Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Buch. 3. Titel. 6. Cap.

1362. Der Eid kann nicht zurückgeschoben werden,
wenn die den Gegenstand desselben ausmachende Thatsache
nicht beyde Theile gemeinschaftlich, sondern nur den , wel-
chem der Eid zugeschoben wurde, persönlich angeht.

1363. Ist der angetragene oder zurückgeschobene Eid
einmal geleistet, so wird der Gegner mit dem Beweise,
daß falsch geschworen worden sey, nicht mehr zugelassen.

1364. Die Partey, welche den Eid angetragen oder
zurückgeschoben hat, kann ihn nicht mehr zurücknehmen,
so bald der Gegner sich zu dessen Ablegung bereit erklärt hat.

1365. Der geleistete Eid beweist nur für oder wider
denjenigen, welcher ihn zugeschoben hat, wie auch für oder
wider dessen Erben und Nachfolger.

Der von einem der Solidargläubiger dem Schuldner
zugeschobene Eid befreyt gleichwohl diesen nur für den
Antheil jenes Gläubigers;

Der dem Hauptschuldner zugeschobene Eid befreyt auf
gleiche Art die Bürgen;

Der einem der Solidarschuldner zugeschobene Eid nützt
auch den Mitschuldnern,

Und der den Bürgen zugeschobene nützt auch dem Haupt-
schuldner.

In diesen letzten beyden Fällen nützt der Eid des soli-
darischen Mitschuldners oder des Bürgen den übrigen Mit-
schuldnern oder dem Hauptschuldner nur alsdann, wenn
er über die Schuld selbst, nicht über das Vorhandenseyn
des Solidarverhältnisses oder der Verbürgung, zugeschoben
wurde.

§. 2.

Von dem von Amts wegen auferlegten Eide.

1366. Der Richter kann einer Partey den Eid aufle-
gen, entweder um die Entscheidung der Sache davon ab-

III. Buch. 3. Titel. 6. Cap.

1362. Der Eid kann nicht zuruͤckgeſchoben werden,
wenn die den Gegenſtand deſſelben ausmachende Thatſache
nicht beyde Theile gemeinſchaftlich, ſondern nur den , wel-
chem der Eid zugeſchoben wurde, perſoͤnlich angeht.

1363. Iſt der angetragene oder zuruͤckgeſchobene Eid
einmal geleiſtet, ſo wird der Gegner mit dem Beweiſe,
daß falſch geſchworen worden ſey, nicht mehr zugelaſſen.

1364. Die Partey, welche den Eid angetragen oder
zuruͤckgeſchoben hat, kann ihn nicht mehr zuruͤcknehmen,
ſo bald der Gegner ſich zu deſſen Ablegung bereit erklaͤrt hat.

1365. Der geleiſtete Eid beweist nur fuͤr oder wider
denjenigen, welcher ihn zugeſchoben hat, wie auch fuͤr oder
wider deſſen Erben und Nachfolger.

Der von einem der Solidarglaͤubiger dem Schuldner
zugeſchobene Eid befreyt gleichwohl dieſen nur fuͤr den
Antheil jenes Glaͤubigers;

Der dem Hauptſchuldner zugeſchobene Eid befreyt auf
gleiche Art die Buͤrgen;

Der einem der Solidarſchuldner zugeſchobene Eid nuͤtzt
auch den Mitſchuldnern,

Und der den Buͤrgen zugeſchobene nuͤtzt auch dem Haupt-
ſchuldner.

In dieſen letzten beyden Faͤllen nuͤtzt der Eid des ſoli-
dariſchen Mitſchuldners oder des Buͤrgen den uͤbrigen Mit-
ſchuldnern oder dem Hauptſchuldner nur alsdann, wenn
er uͤber die Schuld ſelbſt, nicht uͤber das Vorhandenſeyn
des Solidarverhaͤltniſſes oder der Verbuͤrgung, zugeſchoben
wurde.

§. 2.

Von dem von Amts wegen auferlegten Eide.

1366. Der Richter kann einer Partey den Eid aufle-
gen, entweder um die Entſcheidung der Sache davon ab-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <pb facs="#f0592" n="580"/>
                <fw type="header" place="top"><hi rendition="#aq">III</hi>. Buch. 3. Titel. 6. Cap.</fw><lb/>
                <p>1362. Der Eid kann nicht zuru&#x0364;ckge&#x017F;choben werden,<lb/>
wenn die den Gegen&#x017F;tand de&#x017F;&#x017F;elben ausmachende That&#x017F;ache<lb/>
nicht beyde Theile gemein&#x017F;chaftlich, &#x017F;ondern nur den , wel-<lb/>
chem der Eid zuge&#x017F;choben wurde, per&#x017F;o&#x0364;nlich angeht.<lb/></p>
                <p>1363. I&#x017F;t der angetragene oder zuru&#x0364;ckge&#x017F;chobene Eid<lb/>
einmal gelei&#x017F;tet, &#x017F;o wird der Gegner mit dem Bewei&#x017F;e,<lb/>
daß fal&#x017F;ch ge&#x017F;chworen worden &#x017F;ey, nicht mehr zugela&#x017F;&#x017F;en.<lb/></p>
                <p>1364. Die Partey, welche den Eid angetragen oder<lb/>
zuru&#x0364;ckge&#x017F;choben hat, kann ihn nicht mehr zuru&#x0364;cknehmen,<lb/>
&#x017F;o bald der Gegner &#x017F;ich zu de&#x017F;&#x017F;en Ablegung bereit erkla&#x0364;rt hat.<lb/></p>
                <p>1365. Der gelei&#x017F;tete Eid beweist nur fu&#x0364;r oder wider<lb/>
denjenigen, welcher ihn zuge&#x017F;choben hat, wie auch fu&#x0364;r oder<lb/>
wider de&#x017F;&#x017F;en Erben und Nachfolger.</p><lb/>
                <p>Der von einem der Solidargla&#x0364;ubiger dem Schuldner<lb/>
zuge&#x017F;chobene Eid befreyt gleichwohl die&#x017F;en nur fu&#x0364;r den<lb/>
Antheil jenes Gla&#x0364;ubigers;</p><lb/>
                <p>Der dem Haupt&#x017F;chuldner zuge&#x017F;chobene Eid befreyt auf<lb/>
gleiche Art die Bu&#x0364;rgen;</p><lb/>
                <p>Der einem der Solidar&#x017F;chuldner zuge&#x017F;chobene Eid nu&#x0364;tzt<lb/>
auch den Mit&#x017F;chuldnern,</p><lb/>
                <p>Und der den Bu&#x0364;rgen zuge&#x017F;chobene nu&#x0364;tzt auch dem Haupt-<lb/>
&#x017F;chuldner.</p><lb/>
                <p>In die&#x017F;en letzten beyden Fa&#x0364;llen nu&#x0364;tzt der Eid des &#x017F;oli-<lb/>
dari&#x017F;chen Mit&#x017F;chuldners oder des Bu&#x0364;rgen den u&#x0364;brigen Mit-<lb/>
&#x017F;chuldnern oder dem Haupt&#x017F;chuldner nur alsdann, wenn<lb/>
er u&#x0364;ber die Schuld &#x017F;elb&#x017F;t, nicht u&#x0364;ber das Vorhanden&#x017F;eyn<lb/>
des Solidarverha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es oder der Verbu&#x0364;rgung, zuge&#x017F;choben<lb/>
wurde.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 2.</head><lb/>
                <argument>
                  <p> <hi rendition="#g">Von dem von Amts wegen auferlegten Eide.</hi><lb/>
                  </p>
                </argument>
                <p>1366. Der Richter kann einer Partey den Eid aufle-<lb/>
gen, entweder um die Ent&#x017F;cheidung der Sache davon ab-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[580/0592] III. Buch. 3. Titel. 6. Cap. 1362. Der Eid kann nicht zuruͤckgeſchoben werden, wenn die den Gegenſtand deſſelben ausmachende Thatſache nicht beyde Theile gemeinſchaftlich, ſondern nur den , wel- chem der Eid zugeſchoben wurde, perſoͤnlich angeht. 1363. Iſt der angetragene oder zuruͤckgeſchobene Eid einmal geleiſtet, ſo wird der Gegner mit dem Beweiſe, daß falſch geſchworen worden ſey, nicht mehr zugelaſſen. 1364. Die Partey, welche den Eid angetragen oder zuruͤckgeſchoben hat, kann ihn nicht mehr zuruͤcknehmen, ſo bald der Gegner ſich zu deſſen Ablegung bereit erklaͤrt hat. 1365. Der geleiſtete Eid beweist nur fuͤr oder wider denjenigen, welcher ihn zugeſchoben hat, wie auch fuͤr oder wider deſſen Erben und Nachfolger. Der von einem der Solidarglaͤubiger dem Schuldner zugeſchobene Eid befreyt gleichwohl dieſen nur fuͤr den Antheil jenes Glaͤubigers; Der dem Hauptſchuldner zugeſchobene Eid befreyt auf gleiche Art die Buͤrgen; Der einem der Solidarſchuldner zugeſchobene Eid nuͤtzt auch den Mitſchuldnern, Und der den Buͤrgen zugeſchobene nuͤtzt auch dem Haupt- ſchuldner. In dieſen letzten beyden Faͤllen nuͤtzt der Eid des ſoli- dariſchen Mitſchuldners oder des Buͤrgen den uͤbrigen Mit- ſchuldnern oder dem Hauptſchuldner nur alsdann, wenn er uͤber die Schuld ſelbſt, nicht uͤber das Vorhandenſeyn des Solidarverhaͤltniſſes oder der Verbuͤrgung, zugeſchoben wurde. §. 2. Von dem von Amts wegen auferlegten Eide. 1366. Der Richter kann einer Partey den Eid aufle- gen, entweder um die Entſcheidung der Sache davon ab-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;

manuell nachkorrigierter OCR-Text der BSB-München




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/592
Zitationshilfe: Napoléon, Hieronymus: Napoleons Gesetzbuch. Code Napoléon. Straßburg, 1808, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/napoleon_code_1808/592>, abgerufen am 22.12.2024.