Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

Bild:
<< vorherige Seite



schrocknem Gesichte, Marianens Entführung. Die
ganze Gesellschat erstaunte. Säugling, dessen
Nerven durch den Zank mit dem Obersten schon
ziemlich erschüttert waren, bekam eine Anwandlung
von einer Ohnmacht, erholte sich aber augenblicklich,
und eilte in deu Stall, um ein Pferd satteln zu las-
sen, so sehr ihm auch Rambold dieß widerrathen
wollte, der endlich, als Säugling auf seinem Sinne
blieb, selbst mit ihm Marianen nachritt. Der
Oberste wollte ein gleiches thun, aber das Fränlein
verlangte seinen Arm und seine Gesellschaft, führte
ihn in den großen Saal, und zwang ihn, Piket zu
spielen.

Fünfter Abschnitt.

Säugling kam den folgenden Tag, ermüdet und
trostlos zurück, ohne Marianen gefunden zu
haben, welches sehr natürlich zugieng, weil Ram-
bold
gar nicht für gut fand, ihn auf den
Weg zu führen, den der Wagen genommen hatte.
Er fand einen Brief von seiner Tante, die nunmehr,
da Mariane aus dem Wege geschafft war, weiter
keine Zeit verliehren wollte, und ihm empfahl, alles
anzuwenden daß seine Verbindung mit dem Fräu-

lein



ſchrocknem Geſichte, Marianens Entfuͤhrung. Die
ganze Geſellſchat erſtaunte. Saͤugling, deſſen
Nerven durch den Zank mit dem Oberſten ſchon
ziemlich erſchuͤttert waren, bekam eine Anwandlung
von einer Ohnmacht, erholte ſich aber augenblicklich,
und eilte in deu Stall, um ein Pferd ſatteln zu laſ-
ſen, ſo ſehr ihm auch Rambold dieß widerrathen
wollte, der endlich, als Saͤugling auf ſeinem Sinne
blieb, ſelbſt mit ihm Marianen nachritt. Der
Oberſte wollte ein gleiches thun, aber das Fraͤnlein
verlangte ſeinen Arm und ſeine Geſellſchaft, fuͤhrte
ihn in den großen Saal, und zwang ihn, Piket zu
ſpielen.

Fuͤnfter Abſchnitt.

Saͤugling kam den folgenden Tag, ermuͤdet und
troſtlos zuruͤck, ohne Marianen gefunden zu
haben, welches ſehr natuͤrlich zugieng, weil Ram-
bold
gar nicht fuͤr gut fand, ihn auf den
Weg zu fuͤhren, den der Wagen genommen hatte.
Er fand einen Brief von ſeiner Tante, die nunmehr,
da Mariane aus dem Wege geſchafft war, weiter
keine Zeit verliehren wollte, und ihm empfahl, alles
anzuwenden daß ſeine Verbindung mit dem Fraͤu-

lein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0195" n="183"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;chrocknem Ge&#x017F;ichte, <hi rendition="#fr">Marianens</hi> Entfu&#x0364;hrung. Die<lb/>
ganze Ge&#x017F;ell&#x017F;chat er&#x017F;taunte. <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;ugling,</hi> de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Nerven durch den Zank mit dem Ober&#x017F;ten &#x017F;chon<lb/>
ziemlich er&#x017F;chu&#x0364;ttert waren, bekam eine Anwandlung<lb/>
von einer Ohnmacht, erholte &#x017F;ich aber augenblicklich,<lb/>
und eilte in deu Stall, um ein Pferd &#x017F;atteln zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;o &#x017F;ehr ihm auch <hi rendition="#fr">Rambold</hi> dieß widerrathen<lb/>
wollte, der endlich, als <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;ugling</hi> auf &#x017F;einem Sinne<lb/>
blieb, &#x017F;elb&#x017F;t mit ihm <hi rendition="#fr">Marianen</hi> nachritt. Der<lb/>
Ober&#x017F;te wollte ein gleiches thun, aber das <hi rendition="#fr">Fra&#x0364;nlein</hi><lb/>
verlangte &#x017F;einen Arm und &#x017F;eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, fu&#x0364;hrte<lb/>
ihn in den großen Saal, und zwang ihn, Piket zu<lb/>
&#x017F;pielen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Fu&#x0364;nfter Ab&#x017F;chnitt</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">S</hi>a&#x0364;ugling</hi> kam den folgenden Tag, ermu&#x0364;det und<lb/>
tro&#x017F;tlos zuru&#x0364;ck, ohne <hi rendition="#fr">Marianen</hi> gefunden zu<lb/>
haben, welches &#x017F;ehr natu&#x0364;rlich zugieng, weil <hi rendition="#fr">Ram-<lb/>
bold</hi> gar nicht fu&#x0364;r gut fand, ihn auf den<lb/>
Weg zu fu&#x0364;hren, den der Wagen genommen hatte.<lb/>
Er fand einen Brief von &#x017F;einer Tante, die nunmehr,<lb/>
da <hi rendition="#fr">Mariane</hi> aus dem Wege ge&#x017F;chafft war, weiter<lb/>
keine Zeit verliehren wollte, und ihm empfahl, alles<lb/>
anzuwenden daß &#x017F;eine Verbindung mit dem Fra&#x0364;u-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0195] ſchrocknem Geſichte, Marianens Entfuͤhrung. Die ganze Geſellſchat erſtaunte. Saͤugling, deſſen Nerven durch den Zank mit dem Oberſten ſchon ziemlich erſchuͤttert waren, bekam eine Anwandlung von einer Ohnmacht, erholte ſich aber augenblicklich, und eilte in deu Stall, um ein Pferd ſatteln zu laſ- ſen, ſo ſehr ihm auch Rambold dieß widerrathen wollte, der endlich, als Saͤugling auf ſeinem Sinne blieb, ſelbſt mit ihm Marianen nachritt. Der Oberſte wollte ein gleiches thun, aber das Fraͤnlein verlangte ſeinen Arm und ſeine Geſellſchaft, fuͤhrte ihn in den großen Saal, und zwang ihn, Piket zu ſpielen. Fuͤnfter Abſchnitt. Saͤugling kam den folgenden Tag, ermuͤdet und troſtlos zuruͤck, ohne Marianen gefunden zu haben, welches ſehr natuͤrlich zugieng, weil Ram- bold gar nicht fuͤr gut fand, ihn auf den Weg zu fuͤhren, den der Wagen genommen hatte. Er fand einen Brief von ſeiner Tante, die nunmehr, da Mariane aus dem Wege geſchafft war, weiter keine Zeit verliehren wollte, und ihm empfahl, alles anzuwenden daß ſeine Verbindung mit dem Fraͤu- lein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/195
Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/195>, abgerufen am 20.11.2024.