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Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 15. Januar 1929.

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Jeden Samstag „Auto-AZ“ ■ Nachrichtenblatt des Deutschen Touring-Club ■ Mitteilungsblatt des ADAC Gau Südbayern


[Spaltenumbruch]
WINTERSPORT
Senſationelle Zeiten
bei der Tiroler Skimeiſterſchaft

Zahlreiche Läufer brauchen zu 18 Kilometer nicht eine Stunde
Bayeriſche Sportsleute in Front

[Spaltenumbruch]

Die Tiroler Skimeiſterſchaft, die Samstag und
Sonntag in Schwaz ausgetragen wurde, ſetzte mit
dem
Langlauf
ein, der eine Rekordkonkurrenz aufwies und bei
ſchönſtem Wetter und außerordentlich guten
Schneeverhältniſſen zur Austrogung gelangte. Der
Wettkampf war u. a. auch von ſehr zahlreichen
bayeriſchen Skiverbänden beſucht. Die
18 Kilometer lange Rennſtrecke.
die über 8 Kilometer Flachlauf und eine Steigung
von 0,7 Kilometer aufwies, ſtellte an die Fahrer
die größten Anforderungen. Trotzdem wurde die
Strecke von dem beſten Fahrer, dem
Partenkirchner Franz Reiſer,
in 48 Minuten 56⅕ Sekunden durchlaufen. Der
Zweitbeſte, der bekannte Innsbrucker Sports-
mann Hörtnagel, brauchte nicht ganz eine
Minute länger. Zahlreiche weitere Läufer durch-
fuhren die 18 Kilometer in weniger als einer
Stunde, was in Sportkreiſen als eine
geradezu ſenſationelle Leiſtung
betrachtet wird. Der drittbeſte war mit 50 Mi-
nuten 3 Sekunden Friedrich Pelkofer aus
Bayriſchzell. Vierter Karl Lang vom Skiklub
Rottach am Tegernſee mit 51 Minuten 15¼ Se-
kunden.

Als zweiter Teil der Kämpfe um die Tiroler
Skimeiſterſchaft wurde Samstag nachmittag der
Sprunglauf
auf der neuerbauten Arzſchanze bei Schwaz
wiederum bei beſter Beteiligung und außer-
ordentlich günſtigen Schneeverhältniſſen in An-
weſenheit des Landeshauptmanns von Tirol, Dr.
Stumpf, ausgetragen.

[Spaltenumbruch]

Meiſter von Tirol 1929 wurde Ole Oeſtrud,
Innsbrucker Skiläufervereinigung.
Im zuſammengeſchtzen Lauf wurden Pelkofer
aus Bayriſchzell Erſter,

Zweiter Salcher, Innsbrucker Skilaufvereini-
gung, Dritter Reiſer, Partenkirchen, Vierter
Lang, Rottach, Fünfter Dieck, Hauptverband
Deutſcher Sportvereine in der Tſchechoſlowakei.

Meiſter im Sprunglauf der Jungmannen:
1. Hrabie-Skiklub Innsbruck, Klaſſe I im Sprung-
lauf: 1. Dieck, 2. Oeſtrud, 4. König, Partenkirchen,
8. Pelkofer, Bayriſchzell, 10. Dalmair, Parten-
kirchen.

In der Klaſſe II im Sprunglauf wurde Erſter
Gumboldt, Skiklub Innsbruck. In der Altersklaſſe
wurde Erſter Greuſſing, Innsbrucker Skiläufer-
vereinigung, der weiteſte Sprung wurde von
Dieck Willi mit 48 Meter erzielt.

Im Langlauf wäre noch nachzutragen, in der
Altersklaſſe wurde Erſter Ingenieur Lezuo, Inns-
brucker Skiläufervereinigung, Zweiter, Theato,
München.

Im Langlauf der Damen
wurde in der Klaſſe I Erſte Lantſchne Grete, Ski-
klub Innsbruck, in der Klaſſe II Erſte Schmiedeck
Emma, Skiklub Innsbruck, Zweite Sieß Maria,
Partenkirchen.

Beim Langlauf der Jungmannen wurde Erſter
Wärndle, Partenkirchen, in der Kloſſe I wurde
Erſter Hörtnagl Hugo, Innsbrucker Skiläuferver-
einigung, in der Klaſſe II wurde Erſter Reiſer,
Partenkirchen und Zweiter Karl Lang, Skiklub
Rottach.

Die Konkurrenz iſt ohne jeden größeren Unfall
verlaufen.



Skiſpringen in Pontreſina

Recknagel-Oberſchönau an 9. Stelle

[Spaltenumbruch]

Die international ganz hervorragend beſetzten
Jubiläumsſkirennen des Skiklub Bernina in Pon-
treſina hatten eine rieſige Zuſchauermenge ange-
lockt. Man ſah auf der Bernina-Schanze einige
ganz großartige Sprünge, wobei mehrfach die
70-Meter-Grenze
nicht nur erreicht, ſondern auch überſchritten
wurde. So erreichten die Deutſchen Recknagel,
Oberſchönau, und Tannheimer, Oberſtdorf, Weiten
von 72 bzw. 70 Meter. Beide hatten aber das
Pech zu ſtürzen, ſo daß die Leiſtungen nicht ge-
wertet werden konnten.

Der weiteſt geſtandene Sprung war der von
Zogg, Aroſa, mit 69 Meter,

der die Note 19,083 erhielt. Ueberhaupt ſchnitten
die Einheimiſchen ganz hervorragend ab; denn ſie
konnten, mit Zogg an der Spitze, die erſten
pier Plätze
im Geſamtergebnis an ſich brin-
gen. Die am Start erſchienenen Norweger hielten
nicht das, was man ſich von ihnen verſprochen
hatte. Der für Wien ſtartende Norweger Dag-
[Spaltenumbruch] fin Carlſen
kam ſchwer zu Fall. Sieger im
Geſamtergebnis wurde, wie ſchon erwähnt, der
Schweizer Zogg, Aroſa, mit Note 17,277 und
Sprungweiten von 53, 66 und 69 Metern. Den
zweiten Platz belegte Fritz Kaufmann, Grindel-
wald mit Note 15,61 (50, 64, 56 Meter) vor Frei-
mann, Zürich, mit Note 15,375 Von den deut-
ſchen Teilnehmern placierten ſich Recknagel mit
Note 12,527 und Sprungweiten 50, 67 und
72 Meter (geſtürzt) an neunter Stelle und der in
Darmſtadt lebende Norweger Thoreſen an zwölf-
ter Stelle. Ludwig Böck, Neſſelwang,
belegte mit 10,527 (43, 59, 61,5 Meter) den
13. Platz vor ſeinem Landsmann Thann-
heimer,
Oberſtdorf mit Note 10,055 (38, 58,
70 Meter, geſtürzt) und fünf weiteren Teil-
nehmern.



Auf dem Kleinheſſeloher See täglich Eis-
laufen
wie Eisſchießen bei denkbar beſten
Eisverhältnſſen. Auch iſt täglich Abendlauf bis
10 Uhr mit Ausnahme von Samstagen.

[Spaltenumbruch]
Carnera gegen Röſemann
[Abbildung]

Der italieniſche Schwergewichtsmeiſter Primo Carnera (links), kämpft am 18. Januar in
Berlin gegen Ernſt Röſemann (rechts). Der Kampf wird dadurch beſonders intereſſant,
daß Carnera einer der wenigen Boxer iſt, die Haymanns letzten Beſieger, den Reger
Epifanio Islas, zu ſchlagen vermochten.



[Spaltenumbruch]
Mitteldeutſche
Skimeiſterſchaften
Der erſte Tag * Lang- und Geländelauf

Die Verbandswettläufe des Verbandes Mittel-
deutſcher Skivereine nahmen am Samstag in der
Rhön bei ſonnigem, gutem Skiwetter mit dem
Lang- und Geländelauf ihren Anfang. Der Lang-
lauf führte bei 300 Meter Steigung
über 16 Kilometer.
Der Schnee war verharſcht, aber doch gefügig.
Bei einer Beteiligung von
168 Skifahrern
gab es ſchöne und harte Kämpfe. Die beſte Zeit
im Langlauf erzielte der Thüringer Böhm vom
Skiklub Taunus Frankfurt. Im Geländelauf ſiegte
G. Kahl vom Winterſport-Verein Kaſſel.

Zweiter Tag * Die Sprungläufe

Am Sonntag kam auf der Simmelbergſchanze
der Sprunglauf zur Durchführung, zu dem 26
Läufer gemeldet, jedoch nur 22 am Start er-
ſchienen waren Der Thüringer Huhn von der
Skiabteilung Taunus (Frankfurt a. M.) erzielte
außer Konkurrenz mit 25 Meter den weiteſt ge-
ſtandenen Sprung. Die Sprungſchanze befand ſich,
trotz der geringen Schneelage, in ausgezeichneter
Verfaſſung. Die Veranſtaltung verlief ohne jeg-
lichen Unfall.

Huhn von der Skiabteilung des Taunusclub
Frankfurt wurde Verbandsmeiſter für 1929.



Landesverband für Radfahrwege
in Bagern
Die nächſten Projekte

Der im September vorigen Jahres in München
gegründete „Landesverband für Radfahrwege
in Bauern“, dem bereits zahlreiche örtliche Or-
ganiſationen, die ſich mit der Errichtung und
Unterhaltung von Radfahrwegen befaſſen, ange-
[Spaltenumbruch] ſchloſſen ſind, hielt am Sonntag in München ſeine
erſte Landesverſammlung ab. Präſident
Roman Wiedemann, München, der ſeit
30 Jahren für die Errichtung von Radfahrwegen
eintritt, konnte außer den Vertretern der baye-
riſchen Radfahrerorganiſationen (Solidarität, Con-
cordia, Bayer. Radfahrerverband, Gau 88 B.D.R.,
Reichsmechanikerverband) Delegationen aus Augs-
burg, Nürnberg, Bamberg und Schweinfurt be-
grüßen. Er gab einen kurzen Rückblick über die
bisherige Tätigkeit des Ausſchuſſes. Am Sitz des
Verbandes konnte bereits wertvolle Vorbereitungs-
arbeit geleiſtet werden. Der Ausbau des DTC.-
Radfahrweges durch den Forſtenriederpark
über Wangen bis Starnberg
wird in abſehbarer Zeit verwirklicht werden. Auch
der Ausbau des Deiſenhofener Radfahr-
wege
s und ſeine Fortführung über Sauerlach
nach Holzkirchen wird in Angriff genemmen. Ein
weiteres Projekt, die Städte München und Augs-
burg durch einen Radfahrweg Paſing—Fürſten-
feldbruck—Mering—Augsburg zu verbinden, iſt in
greifbare Nähe gerückt. Der Referent berichtete
auch über eine Informationsreiſe zu den baye-
riſchen Fahrrad- und Fahrradzubehörteilefabriken,
die jedoch infolge der ungünſtigen wirtſchaftlichen
Lage des ganzen Fahrradhandels keine namhaften
finanziellen Unterſtützungen zuſagen konnten.
Nach wie vor muß die Errichtung von Radfahr-
wegen der Initiative des Landtages und der
Städte vorbehalten bleiben, die in Zuſammen-
arbeit mit der Berliner Zentralſtelle für Rad-
fahrwege für dieſe dringend notwendigen Wege-
bauten herangezogen werden müßten.

Einen breiten Raum nahm die
Feſtlegung der Satzungen,
des Landesverbandes für Radfahrwege in Bayern
in Anſpruch. Nach längerer, zum Teil erregter
Debatte wurde der Satzungsentwurf im Sinne des
Vorſchlages der Vorſtandſchaft angenommen, der
als ordentliche Mitglieder die angeſchloſſenen
Ortsverbände für Radfahrwege (Ortsgruppen) an-
erkennt. Dem Ausſchuß wurden eingehende Voll-
machten für die Weiterarbeit erteilt. Die General-
verſammlung findet alljährlich im April am Sitz
des Verbandes in München ſtatt.



[Spaltenumbruch]
Der Herr Turf-Profeſſor
zu den Garmiſcher Rennen vom 13. Jan.

Der Garmiſcher Winterhimmel lag blau
über dem Werdenfelſer Lande. Zuckrig
zackten die Gipfel empor: Alpſpitz und
Waxenſteine zur Linken, rechts rundete ſich
gemütlich der Kramer. Und im Tal, dort
im Sommer Wieſengrün die Gegend kolo-
riert, lag ein Stück weißes Land, rings
umzäunt, Gebäude dahinter, gerade unter
dem Bahndamm und Anſammlungen von
Pferden und erwartungsvoll erregtem Volk
deuteten darauf hin, daß Beſonderes ſich
hier ereignet. Ha! Sulkys und bunte Renn-
ſacken … Totokaſſen und, in enger Abge-
ſondertheit der „Ring“ mit der Schultafel,
auf der Buchmacher Krech den ABC-Schützen
des Turfs die Anfangsgründe der Lehre
von Steakes und Odds beizubringen willens
iſt.

Daglfing in Garmiſch! Daglfing? Meiſt
all die Geſichter, die man vom Oſtbahnhof
und den Traber-Tribünen her kennt! Und
da … da iſt auch ſchon der Herr Turf-
profeſſor, der alles weiß und kennt. Er do-
ziert gerade:

„A Schneebahn is a Schneebahn, und a
[Spaltenumbruch] Sandbahn is a Sandbahn! Und i, i kenn die
Roß, die wo Schneepferd ſan, und i woaß,
mit wem daß’s abigeht heut.“

Ja mei … das „Eröffnungsrennen!“
Da hat der Herr Turfprofeſſor gſchaut. Daß
ein Rennats „abglitten“ wird, nur weil
einige Fahrer meinen ‚das Ziel ſei ſchon da
und zocken — man lernt nie aus, Herr
Profeſſor! Beim zweiten Verſuch war dann
der Jung Quaſtell („Habs i euch gſagt, daß
der a Schneeroß is?“) bald neben dem
führenden Patrude („Der Spiaß-Bua is halt
allewei beim Start mit dabei!“). Er gewann
recht leicht. Sonſt ſah das Rennen ganz
„riemiſch“ aus. Na ja, wenn Sie a Roß
warn, tatens bei dem Schnesboden a net
korrekt trabn.

A Schneebahn is a Schneebahn, aber es
gibt Schneebahnen, die ſan gar zu ſchneeig.
Denn net a jede Schneebahn is a Schneebahn,
die wo dene Schneeroß auch wirklich gfallt.
Schnee-Pferde: Nordicus … Senator …
Wo waren ſie beim Internationalen Ren-
nen? Nordicus klappte ſchnell zuſammen,
und der Senator galoppierte, als ob er ſich
einbildete, der Oleander zu ſein. Ein „Sena-
tor“ gehört zu die Großkopfeten. Na, und
darum kam er auch bald an den Richter-
turm. Kaum hatte Manteufel das gemerkt,
[Spaltenumbruch] da ſchoß er ſchon am Felde vorbet, der alte
Raufer. Ottone wehrte ſich — eine Meiſter-
leiſtung bi dem Boden! — nach Kräften,
aber der alte Wildbahner ſchuckelte ſich doch
noch vor ihm durchs Ziel.

„Nur an Stall H. Weidmüller!“ prophe-
zeite dann der Profeſſor. Aber die Stella
Riviera, die wie eine Maſchine trabte, war
bald ganz allein vorn. Trude Palos hupfte
und bockte und fand es höchſt ungalant,
daß man ſie bei ſolcher Bahn rennen ließ.
Faſt hätte die Stella gewonnen. Wenn nicht
Malta, die Schneeſpezialiſtin, im letzten
Augenblicke noch neugieriger geweſen wäre,
wie es hinterm Ziel ausſchaut. Als Dritter
kam Pro Patria.

Im „Brauhaus-Garmiſch-Preis“ hat der
Primus wieder mal ſeinem Namen Ehr ge-
macht. In ſchönſtem Trab gings dahin, und
der Lailar, der in der Arbeit „unſchlag-
bare“ Schneetraber, der es gar nicht gerne
hat, Favorit zu ſein, hatſchelte lange, ehe er
in Schwung kam. Da aber reichte es nur
fürs zweite Geld vor Raßgrad, dem es da
am wohlſten iſt, wenn es „am dickſten“ zu-
geht.

„Hm,“ machte der Herr Turfprofeſſor,
„wer die Lady Palos in der Arbeit gſehng
hat …“

[Spaltenumbruch]

Wahrhaftig ſie marſchierte tapfer dahin.
Gleich an der Spitze regulierte ſie das nicht
ſehr flotte Tempo. Sieggewiß kniſterten die
Wettſcheine ihrer Anhänger. Da .. Ciane,
obſchon am Turm, „türmte“ im Einlauf.
Zuck … zuck … zuck … ging es dahin,
knapp an die Lady heran. Die aber fühlte
ſich gekränkt und machte mit einem Hupfer
ihrem Aerger Luft. Ade, ade. Baron Jolecz,
an Blut ſo blau wie die Cyane und die
„Lady“, nahm (auf der Rennbahn kommt
man den Damen nicht zart entgegen!) den
Vortritt und gewann: Zehnfach lohnte der
Toto dieſe raſche Tat!

Der Turfurofeſſor hüllte ſich in Schweigen.
Ueber die Galopprennen ſagte er nichts. Ob-
wohl er auch von dieſen nichts verſtand.
Jallonge ſiegte im Skiföring, obwohl ihm
Antenor zu ſchaffen machte, und im Schnee-
galopprennen war der Stall Moßner vorn;
wenn auch mit dem falſchen Pferde: Ober-
leutnant Walther finiſhte auf Rochebelle nach
Leibeskräften, und wirklich: Es gelang ihm,
den Beſitzer des Stalles, Major v. Moßner,
mit dem eigenen Pferde um den Sieg zu
bringen. Für den Toto wars ja gleich. Aber
die, welche Le Parodien beim bucky gewettet
hatten, „krech“ zten bitter …

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 15. Januar 1929, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1929/6>, abgerufen am 07.01.2025.