zügliche Geistesanlagen aus und ist darinn hauptsächlich durch den Unterricht zu üben;" so kann es nicht schwer seyn zu erkennen, welche von beiden die vernünftigere ist.
4.
Nach diesen vorausgeschickten Erörterungen haben wir nur noch die verschiednen Hauptarten des Erziehungsunterrichts nach unsrer Ansicht zu bestimmen.
Der Erziehungsunterricht überhaupt theilt sich, gemäß der Artverschiedenheit der Lehrlinge, nach zwei Hauptrücksichten: nach der Verschiedenheit des Geschlechts, und nach der Verschiedenheit der individuellen Anlagen der Lehrlinge.
Die erstere Rücksicht bildet die Abtheilung: in den Unterricht für die männlichen, und in den Unter- richt für die weiblichen Lehrlinge. In der zwei- ten Rücksicht aber begreift die erste Classe außer denjenigen Lehrlingen, deren innerer Beruf zu einem geistigen Berufsgeschäft durch ausgezeichnete Gei- stesfähigkeit unzweideutig ist, auch noch solche be- sonders, die zwar von der Natur nicht gerade durch eminente Geistesgaben begünstiget, dafür aber von dem Schicksal mit Glücksgütern bereichert, frei von der Noth und dem Druck äußerer Verhältnisse, zu einer ausgebreiteteren Geistesbildung Zeit und Mittel zu verwenden haben. Sind gleich die Letz-
22
Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc.
zuͤgliche Geiſtesanlagen aus und iſt darinn hauptſaͤchlich durch den Unterricht zu uͤben;“ ſo kann es nicht ſchwer ſeyn zu erkennen, welche von beiden die vernuͤnftigere iſt.
4.
Nach dieſen vorausgeſchickten Eroͤrterungen haben wir nur noch die verſchiednen Hauptarten des Erziehungsunterrichts nach unſrer Anſicht zu beſtimmen.
Der Erziehungsunterricht uͤberhaupt theilt ſich, gemaͤß der Artverſchiedenheit der Lehrlinge, nach zwei Hauptruͤckſichten: nach der Verſchiedenheit des Geſchlechts, und nach der Verſchiedenheit der individuellen Anlagen der Lehrlinge.
Die erſtere Ruͤckſicht bildet die Abtheilung: in den Unterricht fuͤr die maͤnnlichen, und in den Unter- richt fuͤr die weiblichen Lehrlinge. In der zwei- ten Ruͤckſicht aber begreift die erſte Claſſe außer denjenigen Lehrlingen, deren innerer Beruf zu einem geiſtigen Berufsgeſchaͤft durch ausgezeichnete Gei- ſtesfaͤhigkeit unzweideutig iſt, auch noch ſolche be- ſonders, die zwar von der Natur nicht gerade durch eminente Geiſtesgaben beguͤnſtiget, dafuͤr aber von dem Schickſal mit Gluͤcksguͤtern bereichert, frei von der Noth und dem Druck aͤußerer Verhaͤltniſſe, zu einer ausgebreiteteren Geiſtesbildung Zeit und Mittel zu verwenden haben. Sind gleich die Letz-
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Anwendung der allgemeinen Grundſaͤtze ꝛc.
zuͤgliche Geiſtesanlagen aus und iſt darinn
hauptſaͤchlich durch den Unterricht zu uͤben;“
ſo kann es nicht ſchwer ſeyn zu erkennen, welche von
beiden die vernuͤnftigere iſt.
4.
Nach dieſen vorausgeſchickten Eroͤrterungen haben
wir nur noch die verſchiednen Hauptarten des
Erziehungsunterrichts nach unſrer Anſicht zu
beſtimmen.
Der Erziehungsunterricht uͤberhaupt theilt ſich,
gemaͤß der Artverſchiedenheit der Lehrlinge, nach zwei
Hauptruͤckſichten: nach der Verſchiedenheit des
Geſchlechts, und nach der Verſchiedenheit der
individuellen Anlagen der Lehrlinge.
Die erſtere Ruͤckſicht bildet die Abtheilung: in den
Unterricht fuͤr die maͤnnlichen, und in den Unter-
richt fuͤr die weiblichen Lehrlinge. In der zwei-
ten Ruͤckſicht aber begreift die erſte Claſſe außer
denjenigen Lehrlingen, deren innerer Beruf zu einem
geiſtigen Berufsgeſchaͤft durch ausgezeichnete Gei-
ſtesfaͤhigkeit unzweideutig iſt, auch noch ſolche be-
ſonders, die zwar von der Natur nicht gerade durch
eminente Geiſtesgaben beguͤnſtiget, dafuͤr aber von dem
Schickſal mit Gluͤcksguͤtern bereichert, frei von der
Noth und dem Druck aͤußerer Verhaͤltniſſe, zu einer
ausgebreiteteren Geiſtesbildung Zeit und
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Niethammer, Friedrich Immanuel: Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit. Jena, 1808, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niethammer_philantropinismus_1808/349>, abgerufen am 23.02.2025.
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