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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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entschlossen haben, wenn das Schicksal, welches
doch, wie die Poeten versichern, beständig über die
Verliebten wachen soll, ihr beständig, Nachricht von
Säuglings Leben verweigert hätte.

Fünfter Abschnitt.

Säugling, der von diesen, so wie von allen seit
Marianens Entführung vorgefallenen Be-
gebenheiten, nichts wußte, blieb in seiner Zunei-
gung gegen seine Geliebte beständig. Sie war noch
beständig der Gegenstand aller seiner einsamen Phan-
tasien. An sie waren alle verliebte Verse gerichtet,
die er nicht unterlaßen konnte, von Zeit zu Zeit zu
machen. Er gab sich unabläßig, obwohl fruchtlos,
Mühe, Nachricht von ihr einzuziehen. Er beklagte
sich deshalb oft bey dem treulosen Rambold, wel-
cher aber, besonders in den letzten Zeiten, seine Liebe
zu einer abwesenden Person, die vielleicht wer weiß
wo in der Welt herumschweifen möchte, mit gewöhn-
licher Narrentheidung zu bespötteln suchte, welches
auf das Gemüth des treuen Säuglings, so empfind-
lich er sonst auch gegen das lächerliche war, keinen
Eindruck machen konnte.

Ob



entſchloſſen haben, wenn das Schickſal, welches
doch, wie die Poeten verſichern, beſtaͤndig uͤber die
Verliebten wachen ſoll, ihr beſtaͤndig, Nachricht von
Saͤuglings Leben verweigert haͤtte.

Fuͤnfter Abſchnitt.

Saͤugling, der von dieſen, ſo wie von allen ſeit
Marianens Entfuͤhrung vorgefallenen Be-
gebenheiten, nichts wußte, blieb in ſeiner Zunei-
gung gegen ſeine Geliebte beſtaͤndig. Sie war noch
beſtaͤndig der Gegenſtand aller ſeiner einſamen Phan-
taſien. An ſie waren alle verliebte Verſe gerichtet,
die er nicht unterlaßen konnte, von Zeit zu Zeit zu
machen. Er gab ſich unablaͤßig, obwohl fruchtlos,
Muͤhe, Nachricht von ihr einzuziehen. Er beklagte
ſich deshalb oft bey dem treuloſen Rambold, wel-
cher aber, beſonders in den letzten Zeiten, ſeine Liebe
zu einer abweſenden Perſon, die vielleicht wer weiß
wo in der Welt herumſchweifen moͤchte, mit gewoͤhn-
licher Narrentheidung zu beſpoͤtteln ſuchte, welches
auf das Gemuͤth des treuen Saͤuglings, ſo empfind-
lich er ſonſt auch gegen das laͤcherliche war, keinen
Eindruck machen konnte.

Ob
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[114[113]/0124] entſchloſſen haben, wenn das Schickſal, welches doch, wie die Poeten verſichern, beſtaͤndig uͤber die Verliebten wachen ſoll, ihr beſtaͤndig, Nachricht von Saͤuglings Leben verweigert haͤtte. Fuͤnfter Abſchnitt. Saͤugling, der von dieſen, ſo wie von allen ſeit Marianens Entfuͤhrung vorgefallenen Be- gebenheiten, nichts wußte, blieb in ſeiner Zunei- gung gegen ſeine Geliebte beſtaͤndig. Sie war noch beſtaͤndig der Gegenſtand aller ſeiner einſamen Phan- taſien. An ſie waren alle verliebte Verſe gerichtet, die er nicht unterlaßen konnte, von Zeit zu Zeit zu machen. Er gab ſich unablaͤßig, obwohl fruchtlos, Muͤhe, Nachricht von ihr einzuziehen. Er beklagte ſich deshalb oft bey dem treuloſen Rambold, wel- cher aber, beſonders in den letzten Zeiten, ſeine Liebe zu einer abweſenden Perſon, die vielleicht wer weiß wo in der Welt herumſchweifen moͤchte, mit gewoͤhn- licher Narrentheidung zu beſpoͤtteln ſuchte, welches auf das Gemuͤth des treuen Saͤuglings, ſo empfind- lich er ſonſt auch gegen das laͤcherliche war, keinen Eindruck machen konnte. Ob

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 114[113]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/124>, abgerufen am 21.11.2024.