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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.
Das IV. Capitul.

Von Beschreibung der Festung Grätz in
Steuermarck.

DJese Festung liegt auf einem Felsen/ der Höhe nach der
zu Preßburg in Ungern fast gleich/ erbauet/ ist über auß
fest und Starck/ hat viel Pasteyen und war dieser Zeit
mit hundert Soldaten besetzt. Oben sind drey Brunnen/ da-
von einer sein Wasser auß der Muer/ so unten vorbey fleust/
hat/ ist so tieff/ daß man gar wol ein Vater unser außbethen
kan/ ehe ein Stein hinab fället. Gegen der Stadt ist der Felß
gar/ auf der andern Seite aber wo er ans Land henget
ist er vom Lande mit einer tieffen Krufft abgeschnidten. Oben
auf dem Wall stehen in dreyen Wachhäusern/ an beyden E-
cken und in der Mitten Soldaten/ welche so oft die Uhr schlägt/
ein ieglicher eine Glocke anziehen/ die flugs bey ihm im Wacht-
hause henget/ und einen Lösungs Schrey thun muß/ also/ daß/
so bald der eine nur den Mund zuthue/ der andere flugs mit
seiner Glocke und Geschrey antwortet.

Unten liegt die Stadt Grätz/ welche die Hauptstadt und
Residentz der Ertz-Hertzogen von Oesterreich in Nieder-
Steuermarck und ziemlich groß und wol erbauet ist/ also/ daß
man gleichwoleine Stunde haben muß/ wenn man herumb
gehen will. Die Muer fleußt gar nahe beyhin/ worüber eine
lange Brücke in die Vorstatt gehet/ auf welcher in die 15.
Krahmladen sind.

Unterm Schloß ist ein Thiergart/ in welchem dißmahl
Dannhirsche giengen. Um die Stadt umbher sind acht star-
cke Pasteyen von gebrandten Steinen wie auch die Stadt-
mäu er von solchen Steinen ist. Auf den Pasteyen stunden
dißmahl 36. Stücke alle mit Dächern besonders verwahret/
und hat die Stadt vier Thore: das Sackthor/ an welchem

wir
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.
Das IV. Capitul.

Von Beſchreibung der Feſtung Graͤtz in
Steuermarck.

DJeſe Feſtung liegt auf einem Felſen/ der Hoͤhe nach der
zu Preßburg in Ungern faſt gleich/ erbauet/ iſt uͤber auß
feſt und Starck/ hat viel Paſteyen und war dieſer Zeit
mit hundert Soldaten beſetzt. Oben ſind drey Brunnen/ da-
von einer ſein Waſſer auß der Muer/ ſo unten vorbey fleuſt/
hat/ iſt ſo tieff/ daß man gar wol ein Vater unſer außbethen
kan/ ehe ein Stein hinab faͤllet. Gegen der Stadt iſt der Felß
gar/ auf der andern Seite aber wo er ans Land henget
iſt er vom Lande mit einer tieffen Krufft abgeſchnidten. Oben
auf dem Wall ſtehen in dreyen Wachhaͤuſern/ an beyden E-
cken und in der Mitten Soldaten/ welche ſo oft die Uhr ſchlaͤgt/
ein ieglicher eine Glocke anziehen/ die flugs bey ihm im Wacht-
hauſe henget/ und einen Loͤſungs Schrey thun muß/ alſo/ daß/
ſo bald der eine nur den Mund zuthue/ der andere flugs mit
ſeiner Glocke und Geſchrey antwortet.

Unten liegt die Stadt Graͤtz/ welche die Hauptſtadt und
Reſidentz der Ertz-Hertzogen von Oeſterreich in Nieder-
Steuermarck und ziemlich groß und wol erbauet iſt/ alſo/ daß
man gleichwoleine Stunde haben muß/ wenn man herumb
gehen will. Die Muer fleußt gar nahe beyhin/ woruͤber eine
lange Bruͤcke in die Vorſtatt gehet/ auf welcher in die 15.
Krahmladen ſind.

Unterm Schloß iſt ein Thiergart/ in welchem dißmahl
Dannhirſche giengen. Um die Stadt umbher ſind acht ſtar-
cke Paſteyen von gebrandten Steinen wie auch die Stadt-
maͤu er von ſolchen Steinen iſt. Auf den Paſteyen ſtunden
dißmahl 36. Stuͤcke alle mit Daͤchern beſonders verwahret/
und hat die Stadt vier Thore: das Sackthor/ an welchem

wir
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[98/0104] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Das IV. Capitul. Von Beſchreibung der Feſtung Graͤtz in Steuermarck. DJeſe Feſtung liegt auf einem Felſen/ der Hoͤhe nach der zu Preßburg in Ungern faſt gleich/ erbauet/ iſt uͤber auß feſt und Starck/ hat viel Paſteyen und war dieſer Zeit mit hundert Soldaten beſetzt. Oben ſind drey Brunnen/ da- von einer ſein Waſſer auß der Muer/ ſo unten vorbey fleuſt/ hat/ iſt ſo tieff/ daß man gar wol ein Vater unſer außbethen kan/ ehe ein Stein hinab faͤllet. Gegen der Stadt iſt der Felß gar/ auf der andern Seite aber wo er ans Land henget iſt er vom Lande mit einer tieffen Krufft abgeſchnidten. Oben auf dem Wall ſtehen in dreyen Wachhaͤuſern/ an beyden E- cken und in der Mitten Soldaten/ welche ſo oft die Uhr ſchlaͤgt/ ein ieglicher eine Glocke anziehen/ die flugs bey ihm im Wacht- hauſe henget/ und einen Loͤſungs Schrey thun muß/ alſo/ daß/ ſo bald der eine nur den Mund zuthue/ der andere flugs mit ſeiner Glocke und Geſchrey antwortet. Unten liegt die Stadt Graͤtz/ welche die Hauptſtadt und Reſidentz der Ertz-Hertzogen von Oeſterreich in Nieder- Steuermarck und ziemlich groß und wol erbauet iſt/ alſo/ daß man gleichwoleine Stunde haben muß/ wenn man herumb gehen will. Die Muer fleußt gar nahe beyhin/ woruͤber eine lange Bruͤcke in die Vorſtatt gehet/ auf welcher in die 15. Krahmladen ſind. Unterm Schloß iſt ein Thiergart/ in welchem dißmahl Dannhirſche giengen. Um die Stadt umbher ſind acht ſtar- cke Paſteyen von gebrandten Steinen wie auch die Stadt- maͤu er von ſolchen Steinen iſt. Auf den Paſteyen ſtunden dißmahl 36. Stuͤcke alle mit Daͤchern beſonders verwahret/ und hat die Stadt vier Thore: das Sackthor/ an welchem wir

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/104>, abgerufen am 23.12.2024.