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Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914.

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Allgemeine Zeitung 26. September 1914.
[Spaltenumbruch] bardements gemacht hätten. Reims ist eine Festung, die von
den Franzosen noch in den letzten Tagen mit allen zur Verfügung
stehenden Mitteln ausgebaut worden ist und zur Verteidigung ihrer
günstigen Stellung benutzt wird. Bei dem Angriff auf diese Stel-
lung wurde das Bombardement von Reims leider zu einer Notwen-
digkeit. Befehle waren erteilt, die berühmte Kathedrale hier-
bei zu schonen.
Wenn es trotzdem wahr sein sollte, daß bei
dem durch den Angriff hervorgerufenen Brand von Reims auch die
Kathedrale gelitten hat, was wir zurzeit nicht festzustellen vermögen,
so würde das niemand mehr bedauern wie wir. Schuld tragen
allein die Franzosen, die Reims zur Festung und zu einem Stütz-
punkt ihrer Verteidigungsstellung gemacht haben. Wir müssen
energisch Protest gegen die Verleumdung erheben, daß deutsche
Truppen aus Zerstörungswut und ohne dringendste Notwendigkeit
Denkmäler der Geschichte und Architektur zerstören.



Unterm 23. ds. abends wird aus dem Großen Hauptquartier
nachstehendes gemeldet:

Auf dem rechten Flügel des deutschen Westheeres jenseits der
Oise steht der Kampf. Umfassungsversuche der Franzosen
haben keinerlei Erfolg gehabt. Ostwärts bis an den Argonnenwald
fanden heute keine größeren Kämpfe statt. Oestlich der Argonnen
ist Varennes im Laufe des Tages genommen. Der An-
griff schreitet weiter fort. Die gegen die Sperrforts südlich Verduns
angreifenden Armeeteile haben heftige aus Verdun über die Maas
und aus Toul erfolgte Gegenangriffe siegreich abgeschlagen, Ge-
fangene, Maschinengewehre und Geschütze erbeutet. Das Feuer
der schweren Artillerie gegen die Sperrforts Troyon, Le Paroche,
Camp de Romaine und Lionville ist mit sichtbarem Erfolg eröffnet
worden. In Französisch-Lothringen und an der elsässischen Grenze
wurden die französischen Vortruppen an einzelnen Stellen zurück-
gedrängt. Eine wirkliche Entscheidung ist noch nirgends gefallen.



Ein deutscher Verwundetentransport über-
fallen.

Das Wolffsche Telegraphenbureau meldet unter dem 23. ds.
Mts. amtlich eine Scheußlichkeit unserer Feinde, die hoffentlich
von unserer Heeresleitung im Lügenkriege, den unsere Feinde
gegen uns führen, mit Nachdruck verwendet werden wird. Es heißt
dort:

Der obersten Heeresleitung liegt folgende Meldung eines In-
fanterie-Regiments vor: Bethencourt, 10. September. Am 8. Sep-
tember wurden zwei Automobile mit Verwundeten, die die Genfer
Flagge führten, im Forst Domaniale von einer französischen Rad-
fahrerabteilung unter der Führung eines Offiziers überfallen.
Verwundete und Führer wurden ermordet und beraubt. Nur
zwei Mann entkamen verwundet. Sie machten diese Angaben dem
Stabsarzt ihres Bataillons, der sie der Sanitätskompagnie in Con-
dreville am 9. September übergab.


Der Feind im Osten.

Im Osten ist am 17. September die 4. finnische Schützenbrigade
bei Augustow geschlagen worden. Beim Vorgehen gegen Ossowiez
wurden Grajewo und Szcuezin nach kurzem Kampf ge-
nommen.



Vom galizischen Kriegsschauplatz wird amtlich verlautbart unter
dem 19. September mittags: Die Neugruppierung unseres Heeres
auf dem nördlichen Kriegsschauplatz ist im Zuge. Ein isolierter
Vorstoß einer russischen Infanterie-Division am 17. September
wurde blutig abgewiesen. Der ostseitige kleine feldmäßige Brücken-
kopf Siejawa, unserseits nur von sehr schwachen Abteilungen helden-
mütig vereidigt, zwang die Russen zur Entfaltung zweier Korps
und schwerer Artillerie. Als die Befestigungen ihre Aufgabe er-
füllt hatten, wurden sie freiwillig geräumt.



Die Südslawische Korrespondenz meldet aus Esseg: Ueber
das Ergebnis der einwöchigen Kämpfe mit den in Slavonien ein-
gebrochenen serbischen Truppen berichtet das offiziöse Blatt Drau
zusammenfassend: Der gänzliche Mißerfolg des ser-
bischen Einbruches
liegt jetzt klar zutage. Das Schlachtfeld
ist mit Leichen serbischer Soldaten bedeckt. Es muß auf uns alle
[Spaltenumbruch] den Eindruck machen, daß wir die Serben in Ruhe nach Slavonien
kommen ließen, um sie hier vollständig zu vernichten. Die Serben
drangen in einer Stärke von mindestens 30,000 Mann in Slavonien
ein und verschanzten sich in Wäldern, Kanälen und Gräben. Unsere
Truppen rückten von zwei Seiten heran und bereiteten den Ser-
ben bei Jakovo und Alt-Pazua eine fürchterliche Niederlage. Artil-
lerie und Maschinengewehre haben in den Reihen der Serben
furchtbare Ernte gehalten. Bisher wurden 7000 Gefangene ein-
gebracht, Tausende von Serben, verwundeten und toten, liegen noch
umher, während viele Serben in der Save den Tod fanden. Syr-
mien ist von serbischen Soldaten vollständig gesäubert. Es heißt,
daß Generalissimus Putnik die serbischen Truppen geführt hat. Die
Bevölkerung in Syrmien und Slavonien hat sich vollständig
beruhigt.



Eine deutsche Proklamation an die Polen.

Die Blätter veröffentlichen unwidersprochen nachstehende Pro-
klamation an die Einwohner des Gouvernements
Lomza und Warschau:

Die russische Narew-Armee ist vernichtet. Ueber
100 000 Mann mit den kommandierenden Generalen des 13. und
15. Armeekorps sind gefangen, 300 Geschütze genommen worden.
Die russische Wilna-Armee unter General Rennenkampf
ist im Rückzug in östlicher Richtung, die österreichischen Armeen
sind im siegreichen Vorrücken von Galizien her, die Franzosen
und Engländer sind in Frankreich vernichtend geschlagen
worden, Belgien ist unter deutscher Verwaltung getreten.
Ich komme mit meinem Korps als Vorhut weiterer deutscher
Armeen und als Freund zu euch! Erhebt euch und vertreibt
mit mir die russischen Barbaren, die euch knechteten, aus eurem
schönen Lande, das seine politische und religiöse Freiheit wieder
erhalten soll. Das ist der Wille meines mächtigen und gnädigen
Kaisers.
Meine Truppen sind angewiesen, euch als Freunde zu behan-
deln. Wir bezahlen, was ihr uns liefert. Von euch und eurer be-
kannt ritterlichen Gesinnung erwarte ich, daß ihr uns als Verbün-
dete gastfreundlich aufnehmt.
Generalleutnant v. Morgen.
Gegeben im Königreich Polen, im September 1914.


England.

In London hat man Angst, ganz besonders vor den deut-
schen Luftschiffen.
Aus Kopenhagen wird der Zeitung
"Politiken" aus London gemeldet:

Die Spionenfurcht ist in letzter Zeit gewachsen, zahl-
reiche Deutsche sind verhaftet worden. Einzelne sollen unter dem
Kriegsrecht hingerichtet worden sein. "Morning Post" warnt die
in England wohnenden Deutschen, Anlaß zu Mißtrauen zu geben,
weil darunter auch die unschuldigen Deutschen zu leiden hätten.

Ein Angriff aus der Luft wird hier befürchtet, und des-
halb eifrig Wache gehalten, um nicht von deutschen Luftschiffen und
Flugfahrzeugen überrascht zu werden. Auf dem Themsekai, in der
Nähe des Parlaments und am Obelisk der Kleopatra sind zahl-
reiche große Scheinwerfer aufgestellt, die nachts den Himmel ab-
suchen. Auf den in der Nähe gelegenen Hotels Cecil, Savoy und
dem Morse-Hotel sind Maschinengewehre und Haubitzen aufgestellt,
um Angriffe aus der Luft abzuwehren.



In die Pause, die in den Kämpfen in West und Ost einge-
treten ist, fällt zum guten Schlusse eine Freudenbotschaft von unserer
tapferen Flotte. Ein einziges deutsches Unterseebot hat drei eng-
lische Panzerkreuzer
in den Grund gebohrt. Die Nach-
richt kam zuerst von englischer Seite, war also gewiß unverdächtig.
Dort hieß es aber, mehrere deutsche Unterseeboote hätten die Tat
vollbracht. Nun stellt sich nach der späteren deutschen Meldung
heraus, daß es nur ein einziges gewesen ist. Die Meldung lautet:

WTB. Berlin, 23. Sept. (Amtlich.) Das deutsche Unter-
seeboot
U 9 hat am Morgen des 22. September etwa 20 See-
meilen nördlich von Hoek van Holland die drei englischen Kreuzer
"Aboukir", "Hogue" und "Cressy" zum Sinken gebracht.
Der stellvertretende Chef des Admiralstabs:
Behnke.

Allgemeine Zeitung 26. September 1914.
[Spaltenumbruch] bardements gemacht hätten. Reims iſt eine Feſtung, die von
den Franzoſen noch in den letzten Tagen mit allen zur Verfügung
ſtehenden Mitteln ausgebaut worden iſt und zur Verteidigung ihrer
günſtigen Stellung benutzt wird. Bei dem Angriff auf dieſe Stel-
lung wurde das Bombardement von Reims leider zu einer Notwen-
digkeit. Befehle waren erteilt, die berühmte Kathedrale hier-
bei zu ſchonen.
Wenn es trotzdem wahr ſein ſollte, daß bei
dem durch den Angriff hervorgerufenen Brand von Reims auch die
Kathedrale gelitten hat, was wir zurzeit nicht feſtzuſtellen vermögen,
ſo würde das niemand mehr bedauern wie wir. Schuld tragen
allein die Franzoſen, die Reims zur Feſtung und zu einem Stütz-
punkt ihrer Verteidigungsſtellung gemacht haben. Wir müſſen
energiſch Proteſt gegen die Verleumdung erheben, daß deutſche
Truppen aus Zerſtörungswut und ohne dringendſte Notwendigkeit
Denkmäler der Geſchichte und Architektur zerſtören.



Unterm 23. ds. abends wird aus dem Großen Hauptquartier
nachſtehendes gemeldet:

Auf dem rechten Flügel des deutſchen Weſtheeres jenſeits der
Oiſe ſteht der Kampf. Umfaſſungsverſuche der Franzoſen
haben keinerlei Erfolg gehabt. Oſtwärts bis an den Argonnenwald
fanden heute keine größeren Kämpfe ſtatt. Oeſtlich der Argonnen
iſt Varennes im Laufe des Tages genommen. Der An-
griff ſchreitet weiter fort. Die gegen die Sperrforts ſüdlich Verduns
angreifenden Armeeteile haben heftige aus Verdun über die Maas
und aus Toul erfolgte Gegenangriffe ſiegreich abgeſchlagen, Ge-
fangene, Maſchinengewehre und Geſchütze erbeutet. Das Feuer
der ſchweren Artillerie gegen die Sperrforts Troyon, Le Paroche,
Camp de Romaine und Lionville iſt mit ſichtbarem Erfolg eröffnet
worden. In Franzöſiſch-Lothringen und an der elſäſſiſchen Grenze
wurden die franzöſiſchen Vortruppen an einzelnen Stellen zurück-
gedrängt. Eine wirkliche Entſcheidung iſt noch nirgends gefallen.



Ein deutſcher Verwundetentransport über-
fallen.

Das Wolffſche Telegraphenbureau meldet unter dem 23. ds.
Mts. amtlich eine Scheußlichkeit unſerer Feinde, die hoffentlich
von unſerer Heeresleitung im Lügenkriege, den unſere Feinde
gegen uns führen, mit Nachdruck verwendet werden wird. Es heißt
dort:

Der oberſten Heeresleitung liegt folgende Meldung eines In-
fanterie-Regiments vor: Bethencourt, 10. September. Am 8. Sep-
tember wurden zwei Automobile mit Verwundeten, die die Genfer
Flagge führten, im Forſt Domaniale von einer franzöſiſchen Rad-
fahrerabteilung unter der Führung eines Offiziers überfallen.
Verwundete und Führer wurden ermordet und beraubt. Nur
zwei Mann entkamen verwundet. Sie machten dieſe Angaben dem
Stabsarzt ihres Bataillons, der ſie der Sanitätskompagnie in Con-
dreville am 9. September übergab.


Der Feind im Oſten.

Im Oſten iſt am 17. September die 4. finniſche Schützenbrigade
bei Auguſtow geſchlagen worden. Beim Vorgehen gegen Oſſowiez
wurden Grajewo und Szcuezin nach kurzem Kampf ge-
nommen.



Vom galiziſchen Kriegsſchauplatz wird amtlich verlautbart unter
dem 19. September mittags: Die Neugruppierung unſeres Heeres
auf dem nördlichen Kriegsſchauplatz iſt im Zuge. Ein iſolierter
Vorſtoß einer ruſſiſchen Infanterie-Diviſion am 17. September
wurde blutig abgewieſen. Der oſtſeitige kleine feldmäßige Brücken-
kopf Siejawa, unſerſeits nur von ſehr ſchwachen Abteilungen helden-
mütig vereidigt, zwang die Ruſſen zur Entfaltung zweier Korps
und ſchwerer Artillerie. Als die Befeſtigungen ihre Aufgabe er-
füllt hatten, wurden ſie freiwillig geräumt.



Die Südſlawiſche Korreſpondenz meldet aus Eſſeg: Ueber
das Ergebnis der einwöchigen Kämpfe mit den in Slavonien ein-
gebrochenen ſerbiſchen Truppen berichtet das offiziöſe Blatt Drau
zuſammenfaſſend: Der gänzliche Mißerfolg des ſer-
biſchen Einbruches
liegt jetzt klar zutage. Das Schlachtfeld
iſt mit Leichen ſerbiſcher Soldaten bedeckt. Es muß auf uns alle
[Spaltenumbruch] den Eindruck machen, daß wir die Serben in Ruhe nach Slavonien
kommen ließen, um ſie hier vollſtändig zu vernichten. Die Serben
drangen in einer Stärke von mindeſtens 30,000 Mann in Slavonien
ein und verſchanzten ſich in Wäldern, Kanälen und Gräben. Unſere
Truppen rückten von zwei Seiten heran und bereiteten den Ser-
ben bei Jakovo und Alt-Pazua eine fürchterliche Niederlage. Artil-
lerie und Maſchinengewehre haben in den Reihen der Serben
furchtbare Ernte gehalten. Bisher wurden 7000 Gefangene ein-
gebracht, Tauſende von Serben, verwundeten und toten, liegen noch
umher, während viele Serben in der Save den Tod fanden. Syr-
mien iſt von ſerbiſchen Soldaten vollſtändig geſäubert. Es heißt,
daß Generaliſſimus Putnik die ſerbiſchen Truppen geführt hat. Die
Bevölkerung in Syrmien und Slavonien hat ſich vollſtändig
beruhigt.



Eine deutſche Proklamation an die Polen.

Die Blätter veröffentlichen unwiderſprochen nachſtehende Pro-
klamation an die Einwohner des Gouvernements
Lomza und Warſchau:

Die ruſſiſche Narew-Armee iſt vernichtet. Ueber
100 000 Mann mit den kommandierenden Generalen des 13. und
15. Armeekorps ſind gefangen, 300 Geſchütze genommen worden.
Die ruſſiſche Wilna-Armee unter General Rennenkampf
iſt im Rückzug in öſtlicher Richtung, die öſterreichiſchen Armeen
ſind im ſiegreichen Vorrücken von Galizien her, die Franzoſen
und Engländer ſind in Frankreich vernichtend geſchlagen
worden, Belgien iſt unter deutſcher Verwaltung getreten.
Ich komme mit meinem Korps als Vorhut weiterer deutſcher
Armeen und als Freund zu euch! Erhebt euch und vertreibt
mit mir die ruſſiſchen Barbaren, die euch knechteten, aus eurem
ſchönen Lande, das ſeine politiſche und religiöſe Freiheit wieder
erhalten ſoll. Das iſt der Wille meines mächtigen und gnädigen
Kaiſers.
Meine Truppen ſind angewieſen, euch als Freunde zu behan-
deln. Wir bezahlen, was ihr uns liefert. Von euch und eurer be-
kannt ritterlichen Geſinnung erwarte ich, daß ihr uns als Verbün-
dete gaſtfreundlich aufnehmt.
Generalleutnant v. Morgen.
Gegeben im Königreich Polen, im September 1914.


England.

In London hat man Angſt, ganz beſonders vor den deut-
ſchen Luftſchiffen.
Aus Kopenhagen wird der Zeitung
„Politiken“ aus London gemeldet:

Die Spionenfurcht iſt in letzter Zeit gewachſen, zahl-
reiche Deutſche ſind verhaftet worden. Einzelne ſollen unter dem
Kriegsrecht hingerichtet worden ſein. „Morning Poſt“ warnt die
in England wohnenden Deutſchen, Anlaß zu Mißtrauen zu geben,
weil darunter auch die unſchuldigen Deutſchen zu leiden hätten.

Ein Angriff aus der Luft wird hier befürchtet, und des-
halb eifrig Wache gehalten, um nicht von deutſchen Luftſchiffen und
Flugfahrzeugen überraſcht zu werden. Auf dem Themſekai, in der
Nähe des Parlaments und am Obelisk der Kleopatra ſind zahl-
reiche große Scheinwerfer aufgeſtellt, die nachts den Himmel ab-
ſuchen. Auf den in der Nähe gelegenen Hotels Cecil, Savoy und
dem Morſe-Hotel ſind Maſchinengewehre und Haubitzen aufgeſtellt,
um Angriffe aus der Luft abzuwehren.



In die Pauſe, die in den Kämpfen in Weſt und Oſt einge-
treten iſt, fällt zum guten Schluſſe eine Freudenbotſchaft von unſerer
tapferen Flotte. Ein einziges deutſches Unterſeebot hat drei eng-
liſche Panzerkreuzer
in den Grund gebohrt. Die Nach-
richt kam zuerſt von engliſcher Seite, war alſo gewiß unverdächtig.
Dort hieß es aber, mehrere deutſche Unterſeeboote hätten die Tat
vollbracht. Nun ſtellt ſich nach der ſpäteren deutſchen Meldung
heraus, daß es nur ein einziges geweſen iſt. Die Meldung lautet:

WTB. Berlin, 23. Sept. (Amtlich.) Das deutſche Unter-
ſeeboot
U 9 hat am Morgen des 22. September etwa 20 See-
meilen nördlich von Hoek van Holland die drei engliſchen Kreuzer
„Aboukir“, „Hogue“ und „Creſſy“ zum Sinken gebracht.
Der ſtellvertretende Chef des Admiralſtabs:
Behnke.

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[576/0002] Allgemeine Zeitung 26. September 1914. bardements gemacht hätten. Reims iſt eine Feſtung, die von den Franzoſen noch in den letzten Tagen mit allen zur Verfügung ſtehenden Mitteln ausgebaut worden iſt und zur Verteidigung ihrer günſtigen Stellung benutzt wird. Bei dem Angriff auf dieſe Stel- lung wurde das Bombardement von Reims leider zu einer Notwen- digkeit. Befehle waren erteilt, die berühmte Kathedrale hier- bei zu ſchonen. Wenn es trotzdem wahr ſein ſollte, daß bei dem durch den Angriff hervorgerufenen Brand von Reims auch die Kathedrale gelitten hat, was wir zurzeit nicht feſtzuſtellen vermögen, ſo würde das niemand mehr bedauern wie wir. Schuld tragen allein die Franzoſen, die Reims zur Feſtung und zu einem Stütz- punkt ihrer Verteidigungsſtellung gemacht haben. Wir müſſen energiſch Proteſt gegen die Verleumdung erheben, daß deutſche Truppen aus Zerſtörungswut und ohne dringendſte Notwendigkeit Denkmäler der Geſchichte und Architektur zerſtören. Unterm 23. ds. abends wird aus dem Großen Hauptquartier nachſtehendes gemeldet: Auf dem rechten Flügel des deutſchen Weſtheeres jenſeits der Oiſe ſteht der Kampf. Umfaſſungsverſuche der Franzoſen haben keinerlei Erfolg gehabt. Oſtwärts bis an den Argonnenwald fanden heute keine größeren Kämpfe ſtatt. Oeſtlich der Argonnen iſt Varennes im Laufe des Tages genommen. Der An- griff ſchreitet weiter fort. Die gegen die Sperrforts ſüdlich Verduns angreifenden Armeeteile haben heftige aus Verdun über die Maas und aus Toul erfolgte Gegenangriffe ſiegreich abgeſchlagen, Ge- fangene, Maſchinengewehre und Geſchütze erbeutet. Das Feuer der ſchweren Artillerie gegen die Sperrforts Troyon, Le Paroche, Camp de Romaine und Lionville iſt mit ſichtbarem Erfolg eröffnet worden. In Franzöſiſch-Lothringen und an der elſäſſiſchen Grenze wurden die franzöſiſchen Vortruppen an einzelnen Stellen zurück- gedrängt. Eine wirkliche Entſcheidung iſt noch nirgends gefallen. Ein deutſcher Verwundetentransport über- fallen. Das Wolffſche Telegraphenbureau meldet unter dem 23. ds. Mts. amtlich eine Scheußlichkeit unſerer Feinde, die hoffentlich von unſerer Heeresleitung im Lügenkriege, den unſere Feinde gegen uns führen, mit Nachdruck verwendet werden wird. Es heißt dort: Der oberſten Heeresleitung liegt folgende Meldung eines In- fanterie-Regiments vor: Bethencourt, 10. September. Am 8. Sep- tember wurden zwei Automobile mit Verwundeten, die die Genfer Flagge führten, im Forſt Domaniale von einer franzöſiſchen Rad- fahrerabteilung unter der Führung eines Offiziers überfallen. Verwundete und Führer wurden ermordet und beraubt. Nur zwei Mann entkamen verwundet. Sie machten dieſe Angaben dem Stabsarzt ihres Bataillons, der ſie der Sanitätskompagnie in Con- dreville am 9. September übergab. Der Feind im Oſten. Im Oſten iſt am 17. September die 4. finniſche Schützenbrigade bei Auguſtow geſchlagen worden. Beim Vorgehen gegen Oſſowiez wurden Grajewo und Szcuezin nach kurzem Kampf ge- nommen. Vom galiziſchen Kriegsſchauplatz wird amtlich verlautbart unter dem 19. September mittags: Die Neugruppierung unſeres Heeres auf dem nördlichen Kriegsſchauplatz iſt im Zuge. Ein iſolierter Vorſtoß einer ruſſiſchen Infanterie-Diviſion am 17. September wurde blutig abgewieſen. Der oſtſeitige kleine feldmäßige Brücken- kopf Siejawa, unſerſeits nur von ſehr ſchwachen Abteilungen helden- mütig vereidigt, zwang die Ruſſen zur Entfaltung zweier Korps und ſchwerer Artillerie. Als die Befeſtigungen ihre Aufgabe er- füllt hatten, wurden ſie freiwillig geräumt. Die Südſlawiſche Korreſpondenz meldet aus Eſſeg: Ueber das Ergebnis der einwöchigen Kämpfe mit den in Slavonien ein- gebrochenen ſerbiſchen Truppen berichtet das offiziöſe Blatt Drau zuſammenfaſſend: Der gänzliche Mißerfolg des ſer- biſchen Einbruches liegt jetzt klar zutage. Das Schlachtfeld iſt mit Leichen ſerbiſcher Soldaten bedeckt. Es muß auf uns alle den Eindruck machen, daß wir die Serben in Ruhe nach Slavonien kommen ließen, um ſie hier vollſtändig zu vernichten. Die Serben drangen in einer Stärke von mindeſtens 30,000 Mann in Slavonien ein und verſchanzten ſich in Wäldern, Kanälen und Gräben. Unſere Truppen rückten von zwei Seiten heran und bereiteten den Ser- ben bei Jakovo und Alt-Pazua eine fürchterliche Niederlage. Artil- lerie und Maſchinengewehre haben in den Reihen der Serben furchtbare Ernte gehalten. Bisher wurden 7000 Gefangene ein- gebracht, Tauſende von Serben, verwundeten und toten, liegen noch umher, während viele Serben in der Save den Tod fanden. Syr- mien iſt von ſerbiſchen Soldaten vollſtändig geſäubert. Es heißt, daß Generaliſſimus Putnik die ſerbiſchen Truppen geführt hat. Die Bevölkerung in Syrmien und Slavonien hat ſich vollſtändig beruhigt. Eine deutſche Proklamation an die Polen. Die Blätter veröffentlichen unwiderſprochen nachſtehende Pro- klamation an die Einwohner des Gouvernements Lomza und Warſchau: Die ruſſiſche Narew-Armee iſt vernichtet. Ueber 100 000 Mann mit den kommandierenden Generalen des 13. und 15. Armeekorps ſind gefangen, 300 Geſchütze genommen worden. Die ruſſiſche Wilna-Armee unter General Rennenkampf iſt im Rückzug in öſtlicher Richtung, die öſterreichiſchen Armeen ſind im ſiegreichen Vorrücken von Galizien her, die Franzoſen und Engländer ſind in Frankreich vernichtend geſchlagen worden, Belgien iſt unter deutſcher Verwaltung getreten. Ich komme mit meinem Korps als Vorhut weiterer deutſcher Armeen und als Freund zu euch! Erhebt euch und vertreibt mit mir die ruſſiſchen Barbaren, die euch knechteten, aus eurem ſchönen Lande, das ſeine politiſche und religiöſe Freiheit wieder erhalten ſoll. Das iſt der Wille meines mächtigen und gnädigen Kaiſers. Meine Truppen ſind angewieſen, euch als Freunde zu behan- deln. Wir bezahlen, was ihr uns liefert. Von euch und eurer be- kannt ritterlichen Geſinnung erwarte ich, daß ihr uns als Verbün- dete gaſtfreundlich aufnehmt. Generalleutnant v. Morgen. Gegeben im Königreich Polen, im September 1914. England. In London hat man Angſt, ganz beſonders vor den deut- ſchen Luftſchiffen. Aus Kopenhagen wird der Zeitung „Politiken“ aus London gemeldet: Die Spionenfurcht iſt in letzter Zeit gewachſen, zahl- reiche Deutſche ſind verhaftet worden. Einzelne ſollen unter dem Kriegsrecht hingerichtet worden ſein. „Morning Poſt“ warnt die in England wohnenden Deutſchen, Anlaß zu Mißtrauen zu geben, weil darunter auch die unſchuldigen Deutſchen zu leiden hätten. Ein Angriff aus der Luft wird hier befürchtet, und des- halb eifrig Wache gehalten, um nicht von deutſchen Luftſchiffen und Flugfahrzeugen überraſcht zu werden. Auf dem Themſekai, in der Nähe des Parlaments und am Obelisk der Kleopatra ſind zahl- reiche große Scheinwerfer aufgeſtellt, die nachts den Himmel ab- ſuchen. Auf den in der Nähe gelegenen Hotels Cecil, Savoy und dem Morſe-Hotel ſind Maſchinengewehre und Haubitzen aufgeſtellt, um Angriffe aus der Luft abzuwehren. In die Pauſe, die in den Kämpfen in Weſt und Oſt einge- treten iſt, fällt zum guten Schluſſe eine Freudenbotſchaft von unſerer tapferen Flotte. Ein einziges deutſches Unterſeebot hat drei eng- liſche Panzerkreuzer in den Grund gebohrt. Die Nach- richt kam zuerſt von engliſcher Seite, war alſo gewiß unverdächtig. Dort hieß es aber, mehrere deutſche Unterſeeboote hätten die Tat vollbracht. Nun ſtellt ſich nach der ſpäteren deutſchen Meldung heraus, daß es nur ein einziges geweſen iſt. Die Meldung lautet: WTB. Berlin, 23. Sept. (Amtlich.) Das deutſche Unter- ſeeboot U 9 hat am Morgen des 22. September etwa 20 See- meilen nördlich von Hoek van Holland die drei engliſchen Kreuzer „Aboukir“, „Hogue“ und „Creſſy“ zum Sinken gebracht. Der ſtellvertretende Chef des Admiralſtabs: Behnke.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 39, 26. September 1914, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine39_1914/2>, abgerufen am 21.11.2024.