Nestroy, Johann: Der böse Geist Lumpacivagabundus, oder: Das liederliche Kleeblatt. Wien, 1835.Achter Auftritt. Zwirn (allein, tritt in einem modernen Palmenschlafrock auf). Jetzt bin ich schon über ein Vierteljahr hier in Prag etablirt -- ist das ein Leben in dem Prag, wenn der Mensch ein Geld hat. Ich betreib zwar mein Handwerk auf eine noble Manier, aber es bleibt halt doch Schneiderei, und mich hat die Natur zu etwas Höherem bestimmt, Alles zeigt, daß ich nicht zum Schneider geboren bin. Neunter Auftritt. Zwirn. Mehrere Bediente und Gesellen, (einer nach dem andern). Erster Bedienter (aus der Mittelthüre). Eu'r Gnaden, es ist eine Kundschaft da. Zwirn. Ich bin heut' nicht mehr zu sprechen. Erster Bedienter. Sehr wohl, Eu'r Gnaden. (Ab.) Zwirn. Die Leut glauben grad', ein Schneider ist nur wegen ihnen auf der Welt. Achter Auftritt. Zwirn (allein, tritt in einem modernen Palmenſchlafrock auf). Jetzt bin ich ſchon über ein Vierteljahr hier in Prag etablirt — iſt das ein Leben in dem Prag, wenn der Menſch ein Geld hat. Ich betreib zwar mein Handwerk auf eine noble Manier, aber es bleibt halt doch Schneiderei, und mich hat die Natur zu etwas Höherem beſtimmt, Alles zeigt, daß ich nicht zum Schneider geboren bin. Neunter Auftritt. Zwirn. Mehrere Bediente und Geſellen, (einer nach dem andern). Erſter Bedienter (aus der Mittelthüre). Eu’r Gnaden, es iſt eine Kundſchaft da. Zwirn. Ich bin heut’ nicht mehr zu ſprechen. Erſter Bedienter. Sehr wohl, Eu’r Gnaden. (Ab.) Zwirn. Die Leut glauben grad’, ein Schneider iſt nur wegen ihnen auf der Welt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0069" n="63"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Achter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker> <hi rendition="#g">Zwirn</hi> </speaker><lb/> <stage>(allein, tritt in einem modernen Palmenſchlafrock auf).</stage><lb/> <p>Jetzt bin ich ſchon über ein Vierteljahr hier<lb/> in Prag etablirt — iſt das ein Leben in dem<lb/> Prag, wenn der Menſch ein Geld hat. Ich betreib<lb/> zwar mein Handwerk auf eine noble Manier, aber<lb/> es bleibt halt doch Schneiderei, und mich hat die<lb/> Natur zu etwas Höherem beſtimmt, Alles zeigt,<lb/> daß ich nicht zum Schneider geboren bin.</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Neunter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/> <stage><hi rendition="#g">Zwirn</hi>. Mehrere <hi rendition="#g">Bediente</hi> und <hi rendition="#g">Geſellen</hi>,<lb/> (einer nach dem andern).</stage><lb/> <sp who="#ERSB"> <speaker> <hi rendition="#g">Erſter Bedienter</hi> </speaker><lb/> <stage>(aus der Mittelthüre).</stage><lb/> <p>Eu’r Gnaden, es iſt eine Kundſchaft da.</p> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich bin heut’ nicht mehr zu ſprechen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ERSB"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter Bedienter</hi>.</speaker><lb/> <p>Sehr wohl, Eu’r Gnaden.</p> <stage>(Ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#ZWI"> <speaker><hi rendition="#g">Zwirn</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Leut glauben grad’, ein Schneider iſt nur<lb/> wegen ihnen auf der Welt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0069]
Achter Auftritt.
Zwirn
(allein, tritt in einem modernen Palmenſchlafrock auf).
Jetzt bin ich ſchon über ein Vierteljahr hier
in Prag etablirt — iſt das ein Leben in dem
Prag, wenn der Menſch ein Geld hat. Ich betreib
zwar mein Handwerk auf eine noble Manier, aber
es bleibt halt doch Schneiderei, und mich hat die
Natur zu etwas Höherem beſtimmt, Alles zeigt,
daß ich nicht zum Schneider geboren bin.
Neunter Auftritt.
Zwirn. Mehrere Bediente und Geſellen,
(einer nach dem andern).
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(aus der Mittelthüre).
Eu’r Gnaden, es iſt eine Kundſchaft da.
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