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Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599.

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Der Ander Theil deß Frewdenspiegels.
Zu der Herrligkeit deß Göttlichen Ebenbil-
des in dem Menschen für dem Fall/
gehören zweyerley Güter.

DA sihestu/ wie der Mensch für dem Fall/ bey-
de nach dem Wesen/ als auch nach der Qualitet oder
Tugendt/ vnsers lieben Gottes Spiegel vnd Eben-
bildt gewest sey. Nun merck ferrner/ daß zu diesem edlen
Spiegel vnd Ebenbildt zwey grosse Güter hin gehört ha-
ben: Das erste Gut/ hieß der Bundt Gottes mit dem Men-
schen. Das ander war das himmlische Leben/ oder die Eyn-
wohnung deß heyligen Geistes/ daß Gott in dem Menschen/
als in seinem Tempel vnnd Lusthause sein Residentz vnd
Wohnung hatte.

Das erste Gut/ war der Bundt Gottes mit
dem Menschen auffgerichtet.

WAs erstlich den Bundt anlangt/ sollen wir
wissen/ daß solchs gewesen ist ein Contract/ Bunde
vnd Verknüpffung der Liebe. Gott erzeigte sich dem
Menschen als ein Vatter/ Freundt vnd grosser Liebhaber.
Daher der Mensch mit heyliger vollkommener Gegen Lie-
be jhm verknüpfft vnd verbunden war/ daß er seinen Gott
wider liebete/ von gantzem Hertzen/ von gantzer Seelen/ vnd
von allen Kräfften. Vnd dieser Contract ist der erste vnd
allerälteste Bundt/ welcher dem Menschen war durch die
Schöpffung mit eyngebildet vnd eyngepflantzet/ daß er jn
recht halten köndt/ auch auß anerschaffener Weißheit recht
Der Bundt der
Liebe war dem
Menschen für
dem Fall aner-
schaffen.
verstünd/ vnd dörffte keines jrrdischen Lehrmeisters: Dann
gleich wie ein natürliche Zuneigung ist in der Gluckhennen
zu jren Küchlein/ vnd in den Küchlein zu jhrer Mutter/ vnd
gleich wie zwischen Eltern vnnd Kindern/ Brüdern vnd

Schwestern
Der Ander Theil deß Frewdenſpiegels.
Zu der Herrligkeit deß Göttlichen Ebenbil-
des in dem Menſchen für dem Fall/
gehören zweyerley Güter.

DA ſiheſtu/ wie der Menſch für dem Fall/ bey-
de nach dem Weſen/ als auch nach der Qualitet oder
Tugendt/ vnſers lieben Gottes Spiegel vnd Eben-
bildt geweſt ſey. Nun merck ferrner/ daß zu dieſem edlen
Spiegel vnd Ebenbildt zwey groſſe Güter hin gehört ha-
ben: Das erſte Gut/ hieß der Bundt Gottes mit dem Men-
ſchen. Das ander war das himmliſche Leben/ oder die Eyn-
wohnung deß heyligẽ Geiſtes/ daß Gott in dem Menſchen/
als in ſeinem Tempel vnnd Luſthauſe ſein Reſidentz vnd
Wohnung hatte.

Das erſte Gut/ war der Bundt Gottes mit
dem Menſchen auffgerichtet.

WAs erſtlich den Bundt anlangt/ ſollen wir
wiſſen/ daß ſolchs geweſen iſt ein Contract/ Bunde
vnd Verknüpffung der Liebe. Gott erzeigte ſich dem
Menſchen als ein Vatter/ Freundt vnd groſſer Liebhaber.
Daher der Menſch mit heyliger vollkommener Gegen Lie-
be jhm verknüpfft vnd verbunden war/ daß er ſeinen Gott
wider liebete/ von gantzem Hertzen/ von gantzer Seelen/ vnd
von allen Kräfften. Vnd dieſer Contract iſt der erſte vnd
allerälteſte Bundt/ welcher dem Menſchen war durch die
Schöpffung mit eyngebildet vnd eyngepflantzet/ daß er jn
recht halten köndt/ auch auß anerſchaffener Weißheit recht
Der Bundt der
Liebe war dem
Menſchen für
dem Fall aner-
ſchaffen.
verſtünd/ vnd dörffte keines jrrdiſchen Lehrmeiſters: Dann
gleich wie ein natürliche Zuneigung iſt in der Gluckhennen
zu jren Küchlein/ vnd in den Küchlein zu jhrer Mutter/ vnd
gleich wie zwiſchen Eltern vnnd Kindern/ Brüdern vnd

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[178/0196] Der Ander Theil deß Frewdenſpiegels. Zu der Herrligkeit deß Göttlichen Ebenbil- des in dem Menſchen für dem Fall/ gehören zweyerley Güter. DA ſiheſtu/ wie der Menſch für dem Fall/ bey- de nach dem Weſen/ als auch nach der Qualitet oder Tugendt/ vnſers lieben Gottes Spiegel vnd Eben- bildt geweſt ſey. Nun merck ferrner/ daß zu dieſem edlen Spiegel vnd Ebenbildt zwey groſſe Güter hin gehört ha- ben: Das erſte Gut/ hieß der Bundt Gottes mit dem Men- ſchen. Das ander war das himmliſche Leben/ oder die Eyn- wohnung deß heyligẽ Geiſtes/ daß Gott in dem Menſchen/ als in ſeinem Tempel vnnd Luſthauſe ſein Reſidentz vnd Wohnung hatte. Das erſte Gut/ war der Bundt Gottes mit dem Menſchen auffgerichtet. WAs erſtlich den Bundt anlangt/ ſollen wir wiſſen/ daß ſolchs geweſen iſt ein Contract/ Bunde vnd Verknüpffung der Liebe. Gott erzeigte ſich dem Menſchen als ein Vatter/ Freundt vnd groſſer Liebhaber. Daher der Menſch mit heyliger vollkommener Gegen Lie- be jhm verknüpfft vnd verbunden war/ daß er ſeinen Gott wider liebete/ von gantzem Hertzen/ von gantzer Seelen/ vnd von allen Kräfften. Vnd dieſer Contract iſt der erſte vnd allerälteſte Bundt/ welcher dem Menſchen war durch die Schöpffung mit eyngebildet vnd eyngepflantzet/ daß er jn recht halten köndt/ auch auß anerſchaffener Weißheit recht verſtünd/ vnd dörffte keines jrrdiſchen Lehrmeiſters: Dann gleich wie ein natürliche Zuneigung iſt in der Gluckhennen zu jren Küchlein/ vnd in den Küchlein zu jhrer Mutter/ vnd gleich wie zwiſchen Eltern vnnd Kindern/ Brüdern vnd Schweſtern Der Bundt der Liebe war dem Menſchen für dem Fall aner- ſchaffen.

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Zitationshilfe: Nicolai, Philipp: Frewden Spiegel deß ewigen Lebens. Frankfurt (Main), 1599, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_freuden_1599/196>, abgerufen am 17.11.2024.