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Allgemeine Zeitung, Nr. 37, 12. September 1914.

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Allgemeine Zeitung 12. September 1914.
[Spaltenumbruch] Spruche die Feder nicht verderbe, was das Schwert ge-
schaffen. Wie der Kaiser ganz Deutschland hinter sich fand,
als er notgedrungen das Schwert zog, so wird er sein ganzes
Volk hinter sich haben, wenn er und er allein der Welt mit
aller gebotener Schärfe und Rücksichtslosigkeit den Frieden
diktieren wird.



Im nachstehenden geben wir jene Telegramme und Nachrich-
ten, die das Wolffsche Telegraphenbureau verlautbart hat und die
also die Zensur passiert haben. Wir geben vor allem die haupt-
sächlichsten Dokumente über den Fortgang der Operationen und
schließen diesen ganz besonders die Aeußerungen unseres Reichs-
kanzlers, sowie seines Vorgängers, des Fürsten Bülow, und einige
lebhafte Schilderungen hervorragender Waffentaten an.


Der Feind im Westen.

Der Generalquartiermeister von Stein gibt unter dem 4. ds.
aus dem großen Hauptquartier bekannt:

Reims ist ohne Kampf besetzt worden. Die Siegesbeute der
Armeen wird nur langsam bekannt. Die Truppen können sich bei
ihrem schnellen Vormarsch wenig darum bekümmern. Noch stehen
Geschütze und Fahrzeuge im freien Felde verlassen da. Die Etap-
pentruppen müssen sie nach und nach sammeln.

Bis jetzt hat nur die Armee des Generalobersten von Bü-
low
genauere Angaben gemeldet. Bis Ende August hat sie sechs
Fahnen, 233 schwere Geschütze, 116 Feldgeschütze, 79 Maschinen-
gewehre und 166 Fahrzeuge erbeutet und 12,934 Gefangene ge-
macht.

Schon am Tage vorher konnte er nachstehendes melden:

Bei der Wegnahme des hoch in Felsen gelegenen Sperrforts
Givet haben sich ebenso wie im Kampfe um Namur die von
Oesterreich zugesandten Motorbatterien durch Beweg-
lichkeit, Treffsicherheit und Wirkung vortrefflich bewährt. Sie
haben uns ausgezeichnete Dienste geleistet. Die Sperrbefestigun-
gen Hirson, Les Ayvelles, Conde, La Fere und Laon sind ohne
Kampf gewonnen. Damit befinden sich sämtliche Sperr-
befestigungen
im nördlichen Frankreich außer der Festung
Maubeuge in unseren Händen. Die Kavallerie der Armee
des Generalobersten v. Kluck streift bis Paris. Das Westheer
hat die Aisne-Linie überschritten und setzt den Vormarsch gegen die
Marne fort. Einzelne Vorhuten haben sie bereits erreicht. Der
Feind befindet sich vor den Armeen der Generalobersten v. Kluck,
v. Bülow, v. Hausen und des Herzogs von Württemberg im Rück-
zug auf und hinter die Marne. Vor der Armee des deutschen
Kronprinzen
leistete er im Anschluß an Verdun Widerstand,
wurde aber nach dem Süden zurückgeworfen.

Die Armeen des Kronprinzen von Bayern und des Gene-
ralobersten v. Heeringen haben immer noch starken Feind in
befestigten Stellungen in Französisch-Lothringen gegenüber. Im
oberen Elsaß streifen deutsche und französische Abteilungen unter
gegenseitigen Kämpfen.



Zur Verwendung der oben erwähnten österreichischen Motor-
batterien meldet nach einem Telegramm des Prager Korrespondenten
des Berliner Lokalanzeigers der Kriegskorrespondent des Prager
Tagblatts, amtlich vom Kriegspressequartier genehmigt, folgendes:

Die zuerst bei der Belagerung von Namur mit so großem
Nutzen verwendeten österreichischen Mörser, Kaliber 30.5
Zentimeter, wurden erst kürzlich in die schweren Belagerungsparks
eingestellt, waren also gerade zu rechtzeitigen guten Diensten bereit.
Die Skodafabrik hat insofern mit dieser Konstruktion ein
Meisterstück geliefert, als diese Mörser durch sinnreiche Zerlegung
selbst für den Automobiltransport auf schwierigen Straßen
trotz ihres enormen Gesamtgewichts geeignet sind. Die Wieder-
zusammensetzung und der Einbau derselben in die Bettung benöti-
gen nur ganz kurze Zeit, so daß ihre Mörser ohne Zeitverlust nach
Erfüllung ihrer Aufgabe zu neuen Zwecken herangezogen werden
können. Ich habe im Vorjahre selbst den abschließenden Schieß-
versuchen mit diesen Mörsern beigewohnt, die nicht nur die Feld-
brauchbarkeit der ganzen äußerst sinnreichen mechanischen Einrich-
tung, sondern auch die mathematische Schußpräzision
dieser Ungetüme einwandfrei bewiesen. Die Schußdetonation ist ein
ungeheuer dumpfer, erschütternder Schlag, der aber keine Gefahr
für das Gehör der Bedienungsmannschaft bedeutet. Die Geschoß-
[Spaltenumbruch] flugbahn läßt sich bei günstigen Lichtverhältnissen mit dem Binokel
ganz gut verfolgen. Das höchste Maß von Treffsicherheit
tritt auf einer Schußdistanz ein, die für bisherige Begriffe weit über
die gewohnten Zahlen reicht. Die zerstörende Wirkung der Bomben
im Ziele und dessen Umkreis ist nunmehr, und zwar zuletzt bei
Maubeuge, praktisch erwiesen. Weitere Einzelheiten sind im
Augenblick naturgemäß nicht mitteilbar.



Großen Jubel erregte besonders in Berlin die amtliche Nach-
richt aus dem Großen Hauptquartier:

Seine Majestät der Kaiser wohnte den Angriffskämpfen um
die Befestigung von Nancy bei. Von Maubeuge sind 2 Forts
und deren Zwischenstellung gefallen. Das Artilleriefeuer konnte
gegen die Stadt gerichtet werden. Sie brennt an verschiedenen
Stellen.

Aus Papieren, die in unsere Hände gefallen sind, geht hervor,
daß der Feind durch das Vorgehen der Armeen der Generalobersten
von Kluck und von Bülow nördlich der belgischen Maas vollständig
überrascht worden ist. Noch am 17. August nahm er dort nur
deutsche Kavallerie an. Die Kavallerie dieses Flügels unter der
Führung des Generals von der Marwitz hat also die Armee-
bewegung vorzüglich verschleiert.

Trotzdem würden diese Bewegungen dem Feinde nicht unbe-
kannt geblieben sein, wenn nicht zwischen Beginn des Aufmarsches
und Vormarsches die Feldpostsendungen zurückgehalten
worden wären. Von Heeresangehörigen und deren Familien ist
dies als schwere Last empfunden, die Schuld der Feldpost beigemes-
sen worden. Im Interesse der arbeitsfreudigen und pflichttreuen
Beamten habe ich mich für verpflichtet gehalten, hierüber eine Auf-
klärung zu geben.

Paris bereitet sich zur Belagerung vor:

Die Stadt setzt die Vorbereitung zur Verteidigung fort. Das
Boulogner Gehölz ist teilweise wie wegrasiert. Die Wege nach
Paris sind verbarrikadiert. Der Zustrom Freiwilliger ist ungeheuer.

Wie das "Berl. Tageblatt" aus Gent erfährt, sollen in der
Nähe von Paris kleine Kavallerie-Scharmützel stattgefunden haben.
Der Auszug der Pariser nimmt seinen Fortgang.

Maubeuge hat am 7. ds. kapituliert. 40,000 Kriegs-
gefangene, darunter 4 Generale, 400 Geschütze und zahlreiches
Kriegsmaterial sind in unsere Hände gefallen.



Unterm 10. ds. gibt der Generalquartiermeister v. Stein
bekannt:

Die östlich Paris in der Verfolgung an und über die Marne
vorgedrungenen Heeresteile sind aus Paris und zwischen Meaux
und Montmirail von überlegenen Kräften angegriffen worden.
Sie haben in schweren zweitägigen Kämpfen den Gegner aufge-
halten und selbst Fortschritte gemacht. Als der Anmarsch neuer
starker feindlicher Kolonnen gemeldet wurde, wurde ihr Flügel
zurückgenommen. Der Feind folgte an keiner Stelle. Als Sieges-
beute dieser Kämpfe sind bisher 50 Geschütze und einige tausend
Gefangene gemacht. Die westlich Verdun kämpfenden Heeres-
teile befinden sich in fortschreitenden Kämpfen. In Lothringen und
in den Vogesen ist die Lage unverändert.

Der deutsche Kronprinz hat heute mit seiner Armee die be-
festigte Stellung südwestlich von Verdun genommen. Teile
der Armee greifen die südlich von Verdun liegenden Sperrforts
an. Die Forts werden seit gestern durch schwere Artillerie be-
schossen.



Das Wolffsche Bureau verbreitet eine Meldung der Frank-
furter Zeitung, nach welcher General Joffre an alle französischen
Armeen einen Tagesbefehl erließ, in dem die Gründe für die Ver-
luste
und Niederlagen einiger Armeekorps angegeben wer-
den. Immer, wenn man die Infanterie zu einem Angriff auf weite
Entfernung vorführte, bevor die Artillerie in Aktion getreten war,
sei die Infanterie in das Feuer der Maschinengewehre geraten und
habe Verluste erlitten, die zu vermeiden gewesen wären. Außerdem
sei der Infanteriekampf nicht immer in genügend verteilter Ordnung
geführt worden, wodurch der Gegner die Infanterie vernichten und
die Offensive aufhalten konnte. Der Tagesbefehl gibt auch inter-
essante Aufschlüsse über die deutsche Taktik, namenlich der Kaval-
leriedivisionen, die stets von bereitgehaltener genügender Infanterie
unterstützt worden seien. In Zukunft solle auch die französische
Kavallerie mehr auf diese Umstände achten.

Allgemeine Zeitung 12. September 1914.
[Spaltenumbruch] Spruche die Feder nicht verderbe, was das Schwert ge-
ſchaffen. Wie der Kaiſer ganz Deutſchland hinter ſich fand,
als er notgedrungen das Schwert zog, ſo wird er ſein ganzes
Volk hinter ſich haben, wenn er und er allein der Welt mit
aller gebotener Schärfe und Rückſichtsloſigkeit den Frieden
diktieren wird.



Im nachſtehenden geben wir jene Telegramme und Nachrich-
ten, die das Wolffſche Telegraphenbureau verlautbart hat und die
alſo die Zenſur paſſiert haben. Wir geben vor allem die haupt-
ſächlichſten Dokumente über den Fortgang der Operationen und
ſchließen dieſen ganz beſonders die Aeußerungen unſeres Reichs-
kanzlers, ſowie ſeines Vorgängers, des Fürſten Bülow, und einige
lebhafte Schilderungen hervorragender Waffentaten an.


Der Feind im Weſten.

Der Generalquartiermeiſter von Stein gibt unter dem 4. ds.
aus dem großen Hauptquartier bekannt:

Reims iſt ohne Kampf beſetzt worden. Die Siegesbeute der
Armeen wird nur langſam bekannt. Die Truppen können ſich bei
ihrem ſchnellen Vormarſch wenig darum bekümmern. Noch ſtehen
Geſchütze und Fahrzeuge im freien Felde verlaſſen da. Die Etap-
pentruppen müſſen ſie nach und nach ſammeln.

Bis jetzt hat nur die Armee des Generaloberſten von Bü-
low
genauere Angaben gemeldet. Bis Ende Auguſt hat ſie ſechs
Fahnen, 233 ſchwere Geſchütze, 116 Feldgeſchütze, 79 Maſchinen-
gewehre und 166 Fahrzeuge erbeutet und 12,934 Gefangene ge-
macht.

Schon am Tage vorher konnte er nachſtehendes melden:

Bei der Wegnahme des hoch in Felſen gelegenen Sperrforts
Givet haben ſich ebenſo wie im Kampfe um Namur die von
Oeſterreich zugeſandten Motorbatterien durch Beweg-
lichkeit, Treffſicherheit und Wirkung vortrefflich bewährt. Sie
haben uns ausgezeichnete Dienſte geleiſtet. Die Sperrbefeſtigun-
gen Hirſon, Les Ayvelles, Condé, La Fere und Laon ſind ohne
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befeſtigungen
im nördlichen Frankreich außer der Feſtung
Maubeuge in unſeren Händen. Die Kavallerie der Armee
des Generaloberſten v. Kluck ſtreift bis Paris. Das Weſtheer
hat die Aisne-Linie überſchritten und ſetzt den Vormarſch gegen die
Marne fort. Einzelne Vorhuten haben ſie bereits erreicht. Der
Feind befindet ſich vor den Armeen der Generaloberſten v. Kluck,
v. Bülow, v. Hauſen und des Herzogs von Württemberg im Rück-
zug auf und hinter die Marne. Vor der Armee des deutſchen
Kronprinzen
leiſtete er im Anſchluß an Verdun Widerſtand,
wurde aber nach dem Süden zurückgeworfen.

Die Armeen des Kronprinzen von Bayern und des Gene-
raloberſten v. Heeringen haben immer noch ſtarken Feind in
befeſtigten Stellungen in Franzöſiſch-Lothringen gegenüber. Im
oberen Elſaß ſtreifen deutſche und franzöſiſche Abteilungen unter
gegenſeitigen Kämpfen.



Zur Verwendung der oben erwähnten öſterreichiſchen Motor-
batterien meldet nach einem Telegramm des Prager Korreſpondenten
des Berliner Lokalanzeigers der Kriegskorreſpondent des Prager
Tagblatts, amtlich vom Kriegspreſſequartier genehmigt, folgendes:

Die zuerſt bei der Belagerung von Namur mit ſo großem
Nutzen verwendeten öſterreichiſchen Mörſer, Kaliber 30.5
Zentimeter, wurden erſt kürzlich in die ſchweren Belagerungsparks
eingeſtellt, waren alſo gerade zu rechtzeitigen guten Dienſten bereit.
Die Skodafabrik hat inſofern mit dieſer Konſtruktion ein
Meiſterſtück geliefert, als dieſe Mörſer durch ſinnreiche Zerlegung
ſelbſt für den Automobiltransport auf ſchwierigen Straßen
trotz ihres enormen Geſamtgewichts geeignet ſind. Die Wieder-
zuſammenſetzung und der Einbau derſelben in die Bettung benöti-
gen nur ganz kurze Zeit, ſo daß ihre Mörſer ohne Zeitverluſt nach
Erfüllung ihrer Aufgabe zu neuen Zwecken herangezogen werden
können. Ich habe im Vorjahre ſelbſt den abſchließenden Schieß-
verſuchen mit dieſen Mörſern beigewohnt, die nicht nur die Feld-
brauchbarkeit der ganzen äußerſt ſinnreichen mechaniſchen Einrich-
tung, ſondern auch die mathematiſche Schußpräziſion
dieſer Ungetüme einwandfrei bewieſen. Die Schußdetonation iſt ein
ungeheuer dumpfer, erſchütternder Schlag, der aber keine Gefahr
für das Gehör der Bedienungsmannſchaft bedeutet. Die Geſchoß-
[Spaltenumbruch] flugbahn läßt ſich bei günſtigen Lichtverhältniſſen mit dem Binokel
ganz gut verfolgen. Das höchſte Maß von Treffſicherheit
tritt auf einer Schußdiſtanz ein, die für bisherige Begriffe weit über
die gewohnten Zahlen reicht. Die zerſtörende Wirkung der Bomben
im Ziele und deſſen Umkreis iſt nunmehr, und zwar zuletzt bei
Maubeuge, praktiſch erwieſen. Weitere Einzelheiten ſind im
Augenblick naturgemäß nicht mitteilbar.



Großen Jubel erregte beſonders in Berlin die amtliche Nach-
richt aus dem Großen Hauptquartier:

Seine Majeſtät der Kaiſer wohnte den Angriffskämpfen um
die Befeſtigung von Nancy bei. Von Maubeuge ſind 2 Forts
und deren Zwiſchenſtellung gefallen. Das Artilleriefeuer konnte
gegen die Stadt gerichtet werden. Sie brennt an verſchiedenen
Stellen.

Aus Papieren, die in unſere Hände gefallen ſind, geht hervor,
daß der Feind durch das Vorgehen der Armeen der Generaloberſten
von Kluck und von Bülow nördlich der belgiſchen Maas vollſtändig
überraſcht worden iſt. Noch am 17. Auguſt nahm er dort nur
deutſche Kavallerie an. Die Kavallerie dieſes Flügels unter der
Führung des Generals von der Marwitz hat alſo die Armee-
bewegung vorzüglich verſchleiert.

Trotzdem würden dieſe Bewegungen dem Feinde nicht unbe-
kannt geblieben ſein, wenn nicht zwiſchen Beginn des Aufmarſches
und Vormarſches die Feldpoſtſendungen zurückgehalten
worden wären. Von Heeresangehörigen und deren Familien iſt
dies als ſchwere Laſt empfunden, die Schuld der Feldpoſt beigemeſ-
ſen worden. Im Intereſſe der arbeitsfreudigen und pflichttreuen
Beamten habe ich mich für verpflichtet gehalten, hierüber eine Auf-
klärung zu geben.

Paris bereitet ſich zur Belagerung vor:

Die Stadt ſetzt die Vorbereitung zur Verteidigung fort. Das
Boulogner Gehölz iſt teilweiſe wie wegraſiert. Die Wege nach
Paris ſind verbarrikadiert. Der Zuſtrom Freiwilliger iſt ungeheuer.

Wie das „Berl. Tageblatt“ aus Gent erfährt, ſollen in der
Nähe von Paris kleine Kavallerie-Scharmützel ſtattgefunden haben.
Der Auszug der Pariſer nimmt ſeinen Fortgang.

Maubeuge hat am 7. ds. kapituliert. 40,000 Kriegs-
gefangene, darunter 4 Generale, 400 Geſchütze und zahlreiches
Kriegsmaterial ſind in unſere Hände gefallen.



Unterm 10. ds. gibt der Generalquartiermeiſter v. Stein
bekannt:

Die öſtlich Paris in der Verfolgung an und über die Marne
vorgedrungenen Heeresteile ſind aus Paris und zwiſchen Meaux
und Montmirail von überlegenen Kräften angegriffen worden.
Sie haben in ſchweren zweitägigen Kämpfen den Gegner aufge-
halten und ſelbſt Fortſchritte gemacht. Als der Anmarſch neuer
ſtarker feindlicher Kolonnen gemeldet wurde, wurde ihr Flügel
zurückgenommen. Der Feind folgte an keiner Stelle. Als Sieges-
beute dieſer Kämpfe ſind bisher 50 Geſchütze und einige tauſend
Gefangene gemacht. Die weſtlich Verdun kämpfenden Heeres-
teile befinden ſich in fortſchreitenden Kämpfen. In Lothringen und
in den Vogeſen iſt die Lage unverändert.

Der deutſche Kronprinz hat heute mit ſeiner Armee die be-
feſtigte Stellung ſüdweſtlich von Verdun genommen. Teile
der Armee greifen die ſüdlich von Verdun liegenden Sperrforts
an. Die Forts werden ſeit geſtern durch ſchwere Artillerie be-
ſchoſſen.



Das Wolffſche Bureau verbreitet eine Meldung der Frank-
furter Zeitung, nach welcher General Joffre an alle franzöſiſchen
Armeen einen Tagesbefehl erließ, in dem die Gründe für die Ver-
luſte
und Niederlagen einiger Armeekorps angegeben wer-
den. Immer, wenn man die Infanterie zu einem Angriff auf weite
Entfernung vorführte, bevor die Artillerie in Aktion getreten war,
ſei die Infanterie in das Feuer der Maſchinengewehre geraten und
habe Verluſte erlitten, die zu vermeiden geweſen wären. Außerdem
ſei der Infanteriekampf nicht immer in genügend verteilter Ordnung
geführt worden, wodurch der Gegner die Infanterie vernichten und
die Offenſive aufhalten konnte. Der Tagesbefehl gibt auch inter-
eſſante Aufſchlüſſe über die deutſche Taktik, namenlich der Kaval-
leriediviſionen, die ſtets von bereitgehaltener genügender Infanterie
unterſtützt worden ſeien. In Zukunft ſolle auch die franzöſiſche
Kavallerie mehr auf dieſe Umſtände achten.

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[552/0002] Allgemeine Zeitung 12. September 1914. Spruche die Feder nicht verderbe, was das Schwert ge- ſchaffen. Wie der Kaiſer ganz Deutſchland hinter ſich fand, als er notgedrungen das Schwert zog, ſo wird er ſein ganzes Volk hinter ſich haben, wenn er und er allein der Welt mit aller gebotener Schärfe und Rückſichtsloſigkeit den Frieden diktieren wird. Im nachſtehenden geben wir jene Telegramme und Nachrich- ten, die das Wolffſche Telegraphenbureau verlautbart hat und die alſo die Zenſur paſſiert haben. Wir geben vor allem die haupt- ſächlichſten Dokumente über den Fortgang der Operationen und ſchließen dieſen ganz beſonders die Aeußerungen unſeres Reichs- kanzlers, ſowie ſeines Vorgängers, des Fürſten Bülow, und einige lebhafte Schilderungen hervorragender Waffentaten an. Der Feind im Weſten. Der Generalquartiermeiſter von Stein gibt unter dem 4. ds. aus dem großen Hauptquartier bekannt: Reims iſt ohne Kampf beſetzt worden. Die Siegesbeute der Armeen wird nur langſam bekannt. Die Truppen können ſich bei ihrem ſchnellen Vormarſch wenig darum bekümmern. Noch ſtehen Geſchütze und Fahrzeuge im freien Felde verlaſſen da. Die Etap- pentruppen müſſen ſie nach und nach ſammeln. Bis jetzt hat nur die Armee des Generaloberſten von Bü- low genauere Angaben gemeldet. Bis Ende Auguſt hat ſie ſechs Fahnen, 233 ſchwere Geſchütze, 116 Feldgeſchütze, 79 Maſchinen- gewehre und 166 Fahrzeuge erbeutet und 12,934 Gefangene ge- macht. Schon am Tage vorher konnte er nachſtehendes melden: Bei der Wegnahme des hoch in Felſen gelegenen Sperrforts Givet haben ſich ebenſo wie im Kampfe um Namur die von Oeſterreich zugeſandten Motorbatterien durch Beweg- lichkeit, Treffſicherheit und Wirkung vortrefflich bewährt. Sie haben uns ausgezeichnete Dienſte geleiſtet. Die Sperrbefeſtigun- gen Hirſon, Les Ayvelles, Condé, La Fere und Laon ſind ohne Kampf gewonnen. Damit befinden ſich ſämtliche Sperr- befeſtigungen im nördlichen Frankreich außer der Feſtung Maubeuge in unſeren Händen. Die Kavallerie der Armee des Generaloberſten v. Kluck ſtreift bis Paris. Das Weſtheer hat die Aisne-Linie überſchritten und ſetzt den Vormarſch gegen die Marne fort. Einzelne Vorhuten haben ſie bereits erreicht. Der Feind befindet ſich vor den Armeen der Generaloberſten v. Kluck, v. Bülow, v. Hauſen und des Herzogs von Württemberg im Rück- zug auf und hinter die Marne. Vor der Armee des deutſchen Kronprinzen leiſtete er im Anſchluß an Verdun Widerſtand, wurde aber nach dem Süden zurückgeworfen. Die Armeen des Kronprinzen von Bayern und des Gene- raloberſten v. Heeringen haben immer noch ſtarken Feind in befeſtigten Stellungen in Franzöſiſch-Lothringen gegenüber. Im oberen Elſaß ſtreifen deutſche und franzöſiſche Abteilungen unter gegenſeitigen Kämpfen. Zur Verwendung der oben erwähnten öſterreichiſchen Motor- batterien meldet nach einem Telegramm des Prager Korreſpondenten des Berliner Lokalanzeigers der Kriegskorreſpondent des Prager Tagblatts, amtlich vom Kriegspreſſequartier genehmigt, folgendes: Die zuerſt bei der Belagerung von Namur mit ſo großem Nutzen verwendeten öſterreichiſchen Mörſer, Kaliber 30.5 Zentimeter, wurden erſt kürzlich in die ſchweren Belagerungsparks eingeſtellt, waren alſo gerade zu rechtzeitigen guten Dienſten bereit. Die Skodafabrik hat inſofern mit dieſer Konſtruktion ein Meiſterſtück geliefert, als dieſe Mörſer durch ſinnreiche Zerlegung ſelbſt für den Automobiltransport auf ſchwierigen Straßen trotz ihres enormen Geſamtgewichts geeignet ſind. Die Wieder- zuſammenſetzung und der Einbau derſelben in die Bettung benöti- gen nur ganz kurze Zeit, ſo daß ihre Mörſer ohne Zeitverluſt nach Erfüllung ihrer Aufgabe zu neuen Zwecken herangezogen werden können. Ich habe im Vorjahre ſelbſt den abſchließenden Schieß- verſuchen mit dieſen Mörſern beigewohnt, die nicht nur die Feld- brauchbarkeit der ganzen äußerſt ſinnreichen mechaniſchen Einrich- tung, ſondern auch die mathematiſche Schußpräziſion dieſer Ungetüme einwandfrei bewieſen. Die Schußdetonation iſt ein ungeheuer dumpfer, erſchütternder Schlag, der aber keine Gefahr für das Gehör der Bedienungsmannſchaft bedeutet. Die Geſchoß- flugbahn läßt ſich bei günſtigen Lichtverhältniſſen mit dem Binokel ganz gut verfolgen. Das höchſte Maß von Treffſicherheit tritt auf einer Schußdiſtanz ein, die für bisherige Begriffe weit über die gewohnten Zahlen reicht. Die zerſtörende Wirkung der Bomben im Ziele und deſſen Umkreis iſt nunmehr, und zwar zuletzt bei Maubeuge, praktiſch erwieſen. Weitere Einzelheiten ſind im Augenblick naturgemäß nicht mitteilbar. Großen Jubel erregte beſonders in Berlin die amtliche Nach- richt aus dem Großen Hauptquartier: Seine Majeſtät der Kaiſer wohnte den Angriffskämpfen um die Befeſtigung von Nancy bei. Von Maubeuge ſind 2 Forts und deren Zwiſchenſtellung gefallen. Das Artilleriefeuer konnte gegen die Stadt gerichtet werden. Sie brennt an verſchiedenen Stellen. Aus Papieren, die in unſere Hände gefallen ſind, geht hervor, daß der Feind durch das Vorgehen der Armeen der Generaloberſten von Kluck und von Bülow nördlich der belgiſchen Maas vollſtändig überraſcht worden iſt. Noch am 17. Auguſt nahm er dort nur deutſche Kavallerie an. Die Kavallerie dieſes Flügels unter der Führung des Generals von der Marwitz hat alſo die Armee- bewegung vorzüglich verſchleiert. Trotzdem würden dieſe Bewegungen dem Feinde nicht unbe- kannt geblieben ſein, wenn nicht zwiſchen Beginn des Aufmarſches und Vormarſches die Feldpoſtſendungen zurückgehalten worden wären. Von Heeresangehörigen und deren Familien iſt dies als ſchwere Laſt empfunden, die Schuld der Feldpoſt beigemeſ- ſen worden. Im Intereſſe der arbeitsfreudigen und pflichttreuen Beamten habe ich mich für verpflichtet gehalten, hierüber eine Auf- klärung zu geben. Paris bereitet ſich zur Belagerung vor: Die Stadt ſetzt die Vorbereitung zur Verteidigung fort. Das Boulogner Gehölz iſt teilweiſe wie wegraſiert. Die Wege nach Paris ſind verbarrikadiert. Der Zuſtrom Freiwilliger iſt ungeheuer. Wie das „Berl. Tageblatt“ aus Gent erfährt, ſollen in der Nähe von Paris kleine Kavallerie-Scharmützel ſtattgefunden haben. Der Auszug der Pariſer nimmt ſeinen Fortgang. Maubeuge hat am 7. ds. kapituliert. 40,000 Kriegs- gefangene, darunter 4 Generale, 400 Geſchütze und zahlreiches Kriegsmaterial ſind in unſere Hände gefallen. Unterm 10. ds. gibt der Generalquartiermeiſter v. Stein bekannt: Die öſtlich Paris in der Verfolgung an und über die Marne vorgedrungenen Heeresteile ſind aus Paris und zwiſchen Meaux und Montmirail von überlegenen Kräften angegriffen worden. Sie haben in ſchweren zweitägigen Kämpfen den Gegner aufge- halten und ſelbſt Fortſchritte gemacht. Als der Anmarſch neuer ſtarker feindlicher Kolonnen gemeldet wurde, wurde ihr Flügel zurückgenommen. Der Feind folgte an keiner Stelle. Als Sieges- beute dieſer Kämpfe ſind bisher 50 Geſchütze und einige tauſend Gefangene gemacht. Die weſtlich Verdun kämpfenden Heeres- teile befinden ſich in fortſchreitenden Kämpfen. In Lothringen und in den Vogeſen iſt die Lage unverändert. Der deutſche Kronprinz hat heute mit ſeiner Armee die be- feſtigte Stellung ſüdweſtlich von Verdun genommen. Teile der Armee greifen die ſüdlich von Verdun liegenden Sperrforts an. Die Forts werden ſeit geſtern durch ſchwere Artillerie be- ſchoſſen. Das Wolffſche Bureau verbreitet eine Meldung der Frank- furter Zeitung, nach welcher General Joffre an alle franzöſiſchen Armeen einen Tagesbefehl erließ, in dem die Gründe für die Ver- luſte und Niederlagen einiger Armeekorps angegeben wer- den. Immer, wenn man die Infanterie zu einem Angriff auf weite Entfernung vorführte, bevor die Artillerie in Aktion getreten war, ſei die Infanterie in das Feuer der Maſchinengewehre geraten und habe Verluſte erlitten, die zu vermeiden geweſen wären. Außerdem ſei der Infanteriekampf nicht immer in genügend verteilter Ordnung geführt worden, wodurch der Gegner die Infanterie vernichten und die Offenſive aufhalten konnte. Der Tagesbefehl gibt auch inter- eſſante Aufſchlüſſe über die deutſche Taktik, namenlich der Kaval- leriediviſionen, die ſtets von bereitgehaltener genügender Infanterie unterſtützt worden ſeien. In Zukunft ſolle auch die franzöſiſche Kavallerie mehr auf dieſe Umſtände achten.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen, Susanne Haaf: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2022-04-08T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 37, 12. September 1914, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine37_1914/2>, abgerufen am 21.11.2024.