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Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860.

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[Spaltenumbruch] Leben des Ministeriums friste, ohne sich an dauernde Schöpfungen zu wagen.
Minister v. Borries erklärte darauf das Ministerium sitze noch fest im
Sattel; übrigens sey die Negierung längst mit der Ausarbeitung eines Gesetz-
entwurfs beschäftigt, der die anderweite Regelung der Vertretung der evan-
gelischen Kirche bezwecke und werde schon in nächster Diät eine dahin zielende
Vorlage machen. Der Regierungsvorschlag ward sodann gegen die Linke
genehmigt. (Nat.-Ztg.)

Preußen.

Der Bildhauer Bläser aus Berlin,
ein gehorner Kölner, ist wieder nach Berlin abgereist. Die beiden von ihm und
dem Bildhauer Drake angefertigten Modelle der großen Reiterstatuen des
Königs und des Prinz-Regenten, welche an der stehenden Rheinbrücke er-
richtet werden sollen, haben die Genehmigung und den Beifall der Direction
der Köln-Mindener Eisenbahngesellschast erhalten. Beide Standbilder werden
in Bronze gegossen, erhalten eine Höhe von 18 Fuß und enden ihre Stellung
auf Pfeilern von 30 Fuß Höhe. Mit der Ausführung soll sofort begonnen
werden. -- In den jüngst verflossenen Jahren war der Strom der Aus-
wanderung nach Amerika fast ganz versiegt; gegenwärtig hat er sich aber
wieder in Bewegung gesetzt, und Eisenbahnen und Dampfschisse führen
uns solche Europamüde, wenn auch in geringerer Zahl, zu. -- Der volks-
wirthschaftliche Congreß wird in den Tagen des 10 bis 14 Sept. sich hier
versammeln; die Leitung der Angelegenheiten hat der Oberbürgermeister
Stupp übernommen. Die Gegenstände welche zur Berathung kommen, sind
in folgende Abtheilungen verwiesen: I. Für Verbreitung der Lehren der
Volkswirthschaft. II. Für das Gewerbewesen. (Die Gewerbefreiheitsfrage
in Deutschland.) III. Für das Genossenschastswesen. IV. Für das Zoll-
wesen. V. Für landwirthschastliche Angelegenheiten.


Mein armer Brief vom 24 v. M. hat das
Unglück gehabt der Preuß. Ztg. sehr zu mißfallen, und sie veranlaßt wieder
einen ihrer rastlosen Angrisse gegen Sie und Ihr Blatt zu unternehmen. Ob
sie daran recht gethan hat, ob es von ihr nicht klüger gewesen wäre zu schwei-
gen, mag dahingestellt bleiben; so viel ist sicher daß sie durch ihre heftige
Diatribe meine Ansichten nicht widerlegt, sondern bestätigt, anderntheils mit
ihren Auslassungen selbst ihre Freunde nicht zufrieden stellt, sondern höchst
bedenklich macht, wie ein Artikel in der D. Allg. Ztg. vom 3 Jun. unter an-
derm deutlich zeigt. Daß es zwei Richtungen in unserer Politik gibt, die ich
die russische und die österreichische genannt habe, ist eine so unläugbare That-
sache, daß man sich nur wundern muß wie der Preuß. Ztg. nichts davon be-
kannt geworden seyn sollte. Ich sprach aber in meinem Brief auch von einer
russischen Partei in unsern leitenden Kreisen, und darüber gerieth die Preuß.
Ztg. in einen heiligen Zorn. Hat sie denn die Breslauer Zusammenkunst,
die Sendungen der Generale v. Berg und v. Adlerberg so ganz vergessen?
Und läßt sich nicht die D. Allg. Ztg. in Leipzig von hier aus erst in ihrer
Nr. 127 noch melden: "Hr. v. Bismark-Schönhausen, ein Freund territo-
rialer Erweiterungen Preußens, hat in St. Petersburg die Illusion erzeugt" etc.?

Liegt in dieser Stelle, die sie selbst nachlesen mag wenn es ihr Vergnügen
macht, nicht die vollsie Bestätigung dessen was ich in meinem Bericht nur als
Gerücht angedeutet hatte? Warum wendet sie ihre Berserkerwuth nicht auch
gegen dieses Blatt? Sind hier und anderwärts nicht auch Namen genannt?
Ich bin freilich weiter gegangen, indem ich mehrere hochstehende Personen
als in demselben Gedankengang befangen bezeichnete. Ich sprach von Ge-
rüchten, weil auch Gerüchte zuweilen von Bedeutung seyn können. Die
Preuß. Ztg. erklärt daß sie unbegründet sind, und so begnüge ich mich gern,
obgleich ich fragen könnte woher sie ihre genaue Kenntniß geschöpst habe, da
sie ja wiederholt erklärt hat kein ministerielles Blatt mehr zu seyn, auch der
betressende Artikel nur zu dentlich zeigt daß sie ihre Weisheit bloß aus sich
selbst geschöpst. Schließlich fordert sie mich, oder vielmehr die Trägerin
meines Briefs auf: doch zu sagen was wir von Preußen eigentlich wollen;
es könne sich doch nicht von Oesterreich terrorisiren lassen, es trage doch nicht
allein die Schuld an dem Zerwürfniß mit Oesterreich, daß man stets fordere
es solle die Hand zuerst zur Versöhnung reichen? Wenn die Massen von
Abhandlungen welche gerade die Allg. Ztg. über diese Frage gebracht hat, der
Preuß. Ztg. kein Licht aufgesteckt haben in dieser Hinsicht, so ist von jeder
weitern Erörterung wenig Erfolg zu hoffen. (Der Correspondent läßt sich
da in die weitestgreifenden Erörterungen ein; wir glauben aber dieß genügt voll-
ständig für den der überhaupt überzeugt seyn will. Daß die Allg. Ztg. das
österreichische alte System vertheidigt habe, und fortwährend vertheidige, ist eine
Beschuldigung die wirklich keiner Entgegnung bedarf. Bemerkenswerth ist
vielleicht nur daß die Preußischen Jahrbücher in ihrem letzten Hest ihren
radicalen Wiener Correspondenten, der von gleichgesinnten Organen als ein
Mirakel angesehen wird, als untrügliche Panacee gerade die einfache Rückkehr
zu dem alten System vor 1848 anpreisen läßt. Das wäre also "des
Pudels Kern" nach all diesen liberalen Fechterkünsten.)


Die Preuß. Ztg. bespricht heute auch in
einem Leitartikel den jetzigen Stand der karhessischen Berfassungsangelegen-
heit, und spricht die Stellung Preußens zu dieser Frage in folgenden Worten
[Spaltenumbruch] aus: "Niemand wird verlangen daß Preußen auf Kosten des Rechts, auf
Kosten eines Princips von welchem das Gedeihen Deutschlands zu aller Zeit
abhängt, eine Verständigung suche. Es wird und kann von der in dieser Frage
eingenommenen Stellung nicht abgehen; es kann einer in solcher Weise
zu Stande gekommenen Verfassung die rechtliche Anerkennung
nicht ertheilen, es kann noch viel weniger eine Garantie für sie
übernehmen
. Wenn man Preußen entgegenkam, von einer willkürlichen
und in Wahrheit unmöglichen Ausdehnung der Bundesgewalt zurücklenkte,
wenn in Kurhessen ein großherziger Act höchster Machtvollkommenheit, eine
aus freiem landesfürstlichen Willen vollzogene Rechtsherstellung eine traurige
Vergangenheit vergessen machte, so war für Deutschland und für Kurhessen
eine gleich werthvolle Befriedigung, eine vertrauenerweckende Aussöhnung ge-
wonnen, welche dem Land wie dem Thron reiche Früchte tragen mußte. Dann
stand Deutschland in wahrhafter Eintracht auf Grund des verfassungsmäßi-
gen Rechts, dann hatte die Monarchie in Hessen einen glänzenden Triumph
erfochten über den Verdacht der Gegner und die Wohldienerei gefährlicher
Freunde. Wir beklagen daß jetzt von dem allem das Gegentheil erreicht ist.
Wir werden es aber nie beklagen daß Preußen den richtigen Weg gezeigt hat."


Aus der "Hamb. Reform" ist in Berliner
Blätter eine Nachricht übergegangen welche wahres und falsches bunt durch
einander mengt. Es ist richtig daß die Kreuzzeitung auf die erste Nachricht
von Gortschakoffs Austreten in der orientalischen Krisis verlangte daß Preu-
ßen den civilisatorischen christlichen Bestrebungen Rußlands die Hand reichen
solle. Es war dieß aber nur eine Privatausicht des Hauptredacteurs Dr.
Beutner, eines sehr frommen Mannes. Später hat sich die Kreuzzeitung
wieder selbst gefunden, und der christliche Dunst ihr nicht mehr den Einblick
in das Getriebe der moskowitischen Revolutionspolitik entzogen. Hr. v. Bie-
mark sieht mit der Kreuzzeitungspartei in gar keiner Verbindung mehr. Sie
hatte daher keinen Grund um, wie der Berichterstatter der "Reform" schreibt,
denselben in das Ministerium zu bringen. Hr. v. Bismark, der bis 1851 ent-
schiedener Feudaler und ein Hauptbewunderer des "sauern Ganges" nach
Olmütz war, hat in dem letzten Jahrzehnt -- da es ihm an diplomatischer
Gewandtheit gebrach um Oesterreich in Frankfurt zu begegnen -- alles ge-
than um Preußen und Oesterreich zu brouilliren. Hr. v. Bismark ist jetzt ent-
schiedener Bonapartist und Russe. Er steht so ziemlich allein da in der preu-
ßischen politischen Welt. Die paar liberalen Enrages eines absoluten Preu-
ßenthums, im Sinn der bekannten Broschüre des Majors v. Luck, werden
wieder durch seine aristokratischen Airs zurückgestoßen. Was von einer inten-
dirten Zusammenkunft der Kaiser Napoleon, Alexander und des Prinz-Negen-
ten erzählt wird, gehört in das Reich der falschen Gerüchte. Richtig ist da-
gegen daß man den russischen Gästen nur die formellste Höflichkeit, aber auch
nichts mehr, kein Zeichen von Sympathien, in den maßgebenden Kreisen zu
erkennen gegeben hat. -- Der Artikel Ihres Blattes "Die italienische das ist
die orientalische Frage" hat den Zorn der guten Tante Voß erregt. Die gute
Tante hat die kriegerischen Artikel bereits vergessen welche ihr 1854 die Wuth-
ausbrüche Hinckeldey's -- dem es leider nicht vergönnt wurde die neue Aera
zu schauen -- zuzogen. Wenn sie jetzt mit einmal so russenzahm geworden,
so dürfte es bei dem geschwächten Gedächtniß der guten Alten noch weniger
fruchten sie an den berühmten Preßproceß zu erinnern den einer ihrer Redac-
teure unter Tottleben im siebenjährigen Krieg so glücklich, aber so wenig
rühmlich durchführte. Wenn die Wiederkehr solcher Zeiten möglich wäre, die
Gedankenlosigkeit unserer Spießbürger und deren Presse, welche am allge-
meinen europäischen Feuer nur die Bettelsuppen ihrer Speculationen kochen
will, könnten sie wieder herausbeschwören. Nur dürfte die Vossische Zeitung
nicht stets auf so zahme Censoren wie Tottleben rechnen. -- Trotz aller De-
clamationen dieser Leute scheint -- wie auch aus den Verhandlungen des eng-
lischen Parlaments hervorgeht -- das Einverständniß zwischen Oesterreich
und Preußen augebahnt zu werden. Wenn die enfants terribles zu Kassel,
durch schleunige Proclamation der Verfassung dieses Einverständniß wieder
zu stören drohen, so hoffen wir daß die deutschen Großmächte um Kurhessens
willen ihre europäischen Pflichten nicht vergessen werden.


Die über die Reise des Prinz-Regenten und des Prinzen
Friedrich Wilhelm vorliegenden Berichte bekunden sämmtlich die enthusiastische
und herzliche Aufnahme, welche Ihre Königl. Hoheiten überall gefunden. Abends
6 Uhr trafen die hohen Reisenden in Danzig ein; die Stadt prangte im
schönsten Festschmuck und war des Abends glänzend erleuchtet. Die Prinzen
wohnten einem von der Stadt im Artussaale veranstalteten Festmahle bei,
bei welchem der Oberbürgermeister Groddeck das Hoch auf den König und den
Prinz Regenten ausbrachte. Der Prinz-Regent dankte mit folgenden Worten:

"Ich habe zunächst die wehmüthige Pflicht zu erfüllen den Dank dessen auszusprechen,
an dessen Stelle Ich hier stehe und dem Sie das erste Hoch ausgebracht haben. Sie wissen
es mit welcher Liebe er stets hier weilte, Sie wissen es daß er auf die Auhänglichkeit
und Treue dieser Stadt gegen das Vaterland und seine Dynastie immer gerechnet
hat. Ein schweres Geschick hält ihn von hier fern; könnte er es wissen was hier
vorgeht, er würde gewiß mit ganzem Herzen bei uns seyn! -- Alsdann sage Ich
Ihnen Meinen Dank sowohl für die Geiübde welche Sie so eben für den König

[Spaltenumbruch] Leben des Miniſteriums friſte, ohne ſich an dauernde Schöpfungen zu wagen.
Miniſter v. Borries erklärte darauf das Miniſterium ſitze noch feſt im
Sattel; übrigens ſey die Negierung längſt mit der Ausarbeitung eines Geſetz-
entwurfs beſchäftigt, der die anderweite Regelung der Vertretung der evan-
geliſchen Kirche bezwecke und werde ſchon in nächſter Diät eine dahin zielende
Vorlage machen. Der Regierungsvorſchlag ward ſodann gegen die Linke
genehmigt. (Nat.-Ztg.)

Preußen.

Der Bildhauer Bläſer aus Berlin,
ein gehorner Kölner, iſt wieder nach Berlin abgereist. Die beiden von ihm und
dem Bildhauer Drake angefertigten Modelle der großen Reiterſtatuen des
Königs und des Prinz-Regenten, welche an der ſtehenden Rheinbrücke er-
richtet werden ſollen, haben die Genehmigung und den Beifall der Direction
der Köln-Mindener Eiſenbahngeſellſchaſt erhalten. Beide Standbilder werden
in Bronze gegoſſen, erhalten eine Höhe von 18 Fuß und enden ihre Stellung
auf Pfeilern von 30 Fuß Höhe. Mit der Ausführung ſoll ſofort begonnen
werden. — In den jüngſt verfloſſenen Jahren war der Strom der Aus-
wanderung nach Amerika faſt ganz verſiegt; gegenwärtig hat er ſich aber
wieder in Bewegung geſetzt, und Eiſenbahnen und Dampfſchiſſe führen
uns ſolche Europamüde, wenn auch in geringerer Zahl, zu. — Der volks-
wirthſchaftliche Congreß wird in den Tagen des 10 bis 14 Sept. ſich hier
verſammeln; die Leitung der Angelegenheiten hat der Oberbürgermeiſter
Stupp übernommen. Die Gegenſtände welche zur Berathung kommen, ſind
in folgende Abtheilungen verwieſen: I. Für Verbreitung der Lehren der
Volkswirthſchaft. II. Für das Gewerbeweſen. (Die Gewerbefreiheitsfrage
in Deutſchland.) III. Für das Genoſſenſchaſtsweſen. IV. Für das Zoll-
weſen. V. Für landwirthſchaſtliche Angelegenheiten.


Mein armer Brief vom 24 v. M. hat das
Unglück gehabt der Preuß. Ztg. ſehr zu mißfallen, und ſie veranlaßt wieder
einen ihrer raſtloſen Angriſſe gegen Sie und Ihr Blatt zu unternehmen. Ob
ſie daran recht gethan hat, ob es von ihr nicht klüger geweſen wäre zu ſchwei-
gen, mag dahingeſtellt bleiben; ſo viel iſt ſicher daß ſie durch ihre heftige
Diatribe meine Anſichten nicht widerlegt, ſondern beſtätigt, anderntheils mit
ihren Auslaſſungen ſelbſt ihre Freunde nicht zufrieden ſtellt, ſondern höchſt
bedenklich macht, wie ein Artikel in der D. Allg. Ztg. vom 3 Jun. unter an-
derm deutlich zeigt. Daß es zwei Richtungen in unſerer Politik gibt, die ich
die ruſſiſche und die öſterreichiſche genannt habe, iſt eine ſo unläugbare That-
ſache, daß man ſich nur wundern muß wie der Preuß. Ztg. nichts davon be-
kannt geworden ſeyn ſollte. Ich ſprach aber in meinem Brief auch von einer
ruſſiſchen Partei in unſern leitenden Kreiſen, und darüber gerieth die Preuß.
Ztg. in einen heiligen Zorn. Hat ſie denn die Breslauer Zuſammenkunſt,
die Sendungen der Generale v. Berg und v. Adlerberg ſo ganz vergeſſen?
Und läßt ſich nicht die D. Allg. Ztg. in Leipzig von hier aus erſt in ihrer
Nr. 127 noch melden: „Hr. v. Bismark-Schönhauſen, ein Freund territo-
rialer Erweiterungen Preußens, hat in St. Petersburg die Illuſion erzeugt“ ꝛc.?

Liegt in dieſer Stelle, die ſie ſelbſt nachleſen mag wenn es ihr Vergnügen
macht, nicht die vollſie Beſtätigung deſſen was ich in meinem Bericht nur als
Gerücht angedeutet hatte? Warum wendet ſie ihre Berſerkerwuth nicht auch
gegen dieſes Blatt? Sind hier und anderwärts nicht auch Namen genannt?
Ich bin freilich weiter gegangen, indem ich mehrere hochſtehende Perſonen
als in demſelben Gedankengang befangen bezeichnete. Ich ſprach von Ge-
rüchten, weil auch Gerüchte zuweilen von Bedeutung ſeyn können. Die
Preuß. Ztg. erklärt daß ſie unbegründet ſind, und ſo begnüge ich mich gern,
obgleich ich fragen könnte woher ſie ihre genaue Kenntniß geſchöpſt habe, da
ſie ja wiederholt erklärt hat kein miniſterielles Blatt mehr zu ſeyn, auch der
betreſſende Artikel nur zu dentlich zeigt daß ſie ihre Weisheit bloß aus ſich
ſelbſt geſchöpſt. Schließlich fordert ſie mich, oder vielmehr die Trägerin
meines Briefs auf: doch zu ſagen was wir von Preußen eigentlich wollen;
es könne ſich doch nicht von Oeſterreich terroriſiren laſſen, es trage doch nicht
allein die Schuld an dem Zerwürfniß mit Oeſterreich, daß man ſtets fordere
es ſolle die Hand zuerſt zur Verſöhnung reichen? Wenn die Maſſen von
Abhandlungen welche gerade die Allg. Ztg. über dieſe Frage gebracht hat, der
Preuß. Ztg. kein Licht aufgeſteckt haben in dieſer Hinſicht, ſo iſt von jeder
weitern Erörterung wenig Erfolg zu hoffen. (Der Correſpondent läßt ſich
da in die weiteſtgreifenden Erörterungen ein; wir glauben aber dieß genügt voll-
ſtändig für den der überhaupt überzeugt ſeyn will. Daß die Allg. Ztg. das
öſterreichiſche alte Syſtem vertheidigt habe, und fortwährend vertheidige, iſt eine
Beſchuldigung die wirklich keiner Entgegnung bedarf. Bemerkenswerth iſt
vielleicht nur daß die Preußiſchen Jahrbücher in ihrem letzten Heſt ihren
radicalen Wiener Correſpondenten, der von gleichgeſinnten Organen als ein
Mirakel angeſehen wird, als untrügliche Panacee gerade die einfache Rückkehr
zu dem alten Syſtem vor 1848 anpreiſen läßt. Das wäre alſo „des
Pudels Kern“ nach all dieſen liberalen Fechterkünſten.)


Die Preuß. Ztg. beſpricht heute auch in
einem Leitartikel den jetzigen Stand der karheſſiſchen Berfaſſungsangelegen-
heit, und ſpricht die Stellung Preußens zu dieſer Frage in folgenden Worten
[Spaltenumbruch] aus: „Niemand wird verlangen daß Preußen auf Koſten des Rechts, auf
Koſten eines Princips von welchem das Gedeihen Deutſchlands zu aller Zeit
abhängt, eine Verſtändigung ſuche. Es wird und kann von der in dieſer Frage
eingenommenen Stellung nicht abgehen; es kann einer in ſolcher Weiſe
zu Stande gekommenen Verfaſſung die rechtliche Anerkennung
nicht ertheilen, es kann noch viel weniger eine Garantie für ſie
übernehmen
. Wenn man Preußen entgegenkam, von einer willkürlichen
und in Wahrheit unmöglichen Ausdehnung der Bundesgewalt zurücklenkte,
wenn in Kurheſſen ein großherziger Act höchſter Machtvollkommenheit, eine
aus freiem landesfürſtlichen Willen vollzogene Rechtsherſtellung eine traurige
Vergangenheit vergeſſen machte, ſo war für Deutſchland und für Kurheſſen
eine gleich werthvolle Befriedigung, eine vertrauenerweckende Ausſöhnung ge-
wonnen, welche dem Land wie dem Thron reiche Früchte tragen mußte. Dann
ſtand Deutſchland in wahrhafter Eintracht auf Grund des verfaſſungsmäßi-
gen Rechts, dann hatte die Monarchie in Heſſen einen glänzenden Triumph
erfochten über den Verdacht der Gegner und die Wohldienerei gefährlicher
Freunde. Wir beklagen daß jetzt von dem allem das Gegentheil erreicht iſt.
Wir werden es aber nie beklagen daß Preußen den richtigen Weg gezeigt hat.“


Aus der „Hamb. Reform“ iſt in Berliner
Blätter eine Nachricht übergegangen welche wahres und falſches bunt durch
einander mengt. Es iſt richtig daß die Kreuzzeitung auf die erſte Nachricht
von Gortſchakoffs Auſtreten in der orientaliſchen Kriſis verlangte daß Preu-
ßen den civiliſatoriſchen chriſtlichen Beſtrebungen Rußlands die Hand reichen
ſolle. Es war dieß aber nur eine Privatauſicht des Hauptredacteurs Dr.
Beutner, eines ſehr frommen Mannes. Später hat ſich die Kreuzzeitung
wieder ſelbſt gefunden, und der chriſtliche Dunſt ihr nicht mehr den Einblick
in das Getriebe der moskowitiſchen Revolutionspolitik entzogen. Hr. v. Bie-
mark ſieht mit der Kreuzzeitungspartei in gar keiner Verbindung mehr. Sie
hatte daher keinen Grund um, wie der Berichterſtatter der „Reform“ ſchreibt,
denſelben in das Miniſterium zu bringen. Hr. v. Bismark, der bis 1851 ent-
ſchiedener Feudaler und ein Hauptbewunderer des „ſauern Ganges“ nach
Olmütz war, hat in dem letzten Jahrzehnt — da es ihm an diplomatiſcher
Gewandtheit gebrach um Oeſterreich in Frankfurt zu begegnen — alles ge-
than um Preußen und Oeſterreich zu brouilliren. Hr. v. Bismark iſt jetzt ent-
ſchiedener Bonapartiſt und Ruſſe. Er ſteht ſo ziemlich allein da in der preu-
ßiſchen politiſchen Welt. Die paar liberalen Enragés eines abſoluten Preu-
ßenthums, im Sinn der bekannten Broſchüre des Majors v. Luck, werden
wieder durch ſeine ariſtokratiſchen Airs zurückgeſtoßen. Was von einer inten-
dirten Zuſammenkunft der Kaiſer Napoleon, Alexander und des Prinz-Negen-
ten erzählt wird, gehört in das Reich der falſchen Gerüchte. Richtig iſt da-
gegen daß man den ruſſiſchen Gäſten nur die formellſte Höflichkeit, aber auch
nichts mehr, kein Zeichen von Sympathien, in den maßgebenden Kreiſen zu
erkennen gegeben hat. — Der Artikel Ihres Blattes „Die italieniſche das iſt
die orientaliſche Frage“ hat den Zorn der guten Tante Voß erregt. Die gute
Tante hat die kriegeriſchen Artikel bereits vergeſſen welche ihr 1854 die Wuth-
ausbrüche Hinckeldey’s — dem es leider nicht vergönnt wurde die neue Aera
zu ſchauen — zuzogen. Wenn ſie jetzt mit einmal ſo ruſſenzahm geworden,
ſo dürfte es bei dem geſchwächten Gedächtniß der guten Alten noch weniger
fruchten ſie an den berühmten Preßproceß zu erinnern den einer ihrer Redac-
teure unter Tottleben im ſiebenjährigen Krieg ſo glücklich, aber ſo wenig
rühmlich durchführte. Wenn die Wiederkehr ſolcher Zeiten möglich wäre, die
Gedankenloſigkeit unſerer Spießbürger und deren Preſſe, welche am allge-
meinen europäiſchen Feuer nur die Bettelſuppen ihrer Speculationen kochen
will, könnten ſie wieder herauſbeſchwören. Nur dürfte die Voſſiſche Zeitung
nicht ſtets auf ſo zahme Cenſoren wie Tottleben rechnen. — Trotz aller De-
clamationen dieſer Leute ſcheint — wie auch aus den Verhandlungen des eng-
liſchen Parlaments hervorgeht — das Einverſtändniß zwiſchen Oeſterreich
und Preußen augebahnt zu werden. Wenn die enfants terribles zu Kaſſel,
durch ſchleunige Proclamation der Verfaſſung dieſes Einverſtändniß wieder
zu ſtören drohen, ſo hoffen wir daß die deutſchen Großmächte um Kurheſſens
willen ihre europäiſchen Pflichten nicht vergeſſen werden.


Die über die Reiſe des Prinz-Regenten und des Prinzen
Friedrich Wilhelm vorliegenden Berichte bekunden ſämmtlich die enthuſiaſtiſche
und herzliche Aufnahme, welche Ihre Königl. Hoheiten überall gefunden. Abends
6 Uhr trafen die hohen Reiſenden in Danzig ein; die Stadt prangte im
ſchönſten Feſtſchmuck und war des Abends glänzend erleuchtet. Die Prinzen
wohnten einem von der Stadt im Artusſaale veranſtalteten Feſtmahle bei,
bei welchem der Oberbürgermeiſter Groddeck das Hoch auf den König und den
Prinz Regenten ausbrachte. Der Prinz-Regent dankte mit folgenden Worten:

„Ich habe zunächſt die wehmüthige Pflicht zu erfüllen den Dank deſſen auszuſprechen,
an deſſen Stelle Ich hier ſtehe und dem Sie das erſte Hoch ausgebracht haben. Sie wiſſen
es mit welcher Liebe er ſtets hier weilte, Sie wiſſen es daß er auf die Auhänglichkeit
und Treue dieſer Stadt gegen das Vaterland und ſeine Dynaſtie immer gerechnet
hat. Ein ſchweres Geſchick hält ihn von hier fern; könnte er es wiſſen was hier
vorgeht, er würde gewiß mit ganzem Herzen bei uns ſeyn! — Alsdann ſage Ich
Ihnen Meinen Dank ſowohl für die Geiübde welche Sie ſo eben für den König
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[2647/0003] Leben des Miniſteriums friſte, ohne ſich an dauernde Schöpfungen zu wagen. Miniſter v. Borries erklärte darauf das Miniſterium ſitze noch feſt im Sattel; übrigens ſey die Negierung längſt mit der Ausarbeitung eines Geſetz- entwurfs beſchäftigt, der die anderweite Regelung der Vertretung der evan- geliſchen Kirche bezwecke und werde ſchon in nächſter Diät eine dahin zielende Vorlage machen. Der Regierungsvorſchlag ward ſodann gegen die Linke genehmigt. (Nat.-Ztg.) Preußen. Δ Köln, im Jun. Der Bildhauer Bläſer aus Berlin, ein gehorner Kölner, iſt wieder nach Berlin abgereist. Die beiden von ihm und dem Bildhauer Drake angefertigten Modelle der großen Reiterſtatuen des Königs und des Prinz-Regenten, welche an der ſtehenden Rheinbrücke er- richtet werden ſollen, haben die Genehmigung und den Beifall der Direction der Köln-Mindener Eiſenbahngeſellſchaſt erhalten. Beide Standbilder werden in Bronze gegoſſen, erhalten eine Höhe von 18 Fuß und enden ihre Stellung auf Pfeilern von 30 Fuß Höhe. Mit der Ausführung ſoll ſofort begonnen werden. — In den jüngſt verfloſſenen Jahren war der Strom der Aus- wanderung nach Amerika faſt ganz verſiegt; gegenwärtig hat er ſich aber wieder in Bewegung geſetzt, und Eiſenbahnen und Dampfſchiſſe führen uns ſolche Europamüde, wenn auch in geringerer Zahl, zu. — Der volks- wirthſchaftliche Congreß wird in den Tagen des 10 bis 14 Sept. ſich hier verſammeln; die Leitung der Angelegenheiten hat der Oberbürgermeiſter Stupp übernommen. Die Gegenſtände welche zur Berathung kommen, ſind in folgende Abtheilungen verwieſen: I. Für Verbreitung der Lehren der Volkswirthſchaft. II. Für das Gewerbeweſen. (Die Gewerbefreiheitsfrage in Deutſchland.) III. Für das Genoſſenſchaſtsweſen. IV. Für das Zoll- weſen. V. Für landwirthſchaſtliche Angelegenheiten. *† Berlin, 3 Jun. Mein armer Brief vom 24 v. M. hat das Unglück gehabt der Preuß. Ztg. ſehr zu mißfallen, und ſie veranlaßt wieder einen ihrer raſtloſen Angriſſe gegen Sie und Ihr Blatt zu unternehmen. Ob ſie daran recht gethan hat, ob es von ihr nicht klüger geweſen wäre zu ſchwei- gen, mag dahingeſtellt bleiben; ſo viel iſt ſicher daß ſie durch ihre heftige Diatribe meine Anſichten nicht widerlegt, ſondern beſtätigt, anderntheils mit ihren Auslaſſungen ſelbſt ihre Freunde nicht zufrieden ſtellt, ſondern höchſt bedenklich macht, wie ein Artikel in der D. Allg. Ztg. vom 3 Jun. unter an- derm deutlich zeigt. Daß es zwei Richtungen in unſerer Politik gibt, die ich die ruſſiſche und die öſterreichiſche genannt habe, iſt eine ſo unläugbare That- ſache, daß man ſich nur wundern muß wie der Preuß. Ztg. nichts davon be- kannt geworden ſeyn ſollte. Ich ſprach aber in meinem Brief auch von einer ruſſiſchen Partei in unſern leitenden Kreiſen, und darüber gerieth die Preuß. Ztg. in einen heiligen Zorn. Hat ſie denn die Breslauer Zuſammenkunſt, die Sendungen der Generale v. Berg und v. Adlerberg ſo ganz vergeſſen? Und läßt ſich nicht die D. Allg. Ztg. in Leipzig von hier aus erſt in ihrer Nr. 127 noch melden: „Hr. v. Bismark-Schönhauſen, ein Freund territo- rialer Erweiterungen Preußens, hat in St. Petersburg die Illuſion erzeugt“ ꝛc.? Liegt in dieſer Stelle, die ſie ſelbſt nachleſen mag wenn es ihr Vergnügen macht, nicht die vollſie Beſtätigung deſſen was ich in meinem Bericht nur als Gerücht angedeutet hatte? Warum wendet ſie ihre Berſerkerwuth nicht auch gegen dieſes Blatt? Sind hier und anderwärts nicht auch Namen genannt? Ich bin freilich weiter gegangen, indem ich mehrere hochſtehende Perſonen als in demſelben Gedankengang befangen bezeichnete. Ich ſprach von Ge- rüchten, weil auch Gerüchte zuweilen von Bedeutung ſeyn können. Die Preuß. Ztg. erklärt daß ſie unbegründet ſind, und ſo begnüge ich mich gern, obgleich ich fragen könnte woher ſie ihre genaue Kenntniß geſchöpſt habe, da ſie ja wiederholt erklärt hat kein miniſterielles Blatt mehr zu ſeyn, auch der betreſſende Artikel nur zu dentlich zeigt daß ſie ihre Weisheit bloß aus ſich ſelbſt geſchöpſt. Schließlich fordert ſie mich, oder vielmehr die Trägerin meines Briefs auf: doch zu ſagen was wir von Preußen eigentlich wollen; es könne ſich doch nicht von Oeſterreich terroriſiren laſſen, es trage doch nicht allein die Schuld an dem Zerwürfniß mit Oeſterreich, daß man ſtets fordere es ſolle die Hand zuerſt zur Verſöhnung reichen? Wenn die Maſſen von Abhandlungen welche gerade die Allg. Ztg. über dieſe Frage gebracht hat, der Preuß. Ztg. kein Licht aufgeſteckt haben in dieſer Hinſicht, ſo iſt von jeder weitern Erörterung wenig Erfolg zu hoffen. 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Ztg. beſpricht heute auch in einem Leitartikel den jetzigen Stand der karheſſiſchen Berfaſſungsangelegen- heit, und ſpricht die Stellung Preußens zu dieſer Frage in folgenden Worten aus: „Niemand wird verlangen daß Preußen auf Koſten des Rechts, auf Koſten eines Princips von welchem das Gedeihen Deutſchlands zu aller Zeit abhängt, eine Verſtändigung ſuche. Es wird und kann von der in dieſer Frage eingenommenen Stellung nicht abgehen; es kann einer in ſolcher Weiſe zu Stande gekommenen Verfaſſung die rechtliche Anerkennung nicht ertheilen, es kann noch viel weniger eine Garantie für ſie übernehmen. Wenn man Preußen entgegenkam, von einer willkürlichen und in Wahrheit unmöglichen Ausdehnung der Bundesgewalt zurücklenkte, wenn in Kurheſſen ein großherziger Act höchſter Machtvollkommenheit, eine aus freiem landesfürſtlichen Willen vollzogene Rechtsherſtellung eine traurige Vergangenheit vergeſſen machte, ſo war für Deutſchland und für Kurheſſen eine gleich werthvolle Befriedigung, eine vertrauenerweckende Ausſöhnung ge- wonnen, welche dem Land wie dem Thron reiche Früchte tragen mußte. Dann ſtand Deutſchland in wahrhafter Eintracht auf Grund des verfaſſungsmäßi- gen Rechts, dann hatte die Monarchie in Heſſen einen glänzenden Triumph erfochten über den Verdacht der Gegner und die Wohldienerei gefährlicher Freunde. Wir beklagen daß jetzt von dem allem das Gegentheil erreicht iſt. Wir werden es aber nie beklagen daß Preußen den richtigen Weg gezeigt hat.“ ⤉ Berlin, 5 Jun. Aus der „Hamb. 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Bismark, der bis 1851 ent- ſchiedener Feudaler und ein Hauptbewunderer des „ſauern Ganges“ nach Olmütz war, hat in dem letzten Jahrzehnt — da es ihm an diplomatiſcher Gewandtheit gebrach um Oeſterreich in Frankfurt zu begegnen — alles ge- than um Preußen und Oeſterreich zu brouilliren. Hr. v. Bismark iſt jetzt ent- ſchiedener Bonapartiſt und Ruſſe. Er ſteht ſo ziemlich allein da in der preu- ßiſchen politiſchen Welt. Die paar liberalen Enragés eines abſoluten Preu- ßenthums, im Sinn der bekannten Broſchüre des Majors v. Luck, werden wieder durch ſeine ariſtokratiſchen Airs zurückgeſtoßen. Was von einer inten- dirten Zuſammenkunft der Kaiſer Napoleon, Alexander und des Prinz-Negen- ten erzählt wird, gehört in das Reich der falſchen Gerüchte. Richtig iſt da- gegen daß man den ruſſiſchen Gäſten nur die formellſte Höflichkeit, aber auch nichts mehr, kein Zeichen von Sympathien, in den maßgebenden Kreiſen zu erkennen gegeben hat. — Der Artikel Ihres Blattes „Die italieniſche das iſt die orientaliſche Frage“ hat den Zorn der guten Tante Voß erregt. Die gute Tante hat die kriegeriſchen Artikel bereits vergeſſen welche ihr 1854 die Wuth- ausbrüche Hinckeldey’s — dem es leider nicht vergönnt wurde die neue Aera zu ſchauen — zuzogen. Wenn ſie jetzt mit einmal ſo ruſſenzahm geworden, ſo dürfte es bei dem geſchwächten Gedächtniß der guten Alten noch weniger fruchten ſie an den berühmten Preßproceß zu erinnern den einer ihrer Redac- teure unter Tottleben im ſiebenjährigen Krieg ſo glücklich, aber ſo wenig rühmlich durchführte. Wenn die Wiederkehr ſolcher Zeiten möglich wäre, die Gedankenloſigkeit unſerer Spießbürger und deren Preſſe, welche am allge- meinen europäiſchen Feuer nur die Bettelſuppen ihrer Speculationen kochen will, könnten ſie wieder herauſbeſchwören. Nur dürfte die Voſſiſche Zeitung nicht ſtets auf ſo zahme Cenſoren wie Tottleben rechnen. — Trotz aller De- clamationen dieſer Leute ſcheint — wie auch aus den Verhandlungen des eng- liſchen Parlaments hervorgeht — das Einverſtändniß zwiſchen Oeſterreich und Preußen augebahnt zu werden. Wenn die enfants terribles zu Kaſſel, durch ſchleunige Proclamation der Verfaſſung dieſes Einverſtändniß wieder zu ſtören drohen, ſo hoffen wir daß die deutſchen Großmächte um Kurheſſens willen ihre europäiſchen Pflichten nicht vergeſſen werden. Berlin. Die über die Reiſe des Prinz-Regenten und des Prinzen Friedrich Wilhelm vorliegenden Berichte bekunden ſämmtlich die enthuſiaſtiſche und herzliche Aufnahme, welche Ihre Königl. Hoheiten überall gefunden. Abends 6 Uhr trafen die hohen Reiſenden in Danzig ein; die Stadt prangte im ſchönſten Feſtſchmuck und war des Abends glänzend erleuchtet. Die Prinzen wohnten einem von der Stadt im Artusſaale veranſtalteten Feſtmahle bei, bei welchem der Oberbürgermeiſter Groddeck das Hoch auf den König und den Prinz Regenten ausbrachte. Der Prinz-Regent dankte mit folgenden Worten: „Ich habe zunächſt die wehmüthige Pflicht zu erfüllen den Dank deſſen auszuſprechen, an deſſen Stelle Ich hier ſtehe und dem Sie das erſte Hoch ausgebracht haben. Sie wiſſen es mit welcher Liebe er ſtets hier weilte, Sie wiſſen es daß er auf die Auhänglichkeit und Treue dieſer Stadt gegen das Vaterland und ſeine Dynaſtie immer gerechnet hat. Ein ſchweres Geſchick hält ihn von hier fern; könnte er es wiſſen was hier vorgeht, er würde gewiß mit ganzem Herzen bei uns ſeyn! — Alsdann ſage Ich Ihnen Meinen Dank ſowohl für die Geiübde welche Sie ſo eben für den König

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2021-01-12T12:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 159, 7. Juni 1860, S. 2647. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine159_1860/3>, abgerufen am 21.11.2024.