Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.Zerbrecht, zerbrecht mir die Guten und 28. Ihr flieht von mir? Ihr seid erschreckt? Ihr zittert Oh meine Brüder, als ich euch die Guten zer¬ Und nun erst kommt ihm der grosse Schrecken, Falsche Küsten und falsche Sicherheiten lehrten Aber wer das Land "Mensch" entdeckte, entdeckte Aufrecht geht mir bei Zeiten, oh meine Brüder, Das Meer stürmt: Alles ist im Meere. Wohlan! Was Vaterland! Dorthin will unser Steuer, wo Zerbrecht, zerbrecht mir die Guten und 28. Ihr flieht von mir? Ihr seid erschreckt? Ihr zittert Oh meine Brüder, als ich euch die Guten zer¬ Und nun erst kommt ihm der grosse Schrecken, Falsche Küsten und falsche Sicherheiten lehrten Aber wer das Land „Mensch“ entdeckte, entdeckte Aufrecht geht mir bei Zeiten, oh meine Brüder, Das Meer stürmt: Alles ist im Meere. Wohlan! Was Vaterland! Dorthin will unser Steuer, wo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0099" n="89"/> <p><hi rendition="#g">Zerbrecht</hi>, <hi rendition="#g">zerbrecht mir die Guten und<lb/> Gerechten</hi>! — Oh meine Brüder, verstandet ihr auch<lb/> diess Wort?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head>28.<lb/></head> <p>Ihr flieht von mir? Ihr seid erschreckt? Ihr zittert<lb/> vor diesem Worte?</p><lb/> <p>Oh meine Brüder, als ich euch die Guten zer¬<lb/> brechen hiess und die Tafeln der Guten: da erst<lb/> schiffte ich den Menschen ein auf seine hohe See.</p><lb/> <p>Und nun erst kommt ihm der grosse Schrecken,<lb/> das grosse Um-sich-sehn, die grosse Krankheit, der<lb/> grosse Ekel, die grosse See-Krankheit.</p><lb/> <p>Falsche Küsten und falsche Sicherheiten lehrten<lb/> euch die Guten; in Lügen der Guten wart ihr geboren<lb/> und geborgen. Alles ist in den Grund hinein verlogen<lb/> und verbogen durch die Guten.</p><lb/> <p>Aber wer das Land „Mensch“ entdeckte, entdeckte<lb/> auch das Land „Menschen-Zukunft“. Nun sollt ihr<lb/> mir Seefahrer sein, wackere, geduldsame!</p><lb/> <p>Aufrecht geht mir bei Zeiten, oh meine Brüder,<lb/> lernt aufrecht gehn! Das Meer stürmt: Viele wollen<lb/> an euch sich wieder aufrichten.</p><lb/> <p>Das Meer stürmt: Alles ist im Meere. Wohlan!<lb/> Wohlauf! Ihr alten Seemanns-Herzen!</p><lb/> <p>Was Vaterland! <hi rendition="#g">Dorthin</hi> will unser Steuer, wo<lb/> unser <hi rendition="#g">Kinder-Land</hi> ist! Dorthinaus, stürmischer<lb/> als das Meer, stürmt unsre grosse Sehnsucht! —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0099]
Zerbrecht, zerbrecht mir die Guten und
Gerechten! — Oh meine Brüder, verstandet ihr auch
diess Wort?
28.
Ihr flieht von mir? Ihr seid erschreckt? Ihr zittert
vor diesem Worte?
Oh meine Brüder, als ich euch die Guten zer¬
brechen hiess und die Tafeln der Guten: da erst
schiffte ich den Menschen ein auf seine hohe See.
Und nun erst kommt ihm der grosse Schrecken,
das grosse Um-sich-sehn, die grosse Krankheit, der
grosse Ekel, die grosse See-Krankheit.
Falsche Küsten und falsche Sicherheiten lehrten
euch die Guten; in Lügen der Guten wart ihr geboren
und geborgen. Alles ist in den Grund hinein verlogen
und verbogen durch die Guten.
Aber wer das Land „Mensch“ entdeckte, entdeckte
auch das Land „Menschen-Zukunft“. Nun sollt ihr
mir Seefahrer sein, wackere, geduldsame!
Aufrecht geht mir bei Zeiten, oh meine Brüder,
lernt aufrecht gehn! Das Meer stürmt: Viele wollen
an euch sich wieder aufrichten.
Das Meer stürmt: Alles ist im Meere. Wohlan!
Wohlauf! Ihr alten Seemanns-Herzen!
Was Vaterland! Dorthin will unser Steuer, wo
unser Kinder-Land ist! Dorthinaus, stürmischer
als das Meer, stürmt unsre grosse Sehnsucht! —
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