Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.Von der Selbst-Ueberwindung. "Wille zur Wahrheit" heisst ihr's, ihr Weisesten, Wille zur Denkbarkeit alles Seienden: also heisse Alles Seiende wollt ihr erst denkbar machen: Aber es soll sich auch fügen und biegen! So will's Das ist euer ganzer Wille, ihr Weisesten, als ein Schaffen wollt ihr noch die Welt, vor der ihr Die Unweisen freilich, das Volk, -- die sind gleich Euren Willen und eure Werthe setztet ihr auf Von der Selbst-Ueberwindung. „Wille zur Wahrheit“ heisst ihr's, ihr Weisesten, Wille zur Denkbarkeit alles Seienden: also heisse Alles Seiende wollt ihr erst denkbar machen: Aber es soll sich auch fügen und biegen! So will's Das ist euer ganzer Wille, ihr Weisesten, als ein Schaffen wollt ihr noch die Welt, vor der ihr Die Unweisen freilich, das Volk, — die sind gleich Euren Willen und eure Werthe setztet ihr auf <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0057" n="47"/> <div n="1"> <head>Von der Selbst-Ueberwindung.<lb/></head> <p>„Wille zur Wahrheit“ heisst ihr's, ihr Weisesten,<lb/> was euch treibt und brünstig macht?</p><lb/> <p>Wille zur Denkbarkeit alles Seienden: also heisse<lb/><hi rendition="#g">ich</hi> euren Willen!</p><lb/> <p>Alles Seiende wollt ihr erst denkbar <hi rendition="#g">machen</hi>:<lb/> denn ihr zweifelt mit gutem Misstrauen, ob es schon<lb/> denkbar ist.</p><lb/> <p>Aber es soll sich auch fügen und biegen! So will's<lb/> euer Wille. Glatt soll es werden und dem Geiste<lb/> unterthan, als sein Spiegel und Widerbild.</p><lb/> <p>Das ist euer ganzer Wille, ihr Weisesten, als ein<lb/> Wille zur Macht; und auch wenn ihr vom Guten und<lb/> Bösen redet und von den Werthschätzungen.</p><lb/> <p>Schaffen wollt ihr noch die Welt, vor der ihr<lb/> knien könnt: so ist es eure letzte Hoffnung und<lb/> Trunkenheit.</p><lb/> <p>Die Unweisen freilich, das Volk, — die sind gleich<lb/> dem Flusse, auf dem ein Nachen weiter schwimmt:<lb/> und im Nachen sitzen feierlich und vermummt die<lb/> Werthschätzungen.</p><lb/> <p>Euren Willen und eure Werthe setztet ihr auf<lb/> den Fluss des Werdens; einen alten Willen zur Macht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0057]
Von der Selbst-Ueberwindung.
„Wille zur Wahrheit“ heisst ihr's, ihr Weisesten,
was euch treibt und brünstig macht?
Wille zur Denkbarkeit alles Seienden: also heisse
ich euren Willen!
Alles Seiende wollt ihr erst denkbar machen:
denn ihr zweifelt mit gutem Misstrauen, ob es schon
denkbar ist.
Aber es soll sich auch fügen und biegen! So will's
euer Wille. Glatt soll es werden und dem Geiste
unterthan, als sein Spiegel und Widerbild.
Das ist euer ganzer Wille, ihr Weisesten, als ein
Wille zur Macht; und auch wenn ihr vom Guten und
Bösen redet und von den Werthschätzungen.
Schaffen wollt ihr noch die Welt, vor der ihr
knien könnt: so ist es eure letzte Hoffnung und
Trunkenheit.
Die Unweisen freilich, das Volk, — die sind gleich
dem Flusse, auf dem ein Nachen weiter schwimmt:
und im Nachen sitzen feierlich und vermummt die
Werthschätzungen.
Euren Willen und eure Werthe setztet ihr auf
den Fluss des Werdens; einen alten Willen zur Macht
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