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Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 19. September 1914.

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19. September 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] Freundwilligkeit wandelt sich in tödlichen Haß, aus der Saat der
Versöhnung erwächst erbitterte Feindschaft, die sich wie ein Leichen-
tuch über ganz Europa legt und deren Schatten das Zusammenleben
der abendländischen Kulturvölker auf viele Jahrzehnte hinaus ver-
düstern wird.
Feuilleton
Feldgrau.
Feinde von Osten, von Westen her.
Feinde auf nahen, auf fernem Meer.
Sei gepriesen der Feinde Macht!
Feinde haben ein Wunder vollbracht.
Wenn sich wirbelnd die Farben drehn,
Ist nur ein lichtes Grau zu sehn.
Schau! Was im Reich sonst Blau, Schwarz, Rot,
Eine Farbe jetzt in der Not.
Feinde, erkennt ihr sie? Seht genau!
Alles im Felde jetzt, alles grau.
Feldgrau stürmen Blau, Schwarz und Rot,
Hurra! zum Siege, verachtend den Tod.


Wißt ihr, was eine Patrone wert?
Liegen im Feld Musketiere, drei.
Jagen Kosaken daher mit Geschrei,
Säbelschwingend der Führer voran,
hinter ihm drein an die fünfzig Mann.
Fünfzig! Ei was, nur gut gezielt!
Schade, drei Kugeln sind verspielt.
Pfeift eine vierte. Kein Fehlgeschoß,
Wirst sie den Führer tot vom Roß.
Pfeift die fünfte. Und wie sie saß,
Sinkt ein andrer stumm in das Gras.
Pfeift die sechste. Da flohen sie schon.
Wird einem dritten beim Fliehn sein Lohn.
Keinen Schuß mehr! Schon weit, zu weit.
Diesen helden nicht unnütz Geleit!
Trifft die Kugel nicht Mann, nicht Pferd,
Sagt, was ist die Patrone wert?
Bücheranzeigen.

Robert Schumanns gesammelte Schriften über Musik und Musi-
ker.
5. Auflage, herausgegeben und ergänzt von Martin Kreisig.
(2 Bände. Leipzig 1914. Breitkopf u. Härtel. Preis M 14.--).

Daß von Schumanns Schriften abermals eine neue Auflage
nötig wurde, ist ein erfreuliches Zeichen für die steigende Beachtung,
die der Meister als Kritiker und Aesthetiker neuerdings findet. In
der Tat hat Schumann uns vor allem inhaltlich noch viel zu sagen.
Daß wir aber, ganz abgesehen davon, immer wieder besonders
gerne zu den Blättern greifen, in denen die "Davidsbündler" gegen
die Philister zu Felde ziehen und für Bach und Beethoven, für
Chopin und Berlioz fechten, das hat nicht zuletzt seinen Grund auch in
der reizvollen Form dieser Apercus, die deshalb schon Kretzschmar
gelegentlich, was novellistische Reize und frische Individualität be-
trifft, mit Skizzen von Dickens und Rosegger vergleichen durfte. --
Von den verschiedenen Ausgaben der Schumann'schen Schriften war
die von Gustav Jansen stets die beste. Auf ihr basiert auch die vor-
[Spaltenumbruch] liegende Neuedition von Martin Kreisig, dem Leiter des Zwickauer
Schumannmuseums. Sie konserviert die Vorzüge der Jansen'schen
Ausgabe, namentlich auch durch Beibehaltung der wertvollen An-
merkungen, Einführungen usw., bemüht sich daneben aber diese
weiter zu bereichern und in manchem zu verbessern. Verbessert ist
namentlich die Gliederung im ganzen, insoferne nunmehr die Schrif-
ten, die Schumann selbst in seine 1852/53 veranstaltete Ausgabe auf-
nahm, in genau originaler Auswahl und Fassung den Hauptteil
des Werkes bilden, während alle von Schumann selbst übergangenen
Stücke in einem Nachtrag vereinigt erscheinen. So ist einerseits das
Gesicht der Originalausgabe getreu gewahrt, andrerseits aber doch
möglichste Vollständigkeit in der Ueberlieferung von des Meisters
schriftstellerischem Schaffen überhaupt erzielt. Abweichungen gegen-
über dem Erstabdrucke in der "Neuen Zeitschrift für Musik", Text-
erläuterungen u. dgl. wurden in einem dem zweiten Band als An-
hang beigegebenen Anmerkungsteil verwiesen. Hier namentlich ist
dem neuen Herausgeber so manche wertvolle Ergänzung der Jansen-
schen Arbeit gelungen: z. B. der Nachweis, daß die in ihrer Echtheit
angezweifelte Kritik über das Oratorium "Moses" von A. B. Marx
doch authentisch ist; das im Schumannmuseum befindliche Autograph
wird als Faksimile beigegeben. Freilich hätte Kreisig auch noch bei-
fügen sollen, daß Schumanns schroffes Urteil keineswegs begründet
ist und s. Zt. auch ziemlich isoliert stand; über die tatsächliche Bedeu-
tung des "Moses" als eines Werkes des Fortschrittes hat die neueste
Forschung (L. Hirschberg, A. Schering) jeden Zweifel beseitigt.
Schumanns Ablehnung ist ein Ausfluß einer gewissen konservativen
Aengstlichkeit, die als unerfreuliche Einwirkung des Leipziger Men-
delssohnkreises seine späteren kritischen Arbeiten manchmal belastet.
-- Noch ist an Kreisigs Ausgabe die sorgfältige Bearbeitung der
Inhaltsübersichten, Register usw. zu rühmen. Mögen nun Schu-
manns Schriften in ihrem neuen Gewande sich auch recht viele neue
Freunde gewinnen.

Blut. Roman von Waldemar Bonsels. Zweite, um-
gearbeitete Auflage. Leipzig, Hesse u. Becker, Verlag. 204 Seiten.
3 Mark, gebunden 4 Mark.

Der Roman, der bei seinem ersten Erscheinen (1909) von dem
kleinen Kreise der Kenner als das Werk eines echten Dichters be-
grüßt worden war, liegt jetzt in einer neuen, umgearbeiteten Aus-
gabe vor. Manches störende Beiwerk, mancher dunkle Ausdruck hat
der besseren Einsicht des Autors weichen müssen, und man darf ge-
trost behaupten, daß nunmehr einer Verbreitung des Buches in
weiteste Kreise keine Hindernisse mehr im Wege stehen. -- Es ist
ein seltsames Werk, was uns Bonsels da geschenkt hat: ganz sach-
lich und schlicht, tief und innerlich; wie Fontanes "Effi Briest" die
Geschichte eines unglücklichen Mädchens und seiner unschuldig-schul-
digen Eltern. Man muß diesem feinen Dichter und seinem zarten,
intimen Buche viele Leser wünschen.

Die Drud. Roman von Marie Therese. Verlag W. Härtel
& Co. Nachf., Leipzig. Preis brosch. 1 M.

Der Titel (hochdeutsch "Das Alpdrücken") verrät es schon, daß
der Schauplatz, an welchem die Handlung spielt, Oesterreich ist. Die
Verfasserin führt uns in Offizierskreise, die, wie es scheint, ihr nicht
fremd sind. Es ist zwar nicht ihre Absicht, Enthüllungen zu machen,
sie will uns nur ein Sittenbild vorführen, das der Beachtung wert
und Aufsehen erregen wird. Die Autorin verfügt über eine ele-
gante, packende Sprache, sie versteht Stimmungen hervorzuzaubern,
die Charaktere sind vortrefflich geschildert und so ist ein Werk ent-
standen, das man immer wieder lesen wird.

Der Insel-Verlag bereitet, wie wir einer uns soeben zu-
gegangenen Mitteilung entnehmen, eine Kriegs-Serie der
Insel-Bücherei
vor, die folgende Bände enthalten wird:
1. Deutsche Kriegslieder, 2. Deutsche Vaterlandslieder, 3. Deutsche
Choräle, 4. Kleist, Die Hermannsschlacht, 5. Arndt, Katechismus
für den deutschen Kriegs- und Wehrmann.

Handel und Industrie
Die bayerische Exportindustrie und der Krieg.*)

Es kann kein Zweifel darüber sein, daß der Krieg den-
jenigen Teil der bayerischen Industrie, der mit dem Absatz
seiner Erzeugnisse ganz oder teilweise auf das Ausland an-
gewiesen ist, am härtesten getroffen hat. Der Schaden ist ein
mehrfacher: erstens ist der Absatz nach den feindlichen Län-
dern während der Dauer des Krieges gänzlich ausgeschlossen,

*) Vorstehende Ausführungen entnehmen wir der neuesten Nummer
der Bayerischen Industrie, dem Organ des Bayerischen Industriellen-
Verbandes.
19. September 1914. Allgemeine Zeitung
[Spaltenumbruch] Freundwilligkeit wandelt ſich in tödlichen Haß, aus der Saat der
Verſöhnung erwächſt erbitterte Feindſchaft, die ſich wie ein Leichen-
tuch über ganz Europa legt und deren Schatten das Zuſammenleben
der abendländiſchen Kulturvölker auf viele Jahrzehnte hinaus ver-
düſtern wird.
Feuilleton
Feldgrau.
Feinde von Oſten, von Weſten her.
Feinde auf nahen, auf fernem Meer.
Sei geprieſen der Feinde Macht!
Feinde haben ein Wunder vollbracht.
Wenn ſich wirbelnd die Farben drehn,
Iſt nur ein lichtes Grau zu ſehn.
Schau! Was im Reich ſonſt Blau, Schwarz, Rot,
Eine Farbe jetzt in der Not.
Feinde, erkennt ihr ſie? Seht genau!
Alles im Felde jetzt, alles grau.
Feldgrau ſtürmen Blau, Schwarz und Rot,
Hurra! zum Siege, verachtend den Tod.


Wißt ihr, was eine Patrone wert?
Liegen im Feld Musketiere, drei.
Jagen Koſaken daher mit Geſchrei,
Säbelſchwingend der Führer voran,
hinter ihm drein an die fünfzig Mann.
Fünfzig! Ei was, nur gut gezielt!
Schade, drei Kugeln ſind verſpielt.
Pfeift eine vierte. Kein Fehlgeſchoß,
Wirſt ſie den Führer tot vom Roß.
Pfeift die fünfte. Und wie ſie ſaß,
Sinkt ein andrer ſtumm in das Gras.
Pfeift die ſechſte. Da flohen ſie ſchon.
Wird einem dritten beim Fliehn ſein Lohn.
Keinen Schuß mehr! Schon weit, zu weit.
Dieſen helden nicht unnütz Geleit!
Trifft die Kugel nicht Mann, nicht Pferd,
Sagt, was iſt die Patrone wert?
Bücheranzeigen.

Robert Schumanns geſammelte Schriften über Muſik und Muſi-
ker.
5. Auflage, herausgegeben und ergänzt von Martin Kreiſig.
(2 Bände. Leipzig 1914. Breitkopf u. Härtel. Preis M 14.—).

Daß von Schumanns Schriften abermals eine neue Auflage
nötig wurde, iſt ein erfreuliches Zeichen für die ſteigende Beachtung,
die der Meiſter als Kritiker und Aeſthetiker neuerdings findet. In
der Tat hat Schumann uns vor allem inhaltlich noch viel zu ſagen.
Daß wir aber, ganz abgeſehen davon, immer wieder beſonders
gerne zu den Blättern greifen, in denen die „Davidsbündler“ gegen
die Philiſter zu Felde ziehen und für Bach und Beethoven, für
Chopin und Berlioz fechten, das hat nicht zuletzt ſeinen Grund auch in
der reizvollen Form dieſer Aperçus, die deshalb ſchon Kretzſchmar
gelegentlich, was novelliſtiſche Reize und friſche Individualität be-
trifft, mit Skizzen von Dickens und Roſegger vergleichen durfte. —
Von den verſchiedenen Ausgaben der Schumann’ſchen Schriften war
die von Guſtav Janſen ſtets die beſte. Auf ihr baſiert auch die vor-
[Spaltenumbruch] liegende Neuedition von Martin Kreiſig, dem Leiter des Zwickauer
Schumannmuſeums. Sie konſerviert die Vorzüge der Janſen’ſchen
Ausgabe, namentlich auch durch Beibehaltung der wertvollen An-
merkungen, Einführungen uſw., bemüht ſich daneben aber dieſe
weiter zu bereichern und in manchem zu verbeſſern. Verbeſſert iſt
namentlich die Gliederung im ganzen, inſoferne nunmehr die Schrif-
ten, die Schumann ſelbſt in ſeine 1852/53 veranſtaltete Ausgabe auf-
nahm, in genau originaler Auswahl und Faſſung den Hauptteil
des Werkes bilden, während alle von Schumann ſelbſt übergangenen
Stücke in einem Nachtrag vereinigt erſcheinen. So iſt einerſeits das
Geſicht der Originalausgabe getreu gewahrt, andrerſeits aber doch
möglichſte Vollſtändigkeit in der Ueberlieferung von des Meiſters
ſchriftſtelleriſchem Schaffen überhaupt erzielt. Abweichungen gegen-
über dem Erſtabdrucke in der „Neuen Zeitſchrift für Muſik“, Text-
erläuterungen u. dgl. wurden in einem dem zweiten Band als An-
hang beigegebenen Anmerkungsteil verwieſen. Hier namentlich iſt
dem neuen Herausgeber ſo manche wertvolle Ergänzung der Janſen-
ſchen Arbeit gelungen: z. B. der Nachweis, daß die in ihrer Echtheit
angezweifelte Kritik über das Oratorium „Moſes“ von A. B. Marx
doch authentiſch iſt; das im Schumannmuſeum befindliche Autograph
wird als Fakſimile beigegeben. Freilich hätte Kreiſig auch noch bei-
fügen ſollen, daß Schumanns ſchroffes Urteil keineswegs begründet
iſt und ſ. Zt. auch ziemlich iſoliert ſtand; über die tatſächliche Bedeu-
tung des „Moſes“ als eines Werkes des Fortſchrittes hat die neueſte
Forſchung (L. Hirſchberg, A. Schering) jeden Zweifel beſeitigt.
Schumanns Ablehnung iſt ein Ausfluß einer gewiſſen konſervativen
Aengſtlichkeit, die als unerfreuliche Einwirkung des Leipziger Men-
delsſohnkreiſes ſeine ſpäteren kritiſchen Arbeiten manchmal belaſtet.
— Noch iſt an Kreiſigs Ausgabe die ſorgfältige Bearbeitung der
Inhaltsüberſichten, Regiſter uſw. zu rühmen. Mögen nun Schu-
manns Schriften in ihrem neuen Gewande ſich auch recht viele neue
Freunde gewinnen.

Blut. Roman von Waldemar Bonsels. Zweite, um-
gearbeitete Auflage. Leipzig, Heſſe u. Becker, Verlag. 204 Seiten.
3 Mark, gebunden 4 Mark.

Der Roman, der bei ſeinem erſten Erſcheinen (1909) von dem
kleinen Kreiſe der Kenner als das Werk eines echten Dichters be-
grüßt worden war, liegt jetzt in einer neuen, umgearbeiteten Aus-
gabe vor. Manches ſtörende Beiwerk, mancher dunkle Ausdruck hat
der beſſeren Einſicht des Autors weichen müſſen, und man darf ge-
troſt behaupten, daß nunmehr einer Verbreitung des Buches in
weiteſte Kreiſe keine Hinderniſſe mehr im Wege ſtehen. — Es iſt
ein ſeltſames Werk, was uns Bonsels da geſchenkt hat: ganz ſach-
lich und ſchlicht, tief und innerlich; wie Fontanes „Effi Brieſt“ die
Geſchichte eines unglücklichen Mädchens und ſeiner unſchuldig-ſchul-
digen Eltern. Man muß dieſem feinen Dichter und ſeinem zarten,
intimen Buche viele Leſer wünſchen.

Die Drud. Roman von Marie Thereſe. Verlag W. Härtel
& Co. Nachf., Leipzig. Preis broſch. 1 M.

Der Titel (hochdeutſch „Das Alpdrücken“) verrät es ſchon, daß
der Schauplatz, an welchem die Handlung ſpielt, Oeſterreich iſt. Die
Verfaſſerin führt uns in Offizierskreiſe, die, wie es ſcheint, ihr nicht
fremd ſind. Es iſt zwar nicht ihre Abſicht, Enthüllungen zu machen,
ſie will uns nur ein Sittenbild vorführen, das der Beachtung wert
und Aufſehen erregen wird. Die Autorin verfügt über eine ele-
gante, packende Sprache, ſie verſteht Stimmungen hervorzuzaubern,
die Charaktere ſind vortrefflich geſchildert und ſo iſt ein Werk ent-
ſtanden, das man immer wieder leſen wird.

Der Inſel-Verlag bereitet, wie wir einer uns ſoeben zu-
gegangenen Mitteilung entnehmen, eine Kriegs-Serie der
Inſel-Bücherei
vor, die folgende Bände enthalten wird:
1. Deutſche Kriegslieder, 2. Deutſche Vaterlandslieder, 3. Deutſche
Choräle, 4. Kleiſt, Die Hermannsſchlacht, 5. Arndt, Katechismus
für den deutſchen Kriegs- und Wehrmann.

Handel und Induſtrie
Die bayeriſche Exportinduſtrie und der Krieg.*)

Es kann kein Zweifel darüber ſein, daß der Krieg den-
jenigen Teil der bayeriſchen Induſtrie, der mit dem Abſatz
ſeiner Erzeugniſſe ganz oder teilweiſe auf das Ausland an-
gewieſen iſt, am härteſten getroffen hat. Der Schaden iſt ein
mehrfacher: erſtens iſt der Abſatz nach den feindlichen Län-
dern während der Dauer des Krieges gänzlich ausgeſchloſſen,

*) Vorſtehende Ausführungen entnehmen wir der neueſten Nummer
der Bayeriſchen Induſtrie, dem Organ des Bayeriſchen Induſtriellen-
Verbandes.
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[571/0009] 19. September 1914. Allgemeine Zeitung Freundwilligkeit wandelt ſich in tödlichen Haß, aus der Saat der Verſöhnung erwächſt erbitterte Feindſchaft, die ſich wie ein Leichen- tuch über ganz Europa legt und deren Schatten das Zuſammenleben der abendländiſchen Kulturvölker auf viele Jahrzehnte hinaus ver- düſtern wird. Feuilleton Feldgrau. Feinde von Oſten, von Weſten her. Feinde auf nahen, auf fernem Meer. Sei geprieſen der Feinde Macht! Feinde haben ein Wunder vollbracht. Wenn ſich wirbelnd die Farben drehn, Iſt nur ein lichtes Grau zu ſehn. Schau! Was im Reich ſonſt Blau, Schwarz, Rot, Eine Farbe jetzt in der Not. Feinde, erkennt ihr ſie? Seht genau! Alles im Felde jetzt, alles grau. Feldgrau ſtürmen Blau, Schwarz und Rot, Hurra! zum Siege, verachtend den Tod. c. w. Th. Fiſcher. Wißt ihr, was eine Patrone wert? Liegen im Feld Musketiere, drei. Jagen Koſaken daher mit Geſchrei, Säbelſchwingend der Führer voran, hinter ihm drein an die fünfzig Mann. Fünfzig! Ei was, nur gut gezielt! Schade, drei Kugeln ſind verſpielt. Pfeift eine vierte. Kein Fehlgeſchoß, Wirſt ſie den Führer tot vom Roß. Pfeift die fünfte. Und wie ſie ſaß, Sinkt ein andrer ſtumm in das Gras. Pfeift die ſechſte. Da flohen ſie ſchon. Wird einem dritten beim Fliehn ſein Lohn. Keinen Schuß mehr! Schon weit, zu weit. Dieſen helden nicht unnütz Geleit! Trifft die Kugel nicht Mann, nicht Pferd, Sagt, was iſt die Patrone wert? c. w. Th. Fiſcher. Bücheranzeigen. Robert Schumanns geſammelte Schriften über Muſik und Muſi- ker. 5. Auflage, herausgegeben und ergänzt von Martin Kreiſig. (2 Bände. Leipzig 1914. Breitkopf u. Härtel. Preis M 14.—). Daß von Schumanns Schriften abermals eine neue Auflage nötig wurde, iſt ein erfreuliches Zeichen für die ſteigende Beachtung, die der Meiſter als Kritiker und Aeſthetiker neuerdings findet. In der Tat hat Schumann uns vor allem inhaltlich noch viel zu ſagen. Daß wir aber, ganz abgeſehen davon, immer wieder beſonders gerne zu den Blättern greifen, in denen die „Davidsbündler“ gegen die Philiſter zu Felde ziehen und für Bach und Beethoven, für Chopin und Berlioz fechten, das hat nicht zuletzt ſeinen Grund auch in der reizvollen Form dieſer Aperçus, die deshalb ſchon Kretzſchmar gelegentlich, was novelliſtiſche Reize und friſche Individualität be- trifft, mit Skizzen von Dickens und Roſegger vergleichen durfte. — Von den verſchiedenen Ausgaben der Schumann’ſchen Schriften war die von Guſtav Janſen ſtets die beſte. Auf ihr baſiert auch die vor- liegende Neuedition von Martin Kreiſig, dem Leiter des Zwickauer Schumannmuſeums. Sie konſerviert die Vorzüge der Janſen’ſchen Ausgabe, namentlich auch durch Beibehaltung der wertvollen An- merkungen, Einführungen uſw., bemüht ſich daneben aber dieſe weiter zu bereichern und in manchem zu verbeſſern. Verbeſſert iſt namentlich die Gliederung im ganzen, inſoferne nunmehr die Schrif- ten, die Schumann ſelbſt in ſeine 1852/53 veranſtaltete Ausgabe auf- nahm, in genau originaler Auswahl und Faſſung den Hauptteil des Werkes bilden, während alle von Schumann ſelbſt übergangenen Stücke in einem Nachtrag vereinigt erſcheinen. So iſt einerſeits das Geſicht der Originalausgabe getreu gewahrt, andrerſeits aber doch möglichſte Vollſtändigkeit in der Ueberlieferung von des Meiſters ſchriftſtelleriſchem Schaffen überhaupt erzielt. Abweichungen gegen- über dem Erſtabdrucke in der „Neuen Zeitſchrift für Muſik“, Text- erläuterungen u. dgl. wurden in einem dem zweiten Band als An- hang beigegebenen Anmerkungsteil verwieſen. Hier namentlich iſt dem neuen Herausgeber ſo manche wertvolle Ergänzung der Janſen- ſchen Arbeit gelungen: z. B. der Nachweis, daß die in ihrer Echtheit angezweifelte Kritik über das Oratorium „Moſes“ von A. B. Marx doch authentiſch iſt; das im Schumannmuſeum befindliche Autograph wird als Fakſimile beigegeben. Freilich hätte Kreiſig auch noch bei- fügen ſollen, daß Schumanns ſchroffes Urteil keineswegs begründet iſt und ſ. Zt. auch ziemlich iſoliert ſtand; über die tatſächliche Bedeu- tung des „Moſes“ als eines Werkes des Fortſchrittes hat die neueſte Forſchung (L. Hirſchberg, A. Schering) jeden Zweifel beſeitigt. Schumanns Ablehnung iſt ein Ausfluß einer gewiſſen konſervativen Aengſtlichkeit, die als unerfreuliche Einwirkung des Leipziger Men- delsſohnkreiſes ſeine ſpäteren kritiſchen Arbeiten manchmal belaſtet. — Noch iſt an Kreiſigs Ausgabe die ſorgfältige Bearbeitung der Inhaltsüberſichten, Regiſter uſw. zu rühmen. Mögen nun Schu- manns Schriften in ihrem neuen Gewande ſich auch recht viele neue Freunde gewinnen. Dr. Eugen Schmitz. Blut. Roman von Waldemar Bonsels. Zweite, um- gearbeitete Auflage. Leipzig, Heſſe u. Becker, Verlag. 204 Seiten. 3 Mark, gebunden 4 Mark. Der Roman, der bei ſeinem erſten Erſcheinen (1909) von dem kleinen Kreiſe der Kenner als das Werk eines echten Dichters be- grüßt worden war, liegt jetzt in einer neuen, umgearbeiteten Aus- gabe vor. Manches ſtörende Beiwerk, mancher dunkle Ausdruck hat der beſſeren Einſicht des Autors weichen müſſen, und man darf ge- troſt behaupten, daß nunmehr einer Verbreitung des Buches in weiteſte Kreiſe keine Hinderniſſe mehr im Wege ſtehen. — Es iſt ein ſeltſames Werk, was uns Bonsels da geſchenkt hat: ganz ſach- lich und ſchlicht, tief und innerlich; wie Fontanes „Effi Brieſt“ die Geſchichte eines unglücklichen Mädchens und ſeiner unſchuldig-ſchul- digen Eltern. Man muß dieſem feinen Dichter und ſeinem zarten, intimen Buche viele Leſer wünſchen. Die Drud. Roman von Marie Thereſe. Verlag W. Härtel & Co. Nachf., Leipzig. Preis broſch. 1 M. Der Titel (hochdeutſch „Das Alpdrücken“) verrät es ſchon, daß der Schauplatz, an welchem die Handlung ſpielt, Oeſterreich iſt. Die Verfaſſerin führt uns in Offizierskreiſe, die, wie es ſcheint, ihr nicht fremd ſind. Es iſt zwar nicht ihre Abſicht, Enthüllungen zu machen, ſie will uns nur ein Sittenbild vorführen, das der Beachtung wert und Aufſehen erregen wird. Die Autorin verfügt über eine ele- gante, packende Sprache, ſie verſteht Stimmungen hervorzuzaubern, die Charaktere ſind vortrefflich geſchildert und ſo iſt ein Werk ent- ſtanden, das man immer wieder leſen wird. Der Inſel-Verlag bereitet, wie wir einer uns ſoeben zu- gegangenen Mitteilung entnehmen, eine Kriegs-Serie der Inſel-Bücherei vor, die folgende Bände enthalten wird: 1. Deutſche Kriegslieder, 2. Deutſche Vaterlandslieder, 3. Deutſche Choräle, 4. Kleiſt, Die Hermannsſchlacht, 5. Arndt, Katechismus für den deutſchen Kriegs- und Wehrmann. Handel und Induſtrie Die bayeriſche Exportinduſtrie und der Krieg. *) Es kann kein Zweifel darüber ſein, daß der Krieg den- jenigen Teil der bayeriſchen Induſtrie, der mit dem Abſatz ſeiner Erzeugniſſe ganz oder teilweiſe auf das Ausland an- gewieſen iſt, am härteſten getroffen hat. Der Schaden iſt ein mehrfacher: erſtens iſt der Abſatz nach den feindlichen Län- dern während der Dauer des Krieges gänzlich ausgeſchloſſen, *) Vorſtehende Ausführungen entnehmen wir der neueſten Nummer der Bayeriſchen Induſtrie, dem Organ des Bayeriſchen Induſtriellen- Verbandes.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 38, 19. September 1914, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine38_1914/9>, abgerufen am 21.12.2024.