Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebenjährige Welt-Beschauung.
ihn an Händen/ Füssen/ Armen und fast am gantzen Leibe/ ob
er etwan hie/ oder da Mangel habe. Nach dem ein solcher
Kauffbarer Sclave jung/ schön/ gesund und zu arbeiten ge-
wohnt/ so wird er auch desto höher geschätzet von 500. biß 1000.
mehr oder weniger Thaler. Wenn ich offt durch gangen bin/
haben sie mich um Gottes willen gebeten ihnen in ihrer Außlö-
sung zu Hülffe zu kommen/ massen sie lieber von Chriften/ als
von Türcken gekaufft wollen seyn/ dieweil sie von Türcken un-
barmhertzig gequälet und gemartert werden. Das ist also
die kurtze/ iedoch warhafftige und eigentliche Beschreibung der
Stadt Constantinopel.

Das IV. Capitul.

Von Beschreibung deß Meeres zu Constantinopel.

DAs Meer ober- und unterhalb Constantinopel ist gar
ungleich breit und groß und hat deme nach auch unter-
schiedene Namen. Oberhalb Constantinopel gegen Mitter-
nacht heißt es Pontus Euxinus und ist mächtig weit/ aber eben
bey Constantinopel zeucht sichs in eine Enge/ daß es auß Eu-
ropa
in Asiam über die Enge nicht mehr als 4. stadia sind/ oder
eine halbe welsche Meile/ denn ein stadium hält 125. Schritte
und 8. stadia machen eine Jtalienische Meile/ das ist ein Vier-
thel von einer Teutschen Meile. Diese Enge aber heißt Bospho-
rus Thracius
und ist 120. stadia lang und heißt am selben Orth
Propontis. Darnach thut sichs wieder zusammen und wird
gantz enge/ also/ daß von Europa in Asiam hinüber nicht mehr
sind/ denn sieben stadia und heißt am selben Orthe Euripus, oder
Hellespontus und darnach geußt sichs ins Egeische Meer.

Am Hellespont liegen zwey Schlösser gegen einander/ ei-
nes in Chersoneso, mit Namen Sestus, das andere drüben in Asia,

Abydus
H

Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
ihn an Haͤnden/ Fuͤſſen/ Armen und faſt am gantzen Leibe/ ob
er etwan hie/ oder da Mangel habe. Nach dem ein ſolcher
Kauffbarer Sclave jung/ ſchoͤn/ geſund und zu arbeiten ge-
wohnt/ ſo wird er auch deſto hoͤher geſchaͤtzet von 500. biß 1000.
mehr oder weniger Thaler. Wenn ich offt durch gangen bin/
haben ſie mich um Gottes willen gebeten ihnen in ihrer Außloͤ-
ſung zu Huͤlffe zu kommen/ maſſen ſie lieber von Chriften/ als
von Tuͤrcken gekaufft wollen ſeyn/ dieweil ſie von Tuͤrcken un-
barmhertzig gequaͤlet und gemartert werden. Das iſt alſo
die kurtze/ iedoch warhafftige und eigentliche Beſchreibung der
Stadt Conſtantinopel.

Das IV. Capitul.

Von Beſchreibung deß Meeres zu Conſtantinopel.

DAs Meer ober- und unterhalb Conſtantinopel iſt gar
ungleich breit und groß und hat deme nach auch unter-
ſchiedene Namen. Oberhalb Conſtantinopel gegen Mitter-
nacht heißt es Pontus Euxinus und iſt maͤchtig weit/ aber eben
bey Conſtantinopel zeucht ſichs in eine Enge/ daß es auß Eu-
ropa
in Aſiam uͤber die Enge nicht mehr als 4. ſtadia ſind/ oder
eine halbe welſche Meile/ denn ein ſtadium haͤlt 125. Schritte
und 8. ſtadia machen eine Jtalieniſche Meile/ das iſt ein Vier-
thel von einer Teutſchen Meile. Dieſe Enge aber heißt Boſpho-
rus Thracius
und iſt 120. ſtadia lang und heißt am ſelben Orth
Propontis. Darnach thut ſichs wieder zuſammen und wird
gantz enge/ alſo/ daß von Europa in Aſiam hinuͤber nicht mehr
ſind/ denn ſieben ſtadia und heißt am ſelben Orthe Euripus, oder
Helleſpontus und darnach geußt ſichs ins Egeiſche Meer.

Am Helleſpont liegen zwey Schloͤſſer gegen einander/ ei-
nes in Cherſoneſo, mit Namen Seſtus, das andere druͤbẽ in Aſia,

Abydus
H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0061" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebenja&#x0364;hrige Welt-Be&#x017F;chauung.</hi></fw><lb/>
ihn an Ha&#x0364;nden/ Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ Armen und fa&#x017F;t am gantzen Leibe/ ob<lb/>
er etwan hie/ oder da Mangel habe. Nach dem ein &#x017F;olcher<lb/>
Kauffbarer Sclave jung/ &#x017F;cho&#x0364;n/ ge&#x017F;und und zu arbeiten ge-<lb/>
wohnt/ &#x017F;o wird er auch de&#x017F;to ho&#x0364;her ge&#x017F;cha&#x0364;tzet von 500. biß 1000.<lb/>
mehr oder weniger Thaler. Wenn ich offt durch gangen bin/<lb/>
haben &#x017F;ie mich um Gottes willen gebeten ihnen in ihrer Außlo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ung zu Hu&#x0364;lffe zu kommen/ ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie lieber von Chriften/ als<lb/>
von Tu&#x0364;rcken gekaufft wollen &#x017F;eyn/ dieweil &#x017F;ie von Tu&#x0364;rcken un-<lb/>
barmhertzig gequa&#x0364;let und gemartert werden. Das i&#x017F;t al&#x017F;o<lb/>
die kurtze/ iedoch warhafftige und eigentliche Be&#x017F;chreibung der<lb/>
Stadt Con&#x017F;tantinopel.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#fr">Das</hi><hi rendition="#aq">IV</hi>. <hi rendition="#fr">Capitul.</hi></head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c">Von Be&#x017F;chreibung deß Meeres zu Con&#x017F;tantinopel.</hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>As Meer ober- und unterhalb Con&#x017F;tantinopel i&#x017F;t gar<lb/>
ungleich breit und groß und hat deme nach auch unter-<lb/>
&#x017F;chiedene Namen. Oberhalb Con&#x017F;tantinopel gegen Mitter-<lb/>
nacht heißt es <hi rendition="#aq">Pontus Euxinus</hi> und i&#x017F;t ma&#x0364;chtig weit/ aber eben<lb/>
bey Con&#x017F;tantinopel zeucht &#x017F;ichs in eine Enge/ daß es auß <hi rendition="#aq">Eu-<lb/>
ropa</hi> in <hi rendition="#aq">A&#x017F;iam</hi> u&#x0364;ber die Enge nicht mehr als 4. <hi rendition="#aq">&#x017F;tadia</hi> &#x017F;ind/ oder<lb/>
eine halbe wel&#x017F;che Meile/ denn ein <hi rendition="#aq">&#x017F;tadium</hi> ha&#x0364;lt 125. Schritte<lb/>
und 8. <hi rendition="#aq">&#x017F;tadia</hi> machen eine Jtalieni&#x017F;che Meile/ das i&#x017F;t ein Vier-<lb/>
thel von einer Teut&#x017F;chen Meile. Die&#x017F;e Enge aber heißt <hi rendition="#aq">Bo&#x017F;pho-<lb/>
rus Thracius</hi> und i&#x017F;t 120. <hi rendition="#aq">&#x017F;tadia</hi> lang und heißt am &#x017F;elben Orth<lb/><hi rendition="#aq">Propontis.</hi> Darnach thut &#x017F;ichs wieder zu&#x017F;ammen und wird<lb/>
gantz enge/ al&#x017F;o/ daß von <hi rendition="#aq">Europa</hi> in <hi rendition="#aq">A&#x017F;iam</hi> hinu&#x0364;ber nicht mehr<lb/>
&#x017F;ind/ denn &#x017F;ieben <hi rendition="#aq">&#x017F;tadia</hi> und heißt am &#x017F;elben Orthe <hi rendition="#aq">Euripus,</hi> oder<lb/><hi rendition="#aq">Helle&#x017F;pontus</hi> und darnach geußt &#x017F;ichs ins Egei&#x017F;che Meer.</p><lb/>
            <p>Am <hi rendition="#aq">Helle&#x017F;pont</hi> liegen zwey Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er gegen einander/ ei-<lb/>
nes in <hi rendition="#aq">Cher&#x017F;one&#x017F;o,</hi> mit Namen <hi rendition="#aq">Se&#x017F;tus,</hi> das andere dru&#x0364;be&#x0303; in <hi rendition="#aq">A&#x017F;ia,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Abydus</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0061] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. ihn an Haͤnden/ Fuͤſſen/ Armen und faſt am gantzen Leibe/ ob er etwan hie/ oder da Mangel habe. Nach dem ein ſolcher Kauffbarer Sclave jung/ ſchoͤn/ geſund und zu arbeiten ge- wohnt/ ſo wird er auch deſto hoͤher geſchaͤtzet von 500. biß 1000. mehr oder weniger Thaler. Wenn ich offt durch gangen bin/ haben ſie mich um Gottes willen gebeten ihnen in ihrer Außloͤ- ſung zu Huͤlffe zu kommen/ maſſen ſie lieber von Chriften/ als von Tuͤrcken gekaufft wollen ſeyn/ dieweil ſie von Tuͤrcken un- barmhertzig gequaͤlet und gemartert werden. Das iſt alſo die kurtze/ iedoch warhafftige und eigentliche Beſchreibung der Stadt Conſtantinopel. Das IV. Capitul. Von Beſchreibung deß Meeres zu Conſtantinopel. DAs Meer ober- und unterhalb Conſtantinopel iſt gar ungleich breit und groß und hat deme nach auch unter- ſchiedene Namen. Oberhalb Conſtantinopel gegen Mitter- nacht heißt es Pontus Euxinus und iſt maͤchtig weit/ aber eben bey Conſtantinopel zeucht ſichs in eine Enge/ daß es auß Eu- ropa in Aſiam uͤber die Enge nicht mehr als 4. ſtadia ſind/ oder eine halbe welſche Meile/ denn ein ſtadium haͤlt 125. Schritte und 8. ſtadia machen eine Jtalieniſche Meile/ das iſt ein Vier- thel von einer Teutſchen Meile. Dieſe Enge aber heißt Boſpho- rus Thracius und iſt 120. ſtadia lang und heißt am ſelben Orth Propontis. Darnach thut ſichs wieder zuſammen und wird gantz enge/ alſo/ daß von Europa in Aſiam hinuͤber nicht mehr ſind/ denn ſieben ſtadia und heißt am ſelben Orthe Euripus, oder Helleſpontus und darnach geußt ſichs ins Egeiſche Meer. Am Helleſpont liegen zwey Schloͤſſer gegen einander/ ei- nes in Cherſoneſo, mit Namen Seſtus, das andere druͤbẽ in Aſia, Abydus H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/61
Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/61>, abgerufen am 23.12.2024.