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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.

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Nein! Nein! Drei Mal Nein! Immer Mehr, immer
Bessere eurer Art sollen zu Grunde gehn, -- denn
ihr sollt es immer schlimmer und härter haben. So
allein --

-- so allein wächst der Mensch in die Höhe, wo
der Blitz ihn trifft und zerbricht: hoch genug für
den Blitz!

Auf Weniges, auf Langes, auf Fernes geht mein
Sinn und meine Sehnsucht: was gienge mich euer
kleines, vieles, kurzes Elend an!

Ihr leidet mir noch nicht genug! Denn ihr leidet
an euch, ihr littet noch nicht am Menschen. Ihr
würdet lügen, wenn ihr's anders sagtet! Ihr leidet Alle
nicht, woran ich litt. -- --


7.

Es ist mir nicht genug, dass der Blitz nicht mehr
schadet. Nicht ableiten will ich ihn: er soll lernen für
mich -- arbeiten. --

Meine Weisheit sammelt sich lange schon gleich
einer Wolke, sie wird stiller und dunkler. So thut jede
Weisheit, welche einst Blitze gebären soll. --

Diesen Menschen von Heute will ich nicht Licht
sein, nicht Licht heissen. Die -- will ich blenden.
Blitz meiner Weisheit! stich ihnen die Augen aus!


8.

Wollt Nichts über euer Vermögen: es giebt eine
schlimme Falschheit bei Solchen, die über ihr Ver¬
mögen wollen.

Nein! Nein! Drei Mal Nein! Immer Mehr, immer
Bessere eurer Art sollen zu Grunde gehn, — denn
ihr sollt es immer schlimmer und härter haben. So
allein —

— so allein wächst der Mensch in die Höhe, wo
der Blitz ihn trifft und zerbricht: hoch genug für
den Blitz!

Auf Weniges, auf Langes, auf Fernes geht mein
Sinn und meine Sehnsucht: was gienge mich euer
kleines, vieles, kurzes Elend an!

Ihr leidet mir noch nicht genug! Denn ihr leidet
an euch, ihr littet noch nicht am Menschen. Ihr
würdet lügen, wenn ihr's anders sagtet! Ihr leidet Alle
nicht, woran ich litt. — —


7.

Es ist mir nicht genug, dass der Blitz nicht mehr
schadet. Nicht ableiten will ich ihn: er soll lernen für
mich — arbeiten. —

Meine Weisheit sammelt sich lange schon gleich
einer Wolke, sie wird stiller und dunkler. So thut jede
Weisheit, welche einst Blitze gebären soll. —

Diesen Menschen von Heute will ich nicht Licht
sein, nicht Licht heissen. Die — will ich blenden.
Blitz meiner Weisheit! stich ihnen die Augen aus!


8.

Wollt Nichts über euer Vermögen: es giebt eine
schlimme Falschheit bei Solchen, die über ihr Ver¬
mögen wollen.

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[80/0087] Nein! Nein! Drei Mal Nein! Immer Mehr, immer Bessere eurer Art sollen zu Grunde gehn, — denn ihr sollt es immer schlimmer und härter haben. So allein — — so allein wächst der Mensch in die Höhe, wo der Blitz ihn trifft und zerbricht: hoch genug für den Blitz! Auf Weniges, auf Langes, auf Fernes geht mein Sinn und meine Sehnsucht: was gienge mich euer kleines, vieles, kurzes Elend an! Ihr leidet mir noch nicht genug! Denn ihr leidet an euch, ihr littet noch nicht am Menschen. Ihr würdet lügen, wenn ihr's anders sagtet! Ihr leidet Alle nicht, woran ich litt. — — 7. Es ist mir nicht genug, dass der Blitz nicht mehr schadet. Nicht ableiten will ich ihn: er soll lernen für mich — arbeiten. — Meine Weisheit sammelt sich lange schon gleich einer Wolke, sie wird stiller und dunkler. So thut jede Weisheit, welche einst Blitze gebären soll. — Diesen Menschen von Heute will ich nicht Licht sein, nicht Licht heissen. Die — will ich blenden. Blitz meiner Weisheit! stich ihnen die Augen aus! 8. Wollt Nichts über euer Vermögen: es giebt eine schlimme Falschheit bei Solchen, die über ihr Ver¬ mögen wollen.

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/87>, abgerufen am 21.11.2024.