Allgemeine Zeitung, Nr. 77, 20. März 1900.Dienstag. Zweites Morgenblatt Nr. 77 der Allgemeinen Zeitung.20. März 1900. [Spaltenumbruch] Bayerische Chronik. München, 19. März.* Hof- und Personalnachrichten. Se. kgl. Hoh. * Diner. Am Samstag Abend war der Eingang zur * Oberste Baubehörde. Wie verlautet, ist die Er- * Die Salvatorsaison auf dem Nockherberg, die für so Viele zu kurz ist, hat gestern begonnen. Es ist * Ein Zentraluntersuchungsgefängniß wird neben * Im Volkstheater geht morgen, Dienstag, "Die Zwider- z. Freising, 18. März. Im Zuge verhaftet wurde * Ludwigshafen, 18. März. Auf das Begrüßungs- * Bayreuth, 19. März. Tel. Das heute vollzählig -ch. Augsburg, 18. März. Heute fand hier die * Kempten, 19. März. Tel. Ludwig Huber, In- Amtliche Nachrichten. * Justizdienst. Als Amtsanwalt bei dem Amtsgericht Den Bericht über die Beerdigung des Dr. Aub findet [Spaltenumbruch] Feuilleton. Karlsruhe, 16. März. Der gestrige Abend war bm. Wien, 16. März. Paul Heyse's 70. Geburtstag G. Briefmarken-Tapeten. In einem Krankenhause G. Wie Joubert, so soll auch Cronje, der unglückliche Dienſtag. Zweites Morgenblatt Nr. 77 der Allgemeinen Zeitung.20. März 1900. [Spaltenumbruch] Bayeriſche Chronik. München, 19. März.* Hof- und Perſonalnachrichten. Se. kgl. Hoh. * Diner. Am Samſtag Abend war der Eingang zur * Oberſte Baubehörde. Wie verlautet, iſt die Er- * Die Salvatorſaiſon auf dem Nockherberg, die für ſo Viele zu kurz iſt, hat geſtern begonnen. Es iſt * Ein Zentralunterſuchungsgefängniß wird neben * Im Volkstheater geht morgen, Dienſtag, „Die Zwider- z. Freiſing, 18. März. Im Zuge verhaftet wurde * Ludwigshafen, 18. März. Auf das Begrüßungs- * Bayreuth, 19. März. Tel. Das heute vollzählig -ch. Augsburg, 18. März. Heute fand hier die * Kempten, 19. März. Tel. Ludwig Huber, In- Amtliche Nachrichten. * Juſtizdienſt. Als Amtsanwalt bei dem Amtsgericht Den Bericht über die Beerdigung des Dr. Aub findet [Spaltenumbruch] Feuilleton. ➳ Karlsruhe, 16. März. Der geſtrige Abend war bm. Wien, 16. März. Paul Heyſe’s 70. Geburtstag G. Briefmarken-Tapeten. In einem Krankenhauſe G. Wie Joubert, ſo ſoll auch Cronje, der unglückliche <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005"/> <div type="jSupplement" n="1"> <floatingText> <front> <titlePage type="heading"> <docTitle> <titlePart type="main"><hi rendition="#b">Dienſtag. Zweites Morgenblatt Nr. 77 der Allgemeinen Zeitung.</hi>20. März 1900.</titlePart> </docTitle> </titlePage> </front><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <body> <div type="jVarious" n="2"> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Bayeriſche Chronik.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">München,</hi> 19. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>* <hi rendition="#b">Hof- und Perſonalnachrichten.</hi></head><lb/> <p>Se. kgl. Hoh.<lb/> der <hi rendition="#g">Prinz-Regent</hi> wohnte geſtern, Sonntag, dem Früh-<lb/> gottesdienſte in der Allerheiligen-Hofkirche an und machte<lb/> darauf die übliche Morgenſpazierfahrt, während der er die<lb/> Wochenausſtellung des Kunſtvereins beſuchte und einige im<lb/> alten Nationalmuſeum ausgeſtellte Gipsabgüſſe beſichtigte. In<lb/> die Reſidenz zurückgekehrt, empfing der Regent in <hi rendition="#g">Audienz</hi>:<lb/> Generalleutnant z. D. v. <hi rendition="#g">Schuh</hi>; Major Hermann Frhrn.<lb/> v. <hi rendition="#g">Gebſattel</hi> im 3. Chev.-Regt., kgl. Kämmerer; <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Ludwig<lb/><hi rendition="#g">Heim</hi>, Profeſſor an der kgl. Univerſität Erlangen, Direktor<lb/> des dortigen hygieniſchen bakteriologiſchen Inſtituts, Ober-<lb/> ſtabsarzt 1. Klaſſe <hi rendition="#aq">à l. s.</hi> des Sanitätskorps a. D.; <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Friedrich<lb/><hi rendition="#g">Göttling</hi>, kgl. Direktor und Profeſſor der Hebammenſchule<lb/> und Direktor der Entbindungsanſtalt in Bamberg; Gutsbeſitzer<lb/> v. <hi rendition="#g">Alvensleben</hi> und Kaufmann Eduard <hi rendition="#g">König</hi> aus<lb/><hi rendition="#g">Bremen</hi>. Zur <hi rendition="#g">Tafel</hi> waren geſtern geladen: Ludwig Frhr.<lb/> v. <hi rendition="#g">Gumppenberg</hi>, kgl. Kämmerer, Oberſtlentnant a. D.<lb/> und Hofmarſchall a. D.; Fritz v. <hi rendition="#g">Uhde</hi>, kgl. Profeſſor und<lb/> Kunſtmaler; Paul Wilhelm <hi rendition="#g">Keller-Reutlingen</hi>, kgl. Pro-<lb/> feſſor und Kunſtmaler, und Leo <hi rendition="#g">Samberger</hi>, Profeſſor<lb/> und Kunſtmaler. Heute, Montag, waren beim Regenten zur<lb/><hi rendition="#g">Tafel</hi> geladen: Frau Baronin Thereſe <hi rendition="#g">Beſſerer v. Thal-<lb/> fingen</hi>, Hofdame weiland J. Maj. der Königin Thereſe von<lb/> Bayern; Albert <hi rendition="#g">Nutz</hi>, Generalmajor z. D.; Oberſt <hi rendition="#g">Streck</hi>,<lb/> Kommandeur des 1. Feld-Art.-Regts.; Michael <hi rendition="#g">Maier</hi>,<lb/> Major und Kommandeur im 1. Train-Bat.; Major <hi rendition="#g">Löll</hi>,<lb/> Führer des 1. Fuß-Artillerie-Detachements München; Heinrich<lb/><hi rendition="#g">Nies</hi>, Hauptmann <hi rendition="#aq">à l. s.</hi> des 1. Fuß-Art.-Regts., Direktor<lb/> der Artillerie-Werkſtätten, und Konrad <hi rendition="#g">Weber</hi>, Hauptmann<lb/><hi rendition="#aq">à l. s.</hi> des Ingenieurkorps, Kommandeur der Luftſchiffer-<lb/> Abtheilung. — Heute Morgen erſchien Se. kgl. Hoh. der Prinz-<lb/> Regent in den Appartements ſeiner Schweſter, der Frau<lb/> Erzherzogin <hi rendition="#g">Adelgunde</hi>, um ihr zu ihrem heutigen Geburts-<lb/> tage ſeine Glückwünſche unter Ueberreichung eines Blumen-<lb/> ſtraußes darzubringen. Gleichzeitig fanden ſich auch die<lb/> Prinzeſſinnen <hi rendition="#g">Thereſe</hi> und <hi rendition="#g">Clara</hi> zur Gratulation bei<lb/> ihrer Tante ein. Auch die übrigen Mitglieder des königlichen<lb/> Hauſes erſchienen im Laufe des Tages zur Beglückwünſchung<lb/> in der Reſidenz. Die Frau Erzherzogin befindet ſich in<lb/> Rekonvalescenz. Ihre Ueberſiedelung nach Wien wird einen<lb/> längeren Aufſchub erleiden. — Nach der Frühſtückstafel be-<lb/> ſuchte Se. kgl. Hoheit die Frühjahrsausſtellung der bildenden<lb/> Künſtler „Seceſſion“ und erſchien dann zu dem Hochamte in<lb/> der Allerheiligen-Hofkirche. Mittags fuhr der Regent mit<lb/> Prinzeſſin Thereſe im Herzog Karl-Palais vor, um der Frau<lb/> Herzogin <hi rendition="#g">Karl Theodor</hi> zu ihrem Geburts- und Namens-<lb/> feſte zu gratuliren. Er gab für ſie ſeine Karte mit den beſten<lb/> Wünſchen, ſowie einem prächtigen Blumenbouquet ab. Prinz<lb/> und Prinzeſſin <hi rendition="#g">Ludwig</hi> fanden ſich mit den Prinzen<lb/><hi rendition="#g">Rupprecht, Karl, Franz</hi> und den Prinzeſſinnen <hi rendition="#g">Mathilde</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Hildegard</hi> heute Vormittag perſönlich zur Gratulation<lb/> bei der Frau Herzogin Karl Theodor ein; auch die übrigen<lb/> Mitglieder des kgl. Hauſes fuhren im Herzog Karl-Palais<lb/> vor, um ihre Karten mit den beſten Glückwünſchen abzugeben.<lb/> Nachmittags ſind die Neffen, Herzoge <hi rendition="#g">Siegfried, Chriſtoph</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Luitpold</hi>, ſowie die Suiten, ferner Graf Marogna,<lb/> Hofrath Ederer, Hofſekretär Maiſtre und der Lehrer der<lb/> Prinzen, Römer, zur herzoglichen Tafel geladen. — Prinz<lb/> und Prinzeſſin <hi rendition="#g">Ludwig</hi> beſuchten geſtern Abend mit ihren<lb/> Töchtern und mehreren anderen Mitgliedern des königlichen<lb/> Hauſes die muſikaliſche Soir<hi rendition="#aq">é</hi>e bei dem Reichsrath v. <hi rendition="#g">Cramer-<lb/> Klett</hi>. — Prinz <hi rendition="#g">Ludwig von Sachſen-Coburg-<lb/> Gotha</hi> iſt am Sonntag wieder nach ſeinem Garniſonsort<lb/> Linz zurückgekehrt. Zu Oſtern wird er zu kurzem Beſuche<lb/> wieder hier eintreffen. Seine <hi rendition="#g">Vermählung</hi> mit Prinzeſſin<lb/><hi rendition="#g">Mathilde</hi> findet bekanntlich am 1. Mai ſtatt. Das Pro-<lb/> gramm wird ſich ganz im Rahmen desjenigen bei der Ver-<lb/> mählung der Schweſter der hohen Braut, Prinzeſſin Marie,<lb/> vor drei Jahren halten. Dem Zivilakte in der Reſidenz<lb/> durch den Staatsminiſter des königlichen Hauſes und des<lb/><cb/> Aeußern als Standesbeamten des königlichen Hauſes wird<lb/> die kirchliche Trauung in der Allerheiligen-Hofkirche durch den<lb/> Erzbiſchof folgen. Ebenſo findet Galatafel in der Reſidenz<lb/> und eine Galavorſtellung im Hoftheater ſtatt. Die Details<lb/> ſind noch nicht feſtgeſetzt. — Prinz <hi rendition="#g">Ludwig</hi> empfing heute<lb/> Nachmittag den Major Frhrn. v. Gebſattel und den Erſten<lb/> rechtskundigen Bürgermeiſter von Würzburg, Michel, in<lb/> Audienz. — Der Regent von Braunſchweig, Prinz <hi rendition="#g">Albrecht<lb/> von Preußen</hi>, paſſirte heute Vormittag auf der Durchreiſe<lb/> nach Korfu, wo er bis Anfang Mai Aufenthalt zu nehmen gedenkt,<lb/> mit dem Nord-Süd-Expreßzuge den hieſigen Zentralbahnhof. —<lb/> Erzherzogin <hi rendition="#g">Blanca</hi> traf mit ihrer Tochter, Erzherzogin<lb/><hi rendition="#g">Maria Immuculata</hi>, die in der Heſſing’ſchen Heilanſtalt<lb/> in Göggingen zur Kur geweilt hatte, am Samſtag Abend<lb/> hier ein. Sie wohnte an dieſem Abend dem Konzert Saraſate’s<lb/> im Odeon an. Kurz vor ihrer Abreiſe nach Bozen erhielt<lb/> ſie am Sonntag Vormittag den Beſuch des Prinzen und der<lb/> Prinzeſſin Ludwig in ihrem Abſteigequartier Hotel Continental.<lb/> — Geſtorben ſind in München die Generalmajorswittwe<lb/> Am<hi rendition="#aq">é</hi>lie <hi rendition="#g">Bronzetti</hi>, geb. Sauer, im 80. Lebensjahre, und die<lb/> Oberſtkämmerers- und Staatsrathswittwe Karoline Freifrau<lb/><hi rendition="#g">Pergler von Perglas</hi>, geb. Freiin v. Giſe, ebenfalls im<lb/> 80. Lebensjahre. In Kötzting iſt der kgl. Bezirksamtmann<lb/> Johann Nepomnk v. <hi rendition="#g">Decker</hi> geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>* <hi rendition="#b">Diner.</hi></head><lb/> <p>Am Samſtag Abend war der Eingang zur<lb/> Rathsherrntrinkſtube und dieſe ſelbſt mit Zierbäumen und<lb/> ſonſtigen Schmuckpflanzen dekorirt. Die <hi rendition="#g">beiden Bürger-<lb/> meiſter</hi> gaben für die kgl. Staatsminiſter, ſowie für die<lb/> Geſandten ein Diner. Es waren die ſämmtlichen Miniſter,<lb/> die Geſandten mit Ausnahme des öſterreichiſch-ungariſchen,<lb/> dann Geh. Hofrath v. Klug, Intendant v. Poſſart, und Zere-<lb/> monienmeiſter Graf v. Moy, ſowie die beiden Vorſtände des<lb/> Gemeindekollegiums erſchienen. Die Tafelrunde blieb bis<lb/> nach 11 Uhr beiſammen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>* <hi rendition="#b">Oberſte Baubehörde.</hi></head><lb/> <p>Wie verlautet, iſt die Er-<lb/> nennung des Oberbauraths Gg. <hi rendition="#g">Maxon</hi> bei der Oberſten<lb/> Baubehörde zum Oberbaudirektor an Stelle des in den Ruhe-<lb/> ſtand tretenden Hrn. v. Siebert ſtündlich zu erwarten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>* <hi rendition="#b">Die Salvatorſaiſon auf dem Nockherberg,</hi></head><lb/> <p>die für ſo Viele zu kurz iſt, hat geſtern begonnen. Es iſt<lb/> unnöthig zu ſagen, daß die Räume, ſo groß ſie auch jetzt<lb/> geworden ſind, kaum für die Durſtigen, die zu Tauſenden<lb/> trotz Kälte und Schneegeſtöber hinauspilgerten, ausreichten.<lb/> Bald nach der Eröffnung war alles dicht beſetzt. Die „Er-<lb/> öffnungsfeierlichkeiten“ ſind hinlänglich bekannt und vollzogen<lb/> ſich unter Aſſiſtenz des allbeliebten Salonhumoriſten Papa<lb/> Geis mit dem herkömmlichen „Zeremoniell“. Die fröhliche<lb/> Gemüthlichkeit wurde durch keinen Mißklang geſtört; der<lb/> Salvator iſt, wie immer, vorzüglich.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>* <hi rendition="#b">Ein Zentralunterſuchungsgefängniß</hi></head><lb/> <p>wird neben<lb/> dem Strafvollzugsgefängniß Stadelheim gebaut, zu welchem<lb/> Zweck die Gemeinde an den Staat ein Grundſtück käuflich<lb/> abläßt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>* <hi rendition="#b">Im Volkstheater</hi></head><lb/> <p>geht morgen, Dienſtag, „<hi rendition="#g">Die Zwider-<lb/> wurz’n</hi>“ nochmals in Scene und am Mittwoch gelangt das<lb/> Volksſtück „’s <hi rendition="#g">Nullerl</hi>“ zur Wiederholung, mit Hrn. Moſer als<lb/> „Null-Anerl“. Für Donnerſtag und Freitag ſtehen „<hi rendition="#g">Die<lb/> Wahrſagerin</hi>“ und „<hi rendition="#g">Durchgegangene Weiber</hi>“ auf dem<lb/> Spielplan.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#aq">z.</hi><hi rendition="#b">Freiſing,</hi> 18. März.</dateline><lb/> <p>Im Zuge <hi rendition="#g">verhaftet</hi> wurde<lb/> am Samſtag Vormittag ein gewiſſer Hell von hier, der den<lb/> Stationen Freiſing und Schleißheim telegraphiſch als ver-<lb/> muthlicher <hi rendition="#g">Mörder</hi> des Bauern Andreas <hi rendition="#g">Wiesheu</hi> aus<lb/> Tintenhauſen ſignaliſirt worden war. Genannter Bauer war<lb/> am Freitag Vormittag in Geſchäften in Freiſing geweſen und<lb/> hatte im Beſitz einer größeren Baarſumme, die er in Wirth-<lb/> ſchaften unvorſichtigerweiſe ſehen ließ, abends den Rückweg<lb/> in ſein Gehöft, das zwiſchen Freiſing und Marzling liegt,<lb/> angetreten. Auf dieſem Wege wurde er in der Dunkelheit<lb/> von dem Mörder angefallen, erſchlagen und ſeiner Habe be-<lb/> raubt. Man fand ihn todt abſeits der Straße liegen, und<lb/> zwar in der Nähe des Xaverienthals. Raſch verbreitete ſich<lb/> die Kunde von dem Mord und als am andern Tag früh<lb/><cb/> ein Mann an den Schalter der Station Marzling kam und<lb/> ein Tourbillet nach München löste, faßte der Expeditor Ver-<lb/> dacht, den er der Gendarmerie mittheilte Auf deren Ver-<lb/> anlaſſung wurde der Münchener Zug in Schleißheim kontro-<lb/> lirt und ein unter den anderen Reiſenden ſitzender, mit dem<lb/> Marzlinger Billet verſehener Paſſagier den bereits am Bahn-<lb/> hof harrenden Gendarmen übergeben. Hell leugnet zwar, die<lb/> That begangen zu haben, doch ſprechen ſo viele Verdachts-<lb/> gründe gegen ihn, daß er gefeſſelt abgeführt und dann an<lb/> das zuſtändige Gericht eingeliefert wurde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Ludwigshafen,</hi> 18. März.</dateline><lb/> <p>Auf das Begrüßungs-<lb/> telegramm der neugebildeten <hi rendition="#g">Ortsgruppe Ludwigs-<lb/> hafen des deutſchen Flottenvereins</hi> an den Kaiſer iſt<lb/> aus Berlin folgende Antwort eingelaufen: Geheimrath<lb/> v. Lavale, Ludwigshafen a. Rh. Se. Maj. der Kaiſer und<lb/> König haben Allerhöchſt Sich über die erfolgte Bildung der<lb/> dortigen Ortsgruppe des Deutſchen Flottenvereins ſehr gefreut<lb/> und laſſen Ew. Hochwohlgeboren erſuchen, allen Betheiligten<lb/> Allerhöchſtihren Dank zu übermitteln. Auf Allerhöchſten Befehl<lb/> v. Lucanus, Geh. Kabinetsrath.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Bayreuth,</hi> 19. März.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Tel</hi>. Das heute vollzählig<lb/> verſammelte Gemeindekollegium wählte einſtimmig den Land-<lb/> tagsabgeordneten Rechtsanwalt <hi rendition="#aq">Dr.</hi> L. <hi rendition="#g">Caſſelmann</hi> zum<lb/><hi rendition="#g">Bürgermeiſter</hi> der Stadt Bayreuth.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#aq">-ch.</hi><hi rendition="#b">Augsburg,</hi> 18. März.</dateline><lb/> <p>Heute fand hier die<lb/><hi rendition="#g">Generalverſammlung des bayeriſchen Verkehrs-<lb/> verbandes</hi> ſtatt, wozu zahlreiche Eiſenbahn- und Poſt-<lb/> beamte und -bedienſtete erſchienen waren. Der geſtrige Abend<lb/> verſammelte die Gäſte im Hotel Victoria, wo ſich auch Hr.<lb/> Regierungsrath <hi rendition="#g">Schmid</hi> einfand und die Erſchienenen namens<lb/> des Regierungspräſidenten herzlich begrüßte. Heute Vormittag<lb/> 9 Uhr begannen die Berathungen im großen Schießgraben-<lb/> ſaal. Sie wurden geleitet von dem Verbandsvorſtand<lb/> K. <hi rendition="#g">Gutſch</hi>, München, der nach einer kurzen Begrüßung der<lb/> Verſammlung durch Hrn. Expeditor <hi rendition="#g">Degen</hi>, Augsburg, den<lb/> Rechenſchaftsbericht pro 1899 erſtattete. Danach hatte der<lb/> Verband am 15. Februar einen Mitgliederſtand von 5970<lb/> Perſonen. Die Einnahmen betrugen im ganzen 134,765 M.,<lb/> darunter an Mitgliederbeiträgen 102,238 M. Ausgegeben<lb/> wurden für 9 invalid gewordene Mitglieder 7200 M., für<lb/> 40 geſtorbene Mitglieder 32,000 M., für 47 geſtorbene<lb/> Frauen 14,100 M. und für die „Verkehrszeitung“ 2397 M.<lb/> Im ganzen betrugen die Ausgaben 62,849 M., ſo daß gegen-<lb/> über den Einnahmen ein Aktivreſt von 71,652 M. verblieb. Das<lb/> bei der kgl. Bank zur Zeit angelegte Geſammtvermögen beträgt<lb/> 336,000 M. Der Verband leiſtet beim Ableben oder im<lb/> Dienſtunfähigkeitsfall eines Mitglieds, vorausgeſetzt, daß ſeine<lb/> Mitgliedſchaft ein volles Jahr ununterbrochen gedauert hat,<lb/> eine Zahlung von 800 M. Der Ausgabepoſten für die<lb/> Vereinszeitung ruft eine längere Diskuſſion hervor, an der<lb/> ſich auch der Verleger, Verlagsbuchhändler <hi rendition="#g">Schauer</hi>, be-<lb/> theiligte, der verſpricht, in Zukunft das Blatt zweimal im<lb/> Monat erſcheinen zu laſſen. Der Vorſtandſchaft wird hierauf<lb/> Decharge ertheilt. Als Ort zur Abhaltung der nächſtjährigen<lb/> Generalverſammlung wurde <hi rendition="#g">Nürnberg</hi> gewählt. An den<lb/><hi rendition="#g">Prinz-Regenten</hi> wurde unter allgemeinem Beifall ein<lb/> Huldigungstelegramm abgeſandt. Bei der Vorſtandswahl<lb/> wurde der bisherige erſte Vorſtand <hi rendition="#g">Gutſch</hi>, München, wieder-<lb/> gewählt. Als zweiter Vorſtand wurde Expeditor <hi rendition="#g">Bayer</hi>,<lb/> München, neu- und der größte Theil der übrigen Vorſtand-<lb/> ſtandſchaft wiedergewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Kempten,</hi> 19. März.</dateline><lb/> <p><hi rendition="#g">Tel</hi>. Ludwig <hi rendition="#g">Huber</hi>, In-<lb/> haber der Köſel’ſchen Buchhandlung und Verleger der<lb/> „Allgäuer Zeitung“, iſt heute Nacht infolge eines Schlag-<lb/> fluſſes plötzlich <hi rendition="#g">geſtorben</hi>.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Amtliche Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline>* <hi rendition="#b">Juſtizdienſt.</hi></dateline><lb/> <p>Als Amtsanwalt bei dem Amtsgericht<lb/> München <hi rendition="#aq">I</hi> wurde der kgl. Bezirksamtsaſſeſſor Karl <hi rendition="#g">Diehl</hi> bei<lb/> der kgl. Polizeidirektion München beſtellt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Den Bericht über die <hi rendition="#g">Beerdigung des</hi> <hi rendition="#aq">Dr.</hi> <hi rendition="#g">Aub</hi> findet<lb/> der Leſer im <hi rendition="#g">Dritten Blatt</hi>. — Die Red.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> </div> </div> </div> <div type="jFeuilleton" n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Feuilleton</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline>➳ <hi rendition="#b">Karlsruhe,</hi> 16. März.</dateline><lb/> <p>Der geſtrige Abend war<lb/> hier in Karlsruhe der Münchener Kunſt gewidmet. Im Hof-<lb/> theater gab man zur Feier von <hi rendition="#g">Heyſe’s</hi> 70. Geburtstag<lb/> „<hi rendition="#g">Graf Königsmark</hi>“, womit tags zuvor ſchon in Baden<lb/> großer Erfolg erzielt worden war, und in der Feſthalle kon-<lb/> zertirte das <hi rendition="#g">Kaim-Orcheſter</hi> unter der Direktion von Felix<lb/><hi rendition="#g">Weingartner</hi>. Die ausgezeichnete Künſtlerſchaar wurde mit<lb/> einem Beifallsjubel belohnt, wie er hier im Konzertſaale lange<lb/> nicht mehr vorgekommen iſt, und das mit vollem Recht, denn<lb/> die Darbietungen ſtanden auf einer Höhe, die für Pfeile der<lb/> Kritik nicht mehr erreichbar iſt. Der Enthuſiasmus, mit dem<lb/> man Weingartners Leiſtungen als Dirigent überall begrüßt,<lb/> iſt doch ein ſchönes Zeichen der Zeit, denn er beweist, daß<lb/> muſikaliſche Einfachheit und Natürlichkeit, ſowie feinſte Aus-<lb/> arbeitung der Details doch mehr die Herzen erobert, als<lb/> Mätzchen und ſenſationeller Radau, die einige Zeit auf der<lb/> Tagesordnung ſtanden. Das Programm umfaßte zwei Wagner-<lb/> ſche Kompoſitionen: die Tannhäuſer-Ouvertüre und das Sieg-<lb/> fried-Idyll, die ſymphoniſche Dichtung „Taſſo“ von Liſzt und<lb/> Beethovens Eroica-Symphonie. Allgemein bewundert wurde<lb/> auch die Tonſchönheit des Orcheſters, welches ſich immer mehr<lb/> vervollkommnet hat und jetzt zu den beſten deutſchen Organi-<lb/> ſationen gerechnet werden muß. — Eine junge Karlsruherin,<lb/> Frl. Eliſabeth <hi rendition="#g">Wagner</hi>, machte ihren erſten Bühnenverſuch<lb/> als Roſine in Roſſini’s „Barbier von Sevilla“ mit entſchiede-<lb/> nem Glück. Vor allem verrieth ihr Geſang eine vorzügliche<lb/> Schule und vollendeten muſikaliſchen Geſchmack; rhythmiſche<lb/> Unſicherheiten und zweifelhafte Intonationen kann man auf<lb/> Rechnung einer begreiflichen Befangenheit ſetzen. Von letzterer<lb/> war aber im Spiel nichts zu merken, hier konnte man kaum<lb/> an eine Anfängerin glauben. Da Frl. Wagner neben ihren<lb/> vortrefflichen Stimmmitteln auch über eine ſehr hübſche Er-<lb/> ſcheinung verfügt, war der Beifall allgemein und führte zu<lb/> einem ſofortigen Engagement. — Für nächſte Woche iſt das<lb/> Mottl-Bierbaum’ſche Tanzſpiel „Pan im Buſch“, dem die<lb/> neueinſtudirte Schubert’ſche Oper „Der häusliche Krieg“ voran-<lb/> gehen ſoll, auf den Spielplan geſetzt. Hoffentlich verdirbt<lb/> nicht wieder die Influenza den ſchönen Plan.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#aq">bm.</hi><hi rendition="#b">Wien,</hi> 16. März.</dateline><lb/> <p>Paul <hi rendition="#g">Heyſe’s</hi> 70. Geburtstag<lb/> ſollte auch im Burgtheater nicht völlig unbeachtet bleiben;<lb/> man gab geſtern Abend „zum erſtenmal“ das Trauerſpiel in<lb/><cb/> einem Akt „<hi rendition="#g">Ehrenſchulden</hi>“, den dramatiſirten Muſterfall<lb/> einer Novelle, den wir vor mehreren Jahren im Raimund-<lb/> Theater geſehen und hernach in dieſen Blättern zu würdigen<lb/> verſucht haben. Danach — in drei Akte zuſammengezogen —<lb/> „<hi rendition="#g">Hans Lange</hi>“, den Fürſten- und Bauernſpiegel Heyſe’s,<lb/> ein Schauſpiel, das man ohne den weichlichen, gar zu ver-<lb/> ſöhnlichen Schlußakt als dauernde Bereicherung der deutſchen<lb/> Bühne gelten laſſen müßte, zumal, wenn ſich für den Bauern<lb/> von Lanzke, dieſe Vorahnung Reuter’ſcher Geſtalten, ein<lb/> Kernmenſch, ein Baumeiſter findet. Sein Hans Lange ſteht<lb/> in einer Reihe mit ſeinem Richter von Zalamea und dem<lb/> Helden in Lope’s „König und Bauer“. So viele, vielverdiente<lb/> Huldigungen Paul Heyſe geſtern in Gardone zutheil wurden,<lb/> reinere Freude konnte ihm dort ſchwerlich blühen, als wenn<lb/> er Augenzeuge der Leiſtung Baumeiſters geweſen wäre: ſie<lb/> war dem Urbild, dem Geiſt, Gemüth und Humor Heyſe’s<lb/> ebenbürtig, eine lebendige Erfüllung von Goethe’s und gewiß<lb/> auch Heyſe’s ſtiliſtiſchem Kanon: „Natur und Kunſt, ſie ſcheinen<lb/> ſich zu fliehen und haben ſich, eh’ man es denkt, gefunden.“<lb/> Es wäre für den Wiener Verehrer von Heyſe’s Art und<lb/> Kunſt eine beſondere Genugthuung, wenn er ſich entſchließen<lb/> wollte, dieſe ſchauſpieleriſche Meiſterſchöpfung anzuſehen, deren<lb/> Urheber in erſter und letzter Linie doch nur der Dichter iſt.<lb/> Und wie weit gezogen dieſer Kreis der Parteigänger ſeiner<lb/> künſtleriſchen Perſönlichkeit und ſeines mannhaften Weſens in<lb/> Wien und Deutſchöſterreich iſt, das zeigte ſich ſinnfällig in<lb/> dieſer Woche. <hi rendition="#g">Alle</hi> Dichter und Dichterinnen meiner Heimath,<lb/> von der Ebner bis zur Marriot, Saar, Roſegger, Pichler<lb/> von den Aelteren, David und Schnitzler von den Jüngeren,<lb/> ſetzten mit Stolz und Freude ihre Unterſchrift unter die<lb/> Adreſſe, die Marſchalls Heyſe-Relief, die Widmung der dank-<lb/> baren Deutſchöſterreicher, begleitete; Politiker aus ſo ver-<lb/> ſchiedenen Lagern, wie Joſeph Unger, Unterrichtsminiſter<lb/> Hartel und der wackere Wortführer der Arbeiter, Pernerſtorfer,<lb/> einigten ſich im Zeichen Heyſe’s. Sie Alle fühlten, welche<lb/> Wohlthat das große Beiſpiel eines innerlich freien Künſtlers<lb/> für ſeine ganze Zeit, für ſein ganzes Volk iſt und bleibt.<lb/> Und ſie Alle wollten Zeugniß dafür legen, daß Paul<lb/> Heyſe in Gegenwart und Zukunft unvergeſſen bleibt, wie<lb/> neidlos und thatkräftig er jederzeit für unſre echten deutſch-<lb/> öſterreichiſchen Meiſter ſich eingeſetzt hat. Wer einmal Heyſe’s<lb/> kritiſchen Studien im einzelnen nachgehen wird, der wird auf<lb/> dieſen neidenswerthen Gängen freilich bald erkennen, wie<lb/> ſicher dieſer große Kenner allezeit die großen Begabungen<lb/> aller deutſchen Stämme herausgefunden, wie tapfer Heyſe für<lb/><cb/> den Thüringer Otto Ludwig, für den Schweizer Gottfried Keller,<lb/> den Schleswig-Holſteiner Storm, den Märker Fontane ꝛc. ein-<lb/> getreten iſt in Tagen, in denen ſie vor manchen Zünftigen<lb/> und gar vor der großen Menge noch „unerkannt und ſehr<lb/> gering“ waren. Dieſe Ganzen haben ihm denn auch ganzen<lb/> Dank entgegengebracht, ganz ſo, wie unſre Deutſchöſterreicher<lb/> Grillparzer und die Ebner, Anzengruber und Roſegger. ...<lb/> Ob das auch — ſeit Laube’s Abgang — die Leitung des<lb/> Wiener Burgtheaters immer gethan, iſt ein anderes Kapitel.<lb/> An dem geſtrigen Tage hätte ſich insbeſondere unſre erſte<lb/> Wiener Bühne ausgiebiger melden können, als durch die<lb/> Auffriſchung von zwei hier längſt bekannten und geſpielten<lb/> Stücken.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#aq">G.</hi> <hi rendition="#b">Briefmarken-Tapeten.</hi> </head><lb/> <p>In einem Krankenhauſe<lb/> in Gent wurden unlängſt das Sprechzimmer, die beiden<lb/> Refektorien, die 18 Krankenzimmer und alle Gänge mit aus-<lb/> ländiſchen Briefmarken in der Weiſe dekorirt, daß ſie Paläſte,<lb/> Wälder, Flüſſe, Blumen, Inſekten und Vögel, ja ſelbſt Perſonen<lb/> in Lebensgröße darſtellen. Dieſer eigenartige Wandſchmuck<lb/> beanſpruchte, nach der „Italie“, ungefähr 20 Millionen Brief-<lb/> marken. Die Kranken dieſes freundlichen Hoſpitals plagt ge-<lb/> wiß nie Langeweile, die Philateliſten unter ihnen aber werden<lb/> ſicherlich die heftigſten Schmerzen beim Anblick und Studium<lb/> der zahlloſen verſchiedenen Poſtwerthzeichen vergeſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"><lb/> <p><hi rendition="#aq">G.</hi> Wie <hi rendition="#b">Joubert,</hi> ſo ſoll auch <hi rendition="#b">Cronje,</hi> der unglückliche<lb/> Burengeneral, <hi rendition="#g">franzöſiſcher Abſtammung</hi> ſein. Seine<lb/> Ahnen waren Calviniſten und wanderten nach der Wider-<lb/> rufung des Edikts von Nantes nach dem Kap aus. Die<lb/> franzöſiſche Schreibung des Namens iſt Crosnier, und die<lb/> Familie Crosnier ſtammt aus dem Orleans’ſchen. Der<lb/> Dekateur Michel Crosnier ward mit vielen Glaubens-<lb/> genoſſen ein Opfer der ſchrecklichen Bartholomäusnacht, und<lb/> im Jahre 1686 wurde eine Suſanne Crosnier, weil ſie ſich<lb/> auf dem Sterbebette weigerte, in den Schoß der katholiſchen<lb/> Kirche zurückzukehren, als Ketzerin zu Tode geſchleiſt und ihre<lb/> Leiche auf den Schindanger geworfen. Auch die Stadt Meaux<lb/> nimmt, nach einer Mittheilung der „Ind<hi rendition="#aq">é</hi>pendance Roumaine“,<lb/> für ſich die Ehre in Anſpruch, die Wiege der Familie Cronje<lb/> zu ſein, jedoch mit der Schreibung der Crognet oder Crogn<hi rendition="#aq">é</hi>.<lb/> Die Archive beſagen, daß im Jahre 1546 bei der Hinrichtung<lb/> (Verbrennung) der Hugenotten auf dem Marktplatze in Meaux<lb/> Adrien Crogn<hi rendition="#aq">é</hi> zugegen war, den Strik um den Hals, und<lb/> nachdem er dreimal auf den öffentlichen Plätzen der Stadt<lb/> gepeitſcht worden war, aus dem Königreiche verbannt wurde</p><lb/> </div> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [0005]
Dienſtag. Zweites Morgenblatt Nr. 77 der Allgemeinen Zeitung.20. März 1900.
Bayeriſche Chronik.
München, 19. März.
* Hof- und Perſonalnachrichten.
Se. kgl. Hoh.
der Prinz-Regent wohnte geſtern, Sonntag, dem Früh-
gottesdienſte in der Allerheiligen-Hofkirche an und machte
darauf die übliche Morgenſpazierfahrt, während der er die
Wochenausſtellung des Kunſtvereins beſuchte und einige im
alten Nationalmuſeum ausgeſtellte Gipsabgüſſe beſichtigte. In
die Reſidenz zurückgekehrt, empfing der Regent in Audienz:
Generalleutnant z. D. v. Schuh; Major Hermann Frhrn.
v. Gebſattel im 3. Chev.-Regt., kgl. Kämmerer; Dr. Ludwig
Heim, Profeſſor an der kgl. Univerſität Erlangen, Direktor
des dortigen hygieniſchen bakteriologiſchen Inſtituts, Ober-
ſtabsarzt 1. Klaſſe à l. s. des Sanitätskorps a. D.; Dr. Friedrich
Göttling, kgl. Direktor und Profeſſor der Hebammenſchule
und Direktor der Entbindungsanſtalt in Bamberg; Gutsbeſitzer
v. Alvensleben und Kaufmann Eduard König aus
Bremen. Zur Tafel waren geſtern geladen: Ludwig Frhr.
v. Gumppenberg, kgl. Kämmerer, Oberſtlentnant a. D.
und Hofmarſchall a. D.; Fritz v. Uhde, kgl. Profeſſor und
Kunſtmaler; Paul Wilhelm Keller-Reutlingen, kgl. Pro-
feſſor und Kunſtmaler, und Leo Samberger, Profeſſor
und Kunſtmaler. Heute, Montag, waren beim Regenten zur
Tafel geladen: Frau Baronin Thereſe Beſſerer v. Thal-
fingen, Hofdame weiland J. Maj. der Königin Thereſe von
Bayern; Albert Nutz, Generalmajor z. D.; Oberſt Streck,
Kommandeur des 1. Feld-Art.-Regts.; Michael Maier,
Major und Kommandeur im 1. Train-Bat.; Major Löll,
Führer des 1. Fuß-Artillerie-Detachements München; Heinrich
Nies, Hauptmann à l. s. des 1. Fuß-Art.-Regts., Direktor
der Artillerie-Werkſtätten, und Konrad Weber, Hauptmann
à l. s. des Ingenieurkorps, Kommandeur der Luftſchiffer-
Abtheilung. — Heute Morgen erſchien Se. kgl. Hoh. der Prinz-
Regent in den Appartements ſeiner Schweſter, der Frau
Erzherzogin Adelgunde, um ihr zu ihrem heutigen Geburts-
tage ſeine Glückwünſche unter Ueberreichung eines Blumen-
ſtraußes darzubringen. Gleichzeitig fanden ſich auch die
Prinzeſſinnen Thereſe und Clara zur Gratulation bei
ihrer Tante ein. Auch die übrigen Mitglieder des königlichen
Hauſes erſchienen im Laufe des Tages zur Beglückwünſchung
in der Reſidenz. Die Frau Erzherzogin befindet ſich in
Rekonvalescenz. Ihre Ueberſiedelung nach Wien wird einen
längeren Aufſchub erleiden. — Nach der Frühſtückstafel be-
ſuchte Se. kgl. Hoheit die Frühjahrsausſtellung der bildenden
Künſtler „Seceſſion“ und erſchien dann zu dem Hochamte in
der Allerheiligen-Hofkirche. Mittags fuhr der Regent mit
Prinzeſſin Thereſe im Herzog Karl-Palais vor, um der Frau
Herzogin Karl Theodor zu ihrem Geburts- und Namens-
feſte zu gratuliren. Er gab für ſie ſeine Karte mit den beſten
Wünſchen, ſowie einem prächtigen Blumenbouquet ab. Prinz
und Prinzeſſin Ludwig fanden ſich mit den Prinzen
Rupprecht, Karl, Franz und den Prinzeſſinnen Mathilde
und Hildegard heute Vormittag perſönlich zur Gratulation
bei der Frau Herzogin Karl Theodor ein; auch die übrigen
Mitglieder des kgl. Hauſes fuhren im Herzog Karl-Palais
vor, um ihre Karten mit den beſten Glückwünſchen abzugeben.
Nachmittags ſind die Neffen, Herzoge Siegfried, Chriſtoph
und Luitpold, ſowie die Suiten, ferner Graf Marogna,
Hofrath Ederer, Hofſekretär Maiſtre und der Lehrer der
Prinzen, Römer, zur herzoglichen Tafel geladen. — Prinz
und Prinzeſſin Ludwig beſuchten geſtern Abend mit ihren
Töchtern und mehreren anderen Mitgliedern des königlichen
Hauſes die muſikaliſche Soirée bei dem Reichsrath v. Cramer-
Klett. — Prinz Ludwig von Sachſen-Coburg-
Gotha iſt am Sonntag wieder nach ſeinem Garniſonsort
Linz zurückgekehrt. Zu Oſtern wird er zu kurzem Beſuche
wieder hier eintreffen. Seine Vermählung mit Prinzeſſin
Mathilde findet bekanntlich am 1. Mai ſtatt. Das Pro-
gramm wird ſich ganz im Rahmen desjenigen bei der Ver-
mählung der Schweſter der hohen Braut, Prinzeſſin Marie,
vor drei Jahren halten. Dem Zivilakte in der Reſidenz
durch den Staatsminiſter des königlichen Hauſes und des
Aeußern als Standesbeamten des königlichen Hauſes wird
die kirchliche Trauung in der Allerheiligen-Hofkirche durch den
Erzbiſchof folgen. Ebenſo findet Galatafel in der Reſidenz
und eine Galavorſtellung im Hoftheater ſtatt. Die Details
ſind noch nicht feſtgeſetzt. — Prinz Ludwig empfing heute
Nachmittag den Major Frhrn. v. Gebſattel und den Erſten
rechtskundigen Bürgermeiſter von Würzburg, Michel, in
Audienz. — Der Regent von Braunſchweig, Prinz Albrecht
von Preußen, paſſirte heute Vormittag auf der Durchreiſe
nach Korfu, wo er bis Anfang Mai Aufenthalt zu nehmen gedenkt,
mit dem Nord-Süd-Expreßzuge den hieſigen Zentralbahnhof. —
Erzherzogin Blanca traf mit ihrer Tochter, Erzherzogin
Maria Immuculata, die in der Heſſing’ſchen Heilanſtalt
in Göggingen zur Kur geweilt hatte, am Samſtag Abend
hier ein. Sie wohnte an dieſem Abend dem Konzert Saraſate’s
im Odeon an. Kurz vor ihrer Abreiſe nach Bozen erhielt
ſie am Sonntag Vormittag den Beſuch des Prinzen und der
Prinzeſſin Ludwig in ihrem Abſteigequartier Hotel Continental.
— Geſtorben ſind in München die Generalmajorswittwe
Amélie Bronzetti, geb. Sauer, im 80. Lebensjahre, und die
Oberſtkämmerers- und Staatsrathswittwe Karoline Freifrau
Pergler von Perglas, geb. Freiin v. Giſe, ebenfalls im
80. Lebensjahre. In Kötzting iſt der kgl. Bezirksamtmann
Johann Nepomnk v. Decker geſtorben.
* Diner.
Am Samſtag Abend war der Eingang zur
Rathsherrntrinkſtube und dieſe ſelbſt mit Zierbäumen und
ſonſtigen Schmuckpflanzen dekorirt. Die beiden Bürger-
meiſter gaben für die kgl. Staatsminiſter, ſowie für die
Geſandten ein Diner. Es waren die ſämmtlichen Miniſter,
die Geſandten mit Ausnahme des öſterreichiſch-ungariſchen,
dann Geh. Hofrath v. Klug, Intendant v. Poſſart, und Zere-
monienmeiſter Graf v. Moy, ſowie die beiden Vorſtände des
Gemeindekollegiums erſchienen. Die Tafelrunde blieb bis
nach 11 Uhr beiſammen.
* Oberſte Baubehörde.
Wie verlautet, iſt die Er-
nennung des Oberbauraths Gg. Maxon bei der Oberſten
Baubehörde zum Oberbaudirektor an Stelle des in den Ruhe-
ſtand tretenden Hrn. v. Siebert ſtündlich zu erwarten.
* Die Salvatorſaiſon auf dem Nockherberg,
die für ſo Viele zu kurz iſt, hat geſtern begonnen. Es iſt
unnöthig zu ſagen, daß die Räume, ſo groß ſie auch jetzt
geworden ſind, kaum für die Durſtigen, die zu Tauſenden
trotz Kälte und Schneegeſtöber hinauspilgerten, ausreichten.
Bald nach der Eröffnung war alles dicht beſetzt. Die „Er-
öffnungsfeierlichkeiten“ ſind hinlänglich bekannt und vollzogen
ſich unter Aſſiſtenz des allbeliebten Salonhumoriſten Papa
Geis mit dem herkömmlichen „Zeremoniell“. Die fröhliche
Gemüthlichkeit wurde durch keinen Mißklang geſtört; der
Salvator iſt, wie immer, vorzüglich.
* Ein Zentralunterſuchungsgefängniß
wird neben
dem Strafvollzugsgefängniß Stadelheim gebaut, zu welchem
Zweck die Gemeinde an den Staat ein Grundſtück käuflich
abläßt.
* Im Volkstheater
geht morgen, Dienſtag, „Die Zwider-
wurz’n“ nochmals in Scene und am Mittwoch gelangt das
Volksſtück „’s Nullerl“ zur Wiederholung, mit Hrn. Moſer als
„Null-Anerl“. Für Donnerſtag und Freitag ſtehen „Die
Wahrſagerin“ und „Durchgegangene Weiber“ auf dem
Spielplan.
z. Freiſing, 18. März.
Im Zuge verhaftet wurde
am Samſtag Vormittag ein gewiſſer Hell von hier, der den
Stationen Freiſing und Schleißheim telegraphiſch als ver-
muthlicher Mörder des Bauern Andreas Wiesheu aus
Tintenhauſen ſignaliſirt worden war. Genannter Bauer war
am Freitag Vormittag in Geſchäften in Freiſing geweſen und
hatte im Beſitz einer größeren Baarſumme, die er in Wirth-
ſchaften unvorſichtigerweiſe ſehen ließ, abends den Rückweg
in ſein Gehöft, das zwiſchen Freiſing und Marzling liegt,
angetreten. Auf dieſem Wege wurde er in der Dunkelheit
von dem Mörder angefallen, erſchlagen und ſeiner Habe be-
raubt. Man fand ihn todt abſeits der Straße liegen, und
zwar in der Nähe des Xaverienthals. Raſch verbreitete ſich
die Kunde von dem Mord und als am andern Tag früh
ein Mann an den Schalter der Station Marzling kam und
ein Tourbillet nach München löste, faßte der Expeditor Ver-
dacht, den er der Gendarmerie mittheilte Auf deren Ver-
anlaſſung wurde der Münchener Zug in Schleißheim kontro-
lirt und ein unter den anderen Reiſenden ſitzender, mit dem
Marzlinger Billet verſehener Paſſagier den bereits am Bahn-
hof harrenden Gendarmen übergeben. Hell leugnet zwar, die
That begangen zu haben, doch ſprechen ſo viele Verdachts-
gründe gegen ihn, daß er gefeſſelt abgeführt und dann an
das zuſtändige Gericht eingeliefert wurde.
* Ludwigshafen, 18. März.
Auf das Begrüßungs-
telegramm der neugebildeten Ortsgruppe Ludwigs-
hafen des deutſchen Flottenvereins an den Kaiſer iſt
aus Berlin folgende Antwort eingelaufen: Geheimrath
v. Lavale, Ludwigshafen a. Rh. Se. Maj. der Kaiſer und
König haben Allerhöchſt Sich über die erfolgte Bildung der
dortigen Ortsgruppe des Deutſchen Flottenvereins ſehr gefreut
und laſſen Ew. Hochwohlgeboren erſuchen, allen Betheiligten
Allerhöchſtihren Dank zu übermitteln. Auf Allerhöchſten Befehl
v. Lucanus, Geh. Kabinetsrath.
* Bayreuth, 19. März.
Tel. Das heute vollzählig
verſammelte Gemeindekollegium wählte einſtimmig den Land-
tagsabgeordneten Rechtsanwalt Dr. L. Caſſelmann zum
Bürgermeiſter der Stadt Bayreuth.
-ch. Augsburg, 18. März.
Heute fand hier die
Generalverſammlung des bayeriſchen Verkehrs-
verbandes ſtatt, wozu zahlreiche Eiſenbahn- und Poſt-
beamte und -bedienſtete erſchienen waren. Der geſtrige Abend
verſammelte die Gäſte im Hotel Victoria, wo ſich auch Hr.
Regierungsrath Schmid einfand und die Erſchienenen namens
des Regierungspräſidenten herzlich begrüßte. Heute Vormittag
9 Uhr begannen die Berathungen im großen Schießgraben-
ſaal. Sie wurden geleitet von dem Verbandsvorſtand
K. Gutſch, München, der nach einer kurzen Begrüßung der
Verſammlung durch Hrn. Expeditor Degen, Augsburg, den
Rechenſchaftsbericht pro 1899 erſtattete. Danach hatte der
Verband am 15. Februar einen Mitgliederſtand von 5970
Perſonen. Die Einnahmen betrugen im ganzen 134,765 M.,
darunter an Mitgliederbeiträgen 102,238 M. Ausgegeben
wurden für 9 invalid gewordene Mitglieder 7200 M., für
40 geſtorbene Mitglieder 32,000 M., für 47 geſtorbene
Frauen 14,100 M. und für die „Verkehrszeitung“ 2397 M.
Im ganzen betrugen die Ausgaben 62,849 M., ſo daß gegen-
über den Einnahmen ein Aktivreſt von 71,652 M. verblieb. Das
bei der kgl. Bank zur Zeit angelegte Geſammtvermögen beträgt
336,000 M. Der Verband leiſtet beim Ableben oder im
Dienſtunfähigkeitsfall eines Mitglieds, vorausgeſetzt, daß ſeine
Mitgliedſchaft ein volles Jahr ununterbrochen gedauert hat,
eine Zahlung von 800 M. Der Ausgabepoſten für die
Vereinszeitung ruft eine längere Diskuſſion hervor, an der
ſich auch der Verleger, Verlagsbuchhändler Schauer, be-
theiligte, der verſpricht, in Zukunft das Blatt zweimal im
Monat erſcheinen zu laſſen. Der Vorſtandſchaft wird hierauf
Decharge ertheilt. Als Ort zur Abhaltung der nächſtjährigen
Generalverſammlung wurde Nürnberg gewählt. An den
Prinz-Regenten wurde unter allgemeinem Beifall ein
Huldigungstelegramm abgeſandt. Bei der Vorſtandswahl
wurde der bisherige erſte Vorſtand Gutſch, München, wieder-
gewählt. Als zweiter Vorſtand wurde Expeditor Bayer,
München, neu- und der größte Theil der übrigen Vorſtand-
ſtandſchaft wiedergewählt.
* Kempten, 19. März.
Tel. Ludwig Huber, In-
haber der Köſel’ſchen Buchhandlung und Verleger der
„Allgäuer Zeitung“, iſt heute Nacht infolge eines Schlag-
fluſſes plötzlich geſtorben.
Amtliche Nachrichten.
* Juſtizdienſt.
Als Amtsanwalt bei dem Amtsgericht
München I wurde der kgl. Bezirksamtsaſſeſſor Karl Diehl bei
der kgl. Polizeidirektion München beſtellt.
Den Bericht über die Beerdigung des Dr. Aub findet
der Leſer im Dritten Blatt. — Die Red.
Feuilleton.
➳ Karlsruhe, 16. März.
Der geſtrige Abend war
hier in Karlsruhe der Münchener Kunſt gewidmet. Im Hof-
theater gab man zur Feier von Heyſe’s 70. Geburtstag
„Graf Königsmark“, womit tags zuvor ſchon in Baden
großer Erfolg erzielt worden war, und in der Feſthalle kon-
zertirte das Kaim-Orcheſter unter der Direktion von Felix
Weingartner. Die ausgezeichnete Künſtlerſchaar wurde mit
einem Beifallsjubel belohnt, wie er hier im Konzertſaale lange
nicht mehr vorgekommen iſt, und das mit vollem Recht, denn
die Darbietungen ſtanden auf einer Höhe, die für Pfeile der
Kritik nicht mehr erreichbar iſt. Der Enthuſiasmus, mit dem
man Weingartners Leiſtungen als Dirigent überall begrüßt,
iſt doch ein ſchönes Zeichen der Zeit, denn er beweist, daß
muſikaliſche Einfachheit und Natürlichkeit, ſowie feinſte Aus-
arbeitung der Details doch mehr die Herzen erobert, als
Mätzchen und ſenſationeller Radau, die einige Zeit auf der
Tagesordnung ſtanden. Das Programm umfaßte zwei Wagner-
ſche Kompoſitionen: die Tannhäuſer-Ouvertüre und das Sieg-
fried-Idyll, die ſymphoniſche Dichtung „Taſſo“ von Liſzt und
Beethovens Eroica-Symphonie. Allgemein bewundert wurde
auch die Tonſchönheit des Orcheſters, welches ſich immer mehr
vervollkommnet hat und jetzt zu den beſten deutſchen Organi-
ſationen gerechnet werden muß. — Eine junge Karlsruherin,
Frl. Eliſabeth Wagner, machte ihren erſten Bühnenverſuch
als Roſine in Roſſini’s „Barbier von Sevilla“ mit entſchiede-
nem Glück. Vor allem verrieth ihr Geſang eine vorzügliche
Schule und vollendeten muſikaliſchen Geſchmack; rhythmiſche
Unſicherheiten und zweifelhafte Intonationen kann man auf
Rechnung einer begreiflichen Befangenheit ſetzen. Von letzterer
war aber im Spiel nichts zu merken, hier konnte man kaum
an eine Anfängerin glauben. Da Frl. Wagner neben ihren
vortrefflichen Stimmmitteln auch über eine ſehr hübſche Er-
ſcheinung verfügt, war der Beifall allgemein und führte zu
einem ſofortigen Engagement. — Für nächſte Woche iſt das
Mottl-Bierbaum’ſche Tanzſpiel „Pan im Buſch“, dem die
neueinſtudirte Schubert’ſche Oper „Der häusliche Krieg“ voran-
gehen ſoll, auf den Spielplan geſetzt. Hoffentlich verdirbt
nicht wieder die Influenza den ſchönen Plan.
bm. Wien, 16. März.
Paul Heyſe’s 70. Geburtstag
ſollte auch im Burgtheater nicht völlig unbeachtet bleiben;
man gab geſtern Abend „zum erſtenmal“ das Trauerſpiel in
einem Akt „Ehrenſchulden“, den dramatiſirten Muſterfall
einer Novelle, den wir vor mehreren Jahren im Raimund-
Theater geſehen und hernach in dieſen Blättern zu würdigen
verſucht haben. Danach — in drei Akte zuſammengezogen —
„Hans Lange“, den Fürſten- und Bauernſpiegel Heyſe’s,
ein Schauſpiel, das man ohne den weichlichen, gar zu ver-
ſöhnlichen Schlußakt als dauernde Bereicherung der deutſchen
Bühne gelten laſſen müßte, zumal, wenn ſich für den Bauern
von Lanzke, dieſe Vorahnung Reuter’ſcher Geſtalten, ein
Kernmenſch, ein Baumeiſter findet. Sein Hans Lange ſteht
in einer Reihe mit ſeinem Richter von Zalamea und dem
Helden in Lope’s „König und Bauer“. So viele, vielverdiente
Huldigungen Paul Heyſe geſtern in Gardone zutheil wurden,
reinere Freude konnte ihm dort ſchwerlich blühen, als wenn
er Augenzeuge der Leiſtung Baumeiſters geweſen wäre: ſie
war dem Urbild, dem Geiſt, Gemüth und Humor Heyſe’s
ebenbürtig, eine lebendige Erfüllung von Goethe’s und gewiß
auch Heyſe’s ſtiliſtiſchem Kanon: „Natur und Kunſt, ſie ſcheinen
ſich zu fliehen und haben ſich, eh’ man es denkt, gefunden.“
Es wäre für den Wiener Verehrer von Heyſe’s Art und
Kunſt eine beſondere Genugthuung, wenn er ſich entſchließen
wollte, dieſe ſchauſpieleriſche Meiſterſchöpfung anzuſehen, deren
Urheber in erſter und letzter Linie doch nur der Dichter iſt.
Und wie weit gezogen dieſer Kreis der Parteigänger ſeiner
künſtleriſchen Perſönlichkeit und ſeines mannhaften Weſens in
Wien und Deutſchöſterreich iſt, das zeigte ſich ſinnfällig in
dieſer Woche. Alle Dichter und Dichterinnen meiner Heimath,
von der Ebner bis zur Marriot, Saar, Roſegger, Pichler
von den Aelteren, David und Schnitzler von den Jüngeren,
ſetzten mit Stolz und Freude ihre Unterſchrift unter die
Adreſſe, die Marſchalls Heyſe-Relief, die Widmung der dank-
baren Deutſchöſterreicher, begleitete; Politiker aus ſo ver-
ſchiedenen Lagern, wie Joſeph Unger, Unterrichtsminiſter
Hartel und der wackere Wortführer der Arbeiter, Pernerſtorfer,
einigten ſich im Zeichen Heyſe’s. Sie Alle fühlten, welche
Wohlthat das große Beiſpiel eines innerlich freien Künſtlers
für ſeine ganze Zeit, für ſein ganzes Volk iſt und bleibt.
Und ſie Alle wollten Zeugniß dafür legen, daß Paul
Heyſe in Gegenwart und Zukunft unvergeſſen bleibt, wie
neidlos und thatkräftig er jederzeit für unſre echten deutſch-
öſterreichiſchen Meiſter ſich eingeſetzt hat. Wer einmal Heyſe’s
kritiſchen Studien im einzelnen nachgehen wird, der wird auf
dieſen neidenswerthen Gängen freilich bald erkennen, wie
ſicher dieſer große Kenner allezeit die großen Begabungen
aller deutſchen Stämme herausgefunden, wie tapfer Heyſe für
den Thüringer Otto Ludwig, für den Schweizer Gottfried Keller,
den Schleswig-Holſteiner Storm, den Märker Fontane ꝛc. ein-
getreten iſt in Tagen, in denen ſie vor manchen Zünftigen
und gar vor der großen Menge noch „unerkannt und ſehr
gering“ waren. Dieſe Ganzen haben ihm denn auch ganzen
Dank entgegengebracht, ganz ſo, wie unſre Deutſchöſterreicher
Grillparzer und die Ebner, Anzengruber und Roſegger. ...
Ob das auch — ſeit Laube’s Abgang — die Leitung des
Wiener Burgtheaters immer gethan, iſt ein anderes Kapitel.
An dem geſtrigen Tage hätte ſich insbeſondere unſre erſte
Wiener Bühne ausgiebiger melden können, als durch die
Auffriſchung von zwei hier längſt bekannten und geſpielten
Stücken.
G. Briefmarken-Tapeten.
In einem Krankenhauſe
in Gent wurden unlängſt das Sprechzimmer, die beiden
Refektorien, die 18 Krankenzimmer und alle Gänge mit aus-
ländiſchen Briefmarken in der Weiſe dekorirt, daß ſie Paläſte,
Wälder, Flüſſe, Blumen, Inſekten und Vögel, ja ſelbſt Perſonen
in Lebensgröße darſtellen. Dieſer eigenartige Wandſchmuck
beanſpruchte, nach der „Italie“, ungefähr 20 Millionen Brief-
marken. Die Kranken dieſes freundlichen Hoſpitals plagt ge-
wiß nie Langeweile, die Philateliſten unter ihnen aber werden
ſicherlich die heftigſten Schmerzen beim Anblick und Studium
der zahlloſen verſchiedenen Poſtwerthzeichen vergeſſen.
G. Wie Joubert, ſo ſoll auch Cronje, der unglückliche
Burengeneral, franzöſiſcher Abſtammung ſein. Seine
Ahnen waren Calviniſten und wanderten nach der Wider-
rufung des Edikts von Nantes nach dem Kap aus. Die
franzöſiſche Schreibung des Namens iſt Crosnier, und die
Familie Crosnier ſtammt aus dem Orleans’ſchen. Der
Dekateur Michel Crosnier ward mit vielen Glaubens-
genoſſen ein Opfer der ſchrecklichen Bartholomäusnacht, und
im Jahre 1686 wurde eine Suſanne Crosnier, weil ſie ſich
auf dem Sterbebette weigerte, in den Schoß der katholiſchen
Kirche zurückzukehren, als Ketzerin zu Tode geſchleiſt und ihre
Leiche auf den Schindanger geworfen. Auch die Stadt Meaux
nimmt, nach einer Mittheilung der „Indépendance Roumaine“,
für ſich die Ehre in Anſpruch, die Wiege der Familie Cronje
zu ſein, jedoch mit der Schreibung der Crognet oder Crogné.
Die Archive beſagen, daß im Jahre 1546 bei der Hinrichtung
(Verbrennung) der Hugenotten auf dem Marktplatze in Meaux
Adrien Crogné zugegen war, den Strik um den Hals, und
nachdem er dreimal auf den öffentlichen Plätzen der Stadt
gepeitſcht worden war, aus dem Königreiche verbannt wurde
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