Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite
Vom Geist der Schwere.
1.

Mein Mundwerk -- ist des Volks: zu grob und
herzlich rede ich für die Seidenhasen. Und noch
fremder klingt mein Wort allen Tinten-Fischen und
Feder-Füchsen.

Meine Hand -- ist eine Narrenhand: wehe allen
Tischen und Wänden, und was noch Platz hat für
Narren-Zierath, Narren-Schmierath!

Mein Fuss -- ist ein Pferdefuss; damit trapple
und trabe ich über Stock und Stein, kreuz- und quer¬
feld-ein und bin des Teufels vor Lust bei allem
schnellen Laufen.

Mein Magen -- ist wohl eines Adlers Magen? Denn
er liebt am liebsten Lammfleisch. Gewisslich aber ist
er eines Vogels Magen.

Von unschuldigen Dingen genährt und von
Wenigem, bereit und ungeduldig zu fliegen, davon¬
zufliegen -- das ist nun meine Art: wie sollte nicht
Etwas daran von Vogel-Art sein!

Und zumal, dass ich dem Geist der Schwere feind
bin, das ist Vogel-Art: und wahrlich, todfeind, erzfeind,
urfeind! Oh wohin flog und verflog sich nicht schon
meine Feindschaft!

Vom Geist der Schwere.
1.

Mein Mundwerk — ist des Volks: zu grob und
herzlich rede ich für die Seidenhasen. Und noch
fremder klingt mein Wort allen Tinten-Fischen und
Feder-Füchsen.

Meine Hand — ist eine Narrenhand: wehe allen
Tischen und Wänden, und was noch Platz hat für
Narren-Zierath, Narren-Schmierath!

Mein Fuss — ist ein Pferdefuss; damit trapple
und trabe ich über Stock und Stein, kreuz- und quer¬
feld-ein und bin des Teufels vor Lust bei allem
schnellen Laufen.

Mein Magen — ist wohl eines Adlers Magen? Denn
er liebt am liebsten Lammfleisch. Gewisslich aber ist
er eines Vogels Magen.

Von unschuldigen Dingen genährt und von
Wenigem, bereit und ungeduldig zu fliegen, davon¬
zufliegen — das ist nun meine Art: wie sollte nicht
Etwas daran von Vogel-Art sein!

Und zumal, dass ich dem Geist der Schwere feind
bin, das ist Vogel-Art: und wahrlich, todfeind, erzfeind,
urfeind! Oh wohin flog und verflog sich nicht schon
meine Feindschaft!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0069" n="59"/>
      <div n="1">
        <head>Vom Geist der Schwere.<lb/></head>
        <div n="2">
          <head>1.<lb/></head>
          <p>Mein Mundwerk &#x2014; ist des Volks: zu grob und<lb/>
herzlich rede ich für die Seidenhasen. Und noch<lb/>
fremder klingt mein Wort allen Tinten-Fischen und<lb/>
Feder-Füchsen.</p><lb/>
          <p>Meine Hand &#x2014; ist eine Narrenhand: wehe allen<lb/>
Tischen und Wänden, und was noch Platz hat für<lb/>
Narren-Zierath, Narren-Schmierath!</p><lb/>
          <p>Mein Fuss &#x2014; ist ein Pferdefuss; damit trapple<lb/>
und trabe ich über Stock und Stein, kreuz- und quer¬<lb/>
feld-ein und bin des Teufels vor Lust bei allem<lb/>
schnellen Laufen.</p><lb/>
          <p>Mein Magen &#x2014; ist wohl eines Adlers Magen? Denn<lb/>
er liebt am liebsten Lammfleisch. Gewisslich aber ist<lb/>
er eines Vogels Magen.</p><lb/>
          <p>Von unschuldigen Dingen genährt und von<lb/>
Wenigem, bereit und ungeduldig zu fliegen, davon¬<lb/>
zufliegen &#x2014; das ist nun meine Art: wie sollte nicht<lb/>
Etwas daran von Vogel-Art sein!</p><lb/>
          <p>Und zumal, dass ich dem Geist der Schwere feind<lb/>
bin, das ist Vogel-Art: und wahrlich, todfeind, erzfeind,<lb/>
urfeind! Oh wohin flog und verflog sich nicht schon<lb/>
meine Feindschaft!</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0069] Vom Geist der Schwere. 1. Mein Mundwerk — ist des Volks: zu grob und herzlich rede ich für die Seidenhasen. Und noch fremder klingt mein Wort allen Tinten-Fischen und Feder-Füchsen. Meine Hand — ist eine Narrenhand: wehe allen Tischen und Wänden, und was noch Platz hat für Narren-Zierath, Narren-Schmierath! Mein Fuss — ist ein Pferdefuss; damit trapple und trabe ich über Stock und Stein, kreuz- und quer¬ feld-ein und bin des Teufels vor Lust bei allem schnellen Laufen. Mein Magen — ist wohl eines Adlers Magen? Denn er liebt am liebsten Lammfleisch. Gewisslich aber ist er eines Vogels Magen. Von unschuldigen Dingen genährt und von Wenigem, bereit und ungeduldig zu fliegen, davon¬ zufliegen — das ist nun meine Art: wie sollte nicht Etwas daran von Vogel-Art sein! Und zumal, dass ich dem Geist der Schwere feind bin, das ist Vogel-Art: und wahrlich, todfeind, erzfeind, urfeind! Oh wohin flog und verflog sich nicht schon meine Feindschaft!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/69
Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 3. Chemnitz, 1884, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra03_1884/69>, abgerufen am 17.11.2024.