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Allgemeine Zeitung, Nr. 88, 31. März 1900.

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München, Samstag Allgemeine Zeitung 31. März 1900. Nr. 88.
[Spaltenumbruch] VI., X. und XI. Korps, also Nordmähren, Schlesien, Galizien
und Oberungarn (Kaschauer Korps) dislozirten Linien- und
Landwehrtruppen auf erhöhtem Friedensstand (520 Mann per
Bataillon), sowie andere Abtheilungen, welche nothwendig
sind, um den beiden operirenden Armeen das volle Gepräge
des Mobilisirungszustandes zu geben. Betheiligt werden an
den Manövern 27 Infanterie-Regimenter mit je vier
Bataillonen, 4 Infanterie-Regimenter mit je drei Bataillonen,
1 Regiment mit einem Bataillon, 10 Feldjäger-Bataillone;
fast die Hälfte der gesammten Heeres-
Kavallerie,
nämlich 7 Dragoner-Regimenter,
5 Husaren-Regimenter, 8 Ulanen-Regimenter; 4 Korps-
Artillerie-Regimenter
mit ihren fahrenden und reitenden
Batterien, 12 Divisions-Artillerie-Regimenter. Von
der Armee also werden nicht weniger als 131 Bataillone
zu 520 Mann (68,120 Mann), 125 Eskadronen und 72
Batterien (etwa 300 Geschütze) nebst technischen Truppen theil-
nehmen. Dazu kommen von der österreichischen Land-
wehr
10 Infanterie-Regimenter mit 34 Bataillonen; 3 Land-
wehr-Ulanen-Regimenter; 4 ungarische Landwehr-Infan-
terie-Regimenter mit 13 Bataillonen und wahrscheinlich ein
Honved-Husaren-Regiment. Die Bataillonszahl steigert sich
also auf 178. Die Truppenzahl wird so stark sein, daß eine
der beiden Armeen 3 Korps zu je 2 Divisionen, die andere
2 Korps zu je 3 Divisionen umfassen wird. Außerdem
werden 5 Kavalleriedivisionen formirt. Die Gesammt-
truppenstärke dürfte 120,000 bis 120,000 Mann erreichen.
Man glaubt, daß eine der beiden Armeen Erzherzog Franz
Ferdinand
kommandiren wird; doch sind definitive Bestim-
mungen über die Kommandoführung noch nicht getroffen.

("N. W. Tagbl.")



Bayerische Chranik.
* Hof- und Personalnachrichten.

König Albert
von Sachsen
passirte heute Nacht mit dem Nord-Süd-
Expreßzuge, der mit dreiviertelstündiger Verspätung eintraf,
auf der Durchreise von Mentone nach Dresden den hiesigen
Zentralbahnhof. Zur Begrüßung hatten sich der sächsische
Gesandte Frhr. v. Friesen mit dem Attache Frhrn. v. Watz-
dorff
und der sächsische Generalkonsul v. Wilmersdörffer
eingefunden. -- Der italienische Gesandte, Graf Foresta, hat
einen Urlaub in die Heimath angetreten. -- An Stelle des
aus gesundheitlichen Rücksichten zurückgetretenen Hrn. General-
konsuls Schöninger wurde der Großhändler und kgl. Handels-
richter Hr. C. A. v. Günther hier zum kgl. rumänischen
Generalkonsul für das Königreich Bayern mit dem Amtssitze
in München ernannt.

* Zur Angelegenheit Lerchenfeld wird dem "Fränk.
Kurier" in Bestätigung unsrer vor kurzem an anderer Stelle
ausgesprochenen Ansicht folgendes aus Berlin mitgetheilt:
Was den persönlichen Standpunkt des bayerischen
Gesandten hier, des Grafen Lerchenfeld, zum Centrum
betrifft, so kann ich Ihnen schreiben, daß Prinz Arenberg,
das bekannte Mitglied der Centrumsfraktion des Reichstags,
nach der Abgabe der Erklärung des bayerischen Gesandten
im Reichstage demselben seine Anerkennung mit den Worten
zum Ausdruck brachte: "Hugo, das hast du aber gut gemacht!"

* Ernte-Urlaub.

Das Kriegsministerium ersucht uns
um die Aufnahme folgender Berichtigung: In der von der
Allgemeinen Zeitung (Zweites Abendblatt Nr. 86) gebrachten
Notiz über "Ernte-Urlanb" ist folgender angeblich in einem
Erlaß des Kriegsministeriums enthaltene Satz mit gesperrter
Schrift angeführt: "Die Mannschaften der in den Reichs-
landen untergebrachten Truppentheile sollen von der Be-
günstigung des Ernte-Urlaubs ausgeschlossen sein." Dem-
gegenüber stellt das Kriegsministerium fest, daß die bezügliche
Stelle in dem einschlägigen Erlaß den Wortlaut hat: "Die
Mannschaften der in den Neichslanden untergebrachten
Truppentheile sollen von der Begünstigung des Ernte-Urlaubs
keineswegs ausgeschlossen sein."

Oberammergauer Passionsspiel.

Die Lokal-
bahn-Aktiengesellschaft München
läßt für Besucher
des Oberammerganer Passionsspiels ab 23. Mai an jedem
Vortag des Passionsspiels und dem Aufführungstage Sonder-
züge
nach und von Oberau und Garmisch verkehren München
ab 9 Uhr 25 Min. vorm. und 10 Uhr 30 Min. vorm.,
Oberau an 121/4 Uhr mittags und 1 1/4 Uhr nachm.; Oberau
ab 7 Uhr 30 Min. abends und 9 Uhr abends; München an
10 Uhr 20 Min. nachts und 12 Uhr nachts. Diese Züge
sind ab Oberau so gelegt, daß man nach Schluß des Passions-
spiels zu Wagen und zu Fuß bequem die Station Oberau
erreichen kann. Außerdem verkehren auch noch Sonderzüge
von Oberau nach Garmisch, da viele Passionsspiel-Besucher
nicht direkt nach München zurückfahren, sondern weitere Ge-
birgstouren machen werden. Deßhalb werden auch ab 1. Juni
offizielle tägliche Wagenverbindungen zwischen Oberau-Ober-
ammergau-Linderhof-Füssen und zwischen Füssen und Hohen-
schwangan, ferner zwischen Partenkirchen-Mittenwald-Kochel
und zwischen Mittenwald-Zirl eingerichtet. Die Schnell-
züge,
die die bayerische Staatsbahn nach Garmisch
einrichtet, werden sehr beschleunigt werden; sie erhalten nur
erste und zweite Klasse und gehen um 9 Uhr 10 Min
vorm. in München ab, um schon um 12 Uhr mittags, also
in 2 Stunden 50 Min., in Garmisch einzutreffen. Der Gegen-
schnellzug wird Garmisch um 12 Uhr 55 Min. mittags ver-
lassen und um 3 Uhr 50 Min. nachm. in München eintreffen.
An jedem Passionsspieltage wird früh 43/4 Uhr von Garmisch
ein Sonderzug über Murnau nach Oberammergau abgehen,
der in Oberammergan um 71/2 Uhr früh, also noch vor Be-
ginn des Theaters, eintreffen wird.

* An die Adresse des Hrn. v. Lenbach.

Unter
dieser Spitzmarke bringt der "Bayerische Kurier" einige wohl-
gemeinte Worte für Hrn. v. Lenbach, denen auch wir uns
anschließen. Sie lauten:

"Als unser Vertreter gemeinsam mit
dem Korrespondenten der "Frankf. Ztg." auf eine von Hrn.
v. Lenbach unterschriebene Einladung hin Einlaß in den Saal
des Künstlerhauses begehrte, um seiner Pflicht als Bericht-
erstatter genügen zu können, wurde ihm von dem Präsidenten
der Künstlergenossenschaft der Eintritt verwehrt: "Was geht
mich die "Frankfurter Zeitung" und die Presse an." Der
Hr. v. Lenbach ist ja wegen seiner Unkenntniß von Knigge's
Umgang mit Menschen zu stadtbekannt, als daß man nach
einem Grunde dieser neuesten Probe von Unhöflichkeit erst
lange suchen müßte. Aber gegen die Presse sollte der Präfident
diesen Bildungsgrad doch etwas übertünchen lassen, es könnte
gerade für das Cafe Lenbach "kommen der Tag", an dem er
recht sehr auf dieselbe zählen müßte. Also höflicher, Herr
Präsident, weniger brüskirend reden lernen! "Es jammerte
mich," heißt's im "Tristan"."

-- Wenn Hr. v. Lenbach meint,
[Spaltenumbruch] die Presse gehe ihn nichts an, dann wundert es uns nur, daß
er seine Rede bei der gestrigen Eröffnungsfeier eben dieser
Presse Tags vorher -- also noch ehe sie gehalten war -- im
Wortlaut, zur Veröffentlichung nach der Feier, zugehen ließ.

* Die Maler- und Lackirer-Innung München
schreibt uns:

Wie in den meisten andern Gewerben sind auch
in unsrer Brauche die Preise der Rohmaterialien ganz
bedeutend gestiegen, z. B. Terpentin 50 Proz., Firniß 25
Proz., Bleiweiß 20 Proz. u. s. f. Wir sehen uns daher
leider genöthigt, die Preise für unsre Arbeiten dem-
entsprechend ebenfalls zu erhöhen. Die Preissteigerung der
Rohmaterialien erstreckt sich hauptsächlich auf Metallfarben,
die im Malergewerbe zumeist in Betracht kommen, und der
Preisaufschlag begründet sich in dem großen Bedarf und der
Nachfrage nach Blei und Zink, welche Metalle für industrielle
Unternehmungen, speziell elektrische Anlagen, gegenwärtig in
großem Umfange benöthigt werden. Es werden deßhalb die
Interessenten; Architekten, Baumeister, Bauunternehmer und
Hausbesitzer, auf diese Preiserhöhungen aufmerksam gemacht
und gebeten, bei Vergebung von Malerarbeiten gefälligst hierauf
Rücksicht zu nehmen.
* Vom Wetter.

Von Frühlingsanfang ist leider bis
jetzt hier noch nicht das Mindeste zu verspüren, eher von
nochmaligem Wintersanfang, und zwar einem sehr strengen.
Der heutige Tag, nach Prof. Falb ein kritischer, brachte un-
ausgesetztes Schneegestöber.
Allem Anscheine nach
wird dieser recht empfindliche Nachwinter noch nicht so rasch
zu Ende gehen. Ebenso trostlos wie hier scheint es auch
anderwärts auszusehen: infolge anhaltender Schneestürme
trafen heute die Züge aus Norden wie aus Süden mit einer
Verspätung bis zu fünf Stunden ein.

* Liederabend.

Der für 20. März geplante Liederabend
von Wilhelmy-Stengel findet nun definitiv Mittwoch, den
4. April, im Bayerischen Hof statt. -- Kartenverkauf bei Alfr.
Schmid Nachf., Theatinerstraße 34.



Tel. Der Ingenieur Wilhelm
Thomaß von München wurde als Direktor der hiesigen
städtischen Elektrizitätswerke endgültig engagirt. -- Der Lyceal-
professor Priester Dr. Kaspar Hartung hier wurde zum
Rektor am hiesigen Lyceum ernannt und an seine Stelle der
Lycealprofessor Priester Dr. Lorenz Haas aus Passau berufen.

Gestern Abend fand hier
eine geschlossene sozialdemokratische Parteiversammlung statt,
die sich mit dem Uebergang der "Fränk. Tagespost"
an die Partei
beschäftigte und einen überaus stürmischen
Verlauf nahm. Genosse Herrmann theilte mit, daß Oertel
sich in einer geheimen Sitzung, die vom Berliner Partei-
vorstand geleitet wurde, mit einer Abfindungssumme von
5000 M. zufriedengegeben habe, während ein anderer Redner
behauptete, daß die Berliner Parteileitung die Nothlage
Oertels, in die er durch Grundstückspekulationen gerathen sei,
ausgebeutet habe und auch dafür Sorge getragen hätte, daß
Oertel ins Irrenhaus geschafft wurde. Redner stellte schließ-
lich den Antrag, die Angelegenheit bis zur Wiedergenesung
Oertels zu vertagen, doch wurde schließlich der Beschluß ge-
faßt, jetzt schon die Zeitung auf die Partei zu übernehmen.



Militärische Nachrichten.
Herbstübungen des I. Armeekorps 1900.

Vor-
behaltlich der Allerhöchsten Genehmigung werden die beiden
Divisionen
des I. Armeekorps am 13. 14. und 15. September
zum Manöver gegeneinander versammelt werden. Für die Bri-
gademanöver
sind drei Uebungstage angesetzt und als Ge-
lände für Brigade- und Divisionsmanöver zugewiesen: Der
1. Division der Raum westlich der Salzach, begreuzt durch den
Inn, vom Einfluß der Salzach über Marktl bis Mühldorf, dann
durch die Orte Maxing, Zangberg, Buchbach einschließlich, und
Wasserburg, Rosenheim, Trostberg und Laufen ausschließlich.
Innerhalb dieses Landstrichs wird der 1898 von der 1. Division
belegte Raum nicht zur Unterkunft benutzt, dagegen für
Märsche und andere Uebungszwecke verwendet. 2. Division:
Der Raum begrenzt durch den Inn, die Straße Wasserburg-
München (Orte, an dieser Straße gelegen, gehören der Division),
die Isar und die südliche Landesgrenze. Rosenheim und die auf
5--6 km im Umkreis befindlichen, im Jahre 1898 mit Quartier
belegten Orte werden nicht zur Unterkunft, eventuell aber für
Märsche und Uebungsplätze benutzt. Regimentsexerziren
findet statt für die Regimenter der 1. Infanterie-Brigade
auf dem Truppenübungsplatz Lechfeld; 2. Inf.-Regt. im Manöver-
gelände, Brigade-Exerzirplatz, 16. Inf.-Regt. auf dem Exerzirplatz
Passau. 3. Infanterie-Brigade auf dem Truppenübungs-
platz, 12. Inf.-Regt. auf dem Exerzirplatz München; 15. Inf.-Regt.
auf dem Exerzirplatz Neuburg; Brigade-Exerziren wird abge-
halten von der 1. Infanterie-Brigade und 3. Infanterie-Brigade
auf dem Truppenübungsplatz, von der 2. Infanterie-Brigade im
Manövergelände der 1. Division, von der 11. Infanterie-Brigade
auf dem Exerzirplatz München. Die Kavallerie-Regimenter exer-
ziren im Anschluß an das Eskadron-Exerziren im Frühsommer
sieben Tage auf den Exerzirplätzen der Standorte, das 2. Schw.
Reiter-Regt. auf dem Truppenübungsplatz. Die 1. Kavallerie-
Brigade hält dreitägiges Regiments- und daran anschließend
Brigade-Exerziren im Spätsommer auf der Fröttmaninger Heide
ab. Die 2. Kavallerie-Brigade übt im Spätsommer drei Tage
im Regiment und daran anschließend in der Brigade im Manöver-
gelände nach näherer Anordnung der 2. Division. Die 1. Feld-Art.-
Brigade
hält achttägige Uebungen im Gelände ab; während dieser
acht Tage findet bet jedem Regiment ein Scharfschießen statt. Die
Wahl der Uebungsplätze im Manövergelände und sämmtliche Vor-
arbeiten erfolgen im Benehmen mit der Division, in deren
Manöverraum die Uebungen stattfinden, und soll hauptsächlich
darauf Rücksicht genommen werden, erhebliche Flurschäden zu ver-
meiden. Vor und während der größeren Truppenübungen schießen
die Infanterie-Regimenter und das Jäger-Bataillon auf dem
Truppenübungsplatze, mit Ausnahme des 16. Inf.-Regts., das
das gefechtsmäßige Abtheilungsschießen im Manövergelände vor-
nimmt. Der Truppenübungsplatz wird vom 24. mit 30. Juni
und vom 27. Juli mit 31. August zum Schießen verwendet, und
schießen im Juni das 3. und 15. Inf.-Regt. In der Zeit vom
27. Juli mit 12. August schießt täglich abwechslungsweise ein
Regiment. Für Gefechts- und Schteßübungen sind für das Re-
giment 4, für das Jäger-Bataillon 3, für 1/2 im ganzen 6 Schieß-
tage, ohne Einmarsch- und Abmarschtag, angesetzt. Für die Bri-
gade- und Divisionsmanöver werden zugewiesen; A) Der 1. Di-
vision
der Stab der 1. Feld-Artillerie-Brigade, die Unteroffiziers-
schule, das 1. Feld-Art.-Regt. und 1 Pionier-Kompagnie. B) Der
2. Division
das 3. Feld-Art.-Regt., 1 Pionter-Kompagnie, Luft-
schiffer-Abtheilung und die Lehrer-Kompagnie. Außerdem jeder der
beiden Divisionen 2 Krankenwagen mit je 1 Unteroffizier der
Sanitätskompagnie, 4 Krankenträger und Verbandsmaterial.



Letzte Nachrichten.

Tel. Bischof Anzer, der sich
von hier nach München begeben wird, verhandelt mit den
maßgebenden Stellen über die Sicherung einer möglichst ge-
deihlichen Entwicklung des Missionswesens in China; ganz
besonders scheint es ihm darauf anzukommen, eine bessere
Fühlung zwischen der deutschen diplomatischen Vertretung in
[Spaltenumbruch] China und der Mission herbeizuführen. Der Bischof ist in
hiesigen Kreisen persona gratissima, schon um deßwillen, weil
er als bayerischer Katholik zuerst das deutsche Banner in
China hoch- und festgehalten hat. -- Das Befinden Liebers,
das in den letzten Tagen weniger gut war, soll heute be-
friedigen. Befürchtungen werden nicht mehr gehegt. -- Wegen
des Fleischbeschaugesetzes sind in den letzten Tagen,
wie ich schon meldete, Verhandlungen zu dem Zwecke geführt
worden, daß das Pökelfleisch von dem Einfuhrverbot aus-
genommen werde. Ob die Bestimmung sich aufrechterhalten
läßt, daß Pökelfleisch in Stücken unter 8 Pfund nicht herein-
kommen darf, ist zweifelhaft. Andrerseits liegt die Befürchtung
nahe, daß, wenn gepökeltes Fleisch herein darf, auch solche
Fleischwaaren eingeführt werden, die angepökelt und an-
geräuchert sind und die nachher als frisches Fleisch verwerthet
werden. Es gilt, hier die richtige Fassung zu finden. Darüber,
daß die Fristbestimmung fallen gelassen wird, herrscht
allgemeine Uebereinstimmung. Es ist ferner wahrscheinlich,
daß man sich dahin einigt, zu sagen: wenn bis zum
31. Dezember 1903 keine anderen Abmachungen getroffen sind,
sollen die Bestimmungen des Gesetzes über die Einfuhr frischen
Fleisches in Kraft treten.

Tel. Das preußische Herren-
haus
setzte heute die Etatsberathung fort. Beim Etat der
Bauverwaltung theilt Ministerialdirektor Schulz mit, die
Regierung bereite ein Gesetz vor, wodurch den einzelnen
Provinzen das Recht gewährt wird, in Stadtkreisen die ge-
werblichen Unternehmungen zu den Straßenbauten heranzu-
ziehen. Ein dahin zielender Antrag wird darauf angenommen.
Beim Etat des Kultusministeriums bespricht der Oberbürger-
meister von Breslau, Bender, die Syphilisimpfungen Professor
Neißers in Breslau und vertheidigt sie. Ihm widerspricht
Frhr. v. Maltzahn, der meint, es handle sich in diesem
Fall um Uebelstände, von denen die deutsche Wissenschaft zu
befreien sei. Nachdem noch Professor Slaby die Bedeutung
der Technischen Hochschulen besprochen und Kultusminister
Studt Berücksichtigung der vom Vorredner vertretenen Ge-
sichtspunkte zugesagt hat, vertagte sich das Haus auf morgen.

Tel. Das Abgeordneten-
haus vertagte
sich heute bis zum 24. April.

Tel. Unterhaus. Der Parla-
mentsuntersekretär des Aeußern, Brodrick, erklärt, in
Schantung und Petschili seien Unruhen vor-
gekommen, die den geheimen Gesellschaften zugeschrieben
werden. Aus diesem Anlasse seien bei der chinesischen
Regierung von den auswärtigen Vertretern, darunter auch
dem britischen Gesandten, Vorstellungen erhoben worden. Der
Gouverneur von Schantung sei abberufen und ein neuer
Gouverneur für diese Provinz ernannt worden. Zwei britische
Kriegsschiffe seien zum Schutze von Leben und Eigenthum der
Engländer nach Taku geschickt worden.

Tel. Wie aus Washington
gemeldet wird, erregte dort die gestern Nachmittag aus
Bern eintreffende Depesche, die den Spruch des Schieds-
gerichts in der Delagoabahn-Frage enthielt, solches
Erstannen, daß die Regierung, einen telegraphischen Fehler
vermuthend, um Wiederholung der Zahlen ersuchte. Die
Amerikaner betrachten sich als Opfer des Uebelwollens
der Schweizer gegen England.

Tel. Man glaubt, daß die Be-
setzung von Insalah umfassende militärische Maßnahmen
nothwendig machen werde. Der Ministerpräsident hatte
in dieser Beziehung eine Besprechung mit dem General-
gouverneur von Algerien, Laferriere, und mit Flamand,
dem Führer der Expedition, die kürzlich Insalah besetzte.

Tel. Die Zweite Kammer nahm
den Gesetzentwurf über die Einführung des Schulzwangs
mit 50 gegen 49 Stimmen an.

Tel. Die Zweite Kammer
berieth heute einen Gesetzentwurf, durch welchen die auf der
Haager Friedenskonferenz abgeschlossene internationale
Schiedsgerichtskonvention genehmigt wird. Die Kon-
vention wurde von den radikalen Deputirten Pittersen und
Veegens heftig angegriffen. Ersterer sagte: Die späteren
Ereignisse ständen im Widerspruch mit den Grundsätzen der
Konvention. Veegens führte aus: Die Zustimmung der
Kammer zur Konvention in diesem Augenblick würde mit
Rücksicht auf den Artikel von D'Estournelles in der "Revue
de Paris" die Nichtzulassung der beiden Südafrikanischen
Republiken zur Friedenskonferenz gleichbedeutend erscheinen
lassen mit der stillschweigenden Anerkennung der Suzeränität
Englands. Der Redner beantragt mit mehreren Mitgliedern
die Vertagung der Berathung des Vertrags bis nach Be-
endigung des Krieges. Der Minister des Auswärtigen,
de Beaufort, spricht sich gegen den Antrag Veegens aus,
da er gegenüber den anderen Mächten die Verpflichtung ein-
gegangen sei, die Ratifikation des Vertrags zu beschleunigen.
Er könne keine Verantwortlichkeit für die Vertagung über-
nehmen, wegen deren er internationale Schwierigkeiten be-
fürchten müßte. Hierauf wird die Berathung des Antrags
Veegens auf Dienstag vertagt.



Verschiedenes.

Tel. Infolge des andauernden
Schneefalls ist der Verkehr in Wien theilweise unter-
brochen, theilweise sehr eingeschränkt. Der Güterverkehr der
Franz Joseph-Bahn, der Stadtbahn und der Donau-Ufer-
Bahn ist eingestellt. Ein heute früh abgelassener Schnellzug
der Westbahn mußte in Purkersdorf umkehren und die
Reisenden nach Wien zurückbringen.

Tel. (Meldung des k. k. Wiener
Korr.-Bur.) Infolge des von der "Male Novine" veröffent-
lichten Vertrauensbruchs des früheren Direktors Tauschano-
witsch
und der ihm zugeschriebenen Beseitigung von Aktien
der Belgradska Cadruga ersuchte der Verwaltungsrath
der Bank das Handelsministerium um Einsetzung einer be-
sonderen Kommission zur genauen Untersuchung der Ge-
sammtlage der Bank. Das Handelsministerium willfahrte
dem Gesuch und ernannte heute eine Kommission, worin das
Finanzministerium, die serbische Nationalbank und andere
Finanzinstitute vertreten sind.

Tel. Aus Rabat wird der Tod
des Großwesiers gemeldet.

K. C. Einst und jetzt.

In der "Peking and Tientsin
Times" finden wir folgenden kurzen aber vielsagenden Satz:
Heute: Tientsin nach Peking -- drei und eine halbe Stunde
per Eisenbahn, 3 Doll.; elektrische Bahn, 10 Cts. Summa
vier Stunden Plus Komfort. Vor zehn Jahren: Tientsin
nach Peking -- vier Tage Bootfahrt nach Tungchow, 10 Doll.
Tungchow nach Peking über Kuneppeldamm, ein halber Tag,
Preis: 1 Doll. und eine Rippe gebrochen. Summa 11 Doll.,
fünf Reisetage und Körperschaden gratis.

München, Samſtag Allgemeine Zeitung 31. März 1900. Nr. 88.
[Spaltenumbruch] VI., X. und XI. Korps, alſo Nordmähren, Schleſien, Galizien
und Oberungarn (Kaſchauer Korps) dislozirten Linien- und
Landwehrtruppen auf erhöhtem Friedensſtand (520 Mann per
Bataillon), ſowie andere Abtheilungen, welche nothwendig
ſind, um den beiden operirenden Armeen das volle Gepräge
des Mobiliſirungszuſtandes zu geben. Betheiligt werden an
den Manövern 27 Infanterie-Regimenter mit je vier
Bataillonen, 4 Infanterie-Regimenter mit je drei Bataillonen,
1 Regiment mit einem Bataillon, 10 Feldjäger-Bataillone;
faſt die Hälfte der geſammten Heeres-
Kavallerie,
nämlich 7 Dragoner-Regimenter,
5 Huſaren-Regimenter, 8 Ulanen-Regimenter; 4 Korps-
Artillerie-Regimenter
mit ihren fahrenden und reitenden
Batterien, 12 Diviſions-Artillerie-Regimenter. Von
der Armee alſo werden nicht weniger als 131 Bataillone
zu 520 Mann (68,120 Mann), 125 Eskadronen und 72
Batterien (etwa 300 Geſchütze) nebſt techniſchen Truppen theil-
nehmen. Dazu kommen von der öſterreichiſchen Land-
wehr
10 Infanterie-Regimenter mit 34 Bataillonen; 3 Land-
wehr-Ulanen-Regimenter; 4 ungariſche Landwehr-Infan-
terie-Regimenter mit 13 Bataillonen und wahrſcheinlich ein
Honved-Huſaren-Regiment. Die Bataillonszahl ſteigert ſich
alſo auf 178. Die Truppenzahl wird ſo ſtark ſein, daß eine
der beiden Armeen 3 Korps zu je 2 Diviſionen, die andere
2 Korps zu je 3 Diviſionen umfaſſen wird. Außerdem
werden 5 Kavalleriediviſionen formirt. Die Geſammt-
truppenſtärke dürfte 120,000 bis 120,000 Mann erreichen.
Man glaubt, daß eine der beiden Armeen Erzherzog Franz
Ferdinand
kommandiren wird; doch ſind definitive Beſtim-
mungen über die Kommandoführung noch nicht getroffen.

(„N. W. Tagbl.“)



Bayeriſche Chranik.
* Hof- und Perſonalnachrichten.

König Albert
von Sachſen
paſſirte heute Nacht mit dem Nord-Süd-
Expreßzuge, der mit dreiviertelſtündiger Verſpätung eintraf,
auf der Durchreiſe von Mentone nach Dresden den hieſigen
Zentralbahnhof. Zur Begrüßung hatten ſich der ſächſiſche
Geſandte Frhr. v. Frieſen mit dem Attaché Frhrn. v. Watz-
dorff
und der ſächſiſche Generalkonſul v. Wilmersdörffer
eingefunden. — Der italieniſche Geſandte, Graf Foreſta, hat
einen Urlaub in die Heimath angetreten. — An Stelle des
aus geſundheitlichen Rückſichten zurückgetretenen Hrn. General-
konſuls Schöninger wurde der Großhändler und kgl. Handels-
richter Hr. C. A. v. Günther hier zum kgl. rumäniſchen
Generalkonſul für das Königreich Bayern mit dem Amtsſitze
in München ernannt.

* Zur Angelegenheit Lerchenfeld wird dem „Fränk.
Kurier“ in Beſtätigung unſrer vor kurzem an anderer Stelle
ausgeſprochenen Anſicht folgendes aus Berlin mitgetheilt:
Was den perſönlichen Standpunkt des bayeriſchen
Geſandten hier, des Grafen Lerchenfeld, zum Centrum
betrifft, ſo kann ich Ihnen ſchreiben, daß Prinz Arenberg,
das bekannte Mitglied der Centrumsfraktion des Reichstags,
nach der Abgabe der Erklärung des bayeriſchen Geſandten
im Reichstage demſelben ſeine Anerkennung mit den Worten
zum Ausdruck brachte: „Hugo, das haſt du aber gut gemacht!“

* Ernte-Urlaub.

Das Kriegsminiſterium erſucht uns
um die Aufnahme folgender Berichtigung: In der von der
Allgemeinen Zeitung (Zweites Abendblatt Nr. 86) gebrachten
Notiz über „Ernte-Urlanb“ iſt folgender angeblich in einem
Erlaß des Kriegsminiſteriums enthaltene Satz mit geſperrter
Schrift angeführt: „Die Mannſchaften der in den Reichs-
landen untergebrachten Truppentheile ſollen von der Be-
günſtigung des Ernte-Urlaubs ausgeſchloſſen ſein.“ Dem-
gegenüber ſtellt das Kriegsminiſterium feſt, daß die bezügliche
Stelle in dem einſchlägigen Erlaß den Wortlaut hat: „Die
Mannſchaften der in den Neichslanden untergebrachten
Truppentheile ſollen von der Begünſtigung des Ernte-Urlaubs
keineswegs ausgeſchloſſen ſein.“

Oberammergauer Paſſionsſpiel.

Die Lokal-
bahn-Aktiengeſellſchaft München
läßt für Beſucher
des Oberammerganer Paſſionsſpiels ab 23. Mai an jedem
Vortag des Paſſionsſpiels und dem Aufführungstage Sonder-
züge
nach und von Oberau und Garmiſch verkehren München
ab 9 Uhr 25 Min. vorm. und 10 Uhr 30 Min. vorm.,
Oberau an 12¼ Uhr mittags und 1 ¼ Uhr nachm.; Oberau
ab 7 Uhr 30 Min. abends und 9 Uhr abends; München an
10 Uhr 20 Min. nachts und 12 Uhr nachts. Dieſe Züge
ſind ab Oberau ſo gelegt, daß man nach Schluß des Paſſions-
ſpiels zu Wagen und zu Fuß bequem die Station Oberau
erreichen kann. Außerdem verkehren auch noch Sonderzüge
von Oberau nach Garmiſch, da viele Paſſionsſpiel-Beſucher
nicht direkt nach München zurückfahren, ſondern weitere Ge-
birgstouren machen werden. Deßhalb werden auch ab 1. Juni
offizielle tägliche Wagenverbindungen zwiſchen Oberau-Ober-
ammergau-Linderhof-Füſſen und zwiſchen Füſſen und Hohen-
ſchwangan, ferner zwiſchen Partenkirchen-Mittenwald-Kochel
und zwiſchen Mittenwald-Zirl eingerichtet. Die Schnell-
züge,
die die bayeriſche Staatsbahn nach Garmiſch
einrichtet, werden ſehr beſchleunigt werden; ſie erhalten nur
erſte und zweite Klaſſe und gehen um 9 Uhr 10 Min
vorm. in München ab, um ſchon um 12 Uhr mittags, alſo
in 2 Stunden 50 Min., in Garmiſch einzutreffen. Der Gegen-
ſchnellzug wird Garmiſch um 12 Uhr 55 Min. mittags ver-
laſſen und um 3 Uhr 50 Min. nachm. in München eintreffen.
An jedem Paſſionsſpieltage wird früh 4¾ Uhr von Garmiſch
ein Sonderzug über Murnau nach Oberammergau abgehen,
der in Oberammergan um 7½ Uhr früh, alſo noch vor Be-
ginn des Theaters, eintreffen wird.

* An die Adreſſe des Hrn. v. Lenbach.

Unter
dieſer Spitzmarke bringt der „Bayeriſche Kurier“ einige wohl-
gemeinte Worte für Hrn. v. Lenbach, denen auch wir uns
anſchließen. Sie lauten:

„Als unſer Vertreter gemeinſam mit
dem Korreſpondenten der „Frankf. Ztg.“ auf eine von Hrn.
v. Lenbach unterſchriebene Einladung hin Einlaß in den Saal
des Künſtlerhauſes begehrte, um ſeiner Pflicht als Bericht-
erſtatter genügen zu können, wurde ihm von dem Präſidenten
der Künſtlergenoſſenſchaft der Eintritt verwehrt: „Was geht
mich die „Frankfurter Zeitung“ und die Preſſe an.“ Der
Hr. v. Lenbach iſt ja wegen ſeiner Unkenntniß von Knigge’s
Umgang mit Menſchen zu ſtadtbekannt, als daß man nach
einem Grunde dieſer neueſten Probe von Unhöflichkeit erſt
lange ſuchen müßte. Aber gegen die Preſſe ſollte der Präfident
dieſen Bildungsgrad doch etwas übertünchen laſſen, es könnte
gerade für das Café Lenbach „kommen der Tag“, an dem er
recht ſehr auf dieſelbe zählen müßte. Alſo höflicher, Herr
Präſident, weniger brüskirend reden lernen! „Es jammerte
mich,“ heißt’s im „Triſtan“.“

— Wenn Hr. v. Lenbach meint,
[Spaltenumbruch] die Preſſe gehe ihn nichts an, dann wundert es uns nur, daß
er ſeine Rede bei der geſtrigen Eröffnungsfeier eben dieſer
Preſſe Tags vorher — alſo noch ehe ſie gehalten war — im
Wortlaut, zur Veröffentlichung nach der Feier, zugehen ließ.

* Die Maler- und Lackirer-Innung München
ſchreibt uns:

Wie in den meiſten andern Gewerben ſind auch
in unſrer Brauche die Preiſe der Rohmaterialien ganz
bedeutend geſtiegen, z. B. Terpentin 50 Proz., Firniß 25
Proz., Bleiweiß 20 Proz. u. ſ. f. Wir ſehen uns daher
leider genöthigt, die Preiſe für unſre Arbeiten dem-
entſprechend ebenfalls zu erhöhen. Die Preisſteigerung der
Rohmaterialien erſtreckt ſich hauptſächlich auf Metallfarben,
die im Malergewerbe zumeiſt in Betracht kommen, und der
Preisaufſchlag begründet ſich in dem großen Bedarf und der
Nachfrage nach Blei und Zink, welche Metalle für induſtrielle
Unternehmungen, ſpeziell elektriſche Anlagen, gegenwärtig in
großem Umfange benöthigt werden. Es werden deßhalb die
Intereſſenten; Architekten, Baumeiſter, Bauunternehmer und
Hausbeſitzer, auf dieſe Preiserhöhungen aufmerkſam gemacht
und gebeten, bei Vergebung von Malerarbeiten gefälligſt hierauf
Rückſicht zu nehmen.
* Vom Wetter.

Von Frühlingsanfang iſt leider bis
jetzt hier noch nicht das Mindeſte zu verſpüren, eher von
nochmaligem Wintersanfang, und zwar einem ſehr ſtrengen.
Der heutige Tag, nach Prof. Falb ein kritiſcher, brachte un-
ausgeſetztes Schneegeſtöber.
Allem Anſcheine nach
wird dieſer recht empfindliche Nachwinter noch nicht ſo raſch
zu Ende gehen. Ebenſo troſtlos wie hier ſcheint es auch
anderwärts auszuſehen: infolge anhaltender Schneeſtürme
trafen heute die Züge aus Norden wie aus Süden mit einer
Verſpätung bis zu fünf Stunden ein.

* Liederabend.

Der für 20. März geplante Liederabend
von Wilhelmy-Stengel findet nun definitiv Mittwoch, den
4. April, im Bayeriſchen Hof ſtatt. — Kartenverkauf bei Alfr.
Schmid Nachf., Theatinerſtraße 34.



Tel. Der Ingenieur Wilhelm
Thomaß von München wurde als Direktor der hieſigen
ſtädtiſchen Elektrizitätswerke endgültig engagirt. — Der Lyceal-
profeſſor Prieſter Dr. Kaſpar Hartung hier wurde zum
Rektor am hieſigen Lyceum ernannt und an ſeine Stelle der
Lycealprofeſſor Prieſter Dr. Lorenz Haas aus Paſſau berufen.

Geſtern Abend fand hier
eine geſchloſſene ſozialdemokratiſche Parteiverſammlung ſtatt,
die ſich mit dem Uebergang der „Fränk. Tagespoſt“
an die Partei
beſchäftigte und einen überaus ſtürmiſchen
Verlauf nahm. Genoſſe Herrmann theilte mit, daß Oertel
ſich in einer geheimen Sitzung, die vom Berliner Partei-
vorſtand geleitet wurde, mit einer Abfindungsſumme von
5000 M. zufriedengegeben habe, während ein anderer Redner
behauptete, daß die Berliner Parteileitung die Nothlage
Oertels, in die er durch Grundſtückſpekulationen gerathen ſei,
ausgebeutet habe und auch dafür Sorge getragen hätte, daß
Oertel ins Irrenhaus geſchafft wurde. Redner ſtellte ſchließ-
lich den Antrag, die Angelegenheit bis zur Wiedergeneſung
Oertels zu vertagen, doch wurde ſchließlich der Beſchluß ge-
faßt, jetzt ſchon die Zeitung auf die Partei zu übernehmen.



Militäriſche Nachrichten.
Herbſtübungen des I. Armeekorps 1900.

Vor-
behaltlich der Allerhöchſten Genehmigung werden die beiden
Diviſionen
des I. Armeekorps am 13. 14. und 15. September
zum Manöver gegeneinander verſammelt werden. Für die Bri-
gademanöver
ſind drei Uebungstage angeſetzt und als Ge-
lände für Brigade- und Diviſionsmanöver zugewieſen: Der
1. Diviſion der Raum weſtlich der Salzach, begreuzt durch den
Inn, vom Einfluß der Salzach über Marktl bis Mühldorf, dann
durch die Orte Maxing, Zangberg, Buchbach einſchließlich, und
Waſſerburg, Roſenheim, Troſtberg und Laufen ausſchließlich.
Innerhalb dieſes Landſtrichs wird der 1898 von der 1. Diviſion
belegte Raum nicht zur Unterkunft benutzt, dagegen für
Märſche und andere Uebungszwecke verwendet. 2. Diviſion:
Der Raum begrenzt durch den Inn, die Straße Waſſerburg-
München (Orte, an dieſer Straße gelegen, gehören der Diviſion),
die Iſar und die ſüdliche Landesgrenze. Roſenheim und die auf
5—6 km im Umkreis befindlichen, im Jahre 1898 mit Quartier
belegten Orte werden nicht zur Unterkunft, eventuell aber für
Märſche und Uebungsplätze benutzt. Regimentsexerziren
findet ſtatt für die Regimenter der 1. Infanterie-Brigade
auf dem Truppenübungsplatz Lechfeld; 2. Inf.-Regt. im Manöver-
gelände, Brigade-Exerzirplatz, 16. Inf.-Regt. auf dem Exerzirplatz
Paſſau. 3. Infanterie-Brigade auf dem Truppenübungs-
platz, 12. Inf.-Regt. auf dem Exerzirplatz München; 15. Inf.-Regt.
auf dem Exerzirplatz Neuburg; Brigade-Exerziren wird abge-
halten von der 1. Infanterie-Brigade und 3. Infanterie-Brigade
auf dem Truppenübungsplatz, von der 2. Infanterie-Brigade im
Manövergelände der 1. Diviſion, von der 11. Infanterie-Brigade
auf dem Exerzirplatz München. Die Kavallerie-Regimenter exer-
ziren im Anſchluß an das Eskadron-Exerziren im Frühſommer
ſieben Tage auf den Exerzirplätzen der Standorte, das 2. Schw.
Reiter-Regt. auf dem Truppenübungsplatz. Die 1. Kavallerie-
Brigade hält dreitägiges Regiments- und daran anſchließend
Brigade-Exerziren im Spätſommer auf der Fröttmaninger Heide
ab. Die 2. Kavallerie-Brigade übt im Spätſommer drei Tage
im Regiment und daran anſchließend in der Brigade im Manöver-
gelände nach näherer Anordnung der 2. Diviſion. Die 1. Feld-Art.-
Brigade
hält achttägige Uebungen im Gelände ab; während dieſer
acht Tage findet bet jedem Regiment ein Scharfſchießen ſtatt. Die
Wahl der Uebungsplätze im Manövergelände und ſämmtliche Vor-
arbeiten erfolgen im Benehmen mit der Diviſion, in deren
Manöverraum die Uebungen ſtattfinden, und ſoll hauptſächlich
darauf Rückſicht genommen werden, erhebliche Flurſchäden zu ver-
meiden. Vor und während der größeren Truppenübungen ſchießen
die Infanterie-Regimenter und das Jäger-Bataillon auf dem
Truppenübungsplatze, mit Ausnahme des 16. Inf.-Regts., das
das gefechtsmäßige Abtheilungsſchießen im Manövergelände vor-
nimmt. Der Truppenübungsplatz wird vom 24. mit 30. Juni
und vom 27. Juli mit 31. Auguſt zum Schießen verwendet, und
ſchießen im Juni das 3. und 15. Inf.-Regt. In der Zeit vom
27. Juli mit 12. Auguſt ſchießt täglich abwechslungsweiſe ein
Regiment. Für Gefechts- und Schteßübungen ſind für das Re-
giment 4, für das Jäger-Bataillon 3, für 1/2 im ganzen 6 Schieß-
tage, ohne Einmarſch- und Abmarſchtag, angeſetzt. Für die Bri-
gade- und Diviſionsmanöver werden zugewieſen; A) Der 1. Di-
viſion
der Stab der 1. Feld-Artillerie-Brigade, die Unteroffiziers-
ſchule, das 1. Feld-Art.-Regt. und 1 Pionier-Kompagnie. B) Der
2. Diviſion
das 3. Feld-Art.-Regt., 1 Pionter-Kompagnie, Luft-
ſchiffer-Abtheilung und die Lehrer-Kompagnie. Außerdem jeder der
beiden Diviſionen 2 Krankenwagen mit je 1 Unteroffizier der
Sanitätskompagnie, 4 Krankenträger und Verbandsmaterial.



Letzte Nachrichten.

Tel. Biſchof Anzer, der ſich
von hier nach München begeben wird, verhandelt mit den
maßgebenden Stellen über die Sicherung einer möglichſt ge-
deihlichen Entwicklung des Miſſionsweſens in China; ganz
beſonders ſcheint es ihm darauf anzukommen, eine beſſere
Fühlung zwiſchen der deutſchen diplomatiſchen Vertretung in
[Spaltenumbruch] China und der Miſſion herbeizuführen. Der Biſchof iſt in
hieſigen Kreiſen persona gratissima, ſchon um deßwillen, weil
er als bayeriſcher Katholik zuerſt das deutſche Banner in
China hoch- und feſtgehalten hat. — Das Befinden Liebers,
das in den letzten Tagen weniger gut war, ſoll heute be-
friedigen. Befürchtungen werden nicht mehr gehegt. — Wegen
des Fleiſchbeſchaugeſetzes ſind in den letzten Tagen,
wie ich ſchon meldete, Verhandlungen zu dem Zwecke geführt
worden, daß das Pökelfleiſch von dem Einfuhrverbot aus-
genommen werde. Ob die Beſtimmung ſich aufrechterhalten
läßt, daß Pökelfleiſch in Stücken unter 8 Pfund nicht herein-
kommen darf, iſt zweifelhaft. Andrerſeits liegt die Befürchtung
nahe, daß, wenn gepökeltes Fleiſch herein darf, auch ſolche
Fleiſchwaaren eingeführt werden, die angepökelt und an-
geräuchert ſind und die nachher als friſches Fleiſch verwerthet
werden. Es gilt, hier die richtige Faſſung zu finden. Darüber,
daß die Friſtbeſtimmung fallen gelaſſen wird, herrſcht
allgemeine Uebereinſtimmung. Es iſt ferner wahrſcheinlich,
daß man ſich dahin einigt, zu ſagen: wenn bis zum
31. Dezember 1903 keine anderen Abmachungen getroffen ſind,
ſollen die Beſtimmungen des Geſetzes über die Einfuhr friſchen
Fleiſches in Kraft treten.

Tel. Das preußiſche Herren-
haus
ſetzte heute die Etatsberathung fort. Beim Etat der
Bauverwaltung theilt Miniſterialdirektor Schulz mit, die
Regierung bereite ein Geſetz vor, wodurch den einzelnen
Provinzen das Recht gewährt wird, in Stadtkreiſen die ge-
werblichen Unternehmungen zu den Straßenbauten heranzu-
ziehen. Ein dahin zielender Antrag wird darauf angenommen.
Beim Etat des Kultusminiſteriums beſpricht der Oberbürger-
meiſter von Breslau, Bender, die Syphilisimpfungen Profeſſor
Neißers in Breslau und vertheidigt ſie. Ihm widerſpricht
Frhr. v. Maltzahn, der meint, es handle ſich in dieſem
Fall um Uebelſtände, von denen die deutſche Wiſſenſchaft zu
befreien ſei. Nachdem noch Profeſſor Slaby die Bedeutung
der Techniſchen Hochſchulen beſprochen und Kultusminiſter
Studt Berückſichtigung der vom Vorredner vertretenen Ge-
ſichtspunkte zugeſagt hat, vertagte ſich das Haus auf morgen.

Tel. Das Abgeordneten-
haus vertagte
ſich heute bis zum 24. April.

Tel. Unterhaus. Der Parla-
mentsunterſekretär des Aeußern, Brodrick, erklärt, in
Schantung und Petſchili ſeien Unruhen vor-
gekommen, die den geheimen Geſellſchaften zugeſchrieben
werden. Aus dieſem Anlaſſe ſeien bei der chineſiſchen
Regierung von den auswärtigen Vertretern, darunter auch
dem britiſchen Geſandten, Vorſtellungen erhoben worden. Der
Gouverneur von Schantung ſei abberufen und ein neuer
Gouverneur für dieſe Provinz ernannt worden. Zwei britiſche
Kriegsſchiffe ſeien zum Schutze von Leben und Eigenthum der
Engländer nach Taku geſchickt worden.

Tel. Wie aus Waſhington
gemeldet wird, erregte dort die geſtern Nachmittag aus
Bern eintreffende Depeſche, die den Spruch des Schieds-
gerichts in der Delagoabahn-Frage enthielt, ſolches
Erſtannen, daß die Regierung, einen telegraphiſchen Fehler
vermuthend, um Wiederholung der Zahlen erſuchte. Die
Amerikaner betrachten ſich als Opfer des Uebelwollens
der Schweizer gegen England.

Tel. Man glaubt, daß die Be-
ſetzung von Inſalah umfaſſende militäriſche Maßnahmen
nothwendig machen werde. Der Miniſterpräſident hatte
in dieſer Beziehung eine Beſprechung mit dem General-
gouverneur von Algerien, Laferrière, und mit Flamand,
dem Führer der Expedition, die kürzlich Inſalah beſetzte.

Tel. Die Zweite Kammer nahm
den Geſetzentwurf über die Einführung des Schulzwangs
mit 50 gegen 49 Stimmen an.

Tel. Die Zweite Kammer
berieth heute einen Geſetzentwurf, durch welchen die auf der
Haager Friedenskonferenz abgeſchloſſene internationale
Schiedsgerichtskonvention genehmigt wird. Die Kon-
vention wurde von den radikalen Deputirten Pitterſen und
Veegens heftig angegriffen. Erſterer ſagte: Die ſpäteren
Ereigniſſe ſtänden im Widerſpruch mit den Grundſätzen der
Konvention. Veegens führte aus: Die Zuſtimmung der
Kammer zur Konvention in dieſem Augenblick würde mit
Rückſicht auf den Artikel von D’Eſtournelles in der „Revue
de Paris“ die Nichtzulaſſung der beiden Südafrikaniſchen
Republiken zur Friedenskonferenz gleichbedeutend erſcheinen
laſſen mit der ſtillſchweigenden Anerkennung der Suzeränität
Englands. Der Redner beantragt mit mehreren Mitgliedern
die Vertagung der Berathung des Vertrags bis nach Be-
endigung des Krieges. Der Miniſter des Auswärtigen,
de Beaufort, ſpricht ſich gegen den Antrag Veegens aus,
da er gegenüber den anderen Mächten die Verpflichtung ein-
gegangen ſei, die Ratifikation des Vertrags zu beſchleunigen.
Er könne keine Verantwortlichkeit für die Vertagung über-
nehmen, wegen deren er internationale Schwierigkeiten be-
fürchten müßte. Hierauf wird die Berathung des Antrags
Veegens auf Dienſtag vertagt.



Verſchiedenes.

Tel. Infolge des andauernden
Schneefalls iſt der Verkehr in Wien theilweiſe unter-
brochen, theilweiſe ſehr eingeſchränkt. Der Güterverkehr der
Franz Joſeph-Bahn, der Stadtbahn und der Donau-Ufer-
Bahn iſt eingeſtellt. Ein heute früh abgelaſſener Schnellzug
der Weſtbahn mußte in Purkersdorf umkehren und die
Reiſenden nach Wien zurückbringen.

Tel. (Meldung des k. k. Wiener
Korr.-Bur.) Infolge des von der „Male Novine“ veröffent-
lichten Vertrauensbruchs des früheren Direktors Tauſchano-
witſch
und der ihm zugeſchriebenen Beſeitigung von Aktien
der Belgradska Cadruga erſuchte der Verwaltungsrath
der Bank das Handelsminiſterium um Einſetzung einer be-
ſonderen Kommiſſion zur genauen Unterſuchung der Ge-
ſammtlage der Bank. Das Handelsminiſterium willfahrte
dem Geſuch und ernannte heute eine Kommiſſion, worin das
Finanzminiſterium, die ſerbiſche Nationalbank und andere
Finanzinſtitute vertreten ſind.

Tel. Aus Rabat wird der Tod
des Großweſiers gemeldet.

K. C. Einſt und jetzt.

In der „Peking and Tientſin
Times“ finden wir folgenden kurzen aber vielſagenden Satz:
Heute: Tientſin nach Peking — drei und eine halbe Stunde
per Eiſenbahn, 3 Doll.; elektriſche Bahn, 10 Cts. Summa
vier Stunden Plus Komfort. Vor zehn Jahren: Tientſin
nach Peking — vier Tage Bootfahrt nach Tungchow, 10 Doll.
Tungchow nach Peking über Kuneppeldamm, ein halber Tag,
Preis: 1 Doll. und eine Rippe gebrochen. Summa 11 Doll.,
fünf Reiſetage und Körperſchaden gratis.

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Hr. v. Lenbach i&#x017F;t ja wegen &#x017F;einer Unkenntniß von Knigge&#x2019;s<lb/>
Umgang mit Men&#x017F;chen zu &#x017F;tadtbekannt, als daß man nach<lb/>
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lange &#x017F;uchen müßte. Aber gegen die Pre&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ollte der Präfident<lb/>
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Prä&#x017F;ident, weniger brüskirend reden lernen! &#x201E;Es jammerte<lb/>
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Pre&#x017F;&#x017F;e Tags vorher &#x2014; al&#x017F;o noch ehe &#x017F;ie gehalten war &#x2014; im<lb/>
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Rohmaterialien er&#x017F;treckt &#x017F;ich haupt&#x017F;ächlich auf Metallfarben,<lb/>
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Der heutige Tag, nach Prof. Falb ein kriti&#x017F;cher, brachte <hi rendition="#g">un-<lb/>
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[Seite 6.[6]/0006] München, Samſtag Allgemeine Zeitung 31. März 1900. Nr. 88. VI., X. und XI. Korps, alſo Nordmähren, Schleſien, Galizien und Oberungarn (Kaſchauer Korps) dislozirten Linien- und Landwehrtruppen auf erhöhtem Friedensſtand (520 Mann per Bataillon), ſowie andere Abtheilungen, welche nothwendig ſind, um den beiden operirenden Armeen das volle Gepräge des Mobiliſirungszuſtandes zu geben. Betheiligt werden an den Manövern 27 Infanterie-Regimenter mit je vier Bataillonen, 4 Infanterie-Regimenter mit je drei Bataillonen, 1 Regiment mit einem Bataillon, 10 Feldjäger-Bataillone; faſt die Hälfte der geſammten Heeres- Kavallerie, nämlich 7 Dragoner-Regimenter, 5 Huſaren-Regimenter, 8 Ulanen-Regimenter; 4 Korps- Artillerie-Regimenter mit ihren fahrenden und reitenden Batterien, 12 Diviſions-Artillerie-Regimenter. Von der Armee alſo werden nicht weniger als 131 Bataillone zu 520 Mann (68,120 Mann), 125 Eskadronen und 72 Batterien (etwa 300 Geſchütze) nebſt techniſchen Truppen theil- nehmen. Dazu kommen von der öſterreichiſchen Land- wehr 10 Infanterie-Regimenter mit 34 Bataillonen; 3 Land- wehr-Ulanen-Regimenter; 4 ungariſche Landwehr-Infan- terie-Regimenter mit 13 Bataillonen und wahrſcheinlich ein Honved-Huſaren-Regiment. Die Bataillonszahl ſteigert ſich alſo auf 178. Die Truppenzahl wird ſo ſtark ſein, daß eine der beiden Armeen 3 Korps zu je 2 Diviſionen, die andere 2 Korps zu je 3 Diviſionen umfaſſen wird. Außerdem werden 5 Kavalleriediviſionen formirt. Die Geſammt- truppenſtärke dürfte 120,000 bis 120,000 Mann erreichen. Man glaubt, daß eine der beiden Armeen Erzherzog Franz Ferdinand kommandiren wird; doch ſind definitive Beſtim- mungen über die Kommandoführung noch nicht getroffen. („N. W. Tagbl.“) Bayeriſche Chranik. * Hof- und Perſonalnachrichten.München, 30. März.König Albert von Sachſen paſſirte heute Nacht mit dem Nord-Süd- Expreßzuge, der mit dreiviertelſtündiger Verſpätung eintraf, auf der Durchreiſe von Mentone nach Dresden den hieſigen Zentralbahnhof. Zur Begrüßung hatten ſich der ſächſiſche Geſandte Frhr. v. Frieſen mit dem Attaché Frhrn. v. Watz- dorff und der ſächſiſche Generalkonſul v. Wilmersdörffer eingefunden. — Der italieniſche Geſandte, Graf Foreſta, hat einen Urlaub in die Heimath angetreten. — An Stelle des aus geſundheitlichen Rückſichten zurückgetretenen Hrn. General- konſuls Schöninger wurde der Großhändler und kgl. Handels- richter Hr. C. A. v. Günther hier zum kgl. rumäniſchen Generalkonſul für das Königreich Bayern mit dem Amtsſitze in München ernannt. * Zur Angelegenheit Lerchenfeld wird dem „Fränk. Kurier“ in Beſtätigung unſrer vor kurzem an anderer Stelle ausgeſprochenen Anſicht folgendes aus Berlin mitgetheilt: Was den perſönlichen Standpunkt des bayeriſchen Geſandten hier, des Grafen Lerchenfeld, zum Centrum betrifft, ſo kann ich Ihnen ſchreiben, daß Prinz Arenberg, das bekannte Mitglied der Centrumsfraktion des Reichstags, nach der Abgabe der Erklärung des bayeriſchen Geſandten im Reichstage demſelben ſeine Anerkennung mit den Worten zum Ausdruck brachte: „Hugo, das haſt du aber gut gemacht!“ * Ernte-Urlaub.Das Kriegsminiſterium erſucht uns um die Aufnahme folgender Berichtigung: In der von der Allgemeinen Zeitung (Zweites Abendblatt Nr. 86) gebrachten Notiz über „Ernte-Urlanb“ iſt folgender angeblich in einem Erlaß des Kriegsminiſteriums enthaltene Satz mit geſperrter Schrift angeführt: „Die Mannſchaften der in den Reichs- landen untergebrachten Truppentheile ſollen von der Be- günſtigung des Ernte-Urlaubs ausgeſchloſſen ſein.“ Dem- gegenüber ſtellt das Kriegsminiſterium feſt, daß die bezügliche Stelle in dem einſchlägigen Erlaß den Wortlaut hat: „Die Mannſchaften der in den Neichslanden untergebrachten Truppentheile ſollen von der Begünſtigung des Ernte-Urlaubs keineswegs ausgeſchloſſen ſein.“ ⴲ Oberammergauer Paſſionsſpiel.Die Lokal- bahn-Aktiengeſellſchaft München läßt für Beſucher des Oberammerganer Paſſionsſpiels ab 23. Mai an jedem Vortag des Paſſionsſpiels und dem Aufführungstage Sonder- züge nach und von Oberau und Garmiſch verkehren München ab 9 Uhr 25 Min. vorm. und 10 Uhr 30 Min. vorm., Oberau an 12¼ Uhr mittags und 1 ¼ Uhr nachm.; Oberau ab 7 Uhr 30 Min. abends und 9 Uhr abends; München an 10 Uhr 20 Min. nachts und 12 Uhr nachts. Dieſe Züge ſind ab Oberau ſo gelegt, daß man nach Schluß des Paſſions- ſpiels zu Wagen und zu Fuß bequem die Station Oberau erreichen kann. Außerdem verkehren auch noch Sonderzüge von Oberau nach Garmiſch, da viele Paſſionsſpiel-Beſucher nicht direkt nach München zurückfahren, ſondern weitere Ge- birgstouren machen werden. Deßhalb werden auch ab 1. Juni offizielle tägliche Wagenverbindungen zwiſchen Oberau-Ober- ammergau-Linderhof-Füſſen und zwiſchen Füſſen und Hohen- ſchwangan, ferner zwiſchen Partenkirchen-Mittenwald-Kochel und zwiſchen Mittenwald-Zirl eingerichtet. Die Schnell- züge, die die bayeriſche Staatsbahn nach Garmiſch einrichtet, werden ſehr beſchleunigt werden; ſie erhalten nur erſte und zweite Klaſſe und gehen um 9 Uhr 10 Min vorm. in München ab, um ſchon um 12 Uhr mittags, alſo in 2 Stunden 50 Min., in Garmiſch einzutreffen. Der Gegen- ſchnellzug wird Garmiſch um 12 Uhr 55 Min. mittags ver- laſſen und um 3 Uhr 50 Min. nachm. in München eintreffen. An jedem Paſſionsſpieltage wird früh 4¾ Uhr von Garmiſch ein Sonderzug über Murnau nach Oberammergau abgehen, der in Oberammergan um 7½ Uhr früh, alſo noch vor Be- ginn des Theaters, eintreffen wird. * An die Adreſſe des Hrn. v. Lenbach.Unter dieſer Spitzmarke bringt der „Bayeriſche Kurier“ einige wohl- gemeinte Worte für Hrn. v. Lenbach, denen auch wir uns anſchließen. Sie lauten: „Als unſer Vertreter gemeinſam mit dem Korreſpondenten der „Frankf. Ztg.“ auf eine von Hrn. v. Lenbach unterſchriebene Einladung hin Einlaß in den Saal des Künſtlerhauſes begehrte, um ſeiner Pflicht als Bericht- erſtatter genügen zu können, wurde ihm von dem Präſidenten der Künſtlergenoſſenſchaft der Eintritt verwehrt: „Was geht mich die „Frankfurter Zeitung“ und die Preſſe an.“ Der Hr. v. Lenbach iſt ja wegen ſeiner Unkenntniß von Knigge’s Umgang mit Menſchen zu ſtadtbekannt, als daß man nach einem Grunde dieſer neueſten Probe von Unhöflichkeit erſt lange ſuchen müßte. Aber gegen die Preſſe ſollte der Präfident dieſen Bildungsgrad doch etwas übertünchen laſſen, es könnte gerade für das Café Lenbach „kommen der Tag“, an dem er recht ſehr auf dieſelbe zählen müßte. Alſo höflicher, Herr Präſident, weniger brüskirend reden lernen! „Es jammerte mich,“ heißt’s im „Triſtan“.“— Wenn Hr. v. Lenbach meint, die Preſſe gehe ihn nichts an, dann wundert es uns nur, daß er ſeine Rede bei der geſtrigen Eröffnungsfeier eben dieſer Preſſe Tags vorher — alſo noch ehe ſie gehalten war — im Wortlaut, zur Veröffentlichung nach der Feier, zugehen ließ. * Die Maler- und Lackirer-Innung München ſchreibt uns: Wie in den meiſten andern Gewerben ſind auch in unſrer Brauche die Preiſe der Rohmaterialien ganz bedeutend geſtiegen, z. B. Terpentin 50 Proz., Firniß 25 Proz., Bleiweiß 20 Proz. u. ſ. f. Wir ſehen uns daher leider genöthigt, die Preiſe für unſre Arbeiten dem- entſprechend ebenfalls zu erhöhen. Die Preisſteigerung der Rohmaterialien erſtreckt ſich hauptſächlich auf Metallfarben, die im Malergewerbe zumeiſt in Betracht kommen, und der Preisaufſchlag begründet ſich in dem großen Bedarf und der Nachfrage nach Blei und Zink, welche Metalle für induſtrielle Unternehmungen, ſpeziell elektriſche Anlagen, gegenwärtig in großem Umfange benöthigt werden. Es werden deßhalb die Intereſſenten; Architekten, Baumeiſter, Bauunternehmer und Hausbeſitzer, auf dieſe Preiserhöhungen aufmerkſam gemacht und gebeten, bei Vergebung von Malerarbeiten gefälligſt hierauf Rückſicht zu nehmen. * Vom Wetter.Von Frühlingsanfang iſt leider bis jetzt hier noch nicht das Mindeſte zu verſpüren, eher von nochmaligem Wintersanfang, und zwar einem ſehr ſtrengen. Der heutige Tag, nach Prof. Falb ein kritiſcher, brachte un- ausgeſetztes Schneegeſtöber. Allem Anſcheine nach wird dieſer recht empfindliche Nachwinter noch nicht ſo raſch zu Ende gehen. Ebenſo troſtlos wie hier ſcheint es auch anderwärts auszuſehen: infolge anhaltender Schneeſtürme trafen heute die Züge aus Norden wie aus Süden mit einer Verſpätung bis zu fünf Stunden ein. * Liederabend.Der für 20. März geplante Liederabend von Wilhelmy-Stengel findet nun definitiv Mittwoch, den 4. April, im Bayeriſchen Hof ſtatt. — Kartenverkauf bei Alfr. Schmid Nachf., Theatinerſtraße 34. st. Bamberg, 30. März.Tel. Der Ingenieur Wilhelm Thomaß von München wurde als Direktor der hieſigen ſtädtiſchen Elektrizitätswerke endgültig engagirt. — Der Lyceal- profeſſor Prieſter Dr. Kaſpar Hartung hier wurde zum Rektor am hieſigen Lyceum ernannt und an ſeine Stelle der Lycealprofeſſor Prieſter Dr. Lorenz Haas aus Paſſau berufen. d. Nürnberg, 30. März.Geſtern Abend fand hier eine geſchloſſene ſozialdemokratiſche Parteiverſammlung ſtatt, die ſich mit dem Uebergang der „Fränk. Tagespoſt“ an die Partei beſchäftigte und einen überaus ſtürmiſchen Verlauf nahm. Genoſſe Herrmann theilte mit, daß Oertel ſich in einer geheimen Sitzung, die vom Berliner Partei- vorſtand geleitet wurde, mit einer Abfindungsſumme von 5000 M. zufriedengegeben habe, während ein anderer Redner behauptete, daß die Berliner Parteileitung die Nothlage Oertels, in die er durch Grundſtückſpekulationen gerathen ſei, ausgebeutet habe und auch dafür Sorge getragen hätte, daß Oertel ins Irrenhaus geſchafft wurde. Redner ſtellte ſchließ- lich den Antrag, die Angelegenheit bis zur Wiedergeneſung Oertels zu vertagen, doch wurde ſchließlich der Beſchluß ge- faßt, jetzt ſchon die Zeitung auf die Partei zu übernehmen. Militäriſche Nachrichten. ∆ Herbſtübungen des I. Armeekorps 1900.Vor- behaltlich der Allerhöchſten Genehmigung werden die beiden Diviſionen des I. Armeekorps am 13. 14. und 15. September zum Manöver gegeneinander verſammelt werden. Für die Bri- gademanöver ſind drei Uebungstage angeſetzt und als Ge- lände für Brigade- und Diviſionsmanöver zugewieſen: Der 1. Diviſion der Raum weſtlich der Salzach, begreuzt durch den Inn, vom Einfluß der Salzach über Marktl bis Mühldorf, dann durch die Orte Maxing, Zangberg, Buchbach einſchließlich, und Waſſerburg, Roſenheim, Troſtberg und Laufen ausſchließlich. Innerhalb dieſes Landſtrichs wird der 1898 von der 1. Diviſion belegte Raum nicht zur Unterkunft benutzt, dagegen für Märſche und andere Uebungszwecke verwendet. 2. Diviſion: Der Raum begrenzt durch den Inn, die Straße Waſſerburg- München (Orte, an dieſer Straße gelegen, gehören der Diviſion), die Iſar und die ſüdliche Landesgrenze. Roſenheim und die auf 5—6 km im Umkreis befindlichen, im Jahre 1898 mit Quartier belegten Orte werden nicht zur Unterkunft, eventuell aber für Märſche und Uebungsplätze benutzt. Regimentsexerziren findet ſtatt für die Regimenter der 1. Infanterie-Brigade auf dem Truppenübungsplatz Lechfeld; 2. Inf.-Regt. im Manöver- gelände, Brigade-Exerzirplatz, 16. Inf.-Regt. auf dem Exerzirplatz Paſſau. 3. Infanterie-Brigade auf dem Truppenübungs- platz, 12. Inf.-Regt. auf dem Exerzirplatz München; 15. Inf.-Regt. auf dem Exerzirplatz Neuburg; Brigade-Exerziren wird abge- halten von der 1. Infanterie-Brigade und 3. Infanterie-Brigade auf dem Truppenübungsplatz, von der 2. Infanterie-Brigade im Manövergelände der 1. Diviſion, von der 11. Infanterie-Brigade auf dem Exerzirplatz München. Die Kavallerie-Regimenter exer- ziren im Anſchluß an das Eskadron-Exerziren im Frühſommer ſieben Tage auf den Exerzirplätzen der Standorte, das 2. Schw. Reiter-Regt. auf dem Truppenübungsplatz. Die 1. Kavallerie- Brigade hält dreitägiges Regiments- und daran anſchließend Brigade-Exerziren im Spätſommer auf der Fröttmaninger Heide ab. Die 2. Kavallerie-Brigade übt im Spätſommer drei Tage im Regiment und daran anſchließend in der Brigade im Manöver- gelände nach näherer Anordnung der 2. Diviſion. Die 1. Feld-Art.- Brigade hält achttägige Uebungen im Gelände ab; während dieſer acht Tage findet bet jedem Regiment ein Scharfſchießen ſtatt. Die Wahl der Uebungsplätze im Manövergelände und ſämmtliche Vor- arbeiten erfolgen im Benehmen mit der Diviſion, in deren Manöverraum die Uebungen ſtattfinden, und ſoll hauptſächlich darauf Rückſicht genommen werden, erhebliche Flurſchäden zu ver- meiden. Vor und während der größeren Truppenübungen ſchießen die Infanterie-Regimenter und das Jäger-Bataillon auf dem Truppenübungsplatze, mit Ausnahme des 16. Inf.-Regts., das das gefechtsmäßige Abtheilungsſchießen im Manövergelände vor- nimmt. Der Truppenübungsplatz wird vom 24. mit 30. Juni und vom 27. Juli mit 31. Auguſt zum Schießen verwendet, und ſchießen im Juni das 3. und 15. Inf.-Regt. In der Zeit vom 27. Juli mit 12. Auguſt ſchießt täglich abwechslungsweiſe ein Regiment. Für Gefechts- und Schteßübungen ſind für das Re- giment 4, für das Jäger-Bataillon 3, für 1/2 im ganzen 6 Schieß- tage, ohne Einmarſch- und Abmarſchtag, angeſetzt. Für die Bri- gade- und Diviſionsmanöver werden zugewieſen; A) Der 1. Di- viſion der Stab der 1. Feld-Artillerie-Brigade, die Unteroffiziers- ſchule, das 1. Feld-Art.-Regt. und 1 Pionier-Kompagnie. B) Der 2. Diviſion das 3. Feld-Art.-Regt., 1 Pionter-Kompagnie, Luft- ſchiffer-Abtheilung und die Lehrer-Kompagnie. Außerdem jeder der beiden Diviſionen 2 Krankenwagen mit je 1 Unteroffizier der Sanitätskompagnie, 4 Krankenträger und Verbandsmaterial. Letzte Nachrichten. ♃ Berlin, 30. März.Tel. Biſchof Anzer, der ſich von hier nach München begeben wird, verhandelt mit den maßgebenden Stellen über die Sicherung einer möglichſt ge- deihlichen Entwicklung des Miſſionsweſens in China; ganz beſonders ſcheint es ihm darauf anzukommen, eine beſſere Fühlung zwiſchen der deutſchen diplomatiſchen Vertretung in China und der Miſſion herbeizuführen. Der Biſchof iſt in hieſigen Kreiſen persona gratissima, ſchon um deßwillen, weil er als bayeriſcher Katholik zuerſt das deutſche Banner in China hoch- und feſtgehalten hat. — Das Befinden Liebers, das in den letzten Tagen weniger gut war, ſoll heute be- friedigen. Befürchtungen werden nicht mehr gehegt. — Wegen des Fleiſchbeſchaugeſetzes ſind in den letzten Tagen, wie ich ſchon meldete, Verhandlungen zu dem Zwecke geführt worden, daß das Pökelfleiſch von dem Einfuhrverbot aus- genommen werde. Ob die Beſtimmung ſich aufrechterhalten läßt, daß Pökelfleiſch in Stücken unter 8 Pfund nicht herein- kommen darf, iſt zweifelhaft. Andrerſeits liegt die Befürchtung nahe, daß, wenn gepökeltes Fleiſch herein darf, auch ſolche Fleiſchwaaren eingeführt werden, die angepökelt und an- geräuchert ſind und die nachher als friſches Fleiſch verwerthet werden. Es gilt, hier die richtige Faſſung zu finden. Darüber, daß die Friſtbeſtimmung fallen gelaſſen wird, herrſcht allgemeine Uebereinſtimmung. Es iſt ferner wahrſcheinlich, daß man ſich dahin einigt, zu ſagen: wenn bis zum 31. Dezember 1903 keine anderen Abmachungen getroffen ſind, ſollen die Beſtimmungen des Geſetzes über die Einfuhr friſchen Fleiſches in Kraft treten. P. Berlin, 30. März.Tel. Das preußiſche Herren- haus ſetzte heute die Etatsberathung fort. Beim Etat der Bauverwaltung theilt Miniſterialdirektor Schulz mit, die Regierung bereite ein Geſetz vor, wodurch den einzelnen Provinzen das Recht gewährt wird, in Stadtkreiſen die ge- werblichen Unternehmungen zu den Straßenbauten heranzu- ziehen. Ein dahin zielender Antrag wird darauf angenommen. Beim Etat des Kultusminiſteriums beſpricht der Oberbürger- meiſter von Breslau, Bender, die Syphilisimpfungen Profeſſor Neißers in Breslau und vertheidigt ſie. Ihm widerſpricht Frhr. v. Maltzahn, der meint, es handle ſich in dieſem Fall um Uebelſtände, von denen die deutſche Wiſſenſchaft zu befreien ſei. Nachdem noch Profeſſor Slaby die Bedeutung der Techniſchen Hochſchulen beſprochen und Kultusminiſter Studt Berückſichtigung der vom Vorredner vertretenen Ge- ſichtspunkte zugeſagt hat, vertagte ſich das Haus auf morgen. * Berlin, 30. März.Tel. Das Abgeordneten- haus vertagte ſich heute bis zum 24. April. * London, 30. März.Tel. Unterhaus. Der Parla- mentsunterſekretär des Aeußern, Brodrick, erklärt, in Schantung und Petſchili ſeien Unruhen vor- gekommen, die den geheimen Geſellſchaften zugeſchrieben werden. Aus dieſem Anlaſſe ſeien bei der chineſiſchen Regierung von den auswärtigen Vertretern, darunter auch dem britiſchen Geſandten, Vorſtellungen erhoben worden. Der Gouverneur von Schantung ſei abberufen und ein neuer Gouverneur für dieſe Provinz ernannt worden. Zwei britiſche Kriegsſchiffe ſeien zum Schutze von Leben und Eigenthum der Engländer nach Taku geſchickt worden. ϰ London, 30. März.Tel. Wie aus Waſhington gemeldet wird, erregte dort die geſtern Nachmittag aus Bern eintreffende Depeſche, die den Spruch des Schieds- gerichts in der Delagoabahn-Frage enthielt, ſolches Erſtannen, daß die Regierung, einen telegraphiſchen Fehler vermuthend, um Wiederholung der Zahlen erſuchte. Die Amerikaner betrachten ſich als Opfer des Uebelwollens der Schweizer gegen England. * Paris, 30. März.Tel. Man glaubt, daß die Be- ſetzung von Inſalah umfaſſende militäriſche Maßnahmen nothwendig machen werde. Der Miniſterpräſident hatte in dieſer Beziehung eine Beſprechung mit dem General- gouverneur von Algerien, Laferrière, und mit Flamand, dem Führer der Expedition, die kürzlich Inſalah beſetzte. * Haag, 30. März.Tel. Die Zweite Kammer nahm den Geſetzentwurf über die Einführung des Schulzwangs mit 50 gegen 49 Stimmen an. * Haag, 30. März.Tel. Die Zweite Kammer berieth heute einen Geſetzentwurf, durch welchen die auf der Haager Friedenskonferenz abgeſchloſſene internationale Schiedsgerichtskonvention genehmigt wird. Die Kon- vention wurde von den radikalen Deputirten Pitterſen und Veegens heftig angegriffen. Erſterer ſagte: Die ſpäteren Ereigniſſe ſtänden im Widerſpruch mit den Grundſätzen der Konvention. Veegens führte aus: Die Zuſtimmung der Kammer zur Konvention in dieſem Augenblick würde mit Rückſicht auf den Artikel von D’Eſtournelles in der „Revue de Paris“ die Nichtzulaſſung der beiden Südafrikaniſchen Republiken zur Friedenskonferenz gleichbedeutend erſcheinen laſſen mit der ſtillſchweigenden Anerkennung der Suzeränität Englands. Der Redner beantragt mit mehreren Mitgliedern die Vertagung der Berathung des Vertrags bis nach Be- endigung des Krieges. Der Miniſter des Auswärtigen, de Beaufort, ſpricht ſich gegen den Antrag Veegens aus, da er gegenüber den anderen Mächten die Verpflichtung ein- gegangen ſei, die Ratifikation des Vertrags zu beſchleunigen. Er könne keine Verantwortlichkeit für die Vertagung über- nehmen, wegen deren er internationale Schwierigkeiten be- fürchten müßte. Hierauf wird die Berathung des Antrags Veegens auf Dienſtag vertagt. Verſchiedenes. * Wien, 30. März.Tel. Infolge des andauernden Schneefalls iſt der Verkehr in Wien theilweiſe unter- brochen, theilweiſe ſehr eingeſchränkt. Der Güterverkehr der Franz Joſeph-Bahn, der Stadtbahn und der Donau-Ufer- Bahn iſt eingeſtellt. Ein heute früh abgelaſſener Schnellzug der Weſtbahn mußte in Purkersdorf umkehren und die Reiſenden nach Wien zurückbringen. * Belgrad, 30. März.Tel. (Meldung des k. k. Wiener Korr.-Bur.) Infolge des von der „Male Novine“ veröffent- lichten Vertrauensbruchs des früheren Direktors Tauſchano- witſch und der ihm zugeſchriebenen Beſeitigung von Aktien der Belgradska Cadruga erſuchte der Verwaltungsrath der Bank das Handelsminiſterium um Einſetzung einer be- ſonderen Kommiſſion zur genauen Unterſuchung der Ge- ſammtlage der Bank. Das Handelsminiſterium willfahrte dem Geſuch und ernannte heute eine Kommiſſion, worin das Finanzminiſterium, die ſerbiſche Nationalbank und andere Finanzinſtitute vertreten ſind. * Tanger, 30. März.Tel. Aus Rabat wird der Tod des Großweſiers gemeldet. K. C. Einſt und jetzt.In der „Peking and Tientſin Times“ finden wir folgenden kurzen aber vielſagenden Satz: Heute: Tientſin nach Peking — drei und eine halbe Stunde per Eiſenbahn, 3 Doll.; elektriſche Bahn, 10 Cts. Summa vier Stunden Plus Komfort. Vor zehn Jahren: Tientſin nach Peking — vier Tage Bootfahrt nach Tungchow, 10 Doll. Tungchow nach Peking über Kuneppeldamm, ein halber Tag, Preis: 1 Doll. und eine Rippe gebrochen. Summa 11 Doll., fünf Reiſetage und Körperſchaden gratis.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2020-10-02T09:49:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 88, 31. März 1900, S. Seite 6.[6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine88_1900/6>, abgerufen am 21.11.2024.