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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

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Zweytes Buch.
Erster Abschnitt.

Sebaldus hatte seine Mobilien gröstentheils ver-
kauft, und das daraus gelösete wenige Geld
Marianen zur nöthigen Einrichtung mitgegeben.
Er hatte sich in den Zustand jenes Philosophen ver-
setzt, daß er alles das seinige bey sich tragen
konnte.
Nunmehr bestand er darauf, auf irgend
eine Art, und wo möglich, ausser der Stadt, in der
seine Feinde wohnten, selbst sein Auskommen zu ver-
dienen. Nach einiger Ueberlegung, nahm ihn Hie-
ronymus
mit sich, als er nach Leipzig zur Messe
reisete, wo er ihm bald bey einigen großen Druckereyen
die Stelle eines Correctors verschafte. Sebaldus
miethete eine kleine Dachstube im sechsten Stockwerke,
und war bey seinem obwohl dürftigen Auskommen
überaus vergnügt mit seinem Zustande, weil er nur
ein Drittel des Tages mit Correcturen zu thun hatte, und

die


Zweytes Buch.
Erſter Abſchnitt.

Sebaldus hatte ſeine Mobilien groͤſtentheils ver-
kauft, und das daraus geloͤſete wenige Geld
Marianen zur noͤthigen Einrichtung mitgegeben.
Er hatte ſich in den Zuſtand jenes Philoſophen ver-
ſetzt, daß er alles das ſeinige bey ſich tragen
konnte.
Nunmehr beſtand er darauf, auf irgend
eine Art, und wo moͤglich, auſſer der Stadt, in der
ſeine Feinde wohnten, ſelbſt ſein Auskommen zu ver-
dienen. Nach einiger Ueberlegung, nahm ihn Hie-
ronymus
mit ſich, als er nach Leipzig zur Meſſe
reiſete, wo er ihm bald bey einigen großen Druckereyen
die Stelle eines Correctors verſchafte. Sebaldus
miethete eine kleine Dachſtube im ſechſten Stockwerke,
und war bey ſeinem obwohl duͤrftigen Auskommen
uͤberaus vergnuͤgt mit ſeinem Zuſtande, weil er nur
ein Drittel des Tages mit Correcturen zu thun hatte, und

die
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[76/0100] Zweytes Buch. Erſter Abſchnitt. Sebaldus hatte ſeine Mobilien groͤſtentheils ver- kauft, und das daraus geloͤſete wenige Geld Marianen zur noͤthigen Einrichtung mitgegeben. Er hatte ſich in den Zuſtand jenes Philoſophen ver- ſetzt, daß er alles das ſeinige bey ſich tragen konnte. Nunmehr beſtand er darauf, auf irgend eine Art, und wo moͤglich, auſſer der Stadt, in der ſeine Feinde wohnten, ſelbſt ſein Auskommen zu ver- dienen. Nach einiger Ueberlegung, nahm ihn Hie- ronymus mit ſich, als er nach Leipzig zur Meſſe reiſete, wo er ihm bald bey einigen großen Druckereyen die Stelle eines Correctors verſchafte. Sebaldus miethete eine kleine Dachſtube im ſechſten Stockwerke, und war bey ſeinem obwohl duͤrftigen Auskommen uͤberaus vergnuͤgt mit ſeinem Zuſtande, weil er nur ein Drittel des Tages mit Correcturen zu thun hatte, und die

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/100>, abgerufen am 15.11.2024.