entschlossen haben, wenn das Schicksal, welches doch, wie die Poeten versichern, beständig über die Verliebten wachen soll, ihr beständig, Nachricht von Säuglings Leben verweigert hätte.
Fünfter Abschnitt.
Säugling, der von diesen, so wie von allen seit Marianens Entführung vorgefallenen Be- gebenheiten, nichts wußte, blieb in seiner Zunei- gung gegen seine Geliebte beständig. Sie war noch beständig der Gegenstand aller seiner einsamen Phan- tasien. An sie waren alle verliebte Verse gerichtet, die er nicht unterlaßen konnte, von Zeit zu Zeit zu machen. Er gab sich unabläßig, obwohl fruchtlos, Mühe, Nachricht von ihr einzuziehen. Er beklagte sich deshalb oft bey dem treulosen Rambold, wel- cher aber, besonders in den letzten Zeiten, seine Liebe zu einer abwesenden Person, die vielleicht wer weiß wo in der Welt herumschweifen möchte, mit gewöhn- licher Narrentheidung zu bespötteln suchte, welches auf das Gemüth des treuen Säuglings, so empfind- lich er sonst auch gegen das lächerliche war, keinen Eindruck machen konnte.
Ob
entſchloſſen haben, wenn das Schickſal, welches doch, wie die Poeten verſichern, beſtaͤndig uͤber die Verliebten wachen ſoll, ihr beſtaͤndig, Nachricht von Saͤuglings Leben verweigert haͤtte.
Fuͤnfter Abſchnitt.
Saͤugling, der von dieſen, ſo wie von allen ſeit Marianens Entfuͤhrung vorgefallenen Be- gebenheiten, nichts wußte, blieb in ſeiner Zunei- gung gegen ſeine Geliebte beſtaͤndig. Sie war noch beſtaͤndig der Gegenſtand aller ſeiner einſamen Phan- taſien. An ſie waren alle verliebte Verſe gerichtet, die er nicht unterlaßen konnte, von Zeit zu Zeit zu machen. Er gab ſich unablaͤßig, obwohl fruchtlos, Muͤhe, Nachricht von ihr einzuziehen. Er beklagte ſich deshalb oft bey dem treuloſen Rambold, wel- cher aber, beſonders in den letzten Zeiten, ſeine Liebe zu einer abweſenden Perſon, die vielleicht wer weiß wo in der Welt herumſchweifen moͤchte, mit gewoͤhn- licher Narrentheidung zu beſpoͤtteln ſuchte, welches auf das Gemuͤth des treuen Saͤuglings, ſo empfind- lich er ſonſt auch gegen das laͤcherliche war, keinen Eindruck machen konnte.
Ob
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0124"n="114[113]"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
entſchloſſen haben, wenn das Schickſal, welches<lb/>
doch, wie die Poeten verſichern, beſtaͤndig uͤber die<lb/>
Verliebten wachen ſoll, ihr beſtaͤndig, Nachricht von<lb/><hirendition="#fr">Saͤuglings</hi> Leben verweigert haͤtte.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Fuͤnfter Abſchnitt</hi>.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">S</hi><hirendition="#fr">aͤugling,</hi> der von dieſen, ſo wie von allen ſeit<lb/><hirendition="#fr">Marianens</hi> Entfuͤhrung vorgefallenen Be-<lb/>
gebenheiten, nichts wußte, blieb in ſeiner Zunei-<lb/>
gung gegen ſeine Geliebte beſtaͤndig. Sie war noch<lb/>
beſtaͤndig der Gegenſtand aller ſeiner einſamen Phan-<lb/>
taſien. An ſie waren alle verliebte Verſe gerichtet,<lb/>
die er nicht unterlaßen konnte, von Zeit zu Zeit zu<lb/>
machen. Er gab ſich unablaͤßig, obwohl fruchtlos,<lb/>
Muͤhe, Nachricht von ihr einzuziehen. Er beklagte<lb/>ſich deshalb oft bey dem treuloſen <hirendition="#fr">Rambold,</hi> wel-<lb/>
cher aber, beſonders in den letzten Zeiten, ſeine Liebe<lb/>
zu einer abweſenden Perſon, die vielleicht wer weiß<lb/>
wo in der Welt herumſchweifen moͤchte, mit gewoͤhn-<lb/>
licher Narrentheidung zu beſpoͤtteln ſuchte, welches<lb/>
auf das Gemuͤth des treuen <hirendition="#fr">Saͤuglings,</hi>ſo empfind-<lb/>
lich er ſonſt auch gegen das laͤcherliche war, keinen<lb/>
Eindruck machen konnte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Ob</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[114[113]/0124]
entſchloſſen haben, wenn das Schickſal, welches
doch, wie die Poeten verſichern, beſtaͤndig uͤber die
Verliebten wachen ſoll, ihr beſtaͤndig, Nachricht von
Saͤuglings Leben verweigert haͤtte.
Fuͤnfter Abſchnitt.
Saͤugling, der von dieſen, ſo wie von allen ſeit
Marianens Entfuͤhrung vorgefallenen Be-
gebenheiten, nichts wußte, blieb in ſeiner Zunei-
gung gegen ſeine Geliebte beſtaͤndig. Sie war noch
beſtaͤndig der Gegenſtand aller ſeiner einſamen Phan-
taſien. An ſie waren alle verliebte Verſe gerichtet,
die er nicht unterlaßen konnte, von Zeit zu Zeit zu
machen. Er gab ſich unablaͤßig, obwohl fruchtlos,
Muͤhe, Nachricht von ihr einzuziehen. Er beklagte
ſich deshalb oft bey dem treuloſen Rambold, wel-
cher aber, beſonders in den letzten Zeiten, ſeine Liebe
zu einer abweſenden Perſon, die vielleicht wer weiß
wo in der Welt herumſchweifen moͤchte, mit gewoͤhn-
licher Narrentheidung zu beſpoͤtteln ſuchte, welches
auf das Gemuͤth des treuen Saͤuglings, ſo empfind-
lich er ſonſt auch gegen das laͤcherliche war, keinen
Eindruck machen konnte.
Ob
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 114[113]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/124>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.