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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.

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Oh meine Brüder, den Guten und Gerechten sah
Einer einmal in's Herz, der da sprach: "es sind die
Pharisäer." Aber man verstand ihn nicht.

Die Guten und Gerechten selber durften ihn nicht
verstehen: ihr Geist ist eingefangen in ihr gutes Ge¬
wissen. Die Dummheit der Guten ist unergründlich
klug.

Das aber ist die Wahrheit: die Guten müssen
Pharisäer sein, -- sie haben keine Wahl!

Die Guten müssen Den kreuzigen, der sich seine
eigne Tugend erfindet! Das ist die Wahrheit!

Der Zweite aber, der ihr Land entdeckte, Land,
Herz und Erdreich der Guten und Gerechten: das
war, der da fragte: "wen hassen sie am meisten?"

Den Schaffenden hassen sie am meisten: den,
der Tafeln bricht und alte Werthe, den Brecher --
den heissen sie Verbrecher.

Die Guten nämlich -- die können nicht schaffen:
die sind immer der Anfang vom Ende: --

-- sie kreuzigen Den, der neue Werthe auf neue
Tafeln schreibt, sie opfern sich die Zukunft, -- sie
kreuzigen alle Menschen-Zukunft!

Die Guten -- die waren immer der Anfang vom
Ende. --


27.

Oh meine Brüder, verstandet ihr auch diess Wort?
Und was ich einst sagte vom "letzten Menschen"?

Bei Welchen liegt die grösste Gefahr aller Menschen-
Zukunft? Ist es nicht bei den Guten und Gerechten?

Oh meine Brüder, den Guten und Gerechten sah
Einer einmal in's Herz, der da sprach: „es sind die
Pharisäer.“ Aber man verstand ihn nicht.

Die Guten und Gerechten selber durften ihn nicht
verstehen: ihr Geist ist eingefangen in ihr gutes Ge¬
wissen. Die Dummheit der Guten ist unergründlich
klug.

Das aber ist die Wahrheit: die Guten müssen
Pharisäer sein, — sie haben keine Wahl!

Die Guten müssen Den kreuzigen, der sich seine
eigne Tugend erfindet! Das ist die Wahrheit!

Der Zweite aber, der ihr Land entdeckte, Land,
Herz und Erdreich der Guten und Gerechten: das
war, der da fragte: „wen hassen sie am meisten?“

Den Schaffenden hassen sie am meisten: den,
der Tafeln bricht und alte Werthe, den Brecher —
den heissen sie Verbrecher.

Die Guten nämlich — die können nicht schaffen:
die sind immer der Anfang vom Ende: —

— sie kreuzigen Den, der neue Werthe auf neue
Tafeln schreibt, sie opfern sich die Zukunft, — sie
kreuzigen alle Menschen-Zukunft!

Die Guten — die waren immer der Anfang vom
Ende. —


27.

Oh meine Brüder, verstandet ihr auch diess Wort?
Und was ich einst sagte vom „letzten Menschen“?

Bei Welchen liegt die grösste Gefahr aller Menschen-
Zukunft? Ist es nicht bei den Guten und Gerechten?

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[88/0098] Oh meine Brüder, den Guten und Gerechten sah Einer einmal in's Herz, der da sprach: „es sind die Pharisäer.“ Aber man verstand ihn nicht. Die Guten und Gerechten selber durften ihn nicht verstehen: ihr Geist ist eingefangen in ihr gutes Ge¬ wissen. Die Dummheit der Guten ist unergründlich klug. Das aber ist die Wahrheit: die Guten müssen Pharisäer sein, — sie haben keine Wahl! Die Guten müssen Den kreuzigen, der sich seine eigne Tugend erfindet! Das ist die Wahrheit! Der Zweite aber, der ihr Land entdeckte, Land, Herz und Erdreich der Guten und Gerechten: das war, der da fragte: „wen hassen sie am meisten?“ Den Schaffenden hassen sie am meisten: den, der Tafeln bricht und alte Werthe, den Brecher — den heissen sie Verbrecher. Die Guten nämlich — die können nicht schaffen: die sind immer der Anfang vom Ende: — — sie kreuzigen Den, der neue Werthe auf neue Tafeln schreibt, sie opfern sich die Zukunft, — sie kreuzigen alle Menschen-Zukunft! Die Guten — die waren immer der Anfang vom Ende. — 27. Oh meine Brüder, verstandet ihr auch diess Wort? Und was ich einst sagte vom „letzten Menschen“? Bei Welchen liegt die grösste Gefahr aller Menschen- Zukunft? Ist es nicht bei den Guten und Gerechten?

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/98>, abgerufen am 17.11.2024.