Allgemeine Zeitung, Nr. 88, 31. März 1900.Samstag, Zweites Morgenblatt Nr. 88 der Allgemeinen Zeitung. 31. März 1900. [Spaltenumbruch] Der Krieg in Südafrika. Sun Lord Roberts meldet nach London, er müsse seinen Inzwischen ist man im Londoner Kriegsministerium, wo Portugal hat mit der Chartered Company, bezw. mit * Frau Olive Schreiner, die Schwester des derzeitigen "Ich kann es nicht verstehen, Der Berichterstatter, * Pretoria, 29. März. Tel. Nachmittags fand die d. London, 30. März. Tel Die Königin Vietoria d. London, 30. März. Tel. Nach einem Telegramm Italien. Die Obstruktion in der Kammer. * Rom, 30. März.Tel. Die hentige Sitzung der Rußland. Rußland und Bulgarten. * Ein Zeichen der allmählichen Aenderung des gegen- Türkisches Reich. Deutschfeindliche Inteiguen in Vorderasten. W. K. Jerusalem, 10. März.Vor kurzem wurden "Der russische Einfluß scheint in Konstantinopel wieder im Montenegro. Die Zustände an der türkischen Grenze. -- Montenegrinisches Konsulat in Prizrend. * Aus Cetinje wird berichtet, daß man sich dort be- Ostasien. Aus Korea und Japan bringt die "Now. Wremja" folgende Nachrichten: "Bis jetzt Heer und Flotte. Oesterreichische Kaisermanöver 1900. * An den diesjährigen, im großartigsten Stil als Samſtag, Zweites Morgenblatt Nr. 88 der Allgemeinen Zeitung. 31. März 1900. [Spaltenumbruch] Der Krieg in Südafrika. ☉ Lord Roberts meldet nach London, er müſſe ſeinen Inzwiſchen iſt man im Londoner Kriegsminiſterium, wo Portugal hat mit der Chartered Company, bezw. mit * Frau Olive Schreiner, die Schweſter des derzeitigen „Ich kann es nicht verſtehen, Der Berichterſtatter, * Pretoria, 29. März. Tel. Nachmittags fand die d. London, 30. März. Tel Die Königin Vietoria d. London, 30. März. Tel. Nach einem Telegramm Italien. Die Obſtruktion in der Kammer. * Rom, 30. März.Tel. Die hentige Sitzung der Rußland. Rußland und Bulgarten. * Ein Zeichen der allmählichen Aenderung des gegen- Türkiſches Reich. Deutſchfeindliche Inteiguen in Vorderaſten. W. K. Jeruſalem, 10. März.Vor kurzem wurden „Der ruſſiſche Einfluß ſcheint in Konſtantinopel wieder im Montenegro. Die Zuſtände an der türkiſchen Grenze. — Montenegriniſches Konſulat in Prizrend. * Aus Cetinje wird berichtet, daß man ſich dort be- Oſtaſien. Aus Korea und Japan bringt die „Now. Wremja“ folgende Nachrichten: „Bis jetzt Heer und Flotte. Oeſterreichiſche Kaiſermanöver 1900. * An den diesjährigen, im großartigſten Stil als <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Samſtag, Zweites Morgenblatt Nr. 88 der Allgemeinen Zeitung.</hi> 31. März 1900.</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Krieg in Südafrika.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>☉ Lord <hi rendition="#g">Roberts</hi> meldet nach London, er müſſe ſeinen<lb/> Truppen noch einen längeren Aufenthalt in <hi rendition="#g">Bloemfontein</hi><lb/> gewähren, da ſie erſt <hi rendition="#g">für den Winter auszurüſten</hi><lb/> ſeien. Der Winter Südafrikas währt etwa vom April bis<lb/> September. In der Gegend, wo das Gros der engliſchen<lb/> Truppen gegenwärtig ſteht, iſt der Winter gewöhnlich trocken<lb/> Es ſcheint jedoch, als ob die trockene Zeit in dieſem Jahre<lb/> noch nicht ſo bald eintreten ſollte, denn die Depeſchen aus<lb/> Kapſtadt melden aus ganz Südafrika außergewöhnlich ſtarke<lb/> Regengüſſe. Weſtlich der Bahn Kimberley-Mafeking begiunt<lb/> die ſog. Karroo, das dürre Hochfeld, auf welchem der jähr-<lb/> liche Regenfall nur etwa 260 <hi rendition="#aq">mm</hi> beträgt. Aber auch aus<lb/> dem aufſtändiſchen Orte Prieska, der bereits ganz im regen-<lb/> armen Lande liegt, wird heftiger Regen gemeldet, ſo daß alle<lb/> „Spruits“ (Spruit = Bach) gleich Gießbächen durch die<lb/> Schluchten toſen. Selbſt öſtlich von Bloemfontein, das um<lb/> dieſe Zeit das ſchönſte Wetter haben ſollte, ſtürzt der Regen<lb/> den Berichten zufolge geradezu in Wolkenbrüchen herab, und<lb/> es gelingt den Buren um ſo leichter, ſich dort in Poſitionen<lb/> zu bringen, die ihren Gegnern die größten Schwierigkeiten<lb/> bieten, da dieſen die Furten und die Gefährlichkeit der Wirbel<lb/> unbekannt ſind Setzt der Winter ſchließlich ein, ſo ſinkt die<lb/> Temperatur ganz beträchtlich. Während man z. B. in Kim-<lb/> berley den Sommer über im Durchſchnitt 25° <hi rendition="#aq">C.</hi> zählt,<lb/> iſt die mittlere Temperatur im Winter unter 12° <hi rendition="#aq">C.</hi><lb/> und fällt in den Rächten häufig unter Null Eiſige<lb/> Winde fegen, vom Südpolar-Eiſe kommend, eyklonartig<lb/> über das etwa 4000 Fuß hoch gelegene Land und durchkälten<lb/> den, der die Nacht im Freien aushalten muß, bis ins Gebein<lb/> Angenehmen Tagen geht ſomit „Tommy Atkins“ auf der<lb/> Hochfläche des Oranje-Staates nicht entgegen, und auch mancher<lb/> Offizier wird zähneklappernd daran denken, daß den Kame-<lb/> raden und ihm der Prinz von Wales, als ſie mit Roberts<lb/> von Waterloo-Station abfuhren, zugerufen hat: <hi rendition="#aq">A nice jour-<lb/> ney to Pretoria</hi> — hübſche Reiſe nach Pretoria. „Hübſch iſt<lb/> anders“ mag auch Roberts denken, wenn er die Lage über-<lb/> blickt. In der That daß es dem Burenkommandanten <hi rendition="#g">Oli-<lb/> vier</hi> gelungen iſt, den Angriff des Generals <hi rendition="#g">French</hi> bei<lb/> Ladybrand abzuſchlagen, iſt ein entſchiedener Erfolg, der ihm<lb/> geſtattet, ſeine Kolonne aus einer ſchier verloreuen Poſition<lb/> in Sicherheit zu bringen. Die heftigen Regengüſſe, welche<lb/> über das Land herniedergehen, werden ihm ſeinen Plan, die<lb/> mit ihm ziehenden 6000 Mann ſicher nach Norden zu führen,<lb/> noch erleichtern. Wenn dabei immerhin der aufgeweichte<lb/> Lehmboden ſeinen Vormarſch einigermaßen behindert, ſo trifft<lb/> der Feind, der zudem die Gegend nicht kennt, auf ganz das<lb/> gleiche Hinderniß.</p><lb/> <p>Inzwiſchen iſt man im Londoner Kriegsminiſterium, wo<lb/> die ſchon läugſt erwartete Nachricht vom Entſatz der Stadt<lb/><hi rendition="#g">Mafeking</hi> noch immer nicht eingetroffen iſt, auf einen neuen<lb/> Plan verfallen. Es ſollen Truppen von <hi rendition="#g">Rhodeſia</hi> aus Nord-<lb/> Transvaal angreifen; erſt ſollen ſie Mafeking Hülfe bringen und<lb/> dann in die Buren-Republik eindringen. Zu dieſem Behuf<lb/> ſollen mehrere Regimenter nach dem portugieſiſchen Hafen<lb/><hi rendition="#g">Beira</hi> geſchickt und von dort auf der <hi rendition="#g">Bahn Beira-<lb/> Umtali-Salisbury</hi> nach dieſer befeſtigten Stadt Rhodeſia’s<lb/> geſchafft werden. Von dort führt eine 300 <hi rendition="#aq">km</hi> lange Straße<lb/> nach <hi rendition="#g">Buluwayo,</hi> dem Endpunkt der Bahn, die von Mafe-<lb/> ung kommt. Auf dieſer Strecke ſollen die britiſchen Truppen<lb/> nach dem bedrohten Ort gebracht werden. Ungefähr auf der<lb/> Hälfte der Bahnlinie, bei <hi rendition="#g">Schoſchong,</hi> nähert ſich die Bahn<lb/> der Weſtgrenze Trausvaals, die dort vom Limpopo-Fluß ge-<lb/> bildet wird. An jener Stelle ſollen engliſche Truppen in das<lb/> Buren-Land einfallen, während gleichzeitig die bei Mafeking<lb/> nach deſſen Entſatz frei werdenden Mannſchaften auf Pretoria<lb/> marſchiren, andere Truppen vom Greuzfort <hi rendition="#g">Tuli</hi> her, von<lb/> Norden eindringen und ſich der Stadt <hi rendition="#g">Pietersburg</hi><lb/> bemächtigen ſollen, des Endpunktes der Eiſenbahn nach<lb/><hi rendition="#g">Pretoria.</hi> Man hofft, daß in Verfolg dieſes Plans in<lb/> ſechs Wochen etwa 10,000 Mann in Rhodeſia bereit ſtehen<lb/> würden, um auf Pretoria in drei Linien vom Norden her<lb/> anzurücken, während gleichzeitig Lord Roberts mit dem Gros<lb/> ſeiner Truppen gegen die Hauptſtadt von Transvaal<lb/> operiren würde.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Portugal</hi> hat mit der Chartered Company, bezw. mit<lb/> Rhodes ein Abkommen, wonach es der Company geſtattet<lb/> ſein ſoll, über Beira <hi rendition="#g">„zu Polizeidienſten“</hi> engliſche<lb/> Truppen nach Rhodeſia zu verbringen. Ob Portugal aber<lb/> geſtatten wird, engliſchen Truppen zu zweifellos <hi rendition="#g">militäri-<lb/> ſchen</hi> Zwecken für den <hi rendition="#g">Angriff auf Transvaal</hi> einen<lb/> Freipaß zu gewähren, iſt fraglich, denn ſonſt hätte es dem<lb/> „alten Verbündeten“ ja alsbald die Delagoa-Bahn zur Ver-<lb/> fügung ſtellen können, deren Benutzung England ſo ſehnlich<lb/> erſtrebt. Der Befehlshaber für die britiſche Nordarmee in<lb/> Rhodeſia ſoll Sir Frederick <hi rendition="#g">Carrington</hi> ſein; es wird<lb/> aber, wie geſagt, von Portugal abhängen, ob es ihm mög-<lb/> lich ſein wird, ſein Kommando zu übernehmen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>* <hi rendition="#g">Frau Olive Schreiner,</hi> die Schweſter des derzeitigen<lb/> Premierminiſters der Kapkolonie, die bekannte Schriftſtellerin,<lb/> die Südafrika’s Land und Volk in feſſelnden Erzählungen ge-<lb/> ſchildert hat, äußerte ſich zu dem Vertreter des „Sydney<lb/> Morning Herald“ wie folgt:</p> <quote>„Ich kann es nicht verſtehen,<lb/> wie ihr Auſtralier, Neu-Seeländer und Canadier leichten<lb/> Herzeus hieher kommen könnt, um andere Koloniſten, von<lb/> denen ihr gar nichts wißt, über den Haufen zu ſchießen. Es<lb/> iſt ſchrecklich, wenn ich denke, daß alle dieſe ſchmucken Leute<lb/> hiehergekommen ſind, um zu tödten, oder ſich tödten zu laſſen<lb/> und dies alles, um den <hi rendition="#g">Kapitaliſten</hi> einen Gefallen zu<lb/> thun. Ihr behauptet, daß England ſich im Krieg befinde und<lb/> ihr der Welt zeigen wollt, daß die Kolonien bereit ſind, an<lb/> der Seite von England zu kämpfen. Ja, aber ihr hättet<lb/> fragen und euch erkundigen ſollen, bevor ihr die Ausfahrt<lb/> antratet. Ihr verſteht dies nicht. Das iſt ein <hi rendition="#g">Kapita-<lb/> liſtenkrieg.</hi> Dieſe wollen ſich in Beſitz vom Rand und der<lb/> Minen ſetzen. Ihr habt in Auſtralien nichts derartiges“. Der<lb/> Berichterſtatter hat an Frau Schreiner alsdann die Frage<lb/> geſtellt, warum ſich die Buren geweigert hätten, Stimmrechte<lb/> an Ausländer zu verleihen. „<hi rendition="#g">Stimmrechte!</hi> Stimmrechte,<lb/> aber von <hi rendition="#g">denen</hi> war ja gar <hi rendition="#g">keine Rede.</hi> Ich war wenige<lb/> Monate vor dem Ausbruch des Krieges in Johannes-<lb/> burg und Hunderte von Leuten haben damals dort<lb/> ganz <hi rendition="#g">offen erklärt,</hi> ſie würden <hi rendition="#g">niemals</hi> ihre <hi rendition="#g">eng-<lb/> liſche Staatsangehörigkeit</hi> aufgeben, um dafür<lb/> als Buren abſtimmen zu können. Alle ſind ſie nur<lb/> Nomaden, Wanderer, die Geld machen wollen, und ſelbſt wenn<lb/> Ohm Paul ſie auf den Knieen gebeten hätte, ſich naturaliſiren<lb/> zu laſſen, würden ſie es ihm abgeſchlagen haben, denn keiner<lb/><cb/> wollte ſein Engländerthum aufgeden. Die Wahrheit iſt, daß<lb/> die Kapitaliſten die Minen haben wollen, und dieſe haben<lb/> das Wohl und Wehe der weißen Bevölkerung ſo in der Hand,<lb/> daß alle Welt gezwungen iſt, gemeinſchaftliche Sache mit ihnen<lb/> zu machen, und ſomit ſoll jetzt das Stimmrecht herhalten, um<lb/> den Buren die Minen zu entreißen. Seit Jahren iſt dieſer<lb/> Krieg vorbereitet und das Haarſträubenſte über die Buren, ihre<lb/> Unwiſſenheit und ihre Grauſamkeiten gedruckt worden. Alles<lb/> iſt erlogen. Ich habe ſelbſt als Gouvernante jahrelang unter<lb/> ihnen gelebt und es gibt keine gutmüthigeren Leute. Der<lb/> gegenwärtige Krieg wird ein <hi rendition="#g">Ausrottungskrieg</hi> ſein, ein<lb/><hi rendition="#g">Krieg ohne Ende.</hi> Die Buren kämpfen auf Tod und<lb/> Leben- und denken nicht daran, ſich zu unterwerfen. Die<lb/> Engländer, falls ſie überhaupt mit ihrer Armee nach<lb/> Pretoria gelangen, werden ſich in einer noch viel<lb/> ſchlimmeren Lage als heute befinden. Sie werden als-<lb/> dann hunderte von Meilen Eiſenbahngeleiſe zu ver-<lb/> theidigen haben, während die Buren ungeſchwächten Muthes<lb/> weiterkämpfen werden. Selbſt die Frauen ſind jetzt mit Herz<lb/> und Seele für den Krieg. Nach Elandslaagte kehrte ein Bur<lb/> nach Hauſe zurück. Was iſt los, fragte ihn ſeine Frau, biſt<lb/> du verwundet? Nein. Iſt der Feind in die Flucht geſchlagen?<lb/> Nein Na, dann ſchnell zurück und ins Gefecht mit den Andern.<lb/> Ein Greis von über 75 Jahren griff auf die Nachricht von<lb/> den erſten Niederlagen zum Gewehr. Großvater, riefen ihm<lb/> die Enkel zu, du kannſt ja nicht mehr ſehen. Auf 1000 <hi rendition="#aq">m</hi><lb/> allerdings nicht mehr, antwortete der alte Mann, aber dafür<lb/> immer noch auf 100 <hi rendition="#aq">m</hi> und da er nicht mehr reiten konnte,<lb/> ließ er ſich im Ochſenkarrren nach der Front ſchaffen. Nein,<lb/> ſelbſt eine Anzahl Niederlagen wird niemals den Muth der<lb/> Buren zu brechen vermögen und für England wird das<lb/> Schlimmſte erſt recht kommen, wenn es den Engländern ge-<lb/> lingt, bis nach Pretoria zu gelangen.“</quote> <p>Der Berichterſtatter,<lb/> der zwar meint, Olive Schreiner thäte beſſer, ein neues Buch<lb/> zu ſchreiben, als ihre Zeit und ihre Thatkraft zugunſten der<lb/> Buren zu „vergenden“, muß übrigens ſelbſt zugeben, daß die<lb/> Mehrzahl der Bewohner der Kapkolonie durchaus gegen den<lb/> Krieg iſt, der ihrer Auſicht nach unſchwer hätte vermieden<lb/> werden können.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>* <hi rendition="#b">Pretoria,</hi> 29. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Nachmittags fand die<lb/> Leichenfeier für <hi rendition="#g">Jonbert</hi> ſtatt. An ihr nahmen alle Klaſſen<lb/> der Bevölkerung theil, ſowie die fremden Militärattach<hi rendition="#aq">é</hi>s,<lb/> Letztere in Uniform. Die als Gefangene hier befindlichen<lb/> engliſchen Offiziere hatten Blumenkränze an der Bahre nieder-<lb/> legen laſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">d.</hi><hi rendition="#b">London,</hi> 30. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel</hi> Die Königin <hi rendition="#g">Vietoria</hi><lb/> ſoll den Feldmarſchall <hi rendition="#g">Roberts</hi> beauftragt haben, der Frau<lb/> des Generals <hi rendition="#g">Joubert</hi> ihr Beileid auszudrücken und ihr<lb/> zu ſagen, das britiſche Volk ehre ihren Gatten als einen<lb/> tapferen Soldaten und ehrenhaften Feind. Sir Evelyn<lb/><hi rendition="#g">Wood,</hi> ein alter Gegner Jonberts in dem früheren Trans-<lb/> vaal-Krieg, bat Lord Roberts ebenfalls, der Gemahlin Jonberts<lb/> ſeine Sympathien auszudrücken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">d.</hi><hi rendition="#b">London,</hi> 30. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Nach einem Telegramm<lb/> des Bloemfonteiner Kriegsberichterſtatters der „Morning Poſt“<lb/> iſt es wahrſcheinlich, daß eine größere Burenſtreitmacht von<lb/><hi rendition="#g">Kroonſtad</hi> nach dem Süden vorſtößt. Bei Brandfort wird<lb/> ein Treffen erwartet</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Obſtruktion in der Kammer.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>* <hi rendition="#b">Rom,</hi> 30. März.</dateline> <p><hi rendition="#g">Tel.</hi> Die hentige Sitzung der<lb/><hi rendition="#g">Deputirtenkammer</hi> wurde um 10 Uhr eröffnet. Zehn<lb/> Minuten vor Eröffnung der Sitzung nehmen die Mitglieder<lb/> der äußerſten Linken ihre Sitze ein. Beim Eintritt des Prä-<lb/> ſidenten, der Miniſter und der Anhänger der Regierung in<lb/> den Sitzungsſaal rufen die Mitglieder der äußerſten <hi rendition="#g">Linken</hi><lb/> dem Präſidenten zu: „Hinaus! hinaus!“ und bewerfen ihn<lb/> mit Papierkugeln. Die Quäſtoren fordern die Deputirten<lb/> der äußerſten Linken auf, ſich zu beruhigen. Da dieſelben<lb/> fortfahren, zu ſchreien und zu lärmen, bedeckt ſich der Prä-<lb/> ſident und hebt unter dem Beifall der Majorität die Sitzung<lb/> auf. Die Deputirten verlaſſen ohne Zwiſchenfall den Saal.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rußland.</hi> </head><lb/> <div type="jComment" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Rußland und Bulgarten.</hi> </hi> </head><lb/> <p>* Ein Zeichen der allmählichen Aenderung des gegen-<lb/> ſeitigen Verhältniſſes zwiſchen <hi rendition="#g">Rußland</hi> und <hi rendition="#g">Oeſterreich-<lb/> Ungarn</hi> hinſichtlich der <hi rendition="#g">Balkaupolitik</hi> liegt auch darin,<lb/> daß die ruſſiſchen Blätter wieder beginnen, die Balkanſtaaten<lb/> untereinander und gegen Oeſterreich zu verhetzen. In den<lb/> letzten Jahren, ſeit dem 1897 er Abkommen, ruhte dieſe Agi-<lb/> tation im allgemeinen, nur bei beſonderen Anläſſen machte ſie<lb/> ſich bemerkbar. Jetzt macht offenbar das Beiſpiel der ruſſi-<lb/> ſchen Regierung, die, ohne ſich um Oeſterreich zu kümmern,<lb/> ihre Netze über Bulgarien auswirft, den Newa-Blättern Muth,<lb/> von neuem in dem Hexenkeſſel des Balkan zu rühren, und ſo<lb/> wendet ſich die „Roſſija“ an <hi rendition="#g">Bulgarien</hi> mit der Aufforde-<lb/> rung, ſeine „loyalen“ Anſprüche auf mindeſtens vier Fünftel<lb/> von <hi rendition="#g">Makedonien</hi> geltend zu machen. Natürlich wünſcht das<lb/> ruſſiſche Blatt dieſe Vergrößerung Bulgariens nicht lediglich<lb/> in deſſen eigenem Intereſſe, ſondern vornehmlich auch in dem-<lb/> jenigen Rußlands. Bulgarien ſei der natürliche Verbündete<lb/> Rußlands, das ganze Volk ſei ruſſiſch gefinnt, das Fürſten-<lb/> thum ſei verhältnißmäßig wohlgeordnet und verfüge über<lb/> eine ausgezeichnete Armee ruſſiſcher Schulung, kurz, Bulgarien<lb/> ſei ein trefflicher Vorpoſten Rußlands auf dem Wege nach —<lb/> Konſtantinopel. Damit iſt gewiß nichts neues geſagt, aber<lb/> daß es eben im gegenwärtigen Augenblick wiederholt wird,<lb/> erfordert Beachtung. Die „Roſſija“ ſagt auch ganz ungenirt,<lb/> daß ſie Makedonien deßhalb nur Bulgarien und nicht<lb/> Serbien gönnt, weil Serbien jetzt unter öſterreichiſchem<lb/> Einfluſſe ſteht und <hi rendition="#g">Oeſterreich</hi> es als Durchgangshof<lb/> auf dem Wege nach Salonichi zu benutzen droht. Alſo<lb/> in allem wieder das alte Spiel mit dem Fener, wie<lb/> es früher tagtäglich betrieben wurde. Niemand wird den<lb/> Artikel der „Roſſia“ mit größerem Vergnügen leſen, als<lb/> Fürſt <hi rendition="#g">Ferdinand</hi> von Bulgarien, der jetzt wieder ſo eifrig<lb/> mit Rußland kokettirt und Unterſtützung für ſeine ehrgeizigen<lb/> Pläne ſucht. Freilich ſind dieſelben bis heute noch in Dunkel<lb/> gehüllt, das trägt aber nur dazu bei, die Situation noch un-<lb/> behaglicher zu machen. Fragt man, ſeit wann die neuerliche<lb/> Spannung in der Balkanpolitik datirt, ſo gibt es darauf nur<lb/> eine Antwort — ſeit dem Belgrader Hochverrathsprozeß.<lb/> Offenbar hat nach ruſſiſcher Auffaſſung die öſterreichiſch-<lb/> ungariſche Diplomatie damals ihre Aufgaben nicht in voll-<lb/> kommenem Maß erfüllt und deßhalb glaubt man in St. Peters-<lb/><cb/> burg, die Rückſichinahme auf Oeſterreich-Ungarn nach und<lb/> nach fallen laſſen zu können.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Türkiſches Reich.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Deutſchfeindliche Inteiguen in Vorderaſten.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#aq">W. K.</hi><hi rendition="#b">Jeruſalem,</hi> 10. März.</dateline> <p>Vor kurzem wurden<lb/> hier Gerüchte über Erſchwerungen der Bildung landwirth-<lb/> ſchaftlicher Vereinigungen und der Erwerbung von Grundbeſitz<lb/> durch fremde Unterthanen laut, die für die Provinzen Syrien<lb/> und Paläſtina angeblich geplant ſein ſollen. Dieſe Aus-<lb/> ſtrenungen ſind wohl zum großen Theil darauf zurückzuführen,<lb/> daß die <hi rendition="#g">nichtdeutſche ausländiſche Bevölkerung<lb/> mit Neid und Beſorgniß die Ausdehnungsbeſtre-<lb/> bungen der Templerkolonien</hi> in Nord-Paläſtina,<lb/> namentlich im Bezirk Beirut, betrachtet. Unter den franzö-<lb/> ſiſchen und ruſſiſchen Anſiedlern Paläſtina’s iſt die Auſicht<lb/> verbreitet, <hi rendition="#g">Deutſchland gehe mit einem um faſſenden<lb/> Koloniſationsplan um,</hi> der ſich nicht nur auf Paläſtina<lb/> beſchränken, ſondern ſich womöglich auch auf die von der zu<lb/> erbanenden <hi rendition="#g">Bagdad-Bahn</hi> berührten Gegenden erſtrecken<lb/> ſoll. Dieſe Behauptung ſcheint beſonders von franzöſiſcher und<lb/> ruſſiſcher Seite den türkiſchen Lokalregierungen gegenüber aus-<lb/> geſpielt zu werden. Sie wird auch oft tendenziös mit dem Schreck-<lb/> geſpenſt des <hi rendition="#g">zioniſtiſchen Judenſtaats</hi> in Zuſammenhang<lb/> gebracht und dabei die Anſicht ausgeſprochen daß der deutſche<lb/> Kaiſer über die Juden Paläſtina’s das Protektorat zu über-<lb/> nehmen geneigt ſei. Aus derartiger legendariſchen Aus-<lb/> ſtrenungen ſtammt auch eine Reihe von Zeitungsartikeln in<lb/> der arabiſchen und griechiſchen Preſſe der Levante, die mit-<lb/> unter auch in deutſchen Blättern Wiederhall finden. Eine<lb/> Probe davon aus „Nea Himera“ ſei nachſtehend mitgetheilt:</p><lb/> <quote>„Der ruſſiſche Einfluß ſcheint in Konſtantinopel wieder im<lb/> Steigen begriffen zu ſein, während der deutſche ſinkt. Der<lb/> Konſtantinopeler Korreſpondent der „Siniäa“ (vielleicht<lb/> „Standard“?) telegraphirte jüngſt folgendes: Die hieſige<lb/> deutſche Botſchaft iſt beunrnhigt wegen des vom Sultan dem<lb/> Deutſchen Kaiſer gemachten Geſchenks eines großen ausge-<lb/> dehnten Landbeſitzes in Paläſtina, deſſen Titel noch nicht an<lb/> Seine Majeſtät ausgehändigt worden ſind. Die Gonverneure<lb/> von Jeruſalem und Syrien haben Anweiſung erhalten, die<lb/> Anſiedelung eines jeden deutſchen Einwanderers, die Bildung<lb/> landwirthſchaftlicher Genoſſenſchaften und den Erwerb von<lb/> unbeweglichem Vermögen ſeitens eines jeden fremden Känfers<lb/> ausdrücklichſt zu verbieten. Es beſteht die Vermuthung, daß<lb/> der ruſſiſche Einfluß, welcher hier wieder im Wachſen iſt,<lb/> dieſe Maßnahmen herbeigeführt hat.“</quote> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Montenegro.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Die Zuſtände an der türkiſchen Grenze. — Montenegriniſches<lb/> Konſulat in Prizrend.</hi> </hi> </head><lb/> <p>* Aus <hi rendition="#g">Cetinje</hi> wird berichtet, daß man ſich dort be-<lb/> züglich der Zuſtände an der <hi rendition="#g">moutenegriniſch-türkiſchen<lb/> Grenze</hi> noch lange nicht beruhigt fühlt, da nicht nur auch<lb/> jetzt noch Ueberſchreitungen dieſer Grenze vom türkiſchen<lb/> Gebiet her mit Gewaltthätigkeiten vorkommen, ſondern über-<lb/> haupt die Beſorgniß nicht ſchwinden kann, daß die fort-<lb/> währenden Reibungen zwiſchen Mohammedauern und Chriſten,<lb/> deren Schauplatz die dem Fürſtenthum benachbarten Vilajets<lb/> ſind, in letzteres täglich hinübergreifen können. Ausführlichere<lb/> Mittheilungen, die man jüngſt in Cetinje über die Vorgänge<lb/> in Bielo-Polje, Berana, Ipek, Roſai, Plava und anderen<lb/> Orten erhielt, laſſen erſehen, daß in den letzten Wochen faſt<lb/> jeder Tag neue Ereigniſſe zur blutigen Chronik des ſo-<lb/> genannten Alt-Serbien gebracht hat. Die Blutfehden nehmen<lb/> kein Ende und zwingen manche Familien über die Grenze<lb/> nach Montenegro zu flüchten. Manchmal werden auch ohne<lb/> Anlaß zu Akten der Blutrache von türkiſchen Banden Raub-<lb/> züge ins montenegriniſche Gebiet unternommen. Daß in der<lb/> allerletzten Zeit keine derartigen Vorkommniſſe zu verzeichnen<lb/> waren, biete ſelbſtverſtändlich noch keine Gewähr für die<lb/> Zukunft — Der montenegriniſche Geſandte bei der Pforte,<lb/> Hr. <hi rendition="#g">Bakitſch,</hi> unternahm Schritte im Yildiz-Kiosk, um die<lb/> Einwilligung zur Errichtung eines montenegriniſchen <hi rendition="#g">Kon-<lb/> ſulats</hi> in <hi rendition="#g">Prizrend</hi> zu erlangen. Bisher ſoll der Sultan<lb/> nicht geneigt ſein. dem Anſuchen zu entſprechen.</p><lb/> </div> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oſtaſien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Aus Korea und Japan</hi> </hi> </head><lb/> <p>bringt die „Now. Wremja“ folgende Nachrichten:</p> <quote>„Bis jetzt<lb/> ſiedelten ſich die <hi rendition="#g">Japaner</hi> in <hi rendition="#g">Korea</hi> nur in den Hafen-<lb/> ſtädten an welche den Ausländern geöffnet ſind, jetzt aber<lb/> haben die Gründer der Söul-Fuſaner Eiſenbahngeſellſchaft<lb/> eine <hi rendition="#g">„Koreaniſche Induſtriegeſellſchaft“</hi> ins Leben<lb/> gerufen, deren Aufgabe es iſt, „die Entwicklung der land-<lb/> wirthſchaftlichen Induſtrie in Korea zu fördern“, d. h. einfach<lb/> Korea durch Japaner zu koloniſiren. Der Ort der erſten<lb/> japaniſchen Auſiedelung iſt bereits gewählt. Hoffentlich wird<lb/> dem Eindringen der japaniſchen Koloniſten in die koreaniſchen<lb/> Dörfer von den Regierungen Widerſtand geleiſtet werden, die<lb/> es nicht wünſchen, daß Korea in eine japaniſche Kolonie ver-<lb/> wandelt werde. — Im September 1898 erhielt das engliſche<lb/> Syndikat <hi rendition="#g">Pritchard Morgan and Comp.</hi> von der korea-<lb/> niſchen Regierung eine Konzeſſion zur <hi rendition="#g">Ausbeutung der<lb/> Erzreichthümer Nordkorea’s</hi> auf einem Territorium<lb/> von 260 Quadratmeilen. Vor allem wollten die Englander<lb/> die Lager von <hi rendition="#g">Ymſan</hi> ausbeuten, um die ſich vor Morgan<lb/> ein <hi rendition="#g">ruſſiſcher</hi> Unternehmer beworben hat. Auf den Proteſt<lb/> des ruſſiſchen Geſchäftsträgers hin verweigerte das koreaniſche<lb/> Miniſterium dem Morgan die Ausbeutung der Lager von<lb/> Ymſan. Trotzdem hat Morgan 50 Japaner nach Ymſan ge-<lb/> ſchickt und die Exploitation eigenmächtig begonnen. Die<lb/> Zeitung „Tokio Aſaki“ theilt nun mit, daß die koreaniſche<lb/> Regierung eine Truppenabtheilung nach Imſan dirigiren<lb/> wolle, um dem <hi rendition="#g">engliſch-japaniſchen Unternehmen<lb/> ein Ende zu machen.</hi> Nach Japan meldet man, daß der<lb/> engliſche Generalkonſul in Söul, <hi rendition="#g">Jordane,</hi> abberufen werde.<lb/> — Nach den eben veröffentlichen Daten der Volkszählung<lb/> hatte <hi rendition="#g">Japan</hi> am 31. Dez. 1898 ohne die nördlichen Inſeln<lb/> und Formoſa 45 <hi rendition="#g">Millionen Einwohner. Tokio</hi> hatte<lb/> 1,425,000 Einwohner.“</quote> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Heer und Flotte.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Oeſterreichiſche Kaiſermanöver 1900.</hi> </hi> </head><lb/> <p>* An den diesjährigen, im großartigſten Stil als<lb/><hi rendition="#g">„Armee-Manöver“</hi> geplanten öſterreichiſchen Kaiſer-<lb/> manövern, welche im Raume <hi rendition="#g">Jaslo-Krasno</hi> ſtattfinden,<lb/> nimmt eine bei bisherigen Manövern in Oeſterreich kaum<lb/> noch erreichte Truppenmacht theil: alle im Bereiche des <hi rendition="#aq">I.,</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0005]
Samſtag, Zweites Morgenblatt Nr. 88 der Allgemeinen Zeitung. 31. März 1900.
Der Krieg in Südafrika.
☉ Lord Roberts meldet nach London, er müſſe ſeinen
Truppen noch einen längeren Aufenthalt in Bloemfontein
gewähren, da ſie erſt für den Winter auszurüſten
ſeien. Der Winter Südafrikas währt etwa vom April bis
September. In der Gegend, wo das Gros der engliſchen
Truppen gegenwärtig ſteht, iſt der Winter gewöhnlich trocken
Es ſcheint jedoch, als ob die trockene Zeit in dieſem Jahre
noch nicht ſo bald eintreten ſollte, denn die Depeſchen aus
Kapſtadt melden aus ganz Südafrika außergewöhnlich ſtarke
Regengüſſe. Weſtlich der Bahn Kimberley-Mafeking begiunt
die ſog. Karroo, das dürre Hochfeld, auf welchem der jähr-
liche Regenfall nur etwa 260 mm beträgt. Aber auch aus
dem aufſtändiſchen Orte Prieska, der bereits ganz im regen-
armen Lande liegt, wird heftiger Regen gemeldet, ſo daß alle
„Spruits“ (Spruit = Bach) gleich Gießbächen durch die
Schluchten toſen. Selbſt öſtlich von Bloemfontein, das um
dieſe Zeit das ſchönſte Wetter haben ſollte, ſtürzt der Regen
den Berichten zufolge geradezu in Wolkenbrüchen herab, und
es gelingt den Buren um ſo leichter, ſich dort in Poſitionen
zu bringen, die ihren Gegnern die größten Schwierigkeiten
bieten, da dieſen die Furten und die Gefährlichkeit der Wirbel
unbekannt ſind Setzt der Winter ſchließlich ein, ſo ſinkt die
Temperatur ganz beträchtlich. Während man z. B. in Kim-
berley den Sommer über im Durchſchnitt 25° C. zählt,
iſt die mittlere Temperatur im Winter unter 12° C.
und fällt in den Rächten häufig unter Null Eiſige
Winde fegen, vom Südpolar-Eiſe kommend, eyklonartig
über das etwa 4000 Fuß hoch gelegene Land und durchkälten
den, der die Nacht im Freien aushalten muß, bis ins Gebein
Angenehmen Tagen geht ſomit „Tommy Atkins“ auf der
Hochfläche des Oranje-Staates nicht entgegen, und auch mancher
Offizier wird zähneklappernd daran denken, daß den Kame-
raden und ihm der Prinz von Wales, als ſie mit Roberts
von Waterloo-Station abfuhren, zugerufen hat: A nice jour-
ney to Pretoria — hübſche Reiſe nach Pretoria. „Hübſch iſt
anders“ mag auch Roberts denken, wenn er die Lage über-
blickt. In der That daß es dem Burenkommandanten Oli-
vier gelungen iſt, den Angriff des Generals French bei
Ladybrand abzuſchlagen, iſt ein entſchiedener Erfolg, der ihm
geſtattet, ſeine Kolonne aus einer ſchier verloreuen Poſition
in Sicherheit zu bringen. Die heftigen Regengüſſe, welche
über das Land herniedergehen, werden ihm ſeinen Plan, die
mit ihm ziehenden 6000 Mann ſicher nach Norden zu führen,
noch erleichtern. Wenn dabei immerhin der aufgeweichte
Lehmboden ſeinen Vormarſch einigermaßen behindert, ſo trifft
der Feind, der zudem die Gegend nicht kennt, auf ganz das
gleiche Hinderniß.
Inzwiſchen iſt man im Londoner Kriegsminiſterium, wo
die ſchon läugſt erwartete Nachricht vom Entſatz der Stadt
Mafeking noch immer nicht eingetroffen iſt, auf einen neuen
Plan verfallen. Es ſollen Truppen von Rhodeſia aus Nord-
Transvaal angreifen; erſt ſollen ſie Mafeking Hülfe bringen und
dann in die Buren-Republik eindringen. Zu dieſem Behuf
ſollen mehrere Regimenter nach dem portugieſiſchen Hafen
Beira geſchickt und von dort auf der Bahn Beira-
Umtali-Salisbury nach dieſer befeſtigten Stadt Rhodeſia’s
geſchafft werden. Von dort führt eine 300 km lange Straße
nach Buluwayo, dem Endpunkt der Bahn, die von Mafe-
ung kommt. Auf dieſer Strecke ſollen die britiſchen Truppen
nach dem bedrohten Ort gebracht werden. Ungefähr auf der
Hälfte der Bahnlinie, bei Schoſchong, nähert ſich die Bahn
der Weſtgrenze Trausvaals, die dort vom Limpopo-Fluß ge-
bildet wird. An jener Stelle ſollen engliſche Truppen in das
Buren-Land einfallen, während gleichzeitig die bei Mafeking
nach deſſen Entſatz frei werdenden Mannſchaften auf Pretoria
marſchiren, andere Truppen vom Greuzfort Tuli her, von
Norden eindringen und ſich der Stadt Pietersburg
bemächtigen ſollen, des Endpunktes der Eiſenbahn nach
Pretoria. Man hofft, daß in Verfolg dieſes Plans in
ſechs Wochen etwa 10,000 Mann in Rhodeſia bereit ſtehen
würden, um auf Pretoria in drei Linien vom Norden her
anzurücken, während gleichzeitig Lord Roberts mit dem Gros
ſeiner Truppen gegen die Hauptſtadt von Transvaal
operiren würde.
Portugal hat mit der Chartered Company, bezw. mit
Rhodes ein Abkommen, wonach es der Company geſtattet
ſein ſoll, über Beira „zu Polizeidienſten“ engliſche
Truppen nach Rhodeſia zu verbringen. Ob Portugal aber
geſtatten wird, engliſchen Truppen zu zweifellos militäri-
ſchen Zwecken für den Angriff auf Transvaal einen
Freipaß zu gewähren, iſt fraglich, denn ſonſt hätte es dem
„alten Verbündeten“ ja alsbald die Delagoa-Bahn zur Ver-
fügung ſtellen können, deren Benutzung England ſo ſehnlich
erſtrebt. Der Befehlshaber für die britiſche Nordarmee in
Rhodeſia ſoll Sir Frederick Carrington ſein; es wird
aber, wie geſagt, von Portugal abhängen, ob es ihm mög-
lich ſein wird, ſein Kommando zu übernehmen.
* Frau Olive Schreiner, die Schweſter des derzeitigen
Premierminiſters der Kapkolonie, die bekannte Schriftſtellerin,
die Südafrika’s Land und Volk in feſſelnden Erzählungen ge-
ſchildert hat, äußerte ſich zu dem Vertreter des „Sydney
Morning Herald“ wie folgt:
„Ich kann es nicht verſtehen,
wie ihr Auſtralier, Neu-Seeländer und Canadier leichten
Herzeus hieher kommen könnt, um andere Koloniſten, von
denen ihr gar nichts wißt, über den Haufen zu ſchießen. Es
iſt ſchrecklich, wenn ich denke, daß alle dieſe ſchmucken Leute
hiehergekommen ſind, um zu tödten, oder ſich tödten zu laſſen
und dies alles, um den Kapitaliſten einen Gefallen zu
thun. Ihr behauptet, daß England ſich im Krieg befinde und
ihr der Welt zeigen wollt, daß die Kolonien bereit ſind, an
der Seite von England zu kämpfen. Ja, aber ihr hättet
fragen und euch erkundigen ſollen, bevor ihr die Ausfahrt
antratet. Ihr verſteht dies nicht. Das iſt ein Kapita-
liſtenkrieg. Dieſe wollen ſich in Beſitz vom Rand und der
Minen ſetzen. Ihr habt in Auſtralien nichts derartiges“. Der
Berichterſtatter hat an Frau Schreiner alsdann die Frage
geſtellt, warum ſich die Buren geweigert hätten, Stimmrechte
an Ausländer zu verleihen. „Stimmrechte! Stimmrechte,
aber von denen war ja gar keine Rede. Ich war wenige
Monate vor dem Ausbruch des Krieges in Johannes-
burg und Hunderte von Leuten haben damals dort
ganz offen erklärt, ſie würden niemals ihre eng-
liſche Staatsangehörigkeit aufgeben, um dafür
als Buren abſtimmen zu können. Alle ſind ſie nur
Nomaden, Wanderer, die Geld machen wollen, und ſelbſt wenn
Ohm Paul ſie auf den Knieen gebeten hätte, ſich naturaliſiren
zu laſſen, würden ſie es ihm abgeſchlagen haben, denn keiner
wollte ſein Engländerthum aufgeden. Die Wahrheit iſt, daß
die Kapitaliſten die Minen haben wollen, und dieſe haben
das Wohl und Wehe der weißen Bevölkerung ſo in der Hand,
daß alle Welt gezwungen iſt, gemeinſchaftliche Sache mit ihnen
zu machen, und ſomit ſoll jetzt das Stimmrecht herhalten, um
den Buren die Minen zu entreißen. Seit Jahren iſt dieſer
Krieg vorbereitet und das Haarſträubenſte über die Buren, ihre
Unwiſſenheit und ihre Grauſamkeiten gedruckt worden. Alles
iſt erlogen. Ich habe ſelbſt als Gouvernante jahrelang unter
ihnen gelebt und es gibt keine gutmüthigeren Leute. Der
gegenwärtige Krieg wird ein Ausrottungskrieg ſein, ein
Krieg ohne Ende. Die Buren kämpfen auf Tod und
Leben- und denken nicht daran, ſich zu unterwerfen. Die
Engländer, falls ſie überhaupt mit ihrer Armee nach
Pretoria gelangen, werden ſich in einer noch viel
ſchlimmeren Lage als heute befinden. Sie werden als-
dann hunderte von Meilen Eiſenbahngeleiſe zu ver-
theidigen haben, während die Buren ungeſchwächten Muthes
weiterkämpfen werden. Selbſt die Frauen ſind jetzt mit Herz
und Seele für den Krieg. Nach Elandslaagte kehrte ein Bur
nach Hauſe zurück. Was iſt los, fragte ihn ſeine Frau, biſt
du verwundet? Nein. Iſt der Feind in die Flucht geſchlagen?
Nein Na, dann ſchnell zurück und ins Gefecht mit den Andern.
Ein Greis von über 75 Jahren griff auf die Nachricht von
den erſten Niederlagen zum Gewehr. Großvater, riefen ihm
die Enkel zu, du kannſt ja nicht mehr ſehen. Auf 1000 m
allerdings nicht mehr, antwortete der alte Mann, aber dafür
immer noch auf 100 m und da er nicht mehr reiten konnte,
ließ er ſich im Ochſenkarrren nach der Front ſchaffen. Nein,
ſelbſt eine Anzahl Niederlagen wird niemals den Muth der
Buren zu brechen vermögen und für England wird das
Schlimmſte erſt recht kommen, wenn es den Engländern ge-
lingt, bis nach Pretoria zu gelangen.“Der Berichterſtatter,
der zwar meint, Olive Schreiner thäte beſſer, ein neues Buch
zu ſchreiben, als ihre Zeit und ihre Thatkraft zugunſten der
Buren zu „vergenden“, muß übrigens ſelbſt zugeben, daß die
Mehrzahl der Bewohner der Kapkolonie durchaus gegen den
Krieg iſt, der ihrer Auſicht nach unſchwer hätte vermieden
werden können.
* Pretoria, 29. März.Tel. Nachmittags fand die
Leichenfeier für Jonbert ſtatt. An ihr nahmen alle Klaſſen
der Bevölkerung theil, ſowie die fremden Militärattachés,
Letztere in Uniform. Die als Gefangene hier befindlichen
engliſchen Offiziere hatten Blumenkränze an der Bahre nieder-
legen laſſen.
d. London, 30. März.Tel Die Königin Vietoria
ſoll den Feldmarſchall Roberts beauftragt haben, der Frau
des Generals Joubert ihr Beileid auszudrücken und ihr
zu ſagen, das britiſche Volk ehre ihren Gatten als einen
tapferen Soldaten und ehrenhaften Feind. Sir Evelyn
Wood, ein alter Gegner Jonberts in dem früheren Trans-
vaal-Krieg, bat Lord Roberts ebenfalls, der Gemahlin Jonberts
ſeine Sympathien auszudrücken.
d. London, 30. März.Tel. Nach einem Telegramm
des Bloemfonteiner Kriegsberichterſtatters der „Morning Poſt“
iſt es wahrſcheinlich, daß eine größere Burenſtreitmacht von
Kroonſtad nach dem Süden vorſtößt. Bei Brandfort wird
ein Treffen erwartet
Italien.
Die Obſtruktion in der Kammer.
* Rom, 30. März.Tel. Die hentige Sitzung der
Deputirtenkammer wurde um 10 Uhr eröffnet. Zehn
Minuten vor Eröffnung der Sitzung nehmen die Mitglieder
der äußerſten Linken ihre Sitze ein. Beim Eintritt des Prä-
ſidenten, der Miniſter und der Anhänger der Regierung in
den Sitzungsſaal rufen die Mitglieder der äußerſten Linken
dem Präſidenten zu: „Hinaus! hinaus!“ und bewerfen ihn
mit Papierkugeln. Die Quäſtoren fordern die Deputirten
der äußerſten Linken auf, ſich zu beruhigen. Da dieſelben
fortfahren, zu ſchreien und zu lärmen, bedeckt ſich der Prä-
ſident und hebt unter dem Beifall der Majorität die Sitzung
auf. Die Deputirten verlaſſen ohne Zwiſchenfall den Saal.
Rußland.
Rußland und Bulgarten.
* Ein Zeichen der allmählichen Aenderung des gegen-
ſeitigen Verhältniſſes zwiſchen Rußland und Oeſterreich-
Ungarn hinſichtlich der Balkaupolitik liegt auch darin,
daß die ruſſiſchen Blätter wieder beginnen, die Balkanſtaaten
untereinander und gegen Oeſterreich zu verhetzen. In den
letzten Jahren, ſeit dem 1897 er Abkommen, ruhte dieſe Agi-
tation im allgemeinen, nur bei beſonderen Anläſſen machte ſie
ſich bemerkbar. Jetzt macht offenbar das Beiſpiel der ruſſi-
ſchen Regierung, die, ohne ſich um Oeſterreich zu kümmern,
ihre Netze über Bulgarien auswirft, den Newa-Blättern Muth,
von neuem in dem Hexenkeſſel des Balkan zu rühren, und ſo
wendet ſich die „Roſſija“ an Bulgarien mit der Aufforde-
rung, ſeine „loyalen“ Anſprüche auf mindeſtens vier Fünftel
von Makedonien geltend zu machen. Natürlich wünſcht das
ruſſiſche Blatt dieſe Vergrößerung Bulgariens nicht lediglich
in deſſen eigenem Intereſſe, ſondern vornehmlich auch in dem-
jenigen Rußlands. Bulgarien ſei der natürliche Verbündete
Rußlands, das ganze Volk ſei ruſſiſch gefinnt, das Fürſten-
thum ſei verhältnißmäßig wohlgeordnet und verfüge über
eine ausgezeichnete Armee ruſſiſcher Schulung, kurz, Bulgarien
ſei ein trefflicher Vorpoſten Rußlands auf dem Wege nach —
Konſtantinopel. Damit iſt gewiß nichts neues geſagt, aber
daß es eben im gegenwärtigen Augenblick wiederholt wird,
erfordert Beachtung. Die „Roſſija“ ſagt auch ganz ungenirt,
daß ſie Makedonien deßhalb nur Bulgarien und nicht
Serbien gönnt, weil Serbien jetzt unter öſterreichiſchem
Einfluſſe ſteht und Oeſterreich es als Durchgangshof
auf dem Wege nach Salonichi zu benutzen droht. Alſo
in allem wieder das alte Spiel mit dem Fener, wie
es früher tagtäglich betrieben wurde. Niemand wird den
Artikel der „Roſſia“ mit größerem Vergnügen leſen, als
Fürſt Ferdinand von Bulgarien, der jetzt wieder ſo eifrig
mit Rußland kokettirt und Unterſtützung für ſeine ehrgeizigen
Pläne ſucht. Freilich ſind dieſelben bis heute noch in Dunkel
gehüllt, das trägt aber nur dazu bei, die Situation noch un-
behaglicher zu machen. Fragt man, ſeit wann die neuerliche
Spannung in der Balkanpolitik datirt, ſo gibt es darauf nur
eine Antwort — ſeit dem Belgrader Hochverrathsprozeß.
Offenbar hat nach ruſſiſcher Auffaſſung die öſterreichiſch-
ungariſche Diplomatie damals ihre Aufgaben nicht in voll-
kommenem Maß erfüllt und deßhalb glaubt man in St. Peters-
burg, die Rückſichinahme auf Oeſterreich-Ungarn nach und
nach fallen laſſen zu können.
Türkiſches Reich.
Deutſchfeindliche Inteiguen in Vorderaſten.
W. K. Jeruſalem, 10. März.Vor kurzem wurden
hier Gerüchte über Erſchwerungen der Bildung landwirth-
ſchaftlicher Vereinigungen und der Erwerbung von Grundbeſitz
durch fremde Unterthanen laut, die für die Provinzen Syrien
und Paläſtina angeblich geplant ſein ſollen. Dieſe Aus-
ſtrenungen ſind wohl zum großen Theil darauf zurückzuführen,
daß die nichtdeutſche ausländiſche Bevölkerung
mit Neid und Beſorgniß die Ausdehnungsbeſtre-
bungen der Templerkolonien in Nord-Paläſtina,
namentlich im Bezirk Beirut, betrachtet. Unter den franzö-
ſiſchen und ruſſiſchen Anſiedlern Paläſtina’s iſt die Auſicht
verbreitet, Deutſchland gehe mit einem um faſſenden
Koloniſationsplan um, der ſich nicht nur auf Paläſtina
beſchränken, ſondern ſich womöglich auch auf die von der zu
erbanenden Bagdad-Bahn berührten Gegenden erſtrecken
ſoll. Dieſe Behauptung ſcheint beſonders von franzöſiſcher und
ruſſiſcher Seite den türkiſchen Lokalregierungen gegenüber aus-
geſpielt zu werden. Sie wird auch oft tendenziös mit dem Schreck-
geſpenſt des zioniſtiſchen Judenſtaats in Zuſammenhang
gebracht und dabei die Anſicht ausgeſprochen daß der deutſche
Kaiſer über die Juden Paläſtina’s das Protektorat zu über-
nehmen geneigt ſei. Aus derartiger legendariſchen Aus-
ſtrenungen ſtammt auch eine Reihe von Zeitungsartikeln in
der arabiſchen und griechiſchen Preſſe der Levante, die mit-
unter auch in deutſchen Blättern Wiederhall finden. Eine
Probe davon aus „Nea Himera“ ſei nachſtehend mitgetheilt:
„Der ruſſiſche Einfluß ſcheint in Konſtantinopel wieder im
Steigen begriffen zu ſein, während der deutſche ſinkt. Der
Konſtantinopeler Korreſpondent der „Siniäa“ (vielleicht
„Standard“?) telegraphirte jüngſt folgendes: Die hieſige
deutſche Botſchaft iſt beunrnhigt wegen des vom Sultan dem
Deutſchen Kaiſer gemachten Geſchenks eines großen ausge-
dehnten Landbeſitzes in Paläſtina, deſſen Titel noch nicht an
Seine Majeſtät ausgehändigt worden ſind. Die Gonverneure
von Jeruſalem und Syrien haben Anweiſung erhalten, die
Anſiedelung eines jeden deutſchen Einwanderers, die Bildung
landwirthſchaftlicher Genoſſenſchaften und den Erwerb von
unbeweglichem Vermögen ſeitens eines jeden fremden Känfers
ausdrücklichſt zu verbieten. Es beſteht die Vermuthung, daß
der ruſſiſche Einfluß, welcher hier wieder im Wachſen iſt,
dieſe Maßnahmen herbeigeführt hat.“
Montenegro.
Die Zuſtände an der türkiſchen Grenze. — Montenegriniſches
Konſulat in Prizrend.
* Aus Cetinje wird berichtet, daß man ſich dort be-
züglich der Zuſtände an der moutenegriniſch-türkiſchen
Grenze noch lange nicht beruhigt fühlt, da nicht nur auch
jetzt noch Ueberſchreitungen dieſer Grenze vom türkiſchen
Gebiet her mit Gewaltthätigkeiten vorkommen, ſondern über-
haupt die Beſorgniß nicht ſchwinden kann, daß die fort-
währenden Reibungen zwiſchen Mohammedauern und Chriſten,
deren Schauplatz die dem Fürſtenthum benachbarten Vilajets
ſind, in letzteres täglich hinübergreifen können. Ausführlichere
Mittheilungen, die man jüngſt in Cetinje über die Vorgänge
in Bielo-Polje, Berana, Ipek, Roſai, Plava und anderen
Orten erhielt, laſſen erſehen, daß in den letzten Wochen faſt
jeder Tag neue Ereigniſſe zur blutigen Chronik des ſo-
genannten Alt-Serbien gebracht hat. Die Blutfehden nehmen
kein Ende und zwingen manche Familien über die Grenze
nach Montenegro zu flüchten. Manchmal werden auch ohne
Anlaß zu Akten der Blutrache von türkiſchen Banden Raub-
züge ins montenegriniſche Gebiet unternommen. Daß in der
allerletzten Zeit keine derartigen Vorkommniſſe zu verzeichnen
waren, biete ſelbſtverſtändlich noch keine Gewähr für die
Zukunft — Der montenegriniſche Geſandte bei der Pforte,
Hr. Bakitſch, unternahm Schritte im Yildiz-Kiosk, um die
Einwilligung zur Errichtung eines montenegriniſchen Kon-
ſulats in Prizrend zu erlangen. Bisher ſoll der Sultan
nicht geneigt ſein. dem Anſuchen zu entſprechen.
Oſtaſien.
Aus Korea und Japan
bringt die „Now. Wremja“ folgende Nachrichten:
„Bis jetzt
ſiedelten ſich die Japaner in Korea nur in den Hafen-
ſtädten an welche den Ausländern geöffnet ſind, jetzt aber
haben die Gründer der Söul-Fuſaner Eiſenbahngeſellſchaft
eine „Koreaniſche Induſtriegeſellſchaft“ ins Leben
gerufen, deren Aufgabe es iſt, „die Entwicklung der land-
wirthſchaftlichen Induſtrie in Korea zu fördern“, d. h. einfach
Korea durch Japaner zu koloniſiren. Der Ort der erſten
japaniſchen Auſiedelung iſt bereits gewählt. Hoffentlich wird
dem Eindringen der japaniſchen Koloniſten in die koreaniſchen
Dörfer von den Regierungen Widerſtand geleiſtet werden, die
es nicht wünſchen, daß Korea in eine japaniſche Kolonie ver-
wandelt werde. — Im September 1898 erhielt das engliſche
Syndikat Pritchard Morgan and Comp. von der korea-
niſchen Regierung eine Konzeſſion zur Ausbeutung der
Erzreichthümer Nordkorea’s auf einem Territorium
von 260 Quadratmeilen. Vor allem wollten die Englander
die Lager von Ymſan ausbeuten, um die ſich vor Morgan
ein ruſſiſcher Unternehmer beworben hat. Auf den Proteſt
des ruſſiſchen Geſchäftsträgers hin verweigerte das koreaniſche
Miniſterium dem Morgan die Ausbeutung der Lager von
Ymſan. Trotzdem hat Morgan 50 Japaner nach Ymſan ge-
ſchickt und die Exploitation eigenmächtig begonnen. Die
Zeitung „Tokio Aſaki“ theilt nun mit, daß die koreaniſche
Regierung eine Truppenabtheilung nach Imſan dirigiren
wolle, um dem engliſch-japaniſchen Unternehmen
ein Ende zu machen. Nach Japan meldet man, daß der
engliſche Generalkonſul in Söul, Jordane, abberufen werde.
— Nach den eben veröffentlichen Daten der Volkszählung
hatte Japan am 31. Dez. 1898 ohne die nördlichen Inſeln
und Formoſa 45 Millionen Einwohner. Tokio hatte
1,425,000 Einwohner.“
Heer und Flotte.
Oeſterreichiſche Kaiſermanöver 1900.
* An den diesjährigen, im großartigſten Stil als
„Armee-Manöver“ geplanten öſterreichiſchen Kaiſer-
manövern, welche im Raume Jaslo-Krasno ſtattfinden,
nimmt eine bei bisherigen Manövern in Oeſterreich kaum
noch erreichte Truppenmacht theil: alle im Bereiche des I.,
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(2020-10-02T09:49:36Z)
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Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
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