Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.Sechster Abschnitt. Einsmals, nach dem Mittagsessen, hatte Herr F. selbe *) Jm Jahre 1772 ist ein Theil dieser Wiese bebauet worden,
aber die schonen Weidenbäume sind glücklicherweise stehen geblieben, von denen der Naturkundiger Schreber sagt: daß er sie, von solcher Höhe und Schönheit, auf seinen Reisen noch nirgend gesehen habe. Sechſter Abſchnitt. Einsmals, nach dem Mittagseſſen, hatte Herr F. ſelbe *) Jm Jahre 1772 iſt ein Theil dieſer Wieſe bebauet worden,
aber die ſchonen Weidenbäume ſind glücklicherweiſe ſtehen geblieben, von denen der Naturkundiger Schreber ſagt: daß er ſie, von ſolcher Höhe und Schönheit, auf ſeinen Reiſen noch nirgend geſehen habe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0056" n="50"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Sechſter Abſchnitt.</hi> </hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>insmals, nach dem Mittagseſſen, hatte Herr <hi rendition="#fr">F.</hi><lb/> vom <hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> die ausfuͤhrliche Erzaͤhlung ſei-<lb/> ner Schickſale verlangt. Als ſie geendigt war, ſchlug<lb/> Hr. <hi rendition="#fr">F.</hi> weil es einer von den ſchoͤnen Herbſttagen<lb/> war, die, unter dieſem Himmelsſtriche, oft den Som-<lb/> mertagen weit vorzuziehen ſind, einen Spaziergang<lb/> auf den <hi rendition="#fr">Weidendamm</hi> vor. <hi rendition="#fr">Sebaldus</hi> war uͤber<lb/> die Schoͤnheit dieſes Spaziergangs entzuͤckt. Mit-<lb/> ten in einer bewohnten weitlaͤuftigen Stadt erblickte<lb/> er eine große gruͤnende Wieſe, mit Weiden bekraͤnzt,<lb/> hoch und belaubt, wie ſonſt nur Ulmen und Linden<lb/> zu ſeyn pflegen;<note place="foot" n="*)">Jm Jahre 1772 iſt ein Theil dieſer Wieſe bebauet worden,<lb/> aber die ſchonen Weidenbäume ſind glücklicherweiſe ſtehen<lb/> geblieben, von denen der Naturkundiger Schreber ſagt: daß<lb/> er ſie, von ſolcher Höhe und Schönheit, auf ſeinen Reiſen<lb/> noch nirgend geſehen habe.</note> dieſer laͤndlichen Scene gegen-<lb/> uͤber, Gaͤrten und Gartenhaͤuſer, Werke der Kunſt,<lb/> ohne Pracht aber anmuthig, zwiſchen beiderley Aus-<lb/> ſichten den ſilberreinen Spreeſtrom, von Schwaͤ-<lb/> uen bewohnt. Er genoß ganz das Vergnuͤgen dieſes<lb/> reizenden Anblicks, er wollte es ſeinem Geſellſchafter<lb/> mittheilen, aber nun ward er erſt gewahr, daß der-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſelbe</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0056]
Sechſter Abſchnitt.
Einsmals, nach dem Mittagseſſen, hatte Herr F.
vom Sebaldus die ausfuͤhrliche Erzaͤhlung ſei-
ner Schickſale verlangt. Als ſie geendigt war, ſchlug
Hr. F. weil es einer von den ſchoͤnen Herbſttagen
war, die, unter dieſem Himmelsſtriche, oft den Som-
mertagen weit vorzuziehen ſind, einen Spaziergang
auf den Weidendamm vor. Sebaldus war uͤber
die Schoͤnheit dieſes Spaziergangs entzuͤckt. Mit-
ten in einer bewohnten weitlaͤuftigen Stadt erblickte
er eine große gruͤnende Wieſe, mit Weiden bekraͤnzt,
hoch und belaubt, wie ſonſt nur Ulmen und Linden
zu ſeyn pflegen; *) dieſer laͤndlichen Scene gegen-
uͤber, Gaͤrten und Gartenhaͤuſer, Werke der Kunſt,
ohne Pracht aber anmuthig, zwiſchen beiderley Aus-
ſichten den ſilberreinen Spreeſtrom, von Schwaͤ-
uen bewohnt. Er genoß ganz das Vergnuͤgen dieſes
reizenden Anblicks, er wollte es ſeinem Geſellſchafter
mittheilen, aber nun ward er erſt gewahr, daß der-
ſelbe
*) Jm Jahre 1772 iſt ein Theil dieſer Wieſe bebauet worden,
aber die ſchonen Weidenbäume ſind glücklicherweiſe ſtehen
geblieben, von denen der Naturkundiger Schreber ſagt: daß
er ſie, von ſolcher Höhe und Schönheit, auf ſeinen Reiſen
noch nirgend geſehen habe.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |