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Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 15. Januar 1929.

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"AZ am Abend" Nr. 12 Dienstag. den 15. Januar
[Spaltenumbruch]
Stresemann über Angestelltenfragen

Im Rahmen einer Tagung des Angestell-
tenausschusses der Deutschen Volkspartet
hielt der Parteivorsitzende Reichsaußen-
minister Dr. Stresemann eine Rede,
worin er bedauerte, daß gegenwärtig die
Entwicklung zum Spezialistentum im Par-
lament sich so ausbreite. Auch der Wirt-
schaftler, und zwar der Gewerkschaftsver-
treter sowohl wie der Syndikus werde um
so mehr wirken können, wenn er verstehe,
das Allgemeine zu übersehen. Lebhaft be-
dauere er daß die Zahl der Lohn- und Ge-
haltsempfänger heute bereits 70 Prozent
unseres ganzen Volkes ausmache.

Wenn ein Land, das wie das unsere, ne-
ben den größten außenpolitischen Schwierig-
keiten auch noch wirtschaftliche und finan-
zielle hat. schließlich sogar durch Differenzen
im Innern zwischen der sehr klein geworde-
nen Schicht der Arbeitgeber und der großen
Schicht der Angestellten und Arbeiter in
seiner Entwicklung gehindert werden kann,
[Spaltenumbruch] dann sei es die größte Aufgabe der Staats-
kunst und der Partei, einen Ausgleich im
Interesse des sozialen Friedens und der
nationalen Aufwärtsentwicklung herbeizu-
führen. Deshalb müsse man in den bestehen-
den Gremien beiden Teilen Gelegenheit
geben, diesen Ausgleich zu finden. Er be-
dauere, daß sich die volksparteiliche Frak-
tion nicht stärker stützen könne auf eine grö-
ßere Mitarbeit von Arbeitnehmervertretern.

Er empfehle allen jungen Kräften und
Ständen die Ellenbogen zu gebrauchen. um
sich durchzusetzen und erklärte, die Partei-
leitung müsse in verstärktem Maße die Mög-
lichkeit erhalten auf der Reichsliste die er-
wünschten Persönlichkeiten ins Parlament
zu bringen. Auch mit Rücksicht auf seine
innerpolitische Einstellung könne er nicht mit
ansehen, daß die Deutsche Volkspartei, wenn
auch absolut fälschlich, so hingestellt werde,
als hafte ihr antisoziales Gepräge an. Die
Ausführungen des Ministers fanden stür-
mischen Beifall.



Der schweizerische Bundesrat:
Gegen Werbungen zur Fremdenlegion

Die Deutschen stellen immer noch das Hauptkontingent

[Spaltenumbruch]

Ein Rundschreiben der Erziehungsdirektion
des Kantons Bern betreffend Anwerbung
für die französische Fremdenlegion in der
Schweiz gab Veranlassung zu einem Schrift-
wechsel zwischen dem Bundesrat und der
französischen Botschaft. In seiner Antwort
wies der Bundesrat auf die
tatsächlichen Mißbränche
bei den Anwerbungen hin und bemerkte,
man würde es in der Schweiz als einen
Beweis freundschaftlicher Gesinnung wür-
digen, wenn die französische Regierung auf
die Anwerbung von Schweizern für die
Fremdenlegion überhaupt verzichten wollte.

Paris, 15. Januar.

In der Angelegenheit der Werbung von
schweizerischen Staatsangehörigen für die
französische Fremdenlegien hatte ein Mit-
arbeiter des Pariser "Soir" eine Unter-
redung mit einem Oberst, der mit der Re-
krutierung für die Fremdenlegion beauf-
[Spaltenumbruch] tragt ist. Der Oberst erklärte, die französische
Regierung habe auf Vorftellung der engli-
schen Regierung bestimmt, daß von nun ab,
englische Anwärter nur dann angenommen
werden, wenn der Bewerber sich bei einem
auf französischem Boden befindlichen Re-
krutierungsbüro stellt. Ohne Zweifel werde
man die gleiche Haltung auch gegenüber der
Schweiz einnehmen.

Der Oberst erklärte, in den letzten Jahren
seien die Anwerbungen für die Fremden-
legion groß gewesen. Viele Bewerber
seien Tschechoslowaken, die nach Frankreich
gekommen seien, um zu arbeiten, und die
nach Ablauf ihrer Arbeitskontrakte sich an-
werben ließen.

Die zahlreichsten Bewerber stellten aber
immer noch die Deutschen.

Der Berichterstatter des Blattes erklärt,
daß vor dem Gebäude [des] Anwerbungs-
büros etwa 50 Bewerber auf die ärzt-
liche Untersuchung gewartet hätten.



WAS HEUTE INTERESSIERT
[Spaltenumbruch]
Die Sportstudenten arbeiten wieder.

Die gestrige Vollversammlung der Studenten
der deutschen Hochschule für Leibesübungen be-
schloß, ab 15. Januar die Arbeit wieder aufzuneh-
men. In einer Erklärung wird die Hoffnung aus-
gesprochen, daß es dem neubestätigten Ausschuß
gelingen möge, die Verstaatlichung zu verwirkli-
chen, damit den Studenten genügende Berufs-
möglichkeiten gegeben werden. Der Antrag wurde
bei vier Stimmenthaltungen angenommen. Die
Versammlung war von über 200 Studenten be-
sacht.

*

Erstausführung der "Dreigroschenoper" in Augs-
burg.

Unter Mitwirkung Berliner und Wiener Gäste
erlebte gestern in. hiesigen Stadtheater die "Drei-
groschenoper" des Augsburger Autors Bert Brecht
(Musik von Richard Weil) ihre süddeutsche Erst-
aufführung. Das ausverlaufte Haus folgte den
ungewohnten Bühnenvorgängen mit sichtlichem
Interesse. Am Schluß der Vorstellung war der
Beifall sehr lebhaft, in den sich aber auch ver-
nehmliches Zischen mengte.

*

Ozeauslieger Köhl beim Skilauf verunglückt.

Der deutsche Ozeauslieger Köhl hat sich beim
Skilauf in der Umgebung von Arosa erheblich
verletzt. Er stürzte so unglücklich, daß ihm die
Spiht eines Skis ins Auge drang, Köhl hat sich
zur Behandlung nach Chur begeben.

*

Erkrankung des Marschalls Foch.

Marschall Foch ist seit zwei Tagen nicht unbe-
denklich erkrankt. Nach dem von sieben Aerzten
unterzeichneten Krankheitsbericht, der die Agen-
tur Havas gestern abend veröffentlicht, handelt
es sich um eine Herzkr[i]sis[,] die vollkommene Ruhe
erleidert. Im Laufe des gestrigen Abends konnte
eine leichte Besserung festgestellt werden

*

Das Verfahren gegen Oberstlentnant Duesterberg
abgelehnt.

Das Amtsgericht Prenzlau hat, den Blättern
zufolge, die Eröffnung des Hauptperführens in
der Strafsache gegen den Stahlheimführer Oberst-
leutnant a. D. Duesterberg in Halle wogen
Vergehens gegen das Gesetz zum Schutze der Re-
publik auf Kosten der Staatskasse abgelehnt.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Der Schaufensterräuber mit der Schreckschußpistole

Ein sreches Räuberstückchen lieferte der woh-
nungslose Ukrainer Kugler in Essen. In der zur
Zeit des Inventurausverkaufs außerordentlich be-
lebten Limbeckerstraße schlug er gegen 1/27 Uhr
abends die Schaufensterschelbe des Juwelierge-
schäftes Brendgen ein, um Goldwaren zu stehlen.
Der Diebstahl wurde bemerkt und der Täter er-
griff die Flucht. Dabei schoß er fünfmal auf seine
Berfolger. Ein Wachtmeister stellte sich dem
Ukrainer mit gezogener Pistole in den Weg, nach-
dem er bemerkte, daß er nur eine Schreckschuß-
pistole benutze. Der Ukrainer wurde festgenom-
men.

*

Severing reist ins Ruhrgebiet.

Wie das "Berliner Tageblatt" hört, wird sich
Reichsinnenminister Severing in diesen Tagen in
das Ruhrgebiet begeben, da über die Auslegung
des von dem Minister gefällten Schiedsspruches
Meinungsverschiedenheiten entstanden sind, die
der Minister an Ort und Stelle beitulegen ver-
suchen wird Am Freilag nimmt Reichsinnen-
minister Severing an der Lessingfeier in Braun-
schweig teil.



200 Millionen Mark
Reichsgarantien

Wie der "Demokratische Zeitungsdienst"
mitteilt, wird im Haushaltsplan für 1929
die Reichsregierung rund 200 Millionen
Mark für Reichsgarantien en[sor][verlorenes Material - Zeichen fehlt] u. Da-
von sollen 175 Millionen Mark zur Förde-
rung des Exporthandels und 22 Millionen
Mark der Förderung des Absatzes von Vieh
und Fleisch dienen. Die bereits erteilten
Ermächtigungen über Garantien sollen be-
stehen bleiben.



[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Er wollte ein moderner König sein
Aman Allah hat abgedankt

Sein älterer Bruder kommt auf den Thron * Die Kämpfe im Land

[Spaltenumbruch]

An der
Greuze sind Gerüchle verbreitet, die sich mit
Hartnäckigkeit behaupten, wonach Aman Ullah zu-
gunsten seines älteren Beuders, des Prinzen
Inayat Ullah, abgedankt habe und sich im Flug-
zeug von Kabul nach Landahar unterwegs
befinde.

Wie Reuter erfährt, wird an zuständiger
Stelle in London beftäligt, daß der König von
Afghanistan, Aman Ullah, abgedankt hat.

[Spaltenumbruch]

Es ist immer noch
schwer, zuverlässige Nachrichten aus Afghanistan
zu erhalten. Die Einzelgefechte zwischen den
königlichen Truppen und den Aufständischen
scheinen in Kohistan anzudauern. Da die Streit-
kräfte Aman Ullahs gut ausgerüftete Verstär-
kungen erhalten und die Aushebung von Mann-
schaften unter den Hazaras nachdrücklich betrieben
wird, so glaubt man, daß es bald zu einem ent-
scheidenden Kampf kommen wird.



Cavour und Mussolini
Bergleichende Gedanken zwischen dem Gründer des Königreichs Italien
und dem Duce
[Spaltenumbruch]

sz. Camillo Cavour, der große Ban-
meister des einigen und geeinten Italien, "der
italienische Bismarck", wurde einmal mitten in
dem ideeklen-politischen Kampf um die Vorberei-
tung des staatlichen Zusammenschlusses Italiens
in der Turiner Abgeordnetenkammer aufgefor-
dert, das parlamentarische System preiszugeben
und das absolute Regime einzuführen, unter dem
er sein Werk um so vieles leichter werde durch-
führen können. Mit Entschiedenheit und Heftig-
keit erwiderte Cavour sofort: "Sie vergessen, daß
ich unter einem absoluten Regime keine Lust ge-
habt hätte, Minister zu sein und es im übrigen
gar nicht hätte werden können. Was ich heute
bin, verdanke ich nur der Möglichkeit, verfas-
sungsmäßiger Minister zu sein ....

Die parlamenlarische Regierungsform hat ihre
Unbequemlichkeiten wie alle anderen Regie-
rungsformen: sie ist trotzdem die beste.

Es-kann geschehen, daß eine Opposition mich un-
geduldig macht, so daß ich sie fehr lebhaft zurück-
weise; wenn ich mir aber die Sache überlege,
muß ich mich glücklich schätzen, daß ich gegen sie
zu kämpfen habe, weil sie mich zwingt, meine
Gedanken besser auszudrücken, meine Bemühun-
gen um das Verständnis der öffentlichen Mei-
nung zu verdoppeln. Ein absolutistischer Minister
muß überzeugen, um Gehorsam zu finden. Nun,
ich will überzeugen, daß ich recht habe. Glauben
Sie mir: die schlechteste ,Chambre' ist immer
noch der besten ,Antichambre' vorzuziehen."

Diese Worte,
vor siebzig Jahren
von dem Gründer des Königreiches Italien, im
Angesicht scheinbar unüberwindlicher innerer und
äußerer Hindernisse gesprochen, sie wären es
wert, auch dem heutigen Diktator Mussolini An-
regung zu einigem Nachdenken zu geben. Denn
wenn auch Cavour nicht so großspurig wie sein
heutiger Rachfolger auf der Bühne Europas auf-
getreten ist, so hat er doch Weltgeschichte gemacht.
Bei Mussolini wird sich das erst noch zu erweisen
haben. Der Mann, der Italien geschaffen
hat, würde jedenfalls die Methoden, mit denen
sein Werk heute ein Mussolini regiert, auf das
schärfste bekämpfen. Und daß er ein großer
Italiener war, werden gewiß auch die Epigonen
von heute nicht leugnen.

Cavour hatte persönlich ein unendlich tragisches
Geschick.

[Spaltenumbruch]

Der Schöpfer Italiens hat niemals in seinem
Leben Rom und Reapel, ein einziges Mal
nur Florenz gesehen.

Er starb 1861, gerade 50 Jahre alt, an einer
Lungenentzündung, fast zehn Jahre, bevor mit
der Besetzung Roms die Krone auf sein Gebäude
gesetzt wurde.

Das Fortschöpferische des Genies,
das ist es, was Cavour unter die Großen der
Weltgeschichte eingereiht hat. Auch hier wäre
die Frage zu stellen, ob spätere Generationen
ein gleiches werden von Mussolini berichten kön-
nen oder ob es auch da einmal heißen wird:
"Auf den Diktator folgten die Diadochen ..."

Das Verdienst, Cavour in einer außerordent-
lich anziehenden, lebensvollen Biographie der
Gegenwart nahezubringen, gebührt Maurice
Paleologue,
dem berühmten französischen
Diplomaten und Historiker, der schon durch seine
Berichte vom "Zarenhof im Weltkrieg" einen
bedeutsamen Beitrag zur Kenntnis und zum
Verftändnis des Zusammenbruches des russischen
Reiches geliefert hat. Es hat übrigens einen
pikanten Reiz, daß gerade Paleologue, dessen
ausgesprochene Fähigkeit, sich in die Psyche ande-
rer Nationen und Persönlichkeiten einzufühlen,
eine Grenze an allem, was deutsch heißt, findet,
daß gerade er uns und dem heutigen Italien
als eines der letzten, aber gewichtigsten Worte
Cavours ins Gedächtnis ruft:

"Die Unabhängigkeit Italiens und die Un-
abhängigkeit Deutschlands setzen einander
implicite voraus,

denn sie sind die beiden Ecksteine des neuen
europäischen Gebäudes."

Man sieht: Cavour hatte volles Verständnis,
auch ein volles Herz für den unabhängi-
gen
deutschen Nationalstaat, trotzdem er ihn
selbst nicht mehr erlebt, nur vorausgeahnt hat.
Mächte wenigstens Mussolini dieses Vermächtnis
seines großen Vorgängers erfassen und damit
zugleich die "Voraussetzungen" (wie Ca-
vour wörtlich sagt) der Unabhängigkeit beider
Länder,
die auch die natürlichen Voraus-
setzungen ihres Zusammengehens und Zufam-
menwirkens sind. Uebrigens -- es dürften sich
deffen, was der Italiener der Nachwelt zu-
gerufen hat, auch einige Deutsche erinnern,
deren Begeisterung für den Duce allzu vorbehalt
los ist .....

[Spaltenumbruch]

Schwerer Landfriedensbruch
und Körperverletzung
Acht Mitglieder des Bereins
"Immertreu" unter Anklage gestellt

In dem Strafverfahren anläßlich der
Straßenschlacht am Schlesischen Bahnhof
wird die Anklage heute der zuständigen
Strafkammer des Landgerichtes Berlin zur
Eröffnung des Hauptverfahrens übermittelt
werden. Die Anklage, die nur sechs Seiten
umfaßt, lautet auf schweren Landfeiedens-
bruch und Körperverletzung und richtet sich
gegen acht Mitglieder des Bereins "Immer-
kreu."

Die Beschleunigung des Strafverfahrens
ist von der Staatsanwaltschaft mit Rücksicht
auf die als Zeugen notwendigen Hamburger
Zimmerleute betrieben worden, weil diese
Berlin bald verlassen wollen.



Rumänische Anleihe
in Deutschland
550 000 Pfund Sterling

Die Regierung hat bei der Dresdner
Bank
und der Firma Kampffmeyer
eine Anleihe in Höhe von 550 000 Pfund
Sterling abgeschlossen, die dazu bestimmt ist,
den infolge der schlechten Getreideernte not-
leidenden Gebieten Unterstützung zu gewäh-
[Spaltenumbruch] ren. Die Blätter bemerken, dies sei nach der
Wiederaufnahme der sinanziellen Beziehun-
gen die erste wichtige Finanzoperation mit
Deutschland.

Vortrag
des Danziger hochschulrektors
Danzig und die deutsche Kultur

Danzig liegt von München ungefähr gerade
so weit entfernt, wie Rom. Von 100 Münch-
nern werden zwar 99 nach Rom fahren, aber nur
einer nach Danzig kommen. So war's wenigstens
bisher. Daß das anders werden möge, daß mög-
lichst alle, die reisen und die Schönheiten frem-
der Städte und Landschaften sehen wollen, auch
das alte, schäne Danzig besuchen sollen, daß ist
mit ein Zweck der kürzlich eröffneten Danzig-Aus-
stellung, es ist ebenso auch der Zweck der von der
Deutschen Akademie und vom Deutschen Ausland
Institut veranstalteten Vorträge führender Danzi-
ger Persönlichkeiten.

Jahrhunderte alt ist die segensreiche Arbeit
deutscher Kultur, die Danzig zu dem machte, was
es jetzt ist Die Entwässerung des Danziger Ge-
bietes, die Umwandlung des ursprünglichen Mo-
rastes im Weichsel-Delta in außerordentlich frucht-
bares Land, die Entstehung Danzigs selbst einer
so bedeutenden Stadt an dieser Stelle im stän-
digen, aber zähe geführten Kampf gegen Slawen-
Anstürme, gegen die vielen, im Laufe der wechsel-
vollen Geschichte Danzigs geführten Belagerungen
-- das alles sind typisch deutsche Kulturtaten. Pro-
sessor Dr. Stremme, der Rektor der technischen
Hochschuse Danzig sprach im großen Hörsaal der
Universität über all diese Dinge und über die
Schönheiten Danzigs, die er auch im Lichtbild vor-
führte: die alten bäuerlichen Landgebiete mit
ihren typisch oftgermanischen Vorlauben, die Land-
schaft mit ihrem Ackerbau, ihrer Biehwirtschaft
und ihrem erfalgreichen Kampf mit dem Wasser
das Ostseebad Zoppot und die Stadt Danzig selbst
mit ihren prächtigen, stolzen Bauten, ihren be-
rühmten Kirchen, mittelalterlichen Straßenzügen
und schönen Patrizierhäusern.

Wer das alte Danzig besucht. der wird, wie der
Vortragende sagt, wahrscheinlich ebenso befriedigt
zurückkehren, als wenn er Rom besucht hätte; und
er hat dazu noch das Bewußtsein, eine nationale
Pflicht erfüllt zu haben. Denn jeder einzelne, der
nach Danzig kommt, stärkt es im Kampf um ihr
Deutschtum, das von der umklammernden Faust
Polens bedroht ist.

„AZ am Abend“ Nr. 12 Dienstag. den 15. Januar
[Spaltenumbruch]
Streſemann über Angeſtelltenfragen

Im Rahmen einer Tagung des Angeſtell-
tenausſchuſſes der Deutſchen Volkspartet
hielt der Parteivorſitzende Reichsaußen-
miniſter Dr. Streſemann eine Rede,
worin er bedauerte, daß gegenwärtig die
Entwicklung zum Spezialiſtentum im Par-
lament ſich ſo ausbreite. Auch der Wirt-
ſchaftler, und zwar der Gewerkſchaftsver-
treter ſowohl wie der Syndikus werde um
ſo mehr wirken können, wenn er verſtehe,
das Allgemeine zu überſehen. Lebhaft be-
dauere er daß die Zahl der Lohn- und Ge-
haltsempfänger heute bereits 70 Prozent
unſeres ganzen Volkes ausmache.

Wenn ein Land, das wie das unſere, ne-
ben den größten außenpolitiſchen Schwierig-
keiten auch noch wirtſchaftliche und finan-
zielle hat. ſchließlich ſogar durch Differenzen
im Innern zwiſchen der ſehr klein geworde-
nen Schicht der Arbeitgeber und der großen
Schicht der Angeſtellten und Arbeiter in
ſeiner Entwicklung gehindert werden kann,
[Spaltenumbruch] dann ſei es die größte Aufgabe der Staats-
kunſt und der Partei, einen Ausgleich im
Intereſſe des ſozialen Friedens und der
nationalen Aufwärtsentwicklung herbeizu-
führen. Deshalb müſſe man in den beſtehen-
den Gremien beiden Teilen Gelegenheit
geben, dieſen Ausgleich zu finden. Er be-
dauere, daß ſich die volksparteiliche Frak-
tion nicht ſtärker ſtützen könne auf eine grö-
ßere Mitarbeit von Arbeitnehmervertretern.

Er empfehle allen jungen Kräften und
Ständen die Ellenbogen zu gebrauchen. um
ſich durchzuſetzen und erklärte, die Partei-
leitung müſſe in verſtärktem Maße die Mög-
lichkeit erhalten auf der Reichsliſte die er-
wünſchten Perſönlichkeiten ins Parlament
zu bringen. Auch mit Rückſicht auf ſeine
innerpolitiſche Einſtellung könne er nicht mit
anſehen, daß die Deutſche Volkspartei, wenn
auch abſolut fälſchlich, ſo hingeſtellt werde,
als hafte ihr antiſoziales Gepräge an. Die
Ausführungen des Miniſters fanden ſtür-
miſchen Beifall.



Der schweizerische Bundesrat:
Gegen Werbungen zur Fremdenlegion

Die Deutſchen ſtellen immer noch das Hauptkontingent

[Spaltenumbruch]

Ein Rundſchreiben der Erziehungsdirektion
des Kantons Bern betreffend Anwerbung
für die franzöſiſche Fremdenlegion in der
Schweiz gab Veranlaſſung zu einem Schrift-
wechſel zwiſchen dem Bundesrat und der
franzöſiſchen Botſchaft. In ſeiner Antwort
wies der Bundesrat auf die
tatſächlichen Mißbränche
bei den Anwerbungen hin und bemerkte,
man würde es in der Schweiz als einen
Beweis freundſchaftlicher Geſinnung wür-
digen, wenn die franzöſiſche Regierung auf
die Anwerbung von Schweizern für die
Fremdenlegion überhaupt verzichten wollte.

Paris, 15. Januar.

In der Angelegenheit der Werbung von
ſchweizeriſchen Staatsangehörigen für die
franzöſiſche Fremdenlegien hatte ein Mit-
arbeiter des Pariſer „Soir“ eine Unter-
redung mit einem Oberſt, der mit der Re-
krutierung für die Fremdenlegion beauf-
[Spaltenumbruch] tragt iſt. Der Oberſt erklärte, die franzöſiſche
Regierung habe auf Vorftellung der engli-
ſchen Regierung beſtimmt, daß von nun ab,
engliſche Anwärter nur dann angenommen
werden, wenn der Bewerber ſich bei einem
auf franzöſiſchem Boden befindlichen Re-
krutierungsbüro ſtellt. Ohne Zweifel werde
man die gleiche Haltung auch gegenüber der
Schweiz einnehmen.

Der Oberſt erklärte, in den letzten Jahren
ſeien die Anwerbungen für die Fremden-
legion groß geweſen. Viele Bewerber
ſeien Tſchechoſlowaken, die nach Frankreich
gekommen ſeien, um zu arbeiten, und die
nach Ablauf ihrer Arbeitskontrakte ſich an-
werben ließen.

Die zahlreichſten Bewerber ſtellten aber
immer noch die Deutſchen.

Der Berichterſtatter des Blattes erklärt,
daß vor dem Gebäude [des] Anwerbungs-
büros etwa 50 Bewerber auf die ärzt-
liche Unterſuchung gewartet hätten.



WAS HEUTE INTERESSIERT
[Spaltenumbruch]
Die Sportſtudenten arbeiten wieder.

Die geſtrige Vollverſammlung der Studenten
der deutſchen Hochſchule für Leibesübungen be-
ſchloß, ab 15. Januar die Arbeit wieder aufzuneh-
men. In einer Erklärung wird die Hoffnung aus-
geſprochen, daß es dem neubeſtätigten Ausſchuß
gelingen möge, die Verſtaatlichung zu verwirkli-
chen, damit den Studenten genügende Berufs-
möglichkeiten gegeben werden. Der Antrag wurde
bei vier Stimmenthaltungen angenommen. Die
Verſammlung war von über 200 Studenten be-
ſacht.

*

Erſtauſführung der „Dreigroſchenoper“ in Augs-
burg.

Unter Mitwirkung Berliner und Wiener Gäſte
erlebte geſtern in. hieſigen Stadtheater die „Drei-
groſchenoper“ des Augsburger Autors Bert Brecht
(Muſik von Richard Weil) ihre ſüddeutſche Erſt-
aufführung. Das ausverlaufte Haus folgte den
ungewohnten Bühnenvorgängen mit ſichtlichem
Intereſſe. Am Schluß der Vorſtellung war der
Beifall ſehr lebhaft, in den ſich aber auch ver-
nehmliches Ziſchen mengte.

*

Ozeauſlieger Köhl beim Skilauf verunglückt.

Der deutſche Ozeauſlieger Köhl hat ſich beim
Skilauf in der Umgebung von Aroſa erheblich
verletzt. Er ſtürzte ſo unglücklich, daß ihm die
Spiht eines Skis ins Auge drang, Köhl hat ſich
zur Behandlung nach Chur begeben.

*

Erkrankung des Marſchalls Foch.

Marſchall Foch iſt ſeit zwei Tagen nicht unbe-
denklich erkrankt. Nach dem von ſieben Aerzten
unterzeichneten Krankheitsbericht, der die Agen-
tur Havas geſtern abend veröffentlicht, handelt
es ſich um eine Herzkr[i]ſis[,] die vollkommene Ruhe
erleidert. Im Laufe des geſtrigen Abends konnte
eine leichte Beſſerung feſtgeſtellt werden

*

Das Verfahren gegen Oberſtlentnant Dueſterberg
abgelehnt.

Das Amtsgericht Prenzlau hat, den Blättern
zufolge, die Eröffnung des Hauptperführens in
der Strafſache gegen den Stahlheimführer Oberſt-
leutnant a. D. Dueſterberg in Halle wogen
Vergehens gegen das Geſetz zum Schutze der Re-
publik auf Koſten der Staatskaſſe abgelehnt.



[irrelevantes Material] [Spaltenumbruch]
Der Schaufenſterräuber mit der Schreckſchußpiſtole

Ein ſreches Räuberſtückchen lieferte der woh-
nungsloſe Ukrainer Kugler in Eſſen. In der zur
Zeit des Inventurausverkaufs außerordentlich be-
lebten Limbeckerſtraße ſchlug er gegen ½7 Uhr
abends die Schaufenſterſchelbe des Juwelierge-
ſchäftes Brendgen ein, um Goldwaren zu ſtehlen.
Der Diebſtahl wurde bemerkt und der Täter er-
griff die Flucht. Dabei ſchoß er fünfmal auf ſeine
Berfolger. Ein Wachtmeiſter ſtellte ſich dem
Ukrainer mit gezogener Piſtole in den Weg, nach-
dem er bemerkte, daß er nur eine Schreckſchuß-
piſtole benutze. Der Ukrainer wurde feſtgenom-
men.

*

Severing reiſt ins Ruhrgebiet.

Wie das „Berliner Tageblatt“ hört, wird ſich
Reichsinnenminiſter Severing in dieſen Tagen in
das Ruhrgebiet begeben, da über die Auslegung
des von dem Miniſter gefällten Schiedsſpruches
Meinungsverſchiedenheiten entſtanden ſind, die
der Miniſter an Ort und Stelle beitulegen ver-
ſuchen wird Am Freilag nimmt Reichsinnen-
miniſter Severing an der Leſſingfeier in Braun-
ſchweig teil.



200 Millionen Mark
Reichsgarantien

Wie der „Demokratiſche Zeitungsdienſt“
mitteilt, wird im Haushaltsplan für 1929
die Reichsregierung rund 200 Millionen
Mark für Reichsgarantien en[sor][verlorenes Material – Zeichen fehlt] u. Da-
von ſollen 175 Millionen Mark zur Förde-
rung des Exporthandels und 22 Millionen
Mark der Förderung des Abſatzes von Vieh
und Fleiſch dienen. Die bereits erteilten
Ermächtigungen über Garantien ſollen be-
ſtehen bleiben.



[irrelevantes Material]
[Spaltenumbruch]
Er wollte ein moderner König sein
Aman Allah hat abgedankt

Sein älterer Bruder kommt auf den Thron * Die Kämpfe im Land

[Spaltenumbruch]

An der
Greuze ſind Gerüchle verbreitet, die ſich mit
Hartnäckigkeit behaupten, wonach Aman Ullah zu-
gunſten ſeines älteren Beuders, des Prinzen
Inayat Ullah, abgedankt habe und ſich im Flug-
zeug von Kabul nach Landahar unterwegs
befinde.

Wie Reuter erfährt, wird an zuſtändiger
Stelle in London beftäligt, daß der König von
Afghaniſtan, Aman Ullah, abgedankt hat.

[Spaltenumbruch]

Es iſt immer noch
ſchwer, zuverläſſige Nachrichten aus Afghaniſtan
zu erhalten. Die Einzelgefechte zwiſchen den
königlichen Truppen und den Aufſtändiſchen
ſcheinen in Kohiſtan anzudauern. Da die Streit-
kräfte Aman Ullahs gut ausgerüftete Verſtär-
kungen erhalten und die Aushebung von Mann-
ſchaften unter den Hazaras nachdrücklich betrieben
wird, ſo glaubt man, daß es bald zu einem ent-
ſcheidenden Kampf kommen wird.



Cavour und Muſſolini
Bergleichende Gedanken zwiſchen dem Gründer des Königreichs Italien
und dem Duce
[Spaltenumbruch]

sz. Camillo Cavour, der große Ban-
meiſter des einigen und geeinten Italien, „der
italieniſche Bismarck“, wurde einmal mitten in
dem ideeklen-politiſchen Kampf um die Vorberei-
tung des ſtaatlichen Zuſammenſchluſſes Italiens
in der Turiner Abgeordnetenkammer aufgefor-
dert, das parlamentariſche Syſtem preiszugeben
und das abſolute Regime einzuführen, unter dem
er ſein Werk um ſo vieles leichter werde durch-
führen können. Mit Entſchiedenheit und Heftig-
keit erwiderte Cavour ſofort: „Sie vergeſſen, daß
ich unter einem abſoluten Regime keine Luſt ge-
habt hätte, Miniſter zu ſein und es im übrigen
gar nicht hätte werden können. Was ich heute
bin, verdanke ich nur der Möglichkeit, verfaſ-
ſungsmäßiger Miniſter zu ſein ….

Die parlamenlariſche Regierungsform hat ihre
Unbequemlichkeiten wie alle anderen Regie-
rungsformen: ſie iſt trotzdem die beſte.

Es-kann geſchehen, daß eine Oppoſition mich un-
geduldig macht, ſo daß ich ſie fehr lebhaft zurück-
weiſe; wenn ich mir aber die Sache überlege,
muß ich mich glücklich ſchätzen, daß ich gegen ſie
zu kämpfen habe, weil ſie mich zwingt, meine
Gedanken beſſer auszudrücken, meine Bemühun-
gen um das Verſtändnis der öffentlichen Mei-
nung zu verdoppeln. Ein abſolutiſtiſcher Miniſter
muß überzeugen, um Gehorſam zu finden. Nun,
ich will überzeugen, daß ich recht habe. Glauben
Sie mir: die ſchlechteſte ‚Chambre‘ iſt immer
noch der beſten ‚Antichambre‘ vorzuziehen.“

Dieſe Worte,
vor ſiebzig Jahren
von dem Gründer des Königreiches Italien, im
Angeſicht ſcheinbar unüberwindlicher innerer und
äußerer Hinderniſſe geſprochen, ſie wären es
wert, auch dem heutigen Diktator Muſſolini An-
regung zu einigem Nachdenken zu geben. Denn
wenn auch Cavour nicht ſo großſpurig wie ſein
heutiger Rachfolger auf der Bühne Europas auf-
getreten iſt, ſo hat er doch Weltgeſchichte gemacht.
Bei Muſſolini wird ſich das erſt noch zu erweiſen
haben. Der Mann, der Italien geſchaffen
hat, würde jedenfalls die Methoden, mit denen
ſein Werk heute ein Muſſolini regiert, auf das
ſchärfſte bekämpfen. Und daß er ein großer
Italiener war, werden gewiß auch die Epigonen
von heute nicht leugnen.

Cavour hatte perſönlich ein unendlich tragiſches
Geſchick.

[Spaltenumbruch]

Der Schöpfer Italiens hat niemals in ſeinem
Leben Rom und Reapel, ein einziges Mal
nur Florenz geſehen.

Er ſtarb 1861, gerade 50 Jahre alt, an einer
Lungenentzündung, faſt zehn Jahre, bevor mit
der Beſetzung Roms die Krone auf ſein Gebäude
geſetzt wurde.

Das Fortſchöpferiſche des Genies,
das iſt es, was Cavour unter die Großen der
Weltgeſchichte eingereiht hat. Auch hier wäre
die Frage zu ſtellen, ob ſpätere Generationen
ein gleiches werden von Muſſolini berichten kön-
nen oder ob es auch da einmal heißen wird:
„Auf den Diktator folgten die Diadochen …“

Das Verdienſt, Cavour in einer außerordent-
lich anziehenden, lebensvollen Biographie der
Gegenwart nahezubringen, gebührt Maurice
Paleologue,
dem berühmten franzöſiſchen
Diplomaten und Hiſtoriker, der ſchon durch ſeine
Berichte vom „Zarenhof im Weltkrieg“ einen
bedeutſamen Beitrag zur Kenntnis und zum
Verftändnis des Zuſammenbruches des ruſſiſchen
Reiches geliefert hat. Es hat übrigens einen
pikanten Reiz, daß gerade Paleologue, deſſen
ausgeſprochene Fähigkeit, ſich in die Pſyche ande-
rer Nationen und Perſönlichkeiten einzufühlen,
eine Grenze an allem, was deutſch heißt, findet,
daß gerade er uns und dem heutigen Italien
als eines der letzten, aber gewichtigſten Worte
Cavours ins Gedächtnis ruft:

„Die Unabhängigkeit Italiens und die Un-
abhängigkeit Deutſchlands ſetzen einander
implicite voraus,

denn ſie ſind die beiden Eckſteine des neuen
europäiſchen Gebäudes.“

Man ſieht: Cavour hatte volles Verſtändnis,
auch ein volles Herz für den unabhängi-
gen
deutſchen Nationalſtaat, trotzdem er ihn
ſelbſt nicht mehr erlebt, nur vorausgeahnt hat.
Mächte wenigſtens Muſſolini dieſes Vermächtnis
ſeines großen Vorgängers erfaſſen und damit
zugleich die „Vorausſetzungen“ (wie Ca-
vour wörtlich ſagt) der Unabhängigkeit beider
Länder,
die auch die natürlichen Voraus-
ſetzungen ihres Zuſammengehens und Zufam-
menwirkens ſind. Uebrigens — es dürften ſich
deffen, was der Italiener der Nachwelt zu-
gerufen hat, auch einige Deutſche erinnern,
deren Begeiſterung für den Duce allzu vorbehalt
los iſt …..

[Spaltenumbruch]

Schwerer Landfriedensbruch
und Körperverletzung
Acht Mitglieder des Bereins
„Immertreu“ unter Anklage geſtellt

In dem Strafverfahren anläßlich der
Straßenſchlacht am Schleſiſchen Bahnhof
wird die Anklage heute der zuſtändigen
Strafkammer des Landgerichtes Berlin zur
Eröffnung des Hauptverfahrens übermittelt
werden. Die Anklage, die nur ſechs Seiten
umfaßt, lautet auf ſchweren Landfeiedens-
bruch und Körperverletzung und richtet ſich
gegen acht Mitglieder des Bereins „Immer-
kreu.“

Die Beſchleunigung des Strafverfahrens
iſt von der Staatsanwaltſchaft mit Rückſicht
auf die als Zeugen notwendigen Hamburger
Zimmerleute betrieben worden, weil dieſe
Berlin bald verlaſſen wollen.



Rumäniſche Anleihe
in Deutſchland
550 000 Pfund Sterling

Die Regierung hat bei der Dresdner
Bank
und der Firma Kampffmeyer
eine Anleihe in Höhe von 550 000 Pfund
Sterling abgeſchloſſen, die dazu beſtimmt iſt,
den infolge der ſchlechten Getreideernte not-
leidenden Gebieten Unterſtützung zu gewäh-
[Spaltenumbruch] ren. Die Blätter bemerken, dies ſei nach der
Wiederaufnahme der ſinanziellen Beziehun-
gen die erſte wichtige Finanzoperation mit
Deutſchland.

Vortrag
des Danziger hochſchulrektors
Danzig und die deutſche Kultur

Danzig liegt von München ungefähr gerade
ſo weit entfernt, wie Rom. Von 100 Münch-
nern werden zwar 99 nach Rom fahren, aber nur
einer nach Danzig kommen. So war’s wenigſtens
bisher. Daß das anders werden möge, daß mög-
lichſt alle, die reiſen und die Schönheiten frem-
der Städte und Landſchaften ſehen wollen, auch
das alte, ſchäne Danzig beſuchen ſollen, daß iſt
mit ein Zweck der kürzlich eröffneten Danzig-Aus-
ſtellung, es iſt ebenſo auch der Zweck der von der
Deutſchen Akademie und vom Deutſchen Ausland
Inſtitut veranſtalteten Vorträge führender Danzi-
ger Perſönlichkeiten.

Jahrhunderte alt iſt die ſegensreiche Arbeit
deutſcher Kultur, die Danzig zu dem machte, was
es jetzt iſt Die Entwäſſerung des Danziger Ge-
bietes, die Umwandlung des urſprünglichen Mo-
raſtes im Weichſel-Delta in außerordentlich frucht-
bares Land, die Entſtehung Danzigs ſelbſt einer
ſo bedeutenden Stadt an dieſer Stelle im ſtän-
digen, aber zähe geführten Kampf gegen Slawen-
Anſtürme, gegen die vielen, im Laufe der wechſel-
vollen Geſchichte Danzigs geführten Belagerungen
— das alles ſind typiſch deutſche Kulturtaten. Pro-
ſeſſor Dr. Stremme, der Rektor der techniſchen
Hochſchuſe Danzig ſprach im großen Hörſaal der
Univerſität über all dieſe Dinge und über die
Schönheiten Danzigs, die er auch im Lichtbild vor-
führte: die alten bäuerlichen Landgebiete mit
ihren typiſch oftgermaniſchen Vorlauben, die Land-
ſchaft mit ihrem Ackerbau, ihrer Biehwirtſchaft
und ihrem erfalgreichen Kampf mit dem Waſſer
das Oſtſeebad Zoppot und die Stadt Danzig ſelbſt
mit ihren prächtigen, ſtolzen Bauten, ihren be-
rühmten Kirchen, mittelalterlichen Straßenzügen
und ſchönen Patrizierhäuſern.

Wer das alte Danzig beſucht. der wird, wie der
Vortragende ſagt, wahrſcheinlich ebenſo befriedigt
zurückkehren, als wenn er Rom beſucht hätte; und
er hat dazu noch das Bewußtſein, eine nationale
Pflicht erfüllt zu haben. Denn jeder einzelne, der
nach Danzig kommt, ſtärkt es im Kampf um ihr
Deutſchtum, das von der umklammernden Fauſt
Polens bedroht iſt.

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[Seite 2[2]/0002] „AZ am Abend“ Nr. 12 Dienstag. den 15. Januar Streſemann über Angeſtelltenfragen Berlin, 15. Januar. Im Rahmen einer Tagung des Angeſtell- tenausſchuſſes der Deutſchen Volkspartet hielt der Parteivorſitzende Reichsaußen- miniſter Dr. Streſemann eine Rede, worin er bedauerte, daß gegenwärtig die Entwicklung zum Spezialiſtentum im Par- lament ſich ſo ausbreite. Auch der Wirt- ſchaftler, und zwar der Gewerkſchaftsver- treter ſowohl wie der Syndikus werde um ſo mehr wirken können, wenn er verſtehe, das Allgemeine zu überſehen. Lebhaft be- dauere er daß die Zahl der Lohn- und Ge- haltsempfänger heute bereits 70 Prozent unſeres ganzen Volkes ausmache. Wenn ein Land, das wie das unſere, ne- ben den größten außenpolitiſchen Schwierig- keiten auch noch wirtſchaftliche und finan- zielle hat. ſchließlich ſogar durch Differenzen im Innern zwiſchen der ſehr klein geworde- nen Schicht der Arbeitgeber und der großen Schicht der Angeſtellten und Arbeiter in ſeiner Entwicklung gehindert werden kann, dann ſei es die größte Aufgabe der Staats- kunſt und der Partei, einen Ausgleich im Intereſſe des ſozialen Friedens und der nationalen Aufwärtsentwicklung herbeizu- führen. Deshalb müſſe man in den beſtehen- den Gremien beiden Teilen Gelegenheit geben, dieſen Ausgleich zu finden. Er be- dauere, daß ſich die volksparteiliche Frak- tion nicht ſtärker ſtützen könne auf eine grö- ßere Mitarbeit von Arbeitnehmervertretern. Er empfehle allen jungen Kräften und Ständen die Ellenbogen zu gebrauchen. um ſich durchzuſetzen und erklärte, die Partei- leitung müſſe in verſtärktem Maße die Mög- lichkeit erhalten auf der Reichsliſte die er- wünſchten Perſönlichkeiten ins Parlament zu bringen. Auch mit Rückſicht auf ſeine innerpolitiſche Einſtellung könne er nicht mit anſehen, daß die Deutſche Volkspartei, wenn auch abſolut fälſchlich, ſo hingeſtellt werde, als hafte ihr antiſoziales Gepräge an. Die Ausführungen des Miniſters fanden ſtür- miſchen Beifall. Der schweizerische Bundesrat: Gegen Werbungen zur Fremdenlegion Die Deutſchen ſtellen immer noch das Hauptkontingent Bern, 15. Januar. Ein Rundſchreiben der Erziehungsdirektion des Kantons Bern betreffend Anwerbung für die franzöſiſche Fremdenlegion in der Schweiz gab Veranlaſſung zu einem Schrift- wechſel zwiſchen dem Bundesrat und der franzöſiſchen Botſchaft. In ſeiner Antwort wies der Bundesrat auf die tatſächlichen Mißbränche bei den Anwerbungen hin und bemerkte, man würde es in der Schweiz als einen Beweis freundſchaftlicher Geſinnung wür- digen, wenn die franzöſiſche Regierung auf die Anwerbung von Schweizern für die Fremdenlegion überhaupt verzichten wollte. Paris, 15. Januar. In der Angelegenheit der Werbung von ſchweizeriſchen Staatsangehörigen für die franzöſiſche Fremdenlegien hatte ein Mit- arbeiter des Pariſer „Soir“ eine Unter- redung mit einem Oberſt, der mit der Re- krutierung für die Fremdenlegion beauf- tragt iſt. Der Oberſt erklärte, die franzöſiſche Regierung habe auf Vorftellung der engli- ſchen Regierung beſtimmt, daß von nun ab, engliſche Anwärter nur dann angenommen werden, wenn der Bewerber ſich bei einem auf franzöſiſchem Boden befindlichen Re- krutierungsbüro ſtellt. Ohne Zweifel werde man die gleiche Haltung auch gegenüber der Schweiz einnehmen. Der Oberſt erklärte, in den letzten Jahren ſeien die Anwerbungen für die Fremden- legion groß geweſen. Viele Bewerber ſeien Tſchechoſlowaken, die nach Frankreich gekommen ſeien, um zu arbeiten, und die nach Ablauf ihrer Arbeitskontrakte ſich an- werben ließen. Die zahlreichſten Bewerber ſtellten aber immer noch die Deutſchen. Der Berichterſtatter des Blattes erklärt, daß vor dem Gebäude des Anwerbungs- büros etwa 50 Bewerber auf die ärzt- liche Unterſuchung gewartet hätten. WAS HEUTE INTERESSIERT Die Sportſtudenten arbeiten wieder. Die geſtrige Vollverſammlung der Studenten der deutſchen Hochſchule für Leibesübungen be- ſchloß, ab 15. Januar die Arbeit wieder aufzuneh- men. In einer Erklärung wird die Hoffnung aus- geſprochen, daß es dem neubeſtätigten Ausſchuß gelingen möge, die Verſtaatlichung zu verwirkli- chen, damit den Studenten genügende Berufs- möglichkeiten gegeben werden. Der Antrag wurde bei vier Stimmenthaltungen angenommen. Die Verſammlung war von über 200 Studenten be- ſacht. * Erſtauſführung der „Dreigroſchenoper“ in Augs- burg. Unter Mitwirkung Berliner und Wiener Gäſte erlebte geſtern in. hieſigen Stadtheater die „Drei- groſchenoper“ des Augsburger Autors Bert Brecht (Muſik von Richard Weil) ihre ſüddeutſche Erſt- aufführung. Das ausverlaufte Haus folgte den ungewohnten Bühnenvorgängen mit ſichtlichem Intereſſe. Am Schluß der Vorſtellung war der Beifall ſehr lebhaft, in den ſich aber auch ver- nehmliches Ziſchen mengte. * Ozeauſlieger Köhl beim Skilauf verunglückt. Der deutſche Ozeauſlieger Köhl hat ſich beim Skilauf in der Umgebung von Aroſa erheblich verletzt. Er ſtürzte ſo unglücklich, daß ihm die Spiht eines Skis ins Auge drang, Köhl hat ſich zur Behandlung nach Chur begeben. * Erkrankung des Marſchalls Foch. Marſchall Foch iſt ſeit zwei Tagen nicht unbe- denklich erkrankt. Nach dem von ſieben Aerzten unterzeichneten Krankheitsbericht, der die Agen- tur Havas geſtern abend veröffentlicht, handelt es ſich um eine Herzkriſis, die vollkommene Ruhe erleidert. Im Laufe des geſtrigen Abends konnte eine leichte Beſſerung feſtgeſtellt werden * Das Verfahren gegen Oberſtlentnant Dueſterberg abgelehnt. Das Amtsgericht Prenzlau hat, den Blättern zufolge, die Eröffnung des Hauptperführens in der Strafſache gegen den Stahlheimführer Oberſt- leutnant a. D. Dueſterberg in Halle wogen Vergehens gegen das Geſetz zum Schutze der Re- publik auf Koſten der Staatskaſſe abgelehnt. _ Der Schaufenſterräuber mit der Schreckſchußpiſtole Ein ſreches Räuberſtückchen lieferte der woh- nungsloſe Ukrainer Kugler in Eſſen. In der zur Zeit des Inventurausverkaufs außerordentlich be- lebten Limbeckerſtraße ſchlug er gegen ½7 Uhr abends die Schaufenſterſchelbe des Juwelierge- ſchäftes Brendgen ein, um Goldwaren zu ſtehlen. Der Diebſtahl wurde bemerkt und der Täter er- griff die Flucht. Dabei ſchoß er fünfmal auf ſeine Berfolger. Ein Wachtmeiſter ſtellte ſich dem Ukrainer mit gezogener Piſtole in den Weg, nach- dem er bemerkte, daß er nur eine Schreckſchuß- piſtole benutze. Der Ukrainer wurde feſtgenom- men. * Severing reiſt ins Ruhrgebiet. Wie das „Berliner Tageblatt“ hört, wird ſich Reichsinnenminiſter Severing in dieſen Tagen in das Ruhrgebiet begeben, da über die Auslegung des von dem Miniſter gefällten Schiedsſpruches Meinungsverſchiedenheiten entſtanden ſind, die der Miniſter an Ort und Stelle beitulegen ver- ſuchen wird Am Freilag nimmt Reichsinnen- miniſter Severing an der Leſſingfeier in Braun- ſchweig teil. 200 Millionen Mark Reichsgarantien Berlin, 15. Januar. Wie der „Demokratiſche Zeitungsdienſt“ mitteilt, wird im Haushaltsplan für 1929 die Reichsregierung rund 200 Millionen Mark für Reichsgarantien ensor_ u. Da- von ſollen 175 Millionen Mark zur Förde- rung des Exporthandels und 22 Millionen Mark der Förderung des Abſatzes von Vieh und Fleiſch dienen. Die bereits erteilten Ermächtigungen über Garantien ſollen be- ſtehen bleiben. _ Er wollte ein moderner König sein Aman Allah hat abgedankt Sein älterer Bruder kommt auf den Thron * Die Kämpfe im Land Peſchawar, 15. Jan. (Reuter.)An der Greuze ſind Gerüchle verbreitet, die ſich mit Hartnäckigkeit behaupten, wonach Aman Ullah zu- gunſten ſeines älteren Beuders, des Prinzen Inayat Ullah, abgedankt habe und ſich im Flug- zeug von Kabul nach Landahar unterwegs befinde. Wie Reuter erfährt, wird an zuſtändiger Stelle in London beftäligt, daß der König von Afghaniſtan, Aman Ullah, abgedankt hat. Peſchawar, 15. Jan.Es iſt immer noch ſchwer, zuverläſſige Nachrichten aus Afghaniſtan zu erhalten. Die Einzelgefechte zwiſchen den königlichen Truppen und den Aufſtändiſchen ſcheinen in Kohiſtan anzudauern. Da die Streit- kräfte Aman Ullahs gut ausgerüftete Verſtär- kungen erhalten und die Aushebung von Mann- ſchaften unter den Hazaras nachdrücklich betrieben wird, ſo glaubt man, daß es bald zu einem ent- ſcheidenden Kampf kommen wird. Cavour und Muſſolini Bergleichende Gedanken zwiſchen dem Gründer des Königreichs Italien und dem Duce sz. Camillo Cavour, der große Ban- meiſter des einigen und geeinten Italien, „der italieniſche Bismarck“, wurde einmal mitten in dem ideeklen-politiſchen Kampf um die Vorberei- tung des ſtaatlichen Zuſammenſchluſſes Italiens in der Turiner Abgeordnetenkammer aufgefor- dert, das parlamentariſche Syſtem preiszugeben und das abſolute Regime einzuführen, unter dem er ſein Werk um ſo vieles leichter werde durch- führen können. Mit Entſchiedenheit und Heftig- keit erwiderte Cavour ſofort: „Sie vergeſſen, daß ich unter einem abſoluten Regime keine Luſt ge- habt hätte, Miniſter zu ſein und es im übrigen gar nicht hätte werden können. Was ich heute bin, verdanke ich nur der Möglichkeit, verfaſ- ſungsmäßiger Miniſter zu ſein …. Die parlamenlariſche Regierungsform hat ihre Unbequemlichkeiten wie alle anderen Regie- rungsformen: ſie iſt trotzdem die beſte. Es-kann geſchehen, daß eine Oppoſition mich un- geduldig macht, ſo daß ich ſie fehr lebhaft zurück- weiſe; wenn ich mir aber die Sache überlege, muß ich mich glücklich ſchätzen, daß ich gegen ſie zu kämpfen habe, weil ſie mich zwingt, meine Gedanken beſſer auszudrücken, meine Bemühun- gen um das Verſtändnis der öffentlichen Mei- nung zu verdoppeln. Ein abſolutiſtiſcher Miniſter muß überzeugen, um Gehorſam zu finden. Nun, ich will überzeugen, daß ich recht habe. Glauben Sie mir: die ſchlechteſte ‚Chambre‘ iſt immer noch der beſten ‚Antichambre‘ vorzuziehen.“ Dieſe Worte, vor ſiebzig Jahren von dem Gründer des Königreiches Italien, im Angeſicht ſcheinbar unüberwindlicher innerer und äußerer Hinderniſſe geſprochen, ſie wären es wert, auch dem heutigen Diktator Muſſolini An- regung zu einigem Nachdenken zu geben. Denn wenn auch Cavour nicht ſo großſpurig wie ſein heutiger Rachfolger auf der Bühne Europas auf- getreten iſt, ſo hat er doch Weltgeſchichte gemacht. Bei Muſſolini wird ſich das erſt noch zu erweiſen haben. Der Mann, der Italien geſchaffen hat, würde jedenfalls die Methoden, mit denen ſein Werk heute ein Muſſolini regiert, auf das ſchärfſte bekämpfen. Und daß er ein großer Italiener war, werden gewiß auch die Epigonen von heute nicht leugnen. Cavour hatte perſönlich ein unendlich tragiſches Geſchick. Der Schöpfer Italiens hat niemals in ſeinem Leben Rom und Reapel, ein einziges Mal nur Florenz geſehen. Er ſtarb 1861, gerade 50 Jahre alt, an einer Lungenentzündung, faſt zehn Jahre, bevor mit der Beſetzung Roms die Krone auf ſein Gebäude geſetzt wurde. Das Fortſchöpferiſche des Genies, das iſt es, was Cavour unter die Großen der Weltgeſchichte eingereiht hat. Auch hier wäre die Frage zu ſtellen, ob ſpätere Generationen ein gleiches werden von Muſſolini berichten kön- nen oder ob es auch da einmal heißen wird: „Auf den Diktator folgten die Diadochen …“ Das Verdienſt, Cavour in einer außerordent- lich anziehenden, lebensvollen Biographie der Gegenwart nahezubringen, gebührt Maurice Paleologue, dem berühmten franzöſiſchen Diplomaten und Hiſtoriker, der ſchon durch ſeine Berichte vom „Zarenhof im Weltkrieg“ einen bedeutſamen Beitrag zur Kenntnis und zum Verftändnis des Zuſammenbruches des ruſſiſchen Reiches geliefert hat. Es hat übrigens einen pikanten Reiz, daß gerade Paleologue, deſſen ausgeſprochene Fähigkeit, ſich in die Pſyche ande- rer Nationen und Perſönlichkeiten einzufühlen, eine Grenze an allem, was deutſch heißt, findet, daß gerade er uns und dem heutigen Italien als eines der letzten, aber gewichtigſten Worte Cavours ins Gedächtnis ruft: „Die Unabhängigkeit Italiens und die Un- abhängigkeit Deutſchlands ſetzen einander implicite voraus, denn ſie ſind die beiden Eckſteine des neuen europäiſchen Gebäudes.“ Man ſieht: Cavour hatte volles Verſtändnis, auch ein volles Herz für den unabhängi- gen deutſchen Nationalſtaat, trotzdem er ihn ſelbſt nicht mehr erlebt, nur vorausgeahnt hat. Mächte wenigſtens Muſſolini dieſes Vermächtnis ſeines großen Vorgängers erfaſſen und damit zugleich die „Vorausſetzungen“ (wie Ca- vour wörtlich ſagt) der Unabhängigkeit beider Länder, die auch die natürlichen Voraus- ſetzungen ihres Zuſammengehens und Zufam- menwirkens ſind. Uebrigens — es dürften ſich deffen, was der Italiener der Nachwelt zu- gerufen hat, auch einige Deutſche erinnern, deren Begeiſterung für den Duce allzu vorbehalt los iſt ….. Schwerer Landfriedensbruch und Körperverletzung Acht Mitglieder des Bereins „Immertreu“ unter Anklage geſtellt Berlin, 15. Januar. In dem Strafverfahren anläßlich der Straßenſchlacht am Schleſiſchen Bahnhof wird die Anklage heute der zuſtändigen Strafkammer des Landgerichtes Berlin zur Eröffnung des Hauptverfahrens übermittelt werden. Die Anklage, die nur ſechs Seiten umfaßt, lautet auf ſchweren Landfeiedens- bruch und Körperverletzung und richtet ſich gegen acht Mitglieder des Bereins „Immer- kreu.“ Die Beſchleunigung des Strafverfahrens iſt von der Staatsanwaltſchaft mit Rückſicht auf die als Zeugen notwendigen Hamburger Zimmerleute betrieben worden, weil dieſe Berlin bald verlaſſen wollen. Rumäniſche Anleihe in Deutſchland 550 000 Pfund Sterling Bukareſt, 15. Januar. Die Regierung hat bei der Dresdner Bank und der Firma Kampffmeyer eine Anleihe in Höhe von 550 000 Pfund Sterling abgeſchloſſen, die dazu beſtimmt iſt, den infolge der ſchlechten Getreideernte not- leidenden Gebieten Unterſtützung zu gewäh- ren. Die Blätter bemerken, dies ſei nach der Wiederaufnahme der ſinanziellen Beziehun- gen die erſte wichtige Finanzoperation mit Deutſchland. Vortrag des Danziger hochſchulrektors Danzig und die deutſche Kultur Danzig liegt von München ungefähr gerade ſo weit entfernt, wie Rom. Von 100 Münch- nern werden zwar 99 nach Rom fahren, aber nur einer nach Danzig kommen. So war’s wenigſtens bisher. Daß das anders werden möge, daß mög- lichſt alle, die reiſen und die Schönheiten frem- der Städte und Landſchaften ſehen wollen, auch das alte, ſchäne Danzig beſuchen ſollen, daß iſt mit ein Zweck der kürzlich eröffneten Danzig-Aus- ſtellung, es iſt ebenſo auch der Zweck der von der Deutſchen Akademie und vom Deutſchen Ausland Inſtitut veranſtalteten Vorträge führender Danzi- ger Perſönlichkeiten. Jahrhunderte alt iſt die ſegensreiche Arbeit deutſcher Kultur, die Danzig zu dem machte, was es jetzt iſt Die Entwäſſerung des Danziger Ge- bietes, die Umwandlung des urſprünglichen Mo- raſtes im Weichſel-Delta in außerordentlich frucht- bares Land, die Entſtehung Danzigs ſelbſt einer ſo bedeutenden Stadt an dieſer Stelle im ſtän- digen, aber zähe geführten Kampf gegen Slawen- Anſtürme, gegen die vielen, im Laufe der wechſel- vollen Geſchichte Danzigs geführten Belagerungen — das alles ſind typiſch deutſche Kulturtaten. Pro- ſeſſor Dr. Stremme, der Rektor der techniſchen Hochſchuſe Danzig ſprach im großen Hörſaal der Univerſität über all dieſe Dinge und über die Schönheiten Danzigs, die er auch im Lichtbild vor- führte: die alten bäuerlichen Landgebiete mit ihren typiſch oftgermaniſchen Vorlauben, die Land- ſchaft mit ihrem Ackerbau, ihrer Biehwirtſchaft und ihrem erfalgreichen Kampf mit dem Waſſer das Oſtſeebad Zoppot und die Stadt Danzig ſelbſt mit ihren prächtigen, ſtolzen Bauten, ihren be- rühmten Kirchen, mittelalterlichen Straßenzügen und ſchönen Patrizierhäuſern. Wer das alte Danzig beſucht. der wird, wie der Vortragende ſagt, wahrſcheinlich ebenſo befriedigt zurückkehren, als wenn er Rom beſucht hätte; und er hat dazu noch das Bewußtſein, eine nationale Pflicht erfüllt zu haben. Denn jeder einzelne, der nach Danzig kommt, ſtärkt es im Kampf um ihr Deutſchtum, das von der umklammernden Fauſt Polens bedroht iſt.

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Christopher Georgi, Manuel Wille, Jurek von Lingen: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2020-10-02T09:49:36Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung, Nr. 12, 15. Januar 1929, S. Seite 2[2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_allgemeine12_1929/2>, abgerufen am 21.11.2024.