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Allgemeine Zeitung, Nr. 93, 3. April 1849.

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[Spaltenumbruch] Unheil drohte. Alle Unbefangenen und Verständigen in Oesterreich hal-
ten die Radetzky, Stadion u. s. w., welche Grafen sind, in hohen Ehren,
aber alle wünschen im Interesse der Krone und der öffentlichen Wohlfahrt
daß der Aristokratismus den Wühlern nie mehr Anlaß gebe sich seiner
vormärzlichen Verirrungen zu erinnern.


Wiederholt wird bestätigt daß die Russen in
Galizien eingerückt sind um von dorther die nöthige Verstärkung zur
schnelleren Beendigung des ungarischen Feldzugs zu liefern. Es ist nur
allzuwahr daß unsere Armee in Ungarn Unfälle erlitten, und namentlich
das eingeiretene anhaltende Regenwetter die weitere Betreibung der Kriegs-
operationen verhindert hat. Nach dem gestrigen Abendblatt der Wiener
Zeitung bestätigt es sich daß das Corps des Generals Bem in Siebenbür-
gen, von allen Seiten durch Russen und Feldzeugmeister Puchner gedrängt,
keinen Ausweg mehr wußte als sich in die Walachei zu werfen, wo es ent-
waffnet und gefangen wurde. Bem hatte sich am 18 aus dem Staub ge-
macht und soll sich zu der an der Theiß operirenden magyarischen Armee
begeben haben. Es ist gewiß daß die Russen vom Torzburger und Ro-
thenthurm-Paß in zwei Colonnen, 40,000 Mann (30,000) stark in Sie-
benbürgen eingerückt sind. Sie sollen hiebei nachstehende fünf Officiere
der polnischen Legion gefangen und gehenkt haben: Fürst Woronizki,
Bilski, Dumanski, Podalezki und Wronzki. Der bekannte General Frei-
tag hat das Commando der russischen Truppen in Siebenbürgen übernom-
men. 30 ungarische Comitate haben bereits Huldigungsadressen an den
Kaiser gesandt: sechs haben den Koffuth'schen Landesveriheidigungsaus-
schuß nie anerkannt und sechzehn Comitate halten es noch mit den Insur-
genten. Am 25 v. trafen 5 Batterien und 6 Compagnien Artillerie, von
Wien kommend, in Ofen ein; ein Beweis daß die k. k. Armee fortwährend
Verstärkungen an sich zieht. (St. C.)


Die Slovanska lipa hat einen Petitionsentwurf
an den Kaiser genehmigt, worin gefordert wird: Entlassung des Ministe-
riums Schwarzenberg, Annullirung der von ihm erlassenen Gesetze, Rück-
nahme der Verfassung vom 4 März und Octroyirung des in Kremster aus-
gearbeiteten Verfassungsentwurfes. Man kann das kaum für etwas an-
deres als eine Herausforderung zur Auflösung nehmen.


In Folge der Siegesberichte haben alle Bat-
terien Salven gegeben, unsere Kriegsschiffe flaggen. So eben wird die
Antwort des Kaisers an unsere Deputation, die demselben eine Dank-
adresse für die verliehene Verfassung überbrachte, bekannt. Triest und des-
sen Gebiet wird als ein eigenes Kronland mit eigenem Landtage erklärt,
das ebenfalls Vertrauensmänner zur Begutachtung der Verfassung nach
Wien zu schicken habe; der Stadt werden alle bisherigen Privilegien zu-
gesichert, und schließlich versichert unser jugendlicher Monarch daß ihm
das fernere Gedeihen und Emporblühen der Stadt sehr am Herzen liege.

Oesterreichische Monarchie.

k Es liegen Briefe vor uns aus der Moldau und Walachei vom
18 März, aus der Bukowina vom 24. Da fortwährend aus Siebenbür-
gen alle directen Berichte fehlen, keine Zeitungen, keine Briefe von dort
kommen, ja selbst die Wiener halbofficiellen Blätter nichts irgend Bestimm-
tes von dort zu berichten wissen, müssen wir aus Galatz und Jassy, aus
Bucharest und Fokschani, aus Rasa und Czernowitz Kunde holen über das
Schicksal der österreichischen Armee in Siebenbürgen, über das Loos unsrer
armen deutschen Landsleute im Sachsenlande, das wechselseitig von Magya-
ren und Walachen, von Szeklern und Polen gebrandschatzt, geplündert,
verheert, und von der mit schwerem Herzen berufenen, um schweres Geld
erkauften russischen Hülfe so schlecht geschützt wurde daß die Rache der
wilden Sieger nur um so graustger über die Verlassenen einbrach. Sie flo-
hen, verzweifelnd, all ihr Hab und Gut den polnisch-magyarischen Frei-
beutern überlassend, nach der nahen Walachei, und suchten Schutz in
dem Lande das -- nach kurzem Freiheitstraume -- von russischen Bajon-
netten starrt. Hätte man in Wien, in Frankfurt und Berlin mehr an die
großen Interessen als an die kleinen gedacht, mehr durch die Weltstellung
Deutschlands als durch die Leidenschaften und Vorurtheile der Parteien,
und durch die Rivalitäten der Cabinette sich leiten lassen, so sähen wir die
Anliegen unsers Vaterlandes an der untern Donau wie an der Eider jetzt
durch Deutschland selbst gedeckt und gewahrt. Statt der Russen stände
ein deutsches Reichsheer im Sachsenlande von Siebenbürgen, die Zukunft
Serbiens, der Moldau und Walachei, die Selbständigkeit einer deutschen
Donaupolitik wäre gerettet, und was Schleswig betrifft, so sähen wir dort
nicht Preußen so abhängig von Englands schlechtem Willen, wie wir Oester-
reich in Ungarn und den Donaufürstenthümern abhängig sehen von einer
Hülfe welche die Verlegenheiten des Augenblicks auf Kosten einer langen
Zukunft beseitigt! Gewinnt England dabei, England das in seinen Zei-
tungen so liebevoll besorgt für die Moldau und Walachei sich ausspricht,
und dessen Politik doch in Deutschland und Ungarn, wie in Dänemark und
in ganz Italien für die Befestigung der Einflüsse und Principien arbeitet
[Spaltenumbruch] die zu bekämpfen seine Stellung ihm geböte, eine Stellung die es auf die
innigste Allianz mit Deutschland, mit dem ganzen Deutschland anweist.
Aber was verlieren wir uns in vergeblichen Worten, während alle diese
Hoffnungen einer gesunden Politik in Trümmer gehen! Deutschland, das
seine Einheit geträumt, spaltet sich in zwei ungleiche Hälften, in zwei Kai-
serreiche, die, was in ihrer Macht steht, thun werden, um sich gegenseitig zu
Grund zu richten, die Donaufürstenthümer werden mehr noch als zuvor von
den Heeren des Czars überschwemmt, auch in Galizien und Siebenbürgen
sind 30,000 Mann eingerückt, wohl nicht zu spät um Bem endlich zu be-
siegen, aber wie es scheint zu spät um den alten tapfern Puchner
von einer traurigen Niederlage zu retten. Wenigstens versichern
zwei Briefe aus Czernowitz (Bukowina) vom 24 und von der mol-
dauisch-stebenbürgischen Gränze vom 20 März, daß Feldmarschalllieute-
nant Puchner auf walachischem Gebiet angekommen sey. Sie fügen bei,
derselbe sey mit seinem Armeecorps am 17 März wieder vor Hermannstadt
erschienen; sie wissen aber nichts näheres über die Katastrophe anzugeben,
die ihn dann nach der Walachei gedrängt. Von anderer Seite fehlt bis jetzt
die Bestätigung dieser Unglückskunde. In Widerspruch damit steht die
nun auch von der neuesten Wiener Zeitung wiederholte (von der Allgem.
Ztg. schon vorgestern erwähnte) aber aller nähern Angaben entbehrende
Nachricht, wonach Bem, in Folge der Zersprengung seines Corps, selbst
Zuflucht in der Walachei hätte suchen müssen. Es wird nicht gesagt wer
diesen Sieg über ihn etgentlich erfochten haben soll, ob Puchner oder die
Russen.


General Welden ist mit 36 Kanonen und
drei Bataillonen auf Dampffchiffen bereits am Montag im Lager des Bela-
gerungsheers vor Komorn eingetroffen. Die Festung wird Tag und Nacht
beschossen; nur an den ersten zwei Tagen -- 19 und 20 März -- wurden
an 400 Bomben und Granaten hineingeschleudert. Gegenwärtig haben
die Kaiserlichen bereits die ersten Werke der Palatinallinie genommen.
Görgey scheint wirklich die Absicht zu hegen Komorn zu entsetzen. Noch
am letzten Sonntag wurde das Dorf Aßod auf der Hatvaner Straße durch
die Ungarn genommen, und als es die Oesterreicher am nächsten Morgen
mit dem Bajonet wieder erstürmen wollten, waren die Insurgenten schon
vom rechten Flügel abmarschirt um die Waag zu gewinnen, woran sie
jedoch die Concentrirung der k. k. Truppen bei Waitzen hinderte. Auch bei
Baimak in der Nähe von Theresiopel waren die Insurgenten vom Kriegs-
gott begünstigt, und die Serben, welche ihre vortheilhafte Stellung ver-
ließen und dem dreimal geschlagenen Feind unvorsichtig nachjagten, konn-
ten ihre zwei an die Uebermacht verlornen Kanonen nur durch unglaubliche
Tapferkeit zurückerobern. Die Siegesbülletins von Mortara und Novara
haben unsere hiesigen Dreifarbigen bedeutend verstimmt. Dieser Tage
ward ein Armeebefehl erlassen welcher den kranken Officieren befiehlt sich
mit Krankheitszeugnissen auszuweisen, worin genau angegeben sey ob eine
baldige Heilung zu erwarten, weil im entgegengesetzten Fall die Leidenden
mit Vorbehalt ihres Ranges bis zu erfolgter Genesung, also zeitlich in den
Ruhestand versetzt werden sollen. Schlick, der ein paar Tage in der
Hauptstadt verweilte, begab sich vorgestern zu seinem Armeecorps zurück.
Heute lacht die Sonne. Der Frühling ist da, leider aber noch nicht das
Ende dieses traurigen Kampfes.


Die Siegesnachrichten aus Italien haben hier
einen großen Eindruck hervorgebracht, umsomehr als die magyarische Par-
tei das Gelingen ihrer Sache großentheils von jener der Italiener abhäu-
gig machte, wobei sie sich den abenteuerlichsten Illusionen überließ. Die
beiden gestern und heute hier angelangten telegraphischen Depeschen die
schon die Abdankung Karl Albert's und den Einzug Radetzky's in Novara
melden -- Resultate die über alle Erwartung rasch sich ergaben -- haben
jene Partei fast gänzlich entmuthigt und herabgestimmt; sie tröstet sich
nun mit der schwachen Hoffnung daß Frankreich in Italien gegen Oester-
reich interveniren werde, von Rußland aber wollen sie deßhalb nichts
fürchten weil sie ein Zerwürfniß dieser Macht mit der Türkei als sicher
annehmen. Vom Kriegsschauplatz der Hauptarmee hören wir fast nichts.
Da die Wege durch die anhaltende regnerische Witterung ganz verdorben
sind, so sind alle Operationen gehemmt, und es dürften noch mehrere Tage
vergehen bis etwas wird unternommen werden können. Heute sind mit-
telst mehrerer Dampfboote Truppen und Artillerie die Donau herauf
hier angekommen; wahrscheinlich sind dieselben in den unteren Gegenden,
wohin sie vor einigen Wochen abgingen, nicht mehr nothwendig. An
Gerüchten, die hier verbreitet werden, größtentheils um die ungarischen
Geldnoten zu heben, fehlt es auch heute nicht; so soll die Festung Arad
von den Ungarn erstürmt, und bei Lossoncz sollen die kaiserlichen italie-
nischen Truppen vom Regiment Wimpfen zu den Rebellen übergegangen
seyn. Eine Maßregel der Strenge die gegen das im ganzen und ver-
gleichsweise milde und gerechte Verfahren des Fürsten Windisch-Grätz
stark contrastirt, soll heute in Vollzug gesetzt werden. Bekanntlich hat
Fürst Windisch-Grätz vor einiger Zeit befohlen daß jede israelitische Ge-

[Spaltenumbruch] Unheil drohte. Alle Unbefangenen und Verſtändigen in Oeſterreich hal-
ten die Radetzky, Stadion u. ſ. w., welche Grafen ſind, in hohen Ehren,
aber alle wünſchen im Intereſſe der Krone und der öffentlichen Wohlfahrt
daß der Ariſtokratismus den Wühlern nie mehr Anlaß gebe ſich ſeiner
vormärzlichen Verirrungen zu erinnern.


Wiederholt wird beſtätigt daß die Ruſſen in
Galizien eingerückt ſind um von dorther die nöthige Verſtärkung zur
ſchnelleren Beendigung des ungariſchen Feldzugs zu liefern. Es iſt nur
allzuwahr daß unſere Armee in Ungarn Unfälle erlitten, und namentlich
das eingeiretene anhaltende Regenwetter die weitere Betreibung der Kriegs-
operationen verhindert hat. Nach dem geſtrigen Abendblatt der Wiener
Zeitung beſtätigt es ſich daß das Corps des Generals Bem in Siebenbür-
gen, von allen Seiten durch Ruſſen und Feldzeugmeiſter Puchner gedrängt,
keinen Ausweg mehr wußte als ſich in die Walachei zu werfen, wo es ent-
waffnet und gefangen wurde. Bem hatte ſich am 18 aus dem Staub ge-
macht und ſoll ſich zu der an der Theiß operirenden magyariſchen Armee
begeben haben. Es iſt gewiß daß die Ruſſen vom Torzburger und Ro-
thenthurm-Paß in zwei Colonnen, 40,000 Mann (30,000) ſtark in Sie-
benbürgen eingerückt ſind. Sie ſollen hiebei nachſtehende fünf Officiere
der polniſchen Legion gefangen und gehenkt haben: Fürſt Woronizki,
Bilski, Dumanski, Podalezki und Wronzki. Der bekannte General Frei-
tag hat das Commando der ruſſiſchen Truppen in Siebenbürgen übernom-
men. 30 ungariſche Comitate haben bereits Huldigungsadreſſen an den
Kaiſer geſandt: ſechs haben den Koffuth’ſchen Landesveriheidigungsaus-
ſchuß nie anerkannt und ſechzehn Comitate halten es noch mit den Inſur-
genten. Am 25 v. trafen 5 Batterien und 6 Compagnien Artillerie, von
Wien kommend, in Ofen ein; ein Beweis daß die k. k. Armee fortwährend
Verſtärkungen an ſich zieht. (St. C.)


Die Slovanſka lipa hat einen Petitionsentwurf
an den Kaiſer genehmigt, worin gefordert wird: Entlaſſung des Miniſte-
riums Schwarzenberg, Annullirung der von ihm erlaſſenen Geſetze, Rück-
nahme der Verfaſſung vom 4 März und Octroyirung des in Kremſter aus-
gearbeiteten Verfaſſungsentwurfes. Man kann das kaum für etwas an-
deres als eine Herausforderung zur Auflöſung nehmen.


In Folge der Siegesberichte haben alle Bat-
terien Salven gegeben, unſere Kriegsſchiffe flaggen. So eben wird die
Antwort des Kaiſers an unſere Deputation, die demſelben eine Dank-
adreſſe für die verliehene Verfaſſung überbrachte, bekannt. Trieſt und deſ-
ſen Gebiet wird als ein eigenes Kronland mit eigenem Landtage erklärt,
das ebenfalls Vertrauensmänner zur Begutachtung der Verfaſſung nach
Wien zu ſchicken habe; der Stadt werden alle bisherigen Privilegien zu-
geſichert, und ſchließlich verſichert unſer jugendlicher Monarch daß ihm
das fernere Gedeihen und Emporblühen der Stadt ſehr am Herzen liege.

Oeſterreichiſche Monarchie.

k Es liegen Briefe vor uns aus der Moldau und Walachei vom
18 März, aus der Bukowina vom 24. Da fortwährend aus Siebenbür-
gen alle directen Berichte fehlen, keine Zeitungen, keine Briefe von dort
kommen, ja ſelbſt die Wiener halbofficiellen Blätter nichts irgend Beſtimm-
tes von dort zu berichten wiſſen, müſſen wir aus Galatz und Jaſſy, aus
Buchareſt und Fokſchani, aus Raſa und Czernowitz Kunde holen über das
Schickſal der öſterreichiſchen Armee in Siebenbürgen, über das Loos unſrer
armen deutſchen Landsleute im Sachſenlande, das wechſelſeitig von Magya-
ren und Walachen, von Szeklern und Polen gebrandſchatzt, geplündert,
verheert, und von der mit ſchwerem Herzen berufenen, um ſchweres Geld
erkauften ruſſiſchen Hülfe ſo ſchlecht geſchützt wurde daß die Rache der
wilden Sieger nur um ſo grauſtger über die Verlaſſenen einbrach. Sie flo-
hen, verzweifelnd, all ihr Hab und Gut den polniſch-magyariſchen Frei-
beutern überlaſſend, nach der nahen Walachei, und ſuchten Schutz in
dem Lande das — nach kurzem Freiheitstraume — von ruſſiſchen Bajon-
netten ſtarrt. Hätte man in Wien, in Frankfurt und Berlin mehr an die
großen Intereſſen als an die kleinen gedacht, mehr durch die Weltſtellung
Deutſchlands als durch die Leidenſchaften und Vorurtheile der Parteien,
und durch die Rivalitäten der Cabinette ſich leiten laſſen, ſo ſähen wir die
Anliegen unſers Vaterlandes an der untern Donau wie an der Eider jetzt
durch Deutſchland ſelbſt gedeckt und gewahrt. Statt der Ruſſen ſtände
ein deutſches Reichsheer im Sachſenlande von Siebenbürgen, die Zukunft
Serbiens, der Moldau und Walachei, die Selbſtändigkeit einer deutſchen
Donaupolitik wäre gerettet, und was Schleswig betrifft, ſo ſähen wir dort
nicht Preußen ſo abhängig von Englands ſchlechtem Willen, wie wir Oeſter-
reich in Ungarn und den Donaufürſtenthümern abhängig ſehen von einer
Hülfe welche die Verlegenheiten des Augenblicks auf Koſten einer langen
Zukunft beſeitigt! Gewinnt England dabei, England das in ſeinen Zei-
tungen ſo liebevoll beſorgt für die Moldau und Walachei ſich ausſpricht,
und deſſen Politik doch in Deutſchland und Ungarn, wie in Dänemark und
in ganz Italien für die Befeſtigung der Einflüſſe und Principien arbeitet
[Spaltenumbruch] die zu bekämpfen ſeine Stellung ihm geböte, eine Stellung die es auf die
innigſte Allianz mit Deutſchland, mit dem ganzen Deutſchland anweist.
Aber was verlieren wir uns in vergeblichen Worten, während alle dieſe
Hoffnungen einer geſunden Politik in Trümmer gehen! Deutſchland, das
ſeine Einheit geträumt, ſpaltet ſich in zwei ungleiche Hälften, in zwei Kai-
ſerreiche, die, was in ihrer Macht ſteht, thun werden, um ſich gegenſeitig zu
Grund zu richten, die Donaufürſtenthümer werden mehr noch als zuvor von
den Heeren des Czars überſchwemmt, auch in Galizien und Siebenbürgen
ſind 30,000 Mann eingerückt, wohl nicht zu ſpät um Bem endlich zu be-
ſiegen, aber wie es ſcheint zu ſpät um den alten tapfern Puchner
von einer traurigen Niederlage zu retten. Wenigſtens verſichern
zwei Briefe aus Czernowitz (Bukowina) vom 24 und von der mol-
dauiſch-ſtebenbürgiſchen Gränze vom 20 März, daß Feldmarſchalllieute-
nant Puchner auf walachiſchem Gebiet angekommen ſey. Sie fügen bei,
derſelbe ſey mit ſeinem Armeecorps am 17 März wieder vor Hermannſtadt
erſchienen; ſie wiſſen aber nichts näheres über die Kataſtrophe anzugeben,
die ihn dann nach der Walachei gedrängt. Von anderer Seite fehlt bis jetzt
die Beſtätigung dieſer Unglückskunde. In Widerſpruch damit ſteht die
nun auch von der neueſten Wiener Zeitung wiederholte (von der Allgem.
Ztg. ſchon vorgeſtern erwähnte) aber aller nähern Angaben entbehrende
Nachricht, wonach Bem, in Folge der Zerſprengung ſeines Corps, ſelbſt
Zuflucht in der Walachei hätte ſuchen müſſen. Es wird nicht geſagt wer
dieſen Sieg über ihn etgentlich erfochten haben ſoll, ob Puchner oder die
Ruſſen.


General Welden iſt mit 36 Kanonen und
drei Bataillonen auf Dampffchiffen bereits am Montag im Lager des Bela-
gerungsheers vor Komorn eingetroffen. Die Feſtung wird Tag und Nacht
beſchoſſen; nur an den erſten zwei Tagen — 19 und 20 März — wurden
an 400 Bomben und Granaten hineingeſchleudert. Gegenwärtig haben
die Kaiſerlichen bereits die erſten Werke der Palatinallinie genommen.
Görgey ſcheint wirklich die Abſicht zu hegen Komorn zu entſetzen. Noch
am letzten Sonntag wurde das Dorf Aſzod auf der Hatvaner Straße durch
die Ungarn genommen, und als es die Oeſterreicher am nächſten Morgen
mit dem Bajonet wieder erſtürmen wollten, waren die Inſurgenten ſchon
vom rechten Flügel abmarſchirt um die Waag zu gewinnen, woran ſie
jedoch die Concentrirung der k. k. Truppen bei Waitzen hinderte. Auch bei
Baimak in der Nähe von Thereſiopel waren die Inſurgenten vom Kriegs-
gott begünſtigt, und die Serben, welche ihre vortheilhafte Stellung ver-
ließen und dem dreimal geſchlagenen Feind unvorſichtig nachjagten, konn-
ten ihre zwei an die Uebermacht verlornen Kanonen nur durch unglaubliche
Tapferkeit zurückerobern. Die Siegesbülletins von Mortara und Novara
haben unſere hieſigen Dreifarbigen bedeutend verſtimmt. Dieſer Tage
ward ein Armeebefehl erlaſſen welcher den kranken Officieren befiehlt ſich
mit Krankheitszeugniſſen auszuweiſen, worin genau angegeben ſey ob eine
baldige Heilung zu erwarten, weil im entgegengeſetzten Fall die Leidenden
mit Vorbehalt ihres Ranges bis zu erfolgter Geneſung, alſo zeitlich in den
Ruheſtand verſetzt werden ſollen. Schlick, der ein paar Tage in der
Hauptſtadt verweilte, begab ſich vorgeſtern zu ſeinem Armeecorps zurück.
Heute lacht die Sonne. Der Frühling iſt da, leider aber noch nicht das
Ende dieſes traurigen Kampfes.


Die Siegesnachrichten aus Italien haben hier
einen großen Eindruck hervorgebracht, umſomehr als die magyariſche Par-
tei das Gelingen ihrer Sache großentheils von jener der Italiener abhäu-
gig machte, wobei ſie ſich den abenteuerlichſten Illuſionen überließ. Die
beiden geſtern und heute hier angelangten telegraphiſchen Depeſchen die
ſchon die Abdankung Karl Albert’s und den Einzug Radetzky’s in Novara
melden — Reſultate die über alle Erwartung raſch ſich ergaben — haben
jene Partei faſt gänzlich entmuthigt und herabgeſtimmt; ſie tröſtet ſich
nun mit der ſchwachen Hoffnung daß Frankreich in Italien gegen Oeſter-
reich interveniren werde, von Rußland aber wollen ſie deßhalb nichts
fürchten weil ſie ein Zerwürfniß dieſer Macht mit der Türkei als ſicher
annehmen. Vom Kriegsſchauplatz der Hauptarmee hören wir faſt nichts.
Da die Wege durch die anhaltende regneriſche Witterung ganz verdorben
ſind, ſo ſind alle Operationen gehemmt, und es dürften noch mehrere Tage
vergehen bis etwas wird unternommen werden können. Heute ſind mit-
telſt mehrerer Dampfboote Truppen und Artillerie die Donau herauf
hier angekommen; wahrſcheinlich ſind dieſelben in den unteren Gegenden,
wohin ſie vor einigen Wochen abgingen, nicht mehr nothwendig. An
Gerüchten, die hier verbreitet werden, größtentheils um die ungariſchen
Geldnoten zu heben, fehlt es auch heute nicht; ſo ſoll die Feſtung Arad
von den Ungarn erſtürmt, und bei Loſſoncz ſollen die kaiſerlichen italie-
niſchen Truppen vom Regiment Wimpfen zu den Rebellen übergegangen
ſeyn. Eine Maßregel der Strenge die gegen das im ganzen und ver-
gleichsweiſe milde und gerechte Verfahren des Fürſten Windiſch-Grätz
ſtark contraſtirt, ſoll heute in Vollzug geſetzt werden. Bekanntlich hat
Fürſt Windiſch-Grätz vor einiger Zeit befohlen daß jede iſraelitiſche Ge-

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[1422/0006] Unheil drohte. Alle Unbefangenen und Verſtändigen in Oeſterreich hal- ten die Radetzky, Stadion u. ſ. w., welche Grafen ſind, in hohen Ehren, aber alle wünſchen im Intereſſe der Krone und der öffentlichen Wohlfahrt daß der Ariſtokratismus den Wühlern nie mehr Anlaß gebe ſich ſeiner vormärzlichen Verirrungen zu erinnern. Wien, 31 März. Wiederholt wird beſtätigt daß die Ruſſen in Galizien eingerückt ſind um von dorther die nöthige Verſtärkung zur ſchnelleren Beendigung des ungariſchen Feldzugs zu liefern. Es iſt nur allzuwahr daß unſere Armee in Ungarn Unfälle erlitten, und namentlich das eingeiretene anhaltende Regenwetter die weitere Betreibung der Kriegs- operationen verhindert hat. Nach dem geſtrigen Abendblatt der Wiener Zeitung beſtätigt es ſich daß das Corps des Generals Bem in Siebenbür- gen, von allen Seiten durch Ruſſen und Feldzeugmeiſter Puchner gedrängt, keinen Ausweg mehr wußte als ſich in die Walachei zu werfen, wo es ent- waffnet und gefangen wurde. Bem hatte ſich am 18 aus dem Staub ge- macht und ſoll ſich zu der an der Theiß operirenden magyariſchen Armee begeben haben. Es iſt gewiß daß die Ruſſen vom Torzburger und Ro- thenthurm-Paß in zwei Colonnen, 40,000 Mann (30,000) ſtark in Sie- benbürgen eingerückt ſind. Sie ſollen hiebei nachſtehende fünf Officiere der polniſchen Legion gefangen und gehenkt haben: Fürſt Woronizki, Bilski, Dumanski, Podalezki und Wronzki. Der bekannte General Frei- tag hat das Commando der ruſſiſchen Truppen in Siebenbürgen übernom- men. 30 ungariſche Comitate haben bereits Huldigungsadreſſen an den Kaiſer geſandt: ſechs haben den Koffuth’ſchen Landesveriheidigungsaus- ſchuß nie anerkannt und ſechzehn Comitate halten es noch mit den Inſur- genten. Am 25 v. trafen 5 Batterien und 6 Compagnien Artillerie, von Wien kommend, in Ofen ein; ein Beweis daß die k. k. Armee fortwährend Verſtärkungen an ſich zieht. (St. C.) Prag, 29 März. Die Slovanſka lipa hat einen Petitionsentwurf an den Kaiſer genehmigt, worin gefordert wird: Entlaſſung des Miniſte- riums Schwarzenberg, Annullirung der von ihm erlaſſenen Geſetze, Rück- nahme der Verfaſſung vom 4 März und Octroyirung des in Kremſter aus- gearbeiteten Verfaſſungsentwurfes. Man kann das kaum für etwas an- deres als eine Herausforderung zur Auflöſung nehmen. ‥ Trieſt, 28 März. In Folge der Siegesberichte haben alle Bat- terien Salven gegeben, unſere Kriegsſchiffe flaggen. So eben wird die Antwort des Kaiſers an unſere Deputation, die demſelben eine Dank- adreſſe für die verliehene Verfaſſung überbrachte, bekannt. Trieſt und deſ- ſen Gebiet wird als ein eigenes Kronland mit eigenem Landtage erklärt, das ebenfalls Vertrauensmänner zur Begutachtung der Verfaſſung nach Wien zu ſchicken habe; der Stadt werden alle bisherigen Privilegien zu- geſichert, und ſchließlich verſichert unſer jugendlicher Monarch daß ihm das fernere Gedeihen und Emporblühen der Stadt ſehr am Herzen liege. Oeſterreichiſche Monarchie. k Es liegen Briefe vor uns aus der Moldau und Walachei vom 18 März, aus der Bukowina vom 24. Da fortwährend aus Siebenbür- gen alle directen Berichte fehlen, keine Zeitungen, keine Briefe von dort kommen, ja ſelbſt die Wiener halbofficiellen Blätter nichts irgend Beſtimm- tes von dort zu berichten wiſſen, müſſen wir aus Galatz und Jaſſy, aus Buchareſt und Fokſchani, aus Raſa und Czernowitz Kunde holen über das Schickſal der öſterreichiſchen Armee in Siebenbürgen, über das Loos unſrer armen deutſchen Landsleute im Sachſenlande, das wechſelſeitig von Magya- ren und Walachen, von Szeklern und Polen gebrandſchatzt, geplündert, verheert, und von der mit ſchwerem Herzen berufenen, um ſchweres Geld erkauften ruſſiſchen Hülfe ſo ſchlecht geſchützt wurde daß die Rache der wilden Sieger nur um ſo grauſtger über die Verlaſſenen einbrach. Sie flo- hen, verzweifelnd, all ihr Hab und Gut den polniſch-magyariſchen Frei- beutern überlaſſend, nach der nahen Walachei, und ſuchten Schutz in dem Lande das — nach kurzem Freiheitstraume — von ruſſiſchen Bajon- netten ſtarrt. Hätte man in Wien, in Frankfurt und Berlin mehr an die großen Intereſſen als an die kleinen gedacht, mehr durch die Weltſtellung Deutſchlands als durch die Leidenſchaften und Vorurtheile der Parteien, und durch die Rivalitäten der Cabinette ſich leiten laſſen, ſo ſähen wir die Anliegen unſers Vaterlandes an der untern Donau wie an der Eider jetzt durch Deutſchland ſelbſt gedeckt und gewahrt. Statt der Ruſſen ſtände ein deutſches Reichsheer im Sachſenlande von Siebenbürgen, die Zukunft Serbiens, der Moldau und Walachei, die Selbſtändigkeit einer deutſchen Donaupolitik wäre gerettet, und was Schleswig betrifft, ſo ſähen wir dort nicht Preußen ſo abhängig von Englands ſchlechtem Willen, wie wir Oeſter- reich in Ungarn und den Donaufürſtenthümern abhängig ſehen von einer Hülfe welche die Verlegenheiten des Augenblicks auf Koſten einer langen Zukunft beſeitigt! Gewinnt England dabei, England das in ſeinen Zei- tungen ſo liebevoll beſorgt für die Moldau und Walachei ſich ausſpricht, und deſſen Politik doch in Deutſchland und Ungarn, wie in Dänemark und in ganz Italien für die Befeſtigung der Einflüſſe und Principien arbeitet die zu bekämpfen ſeine Stellung ihm geböte, eine Stellung die es auf die innigſte Allianz mit Deutſchland, mit dem ganzen Deutſchland anweist. Aber was verlieren wir uns in vergeblichen Worten, während alle dieſe Hoffnungen einer geſunden Politik in Trümmer gehen! Deutſchland, das ſeine Einheit geträumt, ſpaltet ſich in zwei ungleiche Hälften, in zwei Kai- ſerreiche, die, was in ihrer Macht ſteht, thun werden, um ſich gegenſeitig zu Grund zu richten, die Donaufürſtenthümer werden mehr noch als zuvor von den Heeren des Czars überſchwemmt, auch in Galizien und Siebenbürgen ſind 30,000 Mann eingerückt, wohl nicht zu ſpät um Bem endlich zu be- ſiegen, aber wie es ſcheint zu ſpät um den alten tapfern Puchner von einer traurigen Niederlage zu retten. Wenigſtens verſichern zwei Briefe aus Czernowitz (Bukowina) vom 24 und von der mol- dauiſch-ſtebenbürgiſchen Gränze vom 20 März, daß Feldmarſchalllieute- nant Puchner auf walachiſchem Gebiet angekommen ſey. Sie fügen bei, derſelbe ſey mit ſeinem Armeecorps am 17 März wieder vor Hermannſtadt erſchienen; ſie wiſſen aber nichts näheres über die Kataſtrophe anzugeben, die ihn dann nach der Walachei gedrängt. Von anderer Seite fehlt bis jetzt die Beſtätigung dieſer Unglückskunde. In Widerſpruch damit ſteht die nun auch von der neueſten Wiener Zeitung wiederholte (von der Allgem. Ztg. ſchon vorgeſtern erwähnte) aber aller nähern Angaben entbehrende Nachricht, wonach Bem, in Folge der Zerſprengung ſeines Corps, ſelbſt Zuflucht in der Walachei hätte ſuchen müſſen. Es wird nicht geſagt wer dieſen Sieg über ihn etgentlich erfochten haben ſoll, ob Puchner oder die Ruſſen. ∷ Peſth, 29 März. General Welden iſt mit 36 Kanonen und drei Bataillonen auf Dampffchiffen bereits am Montag im Lager des Bela- gerungsheers vor Komorn eingetroffen. Die Feſtung wird Tag und Nacht beſchoſſen; nur an den erſten zwei Tagen — 19 und 20 März — wurden an 400 Bomben und Granaten hineingeſchleudert. Gegenwärtig haben die Kaiſerlichen bereits die erſten Werke der Palatinallinie genommen. Görgey ſcheint wirklich die Abſicht zu hegen Komorn zu entſetzen. Noch am letzten Sonntag wurde das Dorf Aſzod auf der Hatvaner Straße durch die Ungarn genommen, und als es die Oeſterreicher am nächſten Morgen mit dem Bajonet wieder erſtürmen wollten, waren die Inſurgenten ſchon vom rechten Flügel abmarſchirt um die Waag zu gewinnen, woran ſie jedoch die Concentrirung der k. k. Truppen bei Waitzen hinderte. Auch bei Baimak in der Nähe von Thereſiopel waren die Inſurgenten vom Kriegs- gott begünſtigt, und die Serben, welche ihre vortheilhafte Stellung ver- ließen und dem dreimal geſchlagenen Feind unvorſichtig nachjagten, konn- ten ihre zwei an die Uebermacht verlornen Kanonen nur durch unglaubliche Tapferkeit zurückerobern. Die Siegesbülletins von Mortara und Novara haben unſere hieſigen Dreifarbigen bedeutend verſtimmt. Dieſer Tage ward ein Armeebefehl erlaſſen welcher den kranken Officieren befiehlt ſich mit Krankheitszeugniſſen auszuweiſen, worin genau angegeben ſey ob eine baldige Heilung zu erwarten, weil im entgegengeſetzten Fall die Leidenden mit Vorbehalt ihres Ranges bis zu erfolgter Geneſung, alſo zeitlich in den Ruheſtand verſetzt werden ſollen. Schlick, der ein paar Tage in der Hauptſtadt verweilte, begab ſich vorgeſtern zu ſeinem Armeecorps zurück. Heute lacht die Sonne. Der Frühling iſt da, leider aber noch nicht das Ende dieſes traurigen Kampfes. * Peſth, 29 März. Die Siegesnachrichten aus Italien haben hier einen großen Eindruck hervorgebracht, umſomehr als die magyariſche Par- tei das Gelingen ihrer Sache großentheils von jener der Italiener abhäu- gig machte, wobei ſie ſich den abenteuerlichſten Illuſionen überließ. Die beiden geſtern und heute hier angelangten telegraphiſchen Depeſchen die ſchon die Abdankung Karl Albert’s und den Einzug Radetzky’s in Novara melden — Reſultate die über alle Erwartung raſch ſich ergaben — haben jene Partei faſt gänzlich entmuthigt und herabgeſtimmt; ſie tröſtet ſich nun mit der ſchwachen Hoffnung daß Frankreich in Italien gegen Oeſter- reich interveniren werde, von Rußland aber wollen ſie deßhalb nichts fürchten weil ſie ein Zerwürfniß dieſer Macht mit der Türkei als ſicher annehmen. Vom Kriegsſchauplatz der Hauptarmee hören wir faſt nichts. Da die Wege durch die anhaltende regneriſche Witterung ganz verdorben ſind, ſo ſind alle Operationen gehemmt, und es dürften noch mehrere Tage vergehen bis etwas wird unternommen werden können. Heute ſind mit- telſt mehrerer Dampfboote Truppen und Artillerie die Donau herauf hier angekommen; wahrſcheinlich ſind dieſelben in den unteren Gegenden, wohin ſie vor einigen Wochen abgingen, nicht mehr nothwendig. An Gerüchten, die hier verbreitet werden, größtentheils um die ungariſchen Geldnoten zu heben, fehlt es auch heute nicht; ſo ſoll die Feſtung Arad von den Ungarn erſtürmt, und bei Loſſoncz ſollen die kaiſerlichen italie- niſchen Truppen vom Regiment Wimpfen zu den Rebellen übergegangen ſeyn. Eine Maßregel der Strenge die gegen das im ganzen und ver- gleichsweiſe milde und gerechte Verfahren des Fürſten Windiſch-Grätz ſtark contraſtirt, ſoll heute in Vollzug geſetzt werden. Bekanntlich hat Fürſt Windiſch-Grätz vor einiger Zeit befohlen daß jede iſraelitiſche Ge-

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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 93, 3. April 1849, S. 1422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine93_1849/6>, abgerufen am 21.11.2024.