarschirten. Bem
behielt einstweilen die Oberhand, und soll sich nun mit einem Theil seines
Corps gegen Temeswar im Banat wenden, um den anderseitigen Angriff
der Insurgenten gegen die Serben zu unterstützen. Es ist jedoch voraus-
zusehen daß das in der Walachei nun vereinigte kaiserliche Corps die Of-
fensive ergreifen und Siebenbürgen neuerdings besetzen wird. Von den
Russen hört man daß sie über Novoßelze, Csernowitz, Bistria an die
Gränze Siebenbürgens von der Klausenburger Seite her marschiren, welche
Nachricht vermuthlich Anlaß gab zu dem erwähnten Gerücht, Klausen-
burg wäre von den Russen besetzt, was sich noch nicht bestätigte. Je-
denfalls ist das ephemere Uebergewicht Bems in Siebenbürgen von
kurzer Dauer, doch finden auch die ihm zugeschriebenen Grausamkeiten
keinen Glauben mehr, ja er soll Disciplin und Ordnung nach Mög-
lichkeit aufrechterhalten. Komorn wird noch immer stark beschossen,
und man glaubt an eine baldige Uebergabe der Festung, wenn die
Besatzung jeder Hoffnung auf Entsatz sich beraubt sehen wird. Uebrigens
haben wir hier keine sichern Berichte über den Kriegsschauplatz in Ungarn,
und so wie wir die interessantesten Details über unsere Armee in Italien
aus der Allg. Ztg. schöpfen, eben so erfahren wir auch die Kriegsbewegun-
gen in Ungarn klarer und umständlicher durch Ihr Blatt. Die Ursache
liegt wohl weniger in dem Mangel an Bulletins, welche der Wißbegierde
des Publicums natürlicherweise in diesem Maße nicht entsprechen können,
als in der Sorglosigkeit der hiesigen Zeitungs-Redactionen, welche sich
bei den betreffenden Abtheilungen der ungarischen Armee keine Correspon-
denten zu verschaffen wissen (nicht auch im Wiener Belagerungsstand?)


Lombardische Emigranten, welche
vor drei Wochen aus löblicher Vorsicht ihr truppenverwaistes Vaterland
verließen um unter uns ein Asyl zu suchen, sind von dem verwunderlich
kurzen zweiten Act ihres Befreiungskrieges nicht wenig überrascht. Aus
den eingeschmuggelten Zeitungen und andern "ganz verläßlichen" Quellen
wußten sie doch genau daß 160,000 Piemontesen unter dem berufenen
Skartozy (so wird bequemlichkeitshalber Chrzanowsky genannt) am Ticino
standen, sie wußten daß die ganze Lombardei "wie ein Mann" sich erheben,
daß der venezianische Löwe endlich ans Land schwimmen und nach alter
Gewohnheit grimmig brüllen würde. Sie waren des Sieges gewiß --
und nun! Wie ist das zugegangen? Der bewußte "Verrath" muß wieder
alle Räthsel lösen. Die Hoffnung dieser guten Leute ist jedoch unverwüst-
lich; sie erwarten jetzt ihre Rettung von der ligurischen Republik, als
wenn nicht gerade in Piemont eher als anderswo mit dem Königthum der
bessere Theil der Armee vom Platze wiche, als wenn in Italien überhaupt
die Kriegslust anderswo als im Munde der Republikenmacher zu finden
wäre! Dieselben Emigranten staunen nebenbei höchlich über den kecken,
herausfordernden Ton in den hiesigen Kaffeebuden, in gewissen Kreisen
und in mancher südtirolischen Zeitung. Solche Worte seyen nicht einmal
im wahren Italien, kaum in Genua und Livorno, an der Tagesordnung.
Nun, man weiß daß Neubekehrte orthodoxer sind und feindlicher gesinnt
gegen Glaubensgenossen von ehedem als alte Christen; wir müssen eben
unsere neophytischen Sporen verdienen. Etwas wundert uns selbst, näm-
[Spaltenumbruch] lich wie da und dort kluge Menschen mit Gefahren zwecklos spielen kön-
nen. Der Soldat muß seit einem Jahr vielen Schimpf und Hohn ver-
schlucken, besonders in Italien. Nun denkt er, es sey genug und die Zeit
der Vergeltung gekommen. Die hyperbolischen Parodien lombardo-
venezianischen Deutschenhasses auf tirolischem Grund und Boden, wo der-
selbe durchaus keine Wurzel hat, sind offenbar Ausflüsse reiner Verstan-
desabwesenheit. Wenn gewisse nun schon veraltete Vivats und patriotische
Gesänge dem deutschen Wehrmann, der noch dazu wenig welsch versteht,
um die Ohren summen, wenn er gewisse ihm werthe Namen unglimpflich
nennen hört, wenn er steht daß Gymnastasten und schmucke Helden von
der Elle die Siegesbulletins des tapfern Marschalls zerreißen und mit
Füßen treten, wenn er sieht wie gewisse Damen, deren lange Jugend mit
deutschen Porte-epees vielfältig durchwebt ist, von ihren Fenstern auf die
Uniform des Kaisers spucken, so denkt er, wenn auch irrthümlich, doch
logisch, er sey in einem rebellischen Lande, und handelt darnach. Dieser Leicht-
sinn und diese Komödien könnten sowohl den Schauspielern als der ganzen
Bevölkerung theuer zu stehen kommen; denn das regimen gladii curvi
bringt bekanntlich vieles Unerquickliche mit sich. Wir wollen daher die-
jenigen Herren welche mittelst ihrer Puppen und der bleiernen Gutten-
bergischen Truppe so lustige Stücke aufzuführen lieben, anmit freundlich
angegangen haben die Sache auf einmal von der ernsten Seite zu betrach-
ten, und sich und ihrem Nächsten Unglück zu ersparen. Für die Gazzetta
di Trento kommt die Warnung freilich um einige Tage zu spät. In ihrem
Blatt vom 28 März, wo das Armeebulletin von Vespolate officiell ver-
öffentlicht wird, ist unter der Rubrik Italia, angeblich aus dem Corriere
mercantile, die Nachricht zu lesen: Radetzky habe einen Waffenstillstand von
40 Tagen und dafür die Räumung der Herzogthümer angetragen, jedoch
zur Antwort erhalten nicht ein Augenblick sey ihm gewährt (che nem-
meno un istante gli verrebbe concesso
). Das Officiercorps in Trient,
welches nicht zu ahnen scheint daß sich die Gazzetta di Trento die Auf-
gabe gestellt hat die italienische Sache auf das perfideste lächerlich zu
machen, verfügte sich zum Redacteur, Hrn. Perini, und ersuchte ihn das
Blatt woraus er diese Nachricht gezogen, gefälligst vorzuzeigen. Der arme
Mann wurde nun zu dem Geständniß gedrängt daß dieselbe in seinem Gar-
ten gewachsen sey. Zur Vereinfachung der ökonomischen Manipulation
führt nämlich Hr. Perini, mit dem Geist der italienischen Zeitungsblätter
wohlbekannt, dieselben redend an ohne sie zu halten, beiläufig wie Titus
Livius seine geschichtlichen Personen, und trifft wunderbar richtig ihren
Ton, wie Figura zeigt. Seine Reue über den leichtfertigen Scherz mit
dem Feldmarschall schien aber aufrichtig; denn er fiel vor dem Besuch auf
beide Kniee und bat weinend um Verzeihung, auch enthält das folgende
Blatt seiner Zeitung eine feierliche Abbitte. Für aufmerksame Leser der
Gazzetta di Trento ist es übrigens unnöthig zu sagen (was alle Welt weiß)
daß der Redacteur und sein Mitarbeiter, ein unglückliches Brüderpaar, von
jeher an stillem Wahnsinn litten. Eben fällt uns das neue Gemeinde-
gesetz in die Hand. Demselben Genialität, Freisinnigkeit und Vollendung
abzusprechen, man mag es von der rechten oder von der linken Seite be-
trachten, wäre abgeschmackt. Praktiker wollen den Zeitpunkt zu einem
gründlichen Umwühlen der Gemeindeverhältnisse nicht besonders geeignet
finden, und stellen die Ausführbarkeit dieses Gesetzes in Oesterreich, wie es
jetzt ist, entschieden in Abrede. Bedenken erregt allerdings daß es die
kleinen Gemeinden fortbestehen läßt, und ihnen eine Autonomie zuweist
die sie nicht verlangen und die sie gar nicht handhaben können, und daß es
im allgemeinen eine vollendete Ausbildung der Gemeindebürger voraussetzt,
wozu bisher nicht einmal Anfänge vorliegen. Die alte Verfassung unter-
wirft die Gemeinden der bureaukratischen Freundschaft bis zu ihren gering-
sten Lebensäußerungen, die neue überläßt sie ganz sich selbst. Emancipa-
tion und Reform ist nöthig, der Sprung aber von der Laufbank auf das
Seil durch ein Gesetz ohne Halsbrechen nicht denkbar. Mit dem Worte
fiat lux wird es im Jahr 1849, wenigstens in Oesterreich, noch nicht Tag.

Oesterreichische Monarchie.

Es scheint das die Entwickelung des großen
Kriegsdramas in Ungarn in der Nähe von Pesth stattfinden werde, wenig-
stens sprechen dafür alle Anzeichen die wir haben. Seit mehrern Tagen
ist die österreichische Armee in vollem Rückzug, alle Stellungen an und in
der Nähe der Theiß wurden aufgegeben und den Ungarn überlassen*), und
nach mehrern Gefechten, wobei Schlick bei Gyöngyös über einen doppelt
überlegenen Feind den Sieg davon getragen haben soll, concentrirten sich
die Oesterreicher bei Kerepes, vier Stunden von Pesth, woselbst es heut
oder morgen zu einem Haupttreffen kommen dürfte. Fürst Windisch-
Grätz ist gestern persönlich zur Armee abgegangen. Man behauptet daß
der Rückzug der österreichischen Armee bloß in "strategischer Rücksicht" ge-

*) Das steht mit den Meldungen des folgenden Briefs in Widerspruch.

[Spaltenumbruch] deſſen noch nicht erreichen; General Hammerſtein hat ſich von Lemberg
aus erſt den 1 April mit 10 Bataillonen gegen die ungariſche Gränze zu in
Bewegung geſetzt. Unterhalb Peſth haben die Operationen der Inſurgen-
ten plötzlich eine andere Richtung genommen: ſie ließen ein Beobachtungs-
corps gegen den Banus zurück, und wendeten ſich mit dem Gros der Vet-
ter- Damianichiſchen Abtheilung über Thereſtopel gegen die Serhen, die
ſchon früher in einer andern Gegend bei Despa und Gyala eine große
Niederlage erlitten, nahmen Verpaß und Zombor, ſo daß wenn der Ba-
nus dem General Theodorowich nicht ſchleunigſt zu Hülfe eilt, die ſoge-
nannte ſerbiſche Wojwodina bald in den Händen der Magyaren ſeyn könnte.
Die in einigen hieſigen Blättern verbreitete Nachricht daß der Banus ih-
nen wirklich nachgerückt und ſchon Szegedin beſetzt hätte, iſt ein noch nicht
beſtätigtes Gerücht, das etwas unwahrſcheinlich, da ſein Corps mit dem
des Grafen Schlick vereinigt dem Angriffe der Inſurgenten bei Gyöngyös
begegnen ſoll. Viel wahrſcheinlicher dünkt uns daß Feldmarſchall-Lieute-
nant Rukawina, der die willkürlichen Anmaßungen des ſerbiſchen Comité
kräftig zurückwies, mit den kaiſerlichen Truppen die Inſurgenten im Schach
halten oder zurückdrängen, und den Serben beweiſen wird daß ſie nur un-
ter kaiſerlichem Schutze dem Uebergewichte der Magyaren widerſtehen kön-
nen. Aus Siebenbürgen fehlen noch immer beſtimmte Nachrichten; ſo viel
iſt gewiß daß die in Wien als beſtimmt gegebene Nachricht, Bems Corps
wäre zerſprengt, fünf Officiere durch die Ruſſen aufgehängt, durchaus
falſch war, wie dieß in Ihrem Blatte vom 2 April, an welchem Tage hier
noch immer daran geglaubt wurde, ſehr richtig angezeigt war. Die kai-
ſerlichen Truppen, 20,200 Mann Infanterie und 3000 Mann Cavallerie
— die aber in vereinzelten Abtheilungen mit keinem Erfolge operiren
konnten — zogen ſich mit 30 Geſchützen aus Siebenbürgen in die Wala-
chei zurück, wohin auch die ruſſiſchen Hülfstruppen abmarſchirten. Bem
behielt einſtweilen die Oberhand, und ſoll ſich nun mit einem Theil ſeines
Corps gegen Temeswar im Banat wenden, um den anderſeitigen Angriff
der Inſurgenten gegen die Serben zu unterſtützen. Es iſt jedoch voraus-
zuſehen daß das in der Walachei nun vereinigte kaiſerliche Corps die Of-
fenſive ergreifen und Siebenbürgen neuerdings beſetzen wird. Von den
Ruſſen hört man daß ſie über Novoſzelze, Cſernowitz, Biſtria an die
Gränze Siebenbürgens von der Klauſenburger Seite her marſchiren, welche
Nachricht vermuthlich Anlaß gab zu dem erwähnten Gerücht, Klauſen-
burg wäre von den Ruſſen beſetzt, was ſich noch nicht beſtätigte. Je-
denfalls iſt das ephemere Uebergewicht Bems in Siebenbürgen von
kurzer Dauer, doch finden auch die ihm zugeſchriebenen Grauſamkeiten
keinen Glauben mehr, ja er ſoll Disciplin und Ordnung nach Mög-
lichkeit aufrechterhalten. Komorn wird noch immer ſtark beſchoſſen,
und man glaubt an eine baldige Uebergabe der Feſtung, wenn die
Beſatzung jeder Hoffnung auf Entſatz ſich beraubt ſehen wird. Uebrigens
haben wir hier keine ſichern Berichte über den Kriegsſchauplatz in Ungarn,
und ſo wie wir die intereſſanteſten Details über unſere Armee in Italien
aus der Allg. Ztg. ſchöpfen, eben ſo erfahren wir auch die Kriegsbewegun-
gen in Ungarn klarer und umſtändlicher durch Ihr Blatt. Die Urſache
liegt wohl weniger in dem Mangel an Bulletins, welche der Wißbegierde
des Publicums natürlicherweiſe in dieſem Maße nicht entſprechen können,
als in der Sorgloſigkeit der hieſigen Zeitungs-Redactionen, welche ſich
bei den betreffenden Abtheilungen der ungariſchen Armee keine Correſpon-
denten zu verſchaffen wiſſen (nicht auch im Wiener Belagerungsſtand?)


Lombardiſche Emigranten, welche
vor drei Wochen aus löblicher Vorſicht ihr truppenverwaistes Vaterland
verließen um unter uns ein Aſyl zu ſuchen, ſind von dem verwunderlich
kurzen zweiten Act ihres Befreiungskrieges nicht wenig überraſcht. Aus
den eingeſchmuggelten Zeitungen und andern „ganz verläßlichen“ Quellen
wußten ſie doch genau daß 160,000 Piemonteſen unter dem berufenen
Skartozy (ſo wird bequemlichkeitshalber Chrzanowsky genannt) am Ticino
ſtanden, ſie wußten daß die ganze Lombardei „wie ein Mann“ ſich erheben,
daß der venezianiſche Löwe endlich ans Land ſchwimmen und nach alter
Gewohnheit grimmig brüllen würde. Sie waren des Sieges gewiß —
und nun! Wie iſt das zugegangen? Der bewußte „Verrath“ muß wieder
alle Räthſel löſen. Die Hoffnung dieſer guten Leute iſt jedoch unverwüſt-
lich; ſie erwarten jetzt ihre Rettung von der liguriſchen Republik, als
wenn nicht gerade in Piemont eher als anderswo mit dem Königthum der
beſſere Theil der Armee vom Platze wiche, als wenn in Italien überhaupt
die Kriegsluſt anderswo als im Munde der Republikenmacher zu finden
wäre! Dieſelben Emigranten ſtaunen nebenbei höchlich über den kecken,
herausfordernden Ton in den hieſigen Kaffeebuden, in gewiſſen Kreiſen
und in mancher ſüdtiroliſchen Zeitung. Solche Worte ſeyen nicht einmal
im wahren Italien, kaum in Genua und Livorno, an der Tagesordnung.
Nun, man weiß daß Neubekehrte orthodoxer ſind und feindlicher geſinnt
gegen Glaubensgenoſſen von ehedem als alte Chriſten; wir müſſen eben
unſere neophytiſchen Sporen verdienen. Etwas wundert uns ſelbſt, näm-
[Spaltenumbruch] lich wie da und dort kluge Menſchen mit Gefahren zwecklos ſpielen kön-
nen. Der Soldat muß ſeit einem Jahr vielen Schimpf und Hohn ver-
ſchlucken, beſonders in Italien. Nun denkt er, es ſey genug und die Zeit
der Vergeltung gekommen. Die hyperboliſchen Parodien lombardo-
venezianiſchen Deutſchenhaſſes auf tiroliſchem Grund und Boden, wo der-
ſelbe durchaus keine Wurzel hat, ſind offenbar Ausflüſſe reiner Verſtan-
desabweſenheit. Wenn gewiſſe nun ſchon veraltete Vivats und patriotiſche
Geſänge dem deutſchen Wehrmann, der noch dazu wenig welſch verſteht,
um die Ohren ſummen, wenn er gewiſſe ihm werthe Namen unglimpflich
nennen hört, wenn er ſteht daß Gymnaſtaſten und ſchmucke Helden von
der Elle die Siegesbulletins des tapfern Marſchalls zerreißen und mit
Füßen treten, wenn er ſieht wie gewiſſe Damen, deren lange Jugend mit
deutſchen Porte-épées vielfältig durchwebt iſt, von ihren Fenſtern auf die
Uniform des Kaiſers ſpucken, ſo denkt er, wenn auch irrthümlich, doch
logiſch, er ſey in einem rebelliſchen Lande, und handelt darnach. Dieſer Leicht-
ſinn und dieſe Komödien könnten ſowohl den Schauſpielern als der ganzen
Bevölkerung theuer zu ſtehen kommen; denn das regimen gladii curvi
bringt bekanntlich vieles Unerquickliche mit ſich. Wir wollen daher die-
jenigen Herren welche mittelſt ihrer Puppen und der bleiernen Gutten-
bergiſchen Truppe ſo luſtige Stücke aufzuführen lieben, anmit freundlich
angegangen haben die Sache auf einmal von der ernſten Seite zu betrach-
ten, und ſich und ihrem Nächſten Unglück zu erſparen. Für die Gazzetta
di Trento kommt die Warnung freilich um einige Tage zu ſpät. In ihrem
Blatt vom 28 März, wo das Armeebulletin von Veſpolate officiell ver-
öffentlicht wird, iſt unter der Rubrik Italia, angeblich aus dem Corriere
mercantile, die Nachricht zu leſen: Radetzky habe einen Waffenſtillſtand von
40 Tagen und dafür die Räumung der Herzogthümer angetragen, jedoch
zur Antwort erhalten nicht ein Augenblick ſey ihm gewährt (che nem-
meno un istante gli verrebbe concesso
). Das Officiercorps in Trient,
welches nicht zu ahnen ſcheint daß ſich die Gazzetta di Trento die Auf-
gabe geſtellt hat die italieniſche Sache auf das perfideſte lächerlich zu
machen, verfügte ſich zum Redacteur, Hrn. Perini, und erſuchte ihn das
Blatt woraus er dieſe Nachricht gezogen, gefälligſt vorzuzeigen. Der arme
Mann wurde nun zu dem Geſtändniß gedrängt daß dieſelbe in ſeinem Gar-
ten gewachſen ſey. Zur Vereinfachung der ökonomiſchen Manipulation
führt nämlich Hr. Perini, mit dem Geiſt der italieniſchen Zeitungsblätter
wohlbekannt, dieſelben redend an ohne ſie zu halten, beiläufig wie Titus
Livius ſeine geſchichtlichen Perſonen, und trifft wunderbar richtig ihren
Ton, wie Figura zeigt. Seine Reue über den leichtfertigen Scherz mit
dem Feldmarſchall ſchien aber aufrichtig; denn er fiel vor dem Beſuch auf
beide Kniee und bat weinend um Verzeihung, auch enthält das folgende
Blatt ſeiner Zeitung eine feierliche Abbitte. Für aufmerkſame Leſer der
Gazzetta di Trento iſt es übrigens unnöthig zu ſagen (was alle Welt weiß)
daß der Redacteur und ſein Mitarbeiter, ein unglückliches Brüderpaar, von
jeher an ſtillem Wahnſinn litten. Eben fällt uns das neue Gemeinde-
geſetz in die Hand. Demſelben Genialität, Freiſinnigkeit und Vollendung
abzuſprechen, man mag es von der rechten oder von der linken Seite be-
trachten, wäre abgeſchmackt. Praktiker wollen den Zeitpunkt zu einem
gründlichen Umwühlen der Gemeindeverhältniſſe nicht beſonders geeignet
finden, und ſtellen die Ausführbarkeit dieſes Geſetzes in Oeſterreich, wie es
jetzt iſt, entſchieden in Abrede. Bedenken erregt allerdings daß es die
kleinen Gemeinden fortbeſtehen läßt, und ihnen eine Autonomie zuweist
die ſie nicht verlangen und die ſie gar nicht handhaben können, und daß es
im allgemeinen eine vollendete Ausbildung der Gemeindebürger vorausſetzt,
wozu bisher nicht einmal Anfänge vorliegen. Die alte Verfaſſung unter-
wirft die Gemeinden der bureaukratiſchen Freundſchaft bis zu ihren gering-
ſten Lebensäußerungen, die neue überläßt ſie ganz ſich ſelbſt. Emancipa-
tion und Reform iſt nöthig, der Sprung aber von der Laufbank auf das
Seil durch ein Geſetz ohne Halsbrechen nicht denkbar. Mit dem Worte
fiat lux wird es im Jahr 1849, wenigſtens in Oeſterreich, noch nicht Tag.

Oeſterreichiſche Monarchie.

Es ſcheint das die Entwickelung des großen
Kriegsdramas in Ungarn in der Nähe von Peſth ſtattfinden werde, wenig-
ſtens ſprechen dafür alle Anzeichen die wir haben. Seit mehrern Tagen
iſt die öſterreichiſche Armee in vollem Rückzug, alle Stellungen an und in
der Nähe der Theiß wurden aufgegeben und den Ungarn überlaſſen*), und
nach mehrern Gefechten, wobei Schlick bei Gyöngyös über einen doppelt
überlegenen Feind den Sieg davon getragen haben ſoll, concentrirten ſich
die Oeſterreicher bei Kerepes, vier Stunden von Peſth, woſelbſt es heut
oder morgen zu einem Haupttreffen kommen dürfte. Fürſt Windiſch-
Grätz iſt geſtern perſönlich zur Armee abgegangen. Man behauptet daß
der Rückzug der öſterreichiſchen Armee bloß in „ſtrategiſcher Rückſicht“ ge-

*) Das ſteht mit den Meldungen des folgenden Briefs in Widerſpruch.
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[1517/0005] deſſen noch nicht erreichen; General Hammerſtein hat ſich von Lemberg aus erſt den 1 April mit 10 Bataillonen gegen die ungariſche Gränze zu in Bewegung geſetzt. Unterhalb Peſth haben die Operationen der Inſurgen- ten plötzlich eine andere Richtung genommen: ſie ließen ein Beobachtungs- corps gegen den Banus zurück, und wendeten ſich mit dem Gros der Vet- ter- Damianichiſchen Abtheilung über Thereſtopel gegen die Serhen, die ſchon früher in einer andern Gegend bei Despa und Gyala eine große Niederlage erlitten, nahmen Verpaß und Zombor, ſo daß wenn der Ba- nus dem General Theodorowich nicht ſchleunigſt zu Hülfe eilt, die ſoge- nannte ſerbiſche Wojwodina bald in den Händen der Magyaren ſeyn könnte. Die in einigen hieſigen Blättern verbreitete Nachricht daß der Banus ih- nen wirklich nachgerückt und ſchon Szegedin beſetzt hätte, iſt ein noch nicht beſtätigtes Gerücht, das etwas unwahrſcheinlich, da ſein Corps mit dem des Grafen Schlick vereinigt dem Angriffe der Inſurgenten bei Gyöngyös begegnen ſoll. Viel wahrſcheinlicher dünkt uns daß Feldmarſchall-Lieute- nant Rukawina, der die willkürlichen Anmaßungen des ſerbiſchen Comité kräftig zurückwies, mit den kaiſerlichen Truppen die Inſurgenten im Schach halten oder zurückdrängen, und den Serben beweiſen wird daß ſie nur un- ter kaiſerlichem Schutze dem Uebergewichte der Magyaren widerſtehen kön- nen. Aus Siebenbürgen fehlen noch immer beſtimmte Nachrichten; ſo viel iſt gewiß daß die in Wien als beſtimmt gegebene Nachricht, Bems Corps wäre zerſprengt, fünf Officiere durch die Ruſſen aufgehängt, durchaus falſch war, wie dieß in Ihrem Blatte vom 2 April, an welchem Tage hier noch immer daran geglaubt wurde, ſehr richtig angezeigt war. Die kai- ſerlichen Truppen, 20,200 Mann Infanterie und 3000 Mann Cavallerie — die aber in vereinzelten Abtheilungen mit keinem Erfolge operiren konnten — zogen ſich mit 30 Geſchützen aus Siebenbürgen in die Wala- chei zurück, wohin auch die ruſſiſchen Hülfstruppen abmarſchirten. Bem behielt einſtweilen die Oberhand, und ſoll ſich nun mit einem Theil ſeines Corps gegen Temeswar im Banat wenden, um den anderſeitigen Angriff der Inſurgenten gegen die Serben zu unterſtützen. Es iſt jedoch voraus- zuſehen daß das in der Walachei nun vereinigte kaiſerliche Corps die Of- fenſive ergreifen und Siebenbürgen neuerdings beſetzen wird. Von den Ruſſen hört man daß ſie über Novoſzelze, Cſernowitz, Biſtria an die Gränze Siebenbürgens von der Klauſenburger Seite her marſchiren, welche Nachricht vermuthlich Anlaß gab zu dem erwähnten Gerücht, Klauſen- burg wäre von den Ruſſen beſetzt, was ſich noch nicht beſtätigte. Je- denfalls iſt das ephemere Uebergewicht Bems in Siebenbürgen von kurzer Dauer, doch finden auch die ihm zugeſchriebenen Grauſamkeiten keinen Glauben mehr, ja er ſoll Disciplin und Ordnung nach Mög- lichkeit aufrechterhalten. Komorn wird noch immer ſtark beſchoſſen, und man glaubt an eine baldige Uebergabe der Feſtung, wenn die Beſatzung jeder Hoffnung auf Entſatz ſich beraubt ſehen wird. Uebrigens haben wir hier keine ſichern Berichte über den Kriegsſchauplatz in Ungarn, und ſo wie wir die intereſſanteſten Details über unſere Armee in Italien aus der Allg. Ztg. ſchöpfen, eben ſo erfahren wir auch die Kriegsbewegun- gen in Ungarn klarer und umſtändlicher durch Ihr Blatt. Die Urſache liegt wohl weniger in dem Mangel an Bulletins, welche der Wißbegierde des Publicums natürlicherweiſe in dieſem Maße nicht entſprechen können, als in der Sorgloſigkeit der hieſigen Zeitungs-Redactionen, welche ſich bei den betreffenden Abtheilungen der ungariſchen Armee keine Correſpon- denten zu verſchaffen wiſſen (nicht auch im Wiener Belagerungsſtand?) △ Vom Gardaſee, 3 April. Lombardiſche Emigranten, welche vor drei Wochen aus löblicher Vorſicht ihr truppenverwaistes Vaterland verließen um unter uns ein Aſyl zu ſuchen, ſind von dem verwunderlich kurzen zweiten Act ihres Befreiungskrieges nicht wenig überraſcht. Aus den eingeſchmuggelten Zeitungen und andern „ganz verläßlichen“ Quellen wußten ſie doch genau daß 160,000 Piemonteſen unter dem berufenen Skartozy (ſo wird bequemlichkeitshalber Chrzanowsky genannt) am Ticino ſtanden, ſie wußten daß die ganze Lombardei „wie ein Mann“ ſich erheben, daß der venezianiſche Löwe endlich ans Land ſchwimmen und nach alter Gewohnheit grimmig brüllen würde. Sie waren des Sieges gewiß — und nun! Wie iſt das zugegangen? Der bewußte „Verrath“ muß wieder alle Räthſel löſen. Die Hoffnung dieſer guten Leute iſt jedoch unverwüſt- lich; ſie erwarten jetzt ihre Rettung von der liguriſchen Republik, als wenn nicht gerade in Piemont eher als anderswo mit dem Königthum der beſſere Theil der Armee vom Platze wiche, als wenn in Italien überhaupt die Kriegsluſt anderswo als im Munde der Republikenmacher zu finden wäre! Dieſelben Emigranten ſtaunen nebenbei höchlich über den kecken, herausfordernden Ton in den hieſigen Kaffeebuden, in gewiſſen Kreiſen und in mancher ſüdtiroliſchen Zeitung. Solche Worte ſeyen nicht einmal im wahren Italien, kaum in Genua und Livorno, an der Tagesordnung. Nun, man weiß daß Neubekehrte orthodoxer ſind und feindlicher geſinnt gegen Glaubensgenoſſen von ehedem als alte Chriſten; wir müſſen eben unſere neophytiſchen Sporen verdienen. Etwas wundert uns ſelbſt, näm- lich wie da und dort kluge Menſchen mit Gefahren zwecklos ſpielen kön- nen. Der Soldat muß ſeit einem Jahr vielen Schimpf und Hohn ver- ſchlucken, beſonders in Italien. Nun denkt er, es ſey genug und die Zeit der Vergeltung gekommen. Die hyperboliſchen Parodien lombardo- venezianiſchen Deutſchenhaſſes auf tiroliſchem Grund und Boden, wo der- ſelbe durchaus keine Wurzel hat, ſind offenbar Ausflüſſe reiner Verſtan- desabweſenheit. Wenn gewiſſe nun ſchon veraltete Vivats und patriotiſche Geſänge dem deutſchen Wehrmann, der noch dazu wenig welſch verſteht, um die Ohren ſummen, wenn er gewiſſe ihm werthe Namen unglimpflich nennen hört, wenn er ſteht daß Gymnaſtaſten und ſchmucke Helden von der Elle die Siegesbulletins des tapfern Marſchalls zerreißen und mit Füßen treten, wenn er ſieht wie gewiſſe Damen, deren lange Jugend mit deutſchen Porte-épées vielfältig durchwebt iſt, von ihren Fenſtern auf die Uniform des Kaiſers ſpucken, ſo denkt er, wenn auch irrthümlich, doch logiſch, er ſey in einem rebelliſchen Lande, und handelt darnach. Dieſer Leicht- ſinn und dieſe Komödien könnten ſowohl den Schauſpielern als der ganzen Bevölkerung theuer zu ſtehen kommen; denn das regimen gladii curvi bringt bekanntlich vieles Unerquickliche mit ſich. Wir wollen daher die- jenigen Herren welche mittelſt ihrer Puppen und der bleiernen Gutten- bergiſchen Truppe ſo luſtige Stücke aufzuführen lieben, anmit freundlich angegangen haben die Sache auf einmal von der ernſten Seite zu betrach- ten, und ſich und ihrem Nächſten Unglück zu erſparen. Für die Gazzetta di Trento kommt die Warnung freilich um einige Tage zu ſpät. In ihrem Blatt vom 28 März, wo das Armeebulletin von Veſpolate officiell ver- öffentlicht wird, iſt unter der Rubrik Italia, angeblich aus dem Corriere mercantile, die Nachricht zu leſen: Radetzky habe einen Waffenſtillſtand von 40 Tagen und dafür die Räumung der Herzogthümer angetragen, jedoch zur Antwort erhalten nicht ein Augenblick ſey ihm gewährt (che nem- meno un istante gli verrebbe concesso). Das Officiercorps in Trient, welches nicht zu ahnen ſcheint daß ſich die Gazzetta di Trento die Auf- gabe geſtellt hat die italieniſche Sache auf das perfideſte lächerlich zu machen, verfügte ſich zum Redacteur, Hrn. Perini, und erſuchte ihn das Blatt woraus er dieſe Nachricht gezogen, gefälligſt vorzuzeigen. Der arme Mann wurde nun zu dem Geſtändniß gedrängt daß dieſelbe in ſeinem Gar- ten gewachſen ſey. Zur Vereinfachung der ökonomiſchen Manipulation führt nämlich Hr. Perini, mit dem Geiſt der italieniſchen Zeitungsblätter wohlbekannt, dieſelben redend an ohne ſie zu halten, beiläufig wie Titus Livius ſeine geſchichtlichen Perſonen, und trifft wunderbar richtig ihren Ton, wie Figura zeigt. Seine Reue über den leichtfertigen Scherz mit dem Feldmarſchall ſchien aber aufrichtig; denn er fiel vor dem Beſuch auf beide Kniee und bat weinend um Verzeihung, auch enthält das folgende Blatt ſeiner Zeitung eine feierliche Abbitte. Für aufmerkſame Leſer der Gazzetta di Trento iſt es übrigens unnöthig zu ſagen (was alle Welt weiß) daß der Redacteur und ſein Mitarbeiter, ein unglückliches Brüderpaar, von jeher an ſtillem Wahnſinn litten. Eben fällt uns das neue Gemeinde- geſetz in die Hand. Demſelben Genialität, Freiſinnigkeit und Vollendung abzuſprechen, man mag es von der rechten oder von der linken Seite be- trachten, wäre abgeſchmackt. Praktiker wollen den Zeitpunkt zu einem gründlichen Umwühlen der Gemeindeverhältniſſe nicht beſonders geeignet finden, und ſtellen die Ausführbarkeit dieſes Geſetzes in Oeſterreich, wie es jetzt iſt, entſchieden in Abrede. Bedenken erregt allerdings daß es die kleinen Gemeinden fortbeſtehen läßt, und ihnen eine Autonomie zuweist die ſie nicht verlangen und die ſie gar nicht handhaben können, und daß es im allgemeinen eine vollendete Ausbildung der Gemeindebürger vorausſetzt, wozu bisher nicht einmal Anfänge vorliegen. Die alte Verfaſſung unter- wirft die Gemeinden der bureaukratiſchen Freundſchaft bis zu ihren gering- ſten Lebensäußerungen, die neue überläßt ſie ganz ſich ſelbſt. Emancipa- tion und Reform iſt nöthig, der Sprung aber von der Laufbank auf das Seil durch ein Geſetz ohne Halsbrechen nicht denkbar. Mit dem Worte fiat lux wird es im Jahr 1849, wenigſtens in Oeſterreich, noch nicht Tag. Oeſterreichiſche Monarchie. ∸ Peſth, 4 April. Es ſcheint das die Entwickelung des großen Kriegsdramas in Ungarn in der Nähe von Peſth ſtattfinden werde, wenig- ſtens ſprechen dafür alle Anzeichen die wir haben. Seit mehrern Tagen iſt die öſterreichiſche Armee in vollem Rückzug, alle Stellungen an und in der Nähe der Theiß wurden aufgegeben und den Ungarn überlaſſen *), und nach mehrern Gefechten, wobei Schlick bei Gyöngyös über einen doppelt überlegenen Feind den Sieg davon getragen haben ſoll, concentrirten ſich die Oeſterreicher bei Kerepes, vier Stunden von Peſth, woſelbſt es heut oder morgen zu einem Haupttreffen kommen dürfte. Fürſt Windiſch- Grätz iſt geſtern perſönlich zur Armee abgegangen. Man behauptet daß der Rückzug der öſterreichiſchen Armee bloß in „ſtrategiſcher Rückſicht“ ge- *) Das ſteht mit den Meldungen des folgenden Briefs in Widerſpruch.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-09-09T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 99, 9. April 1849, S. 1517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine99_1849/5>, abgerufen am 21.11.2024.