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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.

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11.

Alle Lust will aller Dinge Ewigkeit, will Honig,
will Hefe, will trunkene Mitternacht, will Gräber, will
Gräber-Thränen-Trost, will vergüldetes Abendroth --

-- was will nicht Lust! sie ist durstiger, herzlicher,
hungriger, schrecklicher, heimlicher als alles Weh, sie
will sich, sie beisst in sich, des Ringes Wille ringt
in ihr, --

-- sie will Liebe, sie will Hass, sie ist überreich,
schenkt, wirft weg, bettelt, dass Einer sie nimmt, dankt
dem Nehmenden, sie möchte gern gehasst sein, --

-- so reich ist Lust, dass sie nach Wehe durstet,
nach Hölle, nach Hass, nach Schmach, nach dem
Krüppel, nach Welt, -- denn diese Welt, oh ihr
kennt sie ja!

Ihr höheren Menschen, nach euch sehnt sie sich,
die Lust, die unbändige, selige, -- nach eurem Weh,
ihr Missrathenen! Nach Missrathenem sehnt sich alle
ewige Lust.

Denn alle Lust will sich selber, drum will sie
auch Herzeleid! Oh Glück, oh Schmerz! Oh brich,
Herz! Ihr höheren Menschen, lernt es doch, Lust will
Ewigkeit,

-- Lust will aller Dinge Ewigkeit, will tiefe,
tiefe Ewigkeit!


12.

Lerntet ihr nun mein Lied? Erriethet ihr, was es
will? Wohlan! Wohlauf! Ihr höheren Menschen, so
singt mir nun meinen Rundgesang!

11.

Alle Lust will aller Dinge Ewigkeit, will Honig,
will Hefe, will trunkene Mitternacht, will Gräber, will
Gräber-Thränen-Trost, will vergüldetes Abendroth —

was will nicht Lust! sie ist durstiger, herzlicher,
hungriger, schrecklicher, heimlicher als alles Weh, sie
will sich, sie beisst in sich, des Ringes Wille ringt
in ihr, —

— sie will Liebe, sie will Hass, sie ist überreich,
schenkt, wirft weg, bettelt, dass Einer sie nimmt, dankt
dem Nehmenden, sie möchte gern gehasst sein, —

— so reich ist Lust, dass sie nach Wehe durstet,
nach Hölle, nach Hass, nach Schmach, nach dem
Krüppel, nach Welt, — denn diese Welt, oh ihr
kennt sie ja!

Ihr höheren Menschen, nach euch sehnt sie sich,
die Lust, die unbändige, selige, — nach eurem Weh,
ihr Missrathenen! Nach Missrathenem sehnt sich alle
ewige Lust.

Denn alle Lust will sich selber, drum will sie
auch Herzeleid! Oh Glück, oh Schmerz! Oh brich,
Herz! Ihr höheren Menschen, lernt es doch, Lust will
Ewigkeit,

— Lust will aller Dinge Ewigkeit, will tiefe,
tiefe Ewigkeit!


12.

Lerntet ihr nun mein Lied? Erriethet ihr, was es
will? Wohlan! Wohlauf! Ihr höheren Menschen, so
singt mir nun meinen Rundgesang!

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[128/0135] 11. Alle Lust will aller Dinge Ewigkeit, will Honig, will Hefe, will trunkene Mitternacht, will Gräber, will Gräber-Thränen-Trost, will vergüldetes Abendroth — — was will nicht Lust! sie ist durstiger, herzlicher, hungriger, schrecklicher, heimlicher als alles Weh, sie will sich, sie beisst in sich, des Ringes Wille ringt in ihr, — — sie will Liebe, sie will Hass, sie ist überreich, schenkt, wirft weg, bettelt, dass Einer sie nimmt, dankt dem Nehmenden, sie möchte gern gehasst sein, — — so reich ist Lust, dass sie nach Wehe durstet, nach Hölle, nach Hass, nach Schmach, nach dem Krüppel, nach Welt, — denn diese Welt, oh ihr kennt sie ja! Ihr höheren Menschen, nach euch sehnt sie sich, die Lust, die unbändige, selige, — nach eurem Weh, ihr Missrathenen! Nach Missrathenem sehnt sich alle ewige Lust. Denn alle Lust will sich selber, drum will sie auch Herzeleid! Oh Glück, oh Schmerz! Oh brich, Herz! Ihr höheren Menschen, lernt es doch, Lust will Ewigkeit, — Lust will aller Dinge Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit! 12. Lerntet ihr nun mein Lied? Erriethet ihr, was es will? Wohlan! Wohlauf! Ihr höheren Menschen, so singt mir nun meinen Rundgesang!

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/135>, abgerufen am 21.11.2024.