Allgemeine Zeitung, Nr. 90, 2. April 1900.Montag, Zweites Blatt Nr. 90 der Allgemeinen Zeitung. 2. April 1900. [Spaltenumbruch] Der Krieg in Südafrika. * London, 2. April. Tel. Die in Thabanchu * London, 2. April. Tel. Aus Bloemfontein * London, 2. April. Tel. General Smuts griff am * London, 2. April. Tel. Ein Meldereiter aus * London, 2. April. Tel. Nach einer Depesche der * London, 2. April. Tel. Einem Telegramm aus * London, 2. April. Tel. Präsident Steijn soll, * Kapstadt, 2. April. Tel. Ein Armeebefehl er- * Kapstadt, 2. April. Tel. Typhus und Masern, * Kapstadt, 2. April. Tel. Die Abfahrt der Trans- Bayerischer Landtag. 114. Plenarsitzung der Kammer der Abgeordneten. 🜍 München, 2. April.(Nachdruck verboten.) Am Ministertisch Dr. Frhr. Abg. Dr. Heim (Centr.) referirt über die Rechnungs- Den Nachweisungen wird ohne Debatte die Anerken- Zum Etat der Aerarialrente von der kgl. Bank Abg. Aichbichler (Centr.) wünscht eine Filiale der Abg. Reeb (Centr.) wünscht eine solche in Pirmasenz. Abg. Conrad (lib.): Es gibt in der Pfalz noch andere Abg. Gerstenberger (Centr.) will eine Filiale in Minister Dr. Frhr. v. Riedel: Die Bank wurde Die Aerarialrente von der kgl. Bank zu Nürnberg ist Ferner beschließt das Haus, dem Ausschußantrag gemäß: "Es sei die Staatsregierung zu ersuchen, in Bälde auf zweck- Abg. Burger (Centr.) referirt sodann über die Rech- Abg. Wagner (lib.) führt, nachdem der Referent den Abg. v. Vollmar (Soz.): Professor Lipps hat nichts Abg. Geiger (Centr.): Wenn zwei dasselbe thun, ist es Abg. Dr. Casselmann (lib.): Die Nürnberger Geschichte Abg. Dr. Daller (Centr.): Der vom Vorredner beregte Minister Dr. Frhr. v. Leonrod: Prof. Dr. Lipps muß Abg. Dr. Heim (Centr.): Dr. Casselmann hat sich Minister Dr. Frhr. v. Leonrod: Es steht im Belieben Minister Dr. v. Landmann trägt keine Bedenken, das Abg. Dr. Hammerschmidt: Dr. Lipps konnte nicht Abg. Segitz (Soz.): Dr Lipps hat nichts Anderes ge- Abg. Dr. Daller (Centr.): Eine Petition zur lex Heinze Zum Etat der Pensionen und Suftentationen für die Schluß der Sitzung 121/2 Uhr. Nächste Sitzung morgen, Bayerische Chronik. München, 2. April.* Hof- und Personalnachrichten. Se. kgl. Hoh. * Todesfall. Gestern verschied hier Frau Laura * Beerdigung. Am Samstag Nachmittag fand im Ministerialrath Ritter v. Ganghofer +. Ein Montag, Zweites Blatt Nr. 90 der Allgemeinen Zeitung. 2. April 1900. [Spaltenumbruch] Der Krieg in Südafrika. * London, 2. April. Tel. Die in Thabanchu * London, 2. April. Tel. Aus Bloemfontein * London, 2. April. Tel. General Smuts griff am * London, 2. April. Tel. Ein Meldereiter aus * London, 2. April. Tel. Nach einer Depeſche der * London, 2. April. Tel. Einem Telegramm aus * London, 2. April. Tel. Präſident Steijn ſoll, * Kapſtadt, 2. April. Tel. Ein Armeebefehl er- * Kapſtadt, 2. April. Tel. Typhus und Maſern, * Kapſtadt, 2. April. Tel. Die Abfahrt der Trans- Bayeriſcher Landtag. 114. Plenarſitzung der Kammer der Abgeordneten. 🜍 München, 2. April.(Nachdruck verboten.) Am Miniſtertiſch Dr. Frhr. Abg. Dr. Heim (Centr.) referirt über die Rechnungs- Den Nachweiſungen wird ohne Debatte die Anerken- Zum Etat der Aerarialrente von der kgl. Bank Abg. Aichbichler (Centr.) wünſcht eine Filiale der Abg. Reeb (Centr.) wünſcht eine ſolche in Pirmaſenz. Abg. Conrad (lib.): Es gibt in der Pfalz noch andere Abg. Gerſtenberger (Centr.) will eine Filiale in Miniſter Dr. Frhr. v. Riedel: Die Bank wurde Die Aerarialrente von der kgl. Bank zu Nürnberg iſt Ferner beſchließt das Haus, dem Ausſchußantrag gemäß: „Es ſei die Staatsregierung zu erſuchen, in Bälde auf zweck- Abg. Burger (Centr.) referirt ſodann über die Rech- Abg. Wagner (lib.) führt, nachdem der Referent den Abg. v. Vollmar (Soz.): Profeſſor Lipps hat nichts Abg. Geiger (Centr.): Wenn zwei dasſelbe thun, iſt es Abg. Dr. Caſſelmann (lib.): Die Nürnberger Geſchichte Abg. Dr. Daller (Centr.): Der vom Vorredner beregte Miniſter Dr. Frhr. v. Leonrod: Prof. Dr. Lipps muß Abg. Dr. Heim (Centr.): Dr. Caſſelmann hat ſich Miniſter Dr. Frhr. v. Leonrod: Es ſteht im Belieben Miniſter Dr. v. Landmann trägt keine Bedenken, das Abg. Dr. Hammerſchmidt: Dr. Lipps konnte nicht Abg. Segitz (Soz.): Dr Lipps hat nichts Anderes ge- Abg. Dr. Daller (Centr.): Eine Petition zur lex Heinze Zum Etat der Penſionen und Suftentationen für die Schluß der Sitzung 12½ Uhr. Nächſte Sitzung morgen, Bayeriſche Chronik. München, 2. April.* Hof- und Perſonalnachrichten. Se. kgl. Hoh. * Todesfall. Geſtern verſchied hier Frau Laura * Beerdigung. Am Samſtag Nachmittag fand im ∆ Miniſterialrath Ritter v. Ganghofer †. Ein <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005"/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Montag, Zweites Blatt Nr. 90 der Allgemeinen Zeitung.</hi> 2. April 1900.</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Krieg in Südafrika.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Die in <hi rendition="#g">Thabanchu</hi><lb/> garniſonirende, aus <hi rendition="#g">Kavallerie, Artillerie</hi><lb/> und <hi rendition="#g">berittener Infanterie</hi> beſtehende eng-<lb/> liſche Truppe mußte vor einer heranrückenden großen<lb/> Burenſtreitmacht <hi rendition="#g">zurückgehen</hi> und gerieth in einen<lb/><hi rendition="#g">Hinterhalt. Das ganze Detachement mit<lb/> ſechs Geſchützen wurde von den Buren ge-<lb/> fangen genommen.</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Aus <hi rendition="#g">Bloemfontein</hi><lb/> wird über die <hi rendition="#g">Niederlage</hi> bei <hi rendition="#g">Buſchmanskop</hi> gemeldet:<lb/> Eine von dem Oberſten <hi rendition="#g">Broadwood</hi> befehligte, aus<lb/><hi rendition="#g">Kavallerie,</hi> zwei Batterien <hi rendition="#g">Artillerie</hi> und der unter<lb/> dem Befehl des Oberſten <hi rendition="#g">Pilcher</hi> ſtehenden berittenen <hi rendition="#g">In-<lb/> fanterie</hi> zuſammengeſetzte Truppe, die in <hi rendition="#g">Thaba-Ntſchu</hi><lb/> garniſonirte, mußte ſich in der letzten Nacht, 30. März,<lb/><hi rendition="#g">zurückziehen,</hi> da eine große Streitmacht ſich näherte. Die<lb/> Truppe marſchirte nach den Waſſerwerken von Bloemſontein,<lb/> ſüdlich vom Modder-Fluß, woſelbſt ſie um 4 Uhr früh ein<lb/><hi rendition="#g">Lager</hi> bezog, welches bei Tagesanbruch von rückwärts mit<lb/><hi rendition="#g">Granaten beſchoſſen wurde.</hi> Broadwood ſchickte den<lb/> Convoi und die Batterien fort, während der Reſt der Truppe<lb/> als Rückendeckung zurückblieb. Der Zug gelangte in ein tiefes<lb/> Flußthal, woſelbſt ſich die Buren verſteckt hielten. So gerieth<lb/> die <hi rendition="#g">ganze Abtheilung</hi> in einen Hinterhalt und <hi rendition="#g">wurde<lb/> mit Einſchluß von ſechs Geſchützen gefangen ge-<lb/> nommen.</hi> Der Verluſt an Menſchenleben iſt nicht groß, da<lb/> die meiſten Mannſchaften in den Hinterhalt geriethen, bevor<lb/> ein Schuß abgegeben war. General <hi rendition="#g">Colville’s</hi> Diviſion,<lb/> die heute früh Bloemſontein verlaſſen hatte, traf um 12 Uhr<lb/> ein und hat das Granatfeuer auf den Feind begonnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> General <hi rendition="#g">Smuts</hi> griff am<lb/> 29. März die Engländer bei Mafelkop ſüdlich von <hi rendition="#g">Brand-<lb/> fontein</hi> an und hielt ſie ſechs Stunden lang in Schach.<lb/> Die Buren fochten ſehr gut. <hi rendition="#g">Die Verluſte ſind unbekannt.</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Ein Meldereiter aus<lb/><hi rendition="#g">Kimberley</hi> berichtet, die <hi rendition="#g">Buren</hi> lagern in der Nähe von<lb/> dem früheren Lager Cronje’s bei <hi rendition="#g">Paardeberg.</hi> Herum-<lb/> ſtreifende Abtheilungen ſuchten von den Gehöften in der<lb/> Nachbarſchaft die Pferde wegzutreiben, welche als untauglich<lb/> von den Engländern laufen gelaſſen waren. — Lord <hi rendition="#g">Roberts</hi><lb/> fandte eine Depeſche an Präſident <hi rendition="#g">Krüger,</hi> in welcher er<lb/> ihm anläßlich <hi rendition="#g">Jouberts Tod</hi> ſein <hi rendition="#g">Beileid</hi> ausdrückt und<lb/> die ritterliche Haltung wie den perſönlichen Muth des Dahin-<lb/> geſchiedenen rühmend hervorhebt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Nach einer Depeſche der<lb/> Abendblätter aus der <hi rendition="#g">Kapſtadt</hi> ſind die Vorbereitungen<lb/> zum <hi rendition="#g">Vormarſch der Truppen</hi> des <hi rendition="#g">Feldmarſchalts<lb/> Lord Roberts</hi> ſo weit gefördert, daß der Vormarſch in<lb/> der <hi rendition="#g">nächſten Woche</hi> beginnen dürfte. — Einer Depeſche<lb/> aus <hi rendition="#g">Warrenton</hi> zufolge wurde dort den ganzen Freitag<lb/> über gekämpft.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Einem Telegramm aus<lb/><hi rendition="#g">Pretoria</hi> zufolge hat <hi rendition="#g">Präſident Krüger</hi> bei Jouberts<lb/> Begräbniß angekündigt, daß <hi rendition="#g">General Botha</hi> der <hi rendition="#g">Nach-<lb/> folger Jouberts</hi> als <hi rendition="#g">Generalkommandant</hi> der Trans-<lb/> vaal-Armee ſein werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">London,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel. Präſident Steijn</hi> ſoll,<lb/> wie berichtet wird, ſich nach <hi rendition="#g">Ladybrand</hi> begeben haben,<lb/> um die Buren zu erneutem Widerſtande anzuſpornen. Eine<lb/> Anzahl von Aufrufen und ähnlichen Kundgebungen der Buren<lb/> ſind im Umlaufe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Kapſtadt,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Ein <hi rendition="#g">Armeebefehl</hi> er-<lb/> klärt die <hi rendition="#g">Bezeichnung Freiſtaatbahn</hi> für <hi rendition="#g">erloſchen</hi><lb/> und erſetzt dieſelbe durch die Bezeichnung Reichsmilitärbahn.<lb/> (Die Maßregel erſcheint etwas verfrüht. England iſt noch<lb/> nicht im Beſitze des Oranje-Freiſtaats. Die Red.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Kapſtadt,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel. Typhus</hi> und <hi rendition="#g">Maſern,</hi><lb/> woran die <hi rendition="#g">gefangenen Buren</hi> auf den Transportſchiffen<lb/> leiden, zogen ſie ſich in den Verſchanzungen bei <hi rendition="#g">Paarde-<lb/> berg</hi> zu. (?) Die Gefangenen erheben keine Klage betr.<lb/> Nahrung und Waſſer. Sie erhalten dasſelbe Waſſer wie die<lb/> Bemannung des engliſchen Geſchwaders. Der Admiral und<lb/> der oberſte Militärarzt beſichtigten die Transportſchiffe und<lb/> ertheilten den Befehl, daß alle transportfähigen Kranken in<lb/> ein <hi rendition="#g">beſonderes Hoſpital</hi> gebracht werden. Es wird<lb/> Vorſorge getragen, daß keine Ueberfüllung ſtattfindet. (Dieſe<lb/> Meldung läßt ſehr deutlich zwiſchen den Zeilen leſen, daß<lb/> bisher <hi rendition="#g">faſt keine Fürſorge</hi> für die Gefangenen getroffen<lb/> wurde. — D. Red.)</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Kapſtadt,</hi> 2. April.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Die <hi rendition="#g">Abfahrt</hi> der <hi rendition="#g">Trans-<lb/> portſchiffe</hi> mit den nach <hi rendition="#g">St. Helena</hi> beſtimmten ge-<lb/> fangenen <hi rendition="#g">Buren</hi> wurde infolge zunehmenden Krankenſtandes<lb/><hi rendition="#g">verſchoben.</hi> Heute ſind drei Buren geſtorben, im ganzen<lb/> in dieſer Woche 12. Morgen werden weitere 200 Gefangene<lb/> hier erwartet.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſcher Landtag.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">114. Plenarſitzung der Kammer der Abgeordneten.</hi></hi><lb/> (Nachdruck verboten.)</hi> </head><lb/> <dateline>&#x1F70D; <hi rendition="#b">München,</hi> 2. April.</dateline> <p>Am Miniſtertiſch <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Frhr.<lb/> v. <hi rendition="#g">Riedel;</hi> ſpäter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Frhr. v. <hi rendition="#g">Leonrod,</hi> <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Frhr.<lb/> v. <hi rendition="#g">Feilitzſch</hi> und <hi rendition="#aq">Dr.</hi> v. <hi rendition="#g">Landmann.</hi></p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Heim</hi> (Centr.) referirt über die Rechnungs-<lb/> nachweiſungen <hi rendition="#g">zum Etat der Aerarialrente von der<lb/> kgl. Bank in Nürnberg für die Jahre</hi> 1896/97.</p><lb/> <p>Den Nachweiſungen wird ohne Debatte die <hi rendition="#g">Anerken-<lb/> nung ertheilt.</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#g">Zum Etat der Aerarialrente von der kgl. Bank<lb/> in Nürnberg für die <hi rendition="#aq">XXV.</hi> Finanzperiode</hi> führen in<lb/> der Generaldiskuſſion aus:</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Aichbichler</hi> (Centr.) wünſcht eine Filiale der<lb/> kgl. Bank in <hi rendition="#g">Ingolſtadt.</hi></p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Reeb</hi> (Centr.) wünſcht eine ſolche in <hi rendition="#g">Pirmaſenz.</hi></p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Conrad</hi> (lib.):</p> <quote>Es gibt in der Pfalz noch andere<lb/> und wichtigere Städte als gerade Pirmaſenz. Vor allem<lb/> wäre <hi rendition="#g">Kaiſerslautern</hi> zu berückſichtigen. Aber man braucht<lb/> überhaupt nicht zu ängſtlich vorzugehen; wie die Bayeriſche<lb/> Notenbank ſollte es auch die kgl. Bank machen und nicht die<lb/> eine <hi rendition="#g">oder</hi> die andere, ſondern die eine <hi rendition="#g">und</hi> die andere be-<lb/> rückſichtigen.</quote><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Gerſtenberger</hi> (Centr.) will eine Filiale in<lb/><hi rendition="#g">Aſchaffenburg.</hi></p><lb/> <p>Miniſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Frhr. v. Riedel:</hi></p> <quote>Die Bank wurde<lb/> ſeinerzeit für die fränkiſchen Kreiſe gegründet. Die Gerichts-<lb/> depoſiten wurden ihr überwieſen. Es iſt die Abſicht der<lb/> Regierung, durch allmähliche Verſtärkung der Mittel und durch<lb/> Ausdehnung der Bank überhaupt den Wirkungskreis der<lb/><cb/> Bank zu erweitern. Wenn es gelingt, die Verſtärkung der<lb/> Bank, wie geplant, fortzuführen, werden Filialen gegründet<lb/> werden. Aber zum Filialengründen gehört Geld, wie zum<lb/> Ausheirathen der Kinder. Es ſoll alſo heute noch nicht von<lb/> den Städten geſprochen werden, die Filialen bekommen ſollen;<lb/> das wäre ein Sackrennen.</quote><lb/> <p>Die Aerarialrente von der kgl. Bank zu Nürnberg iſt<lb/> für ein Jahr der <hi rendition="#aq">XXV.</hi> Finanzperiode auf 700,000 M. feſt-<lb/> geſetzt. Der <hi rendition="#g">Antrag des Ausſchuſſes,</hi> dieſem Etatanſatz<lb/> und dem Etat ſelbſt die Zuſtimmung zu ertheilen, wird vom<lb/> Hauſe ohne weitere Debatte <hi rendition="#g">angenommen.</hi></p><lb/> <p>Ferner beſchließt das Haus, dem Ausſchußantrag gemäß:</p><lb/> <floatingText> <body> <div n="1"> <p>„Es ſei die Staatsregierung zu erſuchen, in Bälde auf zweck-<lb/> dienliche Weiſe das <hi rendition="#g">Betriebskapital der kgl. Bank zu<lb/> Nürnberg beträchtlich zu erhöhen</hi> und zu dieſem Zweck<lb/> zunächſt das Einverſtändniß damit zu erklären, daß der<lb/> kgl. Bank die Aerarialrente für die <hi rendition="#aq">XXV.</hi> Finanzperiode zur<lb/> Verſtärkung ihrer Betriebsmittel gegen mäßige Verzinſung<lb/> inſolange belaſſen werde, als die ſonſtigen im Budget zur<lb/> Verfügung geſtellten Einnahmen zur Beſtreitung der budget-<lb/> mäßigen Ausgaben zureichen.“</p> </div> </body> </floatingText><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Burger</hi> (Centr.) referirt ſodann über die Rech-<lb/> nungsnachweiſungen zum <hi rendition="#g">Etat der Penſionen, Suſten-<lb/> tationen und Unterſtützungen für die Staats-<lb/> diener,</hi> Staatsbedienſteten und ihre Hinterbliebenen für die<lb/> Jahre 1896 und 1897, ſowie über den Etat ſelbſt für die<lb/><hi rendition="#aq">XXV.</hi> Finanzperiode. Den Nachweiſungen wird ohne Debatte<lb/> die Anerkennung ertheilt.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Wagner</hi> (lib.) führt, nachdem der Referent den<lb/><hi rendition="#g">Fall Lipps</hi> erwähnt hatte, aus: Es ſei nicht genau kon-<lb/> ſtatirt, was eigentlich Prof. Lipps im Wortlaut geſagt habe;<lb/> jedenfalls liege kein Grund vor, den Richterſtand anzugreifen,<lb/> aber jeder Staatsbürger, auch der Beamte, müſſe das Recht<lb/> haben, ſeine Meinung öffentlich zu ſagen.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">v. Vollmar</hi> (Soz.):</p> <quote>Profeſſor Lipps hat nichts<lb/> gethan, außer er hat die Meinung ausgeſprochen, die in ſeinen<lb/> Kreiſen herrſcht. Es wird der Univerſitätsprofeſſor zwar zu<lb/> Unrecht als Beamter erklärt; aber auch wenn er Beamter<lb/> wäre, müßte er ſeine Meinung ſagen dürfen. Es iſt nicht zu<lb/> rechtfertigen, daß der Fall im Ausſchuß des Landtags zur<lb/> Sprache kam. Der Ausſchuß iſt das zuſtändige Forum nicht,<lb/> und das Vorgehen kann den Schein erwecken, als ob man<lb/> irgendwie gegen Prof. Lipps hetzen wolle.</quote><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Geiger</hi> (Centr.):</p> <quote>Wenn zwei dasſelbe thun, iſt es<lb/> nicht dasſelbe. Prof. Lipps hat als Autorität geſprochen.<lb/> Was darüber berichtet wurde, iſt nicht widerlegt, beſteht alſo.<lb/> Die Ausſprache: „Die Unbeſtechlichkeit der Richter iſt Legende“,<lb/> iſt unrecht und geht das Land an. Wir haben alſo die Pflicht,<lb/> darauf zu kommen.</quote><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Caſſelmann</hi> (lib.):</p> <quote>Die Nürnberger Geſchichte<lb/> mit dem Evangeliſchen Bund hat bewieſen, wie ſehr vor-<lb/> ſichtig Zeitungsberichte aufgefaßt werden müſſen. Ich muß<lb/> deßhalb dagegen proteſtiren, daß der Zeitungsbericht als die<lb/> Thatſache wiedergebend bezeichnet wird; denn dann wäre der<lb/> Proteſt dagegen berechtigt. Wo darüber geſprochen hätte werden<lb/> ſollen, da wurde die Beſprechung verhindert. Aber aufge-<lb/> ſchoben, iſt nicht aufgehoben.</quote><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Daller</hi> (Centr.):</p> <quote>Der vom Vorredner beregte<lb/> Fall konnte ohne den Juſtizminiſter nicht beſprochen werden,<lb/> denn es handelte ſich um ein Strafgeſetz. Daß ein Profeſſor<lb/> ſagen konnte, „die Unbeſtechlichkeit der Richter ſei Legende“,<lb/> mußte beſprochen werden, oder ſie mußte aufgeklärt werden.<lb/> Lipps, ein Profeſſor, von Norden kommend, iſt ſchuldig, uns<lb/> zu ſagen, was er eigentlich gemeint hat.</quote><lb/> <p>Miniſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Frhr. v. Leonrod:</hi></p> <quote>Prof. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Lipps muß<lb/> erſt gehört werden. Er hat Worte geſprochen, die ich im<lb/> Ausſchuß ſchon bedauert habe. Jedenfalls muß aber mit<lb/> Rückſicht auf den Wortlaut Prof. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Lipps ſelbſt gehört<lb/> werden. Dies ſoll durch den Reſſortminiſter geſchehen. Prof.<lb/> Lipps iſt aber jetzt noch nicht hier. Er konnte noch nicht<lb/> gehört werden.</quote><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Heim</hi> (Centr.):</p> <quote><hi rendition="#aq">Dr.</hi><hi rendition="#g">Caſſelmann</hi> hat ſich<lb/> über einen Artikel des „Oſſervatore Romano“ ſeinerzeit auf-<lb/> gehalten. Der päpſtliche Stuhl hätte die Sache klarſtellen<lb/> ſollen, hat <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Caſſelmann damals verlangt. Wir verlangen<lb/> das Gleiche heute von Prof. Lipps. Zudem hat nicht ein<lb/> ultramontaner Berichterſtatter dort in der Verſammlung ge-<lb/> ſeſſen, der tendenziös gefärbt hätte. Die „Augsb. Abdztg.“<lb/> hat den Ausdruck gebracht, wie ihn <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Geiger citirte, und<lb/> hat wiederholt die Richtigkeit ihres Berichts verbürgt. Warum<lb/> hat <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Lipps ſich nicht öffentlich erklärt? Warum hat den<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Lipps nicht der Staatsanwalt bekommen, ſondern der Kultus-<lb/> miniſter? Warum dieſer Modus? Entweder iſt der Mann<lb/> „hinreichend verdächtig“, dann hat der Staatsanwalt einzu-<lb/> greifen, oder er iſt es nicht, dann hat auch der Kultusminiſter<lb/> nichts damit zu thun. Ich bekomme davon ein Gefühl einer<lb/> zwiefachen Rechtſprechung, bezw. Behandlung von ſtrafbaren<lb/> Dingen. Es bürgert ſich ſo eine gefährliche Klaſſenjuſtiz ein.<lb/> Beamte ſollen unabhängig ſein in ihrer Meinungsäußerung.<lb/> Die Praxis beim Miniſterium iſt aber anders. Wenn es ſich<lb/> um einen Centrumsangehörigen handeln würde, dann wäre<lb/> Ihre Entrüſtung (nach links) nicht ſo ſtark. Abg. Wagner<lb/> hätte ſeinen Satz nicht ſo ohne Einſchränkung machen dürfen,<lb/> wo es ſich um einen von der Anſicht ſeiner Kreiſe beeinflußten<lb/> Richter handelte. Sonſt müßte ich als Katholik vor einem<lb/> proteſtantiſchen Richter mich fürchten. (Abg. Wagner lächelt.)<lb/> Ihr Lächeln, Hr. Abg. Wagner, iſt nicht das Lächeln der<lb/> Weisheit! (Glocke des Präſidenten.)</quote><lb/> <p>Miniſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Frhr. v. Leonrod:</hi></p> <quote>Es ſteht im Belieben<lb/> der Staatsanwaltſchaft, wie ſie die Perſonen vernehmen laſſen<lb/> will. Zum Ermittlungsverfahren kann die Staatsanwaltſchaft<lb/> alle Behörden verwenden. Die Staatsanwaltſchaft konnte den<lb/> Prof. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Lipps in ſeiner Abweſenheit nicht hören. Warum<lb/> ſollte übrigens der Kultusminiſter die Ermittlungen nicht<lb/> pflegen? Prof. Lipps iſt übrigens auch Beamter und wird<lb/> dem ihm vorgeſetzten Miniſter Rede ſtehen. Der Ausſpruch<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Lipps’ wäre in der gebrachten Form beleidigend für den<lb/> ganzen Richterſtand. Prof. Lipps muß aber darüber noch<lb/> gehört werden. Er hätte nicht ſo ſchnell abreiſen ſollen, er<lb/> hätte auch indeſſen eine Erklärung öffentlich abgeben können.</quote><lb/> <p>Miniſter <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">v. Landmann</hi> trägt keine Bedenken, das<lb/> Ermittelungsverfahren zu übernehmen.</p><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Hammerſchmidt:</hi></p> <quote><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Lipps konnte nicht<lb/> wiſſen, daß die Sache ſolchen Umfang annehme, ſonſt wäre<lb/> er nicht abgereist. Er meinte aber auch nicht eine Beſtechlich-<lb/> keit durch Geld. Jedenfalls war der Ausdruck unvorſichtig,<lb/> wie die Auffaſſung zeigt. Der Angriff <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Heims gegen den<lb/> Abgeordneten Wagner iſt nicht gerechtfertigt. Er ſelbſt hat<lb/> ja zugeſtanden, daß Anſichten einen Einfluß auf den<lb/> Richter üben. Daß wir einen Centrumsangehörigen nicht<lb/><cb/> in Schutz genommen hätten, iſt ein unberechtigter Vor-<lb/> wurf der Parteilichkeit gegen uns. Jedenfalls muß jedem<lb/> Bürger, auch dem Beamten, ein freies öffentliches Wort<lb/> geſtattet ſein. Was das Vorgehen <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Dallers bezüglich der<lb/><hi rendition="#aq">lex</hi> Heinze betrifft, ſo handelte es ſich um eine Sache, die die<lb/> Kunſt unmittelbar betrifft und bezüglich der eine Petition vor-<lb/> liegt. Das Vorgehen <hi rendition="#aq">Dr</hi> Dallers iſt alſo nicht gerechtfertigt.</quote><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#b">Segitz</hi> (Soz.):</p> <quote><hi rendition="#aq">Dr</hi> Lipps hat nichts Anderes ge-<lb/> ſagt, als was die Meinung der Richter ſelbſt zum großen<lb/> Theil iſt. Die Miniſter ſind ja nicht allzu freiſinnig; es hätte<lb/> alſo der Aufregung und der Aneiferung der Miniſter gegen<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Lipps nicht bedurft.</quote><lb/> <p>Abg. <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#b">Daller</hi> (Centr.):</p> <quote>Eine Petition zur <hi rendition="#aq">lex</hi> Heinze<lb/> liegt uns nicht vor. Mein Vorgehen im Ausſchuß war alſo<lb/> nach der Geſchäftsordnung gerechtfertigt.</quote><lb/> <p>Zum Etat der Penſionen und Suftentationen für die<lb/> Staatsdiener und Staatsbedienſteten ſind eine Reihe von<lb/> Petitionen einſchlägig, die durch Uebergang zur Tagesordnung<lb/> erledigt werden. Die Petition des Komitees der <hi rendition="#g">nicht-<lb/> pragmatiſchen Staatsbeamten</hi> und Staatsbedienſteten<lb/> in München um Schaffung einer obligatoriſchen <hi rendition="#g">Relikten-<lb/> verſorgungskaſſe</hi> wird durch die Erklärung der Staats-<lb/> regierung als erledigt erachtet, es müſſe den Petenten über-<lb/> laſſen bleiben, die Vorarbeiten zu machen, bevor die Staats-<lb/> regierung ſelbſt eingreifen könne. Der <hi rendition="#g">Etat</hi> wird mit einem<lb/> Geſammtumſatz von 17,911,848 M. (1,908,256 M. mehr als<lb/> in der <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Finanzperiode) <hi rendition="#g">genehmigt.</hi></p><lb/> <p>Schluß der Sitzung 12½ Uhr. Nächſte Sitzung morgen,<lb/> vormittags 9 Uhr. Tagesordnung: Abänderung des Polizei-<lb/> ſtrafgeſetzbuches, Rückäußerung der Reichsrathskammer zum<lb/> Pferdeverſicherungsgeſetz.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 2. April.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Hof- und Perſonalnachrichten.</hi></head> <p>Se. kgl. Hoh.<lb/> der <hi rendition="#g">Prinz-Regent</hi> wohnte geſtern Morgen dem Gottes-<lb/> dienſte in der Allerheiligen-Hofkirche an, beſuchte darauf die<lb/> Wochenausſtellung des Kunſtvereins und fuhr dann im Wittels-<lb/> bacher-Palais vor, um dem Prinzen <hi rendition="#g">Karl</hi> zu ſeinem Geburts-<lb/> feſte zu gratuliren. In <hi rendition="#g">Audienz</hi> wurden geſtern vom<lb/> Regenten empfangen: <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Helferich,</hi> Generalarzt <hi rendition="#aq">à l. s.</hi><lb/> des Sanitätskorps; Max v. <hi rendition="#g">Klenze,</hi> Hauptmann a. D.;<lb/> Landgerichtsrath <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Guggenheimer;</hi> Thiermaler Otto<lb/><hi rendition="#g">Grashey;</hi> die Oberbauräthe Eduard <hi rendition="#g">Reuter</hi> und Hugo<lb/><hi rendition="#g">Höfl;</hi> <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Dorffmeiſter</hi> kgl. Regierungs- und Kreis-<lb/> medizinalrath in Regensburg; Wilhelm v. <hi rendition="#g">Berchem,</hi> Leutnant<lb/> im 1 Fuß-Art.-Regt.; Karl v. <hi rendition="#g">Berchem,</hi> Bezirksamts-<lb/> aſſeſſor in Kemnath. Zur <hi rendition="#g">Tafel</hi> waren geſtern geladen:<lb/> Prof. Franz v. <hi rendition="#g">Lenbach;</hi> Ferdinand v. <hi rendition="#g">Miller,</hi> Bildhauer<lb/> und Erzgießer; Prof. Haus <hi rendition="#g">Peterſen,</hi> Kunſtmaler; Prof. Gabr.<lb/><hi rendition="#g">Seidl,</hi> Architekt; Prof. Emanuel <hi rendition="#g">Seidl,</hi> Architekt; Kunſt-<lb/> maler Richard <hi rendition="#g">Groß</hi> und Maler Franz <hi rendition="#g">Schmid-Breitenbach.</hi><lb/> Heute Vormittag beglückwünſchte der Regent den Prinzen<lb/><hi rendition="#g">Georg</hi> zu ſeinem heutigen Geburtstag. Auch die übrigen<lb/> Mitglieder des königlichen Hauſes gratulirten den beiden<lb/> Prinzen. In die im Wittelsbacher- und Prinz Leopold-Palais<lb/> aufliegenden Gratulationsliſten zeichneten ſich die Mitglieder<lb/> der Hofgeſellſchaft ein. — Se. kgl. Hoheit der Prinz-Regent<lb/> überbrachte geſtern Mittag ſeiner Enkelin, der Prinzeſſin<lb/><hi rendition="#g">Mathilde,</hi> einen koſtbaren, aus Brillanten und Perlen be-<lb/> ſtehenden Halsſchmuck als Hochzeitsgeſchenk. Die Mutter der<lb/> Prinzeſſin Ludwig, Erzherzogin Eliſabeth von Oeſterreich, hat<lb/> ihrer Enkelin als Hochzeitsgeſchenk einen ſehr werthvollen,<lb/> aus Brillanten, Rubinen und Smaragden zuſammengeſetzten<lb/> Haarſchmuck überſchickt. — Prinzeſſin <hi rendition="#g">Ludwig</hi> und ihre<lb/> Töchter, Prinzeſſinnen <hi rendition="#g">Mathilde</hi> und <hi rendition="#g">Hildegard,</hi> die<lb/> Prinzen <hi rendition="#g">Rupprecht</hi> und <hi rendition="#g">Franz,</hi> Prinzeſſin <hi rendition="#g">Ludwig<lb/> Ferdinand</hi> Prinz und Prinzeſſin <hi rendition="#g">Alfons</hi> und Prinzeſſin<lb/><hi rendition="#g">Clara</hi> erſchienen geſtern Abend zu der muſikaliſchen Soiree<lb/> bei dem Reichsrath Frhrn. v. Cramer-Klett. — Prinz <hi rendition="#g">Max<lb/> von Baden,</hi> der Verlobte der Prinzeſſin Marie Luiſe von<lb/> Cumberland, paſſirte am Samſtag auf der Durchreiſe von<lb/> Wien nach Karlsruhe den hieſigen Zentralbahnhof. — Fürſt<lb/><hi rendition="#g">Albert von Thurn und Taxis</hi> trifft morgen zur Theil-<lb/> nahme an der Plenarſitzung der Kammer der Reichsräthe<lb/> hier ein. — Wie uns berichtigend mitgetheilt wird, hat ſich<lb/> Frl. Lina <hi rendition="#g">Schmidt,</hi> die Tochter des kgl. Profeſſors und<lb/> Baumeiſters Albert Schmidt hier, nicht mit Hrn. Profeſſor<lb/> Kunſtmaler Anderſen-Lundby, ſondern mit Hrn. Architekt<lb/> Heinrich <hi rendition="#g">Anderſen</hi> in Nürnberg vermählt. — Geſtorben iſt<lb/> in München der Hoſkaſſier im Privatdienſt Sr. kgl. Hoh. des<lb/> Prinz-Regenten, Hr. Karl <hi rendition="#g">Reicherzer.</hi> Er war über 30 Jahre<lb/> in ſeiner Stellung thätig.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Todesfall.</hi></head> <p>Geſtern verſchied hier Frau Laura<lb/> v. <hi rendition="#g">Schauß,</hi> die Wittwe des ehemaligen Direktors der Süd-<lb/> deutſchen Bodenkreditbank und Führers der Liberalen, Friedrich<lb/> v. Schauß. Die Verblichene hatte ſich während des Feldzugs<lb/> 1870/71 hervorragend an der heimiſchen Liebesthätigkeit be-<lb/> theiligt; ihr Haus bildete auch nach dem Tode ihres Gatten<lb/> den Mittelpunkt eines ſchöngeiſtigen Kreiſes.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>* <hi rendition="#b">Beerdigung.</hi></head> <p>Am Samſtag Nachmittag fand im<lb/> nördlichen Friedhofe das Begräbniß der verſtorbenen Ober-<lb/> hofmeiſterin der Prinzeſſin Leopold, Freifrau <hi rendition="#g">Clementine<lb/> v. Limpöck,</hi> ſtatt. Den Trauerzug eröffneten Flambeaux<lb/> tragende Lakaien. Dem reichbekränzten und mit dem Familien-<lb/> wappen der Verſtorbenen geſchmückten Sarge folgten die<lb/> Prinzen <hi rendition="#g">Leopold, Georg</hi> und <hi rendition="#g">Konrad,</hi> Graf <hi rendition="#g">Drechſel,</hi><lb/> Graf <hi rendition="#g">Seinsheim,</hi> Kriegsminiſter Frhr. v. <hi rendition="#g">Aſch,</hi> die Adju-<lb/> tanten Frhr. v. <hi rendition="#g">Perfall,</hi> Frhr. v. <hi rendition="#g">Reitzenſtein,</hi> zahlreiche<lb/> Beamte u. A. m Freifrau v. Limpöck war 1832 zu Sünching<lb/> geboren; mit ihr ſtirbt das bereits im Mannesſtamme er-<lb/> loſchene Geſchlecht (Adel ſeit 1636) aus. Der Geiſtliche hob<lb/> mit Recht in ſeiner Grabrede ihre ſeltene Treue und Anhäng-<lb/> lichkeit an das königliche Haus hervor: Prinzeſſin Leopold<lb/> beklagt in der Dahingeſchiedenen den Tod ihrer treueſten und<lb/> vertrauteſten Begleiterin. Seit 27 Jahren war Freifrau<lb/> v. Limpöck Hofdame der Prinzeſſin, vor zwei Jahren bei der<lb/> ſilbernen Hochzeit des prinzlichen Paares wurde ſie mit dem<lb/> Titel Excellenz ausgezeichnet. Auch der Kaiſer von Oeſter-<lb/> reich wußte der Verblichenen innigen Dank für die ſeiner<lb/> Tochter erwieſenen Dienſte. Was ſie aber dem Hauſe des<lb/> Prinzen Leopold an Treue leiſtete, das leiſtete ſie der be-<lb/> drängten Mitwelt an Wohlthätigkeit. Für Arme hatte ſie<lb/> ſtets eine offene Hand. Mit dem Kirchengebete fand die ernſte<lb/> Trauerfeier ihren Abſchluß. Am Grabe waren prächtige<lb/> Kranzſpenden niedergelegt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head>∆ <hi rendition="#b">Miniſterialrath Ritter v. Ganghofer †.</hi></head> <p>Ein<lb/> ebenſo zahlreiches wie illuſtres Trauergefolge, beſtehend aus<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0005]
Montag, Zweites Blatt Nr. 90 der Allgemeinen Zeitung. 2. April 1900.
Der Krieg in Südafrika.
* London, 2. April.Tel. Die in Thabanchu
garniſonirende, aus Kavallerie, Artillerie
und berittener Infanterie beſtehende eng-
liſche Truppe mußte vor einer heranrückenden großen
Burenſtreitmacht zurückgehen und gerieth in einen
Hinterhalt. Das ganze Detachement mit
ſechs Geſchützen wurde von den Buren ge-
fangen genommen.
* London, 2. April.Tel. Aus Bloemfontein
wird über die Niederlage bei Buſchmanskop gemeldet:
Eine von dem Oberſten Broadwood befehligte, aus
Kavallerie, zwei Batterien Artillerie und der unter
dem Befehl des Oberſten Pilcher ſtehenden berittenen In-
fanterie zuſammengeſetzte Truppe, die in Thaba-Ntſchu
garniſonirte, mußte ſich in der letzten Nacht, 30. März,
zurückziehen, da eine große Streitmacht ſich näherte. Die
Truppe marſchirte nach den Waſſerwerken von Bloemſontein,
ſüdlich vom Modder-Fluß, woſelbſt ſie um 4 Uhr früh ein
Lager bezog, welches bei Tagesanbruch von rückwärts mit
Granaten beſchoſſen wurde. Broadwood ſchickte den
Convoi und die Batterien fort, während der Reſt der Truppe
als Rückendeckung zurückblieb. Der Zug gelangte in ein tiefes
Flußthal, woſelbſt ſich die Buren verſteckt hielten. So gerieth
die ganze Abtheilung in einen Hinterhalt und wurde
mit Einſchluß von ſechs Geſchützen gefangen ge-
nommen. Der Verluſt an Menſchenleben iſt nicht groß, da
die meiſten Mannſchaften in den Hinterhalt geriethen, bevor
ein Schuß abgegeben war. General Colville’s Diviſion,
die heute früh Bloemſontein verlaſſen hatte, traf um 12 Uhr
ein und hat das Granatfeuer auf den Feind begonnen.
* London, 2. April.Tel. General Smuts griff am
29. März die Engländer bei Mafelkop ſüdlich von Brand-
fontein an und hielt ſie ſechs Stunden lang in Schach.
Die Buren fochten ſehr gut. Die Verluſte ſind unbekannt.
* London, 2. April.Tel. Ein Meldereiter aus
Kimberley berichtet, die Buren lagern in der Nähe von
dem früheren Lager Cronje’s bei Paardeberg. Herum-
ſtreifende Abtheilungen ſuchten von den Gehöften in der
Nachbarſchaft die Pferde wegzutreiben, welche als untauglich
von den Engländern laufen gelaſſen waren. — Lord Roberts
fandte eine Depeſche an Präſident Krüger, in welcher er
ihm anläßlich Jouberts Tod ſein Beileid ausdrückt und
die ritterliche Haltung wie den perſönlichen Muth des Dahin-
geſchiedenen rühmend hervorhebt.
* London, 2. April.Tel. Nach einer Depeſche der
Abendblätter aus der Kapſtadt ſind die Vorbereitungen
zum Vormarſch der Truppen des Feldmarſchalts
Lord Roberts ſo weit gefördert, daß der Vormarſch in
der nächſten Woche beginnen dürfte. — Einer Depeſche
aus Warrenton zufolge wurde dort den ganzen Freitag
über gekämpft.
* London, 2. April.Tel. Einem Telegramm aus
Pretoria zufolge hat Präſident Krüger bei Jouberts
Begräbniß angekündigt, daß General Botha der Nach-
folger Jouberts als Generalkommandant der Trans-
vaal-Armee ſein werde.
* London, 2. April.Tel. Präſident Steijn ſoll,
wie berichtet wird, ſich nach Ladybrand begeben haben,
um die Buren zu erneutem Widerſtande anzuſpornen. Eine
Anzahl von Aufrufen und ähnlichen Kundgebungen der Buren
ſind im Umlaufe.
* Kapſtadt, 2. April.Tel. Ein Armeebefehl er-
klärt die Bezeichnung Freiſtaatbahn für erloſchen
und erſetzt dieſelbe durch die Bezeichnung Reichsmilitärbahn.
(Die Maßregel erſcheint etwas verfrüht. England iſt noch
nicht im Beſitze des Oranje-Freiſtaats. Die Red.)
* Kapſtadt, 2. April.Tel. Typhus und Maſern,
woran die gefangenen Buren auf den Transportſchiffen
leiden, zogen ſie ſich in den Verſchanzungen bei Paarde-
berg zu. (?) Die Gefangenen erheben keine Klage betr.
Nahrung und Waſſer. Sie erhalten dasſelbe Waſſer wie die
Bemannung des engliſchen Geſchwaders. Der Admiral und
der oberſte Militärarzt beſichtigten die Transportſchiffe und
ertheilten den Befehl, daß alle transportfähigen Kranken in
ein beſonderes Hoſpital gebracht werden. Es wird
Vorſorge getragen, daß keine Ueberfüllung ſtattfindet. (Dieſe
Meldung läßt ſehr deutlich zwiſchen den Zeilen leſen, daß
bisher faſt keine Fürſorge für die Gefangenen getroffen
wurde. — D. Red.)
* Kapſtadt, 2. April.Tel. Die Abfahrt der Trans-
portſchiffe mit den nach St. Helena beſtimmten ge-
fangenen Buren wurde infolge zunehmenden Krankenſtandes
verſchoben. Heute ſind drei Buren geſtorben, im ganzen
in dieſer Woche 12. Morgen werden weitere 200 Gefangene
hier erwartet.
Bayeriſcher Landtag.
114. Plenarſitzung der Kammer der Abgeordneten.
(Nachdruck verboten.)
🜍 München, 2. April.Am Miniſtertiſch Dr. Frhr.
v. Riedel; ſpäter Dr. Frhr. v. Leonrod, Dr. Frhr.
v. Feilitzſch und Dr. v. Landmann.
Abg. Dr. Heim (Centr.) referirt über die Rechnungs-
nachweiſungen zum Etat der Aerarialrente von der
kgl. Bank in Nürnberg für die Jahre 1896/97.
Den Nachweiſungen wird ohne Debatte die Anerken-
nung ertheilt.
Zum Etat der Aerarialrente von der kgl. Bank
in Nürnberg für die XXV. Finanzperiode führen in
der Generaldiskuſſion aus:
Abg. Aichbichler (Centr.) wünſcht eine Filiale der
kgl. Bank in Ingolſtadt.
Abg. Reeb (Centr.) wünſcht eine ſolche in Pirmaſenz.
Abg. Conrad (lib.):
Es gibt in der Pfalz noch andere
und wichtigere Städte als gerade Pirmaſenz. Vor allem
wäre Kaiſerslautern zu berückſichtigen. Aber man braucht
überhaupt nicht zu ängſtlich vorzugehen; wie die Bayeriſche
Notenbank ſollte es auch die kgl. Bank machen und nicht die
eine oder die andere, ſondern die eine und die andere be-
rückſichtigen.
Abg. Gerſtenberger (Centr.) will eine Filiale in
Aſchaffenburg.
Miniſter Dr. Frhr. v. Riedel:
Die Bank wurde
ſeinerzeit für die fränkiſchen Kreiſe gegründet. Die Gerichts-
depoſiten wurden ihr überwieſen. Es iſt die Abſicht der
Regierung, durch allmähliche Verſtärkung der Mittel und durch
Ausdehnung der Bank überhaupt den Wirkungskreis der
Bank zu erweitern. Wenn es gelingt, die Verſtärkung der
Bank, wie geplant, fortzuführen, werden Filialen gegründet
werden. Aber zum Filialengründen gehört Geld, wie zum
Ausheirathen der Kinder. Es ſoll alſo heute noch nicht von
den Städten geſprochen werden, die Filialen bekommen ſollen;
das wäre ein Sackrennen.
Die Aerarialrente von der kgl. Bank zu Nürnberg iſt
für ein Jahr der XXV. Finanzperiode auf 700,000 M. feſt-
geſetzt. Der Antrag des Ausſchuſſes, dieſem Etatanſatz
und dem Etat ſelbſt die Zuſtimmung zu ertheilen, wird vom
Hauſe ohne weitere Debatte angenommen.
Ferner beſchließt das Haus, dem Ausſchußantrag gemäß:
„Es ſei die Staatsregierung zu erſuchen, in Bälde auf zweck-
dienliche Weiſe das Betriebskapital der kgl. Bank zu
Nürnberg beträchtlich zu erhöhen und zu dieſem Zweck
zunächſt das Einverſtändniß damit zu erklären, daß der
kgl. Bank die Aerarialrente für die XXV. Finanzperiode zur
Verſtärkung ihrer Betriebsmittel gegen mäßige Verzinſung
inſolange belaſſen werde, als die ſonſtigen im Budget zur
Verfügung geſtellten Einnahmen zur Beſtreitung der budget-
mäßigen Ausgaben zureichen.“
Abg. Burger (Centr.) referirt ſodann über die Rech-
nungsnachweiſungen zum Etat der Penſionen, Suſten-
tationen und Unterſtützungen für die Staats-
diener, Staatsbedienſteten und ihre Hinterbliebenen für die
Jahre 1896 und 1897, ſowie über den Etat ſelbſt für die
XXV. Finanzperiode. Den Nachweiſungen wird ohne Debatte
die Anerkennung ertheilt.
Abg. Wagner (lib.) führt, nachdem der Referent den
Fall Lipps erwähnt hatte, aus: Es ſei nicht genau kon-
ſtatirt, was eigentlich Prof. Lipps im Wortlaut geſagt habe;
jedenfalls liege kein Grund vor, den Richterſtand anzugreifen,
aber jeder Staatsbürger, auch der Beamte, müſſe das Recht
haben, ſeine Meinung öffentlich zu ſagen.
Abg. v. Vollmar (Soz.):
Profeſſor Lipps hat nichts
gethan, außer er hat die Meinung ausgeſprochen, die in ſeinen
Kreiſen herrſcht. Es wird der Univerſitätsprofeſſor zwar zu
Unrecht als Beamter erklärt; aber auch wenn er Beamter
wäre, müßte er ſeine Meinung ſagen dürfen. Es iſt nicht zu
rechtfertigen, daß der Fall im Ausſchuß des Landtags zur
Sprache kam. Der Ausſchuß iſt das zuſtändige Forum nicht,
und das Vorgehen kann den Schein erwecken, als ob man
irgendwie gegen Prof. Lipps hetzen wolle.
Abg. Geiger (Centr.):
Wenn zwei dasſelbe thun, iſt es
nicht dasſelbe. Prof. Lipps hat als Autorität geſprochen.
Was darüber berichtet wurde, iſt nicht widerlegt, beſteht alſo.
Die Ausſprache: „Die Unbeſtechlichkeit der Richter iſt Legende“,
iſt unrecht und geht das Land an. Wir haben alſo die Pflicht,
darauf zu kommen.
Abg. Dr. Caſſelmann (lib.):
Die Nürnberger Geſchichte
mit dem Evangeliſchen Bund hat bewieſen, wie ſehr vor-
ſichtig Zeitungsberichte aufgefaßt werden müſſen. Ich muß
deßhalb dagegen proteſtiren, daß der Zeitungsbericht als die
Thatſache wiedergebend bezeichnet wird; denn dann wäre der
Proteſt dagegen berechtigt. Wo darüber geſprochen hätte werden
ſollen, da wurde die Beſprechung verhindert. Aber aufge-
ſchoben, iſt nicht aufgehoben.
Abg. Dr. Daller (Centr.):
Der vom Vorredner beregte
Fall konnte ohne den Juſtizminiſter nicht beſprochen werden,
denn es handelte ſich um ein Strafgeſetz. Daß ein Profeſſor
ſagen konnte, „die Unbeſtechlichkeit der Richter ſei Legende“,
mußte beſprochen werden, oder ſie mußte aufgeklärt werden.
Lipps, ein Profeſſor, von Norden kommend, iſt ſchuldig, uns
zu ſagen, was er eigentlich gemeint hat.
Miniſter Dr. Frhr. v. Leonrod:
Prof. Dr. Lipps muß
erſt gehört werden. Er hat Worte geſprochen, die ich im
Ausſchuß ſchon bedauert habe. Jedenfalls muß aber mit
Rückſicht auf den Wortlaut Prof. Dr. Lipps ſelbſt gehört
werden. Dies ſoll durch den Reſſortminiſter geſchehen. Prof.
Lipps iſt aber jetzt noch nicht hier. Er konnte noch nicht
gehört werden.
Abg. Dr. Heim (Centr.):
Dr. Caſſelmann hat ſich
über einen Artikel des „Oſſervatore Romano“ ſeinerzeit auf-
gehalten. Der päpſtliche Stuhl hätte die Sache klarſtellen
ſollen, hat Dr. Caſſelmann damals verlangt. Wir verlangen
das Gleiche heute von Prof. Lipps. Zudem hat nicht ein
ultramontaner Berichterſtatter dort in der Verſammlung ge-
ſeſſen, der tendenziös gefärbt hätte. Die „Augsb. Abdztg.“
hat den Ausdruck gebracht, wie ihn Dr. Geiger citirte, und
hat wiederholt die Richtigkeit ihres Berichts verbürgt. Warum
hat Dr. Lipps ſich nicht öffentlich erklärt? Warum hat den
Dr. Lipps nicht der Staatsanwalt bekommen, ſondern der Kultus-
miniſter? Warum dieſer Modus? Entweder iſt der Mann
„hinreichend verdächtig“, dann hat der Staatsanwalt einzu-
greifen, oder er iſt es nicht, dann hat auch der Kultusminiſter
nichts damit zu thun. Ich bekomme davon ein Gefühl einer
zwiefachen Rechtſprechung, bezw. Behandlung von ſtrafbaren
Dingen. Es bürgert ſich ſo eine gefährliche Klaſſenjuſtiz ein.
Beamte ſollen unabhängig ſein in ihrer Meinungsäußerung.
Die Praxis beim Miniſterium iſt aber anders. Wenn es ſich
um einen Centrumsangehörigen handeln würde, dann wäre
Ihre Entrüſtung (nach links) nicht ſo ſtark. Abg. Wagner
hätte ſeinen Satz nicht ſo ohne Einſchränkung machen dürfen,
wo es ſich um einen von der Anſicht ſeiner Kreiſe beeinflußten
Richter handelte. Sonſt müßte ich als Katholik vor einem
proteſtantiſchen Richter mich fürchten. (Abg. Wagner lächelt.)
Ihr Lächeln, Hr. Abg. Wagner, iſt nicht das Lächeln der
Weisheit! (Glocke des Präſidenten.)
Miniſter Dr. Frhr. v. Leonrod:
Es ſteht im Belieben
der Staatsanwaltſchaft, wie ſie die Perſonen vernehmen laſſen
will. Zum Ermittlungsverfahren kann die Staatsanwaltſchaft
alle Behörden verwenden. Die Staatsanwaltſchaft konnte den
Prof. Dr. Lipps in ſeiner Abweſenheit nicht hören. Warum
ſollte übrigens der Kultusminiſter die Ermittlungen nicht
pflegen? Prof. Lipps iſt übrigens auch Beamter und wird
dem ihm vorgeſetzten Miniſter Rede ſtehen. Der Ausſpruch
Dr. Lipps’ wäre in der gebrachten Form beleidigend für den
ganzen Richterſtand. Prof. Lipps muß aber darüber noch
gehört werden. Er hätte nicht ſo ſchnell abreiſen ſollen, er
hätte auch indeſſen eine Erklärung öffentlich abgeben können.
Miniſter Dr. v. Landmann trägt keine Bedenken, das
Ermittelungsverfahren zu übernehmen.
Abg. Dr. Hammerſchmidt:
Dr. Lipps konnte nicht
wiſſen, daß die Sache ſolchen Umfang annehme, ſonſt wäre
er nicht abgereist. Er meinte aber auch nicht eine Beſtechlich-
keit durch Geld. Jedenfalls war der Ausdruck unvorſichtig,
wie die Auffaſſung zeigt. Der Angriff Dr. Heims gegen den
Abgeordneten Wagner iſt nicht gerechtfertigt. Er ſelbſt hat
ja zugeſtanden, daß Anſichten einen Einfluß auf den
Richter üben. Daß wir einen Centrumsangehörigen nicht
in Schutz genommen hätten, iſt ein unberechtigter Vor-
wurf der Parteilichkeit gegen uns. Jedenfalls muß jedem
Bürger, auch dem Beamten, ein freies öffentliches Wort
geſtattet ſein. Was das Vorgehen Dr. Dallers bezüglich der
lex Heinze betrifft, ſo handelte es ſich um eine Sache, die die
Kunſt unmittelbar betrifft und bezüglich der eine Petition vor-
liegt. Das Vorgehen Dr Dallers iſt alſo nicht gerechtfertigt.
Abg. Segitz (Soz.):
Dr Lipps hat nichts Anderes ge-
ſagt, als was die Meinung der Richter ſelbſt zum großen
Theil iſt. Die Miniſter ſind ja nicht allzu freiſinnig; es hätte
alſo der Aufregung und der Aneiferung der Miniſter gegen
Dr. Lipps nicht bedurft.
Abg. Dr. Daller (Centr.):
Eine Petition zur lex Heinze
liegt uns nicht vor. Mein Vorgehen im Ausſchuß war alſo
nach der Geſchäftsordnung gerechtfertigt.
Zum Etat der Penſionen und Suftentationen für die
Staatsdiener und Staatsbedienſteten ſind eine Reihe von
Petitionen einſchlägig, die durch Uebergang zur Tagesordnung
erledigt werden. Die Petition des Komitees der nicht-
pragmatiſchen Staatsbeamten und Staatsbedienſteten
in München um Schaffung einer obligatoriſchen Relikten-
verſorgungskaſſe wird durch die Erklärung der Staats-
regierung als erledigt erachtet, es müſſe den Petenten über-
laſſen bleiben, die Vorarbeiten zu machen, bevor die Staats-
regierung ſelbſt eingreifen könne. Der Etat wird mit einem
Geſammtumſatz von 17,911,848 M. (1,908,256 M. mehr als
in der XXIV. Finanzperiode) genehmigt.
Schluß der Sitzung 12½ Uhr. Nächſte Sitzung morgen,
vormittags 9 Uhr. Tagesordnung: Abänderung des Polizei-
ſtrafgeſetzbuches, Rückäußerung der Reichsrathskammer zum
Pferdeverſicherungsgeſetz.
Bayeriſche Chronik.
München, 2. April.
* Hof- und Perſonalnachrichten.Se. kgl. Hoh.
der Prinz-Regent wohnte geſtern Morgen dem Gottes-
dienſte in der Allerheiligen-Hofkirche an, beſuchte darauf die
Wochenausſtellung des Kunſtvereins und fuhr dann im Wittels-
bacher-Palais vor, um dem Prinzen Karl zu ſeinem Geburts-
feſte zu gratuliren. In Audienz wurden geſtern vom
Regenten empfangen: Dr. Helferich, Generalarzt à l. s.
des Sanitätskorps; Max v. Klenze, Hauptmann a. D.;
Landgerichtsrath Dr. Guggenheimer; Thiermaler Otto
Grashey; die Oberbauräthe Eduard Reuter und Hugo
Höfl; Dr. Dorffmeiſter kgl. Regierungs- und Kreis-
medizinalrath in Regensburg; Wilhelm v. Berchem, Leutnant
im 1 Fuß-Art.-Regt.; Karl v. Berchem, Bezirksamts-
aſſeſſor in Kemnath. Zur Tafel waren geſtern geladen:
Prof. Franz v. Lenbach; Ferdinand v. Miller, Bildhauer
und Erzgießer; Prof. Haus Peterſen, Kunſtmaler; Prof. Gabr.
Seidl, Architekt; Prof. Emanuel Seidl, Architekt; Kunſt-
maler Richard Groß und Maler Franz Schmid-Breitenbach.
Heute Vormittag beglückwünſchte der Regent den Prinzen
Georg zu ſeinem heutigen Geburtstag. Auch die übrigen
Mitglieder des königlichen Hauſes gratulirten den beiden
Prinzen. In die im Wittelsbacher- und Prinz Leopold-Palais
aufliegenden Gratulationsliſten zeichneten ſich die Mitglieder
der Hofgeſellſchaft ein. — Se. kgl. Hoheit der Prinz-Regent
überbrachte geſtern Mittag ſeiner Enkelin, der Prinzeſſin
Mathilde, einen koſtbaren, aus Brillanten und Perlen be-
ſtehenden Halsſchmuck als Hochzeitsgeſchenk. Die Mutter der
Prinzeſſin Ludwig, Erzherzogin Eliſabeth von Oeſterreich, hat
ihrer Enkelin als Hochzeitsgeſchenk einen ſehr werthvollen,
aus Brillanten, Rubinen und Smaragden zuſammengeſetzten
Haarſchmuck überſchickt. — Prinzeſſin Ludwig und ihre
Töchter, Prinzeſſinnen Mathilde und Hildegard, die
Prinzen Rupprecht und Franz, Prinzeſſin Ludwig
Ferdinand Prinz und Prinzeſſin Alfons und Prinzeſſin
Clara erſchienen geſtern Abend zu der muſikaliſchen Soiree
bei dem Reichsrath Frhrn. v. Cramer-Klett. — Prinz Max
von Baden, der Verlobte der Prinzeſſin Marie Luiſe von
Cumberland, paſſirte am Samſtag auf der Durchreiſe von
Wien nach Karlsruhe den hieſigen Zentralbahnhof. — Fürſt
Albert von Thurn und Taxis trifft morgen zur Theil-
nahme an der Plenarſitzung der Kammer der Reichsräthe
hier ein. — Wie uns berichtigend mitgetheilt wird, hat ſich
Frl. Lina Schmidt, die Tochter des kgl. Profeſſors und
Baumeiſters Albert Schmidt hier, nicht mit Hrn. Profeſſor
Kunſtmaler Anderſen-Lundby, ſondern mit Hrn. Architekt
Heinrich Anderſen in Nürnberg vermählt. — Geſtorben iſt
in München der Hoſkaſſier im Privatdienſt Sr. kgl. Hoh. des
Prinz-Regenten, Hr. Karl Reicherzer. Er war über 30 Jahre
in ſeiner Stellung thätig.
* Todesfall.Geſtern verſchied hier Frau Laura
v. Schauß, die Wittwe des ehemaligen Direktors der Süd-
deutſchen Bodenkreditbank und Führers der Liberalen, Friedrich
v. Schauß. Die Verblichene hatte ſich während des Feldzugs
1870/71 hervorragend an der heimiſchen Liebesthätigkeit be-
theiligt; ihr Haus bildete auch nach dem Tode ihres Gatten
den Mittelpunkt eines ſchöngeiſtigen Kreiſes.
* Beerdigung.Am Samſtag Nachmittag fand im
nördlichen Friedhofe das Begräbniß der verſtorbenen Ober-
hofmeiſterin der Prinzeſſin Leopold, Freifrau Clementine
v. Limpöck, ſtatt. Den Trauerzug eröffneten Flambeaux
tragende Lakaien. Dem reichbekränzten und mit dem Familien-
wappen der Verſtorbenen geſchmückten Sarge folgten die
Prinzen Leopold, Georg und Konrad, Graf Drechſel,
Graf Seinsheim, Kriegsminiſter Frhr. v. Aſch, die Adju-
tanten Frhr. v. Perfall, Frhr. v. Reitzenſtein, zahlreiche
Beamte u. A. m Freifrau v. Limpöck war 1832 zu Sünching
geboren; mit ihr ſtirbt das bereits im Mannesſtamme er-
loſchene Geſchlecht (Adel ſeit 1636) aus. Der Geiſtliche hob
mit Recht in ſeiner Grabrede ihre ſeltene Treue und Anhäng-
lichkeit an das königliche Haus hervor: Prinzeſſin Leopold
beklagt in der Dahingeſchiedenen den Tod ihrer treueſten und
vertrauteſten Begleiterin. Seit 27 Jahren war Freifrau
v. Limpöck Hofdame der Prinzeſſin, vor zwei Jahren bei der
ſilbernen Hochzeit des prinzlichen Paares wurde ſie mit dem
Titel Excellenz ausgezeichnet. Auch der Kaiſer von Oeſter-
reich wußte der Verblichenen innigen Dank für die ſeiner
Tochter erwieſenen Dienſte. Was ſie aber dem Hauſe des
Prinzen Leopold an Treue leiſtete, das leiſtete ſie der be-
drängten Mitwelt an Wohlthätigkeit. Für Arme hatte ſie
ſtets eine offene Hand. Mit dem Kirchengebete fand die ernſte
Trauerfeier ihren Abſchluß. Am Grabe waren prächtige
Kranzſpenden niedergelegt worden.
∆ Miniſterialrath Ritter v. Ganghofer †.Ein
ebenſo zahlreiches wie illuſtres Trauergefolge, beſtehend aus
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2020-10-02T09:49:36Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Tabellen und Anzeigen wurden dabei textlich nicht erfasst und sind lediglich strukturell ausgewiesen.
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