"Partey, die einmal auf einem Winkel der Erde "eine Zeitlang mächtig war, zur Richtschnur festgesetzt "hat, entweder nicht verstehen oder nicht billigen "konnte.'
Neunter Abschnitt.
Unter diesem Gespräche waren sie aufgestanden, und setzten es fort, bis sie vor das Haus kamen, wo ihr beiderseitiger Freund, der Major, wohnte, dem sie diesen Abend einen Besuch zugedacht hatten. Jn- dem sie eben ins Haus traten, sahen sie, zu ihrem gro- ßen Erstaunen, daß der Armenschulmeister, Sebal- dus Freund, von zwey Bedienten mit Gewalt die Treppe hinunter geworfen ward, denen der Pietist, mit welchem Sebaldus nach Berlin gekommen war, eiligst folgte, und mit weggewandtem Angesichte, die Hände über das Haupt zusammenschlagend, sich durch die Hausthür auf die Straße drängte. Herr F. und Sebaldus stießen die Bedienten zurück, die den wehrlosen und todtenblassen Schulmeister noch übler behandeln wollten, und der Major, der im Erdge- schosse wohnte, und bey dem heftigen Lärm seine Thür geöffnet hatte, nahm ihn in seinen Schutz, und führte ihn in sein Zimmer, wo er ihn in einen Arm- stuhl sich niedersetzen ließ.
Nach-
”Partey, die einmal auf einem Winkel der Erde ”eine Zeitlang maͤchtig war, zur Richtſchnur feſtgeſetzt ”hat, entweder nicht verſtehen oder nicht billigen ”konnte.‛
Neunter Abſchnitt.
Unter dieſem Geſpraͤche waren ſie aufgeſtanden, und ſetzten es fort, bis ſie vor das Haus kamen, wo ihr beiderſeitiger Freund, der Major, wohnte, dem ſie dieſen Abend einen Beſuch zugedacht hatten. Jn- dem ſie eben ins Haus traten, ſahen ſie, zu ihrem gro- ßen Erſtaunen, daß der Armenſchulmeiſter, Sebal- dus Freund, von zwey Bedienten mit Gewalt die Treppe hinunter geworfen ward, denen der Pietiſt, mit welchem Sebaldus nach Berlin gekommen war, eiligſt folgte, und mit weggewandtem Angeſichte, die Haͤnde uͤber das Haupt zuſammenſchlagend, ſich durch die Hausthuͤr auf die Straße draͤngte. Herr F. und Sebaldus ſtießen die Bedienten zuruͤck, die den wehrloſen und todtenblaſſen Schulmeiſter noch uͤbler behandeln wollten, und der Major, der im Erdge- ſchoſſe wohnte, und bey dem heftigen Laͤrm ſeine Thuͤr geoͤffnet hatte, nahm ihn in ſeinen Schutz, und fuͤhrte ihn in ſein Zimmer, wo er ihn in einen Arm- ſtuhl ſich niederſetzen ließ.
Nach-
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”Partey, die einmal auf einem Winkel der Erde
”eine Zeitlang maͤchtig war, zur Richtſchnur feſtgeſetzt
”hat, entweder nicht verſtehen oder nicht billigen
”konnte.‛
Neunter Abſchnitt.
Unter dieſem Geſpraͤche waren ſie aufgeſtanden, und
ſetzten es fort, bis ſie vor das Haus kamen, wo
ihr beiderſeitiger Freund, der Major, wohnte, dem ſie
dieſen Abend einen Beſuch zugedacht hatten. Jn-
dem ſie eben ins Haus traten, ſahen ſie, zu ihrem gro-
ßen Erſtaunen, daß der Armenſchulmeiſter, Sebal-
dus Freund, von zwey Bedienten mit Gewalt die
Treppe hinunter geworfen ward, denen der Pietiſt, mit
welchem Sebaldus nach Berlin gekommen war, eiligſt
folgte, und mit weggewandtem Angeſichte, die Haͤnde
uͤber das Haupt zuſammenſchlagend, ſich durch die
Hausthuͤr auf die Straße draͤngte. Herr F. und
Sebaldus ſtießen die Bedienten zuruͤck, die den
wehrloſen und todtenblaſſen Schulmeiſter noch uͤbler
behandeln wollten, und der Major, der im Erdge-
ſchoſſe wohnte, und bey dem heftigen Laͤrm ſeine
Thuͤr geoͤffnet hatte, nahm ihn in ſeinen Schutz, und
fuͤhrte ihn in ſein Zimmer, wo er ihn in einen Arm-
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/108>, abgerufen am 05.07.2024.
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